TROTZ ALLEDEM!

Vorbemerkung der Redaktion:

Wir wollen mit diesem Artikel einige - uns wichtig erscheinende - Hintergrundinformationen geben. Die Geschichte Afghanistans und die Interessen der kolonialen Mächte, wie auch der heutige Großmächte sind eng miteinander verknüpft. Afghanistan steht beispielhaft für viele Länder, deren ökonomische, politische und soziale Entwicklung im Spinnennetz der kapitalistischen Weltentwicklung gefangen wurde. Die Geschichte des Widerstandes gegen dieses Schicksal ist die andere Seite der Medaille. Schon Marx und Engels analysierten diese Geschichte vor nunmehr über 100 Jahren. An Bedeutung haben ihre Erkenntnisse nichts verloren. Es war uns auch sehr wichtig, unsere LeserInnen mit wichtigen Positionen von revolutionären, marxistisch-leninistischen Kräften aus Afghanistan über die Zeit der Herrschaft der Marionettenregimes des russischen Sozialimperialismus (70er und 80er Jahre) bekannt zu machen. Heute preisen manche Gruppen innerhalb der linken Bewegung diese Zeitspanne als "Revolution und demokratische Herrschaft" und Alternative zu den Taliban- und Mujahedin-Regimen an. Die aktuelle Situation in Afghanistan werden wir am Ende des Artikels nur kurz streifen. In der Trotz Alledem Nummer 22 und in unseren Flugschriften haben wir die neueren Entwicklungen bereits bewertet. Wir möchten noch anmerken, daß es sich keineswegs um eine umfassende Analyse handelt, sondern um einige wichtige Gesichtspunkte, die wir in der Geschichte der Kommunistischen Bewegung studiert haben, und um zusammengetragenes Material aus verschiedensten Quellen, das wir für die Diskussion wichtig finden

 

Im Westen und Osten nichts Neues:
Afghanistan-Spielball imperialistischer Interessen

Rückblick - Kolonialgeschichte

Afghanistan ist seit über hundert Jahren ein Spielball der Unterwerfungspolitik der Großmächte. Bedingt durch seine strategische Lage, Durchgangsweg nach Zentralasien, vorgelagerter Stützpunkt zum Russischen Reich, angrenzend an Indien, damit dem britischen Kolonialreich vorgelagert, versuchten sich alle Kolonialmächte seit dem 18. Jahrhundert in der Unterwerfung Afghanistans. Die expandierende britische Kolonialmacht und der russische Zarismus, durchaus auch mit Einmischung Frankreichs, stritten um die Aufteilung der Beute. Zweimal führte England im 19. Jahrhundert Krieg gegen Afghanistan, zweimal wurde die britische Armee geschlagen. Die völlige koloniale Unterwerfung gelang nicht, aber de facto wurde Afghanistan eine Halbkolonie. Friedrich Engels schildert in seinem Artikel "Afghanistan"die Anmaßungen der britischen Weltmacht und den Widerstand Afghanistans gegen die Unterwerfung. Schon damals nahmen die imperialistischen Großmächte ihre Interessen nicht nur direkt wahr sondern benutzten auch andere, abhängige Staaten wie Persien, das osmanische Reich etc. für ihre Einflußnahmen. Kriege und die "Teile- und Herrsche" -Politik spielten eine zentrale Rolle im Kampf gegen andere Konkurrenten. Ebenfalls wird aus den Texten von Marx und Engels deutlich, wie die Grenzziehungen von Ländern und die willkürliche Schaffung von Staaten durch die imperialistischen Interessen an bestimmten Einflußspähren diktiert wurden. Das wiederum führte dazu, daß Nationen und Nationalitäten auf ihren Territorien in verschiedene Staaten gewaltsam eingegliedert und willkürlich aufgeteilt wurden. Diese willkürlichen Grenzziehungen legten die Grundsteine für spätere tiefgreifende nationale Konflikte.

Zurück zur Geschichte Afghanistans. Der erste englisch-afghanische Krieg fand zwischen 1838 und 1842 statt.

Marx und Engels schildern im Folgenden Ursachen und Zielsetzungen des ersten Krieges:

"Im September 1837 drang eine persische Armee in Afghanistan ein... In der Zwischenzeit hatte Herat trotz einer sehr langwierigen Blockade ausgehalten, die persischen Sturmangriffe wurden zurückgeschlagen, und am 15. August 1838 war der Schah gezwungen, die Belagerung aufzuheben und sich in Eilmärschen aus Afghanistan zurückzuziehen. Jetzt hätte man annehmen dürfen, daß die Operationen der Engländer beendet werden könnten, doch weit davon entfernt nahmen die Dinge eine höchst ungewöhnliche Wendung. Nicht damit zufrieden, die Versuche Persiens zur Besitzergreifung eines Teils von Afghanistan zurückzuweisen, die angeblich auf Betreiben und im Interesse Rußlands erfolgten, versuchten es die Engländer, selber das ganze Land zu besetzen. Daher der berühmte Afghanische Krieg, dessen schließliches Ergebnis für die Engländer so verheerend war...". (Marx, "Der Krieg gegen Persien", 1857, MEW 12, S. 121)

Detailliert beschreibt Engels die Kriegsführung des englischen Imperialismus und die Rolle der afghanischen Herrscher und Kriegsherren:

"Der Stamm der Bairakschi, der nun die oberste Macht erlangt hatte, teilte das Land (Afghanistan) unter sich auf, doch wie dort so üblich entzweite er sich und war sich nur einig gegen einen gemeinsamen Feind. Einer der Brüder, Muhammad-Khan, war im Besitz der Stadt Peschawar, einem anderen gehörte Ghasni, einem dritten Kandahar, während Dost Muhammad, der mächtigste der Familie, in Kabul seine Macht ausübte. Zu diesem Fürsten wurde 1835 Hauptmann Alexander Burnes (Engländer, A.d.V.) als Gesandter geschickt, als Rußland und England in Persien und Zentralasien gegeneinander intrigierten. Er schlug ein Bündnis vor, das Dost Muhammad nur zu bereitwillig akzeptierte; aber die englisch-indische Regierung forderte alles von ihm, während sie ihm absolut nichts als Gegenleistung bot. Inzwischen, nämlich 1838, belagerten die Perser mit russischer Hilfe und Beratung Herat, den Schlüssel zu Afghanistan und Indien, ein persischer und russischer Agent trafen in Kabul ein, und Dost Muhammad wurde schließlich durch ständige Ablehnung jeder positiven Verpflichtung seitens der Briten gezwungen, Angebote der anderen Seite entgegenzunehmen. Burnes reiste ab und Lord Auckland, der damalige Generalgouverneur von Indien, entschied sich unter dem Einfluß seines Sekretärs W. Macnaghten, Dost Muhammad für das zu strafen, was er ihm selbst aufgezwungen hatte. Er beschloß ihn zu entthronen und Schah Schudschah einzusetzen, der zu jener Zeit Pensionär der indischen Regierung war. Es wurde ein Vertrag mit Schah Schudschah und den Sikhs abgeschlossen; der Schah begann eine Armee zu sammeln, die von den Briten bezahlt und von ihren Offizieren geführt wurde, und am Satledsch eine englisch-indische Streitmacht zusammengezogen. Macnaghten sollte, von Burnes unterstützt, die Expedition in der Eigenschaft eines Gesandten in Afghanistan begleiten. Inzwischen hatten die Perser die Belagerung von Herat aufgehoben und damit entfiel der einzige ernsthafte Vorwand zum Einschreiten in Afghanistan; trotzdem marschierte die Armee im Dezember 1838 in Sind ein

Am 20. Februar 1839 setzte die britische Armee über den Indus. Sie bestand nun aus etwa 12 000 Mann und einem Lagergefolge von über 40 000, neben den neuen Aufgeboten des Schahs. Im März wurde der Bolan-Paß überschritten; Mangel an Proviant und Fourage (Futter der Militärtiere A.d.V.) begann sich bemerkbar zu machen, die Kamele blieben zu Hunderten am Wege liegen, und ein großer Teil der Bagage (Gepäck,Troß A.d.V.) ging verloren. Am 7. April näherte sich die Armee dem Khojuk-Paß, überschritt ihn, ohne Widerstand zu finden, und marschierte am 25. April in Kandahar ein, das die afghanischen Fürsten, Brüder von Dost Muhammad, aufgegeben hatten. Nach einer Ruhepause von zwei Monaten rückte Sir John Keane, der Befehlshaber, mit dem Gros der Armee nach Norden vor und ließ eine Brigade unter Nott in Kandahar zurück. Ghasni, das unbezwingbare Bollwerk Afghanistans, wurde am 22. Juni eingenommen... und am 6. August öffnete auch Kabul seine Tore. Schah Schudschahs wurde mit allen Zeremonien auf den Thron gesetzt, aber die Zügel der Regierung blieben in Händen Macnaghtens, der auch alle Ausgaben Schah Schudschans aus der indischen Staatskasse zahlte. Die Eroberung Afghanistans schien abgeschlossen zu sein und ein beträchtlicher Teil der Truppen wurde zurückgeschickt. Aber die Afghanen gaben sich keineswegs damit zufrieden von den Feringhi Kafirs (den europäischen Ungläubigen) beherrscht zu werden, und während der Jahre 1840 und 1841 folgte in den einzelnen Teilen des Landes ein Aufstand dem anderen. Die englisch-indischen Truppen waren gezwungen, ständig in Bewegung zu bleiben. Doch Macnaghten erklärte, das sei der normale Zustand der afghanischen GesellschaftDost Muhammad hatte sich im Oktober 1840 den Briten ergeben und wurde nach Indien geschickt; alle Aufstände während des Sommers 1841 wurden erfolgreich unterdrückt und gegen Oktober 1840 beabsichtigte Macnaghten, der zum Gouverneur von Bombay ernannt worden war, mit einer anderen Truppeneinheit nach Indien abzuziehen. Da aber brach der Sturm los. Die Besetzung Afghanistans kostete dem indischen Schatzamt jährlich 1 250 00 Pfund Sterlin, 16.000 Soldaten -die englisch-indischen und die Truppen des Schah Schudschahs- in Afghanistan mußten bezahlt werden, weitere 3000 lagen in Sind und am Bolanpaß, Schah Schudschahs königlicher Prunk, die Gehälter seiner Beamten und alle Ausgaben seines Hofes und seiner Regierung wurden vom indischen Schatzamt bezahlt und schließlich wurden die afghanischen Häuptlinge aus derselben Quelle substidiert oder vielmehr bestochen, um zu verhindern, daß sie Unheil stifteten. Macnaghten wurde mitgeteilt, daß es unmöglich wäre, weiterhin diese hohen Geldausgaben beizubehalten. Er versuchte Einschränkungen vorzunehmen, aber der einzige Weg, sie zu erzwingen bestand darin, die Zuwendungen für die Häuptlinge zu beschneiden. An dem selben Tag, an dem er das versuchte, stifteten die Häuptlinge eine Verschwörung zur Ausrottung der Briten an, und so war es Macnaghten selbst, der zur Einigung jener aufständischen Kräfte beitrug, die bislang einzeln und isoliert und ohne Übereinstimmung gegen die Eindringlinge gekämpft hatten; übrigens steht ebenfalls fest, daß der Haß auf die britische Herrschaft unter den Afghanen zu dieser Zeit seinen Höhepunkt erreicht hatte.... Am 2 .November 1841 brach der Aufstand los. Der britische General unternahm nichts und da der Aufstand auf keine Gegenwehr stießt, gewann er an Stärke. Gegen Tausende Aufständischer wurden ein paar Kompanien geschickt und natürlich geschlagen. Das ermutigte die Afghanen noch mehr. Am 3. November wurden die Forts nahe dem Lager besetzt. Am 9. November nahmen die Afghanen das Versorgungsfort und die Briten waren somit auf Hungerrationen gesetzt. Am 5. sprach Elphinstone bereits davon freien Abzug aus dem Land zu erkaufen. Faktisch hatte seine Unentschlossenheit und Unfähigkeit Mitte November die Truppen soweit demoralisiert, daß weder die Europäer noch die Sepoys (indischen Truppen) imstande waren, den Afghanen in offener Feldschlacht zu begegnen Dann begannen die Unterhandlungen, in deren Verlauf Macnaghten bei einer Unterredung mit afghanischen Häuptlingen ermordet wurde. Schnee begann die Erde zu bedecken, der Proviant wurde knapp. Schließlich wurde am 1. Januar eine Kapitulation unterzeichnet.Ganz Afghanistan mußte geräumt werden.Dost Muhammad wurde nun aus der Gefangenschaft entlassen und kehrte in sein Königreich zurück. So endete der Versuch der Briten, in Afghanistan eine ihrer Kreaturen auf den Thron zu setzen." (Friedrich Engels, "Afghanistan", 1857,MEW Bd. 14, S. 73 ff)

Die kolossale Bedeutung Afghanistans im strategischen Machtspiel der Großmächte endete hiermit natürlich nicht:

"In der Periode von 1838 bis 1849, in den Kriegen gegen die Sikhs und Afghanen, setzte sich das englische Regime durch die gewaltsame Annexion des Pandschab und Sind endgültig in den Besitz der ethnographischen, politischen und militärischen Grenzen des ostindischen Kontinents. Deren Besitz war unbedingt notwendig um jede aus Mittelasien einfallende Macht zurückzuschlagen und um Rußlands Vordringen gegen die Grenzen Persiens zu vermeiden." (MEW9, S.152, "Die ostindische Kompanie, ihre Geschichte und die Resultate ihres Wirkens", 1853). "Die gegenwärtige Abhängigkeit Persiens von Rußland und Afghanistans von den Engländern ist dadurch bewiesen, daß die Russen schon Truppen nach Persien und die Engländer Truppen nach Kabul geschickt haben." (Engels, "Perspektiven des englisch-persischen Krieges", MEW Bd. 12, S. 125)

Noch einmal versuchte das russische Zarenreich Afghanistan unter seine Fittiche zu nehmen, noch einmal antwortete das britische Reich mit Krieg, dem "zweiten Afghanistan-Krieg" (1878-1880). Auch hier erzwang der Widerstand Afghanistans eine Lösung, die nicht voll den Erwartungen der englischen Großmacht entsprach. Fazit war, daß Afghanistan zwar keine Kolonie wie Indien wurde, aber eine Halbkolonie des englischen Imperiums. Praktisch politisch bedeutete das, daß die Außenpolitik "von der britischen Krone" bestimmt wurde, sowie "Gebietsverluste" hingenommen werden mußten. Im Gegenzug erhielten die afghanischen Könige " militärische Hilfe". Das besiegelten Rußland und England 1879 im Vertrag von Gandomak, wo Rußland zustimmte, daß Afghanistan der britischen Einflußsphäre zugeschlagen wurde. Daß damit die Rivalitäten und die Begehrlichkeiten der Großmächte nicht beendet waren, versteht sich von selbst.

Ausblick - Imperialismus

Bei jedem neuen Kräftemessen der Großmächte auch im 20. Jahrhundert spielte die "afghanische Karte" eine gewichtige Rolle. So analysierte Lenin in "Über den Seperatfrieden" 1916 die Ursachen des 1.Weltkrieges:

"Neben dem Konflikt der räuberischen Interessen Rußlands und Deutschlands besteht ein nicht minder tiefer, wenn nicht gar noch tieferer Konflikt zwischen Rußland und England. Das Ziel der imperialistischen Politik Rußlands, das durch jahrhundertelange Rivalität und durch die objektiven internationalen Wechselbeziehungen der Großmächte bestimmt wird, kann kurz folgendermaßen umrißen werden: Mit Hilfe Englands Deutschland in Europa schlagen, um Österreich und die Türkei auszurauben (Österreich Galizien und der Türkei Armenien und vor allem Konstantinopel nehmen). Dann mit Hilfe Japans und desselben Deutschlands England in Asien schlagen, um ganz Persien zu annektieren, die Teilung Chinas zu Ende führen usw. Von 1878 bis 1885, als es wegen der Teilung der Beute in Mittelasien um ein Haar zu einem Krieg zwischen Rußland und England gekommen wäre (Afghanistan, der Vormarsch der russischen Truppen in Mittelasien bedrohte die englische Herrschaft in Indien) und bis 1902in dieser ganzen langen Zeit war England der stärkste Feind der Raubpolitik Rußlands, weil Rußland die Herrschaft Englands über eine Reihe fremder Völker zu untergraben drohte." ( LW, Bd. 23, S. 125 )

Die von Marx, Engels analysierte Kolonialpolitik und die von Lenin aufgezeigte imperialistische Großmachtpolitik in Asien, wie sie sich historisch konkret entwickelte, welche Kräfte beteiligt waren, wie die unterschiedlichen Kräftekonstellationen sich bildeten, beweist eigentlich nichts anders als, - wenn wir die heutige Kriegssituation in Afghanistan einschätzen -, es hat sich wirklich nichts wesentlich geändert. Geändert haben sich Gewicht, Machtposition der einzelnen beteiligten Großmächte, bzw. es sind noch weitere hinzugekommen aber die strategischen Ziele wie die Mittel sie zu erreichen sind, waren und sind ein und dieselben. Wichtig erscheint uns hier zu verstehen, wie Lenin den Schleier der Diplomatie der Großmächte zerreißt, und dahinter das Paktieren der einen Großmacht mit der anderen Großmacht in einem Konflikt entlarvt, was sie nicht daran hindert in einem zweiten, anderen Konflikt sich mit dem Gegner im ersten Fall zusammenzutun und den damaligen Verbündeten nun als Feind anzugehen.

In der Epoche des Imperialismus steigerte sich die koloniale und halbkoloniale Unterdrückung ins Unermeßliche. Stalin faßte gerade diesen fundamentalen Wesenszug der imperialistischen Politik theoretisch in dem Werk "Grundlagen des Leninismus" so zusammen: "der Widerspruch zwischen den verschiedenen Finanzgruppen und imperialistischen Mächten in ihrem Kampf um Rohstoffquellen, um fremde Territorien. Der Imperialismus ist Kapitalexport nach den Rohstoffquellen, Kampf um die Neuaufteilung der bereits aufgeteilten Welt, ein Kampf der mit besonderer Verbissenheit von den neuen Finanzgruppen und Mächten, die einen Platz an der Sonne suchen, gegen die alten Gruppen und Mächte geführt wird, die an dem Eroberten zäh festhalten. Dieser wütende Kampf zwischen den verschiedenen Kapitalistengruppen ist deshalb bedeutsam, weil er als unausbleibliches Element imperialistische Kriege ins sich schließt, Kriege zur Eroberung fremder Gebiete. Dieser Umstand ist deshalb bedeutsam. weil er zur Folge hat, daß sich die Imperialisten gegenseitig schwächen, daß die Position des Kapitalismus überhaupt geschwächt wird. daß der Moment der proletarischen Revolution näher rückt und daß diese Revolution zur praktischen Notwendigkeit wird." (Stalin, "Grundlagen des Leninismus", Bd. 6, S. 65)

Zurück zu Afghanistan nach dem 1. Weltkrieg und dem Ausbruch der Oktoberrevolution in Rußland.

"Die Große Sozialistische Oktoberrevolution, die eine neue Epoche in der Geschichte der Menschheit begründete, war von ungeheurem Einfluß auch auf die Länder des kolonialen Ostens, darunter Afghanistans. Die fortschrittlichen Menschen Afghanistans sahen in Sowjetrußland ihren einzigen Freund und Bundesgenossen im Kampf um die nationale Unabhängigkeit. 1918 okkupierten englische Truppen Persien und brachen auch nach Zentralasien in das Gebiet des Sowjetstaates ein. Afghanistan nahm dabei in den Plänen der englischen Imperialisten eine Sonderstellung ein." ("Große Sowjetenzyklopädie, Afghanistan", 1950, S.40) "Gestern traf eine Meldung ein, daß ein Teil der mittelasiatischen Städte von einem konterrevolutionären Aufstand erfaßt worden sei, bei dem die Engländer von ihren Positionen in Indien aus ganz offensichtlich die Hand im Spiel haben. Mit der völligen Unterwerfung Afghanistans haben sie sich schon längst einen Stützpunkt geschaffen, sowohl um ihre kolonialen Besitzungen auszudehnen und die Nationen zu unterjochen als auch für Überfälle aus Sowjetrußland." (Lenin, Bd. 28, "Rede in der gemeinsamen Sitzung des gesamtrussischen Zentralexekutivausschusses, des Moskauer Sowjets, der Betriebskomitees und der Gewerkschaften Moskaus", 1918)

Angezogen durch die Nationalitätenpolitik der jungen Sowjetunion, die im Mai 1919 durch die vollständige Anerkenung der Unabhängigkeit Afghanistans vor aller Welt mit der alten imperialistischen Politik des Zarismus brach, widersetzte sich Afghanistan der englischen Kolonialpolitik. Der dritte Krieg Englands gegen Afghanistan, der einen Monat dauerte, von Mai bis Juni 1919, führte zu einem Friedensvertrag zwischen England und Afghanistan, indem England zwar den Status Quo der Grenzen durchsetzte, aber die volle Unabhängigkeit Afghanistan anerkennen mußte. Die sozialistische Sowjetunion schloß einen Freundschaftsvertrag 1921und einen Nichtangriffspakt 1926 mit Afghanistan und versuchte antiimperialistische Bestrebungen zu unterstützen.

In der Sowjet-Enzyklopädie wird die innenpolitische Situation zum damaligen Zeitpunkt in Afghanistan so eingeschätzt: "Gestützt auf den fortschrittlichen Teil der afghanischen Gutsbesitzer und Kaufleute schuf Amanullah (der herrschende Emir A.d.V.)) einen zentralisierten staatlichen Verwaltungsapparat, hob einen großen Teil der inneren Zölle auf, verbot den Sklavenhandel, befreite die Sklaven und führte Gesetze nach bürgerlichem Muster ein. Aber all diese Reformen gingen von der Oberschicht aus. Die Reformen Amanullahs erregten in höchstem Maße die Unzufriedenheit sowohl der reaktionären Geistlichkeit, die ihres Monopols auf dem Gebiete des Schulwesens und der Gerichtsbarkeit verlustig ging und sich nun eine strenge Staatskontrolle über die Verwaltung der Wakuf-Länder - des Landbesitzes der mohammedanischen religiösen Organisationen - gefallen lassen mußte, als auch der afghanischen Stammesaristokratie, der Amanullah das Recht der Steuereinahme entzog. Die afghanischen Reaktionäre erfreuten sich dabei jeglicher Hilfe der ausländischen und vorallem der englischen Imperialisten. Der erfolgreiche Kampf um die Unabhängigkeit des Landes hatte Amanullah für die erste Zeit die Symphatie der Bauern eingebracht. Aber bald rief das starke Anziehen der Steuerschraube, die Machenschaften der Monopolgesellschaften, die zu Spottpreisen Rohstoffe auf dem Lande aufkauften und Industriewaren zum dreifachen Preis einführten, das starke Ansteigen der Pachten, der massenweise Übergang des bäuerlichen Landes in die Hände der Gutsbesitzer, Wucherer und Beamten und die Bestechlichkeit und Willkür der letzteren die Unzufriedenheit der Bauern hervor." ("Große Sowjet-Enzyklopädie, Afghanistan", S.42ff) Nach der Absetzung Amanullahs, zerfiel Afghanistan wieder weitgehend in halb unabhängige feudale Gebiete, wo lokale Machthaber - warlords - um die zentrale Macht konkurrierten.

Deutsche Interessen am Hindukush?

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gesellte sich ein weiterer Konkurrent in das Konzert der Großmächte, die Afghanistan und Asien unter sich aufteilen wollten. Der deutsche Imperialismus. "Der englisch-russische Vertrag von 1907 richtete sich vor allem gegen die Expansion des deutschen Imperialismus, die die Positionen beider, Rußlands und Englands, in Vorder- und Mittelasien bedrohte. Der deutsche Generalstab arbeitete weitreichende Pläne für das Vordringen nach dem Osten aus, wobei die Zugänge nach Indien darunter auch Afghanistan, eine wesentliche Rolle spielten. In Afghanistan selbst tauchten türkische Emissäre auf, die eine deutschfreundliche Propaganda betrieben. 1915-1916 war in Afghanistan eine über Persien eingereiste deutsch-österreichische-türkische Mission mit Niedermeyer an der Spitze tätig. Ihre Agitation für den Eintritt Afghanistans in den Krieg fand rege Unterstützung bei der reaktionären mohammedanischen Geistlichkeit." ("Sowjet-Enzyklopädie", S. 39ff) Auch wenn der Versuch fehlschlug, war das der Beginn der besonderen "deutsch-afghanischen Beziehungen. "Deutsche Industrie-und Handelskreise gründeten 1923 die "deutsch-afghanische Compagnie". 1924 kam es zu dem deutsch-afghanischen Kulturabkommen, der Gründung einer deutschen Schule in Kabul und Abkommen über den Bau der Eisenbahn und dem Einsatz deutscher Fachkräfte. 1926 wurde ein Freundschaftsvertrag abgeschlossen. Bei den Wirtschafts- und Handelsverträge des afghanischen Staates mit anderen Staaten stand Deutschland an der 1. Stelle.

Der deutsche Imperialismus versuchte seine Expansionspolitik im Vorfeld des 2.Weltkriges gegen "britisch"-Indien und vor allem gegen die sozialistische Sowjetunion durch den Einfluß in Afghanistan auszubauen. Die Nazis forcierten eine Verstärkung der Beziehungen auf politischem, ökonomischen und kulturellen Gebiet. Rohstoffe von Baumwolle bis hin zur Ausbeutung von Mineralvorkommen wurden nach Deutschland in stets wachsendem Umfang zur Kriegsaufrüstung exportiert. Gleichzeitig wurde das afghanische Regime durch die Gewährung von Krediten, so z.B. ein Militärkredit über 15 Millionen Reichsmark fester ans deutsche Finanzkapital gebunden. Die IG-Farben, wie Siemens-Schuckert, oder die sächsische Textilmaschinenfabrik betrieben ihre Geschäfte mit Afghanistan. Die faschistische Außenpolitik Nazi-Deutschlands für Afghanistan sah so aus: "Es wurde eine generelle Planung für alle Sektoren des afghanischen Staatswesens entworfen und als Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung die Verpflichtung deutscher Sachverständiger in afghanische Regierungsdienste veranlaßt. Durch derartige eingearbeitete deutsche Kräfte sollte auf den lebenswichtigen Posten ein Netz von Stützpunkten geschaffen werden, die Deutschland die Möglichkeit boten, sie im Falle eines militärischen Vorgehens Afghanistans mit deutscher Hilfe mitzuverwenden. Deutsche Polizeioffiziere haben das afghanische Polizei- und Geheime Staatspolizeiwesen ganz neu aufgebaut." (Rosenberg, "Afghanistan, Zielsetzung der Außenpolitik der NSDAP, 1939" zitiert in Inamo/Afghanistan, Nr.17/1999)

"In den 30er bis 40er Jahren trat ein bedeutender Umschwung im wirtschaftliche und politischen Leben Afghanistans ein. Die Bildung eines gesamtafghanischen Marktes und das Erstarken kapitalistischer Verhältnisse beschleunigten die Entwicklung der nationalen Konsolidierung der Afghanen. Gleichzeitig verstärkte sich der nationale Druck auf die nichtafghanischen Völker und deren zwangsweise Afghanisierung. In den Schulen, in Presse und Literatur begann die Propaganda eines Pan-Afghanismus der die Afghanen zu Ariern des Ostens und zum einzigen Kulturvolk inmitten der barbarischen Umwelt stempelte. Diese faschistische Doktrin sollte die räuberischen Ansprüche der afghanischen Reaktionäre rechtfertigen die große Teile Irans, Indiens und Zentralasiens für von altersher afghanische Gebiete erklärten. Von den ersten Regierungsjahren Sahir-Schahs an begann eine Durchsetzung des afghanischen Staatsapparates mit deutschen Faschisten, die unter dem Aushängeschild harmloser Geologen, Ärzte, Ingenieure, Lehrer und Wirtschaftswissenschaftler im Lande tätig waren. Die deutschen Agenten bemühten sich, in die afghanische Armee einzudringen, und das Offizierskorps unter ihren Einfluß zu bringen. 1938 gewährte Hitlerdeutschland Afghanistan einen Kredit von 27 Millionen Mark auf 8 Jahre bei 4% Verzinsung, der in erster Linie für den Einkauf von Kriegsmaterial bestimmt war." ("Sowjet-Enzyklopädie", S. 46. Als "Afghanen" bezeichnet die Sowjet-Enzyklopädie das Volk der Paschtunen, das zwischen Pakistan und Afghanistan aufgeteilt sind, und die die beherrschende Nation in Afghanistan waren.

Zwar gelang es den Nazi-Faschisten nicht Afghanistan in den Krieg direkt einzubeziehen, aber sie nutzten es als Einfalls- und Infiltrationsgebiet gegen die Sowjetunion.

An die guten traditionellen Beziehungen knüpfte die BRD sofort nach dem Krieg wieder an. Siemens wurde gleich wieder aktiv, ab 1950 gab es schon wieder einen aktiven Handel. Die BRD sicherte die wirtschaftliche Präsenz auch politisch ab und verstärkte Kapitalinvestitionen im Rahmen der "Entwicklungshilfe" in Afghanistan. Wieder wurde das Land zu einem wichtigen Stützpunkt im Kampf gegen den Kommunismus, der Einflußnahme gegen die Sowjetunion und der Festigung von Positionen des deutschen Imperialismus in Zentralasien. Welches Gewicht die BRD hatte zeigte sich z.B. an der Tatsache, daß vier Minister der Regierung Muhammad Yussufs 1963 in der BRD studiert hatten. Ziel war die Aufgabe der "Neutralitätspolitik" Afghanistans gegenüber vor allem dem sozialistischen Lager und feste Einbindung in das westliche Bündnis. Hohe Kapitalhilfen und verstärkte Investitionen in den 60er und 70er Jahren stützten diese Bemühungen. Der Konzern Hochtief und Siemens gründeten Niederlassungen, Höchst und Bayer betrieben gemeinsam die erste pharmazeutische Fabrik in Afghanistan. Sie produziert bis heute. In "guter Tradition" wurde die Polizei und der Geheimdienst von der BRD mitausgebildet. "In diesen Jahren standen Geberländer geradezu Schlange, um Entwicklungsprojekte in Afghanistan durchführen zu können. Für die BRD wurde Afghanistan zum größten Nehmerland, gemessen an seiner Bevölkerungszahl. Bis zum sowjetischen Einmarsch 1979 summierte sich die deutsche Hilfe für Afghanistan auf 764 Millionen Mark." (FAZ, 4.Oktober 2001) So "einfühlsam" kann man Neokolonialismus auch beschreiben!

Mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen und der Umwandlung in eine Kolonie des russischen Sozialimperialismus wurde natürlich diese Politik gestoppt und der afghanische Staat boykottiert. Das "Engagement" wurde nach Pakistan verschoben und der dortige faschistische Diktator Zia ul Hak hofiert. Parallel dazu wurden nun sämtliche islamische Mujahedin Gruppierungen Afghanistans, die sich ihre logistische Basis in Pakistan schufen, mit allen Mitteln militärisch aufgerüstet, politisch umgarnt und unterstützt. Im Krieg gegen die russische Besatzung setzte die BRD auf die Mujahedin-Gruppierungen.

Auf dem diplomatischen Parkett wurden die diversen Mujahedin- Führer sowohl vom CSU-Bayern F. J. Strauss als auch vom SPD-Boß Willy Brandt empfangen. "Die meisten islamistischen Gruppierungen Afghanistans unterhielten in Bonn Büros für ihre politisch-propagandistischen Aktivitäten. Teilweise wurden ihren Publikationen von der Bundesregierung, vom bonner Innenministerium und sogar vom Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes finanziert, obwohl die Inhalte Veröffentlichungen eindeutig als kriegsverherrlichend anzusehen waren" (Inamo, Nr.17, 1999, S. 29) Nachdem im innerafghanischen Krieg, der der Vertreibung der russischen Besatzer folgte, die Talibangruppierung - gegen die Nordallianzen-sich als politischer Machtfaktor herauskristalisierten, der eine Zentralregierung stellen konnte, folgte weitere vielfältige Unterstützung die Waffenlieferungen für die Taliban einschloß. Siemens verhandelte noch 1998 mit der Taliban-Regierung über die Lieferung und Installierung ein neuen landesweiten Telefonnetzes. Ebenfalls wurde ein internationales Firmenkonsortium mit starker deutscher Beteiligung gegründet, das nach Erzvorkommen sucht.

Die politischen Vorlieben des deutschen Staates für die jeweiligen Machthaber in Afghanistan lassen sich auch daran ablesen, wann Flüchtlinge aus diesem Land in der BRD Asyl erhalten haben. Zur Zeit der russischen Besetzung gab es eine hohe Anerkennungsquote - da wollte man gut dastehen als Verteidiger der Freiheit des Westens gegen "den Kommunismus"! In den Zeiten der Mujahedin-Terrorherrschaft ab 1992 hatten Flüchtlinge aus Afghanistan in der BRD kaum noch eine Chance anerkannt zu werden, die Quote ging gegen Null. So sieht es aus mit der Verteidigung der Menschenrechte! Was zählt sind der politische Nutzen und die Interessen der BRD - im wahrsten Sinne des Wortes!

Nun noch einmal zurück zur Zeit der russischen Besetzung Afghanistans

Brennpunkt Afghanistan im Ringen des russischen Sozialimperialismus mit den anderen Großmächten

Die Sowjet-Enzyklopädie von 1950 gibt einen politischen Ausblick auf die weitere Entwicklung Afghanistans: "Seit dem 2.Weltkrieg wurde Afghanistan in verstärktem Maße vom amerikanischen Imperialismus durchdrungen. Schon während des Krieges begannen die amerikanischen Monopolisten sich die Ölkonzessionen in der Provinz Herat und verschiedene politische und wirtschaftliche Privilegien zuschanzen zu lassen. Die USA betreiben in Afghanistan eine Politik, die darauf gerichtet ist, das Land in eine USA-Kolonie und in ein Aufmarschgebiet für den Kampf um die Weltherrschaft zu verwandeln." ("Sowjet-Enzyklopädie, Afghanistan", S.49)

Genau so verlief die Geschichte Afghanistans... Nur eines veränderte sich fundamental. Die sozialistische Sowjetunion verwandelte sich selbst in eine sozialimperialistische Macht. Damit wurden die Karten auch in Zentralasien wieder neu gemischt. Indien wurde zu einem wichtigen Einflußgebiet der neuen russischen Zaren. Afghanistan war kein Aufmarschgebiet mehr gegen den Sozialismus sondern Zankapfel der Konkurrenz zwischen dem Block der westlichen Imperialisten und dem "Ostblock".

Die KP Afghanistan(Aufbauorganisation) analysierte damals diese ganze Entwicklung wie folgt:

"Im Laufe der Geschichte war Afghanistan wegen seiner sehr wichtigen strategischen Lage im Herzen Asiens immer wieder Schauplatz kolonialistischer und imperialistischer Angriffe. Die Kolonialisten und Imperialisten versuchen ständig, ihre Machtpositionen in unserem Land zu festigen. Nach der neuen Wendung in der sowjetischen Wirtschaft und Politik und nachdem die sowjetische Führung einen revisionistischen Weg eingeschlagen hatte, wurde die Sowjetunion neben dem amerikanischen Imperialismus und den anderen Imperialisten zu einer imperialistischen und hegemonistischen Macht. Um unsere Rohstoffquellen und menschlichen Arbeitskräfte auszubeuten, um vor allem aber die strategisch wichtige Lage Afghanistans auszunutzen, versuchte sie ihre Position in Afghanistan zu festigen. Die revisionistische Führung stützte sich nicht nur auf die reaktionären und faschistischen Regimes von Zahir und Daud, sondern sie benutzten auch die verräterischen Banden von Partcham (Fahne) und Chalk (Volk) in der politischen Szene.Babrak selbst verehrte den König als einen der fortschrittlichsten Könige in Asien und pries seinen Unterdrückungsapparat (Polizei, Geheimpolizei und Militär) als Hüter der nationalen Interessen. Als die unterdrückten Massen, Arbeiter, Bauern, Intellektuelle und andere Schichten der Bevölkerung sich mit breiter Basis gegen das Regime stellten und offen gegen die reaktionären herrschenden Klassen, Imperialisten und Sozialimperialisten für den gewaltsamen Sturz des reaktionären Regimes und für die Ausschaltung aller imperialistischer Einmischung antraten, erzählten diese Verräterbanden die Märchen von den demokratischen Werten des königlichen Grundgesetzes. Sie erwarben sich Sitze im Parlament der Feudalen und Kompradoren, propagierten den parlamentarischen Kampf und den friedlichen Übergang zum Sozialismus (die berühmten revisionistischen Thesen von Chrustschow) und bezeichneten die Massenbewegung als Abenteuer. Beim faschistischen Putsch von Daud, der auch zu einer weiteren Festigung der Positionen der Sozialimperialisten führte spielten auch diese Banditen ihre verräterische Rolle. Sein Staatsstreich, der gegen den gerechten Kampf des Volkes gerichtet war, wurde als Revolution propagiert. Um die grenzenlose Ausbeutung unseres Landes zu Gunsten ihrer Oberherren vorzubereiten, haben sie Daud als Demokrat, Revolutionär und sogar als Sozialist bezeichnet." ("Dokumente der KP Afghanistans/ML (Aufbauorganisation) (im folgenden KPA/ML-AO-)", veröffentlicht in "Theorie und Praxis des Marxismus-Leninismus", herausgegeben vom Marxistisch-Leninistischen Studienkreis der Marxistisch-Leninistischen Partei Österreichs, Nr.2/1981, S.12ff)

Die Phasen der revisionistischen und sozialimperialistischen Politik der Sowjetunion, sowie in Abhängigkeit davon die Haltung der revisionistischen Gruppierungen in Afghanistan beschrieben die GenossInnen so: "In der ersten Phase, d.h. der Phase des Revisionismus, investierte die Sowjetunion-halb in Konkurrenz halb in Zusammenarbeit mit dem US-Imperialismus- in den staatlichen Sektor der Länder in Asien und Afrika, um Handlanger für die Propagierung der oben genannten giftigen Thesen zu finden und nach und nach in ihre Hand zu reißen. Da haben die Revisionisten mit dem reaktionären faschistischen Teil der herrschenden Klassen und mit den US-Imperialisten zusammengearbeitet, um einige dieser Leute für sich zu gewinnen. In dieser Phase begannen die Revisionisten die Befreiungsbewegung der Völker der Welt aufs schärfste zu verurteilen und sie als Ursache für den Krieg abzustempeln. Die Handlanger der Sowjetrevisionisten in diesen Ländern bezeichneten die Befreiungskämpfe der Völker, die sich gegen Imperialismus und Weltreaktion richteten, als abenteuerlich und nutzlos, um ihren Oberherren eine Freude zu machen.

In der zweiten Phase, d.h. in der sozialimperialistischen Phase konkurrierte die Sowjetunion mit dem US-Imperialismus um die Neuverteilung der Welt. In vielen Ländern wurde aufgrund dieser Haltung die relative Zusammenarbeit der vom US-Imperialismus und vom russischen Sozialimperialismus abhängigen Kräfte in ihrem Kräfteverhältnis gestört, so daß sich die russischen Handlanger mit reaktionären und faschistischen Teile der herrschenden Klassen zu sammenschlossen, um in diesen Ländern Putsche zu inszenieren.

Ohne Zweifel ist der Putsch ein Instrument, von dem sowohl die russischen Sozialimperialisten als auch die US-Imperialisten Gebrauch machen, um der Revolution in diesen Ländern zuvorzukommen und die immer stärker werdenden Befreiungsbewegungen der Völker dieser Länder im Keime zu ersticken.

Nach der schandhaften Niederlage des US-Imperialismus in Vietnam und dem politischen Rückzug aufgrund der revolutionären Kräfte und wohl der schweren wirtschaftlichen und moralischen Krise und der Proteste des amerikanischen Volkes () versuchten von nun an die russischen Sozialimperialisten kleinbürgerliche Elemente mit antiproletarischer Ideologie in den revolutionären Befreiungsbewegungen der Völker zu finden, um sie in diese Bewegung einzuschleusen und die Bewegung von innen her zu zerschlagen, die Bewegung von richtigen und notwendigen Zielen abzulenken. Durch diese kleinbürgerlichen Elemente suchte die SU, die Gründung der neudemokratischen Regierung und den Übergang zum Sozialismus zu verhindern und stattdessen abhängige und halbabhängige Regierungen zu gründen. Der Sozialimperialismus nutzt diese Lage aus und beutet sogar ohne Konkurrenz aus. Da sind die Bewegungen der Völker in Angola und Äthiopien zu nennen. In Angola wurde die Volksrevolution vereitelt und mit Hilfe kubanischer Söldner einem Staat an die Macht verholfen, der sich an die Sowjetunion anlehnt. In Äthiopien ist die Revolution durch einen kleinbürgerlichen Putsch ersetzt und vereitelt worden.

Aus diesen Gründen hat die SU in relativer Konkurrenz und Zusammenarbeit mit anderen Imperialisten in unser Land Kapital eingeführt und versuchte nun, durch die Erweiterung des staatlichen Sektors des Kapitals eine bürgerlich-demokratische von der SU abhängige Schicht zu bilden. Die politischen Vertreter waren und sind keine anderen als die Banden der sogenannten VDPA und die Daud-Bande.

Die revisionistischen Parteien von Chalk und Partscham haben unverschämterweise wiederholt betont:Es macht doch nichts, wenn Afghanistan zu einer Republik der SU wird. Da wird die Bevölkerung zufrieden und glücklich.

Nach und nach haben die Sozialimperialisten alle wichtigen Kanäle der Wirtschaft unseres Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Sie haben die Ausbildung und Ausrüstung des Militärs in Afghanistan übernommen, indem sie die alten Waffengattungen ihres Landes teuer an Afghanistan verkauften. Durch ihre Militärberater und Nachrichtendienste hatte die Sowjetunion das Militär Zahir-Schahs unter Aufsicht und sie hatte prosozialimperialistische Militäroffiziere an die leitenden und wichtigsten Posten des sogenannten afghanischen Verteidigungssystems gestellt." (ebenda, S. 38ff)

Weiterhin deckt die KPA/ML (AO) in diesem Artikel auf, wie die SU, die zunächst auf den König und Daud setzte, die"Pferde" wechselte um ihre Interessen durchzusetzen und Afghanistan zu kolonialisieren:

"Kaum wurde M.Schafig -ein Anhänger des US-Imperialismus- vom König zum Ministerpräsidenten ernannt, versuchte er durch die Hilfen des Westens den Einfluß der SU zu schwächen, so wurde der Widerspruch innerhalb der herrschenden Klasse verschärft, so daß die SU Daud mit Hilfe der obengenannten Kriegsoffiziere an die Macht putschte. Dieser faschistische Putsch, der dafür gedacht war, die Interessen der SU zu verwirklichen wurde von den Banden Chalk und Partscham als Revolution gepriesen und Daud als Führer der nationalen Revolution. So waren die Banden der VDPA an den Verbrechen des Faschisten Daud an der afghanischen Bevölkerung beteiligt. Sie haben Daud von Verbrechen in der Zeit von 1953- 1963 (war er Ministerpräsident) und in der Zeit von 1973-1978 freigesprochen.() Als Daud aber den westlichen Imperialisten Zugeständnisse machte und von ihren Krediten verlockt wurde, behaupteten die Banden der Revisionisten, daß er rechts stände und der Einfluß der fortschrittlichen Kräfte in der Regierung vermindert würde. Nach Irans Preiserhöhung für sein Erdgas, verlangte auch Daud von der SU eine Preiserhöhung für das afghanische Erdgas. Die brüderliche Beziehung zur SU kühlte merklich ab, so daß sich die zwei zerstrittenen Fraktionen der Volksdemokratischen Partei auf Geheiß der SU zu einer lockeren und vorübergehenden Einheit zusammenschlossen, um das Daud-Regime unter Druck zu setzen. Aufgrund des fünfjährigen Faschismus und seiner Pseudopolitik war Daud bei der afghanischen Bevölkerung verhaßt. Die Chalk- und Partscham-Revisionisten waren als erste am Zug: Sie haben den Putsch vom 27.4.1978 angeführt.- Als die Offiziere in Verbindung mit Chalk und Partscham Daud samt seinen Anhängern gestürzt und getötet hatten, ist niemand von der afghanischen Bevölkerung Daud zur Hilfe gekommen, im Gegenteil haben einige patriotische Kräfte den Putsch - abgesehen von seinem Inhalt - bejaht in der Hoffnung auf eine Demokratie. Darüberhinaus wußten viele nicht, daß dieser Putsch vom KGB und seinen Handlangern inszeniert wurde.

Nach vier Monaten des Putsch-Regimes vom 27.4.1978 und dessen Handlungen zeigt die nackte Wirklichkeit, daß es auf dem Weg des Daud-Faschismus noch brutaler vorwärts geht. Hunderte revolutionärer und patriotischer Menschen werden tagtäglich verhaftet und gefoltert. Tausende wehrloser Menschen werden brutal bombardiert. Die Installierung dieses Regimes bringt die volle Kolonialisierung unseres Landes durch den russischen Sozialimperialismus immer näher. Schon jetzt ist unsere Heimat wirtschaftlich, politisch und militärisch zum Stützpunkt des Sozialimperialismus geworden. Der Staat ist aus der bürokratisch-bourgeoisen Schicht gebildet. Er lebt einerseits im Widerspruch mit der Kompradorenbourgeoisie und den Feudalen,die von den westlichen Imperialisten abhängig sind, und andererseits in einem unversöhnlichen Widerspruch mit den Klassen der Arbeiter, Bauern und anderen demokratischen und nationalen Kräften. Das Haupt- und Endziel dieses Regimes ist der Staatskapitalismus, der von der Sowjetunion gelenkt wird. Aber wie wir sehen werden ist der Staat noch nicht stabil, und er ist zu schwach dieses Ziel zu erreichen. Daher bleibt ihm nichts anderes übrig als den Klassen der Kompradorenbourgeoisie und der Feudalherren vorübergehende Zugeständnisse zu machen." (ebenda, S. 47ff)

Und schon damals schätzten die Marxisten-Leninisten ganz richtig ein: "Die Moslembrüder sind auch aktiv. Sie werden von der Regierung Pakistans, von reaktionären arabischen Ländern und vom US-Imperialismus unterstützt. Sie führen bewaffnete Aktionen gegen das Regime durch. Die herrschende Regierung wird durch die Verschärfung ihrer eigenen Widersprüchen durch die Putschversuche der Moslembrüder, durch ihre Isolation vom Volk, überrannt und sie sieht ihre Stütze nur noch in Panzern, Kampfflugzeugen, Kanonen und Bombardierung. Die Bombardierung der Bevölkerung in Kunar, Badachschan, Nuristan und die Fülle der Gefängnisse zeigen die Brutalität dieser Faschisten." (ebenda, S.49/50)

Diese Einschätzungen haben sich im weiteren Verlauf der Geschichte bestätigt. 1979 marschierten russische Truppen ein. Afghanistan wurde mit bis zu 115 00 Soldaten vom russischen Sozialimperialismus besetzt. Er setzte militärisch alles ein, was er zu bieten hatte: Bomben, Napalm, Nervengas, Sprengfallen und Minen. Diese Okkupation führte zu einem Krieg gegen die Besetzung in dem die reaktionären, islamistischen Kräfte Afghanistans die Oberhand hatten, gestützt militärisch und ökonomisch vom gesamten imperialistischen Westen. Die revolutionären und kommunistischen Kräfte, die sich für einen Befreiungskrieg gegen den russischen Sozialimperialismus und die einheimischen Cliquen einsetzten, waren nicht stark genug und auch ideologisch-politisch nicht ausreichend gerüstet um den islamistischen Gruppierungen die Führung zu entreißen. So wurde der Krieg zu einem Stellvertreterkrieg, den die USA und die anderen imperialistischen Mächte für sich entschieden: die russischen Truppen mußten 1989 abziehen. Bis 1992 konnte sich die russische Marionette Najibullahs in Kabul halten. Bis zum Kriegsende 1992 waren 25% der Bevölkerung Afghanistans, 5, 5 Millionen Menschen ins Ausland geflohen, vor allem nach Pakistan und in den Iran. Hunderttausende von Toten, 1,7 Millionen verkrüppelte Menschen, ein verwüstetes Land, die niedrigste Lebenserwartung, 42,5 Jahren, der Menschen auf der Welt und mit 30% die größte Säuglingssterblichkeit. Aber das Kriegsende gegen die russische Besatzung war kein Ende des Krieges.

Die Balkanisierung Afghanistans

Die Gegenregierung der Mujahedin-Allianz, gebildet 1989 übernahm 1992 mit Rabbani als Staatspräsidenten offiziell die Macht in Kabul. Es war diese Regierung (und nicht etwa erst die Taliban) die die Scharia im Mai 1992 einführten. Das bedeutete bei Verweigerung der Gebetspflicht "Todesstrafe",, bei Sex mit einer anderen Person als dem Ehepartner "Steinigung", bei Sex ohne verheiratet zu sein "100 Peitschenhiebe", bei Straßenraub "Abschlagen von Hand und Fuß". (Harenberg Länderlexikon, 1993/94). Das Bündnis der bis zu 30 Gruppen umfassenden islamistischen Kräfte zerfiel schon rasch nach der Regierungsbildung. Es folgte eine Zeit der Kämpfe zwischen den verschiedensten Gruppierungen, wobei jeder einzelne warlord auch oftmals die Fronten wechselte. Der Krieg überzog weiterhin die Völker Afghanistans. Kabul wurde in den Kämpfen völlig in Schutt und Asche gelegt. Die warlords der verschiedenen Nationalitäten und dem der verschiedenen islamischen Strömungen, handeln im Eigeninteresse und der Feudalherren sowie als Stellvertreter der unterschiedlichen imperialistischen Großmächte aber auch der Nachbarstaaten wie Iran und Pakistan. Die Schürung der Nationalitätenkonflikte hatte verschiedene Ursachen. Historisch ist eine der wesentlichsten, wie schon angeführt, die Vorherrschaft der Paschtunen Nationalität und die Unterdrückung und Nichtgleichberechtigung der anderen Nationalitäten. Die monarchistischen Herrscher in Afghanistan entstammten alle der paschtunischen Oberschicht, wie auch die Taliban. Die unterschiedlichen Gruppierungen der Nordallianz hingegen versuchen ihre reaktionäre Politik als "Interessenvertretung" der unterdrückten Nationen auszugeben. So z.B. "die nationale islamische Bewegung Afghanistans" von General Dostum, die im Namen der usbekischen Nationalität auftritt. Dahinter stehen aber ganz andere Interessen. Mit dem Zerfall des sozialimperialistischen Imperiums, mit der Schwächung des russischen Imperialismus, entstanden in Zentralasien neue unabhängige Staaten wie Kirgisien, Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan. In diese Ländern versuchten alle imperialistischen Großmächte vorzustoßen, an Einfluß zu gewinnen, die Einflußspähren des russischen Imperiums zu beschneiden und möglichst selbst zu übernehmen. Die Herrschercliquen dieser Länder lavieren zwischen diesen gierigen Geiern hin und her, versuchen keinen zu verprellen und das beste für sich herauszuschlagen. Was sie in die Waagschale werfen können, ist nicht nur die geostrategische, die militärstrategische Bedeutung ihrer Länder, sondern gigantische Naturressourcen. In Kasachstan, Uskbekistan, Turkmenistan, Georgien und Aserbaidschan, also rund um das kaspische Meer, wie auch in Afghanistan selbst liegen riesige Erdöl und Erdgasvorkommen. Die Ausbeutung dieser Reserven und ihr sicherer Transport durch riesiege Pipelines, möglichst am schärfsten Konkurrenten Rußland vorbei, ist eines der Hauptziele der Politik der westlichen Großmächte in Zentralasien und Afghanistan, das mit seiner geographischen Lage dabei eine Schlüsselposition einnimmt.

Die USA und die westlichen Imperialisten setzten zunächst auf die Nordallianz, begannen aber sobald absehbar war, daß diese keine Zentralregierung installieren konnten, auch die Taliban zu unterstützen. Sie benutzen dafür auch ihre lokalen Handlanger wie Pakistan und seinen Geheimdienst, wie auch Saudi-Arabien, die die Taliban hochrüsteten. Rivalen wie der Iran (wo vor allem die europäischen Imperialisten wie Deutschland, Frankreich auch einen Joker setzen), die sich auf die Nationalität der Hazara in Afghanistan stützten, die der schiitischen Religion anhängen, sollten im Machtpoker ausgeschaltete werden.

Die bürgerlichen Experten debattieren diese "strategischen Probleme" ganz offen und benennen durchaus tatsächliche Hintergründe: "Aber wem nützte ein Erfolg der Taliban? Die Ringstraße erklärt einiges. In den hohen Bergen Afghanistans existieren nur wenige weiträumige Transitrouten. Über den nordwestlichen Abschnitt der Ringstraße führen Verkehr, Schmuggel und Drogenwege von Turkmenistan im Norden nach Pakistan im Süden bis hin zum Arabischen Meer. Zugleich wäre dies die kürzeste Strecke für eine Pipeline, um die Erdgasvorkommen in Turkmenistan zu einem Verladehafen an der pakistanischen Küste zu leiten. Den Wettlauf um den Bau einer solchen Pipeline bezeichnete ein hervorragender Kenner der Region Ahmed Rashid, treffend als the new great game - das neue große Spiel. Im 19. Jahrhundert hatten sich der britische Löwe und der russische Bär um Afghanistan gestritten. Nun versuchte der Ölkonzern Unocal gemeinsam mit seinem saudischen Partner Delta, den argentinischen Konzern Bridas auszubooten. Allein Unicol, so Rashid, habe 15 bis 20 Millionen Dollar ausgegeben, um die Pipeline in dem von den Taliban kontrollierten Land zu bauen." (Die Zeit , Nr.39/2001) Der Spiegel stellt in einer Serie "Kampf um Zentralasien" (siehe Seite 19 oben) fest: "Wer das Herz Asiens beherrscht, kontrolliert den Zugriff auf überlebensnotwendige Rohstoff-Reserven, auf strategisch bedeutsame Militärbasen, auf Routen für Erdöl- und Erdgas-Pipelines von Europa bis Sibirien und in den Süden hinunter bis zum Indischen Ozean. Eine Weltregion, in der sich Washington, Moskau und Peking belauern, und vielleicht eines Tages noch mehr: Das britische Nachrichtenmagazin Economist sah wegen der widersprüchlichen Interessen der Großmächte am kaspischen Meer gar ein mögliches Szenario für den Dritten Weltkrieg". (Spiegel 52/2001) Dem bleibt nur hinzuzufügen, daß natürlich hier der "eigene" Imperialismus ganz unter den Tisch geschoben wird. Der deutsche Imperialismus ist in diesem Machtpoker beteiligt und wird auch seine Anteile einfordern und sich nehmen. Aber das wurde von den Pharisäern im eigenen Lande schon immer gerne verschwiegen und mit den Fingern auf die anderen Räuber gezeigt.

Vor dem Angriff der "Antiterrorallianz" war durch die imperialistische Politik, die kriegerischen Auseinandersetzungen ihrer Handlanger eine Situation für die Völker Afghanistans erreicht, wo ihr Land 1999 im Human Developement Index der UN an der 169. Position von insgesamt 174 bewerteten Länder lag. Andauernder Krieg, Kriegsfolgen wie Minen, Dürre, Mißernten, feudalistische Unterdrückung, brutale Versklavung der Frauen, Analphabetismus, keinerlei Krankenversorgung und Flucht - dieses Los lag jahrzehntelang auf den Völkern Afghanistans. Dann kamen die Bomben der "Antiterrorallianz". Wieviele Opfer dieser Krieg fordert, wieviele Menschen im Winter 2001/2002 verhungern, das wird in die Archive des Pentagons eingehen. Die Öffentlichkeit bekommt nur die genehmigten Bilder der "humanen" Mission von UN und "Antiterrorallianz" zu sehen.

Daß das Ringen um Einflußspähren in Zentralasien mit dem Einsetzen einer Regierung von Gnaden der Großmächte und unter ihrer militärischen Oberhoheit in Afghanistan nicht beendet sein wird, zeigt sich jetzt schon am wieder aufflammenden Krieg zwischen Indien und Pakistan.