TROTZ ALLEDEM!

Befreiungskampf der kurdischen Nation, Militärischer Vernichtungsfeldzug durch Türkische Armee und Staat

Nationalismus und Antisemitismus  A. Öcalans (PKK)

In den bürgerlichen Medien ist die Berichterstattung über Militäroperationen des NATO Partners Türkei in Südkurdistan/Nordirak seit dem Großangriff mit Bodentruppen im Februar weitgehend verstummt. Türkische Panzer, Luftwaffe, Spezialkommandos ziehen marodierend durch Nordkurdistan/Türkei. In den türkischen Medien wird jeden Tag über ermordete „Terroristen“ martialisch gejubelt. Im März wurden bei den kurdischen Neujahrsfeiern (Newroz), die in etlichen Städten Nordkurdistans von den regionalen Armeegouverneuren verboten waren, Demonstranten zusammengeprügelt, verfolgt, verhaftet und auch ermordet.

Immer wieder bombardieren die türkischen Streitkräfte Südkurdistan/Irak. In gezielten Operationen werden Dörfer, Guerillacamps und Zivilisten angegriffen und umgebracht.

Das Recht der kurdischen Nation in der Türkei über sein staatliches Schicksal selbst zu bestimmen, bis hin zur Lostrennung und Bildung eines eigenen Staates, wird mit Armeestiefeln zertrampelt. Und die Demokratie-Verfechter EU? Und die, die Rechte der unterdrückten Nationen im früheren Jugoslawien einklagende BRD - Merkel? Was für den Kosovo, für Tibet gilt, das gilt bei ihnen für Kurdistan noch lange nicht. Das Maß sind nicht die Rechte der unterdrückten Nationen! Das Maß sind die imperialistischen Interessen! Jugoslawien sollte zerschlagen und in Einzelstaaten aufgeteilt werden, damit sich die Großmächte die Beute besser unter den Nagel reißen konnten! Kurdistan als unabhängiger Staat, der alle Teile der kurdischen Nation umfasst ist heute keine Option der rivalisierenden Großmächte. Noch brauchen sie eine starke NATO-Türkei! Noch glauben sie an eine Befriedung im Irak! Noch planen sie den Iran-Krieg als nächstes Ziel! Druck machen die EU-Imperialisten für eine minimale Reformlösung: die kurdische Nation soll anerkannte Minderheitenrechte, kulturelle Autonomie und politische Vertretungsmöglichkeiten vom türkischen Staat zugestanden bekommen.

In dieser Situation ist die PKK, nach wie vor die Hauptkraft, die den kurdischen Befreiungskampf anführt. Wobei sie sich in ihrer Politik schon lange von einer revolutionären Lösung vollkommen verabschiedet hat. Öcalan, einziger Inhaftierter auf der Gefängnisinsel Imrali, kann von dort unter dem wachenden Auge des Staates über seine Anwälte politische Erklärungen in die Welt senden. So auch am 19. April 2008. Unter dem Titel „Die Kurden werden gewinnen“ veröffentlicht Yeni Özgür Politika ein antisemitisches Pamphlet von A. Öcalan, der als „Führer der Koma Civaken Kurdistan“ (KCK – Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) spricht. Im folgenden Auszüge daraus. Öcalan wendet sich zunächst an die Türkische Regierung: „Ich appelliere an den Staat, wenn eine demokratische Entwicklung und Lösung kommt, dann werden die Völker siegen. Ich selbst mache für eine demokratische Lösung alle Anstrengungen, dafür habe ich auch die Stärke. Unser Wunsch ist, dass die demokratischen Rechte der Kurden anerkannt werden, dann wird sich Vertrauen entwickeln. Wenn diese Lösung kommt, werden sie eines Tages die Waffen niederlegen.“ (…) Weiter fordert Öcalan: „Die Rolle der Juden in der Geschichte muss eingeschätzt werden“. Nach einem völlig falschen geschichtlichen Abriß der jüdischen Migration seit 2 Jahrtausenden, kommt Öcalan auf die Rolle der Juden im Kapitalismus zu sprechen: „Einige sagen, die Juden regieren die Welt, nein das ist falsch. Der Kapitalismus regiert die Welt, aber mit Juden vermanscht. Die Juden haben einen extremen Zionismus entwickelt. Es gibt sehr viele Juden, die das verteidigen. In Amerika gibt es Avangelisten (er meint wohl Evangelisten, A.d.V.). Diese agieren mit den Juden zusammen. Die Juden haben diese ihre Ideen auch den Deutschen eingeimpft und haben so Hitler geboren. Hitler hat nach diesen Kriegen Schiffbruch erlitten. Diese von ihnen (den Juden A.d.V.) geschaffenen Nationalismen haben nicht die von ihnen gewünschten Ergebnisse gebracht, sie sind zu ihnen zurückgekommen. Der Zionismus wurde zum ersten Mal in seiner extremen Form in Israel versucht in die Tat umzusetzen und es entwickelte sich ein enormer Krieg (…) In der Türkei sind es die Juden, die den Nationalismus entwickelt haben. Juden wie Leon Kahum, Herman Vambery sind die Theoretiker des Panturkismus. Dieser Panturkismus wurde mit Ziya Gökalp weiter geführt, dann von N. Adsiz, Türkes und jetzt macht Bahceli (Vorsitzender der MHP, -türkische Graue Wölfe- A.d.V.) weiter. (…) Mustafa Kemal hat gegen diese Gefahr eine Zeitlang Widerstand geleistet, musste aber am Ende mit ihnen Kompromisse schließen. (…) Die Juden haben auch den kurdischen Nationalismus unter ihre Fittiche genommen. Sie haben auch im Süden (damit ist Südkurdistan/Nordirak gemeint A.d.V.) einen ähnlichen Nationalismus entwickelt. Sie haben versucht da den kurdischen Nationalismus zu vereinheitlichen und unter ihre Kontrolle zu bringen. Wir haben überhaupt keine Ahnung davon. Sie werden alle Kurden dahin ver(an)binden (also nach Südkurdistan) und von da aus werden sie sie kontrollieren. Sie werden aus Süden so was wie die Arabischen Emirate und Katar machen. Geld ist wichtiger als militärische und politische Faktoren. Das wissen sie. Die Städte, die sie vor 400-500 Jahren in London und Amsterdam etc. gegründet haben, gründen sie jetzt in Saudi, in Katar und jetzt im Süden.“ Dieses antisemitische Schmähwerk vereint in übelster Weise alle Stereotypen: Weltverschwörung, Geldgier, Schuld an der eignen Vernichtung, …Es ist brutal reaktionär, wie sich Öcalan dazu versteigt, die Juden selbst für die Shoah verantwortlich zu machen! Es ist primitiv wie er den Supernationalisten M. Kemal aus der Schusslinie nimmt und „die Juden“ selbst zu den Erfindern des türkisch-rassistischen Chauvinismus abstempelt. Es ist unfassbar wie er „die Juden“ für die pro-imperialistische Politik eines Barzani und Talabani in Südkurdistan und im Irak verantwortlich macht. Diese ganzen Ergüsse sind politisch antisemitische Sprengsätze. Das müssen RevolutionärInnen anprangern!

Warum gehen wir auf diesen Artikel Öcalans ein, in einer Situation wo das kurdische Volk unterdrückt, gequält und seiner Rechte beraubt ist? In einer Situation wo es ein PKK Verbot in der BRD und EU gibt, in einer Situation wo kurdische Flüchtlinge brutal in Folterknäste in der Türkei, im Iran abgeschoben werden. Ist das nicht eine Missachtung notwendiger Solidarität, die der Befreiungskampf des kurdischen Volkes so dringend braucht? Diese Fragen wurden uns schon früher gestellt, als wir den Reformismus und Antisemitismus in der PKK aufgriffen und zurückwiesen. Wir gehen darauf ein, weil wir in der notwendigen Solidarität mit dem kurdischen Befreiungskampf, den wir mit unserer ganzen Kraft unterstützen es als die unbedingte Pflicht von KommunistInnen ansehen, auch gegen Nationalismus, Antisemitismus innerhalb der Befreiungsbewegung unterdrückter Völker Stellung zu nehmen. Wir sind KommunistInnen unterschiedlicher, auch kurdischer Nationalität, die hier in der BRD für die sozialistische Revolution kämpfen. Unsere Hauptzielscheibe im Kampf gegen Nationalismus ist der deutsche Chauvinismus und Rassismus, der MigrantInnen, JüdInnen, Menschen nichtweißer Hautfarbe zu Menschen zweiter Klasse abstempelt und den Nazi-Horden weitgehend freie Hand lässt in deren brutaler Verfolgung. Der Völkermord, die Vernichtung der europäischen Juden durch den Hitlerfaschismus ist für KommunistInnen in der BRD unbedingte Verpflichtung gegen jede Form des Antisemitismus, Rassismus und Chauvinismus anzugehen. Darum ist es für uns notwendig, gegen solche antisemitischen Positionen und Tendenzen in der kurdischen Bewegung zu informieren und unsere massive Ablehnung deutlich zu machen.           20.04.2008