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Pulverfass - Die ‚neue’ Weltordnung auf alten Pfaden

Krieg im Irak, Krieg in Afghanistan,Krieg gegen den Libanon, Krieg in Palästina, Kriegsvorbereitung gegen den Iran…

Krieg

Im Ringen um weltweite Einflusssphären, Rohstoffausbeutung und -transportsicherung, sowie Schwächung der Konkurrenten brodelt es in Asien, im Mittleren und im Nahen Osten. Kriege, Instabilität und sich verändernde Machtkonstellationen schaffen eine explosive Mischung. Die Neuaufteilung unter den Großmächten ist in vollem Gange. Mit dem Krieg im Irak und in Afghanistan wollten die westlichen Mächte ihnen willfährige Regime und gesicherte Neokolonien installieren. Das ist gründlich misslungen. Der Krieg Israels gegen den Libanon, sollte zur Ausschaltung der Hizbollah führen, hat sie aber im Gegenteil gestärkt. Die Destabilisierung des Libanons wurde zwar vorangetrieben, aber die Machtkämpfe haben sich verschärft, der Ausgang ist völlig ungewiss. Die israelische Aggression und der Krieg gegen das palästinensische Volk intensiviert sich. In Palästina gibt es zwei Regierungen, Hamas im abgeriegelten Gaza und Fatah im eingemauerten Westjordanland, aber keinen palästinensischen Staat.

Seit dem Zusammenbruch des sozialimperialistischen Sowjetunion-Blocks in den 1990er, hat der Westen Russland viele seiner Vasallenstaaten abgejagt. Russland hat sich von seiner zeitweiligen Schwächung langsam aber sicher erholt. Es mischt verstärkt wieder mit im internationalen Poker und setzt seine Stärke bei den Energierohstoffvorkommen (Erdöl und Gas) massiv ein. Bei der Erdölförderung als auch beim Erdölexport steht Russland hinter Saudi Arabien weltweit an zweiter Stelle. In den mittelasiatischen Staaten Kasachstan, Usbekistan, Georgien, Turkmenistan usw. geben sich die internationalen Finanzkapitalisten zur Erschließung neuer Märkte, Kapitalinvestitionsmöglichkeiten und Rohstoffe die Klinke in die Hand. Die westlichen Großmächte versuchen in allen Bereichen, politisch, ökonomisch sowie militärisch durch Stützpunkte, ihren Machtbereich in diesen Gebieten auszudehnen. Aber Russland hält erfolgreich dagegen. Mit einer Vereinbarung mit Kasachstan und Turkmenistan im Mai 07 über den Bau einer Erdgaspipline baut es sein Transportmonopol in Zentralasien weiter aus. Das war ein schwerer Schlag für die US und die EU-Imperialisten. Die aufstrebende Großmacht China ist auf dem Sprung und hat in allen Sektoren in diesem strategischen Gebiet schon massiv aufgeholt.

Die BRD mischt weit vorne in diesem Ringen mit. Das Leitmotto des deutschen Kapitals: „Rohstoffabsicherung ist von strategischer Bedeutung für die nachhaltige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas.“ BDI (Bund der deutschen Industrie) Oberboss J. Thumann (März 2007) Für Merkel ist das Regierungsauftrag und sie setzt alles daran sich gezielt in diesen Ländern einzukaufen: „Denn wo immer in der Welt wir hinkommen, waren oft schon andere Politiker da, die sich für ihre Staaten Rohstoffreserven gesichert haben.“ (Merkel, am 20.3.2007 vor deutschen Unternehmern in Berlin) So betreibt die BRD die Eingliederung der Ukraine und Weißrussland in die NATO und in die EU. Damit wird dann die zukünftige Ost-Grenze der EU direkt an der Westgrenze Russlands verlaufen.

Die deutsche Finanzherrschaft muss intensiver und mit mehr Engagement den Konkurrenten Einfluss abjagen. Der Drang nach Osten, der schon immer ein Expansionsweg des deutschen Imperialismus war, nimmt unaufhörlich zu. Merkel jettet um den Erdball, im August in China, im Oktober in Südafrika, Liberia und Somalia, in Indien, jeweils mit einem Tross von deutschen Finanzmagnaten. Militärisch mischt die BRD in dieser Region zunehmend verstärkt mit. In Usbekistan ist die Luftwaffe stationiert und in Afghanistan ist die BRD-Armee direkte Kriegspartei. Im November schwebte Merkel endlich zu Truppenbesuch in Kabul ein. Der Bundestag hat jetzt wieder der Verlängerung der Kriegseinsätze der Bundeswehr in Afghanistan zugestimmt. Es werden zusätzliche Transportflugzeuge eingesetzt und die Militäroperation „Harekate Yolo II“ lief erstmals unter dem Kommando des deutschen Regionalkommandeurs Nord, Brigadegeneral D. Warnecke. Fast naiv muten sich Forderungen von amnesty international an, keine Übergabe von Gefangenen durch deutsche Soldaten an den afghanischen Geheimdienst vorzunehmen, da dieser nachweislich foltere. Zunächst ist es eine Illusion zu glauben und das nach Abu Graib nur der afghanische Geheimdienst würde foltern, darüber hinaus gibt es genug Hinweise, dass deutsche Soldaten direkt mitfoltern.

NATO, UN, „Allianz der Willigen“ sind Mittel der Großmächte in imperialistischen Bündnissen, Aufstandsbekämpfung, Unterdrückung von Widerstand der Völker und Ausschaltung von unliebsamen Konkurrenten, zu organisieren. Aber sie sind auch brüchig, nicht beständig und werden von der Rivalität untereinander überlagert. Das beweist die gesamte Entwicklung der letzten Jahre. Die BRD ist somit nicht „friedliebender als die USA“, sie suchen sich ihre Einsätze nur gezielt für ihre eigenen Großmachtinteressen aus. Sich im Windschatten der USA im Irak die Finger zu verbrennen, völlig diskreditiert zu werden und damit keinen Fuß auf den Boden zu bekommen, ist langfristig nicht profitversprechend für die deutsche Großmacht. Da werden lieber irakische Polizisten/Armee im Ausland trainiert, „Aufbauprojekte“ für Infrastruktur mit langfristiger Gewinnabsicherung angeschoben. Im Kriegsgeschehen wird eher verdeckt, mit Sondereinsatzgruppen SEK operiert. Was wiederum nicht heißt, dass bei einer Wende der politischen Lage im Irak die BRD nicht offensiv ins Kriegsgeschehen eingreifen wird.

Jeder will mitmischen – die Rivalität der großen und der kleinen Gangster

In dem Geflecht unterschiedlichster Interessen und Konkurrenz versucht natürlich jede Großmacht, aber auch jeder ‚kleine’ Räuber, seine ureigensten zu verfolgen. So hat die Türkei jetzt die ‚Chance’ ergriffen, ihren jahrzehntelangen Krieg gegen die kurdische Befreiungsbewegung, gegen die PKK zu internationalisieren, als Teil des „Kampfes gegen den Terrorismus“. Teilweise auch im Bündnis mit Syrien und Iran, versucht sie alles nur Mögliche zu tun, den kurdischen autonomen Staat in Südkurdistan (Irak) zu behindern, zu gängeln und jegliche Unterstützung für die kurdische Bewegung in der Türkei und den Nachbarländern militärisch zu unterbinden. Geschickt packt sie den arroganten Westen an den eigenen Maßstäben: Die USA, Deutschland gestehen sich das Recht zu, ihre Freiheit am Hindukush zu verteidigen, aber die Türkei, die mit der selben Logik ihre Hegemonie an der eigenen Staatsgrenze gegen angebliche Angriffe aus dem Nordirak verteidigen will, wird zur Besonnenheit gerufen.

Ein weiterer Brückenkopf des Westens ist Pakistan. Der Putsch-General Musharraf ist zentrale Figur um die Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan zu sichern, Taliban und Al Quaida in Schach zu halten, und islamistische Regierungsübernahme abzuwehren. Nun wurde wieder einmal der Notstand verhängt. Die Farce der pakistanischen Demokratie, die eine faschistische Diktatur ist, entlarvt einmal mehr die Heuchelei der „westlichen Demokratie“. Musharraf, zuverlässiger Bündnispartner der USA und der EU, hält sich nur mit roher Gewalt weiter an der Macht. Geradezu flehentlich klingen die Appelle der Bush und Merkel an ihren harten Mann: er solle doch seine Uniform an den Nagel hängen und die Parlamentswahlen abhalten. Merkel drohte mit dem Stopp von deutscher Militärausrüstung und Waffenlieferungen.

Die Privatisierung des Krieges – Dienstleister der neokolonialen Kriege…

Zentralste Erfahrung aus Vietnam für den US-Imperialismus war: mit einer Armee aus Wehrpflichtigen sind diese Kriege nicht zu machen. Darum wechselten sie zur Berufsarmee über. Die Soldaten der Berufsarmee stammen fast immer aus der ArbeiterInnenklasse und verarmten Mittelschicht. Sie haben keine andere Aussicht auf einen Job und Geld und sie haben keine Lobby. Seit die neokolonialen Kriege in den 1990er massiv zunahmen, gibt es weitere Entwicklungen. Die Privatisierung großer Bereiche des Militärapparates hat einen wahren Boom erlebt. Der Krieg wurde zu einem noch lukrativeren Geschäft gemacht. Bei den Allround Dienstleistern ist im Angebot einiges vorhanden: Versorgung der Truppen, Wäsche, Kochen, Putzen und Bordellbetriebe. Die „Sicherheits“-Militärfirmen stellen eigene Söldnerheere, die speziell ausgebildet, technologisch hochgerüstet und zuständig für alles sind: vom Foltern bis hin zum gezielten Todesschuss. Die Firmen bieten eine breite Palette von Dienstleistungen: taktisch-operative Beratung, Betreiben von Gefangenenlagern, technische, logistische und operative Unterstützung von Armeekampfhandlungen. Der größte private „Dienstleister“ Blackwater bildet 45.000 Männer jährlich aus, hat eine eigene Luftflotte von 20 Flugzeugen und setzt zurzeit in 9 Ländern seine Leute ein. Insgesamt sollen über 100.000 private Militärdienstleister im Irak sein. Die Privatsöldner haben ein enorm hohes Einkommen von ca. monatlich 12.000 Dollar. Ein amerikanischer Armeekommandeur kommt auf monatlich 3.000 Dollar, Die Söldnertrupps haben viele Vorzüge. Sie sind nicht direkt in die Befehlsorganisation ihrer Auftraggeber eingebunden, sie sind keinen Dienstanweisungen der Armee verpflichtet und unterliegen keiner politischen Kontrolle. Bislang gab es Anklagen gegen amerikanische Soldaten z.B. wegen Abu Ghraib, aber keine gegen Söldner der Sicherheitsfirmen. Nach dem Massaker an 17 irakischen Zivilisten im September durch Blackwater-“Sicherheitsleute“, hat die US-Regierung geplant, die privaten „Sicherheitsfirmen“ nun unter amerikanische Gerichtsbarkeit zu stellen. Damit soll verhindert werden, dass sie von der irakischen Justiz verfolgt werden können.

Deutschland ist in diesem Sektor noch am Anfang, nutzt aber selbst internationale Militärdienstleister bzw. gibt es Firmen in der BRD, die in diesem Bereich schon höchst lukrativ eingestiegen sind. So die DHL, Logistikunternehmen der Deutschen Post AG: „Das Unternehmen führt täglich 14 Flüge mit jeweils 250 bis 300 Tonnen Ladekapazität in den Irak durch und transportiert verschiedenste Güter, die vom US-Militär und unter Vertrag stehenden Unternehmen gebraucht werden. So ist der DHL Country (Länder) Manager im Irak Südafrikaner und Exmilitär und eine Gruppe ehemaliger britischer Soldaten passt, von einem ‚Sicherheitsmanager’ koordiniert, auf das Geschäft der Posttochter auf.“ (jw, 26.10.07.) Im Bereich privater „Sicherheitsfirmen“, mit „Anti/Counter Terror“ Dienstleistungsangeboten hat die amerikanische Sicherheitsfirma BSG (Brillstein Security Group) ein „internationales Netzwerk von kooperierenden Sicherheitsexperten“ in Europa aufgebaut, EUBSA. Sie hat einen Sitz in Frankfurt und ist wiederum liiert mit Paladin Risk in Deutschland.

Der Preis des Krieges – der Gewinn der Rüstungsindustrie

Der Krieg in Afghanistan und im Irak wird kein schnelles Ende finden. Die Planungen der Großmächte, allen voran der USA, bewegen sich zwischen 10 und bis 30 Jahren. Der Britische Botschafter in Kabul, S. Coper-Coles fordert „wir sollten in Jahrzehnten denken. Dieser Krieg ist eher ein Marathonlauf als ein Sprint.“ (jw, 8.10.2007) Bisher haben die USA für beide Kriege 604 Milliarden Dollar (425 Milliarden Euro) ausgegeben. Davon entfielen sage und schreibe nur 30 Milliarden auf sogenannte diplomatische Initiativen und „Aufbau“hilfen. Der Rechnungshof des US-Kongresses hat die Gesamtausgaben für die Kriege im Irak und Afghanistan bis 2017 auf 2,4 Billionen Dollar (1,7 Billionen Euro) geschätzt. Die Gewinne der mit dem Staatsapparat aufs engste verbandelten Rüstungsindustrien steigen ins Gigantische. Das Jahresbudget der Bush-Regierung für Rüstung liegt bei 439 Milliarden Dollar (342 Mrd. Euro). Im Vergleich: die Militärausgaben der EU Staaten (ohne Dänemark) belaufen sich auf 192 Mrd. Euro.

Amerikanische Truppen im Irak sind von 139.000 in 2003 mittlerweile aufgestockt auf 162.000 in 2007 – andere internationale Truppen wurden von 22.000 auf 12.000 reduziert. Die irakische Armee wurde von 35.000 im Jahr 2003 erhöht auf 360.000 Mann Stärke.

In Afghanistan sind mittlerweile 50.000 NATO Truppen stationiert. Die BRD, die in den Krieg vor sechs Jahren mit einer Obergrenze von 1.200 Soldaten eingestiegen ist, liegt inzwischen bei 3.500, und ist damit drittstärkstes Truppenkontingent. Ebenso erfolgte die Ausdehnung des Einsatzes der Tornado-Aufklärungsflugzeuge. Bei den Kosten für die weltweiten Kriegseinsätze hält sich die Bundesregierung sehr bedeckt. Ein Beispiel: Für den Einsatz der Aufklärungs-Tornados in Afghanistan wurden in den ersten sechs Monaten 35 Millionen Euro fällig. Schätzungen sprechen von weit mehr als einer 1 Milliarde Euro für die BRD-Einsätze.

In Zeiten der Kriege boomen die Rüstungsgeschäfte. Die EU, unter Führung Deutschlands, forciert die Stärkung der europäischen Rüstungsindustrie. Die europäische Rüstungsagentur, 2004 gegründet, beschleunigt die Bildung eines gemeinsamen europäischen Rüstungsmarktes. Das deutsche Finanzkapital fordert massiv eine stärkere „deutsche Gestaltung“ dieses Prozesses und eine weitere Verzahnung von Rüstungs- und Militärpolitik. Im Klartext: Die Militarisierung der EU soll voranschreiten und Militäreinsätze offensiv angegangen werden. Die drei größten Rüstungskonzerne weltweit sind amerikanisch, dann folgt auf Rang vier BAE System England und auf Platz acht liegt EADS Deutschland/Frankreich. (Süddeutsche Zeitung, 25.10.07) Der europäische Rüstungskonzern mit Zukunft. In der weltweiten Hitliste der größten Waffenexporteure konventioneller Waffen liegt Deutschland auf Platz drei, hinter USA und Russland.

In dieser Gemengelage imperialistischer Weltmachtstrategien wird zum nächsten Krieg geblasen: Zum Angriff auf den Iran.

13.11.2007