TROTZ ALLEDEM!

Vorbemerkung zur Gemeinsamen Erklärung zum Millennium

Wie die LeserInnen unter Euch, die unsere vorherigen Nummern bereits kennen, wissen, haben wir Gemeinsame Erklärungen schon zu den verschiedenen Ereignissen veröffentlicht. So gab es zum Beispiel eine Gemeinsame Erklärung mit der Red Flag Indien und Bolsevik Partizan (Nordkurdistan/Türkei) 1999 zu Rosa und Karl oder zum 80. Jahrestag der Sozialistischen Oktoberrevolution in Rußland 1997 mit den og. Parteien und zusätzlich der Initiative Marxist/innen-Leninist/innen (IML) aus Österreich, und der Marxistisch-Leninistischen Partei Österreichs. Wir haben nun einige Leserbriefe bekommen, wo an- und nachgefragt wurde, wie wir zu diesen Parteien und Organisationen stehen und welchen Stellenwert diese Gemeinsamen Erklärungen haben. Konkret wollten interessierte LeserInnen wissen, ob wir z.B. "Geschwisterbeziehungen" zu all den Parteien/Organisationen haben, mit denen wir solche Gemeinsamen Erklärungen herausbringen.

Wir möchten dazu folgendes sagen: Wir sind noch eine junge Zeitschrift und Organisation, die dabei ist, sich gerade herauszubilden. Vorrangig arbeiten wir an der Schaffung der programmatischen, theoretischen und politischen Grundlagen einer aufzubauenden Organisation. Da unsere Sache eine internationale ist, hat für uns von Anfang eine große Rolle gespielt von internationalen Erfahrungen zu lernen und soweit es in unseren bescheidenen Möglichkeiten liegt, Diskussionen zu führen und einen Erfahrungsaustausch zu machen. Darüberhinaus sehen wir es als wichtig und richtig an, zu bestimmten politischen Ereignissen gemeinsam mit Organisationen, deren Positionen wir nahestehen und wo eine politische Einheit möglich ist, unsere Standpunkte in die Bewegung hineinzutragen.

Wir haben zu den einzelnen Parteien und Organisationen, mit denen wir bisher Gemeinsame Erklärungen verfassten unterschiedliche Kontakte und Beziehungen. Mit Bolsevik Partizan verbinden uns sehr enge politische Beziehungen, eine weitgehende ideologische Übereinstimmung und eine konkrete Zusammenarbeit in der BRD. Wir schätzen sie als marxistisch-leninistisch ein. Alle anderen Parteien und Organisationen können wir heute noch nicht umfassend einschätzen, aber sehen sie auf jeden Fall als revolutionär und dem Marxismus-Leninismus sehr nahestehend an. Wir haben bislang zu keiner Partei und Organisation "Geschwisterbeziehungen". Wir stecken einfach noch viel zu sehr in den Anfängen, um schon solche allseitigen und fest fundierten politischen Beziehungen einzugehen. Aber natürlich sind solche Gemeinsamen Erklärungen Schritte, eine vorhandene Einheit in bestimmten politischen Grundlagen zu festigen und weiterzuentwickeln. Das schließt natürlich in keinster Weise aus, wie wir auch in unseren bisherigen Nummern der "Trotz Alledem!" dokumentierten, sich gegenseitig zu kritisieren, Positionen zu hinterfragen und eine öffentliche und offene Debatte um die wichtigen heute anstehenden Fragen zu führen. Im Gegenteil, das eine bedingt das andere geradezu. So gab es kritische Bemerkungen unsererseits zu einem Artikel aus Red Flag den wir übersetzten. Bei der KPI/ML, mit der aufgrund der objektiven Bedingungen nicht sehr umfassende Diskussionen stattfinden können, stehen die Fragen der Einschätzung Mao Tse- tungs und der chinesischen Revolution zur Diskussion. Mit den GenossInnen der Initiative Marxist/innen- Leninist/innen IML aus Österreich gibt es Unterschiede in der Einschätzung des Kosovokrieges und unterschiedliche Positionen in Fragen des Parteiaufbaus. Zwischen der MLPÖ und uns gibt es tiefergehende Differenzen zur nationalen Frage und in der Haltung zur EU und zum EURO. (Auf diese werden wir in der nächsten Nummer der TA eingehen.) Bezüglich der Entwicklungen im Kosovo gibt es unterschiedliche Positionen, auf die in dieser Nummer (siehe Seite.37) eingegangen wird.

Kurz gesagt: Wir halten solche Gemeinsamen Erklärungen für wichtig und politisch sinnvoll, um einen gegenseitigen Diskussionsprozeß zwischen marxistisch-leninistischen, revolutionären Organisationen zu führen. Um dabei auch gemeinsame Standpunkte zu entwickeln und in die Klassenkämpfe in unseren einzelnen Ländern hineinzutragen, als einen Ausdruck des notwendigen proletarischen Internationalismus. Gleichzeitig führt das zu einem Klärungsprozeß wo auf der einen Seite die Gemeinsamkeiten sind, und wo auf der anderen Seite die Differenzen, Kritiken und offenen Fragen sind.

Auf die Frage von einer Leserin, ob wir denn so eine Erklärung auch mit der KPD/ML zusammen verfassen und unterschreiben würden, können wir nur sagen, daß sich natürlich in den Inhalten der Erklärungen ausdrückt, daß sie revolutionär und marxistisch-leninistisch sind. Eine solche Erklärung könnte die KPD/ML nur schwerlich unterschreiben und wir würden sie dazu auch nicht auffordern. Wir halten sie für eine opportunistische Organisation, mit der wir heute auf einer solchen Ebene eine Zusammenarbeit nicht richtig finden. Aber wir könnten uns sehr gut vorstellen, daß es andere Gruppen von MarxistInnen-LeninistInnen in der BRD gibt, die ebenso wie wir eine solche mitverfassen und unterzeichnen.