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PERSPEKTIVEN DER OKTOBERREVOLUTION: FRAUENBEFREIUNG UND ROTER OKTOBER

Jede Köchin wird den Staat regieren!

8 März Frauen SU

Mit großen Schritten nähern wir uns dem 100. Jahrestag der Oktoberrevolution – dem Jahr 2017. Nicht nur wir, sondern auch die Bourgeoisie bereitet sich auf diesen Jahrestag vor. Ihr Ziel ist die Idee der Oktoberrevolution, die Idee des Kommunismus aus den Köpfen der Werktätigen auszumerzen. Dazu zieht sie alle Register um gegen die Oktoberrevolution zu hetzen, sie zu verunglimpfen, zu verleumden. Schon am 90. Jahrestag 2007 schlugen die Pseudo-Geschichtswissenschaftler und die  Drei-Groschen-Journalisten auf breiter Front zu. Der Spiegel machte eine Titelstory „Die gekaufte Revolution“. Für das Spiegel-Special „Experiment Kommunismus” wird geworben: „Genossen, die Sache ist schief gelaufen.“ In TV- Reportagen wurden die Tatsachen über die Oktoberrevolution verzerrt. Warum wird heute so ein Propagandaaufwand betrieben? Seit Jahrzehnten schallt es uns doch von überall entgegen „der Kommunismus ist tot”. Realität ist aber angesichts der verschärften Ausbeutung und Unterdrückung, der Zunahme von Armut, auch in den imperialistischen Ländern, die Unzufriedenheit der Werktätigen mit dem System. Sie suchen instinktiv und spontan nach einer Alternative. Darum das ideologische Dauerfeuer gegen die Oktoberrevolution: Sie soll auf keinen Fall Vorbild und Sehnsucht in den Herzen der Unterdrückten sein. Die Bourgeoisie erzittert noch heute vor dem Ansturm auf ihre Machtbastionen, obwohl sie doch scheinbar so sicher im Sattel sitzt. Ihre Angst vor der Aktion der werktätigen Massen, vor einer neuen „Oktoberrevolution“, die sie als Klasse liquidieren würde, treibt sie zu diesen Horrorgeschichten.

Wir wollen dem entgegenhalten, dass trotz aller Lügen die Oktoberrevolution zeigt, dass ein Leben ohne Ausbeutung möglich ist, dass der Sozialismus die wirkliche Alternative zur Barbarei der Ausbeutung ist. Damit Milliarden von Menschen sich aus Elend, Unterdrückung und Sklaverei erheben, damit Kriege, Hunger und Umweltkatastrophen auf dem Misthaufen der Geschichte landen, braucht die Welt neue Oktober.

Wir werden in dieser Artikelserie die fundamentalen Errungenschaften der Oktoberrevolution vorstellen. Aber dabei wollen wir nicht stehen bleiben. Zentral ist, diese Erfahrungen als reale Kampfperspektiven für unser heutiges Ringen um eine sozialistische Gesellschaft greifbar und umsetzbar zu machen.
 

FRAUENBEFREIUNG UND ROTER OKTOBER

In der Befreiung der Frau hat die sozialistische Oktoberrevolution mit einem Paukenschlag mehr umgewälzt als alle vorhergehenden Revolutionen. Zum ersten Mal auf der Welt wurde die vollständige Gleichberechtigung der Frau mit dem Mann gesetzlich verankert. Alle die Frau knechtenden, sie dem Manne unterordnenden, von ihm abhängig machenden Gesetze, wurden mit einem Schlag abgeschafft. Frauen wurden dem Mann gleichgestellt, im Recht auf Arbeit, auf Entlohnung der Arbeit, auf Erholung, auf Sozialversicherung und Bildung: Sie erhielten passives und aktives Wahlrecht, wie jeder Mann. Zu einer Zeit, in der in kapitalistischen Ländern wie Frankreich, Schweiz Frauen kein Wahlrecht hatten, ihnen der Weg zu Hochschulen gesetzlich untersagt war, sie Besitz des Vaters bzw. des Ehemannes waren, bei Arbeitsaufnahme die Erlaubnis des Ehemannes benötigten, Frauen der Gewalt des Mannes als seinem “natürlichen Recht” ausgesetzt waren, Frauen mit nichtehelichen Kinder gesellschaftlich geächtet wurden, in solch einer Zeit hat die Oktoberrevolution wirklich all diese patriarchalen Gesetze hinweggefegt und die vollständige gesetzliche Gleichstellung verankert.

Frauen und Produktion

Aber die Oktoberrevolution hat bei der juristischen Gleichberechtigung der Frau nicht haltgemacht. Es war den KommunistInnen klar, dass eine wirkliche Befreiung der Frau nicht durch Gesetze allein zu erreichen ist. Nein, erst wenn die Frau in allen Bereichen der Gesellschaft, der Produktion, der Politik und allen kulturellen Bereichen prozentual und von der Position her auf gleicher Augenhöhe mit dem Mann tätig ist, kann von einer wirklichen Gleichberechtigung der Frau die Rede sein. Die entscheidende Grundvoraussetzung dafür war „die Wiedereingliederung des ganzen weiblichen Geschlechtes in die gesellschaftliche Produktion“ (Engels). Die Oktoberrevolution hat dazu konkrete Schritte, wie sie noch nirgendwo sonst auf der Welt verwirklicht wurden, getan. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit war Grundprinzip in der Entlohnung. Heute erhalten Frauen in der BRD nach wie vor „pro Arbeitsstunde durchschnittlich 22 Prozent weniger Geld“ als Männer. (Spiegel 5/2008, S. 76)

Die junge Sowjetunion hat Millionen Frauen in die Produktion einbezogen. Aufgrund der niedrigen Bildung und Qualifikation, der bis dato in Dunkelheit gefangen gehaltenen Frauen, waren sie zu Beginn überwiegend in Bereichen, die nur eine geringe Qualifikation erforderten, bzw. in so genannten Frauenberufen, wie Erzieherin, Köchin etc. tätig. Durch Berufsschulen und Qualifizierungsmaßnahmen, in die sie bevorzugt aufgenommen wurden, konnten Frauen in alle Männerdomänen der Produktion vordringen. So arbeiteten 1936 im Bausektor der Sowjetunion 19,7% Frauen, zur gleichen Zeit arbeiteten in diesem Bereich in Italien 0,5 % und in Deutschland 2,9 % Frauen. In der Metallindustrie arbeiteten 24,6 % Frauen in der Sowjetunion gegenüber 3,0% in der USA und 5,4 % in England. Das heißt aber nicht, dass die Sowjetunion einem Gleichheitsverständnis anhing, dass Frauen die gleiche körperliche Schwerstarbeit wie Männer ausführen sollten. Nein, es war ihnen klar, dass die Einbeziehung und Qualifizierung von Arbeiterinnen in Männerberufen auch vom Entwicklungsstand der Technik abhängt, der körperliche Schwerstarbeit überflüssig macht. Sie haben nicht nur kein falsches Gleichheitsverständnis vertreten, sondern es gab für die Frau als potentielle Mutter einen besonderen Arbeitsschutz. Gesundheitlich schädliche Arbeiten, Nacht- und Untertagearbeit  waren für sie verboten. Einen besonderen Arbeitschutz gab es für Schwangere und Mütter. Vor der Entbindung und nach der Entbindung erhielten sie 8 Wochen Mutterschaftsurlaub bei voller Lohnfortzahlung. Zum Vergleich, in der BRD ist dieser Standart heute noch nicht erreicht. Frauen haben vor der Entbindung nur 6 Wochen Mutterschaftsurlaub. Stillende Mütter hatten einen Arbeitstag von nicht länger als 6 Stunden, alle drei Stunden stand ihnen eine halbstündige Stillpause zu. In den Fabriken, bäuerlichen Kollektivwirtschaften wurden Stillmöglichkeiten und Betriebskindergärten geschaffen.

 
Frauen und Vergesellschaftung der Hausarbeit und Erziehung

Damit die werktätigen Frauen gleichberechtigt in alle Bereiche der Gesellschaft vordringen, damit die Männer Hausarbeit und Kindererziehung auch als ihre Aufgabe sehen, damit Kinder nicht mehr als Privateigentum, sondern als gesellschaftlicher Reichtum und Verpflichtung begriffen werden, war es nötig die Hausarbeit und Kindererziehung zu vergesellschaften. Wie soll eine Frau arbeiten gehen können, sich weiterbilden, aktiv am gesellschaftlichen Leben, in der Politik teilnehmen, wenn es ihre Aufgabe ist, sich um den Haushalt zu kümmern und die Kinder großzuziehen. 90 Jahre nach der Oktoberrevolution ist dieses Problem in der ach so reichen BRD noch nicht mal ansatzweise gelöst. Wenn wir arbeiten gehen wollen, so ist es nach wie vor ein Riesenproblem Kinder unterzubringen. Krippen/Kindergartenplätze gibt es nur für einen geringen Prozentsatz aller Kinder. Sie zu bekommen ist ein Glücksfall und sie sind teuer. Wird unser Kind krank, wird es in der Krippe/im Kindergarten nicht betreut. Zehn Tage können wir Krankenurlaub für unser Kind nehmen. (Natürlich erhalten wir dann auch nur Krankengeld und nicht den vollen Lohn) Was aber wenn unser Kind länger krank wird? Viele von uns arbeiten nur Teilzeit um Haushalt, Kindererziehung und Arbeit unter einen Hut zu kriegen. Wie anders nach der Oktoberrevolution! Und das obgleich heute von den technischen und finanziellen Möglichkeiten ganz andere Möglichkeiten für die gesellschaftliche Versorgung der Kinder, der Vergesellschaftung der Hausarbeit als vor 90 Jahren da sind! Tausende Säuglingsheime, Krippen, Kinderhorte, Sommerkindergärten auf dem Lande, Heime für Schwangere wurden errichtet. In den Fabriken waren diese direkt dem Betrieb angegliedert. In allen wurden die Kinder unentgeltlich betreut und verpflegt. Daneben wurden Wäschereien, Kantinen Großküchen aus dem Boden gestampft, wodurch  begonnen wurde die Hausarbeit zu vergesellschafteten.

Frauen und Männerchauvinismus

Die werktätige Frau in die gesellschaftliche Produktion einzubeziehen, die Hausarbeit und Kindererziehung zu vergesellschaften war kein einfacher und gradliniger Weg. So war es ökonomisch für die Sowjetunion nach der Revolution, als die Wirtschaft am Boden lag, sehr schwer diese Aufgaben zu meistern. Und die reaktionären Ansichten über die Rolle der Frau, die in vielen Köpfen auch der Werktätigen weiterlebten, die die Frauen weiterhin als dem Manne untergeordnet ansahen, sie auf ihre Rolle in Küche und Kinderzimmer  reduzieren wollten, taten das ihre. Frauen der ehemals unterdrückten Nationen waren dem Dunkel von Analphabetentum, Zwangsverschleierung, feudaler Unterdrückung, Zwangsverheiratungen besonders stark ausgesetzt. Auch noch nach der Revolution waren die Unterdrückungsmechanismen der Männerherrschaft weitverbreitet. Sie wurden strikt verfolgt. Das reichte aber nicht. Um die werktätige Frau wirklich befreien zu können, wurde in der jungen Sowjetunion ein Kampf um die Köpfe und Herzen der Werktätigen und ein scharfer Kampf gegen den Männerchauvinismus geführt. Das war ein zentraler Baustein im ideologischen Kampf zur Schaffung eines neuen Menschen.

 
Frauen und Politik

In der Oktoberrevolution hatten sich die Frauen das Recht erkämpft, die Herrschaft im Staate der Diktatur des Proletariats, mit auszuüben. Die KommunistInnen hatten sich diese Aufgabe von Beginn an auf ihre Fahne geschrieben „Jede Köchin soll den Staat regieren“ (Lenin). Schon vor der Revolution wurde, um die werktätigen Frauen in die Politik mit einzubeziehen, eine besondere Arbeit geleistet. Frauenzeitungen wurden herausgegeben, Frauenkonferenzen und Frauenveranstaltungen organisiert. Geschaffen und geleitet von der Kommunistischen Partei wurde ein Organisationsapparat für Frauen (Shenodtjels) geschaffen. Ziel war Heranziehung und aktive Beteiligung der Frauen bei allen politischen Aufgaben und in allen Gremien. Die Shenodtjels hatten nach der Revolution Kollektive/Vertreterinnen in den Gewerkschaften, in den Sowjets, in den einzelnen Volkskommissariaten, in den Fabriken, in den Kollektivwirtschaften. Sie mischten sich in alle Fragen, die die Frauen spezifisch betrafen, ein. Gleichzeitig wurden die Vertreterinnen in dieser Arbeit befähigt, die gesamte Tätigkeit in den jeweiligen Organen zu erlernen, anzuleiten und umzusetzen. Das Ergebnis dieser Arbeit war, dass der Frauenanteil in den Sowjets in Stadt und Land stark anstieg. 1936 lag er in den Stadtsowjets bei 32,1% und 26,4% in den Dorfsowjets. Und das in einem Land, in dem sich die Frauen überhaupt erst seit 17 Jahren am politischen Leben beteiligen konnten. Von Anfang an arbeiteten Partei und Frauenorganisationen nicht nur daraufhin, dass der Frauenanteil insgesamt steigt, sondern auch, dass die leitenden Stellen zunehmend von Frauen eingenommen wurden.

Wie für die Beteiligung der Frauen an der Produktion, wie für die Vergesellschaftung der Hausarbeit und Kindererziehung, war auch für die aktive Beteiligung der Frau am politischen Leben, ein scharfer ideologischer Kampf notwendig. Den nach wie vor existierenden Männerchauvinismus, der Frauen für diese Arbeiten nicht geeignet hielt, wie auch die sich selbst unterschätzende passive Haltung vieler Frauen, galt es zu bekämpfen. Dabei wurden auch viele Fehler gemacht, mal wurde in die eine Richtung mal in die andere übertrieben. Ja, es gab Rückschläge. Aber das gehört zur Dialektik der Geschichte. Ein solches Mammutwerk wird nicht von heute auf morgen aufgebaut.

Trotzdem die sozialistische Sowjetunion 1956 unterging und eine neue Bürokratenbourgeoisie die Macht übernahm, trotzdem war der Weg des Oktobers der Weg zur Befreiung. Die Fehler, Mängel und Erfahrungen müssen aufgearbeitet und ausgewertet werden. Aber die grundlegenden Lehren der Oktoberrevolution für die Befreiung der werktätigen Frau sind heute so aktuell und gültig, wie in den bewegenden Tagen des Oktobers selbst.

Keine Revolution hat dem unterdrückten Geschlecht - der Frau - so viel gebracht, wie die Oktoberrevolution.

Für die Befreiung der Frau braucht die Welt neue Oktober!



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