TROTZ ALLEDEM!

Streiten um den richtigen Weg

Wir sind mit verschiedenen Gruppen, Parteien und einzelnen GenossInnen in Diskussionen über die heutigen Aufgaben kommunistischer Betriebsarbeit. Auch mit ArbeitZukunft und KPD führen wir in Bündnissen darüber Debatten. In dem Artikel „Zur Arbeit in Betrieb und Gewerkschaft“, 3/2008 hat ArbeitZukunft ihre Positionen zur Diskussion gestellt. Die KPD hat einen „Beitrag zur Diskussion“, (Roter Morgen 3/2008), der sich mit dem Artikel von ArbeitZukunft auseinandersetzt beigesteuert. Die KPD teilt die Auffassungen von ArbeitZukunft, und verbindet sie mit einer Selbstkritik ihrer eigenen bisherigen Praxis und betont vor allem die Wichtigkeit für die eigene Organisation „vorrangig wieder in Betrieb und Gewerkschaften Fuß zu fassen.“ (RM, S. 2)

Die Artikel sind auf den Internetseiten beider Organisationen nachzulesen: www.arbeit-zukunft.de und www.kpd-online.info.

Wir wollen unsere eigenen, gegensätzlichen Positionen in die Diskussion einbringen.

Hauptpositionen von ArbeitZukunft + KPD

Beide Organisationen verfechten im Grunde die gleichen Ausgangspunkte: „Es ist unerläßlich dazu (zum Parteiaufbau A.d.V) in den Gewerkschaften zu arbeiten, diesen zwar reaktionär geführten, aber breiten Massenorganisationen im echten Sinne, die sich für Interessen der Arbeiterklasse einsetzen.“ (ArbeitZukunft Nr. 3/2008, Hervorhebungen von uns; nachfolgende Zitate aus diesem Artikel kennzeichnen wir mit AZ)

Daraus folgert ArbeitZukunft, der Schwerpunkt betrieblicher Arbeit muss heute, wo der Aufbau der KP in der Arbeiterklasse ansteht, Gewerkschaftsarbeit sein. Ziel dabei ist wie die KPD formuliert: „Wir wollen die Gewerkschaften erobern. Und natürlich streben wir an, Funktionen in den Gewerkschaften zu übernehmen.“ (Roter Morgen, Nr. 3/2008; nachfolgende Zitate aus diesem Artikel kennzeichnen wir mit RM). KommunistInnen sollen also nicht nur in die Gewerkschaft hinein, sondern Funktionen, von „Vertrauensleute bis zu Ortsvorständen“ und „auch höhere“ einnehmen. (RM)

Wie Diskutieren?

Diskussionseinstieg für ArbeitZukunft ist Kritik und Abgrenzung von „Genoss/innen in der ML-Bewegung“. Pauschal wird behauptet: „Viele in revolutionären Zirkeln organisierte Genoss/innen haben keinen Draht zur Arbeit in der Wirklichkeit und den Konflikten kapitalistischer Unternehmen und Betrieben.“ und weiter „Die Arbeit in den Gewerkschaften wird entweder nur mit ganz spitzen Fingern angefaßt bzw. mehr oder weniger offen abgelehnt.“ „An der Basis der Gewerkschaften mitzuarbeiten, sei richtig, aber nur um die Mitglieder dem Gewerkschaftsapparat zu entziehen.“ (AZ)

Dabei wird von AZ aber nicht einmal „Ross und Reiter“ benannt. Also, welche Gruppen praktisch und theoretisch o.g. Positionen, wie AZ behauptet, vertreten, bleibt ihr Geheimnis. Die angeblichen Meinungen von GenossInnen „in der ML-Bewegung“ werden nicht mit einem einzigen Zitat belegt.

So ist dieser Einstieg nicht wirklich einer offenen, direkten Auseinandersetzung dienlich. Wir denken, dass es für eine lebendige Debatte unbedingt notwendig ist, nachlesbare, überprüfbare Argumente der Diskutanten anzuführen. Ansonsten ist es eine abgehobene, spekulative und nicht nachvollziehbare Debatte.

Inhaltlich meinen wir: Wir, von Trotz Alledem, kennen heute eigentlich nur einige anarchistisch-syndikalistische Gruppen wie die FAU, die offensiv vertreten: „Wir arbeiten nicht in den bestehenden Gewerkschaften, sondern bauen heute  neue auf.

In der weiteren Polemik von ArbeitZukunft (auch in dem RM Artikel) schält sich im Verlauf der Argumentation heraus, dass es um eine unterschiedliche Einschätzung des Charakters der DGB-Gewerkschaften, unterschiedliche Ziele in der Betriebsarbeit und beim Parteiaufbau geht.

DGB-Gewerkschaften – gelb, bürokratisch, undemokratisch ODER DGB-Gewerkschaften reaktionär geführt, aber Massenorganisationen im echten Sinne im Einsatz für Interessen der ArbeiterInnen?

Die o.g. Kernthese beider Organisationen in der Einschätzung des DGB: „aber breiten Massenorganisationen im echten Sinne, die sich für Interessen der Arbeiterklasse einsetzen.“ (AZ) ist unserer Meinung nach, einfach falsch. Die DGB-Gewerkschaften sind weder breite Massenorganisationen im „echten Sinne“ noch setzen sie sich wirklich für „Interessen der Arbeiterklasse ein“.

„Breite Massenorganisationen im ‚echten Sinne’“ sind im marxistischen-leninistischen Verständnis Sammelstellen der ArbeiterInnen im Kampf gegen das Kapital. In der Geschichte der ArbeiterInnenbewegung waren das Massenorganisationen wie Jugendkampfverbände, Frauenzusammenschlüsse (zur Verteidigung der Rechte von Frauen), Rote Hilfe (proletarische Solidaritätsorganisation zur Unterstützung politischer Gefangenen, Flüchtlinge, etc.), Arbeitersportvereine (Fitness für den Klassenkampf), Frontkämpferbund (militärische Kampftruppen), Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO) und vor allem als wichtigste, Klassenkampfgewerkschaften.

Breite Massenorganisationen im echten Sinne sind all diese Kampfabteilungen des Proletariats und der Werktätigenmassen. Sie führen an den unterschiedlichen Kampfabschnitten mit demokratischem, revolutionärem Programm die Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus.  Ihre aktiven, streitbaren und die Arbeit tragenden Mitglieder sind ihre Macht. Die werktätigen Massen führen darin selbständig und verantwortlich den Kampf für ihre Interessen. Sie lernen anhand der eigenen Erfahrungen, aus den Siegen und Niederlagen für die entscheidenden Schlachten gegen den Kapitalismus.

Es sind keine kommunistischen Kaderorganisationen mit dem Programm für die Diktatur des Proletariats, sondern – im allerbesten Fall – breiteste Massenorganisationen, die unter der ideologischen Führerschaft der KP stehen.

Ziel der KommunistInnen ist die überwältigende Mehrheit der Werktätigen zu umfassen und zu organisieren, die mit den herrschenden Verhältnissen unzufrieden sind. Solche Massenorganisationen entstehen nicht geplant am roten Tisch, sondern in der Bewegung der Klasse und ihrer Partei, bzw. sie werden bewusst im Laufe der Kämpfe geschaffen bzw. existierende, bürgerlich geprägte, im Laufe der Klassenkämpfe in solche umgewandelt.

Um klassenkämpferische Massenorganisationen zu schaffen müssen KommunistInnen sich in allen bestehenden Massenvereinigungen aktiv engagieren, wo die Werktätigen für ihre Rechte kämpfend sich zusammenfinden. Ziel ist es, sich in diesen zu verankern und den Boden für revolutionäre Arbeit zu schaffen. Gleichzeitig werden mit dem zunehmenden Einfluss der Kommunistischen Partei in der Arbeiterbewegung revolutionäre Massenorganisationen entstehen.

Die Gewerkschaften als zentrales Instrument der Verteidigung der Klasseninteressen des Proletariats, seine wichtigste Massenorganisation, sind entstanden mit dem Aufkommen des Kapitalismus. Im Laufe der historischen Entwicklung haben es Imperialismus und Reformismus geschafft, viele der bestehenden Gewerkschaftsverbände in ihren Dienst der Sozialpartnerschaft zu stellen und in gelbe Gewerkschaften zu verwandeln. Die Führer wurden bestochen und die Gewerkschaften ins System eingepasst. Heute gibt es nur wenige fortschrittlich-revolutionäre, wirklich die Klasseninteressen des Proletariats verfechtende Gewerkschaften, wie zum Beispiel die 1. Mai-Gewerkschaft (Kilusang Mayo Uno) auf den Philippinen.

In der BRD gibt es heute keine wirklichen proletarischen Massen organisationen, d.h. auch keine seine Interessen vertretenden Gewerkschaften. Das ist ein Ergebnis der Schwäche der Arbeiterbewegung, der KommunistInnen und des weltweiten Siegeszuges von Imperialismus und Revisionismus.

Wenn nun ArbeitZukunft die DGB-Gewerkschaften als „breite Massenorganisationen im echten Sinn“ einschätzt, reicht dafür offenbar die Tatsache aus, dass sich nach wie vor Millionen ArbeiterInnen darin organisieren.

Aber mit diesem Argument sind auch Kirchen, Sportverbände, Umweltschutzorganisationen, Computerclubs, Kleintierzüchtervereine…, etc. etc. „echte Massenorganisationen“ – allerdings völlig im Rahmen bürgerlicher Herrschaftsstrukturen. Das ist der Knackpunkt.

Entscheidend sind Inhalt und Strukturen dieser Organisationen, um sie als „Massenorganisationen im echten Sinne“ einzuschätzen. Die DGB-Gewerkschaften haben zwar noch (!) einige Millionen Mitglieder, aber sie verstehen sich wie ein Versicherungsunternehmen, als Dienstleister für „Arbeitnehmer“ und nicht als tatsächliche kämpfende Mitgliederorganisationen. Die Mitglieder sollen nicht aktiv an der Basis arbeitende Träger und Gestalter der Gewerkschaften sein. Die wenigen Ortsgruppen und Ausschüsse, die noch existieren, sind lediglich Feigenblätter. Mitgliedertreffen, Ortsvereine, Ausschüsse etc. sind keine aktivierenden, die Gesamtorganisation tragenden Organe, sondern zumeist funktionslos und in vielen Bezirken im Aussterben nahe. Entscheidungen werden schon lange wo anders getroffen.

Keineswegs ist nur die Führung der DGB-Gewerkschaften reaktionär, wie AZ behauptet, und wie der Rote Morgen ergänzt „in der Hand der Arbeiteraristokratie“, (RM, S. 5) sondern der ganze Apparat ist in seinen Strukturen reaktionär sowie mit Staatsapparat und Finanzkapital verflochten. Die DGB-Gewerkschaften sind zudem ein straff von oben nach unten durchorganisierter, für die Mitglieder unübersichtlicher kapitalistischer Betrieb.

Die Klassengesellschaft geht durch den DGB und die Einzelgewerkschaften mitten durch: Angefangen von den Einkommen, Aktienbeteiligungen, Aufsichtsratsgehältern der Vorsitzenden, Funktionären, Sekretären, Beratern, bis hin zur mickrigen Entlohnung des Hausmeisters und der Verwaltungsangestellten sowie dem Einsatz von ZeitarbeiterInnen. Wo ist da der Unterschied zum kapitalistischen Unternehmen?

Die DGB-Gewerkschaften verfügen über Millionen Euros aus den Mitgliedsbeiträgen und Finanzspekulationen als Vermögen in Form von Immobilien, Finanzanlagen, deren Verwendungen und lukrative Anlagen wohl wem zu Gute kommen? Über x-Beteiligungsgesellschaften von der Sterbegeld-Versicherung bis zum Reiseunternehmen… von Auffanggesellschaften, die Profite aus der Erwerbslosigkeit schlagend in die Gewerkschaftskassen spülen, bis hin zu Bildungsträgern/Stiftungen wie Hans-Böckler: der Konzern DGB arbeitet und macht Gewinn! (Vielleicht nicht mehr so lukrativ wie zur Zeit der DGB eigenen Wohnungsbaugesellschaft Neuen Heimat?! Aber wer weiß das schon genau?!)

Die Gewerkschaftskongresse der Einzelgewerkschaften bzw. des DGB sind Mammut-Veranstaltungen. Sie ersticken jede lebhafte Debatte im bürokratischen Dickicht. Kritische Auseinandersetzungen werden zumeist erfolgreich von Anfang an weggebügelt. Für wahnwitziges Geld wird eine Show abgezogen, wo sich kaum ein/e ArbeiterIn durch Tausende von Seiten Papierwust im Bürokratenjargon durchfindet. Mit ausgeklügelten Geschäftsordnungsanträgen wird jeglicher Hauch einer kritischen Resolution weggepustet.

Mitgliedermobilisierung, Eigeninitiative, Demokratie in der gewerkschaftlichen Organisierung sind Fremdworte! Das ist der Alltag! Den erleben wir jeden Tag mit dem Gewerkschaftsapparat!

Also die Funktionsweise der DGB-Gewerkschaften ist weder demokratisch noch fortschrittlich. Aber auch Politik, Forderungen und die Ziele der DGB-Gewerkschaftsarbeit sind eben nicht wie AZ behauptet die Vertretung von „Interessen der Arbeiterklasse“.

Eine ‚Vertretung von Interessen der ArbeiterInnen’ findet nur dann und insoweit statt, als es dem eigenen Machterhalt dient und wenn gewisse Zugeständnisse zur Ruhigstellung der Mitglieder erforderlich sind. Das nennen Klassenkämpfer aber nicht Interessenvertretung sondern Verrat. Es geht nur um ein „Ausverhandeln“ zwischen Kapital und DGB-Gewerkschaften. Darum, wie die ArbeiterInnen langfristig am besten ruhig gestellt und die Ausbeutung weiterhin relativ ungestört funktionsfähig erhalten bleibt.

Arbeitsfrieden, Betriebsfrieden, Klassenfrieden… das sind die Schlagworte von Arbeiterverrätern. Die tatsächlichen Interessen der ArbeiterInnen sind die reale Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen und Abschaffung des kapitalistischen Ausbeutungssystems.

Nehmen wir die letzten 10 Jahre: realer Lohnverzicht, Teuerung, Verarmung, Erwerbslosigkeit, Leiharbeit… alles Ergebnisse auch DGB-„gewerkschaftlicher Tätigkeit“. An nicht einem einzigen Punkt der Auseinandersetzung zwischen Kapital und ArbeiterInnen haben die DGB-Gewerkschaften ihre Macht, die Macht von Millionen Werktätigen, in die Waagschale geworfen. Gewerkschaftsarbeit ist nicht nur Tarifauseinandersetzung in diesem oder jenem Bereich. Zentral, angesichts der rasanten Talfahrt wäre eine Kampfbewegung der gesamten Klasse, also aller ArbeiterInnen und Werktätigen für die Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen, und gegen die Verschlechterung von Lohn, Rente, Bildung, Kranken-, Altersversorgung, Erwerbslosigkeit, Wohnsituation, dem ‚gesamtgesellschaftlichen Programm’ des deutschen Finanzkapitals! Wo sind da die DGB-Gewerkschaften mit einem alternativen Programm und einer gemeinsamen, massiven bundesweiten Mobilisierung?

Nehmen wir konkret die Lohnrunden – von Kämpfen ist da sowieso nicht zu sprechen. Welcher Tarifabschluss seit dem Ende des 2. Weltkriegs waren Tarifabschlüsse, die realen Lohnzuwachs und eine tatsächliche Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen gebracht haben? Die allermeisten waren faule Kompromisse.

Nur die Abschlüsse, wo die ArbeiterInnen selbständig in Bewegung gekommen sind, wo sie – gegen Kapital und gegen DGB-Fürsten – Forderungen aufgestellt und durchgesetzt haben, wie bei den „wilden Streiks“ 1969 – 1972/1973, waren echte Erfolge. Zum Beispiel bei dem Streik Pierburg 1973, in dem die Abschaffung der „Leichtlohngruppe II“ und „1,00 DM mehr für alle“ erkämpft wurden.

Welche bedeutenden politischen, demokratischen bzw. klassenkämpferischen Forderungen haben die DGB-Gewerkschaften seit ihrem Bestehen durchgedrückt? Keine, im Gegenteil: Sie traten 1968 gegen die revolutionäre Jugend-Studentenbewegung, für die Verabschiedung der Notstandsgesetze (Mai 1968) ein, die eine deutliche Beschneidung von Bürgerrechten und einen Freibrief für Staatswillkür sicherstellten. Sie sind halbherzig für die 35-Stunden-Woche eingetreten, nur um sie dann mit einem faulen Kompromiss zu beerdigen. Sie haben Hartz IV mit ‚erarbeitet’ und abgesegnet. Die Liste ist beliebig fortsetzbar…

Die DGB-Gewerkschaften sind im wahrsten Sinne des Wortes wie Lenin formulierte „Agenten der Bourgeoisie in der Arbeiterbewegung“. Sie verfechten und setzen die bürgerliche Politik durch. Nach 1945 sind die DGB-Gewerkschaften direkt vom US-Imperialismus und der BRD-Bourgeoisie im Kampf gegen alle demokratischen, antifaschistischen und kommunistischen Bestrebungen in der Arbeiterbewegung aufgebaut worden. (siehe Dokumente und Einschätzungen, Deppe, Müller, Pickshaus, Schleifstein, „Einheitsgewerkschaft – Quellen, Grundlagen. Probleme“, sowie Schmidt/Fichter, „Der erzwungene Kapitalismus – Klassenkämpfe in den Westzonen 1945-1948)

DGB-Gewerkschaften vertreten im Wesentlichen die Interessen der Arbeiteraristokratie, mit ihrer nationalistischen deutschen Standortpolitik. Sie setzen sich aber mittlerweile nicht mehr nur aus der Oberschicht der Arbeiterklasse der Arbeiteraristokratie, den Betriebsratsfürsten und Co-Managern zusammen, sondern auch aus direkten Vertretern der Bourgeoisie. Die Übergänge sind da ganz fließend, zum Beispiel als Arbeit“nehmervertreter“ in irgendeinem Konzernraufsichtsrat, ein Jahr später als Angestellter des Konzerns im selben Gremium vertreten. Norbert Hansen – ehemals Vorsitzender der größten Eisenbahnergewerkschaft Europas, Transnet, ist zum Arbeitsdirektor der Deutschen Bahn mutiert. Er ist sozusagen aktiver Kapitalist, der die ArbeiterInnen auf die Straße setzt und weiterhin fleißiges Gewerkschaftsmitglied. Er nahm – zwar unter Buhrufen und Pfiffen der Basis – ungeniert am letzten Gewerkschaftstag von Transnet, 22.11.08, teil.

Zusammengefasst: Die Position von AZ und RM führen zu einer Verharmlosung der tatsächlichen Struktur, Funktion, und Politik der DGB-Gewerkschaften. Die Auseinandersetzung um den Charakter der DGB-Gewerkschaften ist zentral für die Zielsetzung kommunistischer Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit.

Aus der Geschichte und von der Theorie der Klassiker lernen

ODER mit unpassenden Vergleichen eigene Fehler rechtfertigen?

Um ihre unrealistische Einschätzung der DGB-Gewerkschaften zu untermauern greift ArbeitZukunft auf die Erfahrungen der kommunistischen Bewegung zurück. Stalins Begründung für die Ausrichtung der westlichen Kommunistischen Parteien in den 1920er Jahren auf die Arbeit in den existierenden Gewerkschaften wird von ArbeitZukunft ausführlich als Argument für ihre heutige Politik zitiert.

Eingeleitet wird im Absatz mit der Überschrift „In die Gewerkschaften!“ das Stalin-Zitat von ArbeitZukunft so: „1925 sprach Stalin über die ‚Gewerkschaften im Westen’ und die Haltung der Kommunisten zu ihnen in einer Weise, die uns auch heute noch aktuell erscheint, gerade weil auch wir heute mit reaktionär geführten Gewerkschaften zu tun haben und der unabweisbaren Aufgabe, wieder eine ernsthafte kommunistische Partei aufzubauen, eben weil wir als Kommunisten schwach und kaum verankert sind.“ (ArbeitZukunft, S. 3) Dann folgt das Zitat von Stalin. Wir können nur jeden interessierte/n Leser/in auffordern, den kompletten Artikel Stalins zu lesen und die historischen Zusammenhänge zu beachten.

Ausgehend von der konkreten Lage 1925, ist Stalins zentrale Aussage in dem Zitat, wie in dem ganzen Artikel, dem dieses entnommen ist, dass die Kommunisten in die Gewerkschaften gehen, die KPs die Verbindung mit den Gewerkschaften herstellen und für die Einheit der Gewerkschaftsbewegung eintreten müssen. Diese Positionen hebt er in scharfer Abgrenzung vor allem im Kampf gegen „die Ultralinken“, die mit antirevolutionären Losungen wie „Heraus aus den Gewerkschaften“ auftraten. Diese ideologische Abweichung, vertreten vor allem in der KPD von FührerInnen wie Maslow-Fischer, war geprägt, durch das Verfallen in die „Kinderkrankheit des Kommunismus“, den Linksradikalismus, bedingt durch den ungeheuren Verrat von Sozialdemokratie und Gewerkschaftsapparat, die im 1. Weltkrieg zur Vaterlandsverteidigung übergegangen waren. Sie forderten den Austritt und Verzicht auf Arbeit in den reformistischen Gewerkschaften. Das war natürlich grundfalsch.

So wie ArbeitZukunft die Aussage Stalins platt auf heute anwendet, fallen folgende Fakten unter den Tisch: Die Kommunistischen Parteien des Westens hatten zu diesem Zeitpunkt, 1925, teilweise tausende Mitlieder. Es waren Parteien, die (wie Lenin es schon im „Linken Radikalismus“ formulierte) ihr Gesicht herausgebildet hatten, die in der 2. Phase des Parteiaufbaus standen, deren zentrale Aufgabe die Verbindung der Parteien mit den breiten ArbeiterInnenmassen und deren Führung war.

Die Avantgarde des Proletariats war bereits für die Kommunistischen Parteien in den meisten Ländern gewonnen. Die Ausrichtung der Gewerkschaftsarbeit über die Stalin spricht, stand zudem in direktem Zusammenhang mit der „Bolschewisierung“ der Kommunistischen Parteien.

Was war deren Inhalt? Den Aufbau der Kommunistischen Parteien auf der Basis von Betriebszellen auszurichten. Hinein in die Massen und in die Gewerkschaften zu gehen und eine breite bolschewistische Massenarbeit, die den alten, sozialdemokratischen Ballast abwirft, zu entfalten.

Zudem hatten Stalin und Lenin zum damaligen Zeitpunkt schon die Einschätzung, wie Lenin sie im linken Radikalismus formulierte: „Im Westen haben sich die dortigen Menschewiki in den Gewerkschaften viel mehr ‚festgesetzt’, dort hat sich eine viel stärkere Schicht einer beruflich beschränkten, bornierten, selbstsüchtigen, verknöcherten, eigennützigen, spießbürgerlichen, imperialistisch gesinnten und vom Imperialismus bestochenen, vom Imperialismus demoralisierten ‚Arbeiteraristokratie’ herausgebildet, als bei uns.“ (Lenin, Der „linke Radikalismus, die Kinderkrankheit im Kommunismus“ Band 31, S. 36) Aber sie stellten damals noch den KommunistInnen, die Aufgabe wie Lenin sagt: „Dieser Kampf (gegen die Arbeiteraristokratie, AdV) muss rücksichtslos und ... bis zu Ende geführt werden… zur Diskreditierung aller unverbesserlicher Führer des Opportunismus und Sozialchauvinismus und ihrer Vertreibung aus den Gewerkschaften“ (ebenda, S. 37, Hervorhebung von uns) Also Eroberung der Gewerkschaften durch die Eroberung der Schaltzentralen und Vertreibung der Führungskader!

Diese Einschätzung und Aufgabenstellung entsprach auch noch 1925 dem Charakter der ADGB Gewerkschaften Deutschlands. Diese waren aber vom Charakter her noch andere Gewerkschaften als die DGB-Gewerkschaften 2008. Es waren sozialreformistisch durchseuchte Gewerkschaften, die aber noch nicht mit dem Staatsapparat und dem Finanzkapital fest verbunden und völlig verwachsen waren. Dieser Prozess, der Verschmelzung mit dem Staatsapparat und Finanzkapital war noch in den ersten Anfängen.

Aufgrund der heftigen Klassenauseinandersetzung in den 1920er Jahren gab es ungeheuer schnelle Entwicklungen und Veränderungen im Klassenkampf. Daher wurden die Taktik gegenüber den reformistischen Gewerkschaften sowie die Aufgaben in der Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit immer wieder in der KI debattiert und neu festgelegt.

Ein Beispiel: Die Entwicklung der reformistischen Gewerkschaften in Deutschland zu einem reaktionären Apparat, der Bestechung ihrer Führer und die zunehmenden Verflechtungen mit dem kapitalistischen Staat führten die Komintern, die RGI (Rote Gewerkschaftsinternationale) und Stalin 1928 zu folgenden Konsequenzen: Schaffung der „Revolutionären Gewerkschaftsopposition“ und auch die Anerkennung der Option „Schaffung paralleler Massenorganisationen“, d.h. neuer Roter Gewerkschaften.

„Das Verdienst der deutschen Kommunisten besteht ja gerade darin, dass sie sich durch das Geschwätz vom ‚Gewerkschaftsrahmen’ nicht haben schrecken lassen und über diesen Rahmen hinausgegangen sind, indem sie entgegen dem Willen der Gewerkschaftsbürokraten den Kampf der unorganisierten Arbeiter organisiert haben. Das Verdienst der deutschen Kommunisten besteht ja gerade darin, dass sie neue Formen des Kampfes und der Organisation der unorganisierten Arbeiter gesucht und herausgefunden haben. …aus der Feststellung, dass wir in den reformistischen Gewerkschaften arbeiten müssen – vorausgesetzt, dass diese Gewerkschaften Massenorganisationen sind –, folgt jedoch keineswegs, dass wir unsere Massenarbeit auf die Tätigkeit in den reformistischen Gewerkschaften beschränken, daß wir zu Sklaven der Normen und Forderungen dieser Verbände werden sollen. Wenn die reformistische Führung mit dem Kapitalismus verwächst (siehe die Resolution des VI. Kongresses der Komintern und des IV. Kongresses der RGI), die Arbeiterklasse aber gegen den Kapitalismus kämpft, kann man da behaupten, die Arbeiterklasse mit der kommunistischen Partei an der Spitze, könne den Kampf führen, ohne den bestehenden reformistischen Rahmen bis zu einem gewissen Rahmen zu sprengen? Es ist klar, dass man das nicht behaupten kann, ohne in Opportunismus zu verfallen. Man könnte sich daher durchaus eine Situation vorstellen, die es erforderlich macht, entgegen dem Willen der Gewerkschaftsbonzen, die sich den Kapitalisten verkauft haben, parallele Massenvereinigungen der Arbeiterklasse zu schaffen. Eine solche Situation haben wir bereits in Amerika. Es ist durchaus möglich, dass auch in Deutschland die Entwicklung in dieser Richtung verlaufen wird.“ (Stalin, Werke, Bd. 11, S. 268, 1927 – Hervorhebung von uns)

Also, wenn Gewerkschaften mit dem kapitalistischen Staatsapparat und Kapital verflochten sind, kann es notwendig sein, revolutionäre, parallele Massenorganisationen der ArbeiterInnen zu bilden. Eine solche Aufgabe lehnen aber ArbeitZukunft (S. 3) sowie KPD/Roter Morgen als spalterisch rundweg ab.

Wir wollten hier vor allem aufzeigen, dass die Erfahrungen der Arbeiterbewegung zentral wichtig sind, aber sie müssen insgesamt studiert und nicht einzelne Positionen herausgeklaubt werden, während andere, die nicht ins eigene Konzept passen, einfach unter den Tisch fallen. Wir können hier nicht die Strategie und Taktik der Betriebs- und Gewerkschaftspolitik der KI, der RGI und der KPD umfassend diskutieren. Wir wollen nur darauf hinweisen, dass ArbeitZukunft es sich zu einfach macht. Stalins Aufgabenstellung ist nicht in der Form, wie sie es machen, auf die Situation hier und heute, anzuwenden. Darüber hinaus blenden sie spätere Entwicklungen der Strategie und Taktik der KI, der RGI und Stalins zur Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit einfach aus.

Kampf dem DGB-Apparat

ODER Kampf zur Eroberung des DGB-Gewerkschaftsapparates

Praktische Konsequenz der Gewerkschaftspolitik von ArbeitZukunft und KPD dokumentiert sich in ihrem gemeinsamen Aufruf zum 1. Mai 2008: „Die Gewerkschaften stärken! Heute beherrscht die Schicht der Bsirskes ver.di und die anderen Gewerkschaften. Das muss anders werden. Ihr Einfluss und ihre Macht muss gebrochen werden.“ (RM, Nr. 2/08, S. 1) Das heißt nichts anderes, als die ArbeiterInnen in der Illusion zu wiegen, diese DGB-Gewerkschaften könnten erobert und die Bsirskes könnten „demokratisch“ abgewählt werden. Das zeigt ein reformistisches Verständnis dieses reaktionären Apparates und das wird die ArbeiterInnen, die dieser Politik folgen, in die Resignation treiben.

Dann kommt es noch illusionärer:

„Vielleicht ist der Gewerkschaftsapparat real tatsächlich nicht zu erobern. Vielleicht würden die reaktionären Führungen zuvor die Gewerkschaften lieber massiv säubern und damit spalten. Das überlassen wir dann aber auch ihnen! Und natürlich werden wir gegen solche reaktionären Spaltungsmanöver mit aller Kraft und mit allen Kolleginnen und Kollegen zusammen kämpfen.“ (S. 3)

Nicht vielleicht werden die DGB-Gewerkschaftsbonzen alle fortschrittlichen Kräfte „säubern“, nein ganz sicherlich und mit 100% Wahrscheinlichkeit. Eben weil – siehe oben – der komplette Apparat, die Funktionsweise der DGB-Gewerkschaften antidemokratisch und reaktionär sind.

Schon in den 70 und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, wo es wahrlich keine revolutionäre Bedrohung gab, aber doch viel Aufbegehren und ein heftiges Aufflammen von spontanen Klassenkämpfen, sowie „wilde Streiks“, wie hat da der Gewerkschaftsapparat reagiert?

Mit Zuckerbrot und Peitsche: Auf der einen Seite wurden ‚fortschrittliche’ Kollegen gekauft und auf der anderen Seite kämpferische, revolutionäre (vor allem auch MigrantenarbeiterInnen), die die Hauptakteure in diesen Auseinandersetzungen waren, gnadenlos gefeuert (Unvereinbarkeitsbeschlüsse)!

Diese Erfahrung gibt es doch mit den DGB-Gewerkschaften! Da ist es doch lächerlich darum herum zu reden mit „vielleicht massiv säubern“, und der Drohung dann sind „sie die Spalter“. Als ob das dann noch jemanden interessiert, wenn alle klassenkämpferischen Kollegen aus der Gewerkschaft gefeuert sind. Nein, das ist falsch. Diese Tatsachen belegen, dass dieser Apparat nicht erobert und übernommen werden kann und sich eine revolutionäre Fraktion und Opposition, die unbedingt gebildet werden muss, sich nur illegal in den DGB-Gewerkschaften organisieren kann.

Weiter polemisiert ArbeitZukunft völlig in die falsche Richtung: „Die Position ‚Der Gewerkschaftsapparat ist nicht zu erobern’ kommt uns so vor, wie wenn wir sagen würden, ‚Da oben steht eine Festung, die kann man prinzipiell nicht stürmen oder erobern. Solche Festungen gibt es nicht… Wer sich schon nicht in der Lage sieht, die Mehrheit in den Gewerkschaften zu überzeugen und zu erobern, der wird noch viel weniger in der Lage sein, das ganze kapitalistische System zu beseitigen und den Sozialismus zu erobern. Eine solche Aussage ist daher eine Bankrotterklärung.“ (S. 4) Die KPD unterstreicht in ihrem Artikel: “Das ständige Gerede davon, dass der Gewerkschaftsapparat nicht erobert werden kann, ist defätistisch und führt zur Passivität.“ (S. 4)

Hier ist es klipp und klar: Unter „Eroberung der Gewerkschaften“ verstehen beide Organisationen nicht nur, die Eroberung der Mehrheit der ArbeiterInnen in den DGB-Gewerkschaften, so wie wir und unserer Meinung nach, die Kommunistische Internationale verstanden, sondern sie gehen ebenso von der Möglichkeit der Eroberung des DGB-Apparates aus. Daraufhin richten sie ihre Gewerkschaftsarbeit aus! Und das ist eben die Illusionsmacherei!

Wir müssen die Mehrheit der ArbeiterInnenklasse insgesamt und damit auch in den Gewerkschaften ideologisch-politisch erobern und zwar auf Grundlage einer revolutionären Haltung und Politik. Aber und das ist das Entscheidende, die Gewerkschaftsorganisation der kämpfenden ArbeiterInnen werden in den Entscheidungsschlachten mit dem Kapital nicht mehr nur die reaktionären Gewerkschaften sein. Ergebnis des Klassenkampfes werden auch parallele revolutionäre Gewerkschaften sein!

Keine Illusionen in den Gewerkschaftsapparat

ODER Kampf für gewerkschaftliche Funktionen und Spitzenposten

Aufgrund der unterschiedlichen Orientierung der Arbeit in den reaktionären Gewerkschaften, ist die Zielsetzung von ArbeitZukunft, KPD und uns verschieden. Sie wollen mit aller Kraft in den DGB-Gewerkschaften arbeiten, über Funktionen, in die sie sich wählen lassen, den Apparat übernehmen. Also statt Eroberung der Herzen und Hirne der ArbeiterInnen für eine revolutionäre Politik wird das in ihren Argumenten verwischt und wird eine Eroberung der Gewerkschaften über den Apparat nahe gelegt.

„Sollen wir Betriebsräte (keine genuin gewerkschaftliche Funktion!!), Vertrauensleute, Vertrauenskörperleiter/innen, Delegierte etc, ja Ortvorstände und ähnliches werden? Wir sollten das tun, wenn unsere Kollegen hinter uns stehen und das Amt deren kämpferischen Geist transportieren kann.“ (AZ, S. 3)

ArbeitZukunft streift auch das Thema der Verfolgung von kämpferischen ArbeiterInnen, dabei hebt sie ganz betont hervor, dass gewerkschaftliche Funktionen angeblich vor den antidemokratischen Bestrafungsaktionen der DGB-Gewerkschaften schützen. „Wir haben das Moment der Verfolgung fortschrittlicher, klassenkämpferischer und revolutionärer Aktivisten bis hier vernachlässigt. Dieses ist selbstverständlich ständiger Teil der Auseinandersetzung. Aber er tritt in dem Maß praktisch zurück (auch wenn er nie verschwindet) – wie Genossen, oft in den etwas kleineren Firmen und Konzernen, deshalb zu Gewerkschaftsfunktionären werden, weil sie in diese Verantwortung gegenüber ihren Kolleg/innen hineingewachsen sind, oder weil es keine anderen gab, die diese Arbeit machen wollten, weil Sozialdemokraten sich demoralisiert zurückziehen und aus ähnlichen Gründen. Hier sind der innergewerkschaftlichen Verfolgung Grenzen gesetzt, auch wenn diese nicht verschwindet. Denn solche Genoss/innen sind zu Träger/innen der betrieblichen Gewerkschaftsorganisationen geworden.“ (AZ, S. 3)

Also GenossInnen, wir können nur aus unserer Praxis der Betriebsarbeit fragen… seid ihr wirklich so naiv?! Es wird hier so getan, als ob KommunistInnen, die in bestimmte Funktionen gewählt werden, unangreifbar werden, der „innergewerkschaftlichen Verfolgung Grenzen gesetzt“, seien weil sie „Träger/innen der betrieblichen Gewerkschaftsorganisationen sind“.

Zunächst: es gibt einfach keine wirkliche innergewerkschaftliche Demokratie. Das ist einfach Fakt. Wer in einem Ortsverein, in einem gewerkschaftlichen Gremium Debatten miterlebt hat, weiß wie formal demokratisch Dinge ‘abgehandelt’ werden. Es gibt meist nicht mal den Ansatz einer Diskussion. Die wenigsten Fragen werden überhaupt zur Diskussion gestellt. Kritische Stimmen, revolutionäre Haltungen werden auf keinen Fall geduldet. Sie werden mit Intrigen, Geschäftsordnungs-Manipulation, Tagesordnungsterror etc. unterdrückt.

Klar, es kann  immer die eine oder andere Ausnahme geben, aber ArbeitZujunft so zu verallgemeinern und damit den Verfolgungsdruck zu bagatellisieren, ist falsch. Sowie der Gewerkschaftsapparat damit konfrontiert ist, dass KommunistInnen auftreten, die inhaltlich als BR oder Vertrauensmann/ frau klassenkämpferisch handeln, beginnt der Versuch der Einbindung in den Apparat. Wenn dieser fehlschlägt, folgt der Verleumdungs-, Ausschluss- und Intrigenterror.

Vielleicht sind die KollegInnen, auf deren Erfahrungen ihr euch bezieht zu gute Gewerkschafter und zu unoffensive KommunistInnen, so dass ihre Arbeit niemanden beunruhigt?!

Es ist natürlich immer eine Gratwanderung. Heute wo die große Mehrheit der Belegschaft sehr bürgerlich denkt, müssen KommunistInnen natürlich daran ansetzen und werden den Kommunismus nicht auf dem Tablett vor sich her tragen. Aber immer da, wo sich Kampf- und Aufklärungsmöglichkeiten bieten, müssen sie dafür einstehen. Die ganze Erfahrung zeigt, dass der Apparat dann geballt antwortet.

Diese Einschätzungen führen ArbeitZukunft auch zum uneingeschränkten Befürworten der Übernahme von gewerkschaftlichen und betrieblichen Funktionen. Das ist auch stark vereinfacht und falsch. Auch hier werden falsche Hoffnungen geschürt.

Die KPD formuliert ihre Haltung voll überzeugt so: „Es ist selbstverständlich, dass wir in Betrieb und Gewerkschaft Funktionen übernehmen wollen. Es wäre ein grober Fehler, wenn wir Funktionen wie Betriebs- und Personalräte, Vertrauensleute, die respektiven Vorsitzenden dieser Körper, Funktionen in den Gewerkschaften – auch höhere – den Reformisten überlassen. Wir werden den Gewerkschaftsapparat im Sinne der Arbeiterklasse so weit ausnutzen, wie es möglich ist.“ (S. 4)

Greifen wir ein Beispiel heraus: Die Wahl zum Betriebsrat. Mit keinem Wort wird die Funktion dieser bürgerlichen im Betriebsverfassungsgesetz verankerten Organisationsform Betriebsrat hinterfragt. Betriebsräte sind keine Kampforgane, da kann noch so viel kämpferischer Geist transportiert werden. Betriebsräte sind von der Funktion her ein „Ordnungsinstrument“ von Kapital und Staat. Die meisten Betriebsräte arbeiten eng mit den gelben Gewerkschaften zusammen oder arbeiten in ihnen und nehmen wichtige Posten ein. Betriebsräte großer Konzerne beeinflussen für ihre Interessen die örtliche Gewerkschaftspolitik. KommunistInnen, die in der Funktion Betriebsrat arbeiten, können dies im besten Fall dieses ausnutzen, um eigene Positionen zu verdeutlichen.

Die Frage ist nur unter welchen Bedingungen ist das tatsächlich möglich. Das muss wirklich ganz konkret für jeden Betrieb und dem Stand der Auseinandersetzungen in diesem entsprechend entschieden werden.

Im besten Fall kann die Arbeit im BR dazu führen, die reaktionären Entscheidungen zu hinterfragen, die ArbeiterkollegInnen zu informieren und ihnen Material in die Hand zu geben. Wenn von 20 BR in einem Großbetrieb, 19 für betriebsbedingte Entlassungen stimmen und einer dagegen – was nutzt das?

Darüber hinaus ist dann auch diese/r eine BR verpflichtet, den Mehrheitsbeschluss umzusetzen. Das nutzt nur, wenn der/die Betriebsrat/rätin diese Machenschaften aufzeigt,  um die ArbeiterInnen davon zu überzeugen, dass weder diese Betriebsräte, noch die existierenden Gewerkschaften wirklich die Lage ändern wollen, dass dafür rote Betriebsräte, andere Gewerkschaften, sowie eine kommunistische Organisierung notwendig sind.

Darüber hinaus wird von ArbeitZukunft mit keinem Wort auf die Politik von Kapital und DGB-Gewerkschaften eingegangen über Gewerkschaftsfunktionen (Vertrauensleute, etc), über Posten wie BR, mit BR-Vergünstigungen etc. KollegInnen in diesen Funktionen auch direkt zu kaufen. Was ist mit den Betriebsräten in den Aufsichtsräten? Ja, GenossInnen, was ist mit der ganzen Schmierengeschichte von VW-Hartz und seiner bestochenen Betriebsrats-Crew? Die korrumpierende und im Grunde reaktionäre Funktion der Betriebsräte, die Interessen der Kapitalisten mit denen der ArbeiterInnen zu versöhnen, wird völlig vom Tisch gewischt und nicht thematisiert.

Diese Problematik kann man doch nicht damit abhaken zu sagen, unsere BR sollen den revolutionären Geist der kämpferischen KollegInnen transportieren. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. D.h. KommunistInnen müssen offen und sehr genau die Gefahren, die solche Funktionen in sich haben ansprechen und offen legen. Für ihre Mitglieder müssen kommunistische Organisationen klare Regeln aufstellen, wie dann mit Einkommen etc. umgegangen wird.

Hinzukommt, dass die meisten KommunistInnen, so ist unsere Erfahrung, wirkliche Einzelkämpfer in den Betrieben sind. Es gibt meist einen Genossen/eine Genossin, die sich in einem Betrieb Vertrauen erwirbt, und dann versucht eine kleine Struktur von oppositioneller Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit zu schaffen. Sie selbst sind aber im Betrieb meist alleine, d.h. es gibt kein helfendes und korrigierendes Kollektiv direkt vor Ort. Das erschwert eine Arbeit in Funktionen, gar in „höheren“ der reaktionären Gewerkschaften, bzw. als Betriebsrat, weil sie nicht in eine kommunistische Arbeit vor Ort im Betrieb eingebunden sind.

Was Funktionen, vor allem auch die „höheren“ in Gewerkschaften angeht gibt es auch hier viel abzuklären und abzuwägen. Bei den Gewerkschaftsfunktionen wie Sekretär, Fachbereichsleiter/in, Bezirks-GeschäftsführerIn, Bevollmächtigte in den Verwaltungsstellen ist auch die Frage, inwieweit kann diese Funktion wofür genutzt werden. Sitzen KommunistInnen in der Tarifkommission, Verhandlungskommission und stimmen deren unsäglichen Kompromissen nicht zu? Auch hier stellen wir entgegen: Hauptaufgabe im Betrieb ist zum gemeinsamen Kämpfen aktivieren und organisieren.

Für uns ist es zentral angesichts der heutigen Schwäche kommunistischer Organisierung, der  Aufgabe die KP aufzubauen und der schwachen Arbeiterbewegung, als kämpferischer kommunistischer Arbeiter/in im Betrieb vor Ort zu handeln, über diese Arbeit im Betrieb Grundlagen für eine kommunistische Betriebsarbeit zu schaffen. Dem steht eine Orientierung z.B. auf „höhere Gewerkschaftsfunktionen“ entgegen, weil es in so einem Job nicht mehr möglich ist die „Basis“arbeit zu machen.

Das heißt, wir schließen nicht prinzipiell aus, dass KommunistInnen auch in den reaktionären DGB-Gewerkschaften „höhere Funktionen“ wahrnehmen, aber das kann nur ganz konkret entschieden werden. Eine Ausrichtung auf eine solche Arbeit ist für uns heute falsch.

Unter den heutigen Bedingungen sind Positionen von ArbeitZukunft und KPD ideologisch gefährlich. Sie schüren Illusionen, sie beschränken kommunistische Betriebsarbeit auf Gewerkschafterei, streben nach Funktionen um der „Übernahme“ der reaktionären DGB-Gewerkschaften näher zu kommen und sie stellen sich nicht den strategisch-taktischen Aufgaben der kommunistischen Arbeit in Betrieb und Gewerkschaft.

ArbeiterInnen für kommunistische Betriebsarbeit gewinnen

ODER Für die DGB-Gewerkschaften?

Unsere Position ist: Im Aufbau der Kommunistischen Partei heute in der BRD, der sich die Gewinnung der Vorhut des Proletariats als Hauptaufgabe stellt, muss der Schwerpunkt kommunistischer Praxis die Betriebsarbeit sein. Betriebsarbeit umfasst Hineintragen sozialistischen Bewusstseins in die ArbeiterInnenklasse durch Betriebszeitungen, revolutionäre Agitation und Propaganda sowie durch eine gezielte kommunistische Arbeit in einzelnen Fabriken, wo KommunistInnen tätig sind. In den Betrieben müssen wir uns darauf ausrichten aktive, kritische ArbeiterInnen in Betriebszellen zu organisieren. Selbstverständlich müssen KommunistInnen heute um diese Ziele zu erreichen, auch Gewerkschaftsmitglieder sein und in den Gewerkschaften arbeiten, weil die Arbeitermassen nach wie vor darin organisiert sind. Aber wir unterscheiden uns genau in o.g. Einschätzungen von ArbeitZukunft über das Wesen des DGBs und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen. Wir halten die DGB-Gewerkschaften für „nicht reformierbar“, es sind gelbe mit dem Staatsapparat verbundene Organisationen. Sie können über ihren Apparat nicht erobert werden. Die Gewerkschaftsarbeit hat daher für uns einen anderen Stellenwert in der Betriebsarbeit.

Es geht also nicht darum, arbeiten wir darin oder nicht, sondern mit welchem Ziel und in welchem Rahmen der kommunistischen Betriebsarbeit. An keinem Punkt wird von ArbeitZukunft der Gewerkschaftslegalismus und der eng begrenzte undemokratische Rahmen der DGB-Gewerkschaften in Frage gestellt. Für ArbeitZukunft und KPD gibt es offenbar heute keine Alternative in der kommunistischen Tätigkeit zum Nur-Gewerkschaftertum. Das widerspricht, unserer Meinung nach den Erfahrungen etlicher selbständiger Arbeitskämpfe der letzten Jahre. Sie wurden dadurch unabhängig, indem sie bewusst den Gewerkschaftslegalismus überschritten, tatsächlich die Arbeiterinteressen zum Ausgangspunkt genommen haben und sich nicht für Co-Management und Sozialpartnerschaft einfangen liessen. Das ist der entscheidende Punkt auf den sich kommunistische Betriebsarbeit heute ausrichten muss.

In Abgrenzung zu Aufgaben wie unabhängige, selbständige Kämpfe führen und gewerkschaftliche Oppositionsarbeit machen, wird von ArbeitZukunft das Einheitsargument aufgefahren: „Verausgaben wir nicht unsere schwachen Kräfte für Projekte, die die Organisiertheit der Klasse nur noch weiter herabsetzen und sie damit schwächen. Führen wir die politische Auseinandersetzung um die Stärkung aller klassenkämpferischen Kräfte und ihre Vereinigung mit möglichst breiten Kreisen der Werktätigen in den Gewerkschaften!“ (S. 3) ihr Artikel ist zwar überschrieben mit „Zur Arbeit in Betrieb und Gewerkschaft“, im zentralen Blickpunkt steht aber nur gewerkschaftliche und nicht kommunistische Arbeit im Betrieb.

Das ist das Hauptproblem: Für uns ist zentral, die Grundlagen für kommunistische Betriebsarbeit zu legen. Dazu ist Gewerkschaftsarbeit ein Mittel, und auch nicht immer das zentrale. Das hängt sehr von den konkreten Bedingungen vor Ort im Betrieb ab.

ArbeitZukunft stellt fest: „Vom realen Gang des kapitalistischen Alltags zwangsweise in das Gemenge zwischen den Klassen geworfen, reagiert die Masse Kolleg/innen ganz unterschiedlich. Nicht wenige reagieren – im Gegensatz zu vielen anderen – ‚klassenkämpferisch’. Es sind die, die – beileibe keine Kommunisten – mehr oder weniger bewusst, reflexartig oder überlegt, für einen Kampf gegen die Maßnahmen der Unternehmer eintreten, die in der Gewerkschaft wie im Betrieb für Kampf eintreten, die nicht (immer gleich) Kompromisse suchen. Sie sind bereit, mal ein Flugblatt zu machen oder zu verteilen. Oder sie fordern von den Gewerkschaften den Kampf, den vollen Einsatz für die Kolleg/innen. Sie sind nicht zwangsläufig in der Gewerkschaft, aber stets einem wirklichen gewerkschaftlichen Kampf verbunden. Diese Gruppe gibt es real. Von ihr werden wir gefordert, im Kampf gegen das Kapital! Wir haben hier mindestens eine dreifache Aufgabe: Den Kampf zusammen mit diesen Kolleg/innen zu gestalten! Selbstverständlich versuchen wir, sie zu organisieren, in der Gewerkschaft, als Vertrauensleute, in Betriebsgruppen.“ (AZ, S. 2)

Hier zeigt sich unserer Meinung das verwässerte Verständnis von Betriebsarbeit. Heute, bei der aktuellen Schwäche der Arbeiterbewegung müssen wir KommunistInnen uns langfristig orientieren und klar haben: Was sind die zentralen Aufgaben? Wenn wir heute fortschrittliche KollegInnen an unsere Positionen heranziehen können, wenn wir in Diskussion mit ihnen sind und Kämpfe zusammen ausfechten, dann muss unsere praktische Arbeit darauf gerichtet sein, gemeinsam eine kommunistische Betriebsarbeit zu entwickeln.

Hauptziel ist der Aufbau kommunistischer Betriebszellen im Betrieb. Dafür sind alle Bereiche in der Betriebsarbeit wichtig, also auch der gewerkschaftliche Kampf. Kommunistische Betriebsarbeit heißt heute vor allem die selbständigen Kämpfe, Bestrebungen der ArbeiterInnen, in und außerhalb der Gewerkschaften mit zu tragen, voranzubringen und im allerbesten Fall zu initiieren. Überall wo es geht, gilt es den gewerkschaftlichen Rahmen, immer auf der Grundlage des Klassenkampfes, zu sprengen. Denn die DGB-Gewerkschaften haben diesen Aktionsrahmen zu einem Korsett zusammengeschnürt, wo noch nicht einmal mehr Reförmchen herauskommen, sondern im Gegenteil die Zustimmung zum Abbau bisher erkämpfter Rechte, siehe Agenda 2010. Innerhalb der Gewerkschaften muss unser organisatorisches Ziel sein eine revolutionäre Opposition zu schaffen. Das ist ein großes Unterfangen unter den heutigen Bedingungen und wir werden beim jetzigen Stand der Arbeiterbewegung noch viele Steine bei dieser Arbeit aus dem Weg räumen müssen. Aber es muss gemacht werden.

ArbeitZukunft antwortet auf Positionen wie unsere: „Wir wenden uns gegen die Tendenzen zur immer stärkeren Spaltung der Arbeiterbewegung.“ (AZ, S. 3) und sie treten dafür ein „alle zusammen in die Gewerkschaften.“ Wir antworten darauf, wir wollen keine Einheit der ArbeiterInnen auf der bürgerlichen, Sozialpartnerschafts-Ebene mit dem Kapital, sondern eine Einheit der ArbeiterInnen im Kampf. Welche Einheit sollen wir denn spalten? Fakt heute ist die Spaltung der ArbeiterInnen in Migranten und Deutsche, in Alte und Junge, in Frauen und Männer, in Arbeiter-Oberschicht und Leiharbeiter, bzw. ArbeiterInnen ohne Papiere, etc… Diese Spaltung zu überwinden, eine Einheit zu schaffen, die das Interesse aller ArbeiterInnen gegen das Kapital zum Ausgangspunkt nimmt, das ist unser Ziel und das kann nur mit klarer marxistisch leninistischer Politik und nicht mit Einheitslamento erreicht werden.

Wenn wir heute sagen, wir müssen revolutionäre Oppositionsarbeit in den Gewerkschaften machen, dürfen wir auf keinen Fall ausschließen, dass in (vom heutigen Stand der Dinge ausgehend) einem längeren Zeitraum die Frage paralleler, neuer, Roter Gewerkschaften auf der Tagesordnung stehen kann. Ziel und Orientierung unserer Arbeit ist ausgerichtet darauf:

Kommunistische Zellen in Betrieben zu bilden, die beim Aufbau der Kommunistischen Partei wichtigstes Standbein sind, den Aufbau der Partei voranzutreiben, die Revolution vorzubereiten, Werkzeuge dabei sind die revolutionäre Opposition in den bestehenden reaktionären Gewerkschaften, Rote Gewerkschaften etc.

 
Klassenkampf gegen Kapital und Staat?

ODER

Reformistischer Kampf mit den DGB Gewerkschaften?

ArbeitZukunft diskutiert (wie die KPD/ML, der sie entstammt, es seit 1968 macht), was ist Klassenkampf und was ist sozialistisches Klassenbewusstsein. Nach wie vor, wird versucht die klare Leninsche Festlegung, dass das „politische Klassenbewusstsein dem Arbeiter nur von außen, d.h. aus einem Bereich außerhalb des ökonomischen Kampfes gebracht werden kann“ („Was Tun?“, Lenin – 1902) abzuschwächen.

Und die Frage, sollen wir gewerkschaftliche Funktionen einnehmen oder nicht (darauf sind wir inhaltlich schon oben eingegangen) antworten sie so: „Wir sollten das tun, wenn unsere Kollegen hinter uns stehen und das Amt deren kämpferischen Geist transportieren kann.“ (AZ, S. 3) Hier wollen wir auf ihr Verständnis von Klassenbewusstsein eingehen und die Aufgaben der KommunistInnen.

„Deren kämpferischen Geist transportieren“, das wird als Aufgabe für die KommunistInnen gestellt. Es wird nicht gefordert, dass die KommunistInnen ihr Bewusstsein innerhalb dieser Funktionen nutzend kommunistische Propaganda machen, sondern sie werden darauf beschränkt, „Deren kämpferischen Geist transportieren“. Das Bewusstsein der ArbeiterInnen kann spontan sich kämpferisch entwickeln, aber es ist kein sozialistisches Klassenbewusstsein. Das ist die Kernaussage von „Was Tun?“. Lenin hat gefordert, dass die Kommunisten um genau dieses Bewusstsein zu schaffen in den Gewerkschaften ganz andere Aufgaben haben: „Mit einem Wort, jeder Sekretär einer Trade-Union führt den ‚ökonomischen Kampf gegen die Unternehmer und gegen die Regierung’ und hilft ihn führen. Man kann nicht genug betonen, dass das noch nicht Sozialdemokratismus ist, dass das Ideal eines Sozialdemokraten (sprich Kommunisten A.d.V.) nicht der Sekretär einer Trade-Union, sondern der Volkstribun sein muß, der es versteht auf alle Erscheinungen der Willkür und Unterdrückung zu reagieren, wo sie auftreten mögen, welche Schicht oder Klasse sie auch betreffen mögen, der es versteht, an allen Erscheinungen das Gesamtbild der Polizeiwillkür und der kapitalistischen Ausbeutung zu zeigen, der es versteht, jede Kleinigkeit zu benutzen, um vor aller Welt seine sozialistischen Überzeugungen und seine demokratischen Forderungen darzulegen, um allen und jedermann die welthistorische Bedeutung des Befreiungskampfes des Proletariats klarzumachen.“ (Lenin, Bd. 5, S.437)

Ebenso stellen ArbeitZukunft die Frage ‚was ist Klassenkampf’.   Sie sehen im aktuellen DGB-Gewerkschafts’kampf’ den Klassenkampf: „Gibt es heute einen realen Klassenkampf der Arbeiter und Angestellten, dann besteht dieser zu über 90% aus Gewerkschaft!! Wer vom Klassenkampf der Arbeiter ernsthaft spricht, spricht heute von Gewerkschaft! Klassenkampf, das ist keine abstrakte Idee, die wir analysierend und sortierend (hier tolle Kämpfe, dort rückständige inkonsequente jämmerliche Auseinandersetzungen, um die wir uns nicht kümmern o.ä.) auf die Realität aufpfropfen. Nein er ist eine virulente Realität, die täglich vonstatten geht, vielleicht in Formen, die noch inkonsequent und unterentwickelt sind.“ (S. 3 Hervorhebung von uns)

Also die Tarifauseinandersetzungen, die Warnstreiks, die Streiks, die heute von den DGB-Gewerkschaften geführt werden als den Klassenkampf einzuschätzen, da gehört schon eine Portion Mut dazu. Natürlich ist Klassenkampf nicht von heute auf morgen in seiner höchsten Form da, natürlich gibt es spontane Keimformen des Klassenkampfes in den täglichen Kämpfen. Das Entscheidende ist aber was macht ihn wirklich aus. Die reformistischen Antworten, die jeden ökonomischen Kampf zum Klassenkampf umdichten, führen nur zu einem, damals wie heute, die Aufgaben der KommunistInnen zu schmälern sich mit dem Alltäglichen abzufinden, und letztlich die „besseren Gewerkschafter“ zu sein. Dahinter ist eine Haltung sichtbar, die vor dem niedrigen Niveau des Klassenkampfes, der vehementen Vorherrschaft bürgerlichen Bewusstseins in der Arbeiterklasse resigniert. Es wird nicht gesehen, dass KommunistInnen heute schon als solche auftreten und kämpfen können und müssen. Auch wenn das heute bedeutet, dass sie die Früchte dieser Arbeit noch nicht ernten werden, sondern erst wenn es zu einem Aufschwung der Arbeiterbewegung kommen wird.

Hauptparole 2009?!

Selbständig kämpfen lernen!

Heute müssen KommunistInnen in und außerhalb der Gewerkschaften arbeiten, um die selbständige Kampfkraft, das Vertrauen in die eigene Kraft der ArbeiterInnenklasse zu stärken und gegen die Spaltungen durch Kapital und DGB-Gewerkschaften anzugehen! Mittel dazu sind in der heutigen Situation vor allem Kampfformen wie Streik- und Kampfkomitees zu propagieren und zur praktischen Alternative in den Kämpfen zu machen. Der Kampf in der Gewerkschaft muss auf eine unabhängige, selbständige Betriebsarbeit, der revolutionären und fortschrittlichen ArbeiterInnen, auf die Bildung von Betriebszellen hinzielen. Das ist die Hauptaufgabe der Kommunisten, mit unserer heutigen Schwäche und begrenzten Kräften.

Gate Gourmet, AEG, Opel Bochum, BSH, Bike Systems, Nokia, Phillips, Siemens, das alles sind Kämpfe zwischen Kapital und Arbeit, die genau das bewiesen haben. Im negativen wie im positiven. Es sind Beispiele dafür, dass nur wenn der von den Gewerkschaftsbonzen und ihrem verkrusteten Apparat vorgeschriebene Weg verlassen wird, nur wenn die Basis durch selbständiges politisches Auftreten Druck macht, sich irgend etwas bewegt. Den reaktionären DGB-Gewerkschaften-Rahmen gilt es zu sprengen. Darauf kommt es an.

Dezember 2008