TROTZ ALLEDEM!
Internationale Grossdemonstration gegen G8 Rostock !
Am 2. Juni machten sich in der Republik Zehntausende auf den Weg. Der selbsternannten Weltregierung der G8 sollte der Widerstand der werktätigen Menschen entgegensetzt werden. Zu der Großdemonstration haben sich unsere GenossInnen aus den verschiedenen Regionen der BRD rechtzeitig eingefunden. Bei unserer Anfahrt gab es wider Erwarten keine Hindernisse. Weder Züge noch Busse wurden kontrolliert sondern wir konnten einfach passieren. Unsere Gruppe ist mit dem Zug von Attac gefahren. Die Atmosphäre war toll. Ein Zug voll mit Linken, Revolutionären und Kommunisten. (Auch wenn ab einem bestimmten Zeitpunkt das Diskutieren schwer wurde, da etwas reichlich Alkohol floß). Die Einfahrt in die verschiedenen Bahnhöfe war auch immer ein Begrüssungsfest.
In Rostock angekommen: es war eine gelassene Stimmung auf dem Bahnhofsvorplatz. Flugblätter wurden verteilt, Transparente entrollt und Diskussionen geführt.
Wir haben drei Transparente aufgehängt
-G8: Terrorism, climate killer, war - Fight for comunism!
-G8 zerschlagen - Imperialismus abschaffen
-Mit aller Macht gegen die G8 ? Revolution bis es kracht!
Viele GenossInnen haben die G8 Zeitung und einige TA’s verteilt und verkauft. Schliesslich gegen 14 Uhr formierten wir uns in dem gemeinsamen Block von „G8 versenken“ und unserem „Anti-G8 Bündnis für eine revolutionäre Perspektive“. Die Gruppe „Revolution“ war stark repräsentiert (auch mit Leuten aus England) und hat die Demo dominiert. Atik/ILPS hatten auch viele Menschen mobilisiert. Sie haben oft antiamerikanische Parolen gerufen und uns damit einfach überstimmt. Z.B: „USA-internationale Völkermordzentrale“, „SS-SA-USA“ usw. Kurz vor dem Hafen, nahe dem Abschlusskundgebungsplatz griffen die Bullen, die lange Strecken nicht anwesend waren, bzw. in den Seitenstraßen lauerten und kein Spalier bildeten, massiv an. Es ging alles ziemlich schnell und wir waren unvorbereitet. Die Reihen vor uns lichteten sich. Eigentlich war abgesprochen, unser Block läuft direkt hinter dem „Interventionistische Linke Block“. Doch „Grüne Jugendliche“ und „Via Campesina“, ver.di… haben sich dazwischen eingereiht und sind sofort auseinander gegangen, als es losging. Übrig blieb unser Block, wobei wir von den Massen nach Hinten und zur Seite gezogen wurden, anstatt nach Vorne. Dadurch stand unser Blocklauti in einer offenen Flanke, fast ohne Schutz. Die offene Flanke bot den Bullenrambos die Möglichkeit einen massiven Angriff gegen die noch stehenden ATIK/ILPS GenosInnen zu starten. Es gab viele Verletzte. Dieser Angriff war am nächsten Tag in allen Zeitungen zu sehen. Im Gerichtsverfahren gegen Lütfü, einem Demonstrationsteilnehmer aus diesem Block, der seit seiner Festnahme bei der Demo in Untersuchungshaft saß, musste das Amtsgericht Rostock am 11.7. zugestehen: dass„die Polizei massiv auf die Gruppe eingeschlagen hat“, und eindeutig Personen angegriffen hat, „die in friedlicher Absicht demonstriert haben“. Trotzdem wurde Lütfü für einen Steinwurf zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Die prügelnden Rambos gehen natürlich straffrei aus.
Zurück zur Demo: Die meisten von uns haben versucht, noch einmal Ketten gegen den Angriff der Bullen zu bilden. Das war auch sehr standhaft und gut. Wir waren aber als Block schon zersprengt und hatten Mühe den Überblick zu bewahren und Ruhe einkehren zu lassen. Nachdem die Bullen unseren Block aufgerieben hatten und alle auseinander getrieben waren, lösten die Moderatoren/Fahrer im Lautsprecherwagen eigenständig die Demo auf und fuhren davon. (Auch zum Schutz des Wagens) Das war falsch, denn so war die Demoleitung nicht präsent und handlungsfähig. Allerdings hatte sich auch unsere Blockdemoleitung sehr passiv verhalten, auch das war falsch. Von uns war keine/r schwerverletzt. Die Scharmützel gingen weiter. Einige haben ein paar Pflastersteinchen geschmissen, und haben sich dann hinter unseren Reihen versteckt. Die Bullen haben willkürlich und massiv zurückgeschlagen. Wir haben Gasverletzungen davongetragen. Danach haben wir uns zurückgezogen. Ein Teil ist zu den Bussen aufgebrochen, ein Teil zum Camp. In dem Moment sind die Wasserwerfer vorgefahren.
Es hat sich hier gezeigt, dass Geschlossenheit, Ketten bilden nach wie vor eine der wirksamsten Waffen ist, sich vor den Angriffen der Bullen zu behaupten.
… und Einblick in die Anti-G8 Aktionen
Am Montag gab es einen Migration-Aktionstag. Morgens fand eine Kundgebung in Rostock-Lichtenhagen statt. Auch diese wurde massiv von den Bullen behindert. Am Nachmittag sollte es eine Demo für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen geben. Zuerst wurde unser „Roter“ Block eine Stunde von den Bullen eingekesselt, so dass wir gar nicht auf den Auftaktkundgebungsplatz gekommen sind. Die Bullen haben uns sehr stark bedrängt und wollten einzelne GenossInnen von uns rausziehen. Das konnten wir verhindern. Hier hat sich gezeigt, dass wir organisiert und mit starken Ketten die Bullen sehr wohl daran hindern können, Leute aus der Demo herauszuholen.
Die Demonstration am Montag war ein Erfolg für uns. Auch wenn wir in Laufe des Tages nur 200 Meter vorwärts gekommen sind, weil die Bullen uns dauernd dran gehindert haben, vorwärts zu laufen. Wir sind eng zusammengestanden und haben Ketten gebildet. Zwischendurch haben wir gesungen und diskutiert und neue Freunde kennen gelernt. Eine Zuschauerin hat für uns Wasser gebracht, weil wir stundenlang im Kessel standen, und die Bullen uns nicht rausgelassen haben, um wenigstens Wasser zu holen. Am Ende haben wir einfach die Bullenketten durchbrochen und sind in Kleingruppen von ca. 100 Leuten zum Abschlußkundgebungsplatz gelaufen. Das hat wirklich Spaß gemacht.
Am Dienstag haben wir versucht zu der Blockade vom Flughafen Rostock-Laage zu kommen, was wir aber nicht geschafft haben. Bereits am Bahnhof wurden wir stundenlang von den Bullen festgehalten, durchsucht und einige GenossInnen wurden festgenommen. Am Mittwoch haben wir uns an der Aktion des Bündnisses „Block G8“ ‚unfreiwillig’ beteiligt. „Block G8“ gab vor, dass sie alle Aktionen mit der Polizei absprechen und dass keine Materialien benutzt werden, um die Strasse zu blockieren. Sie haben sogar dazu aufgerufen, eine Blockade aus Baumstämmen aufzuräumen, weil es ihrem Konzept nicht entspricht. Sie wollten, dass es nur friedliche Sitzblockaden gibt und wenn die Bullen zuschlagen, dann sollen wir die linke Wange auch noch hinhalten. Wir wollten uns nicht an „Block G8“-Aktionen beteiligen, da wir mit deren Konzept nicht einverstanden waren. Wir denken auf deren Basis kann man kein Bündnis mit ihnen machen. Für andere Aktionsformen war „Block G8“ nicht offen. Sie haben allen Gruppen gesagt, wer sich nicht an dem Konzept beteiligt, der soll woanders hin. Das war der Grund, warum wir uns an der Blockade vom Flughafen beteiligen wollten. Wir sind aber leider dann doch am Mittwoch Nachmittag am Westtor bei „Block G8“ gelandet eigentlich eher aus Versehen, denn wir wollten an das Ost-Tor.
Am nächsten Tag haben wir uns an der Blockade beteiligt, die nicht von „Block G8“ organisiert war. Wir hatten hier am meisten Spaß und konnten am ehesten etwas gegen die Übermacht der Staatsmacht ausrichten. Hier liefen unterschiedliche Aktionsformen und auch gleich viel militanter. Erstmal mussten wir mehrere Stunden durch Wälder und über Felder laufen.Die Staatsmacht mussten wir umkreisen und verwirren, um zum Zaun zu kommen. Da stand „er“. Das millionenteure Teil. Wir haben „ihn“ angegriffen, angespuckt, teilweise kaputtgemacht oder haben ihn überklettert. Die Bullen sind innerhalb von wenigen Minuten mit mehreren Kampfhubschraubern voll mit Einsatzkräften verstärkt gegen uns vorgegangen. Die Hubschrauber sind so tief geflogen, dass uns teilweise die Mützen vom Luftzug abgefallen sind. Die Demoverbotszone um den Zaun wurde durchlöchert und der Sicherheitszaun zumindest teilweise überwunden, das war ein echter Erfolg. Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß an diesem Tag und sind einiges reicher an Kampferfahrung.
Wir waren auf dem Camp in Rostock im internationalistischen-revolutionären Barrio (Spanisch: Stadt-Arbeiterviertel) in der Rosa-Luxemburg-Strasse. Unser Barrio bestand aus unserem „Anti G8 Bündnis für eine revolutionäre Perspektive“. Wir hatten einige gute Veranstaltungen in unserem Barrio und einige spannende Diskussionen. Unser Barrio war echt internationalistisch und solidarisch. Wir haben uns in den verschiedenen Sprachen unterhalten und viele neue GenossInnen aus vielen Ländern kennen gelernt. Die pauschalen Diffamierungen von Attac und Greenpeace gegen den „schwarzen Block“, haben sich im Laufe der Woche gerächt. Die Stimmung auf den Camps ist teilweise gegen Attac gekippt. Auch „Block G8“ hat einige Kritiken für ihr Konzept bekommen, das ein militantes Auftreten behinderte. Insgesamt waren die Anti G8 Aktionen, unser Bündnis und unser Camp gute und kämpferische Erfahrungen.