TROTZ ALLEDEM!
Schirme für Finanzkapital, Banken und Konzerne – Arbeiterklasse steht im Regen
Wir gehen in diesem Artikel auf grundlegende Züge der aktuellen Krise ein, bezogen vor allem auf imperialistische Länder, die USA, Europa und die BRD. Da wir nicht nur ein paar Schlagworte liefern, sondern einige Zusammenhänge darstellen wollten, konnten wir unmöglich alle Aspekte und Probleme der Krise berücksichtigen.
Eine
Hiobsbotschaft folgt der nächsten. Noch Anfang Oktober wurde in Anbetracht der
insolventen amerikanischen Hypothekenbanken von einer US-amerikanischen
Finanzkrise geredet. Der Kasino-Kapitalismus sei eben zusammengebrochen. Der
angelsächsische Turbokapitalismus sei schuld an der Krise, dieser sei
rücksichtslos und ungezügelt. Dagegen würde das deutsche Modell der sozialen
Marktwirtschaft für Rücksichtnahme und Ausgleich stehen. Dieses Modell sei
vernachlässigt worden und es sei die Chance deutscher Politiker, dieses als
Alternative der Welt vorzustellen. (Spiegel 42/2008)
Heute hat
die Krise nicht nur längst Deutschland und Europa erreicht, die ganze
imperialistische Welt ist von der Finanzkrise betroffen. Die
Wirtschaftsinstitute stellen eine Rezession für viele Länder fest und sagen
ihre Vertiefung voraus. Rezession bedeutet Schrumpfung der Wirtschaft in zwei
aufeinanderfolgenden Quartalen. Das heißt, es geht nicht nur um eine
Finanzkrise, sondern um eine regelrechte Wirtschaftskrise, eine Krise der
realen Wirtschaft. Die Finanzkrise verstärkt bei dieser zyklischen
Überproduktionskrise die Bewegung nach unten. Etliche bürgerliche Ökonomen
sprechen von einer Weltwirtschaftskrise und von der schlimmsten Krise seit den
1930er Jahren. Recht haben sie, da die Rezession erst beginnt und nicht
abzusehen ist, wie lange der Weg noch bis zur Talsohle ist. Wie die Finanzkrise,
die eigentliche wirtschaftliche Krise vertieft, erleben wir jeden Tag:
Reihenweise kollabieren Banken und Investmenthäuser wie Kartenhäuschen. Große
amerikanische Finanzinstitute sind entweder Pleite gegangen, wurden aufgekauft
und vom Staat ‚gerettet’ oder stehen vor dem Kollaps. Das Ende ist noch lange
nicht in Sicht. Die untergegangene Investmentbank Lehman Brothers ist ein
Schwergewicht in der Branche. Sie ist jetzt zum Inbegriff des labilen Systems
geworden. Vor dem Untergang wurde die Bank mit 14 Milliarden Dollar an der
Börse gehandelt. Die US-Regierung hat den größten Rückversicherer der Welt, die
AIG, die auch ins Trudeln geriet, gerettet, um Schlimmeres zu vermeiden. Die
Citigroup, die sich mit dem Slogan „Weltgrößte Privatkundenbank“ rühmt, ist zu
einer hilfsbedürftigen Bittstellerin geworden. Dutzende kleine und große Banken
in den USA sind dem Pleitegeier zum Opfer gefallen.
Dasselbe
Bild in Deutschland. Die angeschlagene Hypo Real Estate (Deutschlands größte
Hypothekenbank) wurde mit einer 50 Milliarden Euro Spritze vorerst gerettet.
Inzwischen sind noch einmal 10 Milliarden nachgeschoben worden. Die beinahe
Pleite der halbstaatlichen IKB konnte Dank der Finanzspritze der KfW Mutter
vorerst ‚gerettet’ werden. Andere Banken sowohl private als auch staatliche,
große wie kleine, kämpfen noch mit dem Überleben. Am Ende der Krise, wie in
allen Krisen, werden einige Banken verschwunden sein, andere wiederum werden
von den gesunden und starken aufgefressen werden. Die Deutsche Bank hat schon
ihre Fühler nach der Postbank ausgestreckt, die Commerzbank will die Dresdner
übernehmen.
Ganz
besonders übel ist, wie Politiker und Manager öffentlicher Banken, also der
Landesbanken, Sparkassen oder Volksbanken, Steuergelder in Milliardenhöhe durch
Zockerei verbrannt haben. Ähnlich wie vor einigen Jahren die Vorstände der
Berliner Landesbank (als Vorstand CDU-Mann Landowsky gedeckt von Diebchen – der
damalige Bürgermeister Diepgen) 30 Milliarden Euro in Immobiliengeschäften
versenkt haben, so haben heutige Vorstände der Landesbanken Milliarden Euro
Steuergelder, die vom Lohn der Werktätigen abgezogen werden, an Börsen
verzockt. Für diesen Schaden am „öffentlichen Gemeineigentum“ (wie es schön
falsch heißt, denn es ist weder öffentlich noch gemein, im Sinne von „es gehört
uns allen“) würde jeder Normalbürger ins Gefängnis wandern, nicht aber diese
Herrschaften. Sie werden mit Abfindungen, Aktienbeteiligungen und hohen
Pensionen belohnt. Zudem besitzen sie die unverschämte Selbstherrlichkeit, den
Staat um weitere Hilfen anzugehen. Die Bayern LB fordert 21 Milliarden Euro und
die wird ihnen natürlich auch großzügig von Regierung und Parlament in den
Rachen geworfen.
Die
Glanzfassade des angeblich überlegenen kapitalistischen Systems hat tiefe
Kratzer bekommen. Die Börsen und Kurse rutschen ins Bodenlose. In wenigen Tagen
wurden Billionen Dollar Werte vernichtet. Der deutsche Dax ist binnen eines
Jahres um die Hälfte gefallen.
Das Platzen
der Spekulationsblase hat den sich seit Frühjahr 2008 abzeichnenden Konjunkturrückgang
verstärkt und ist bereits in eine Rezession mit schrumpfendem
Bruttoinlandsprodukt eingetreten. Das Rheinisch Westfälische Institut für
Wirtschaftsforschung sagt für 2009 ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts um
2 Prozent und ein Anwachsen der Arbeitslosigkeit um eine Million voraus.
Das
Beispiel der Autoindustrie zeigt, dass die Finanzkrise mit dem für
kapitalistische Volkswirtschaften typischen zyklischen Konjunkturverlauf
zusammen getroffen ist. Seit Frühjahr kämpft diese Branche mit fallenden
Absatzzahlen. Daimler schickte seine Arbeiter länger in den Sommerurlaub und
lässt Minuszeiten anhäufen. Auch andere deutsche Autobauer folgen diesem
Beispiel, Kurzarbeit, Wegfall von Schichten und längere Schließzeiten zu
Weihnachten, sowie jetzt bereits angekündigte Kurzarbeit 2009. Tausende LeiharbeiterInnen verlieren
ihre Jobs. Weitere Stellenstreichungen werden folgen, diesmal trifft es die
Festangestellten. Andere Branchen haben das auch schon angekündigt, wie z.B.
der Chemiegigant BASF.
Es sind nicht
nur einzelne Banken, Trusts oder Unternehmen, die Pleite gegangen sind, sondern
auch einzelne Staaten stehen vor dem Ruin. Island, Ungarn, Ukraine, Pakistan
sind bankrott und können ihre Staatsschulden nicht bezahlen. In Island haben
aufgebrachte Bürger die Staatsbank gestürmt und ihre verzockten Einlagen und
Pensionen zurückgefordert. Der IWF (Internationaler Währungsfond) springt mit
Krediten ein. Andere Länder haben schon dringlich nach weiteren Krediten in
Milliardenhöhe angefragt, z.B. die Türkei. Die Wucht der Rezession wird dadurch
verstärkt, dass sie zeitgleich die drei wirtschaftlich stärksten Regionen USA,
Japan und Europa erfasst hat. Die sogenannten „Emerging Markets“
(Schwellenländer) wie China, Indien und Brasilien, die von der Nachfrage nach
Gütern aus den imperialistischen Ländern profitieren, werden in den
Abwärtstrend hineingezogen. In den abhängigen Ländern wird die Krise die
Werktätigen mit voller Wucht treffen, und diese Länder werden viel länger
brauchen, um aus der Krise wieder herauszukommen. Schon jetzt warnen
bürgerliche Politiker vor Millionen Hungertoten.
Bürgerliche Politiker verstehen ihr System nicht mehr
Noch vor 18
Jahren haben alle bürgerlichen Chefideologen die Überlegenheit des Kapitalismus
über den Sozialismus mit Champagner begossen, vom „Ende der Geschichte“
gefaselt und jetzt bemühen sie sich nach Erklärungen für die Wucht der
imperialistischen Realität. Politiker, Banker und Unternehmer versuchen den
politischen Schaden am angeschlagenen kapitalistischen System so gering wie
möglich zu halten. Unsicherheit unter den BürgerInnen macht die Runde. Die
Drähte der Verbraucherzentralen laufen heiß. Eine Talkshow jagt die andere,
Experten geben ihr Wissen zum Besten, versuchen zu beruhigen und bei den
Werktätigen „Vertrauen“ zu schaffen. Alle zusammen versichern hoch und heilig,
die Einlagen der Sparer seien nicht gefährdet. Politiker und Professoren,
Unternehmer und Banker liefern für die aktuelle Krise verschiedene Erklärungen,
um einerseits Vertrauen in das System zu schaffen, damit die BürgerInnen ihre
Konten nicht leer räumen und dadurch die Krise nicht verschärfen und
andererseits den politischen Schaden abzuwenden, damit die Werktätigen sich
nicht nach Alternativen wie dem Kommunismus umschauen.
Wie kommt
es, dass von heute auf morgen Millionen Menschen in den Ruin, Arbeitslosigkeit
und Hunger getrieben werden? Gestern noch angeblich kerngesunde Unternehmen
sind heute von der Bildfläche verschwunden. Gigantische Autokonzerne in den USA
kämpfen ums Überleben. GM (General Motors) steht, falls die von der
US-Regierung vorgesehene Milliardenspritze nicht verabreicht wird, vor dem
Konkurs. Wie ist das zu erklären? Woher nimmt die Bundesregierung die
astronomischen 500 Milliarden Euro her, um das System zu stabilisieren?
Diese
Erscheinungen können nur mit Lenins Analyse erklärt und verstanden werden. Sie
sind Sinnbild für die Fäulnis und den Parasitismus des Imperialismus. Diese
Fäulnis des Imperialismus, wie Lenin sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als
sich der Imperialismus, die höchste Stufe des Kapitalismus, herausbildete,
charakterisierte, werden wir in diesem Artikel näher untersuchen.
In diesen
Krisentagen herrscht hektisches Treiben bei den Herrschenden und ihren
Politikern. Als stramme Verteidiger des kapitalistischen Systems haben sie
natürlich nie im Traum an einen Kollaps des Systems, an einen “Supergau“
geglaubt. Warum auch? Die schwarz-rote Regierung unter Merkel führte bis in den
September 2008, als die Spekulationsblasen reihenweise platzten - außer einigen
unbedeutenden Querelen in der Koalition-
ein recht genügsames Leben. Mit der satten Mehrheit im Bundestag konnte
die bürgerliche Opposition ihr sowieso nichts Anhaben. Die schwarz-roten
Minister brillierten mit Erfolgen. Wirtschaftsminister Glos lobte die deutsche
Wirtschaft in den Himmel, ein robustes Wachstum von 2-3 % für 2008 wäre zu
erwarten, Finanzminister Steinbrück wollte nach dem Scheitern als
Ministerpräsident in NRW als Sparfinanzminister in die Geschichte eingehen. Er
hatte das ehrgeizige Ziel bis 2011, die Neuverschuldung des Staates auf NULL zu
drücken. Das ist wohl jetzt wirklich Geschichte.
Die
Regierung Merkel schwebte auf Wolke Sieben als sie im November 2008 die
Arbeitslosenzahlen bekannt gab. Zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung sei
sie unter die drei Millionen Grenze gesunken.
Nachdem
Großunternehmen wie Opel, die zusammen mit Zulieferern 40.000 Arbeiter
beschäftigen, vor der Insolvenz standen, war jedem klar, dass die Finanzkrise längst in einer allgemeinen Wirtschaftskrise
angelangt war. Die deutsche Wirtschaft rutschte in die Rezession. Ein Zustand,
der der Bourgeoisie Kopfschmerzen bereitet. Einerseits gehen Unternehmen
reihenweise Pleite und Tausende Menschen verlieren ihre Jobs, andererseits sind
zyklische Krisen und Rezessionen im Kapitalismus unvermeidbar und die
Bourgeoisie hat kein Konzept, das zu verhindern. Es gibt nur eine Alternative
gegen Krisen und Kapitalismus und das ist der Sozialismus. Mit allen Propagandamitteln
versucht die Bourgeoisie diese Wahrheit, die Marx und Engels wissenschaftlich
belegt haben, zu vertuschen. Sie streut der Arbeiterklasse Sand in die Augen,
damit sie dieses Verständnis nicht entwickelt.
Zwei dieser
Sandkörner, die die Bourgeoisie verstreut, wollen wir uns genauer anschauen.
Sind die
gierigen Banker, die Spekulanten, „das raffende Kapital“ schuld?
Kann „der
schaffende Kapitalist“ den Kapitalismus retten?
Als die
Finanzkrise sich verschärfte, reihenweise Banken Konkurs gingen, und die Sparer
ihr Geld -die Banken verschleuderten es für ihre abenteuerlichen Finanzanlagen
- nicht zurück bekamen, das Vertrauen in das System untergraben wurde, suchte
man nach Schuldigen. An den Pranger wurden die Banker, die Vorstände der Banken
gestellt – sie seien schuld. Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank,
Vorstandsmitglied des Bundesverbandes deutscher Banken wurde als Prügelknabe
für die wütenden Verlierer der Krise, die Anleger, Sparer und Kunden der Banken
zum Dampf ablassen herausgepickt.
Politiker
und Medien tönten, die Banken hätten den Sparern undurchsichtige Finanzprodukte
verkauft. Die Gier der Banker nach Schwindel erregenden Gewinnen, habe die
Risikobereitschaft, in riskante Anlagen zu investieren, erhöht. Zum anderen
wurden einige ausgesuchte Spekulanten angeklagt!
Bundespräsident
Köhler mahnte Moral und Anstand an. Er behauptete, das Investmentbanking habe
sich von der Realwirtschaft abgekoppelt, und dann habe man sich „von den
ethischen Grundlagen des Wirtschaftslebens verabschiedet…“ (FAZ, 13.10.08)
Köhler muss es ja wissen. Er war jahrelang Präsident des Deutschen Sparkassen-
und Giroverbandes und vor seinem Amtsantritt 2004 Chef des IWF. Wie verlogen
ist es, wenn gerade Köhler als ehemaliger Manager des internationalen
Finanzkapitals, der maßgeblich für die Finanzordnung Deutschlands aber auch der
Welt über den IWF und damit für die Auswüchse der Finanzkrise aus erster Hand
verantwortlich ist, diese moralischen Worte spricht. So unmoralisch wie sein
Gerede ist, so unmoralisch ist auch das Kapital. Das Kapital kennt nur eine
Moral. Das ist Ausbeutung der Arbeitskraft und Profitmacherei! Es zählt nur das
Konkurrieren um den höchsten Maximalprofit um jeden Preis. Um sich von den
gierigen Bankern und Spekulanten (das erinnert an das schaffende und raffende
Kapital der Nazis) abzugrenzen, hat die CDU für ihr Wahlprogramm den „ehrbaren
Kaufmann“ entdeckt. „Alle Marktteilnehmer stehen in der Verantwortung, sich der
vor allem im Mittelstand vorgelebten Ethik des Handelns zu besinnen. Wir brauchen
eine Renaissance des Leitbildes des ,Ehrbaren Kaufmanns`“. (FAZ, 1.12.08) Mit
diesem Trick will die CDU weismachen, es gibt auch gute Kapitalisten, die sich
um Arbeitsplätze und das Wohl der Gesellschaft kümmern.
An zwei
Beispielen wollen wir darlegen, dass „Moral und Anstand“ keine Kategorien des
Imperialismus sind. Moral und Anstand gehören in die Sonntagsreden der Pfaffen,
aber sie sind keine Handlungsmaxime der Kapitalisten.
Alle
versuchten ihr Glück, vom expandierenden amerikanischen Immobilienboom zu
profitieren. Das erinnert an den Goldrausch wie zum Ende des 19. Jahrhunderts
in Alaska. Die amerikanische Mittelschicht wollte ihr eigenes Dach über dem
Kopf. Die US-Zentralbank senkte den Leitzins massiv bis auf 1%. Die
Finanzkonzerne gaben gerne Kredite zu günstigen Zinsen heraus. Die Bedingungen
für Kreditwürdigkeit wurden herabgesetzt. Die Immobilienfinanzierer hatten
keine Bedenken, auch gegen geringe Sicherheiten, Kredite mit der Kelle
auszuschütten. Solange die Preise der Immobilien stiegen, konnte man über die
Hypothek das geliehene Geld wieder reinholen. Zum anderen wurden die Risiken
der Kreditausfälle einfach weiter gegeben. Die Risiken wurden in Zertifikate,
Derivate, Swaps (Eine ausführliche Erklärung zu diesen ‚Finanzprodukten’ siehe
TA Nr. 34/35, sowie TA, Nr. 39, „BRD Imperialismus: die Finanzoligarchie im
Imperialismus Teil 1 und 2“) verpackt und an Anleger auf der ganzen Welt weiter
gereicht mit Aussicht auf riesige Gewinne. Und einige Jahre lang war das
Geschäft tatsächlich bombensicher. Aus diesen Spekulationsgeschäften wurden
gigantische Profite herausgeschlagen. Die Vorstände und Manager dieser Sparten
waren die gefeierten Stars unter den Wirtschaftslenkern. Ihre Bezüge beliefen
sich nach Schätzungen allein in den USA in den letzten Jahren auf 30 Milliarden
US-Dollar. Sie gaben die Renditezahlen (Gewinnmargen) vor, an denen sich alle
Konzerne messen mussten. Bis zu 40% Rendite auf das eingesetzte Kapital waren
Traumgewinne, von denen ein normaler Industriebetrieb wirklich nur ins Schwärmen
geraten kann. Hier sind „normal“ „nur“ Renditen auf das Eigenkapital von 8-12 %
üblich. Viel zu wenig, um im imperialistischen Wettbewerb auf Dauer bestehen zu
können. Deswegen wird das Finanzkapital waghalsig, deswegen muss es
spekulieren. Bereits Marx hat auf diesen Umstand hingewiesen: „Mit dem
entsprechenden Profit wird das Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann
es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv
waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen
Fuß; 300 Prozent und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert,
selbst auf die Gefahr des Galgens.“ (Karl Marx, Das Kapital. I. Band, S. 244)
Als Josef
Ackermann, Chef der Deutschen Bank, 25 % als Renditeziel für sein Haus festlegte
und erklärte, sonst würde es die Deutsche Bank in ein paar Jahren nicht geben,
sprach er die Wahrheit aus. Der Druck von Großaktionären auf die Manager ist
enorm. Wenn die erwarteten Renditen nicht erzielt werden, dann ziehen sie ihr
Kapital einfach in lukrativere Bereiche ab. Und diese Angst spürt jeder
Konzernmanager im Nacken. Der Kapitalismus ist ein Haifischbecken. Die Großen
fressen die Kleinen einfach auf. Insofern ist die Risikoabsicherung des
Kaufmanns gegen Geschäftsausfälle und Zahlungsunfähigkeit seiner
Geschäftspartner nichts Ungewöhnliches. So wie Eigenheimbesitzer sich gegen
eventuelle Sturmschäden eine Police zulegen, so sichert sich der Kaufmann gegen
Risiken in seinem Geschäft ab. Man kann sich z.B. gegen steigende
Rohstoffpreise absichern, indem man heute eine Wette abschließt. Falls die
Preise zu dem festgelegten Termin in der Zukunft steigen, muss der Verlierer
die Differenz zu dem gestiegenen Preis zahlen. Bei dieser Wette gibt es
natürlich verschiedene Variationen. (siehe Kasten) Diese Spekulation macht
vielleicht – bleibt man in der Logik des Kapitalismus – aus Sicht der
Realwirtschaft noch einen Sinn. Ein Rohstoffkäufer will sich gegen steigende
Preise in der Zukunft absichern. Welchen Sinn hat es aber auf Indizes z.B. den
Dax zu spekulieren? Nur einen: Zocken! Das ist der parasitäre Charakter, der
dem Imperialismus innewohnt, in seiner Reinform.
Risiken
werden zu Derivaten (Finanzprodukten) aller Art zusammengeschnürt, an den
Börsen gehandelt und als lukrative Anlageformen in Form von Zertifikaten
verkauft. Bei diesem Geschäft wird alles Geld, unter anderem auch das Geld des
kleinen Anlegers, „des kleinen Mannes und der kleinen Frau“, als
Spekulationsobjekt genutzt. Zusammen mit anderen Derivaten wie
Währungsderivaten, Zinsderivaten, Rohstoffderivaten bilden diese Finanzprodukte
inzwischen eine gigantische Summe, die den Erdball täglich umkreist.
Im
Unterschied zum Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich aus dem Kapitalismus
freier Konkurrenz der Imperialismus herausbildete, hat das Spekulationskapital
im Vergleich zum Realkapital einen enormen Wachstumsschub erhalten. Der
Derivate-Markt wuchs von 142 Billionen Dollar 2002 auf 596 Billionen Dollar an.
Die Hedge-Fonds sind zu unkontrollierten Finanzriesen angewachsen und die
Investmentbanken jonglieren mit geliehenen Milliardensummen. Auf der Jagd nach
Höchstprofiten schwoll der Kasino-Kapitalismus an. Die Spekulation ist, in
einem Sinne, von der realen (Produktion und Dienstleistung) Wirtschaft abgekoppelt und führt ein
Eigenleben. Sie hat gigantische Ausmaße angenommen. Als Vergleich möchten wir
das Bruttoinlandsprodukt (BIP) (also reale Werte im Unterschied zu den
spekulativen Werten) der größten Volkswirtschaft der Welt angeben. 2007 betrug
das BIP der USA 13,8 Billionen Dollar. Im selben Jahr betrug das BIP
Deutschlands 3,3 Billionen Dollar. (Zahlen vom IWF)
Wenn
innerhalb der ersten Oktoberwoche 2008 weltweit 5,8 Billionen Euro Börsenwerte
vernichtet wurden und Anleger seit Anfang des Jahres um insgesamt 18 Billionen
Euro (Berliner Morgenpost, 11.10.08) ärmer geworden sind, dann zeigen diese
Zahlen das erschreckende Wachsen der Spekulation im Imperialismus. Schätzungen
sagen, dass in der realen Wirtschaft, also in der Industrie, Landwirtschaft und
im Dienstleistungsbereich, lediglich 15 % des Kapitals angelegt sind, während
85 % als spekulatives Kapital um den Globus vagabundiert und nach
Maximalprofiten Ausschau hält. Es ist diese Tatsache, die von der
imperialistischen Bourgeoisie und ihren Politikern verdreht wird und zu einem Problem
einzelner gieriger Banker verharmlost wird. Das Zocken gehört zum System wie
das Amen in die Kirche. Schon Lenin hat 1916 in seinem Werk: „Der Imperialismus
als höchstes Stadium des Kapitalismus“, diese Erscheinung beschrieben. Lenin
zitiert Kestner, einen bürgerlichen Ökonomen:
„Auch
innerhalb der rein wirtschaftlichen Tätigkeit tritt eine Verschiebung vom
Kaufmännischen im früheren Sinne zum Organisatorisch-Spekulativen ein. Nicht
der Kaufmann kommt am besten vorwärts, der auf Grund seiner technischen und
Handelserfahrungen die Bedürfnisse der Kunden am genauesten versteht, der eine
latente Nachfrage zu finden und wirksam zu erwecken vermag, sondern das
spekulative Genie (?!), (…) (LW 22, Seite 210) und kommentiert diese Position
so:
„Der
Kapitalismus ist so weit entwickelt, dass die Warenproduktion, obwohl sie nach
wie vor „herrscht“ und als Grundlage der gesamten Wirtschaft gilt, in
Wirklichkeit bereits untergraben ist und die Hauptprofite den ‚Genies’ der
Finanzmachenschaften zufallen“. (LW 22, Seite 211)
Diese
beiden Beispiele zeigen:
1. Die
Finanzspekulation ist ein elementarer Bestandteil des Imperialismus. Das Rad
kann nicht zurückgedreht werden. Schon haben sich die G7 Länder gegen das
Verbot von Leerverkäufen, also Spekulation auf fallende Kurse, ausgesprochen.
Die Forderungen von der Partei Die Linke nach mehr Kontrolle, schärferen
Finanzregeln oder gar Verbot der Spekulation verhindern im besten Fall die
schlimmsten Auswüchse, sind aber im Kern Illusionen, die sie unter der
Arbeiterklasse verbreiten.
2. Eine
prinzipielle Unterscheidung zwischen dem produktiven und dem spekulativen
Kapital ist falsch. Sie sind Bestandteile des Finanzkapitals, von ihm nicht zu
trennen wie die Beispiele Porsche und Merckle zeigen. Nicht nur Banken und
Investmenthäuser betreiben Finanzspekulation, sondern auch
Industrieunternehmen. Nach Lenin ist Finanzkapital die Verschmelzung von
Industrie- und Bankkapital. Es ist die Finanzoligarchie, die im Besitz des
Finanzkapitals ist, sie gebieten die internationalen Trusts, sie geben vor was
wo und wie produziert wird. Somit herrschen sie über die Gesellschaft. Es ist
das Finanzkapital, das Spekulationen in Schwindel erregender Höhe betreibt und
dadurch Finanzkrisen auslöst. Es ist nicht der Kleinunternehmer oder der kleine
Gas-Wasser-Installations-Betrieb, der 20 Arbeiter beschäftigt. Das sind
Minikapitalisten und sie spielen bei diesen Entwicklungen überhaupt keine
Rolle, außer dass ihr eventuell angelegtes Geld auch bei Großspekulationen mit
verwendet wird. Im Falle der Pleite der Großzocker, sind sie aber diejenigen
die zum Teil ihre Firmen verlieren. Der „Ehrbare Kaufmann“ ist schon längst
tot.
3. Die
Industriebosse, die Gebieter von Millionen von ArbeiterInnen, scheren sich
einen Teufel um die Produktion von gesellschaftlich notwendigen Produkten und
um Arbeitsplätze. Die Großaktionäre und das Großkapital (die kleinen Anleger
sind im besten Fall Balljungen, die für die Profispieler die Bälle aufsammeln,
aber mehr auch nicht) haben sich von der Realwirtschaft zum größten Teil
abgehoben. Viele haben nicht einmal die Betriebe von innen gesehen, um die sie
spekulieren. Sie haben keinen persönlichen Bezug zu dem Unternehmen, dass sie
filetieren und aufsaugen. Die Gier nach Maximalprofiten treibt sie in riskante
Geschäfte und Spekulationen und manchmal eben auch in den Ruin. Ruin bedeutet
für sie nun vielleicht, anstatt mit zig Milliarden, nur noch mit Millionen zu
hantieren. An Hunger nagen sie nicht. Ruin heißt aber für Millionen Werktätige
tatsächlich Armut und Not! Die US-amerikanische Autoindustrie steht vor dem
Ruin und kann ohne Staatshilfen nicht überleben. Es werden die Hunderttausenden
ArbeiterInnen sein, die erwerbslos werden und von der Hand in den Mund leben
müssen. Das ist der Parasitismus, die Fäulnis des Imperialismus, von denen
Lenin spricht.
4. Die Herrschaft
des Finanzkapitals untergräbt die Grundlagen der Gesellschaft. Die Aktionäre
und Kuponschneider sind auf Maximalprofite aus, egal wie sie erwirtschaftet
werden. Ob durch Kriege in Irak und Afghanistan oder durch Spekulationen.
„Der
Imperialismus bedeutet eine ungeheure Anhäufung von Geldkapital in wenigen
Ländern, das, wie wir gesehen haben, 100 bis 150 Milliarden Francs in
Wertpapieren erreicht. Daraus ergibt sich das außergewöhnliche Anwachsen der
Klasse oder, richtiger, der Schicht der Rentner, d.h. Personen, die vom
‘Kuponschneiden’ leben, Personen, die von der Beteiligung an irgendeinem
Unternehmen völlig losgelöst sind, Personen, deren Beruf der Müßiggang ist. Die
Kapitalausfuhr, eine der wesentlichsten ökonomischen Grundlagen des Imperialismus,
verstärkt diese völlige Isolierung der Rentnerschicht von der Produktion noch
mehr und drückt dem ganzen Land, das von der Ausbeutung der Arbeit einiger
überseeischer Länder und Kolonien lebt, den Stempel des Parasitismus auf.“ ( LW
Bd. 22, S. 281)
„Monopole,
Oligarchie, das Streben nach Herrschaft statt nach Freiheit, die Ausbeutung
einer immer größeren Anzahl kleiner oder schwacher Nationen durch ganz wenige
reiche oder mächtige Nationen - all das erzeugte jene Merkmale des
Imperialismus, die uns veranlassen, ihn als parasitären oder in Fäulnis
begriffenen Kapitalismus zu kennzeichnen. Immer plastischer tritt als eine
Tendenz des Imperialismus die Bildung des ‘Rentnerstaates’, des Wucherstaates
hervor, dessen Bourgeoisie in steigendem Maße von Kapitalexport und
‘Kuponschneiden’ lebt. Es wäre ein Fehler, zu glauben, daß diese Fäulnistendenz
ein rasches Wachstum des Kapitalismus ausschließt; durchaus nicht, einzelne
Industriezweige, einzelne Schichten der Bourgeoisie und einzelne Länder
offenbaren in der Epoche des Imperialismus mehr oder minder stark bald die
eine, bald die andere dieser Tendenzen. Im großen und ganzen wächst der
Kapitalismus bedeutend schneller als früher, aber dieses Wachstum wird nicht
nur im allgemeinen immer ungleichmäßiger, sondern die Ungleichmäßigkeit äußert
sich auch im besonderen in der Fäulnis der kapitalkräftigsten Länder
(England).“ (ebenda, S. 305-306)
5. Auf der
einen Seite gigantisch anwachsender Reichtum, auf der anderen Seite nehmen
Armut und Hunger im Weltmaßstab zu. In den imperialistischen Metropolen, wo die
ArbeiterInnenklasse, auch aufgrund der imperialistischen Auspressung der
Proletarier der abhängigen Länder lange im Verhältnis zu ihnen „Besser
gestellt“ war, wird in diesem Krisenzyklus weiter verarmen. Am 4. Dezember gibt
die Arbeitsagentur in Nürnberg bekannt, dass 1,3 Millionen Menschen nicht von
ihrer Arbeit leben können und auf eine Aufstockung ihres Lohns durch
Arbeitslosengeld II, sprich Hartz 4, angewiesen sind. Das sind die viel
bejubelten „neu“ geschaffenen Arbeitsplätze, prekär und mies bezahlt, auf die
die Regierung stolz ist. Wer glaubt, dass die Deregulierung des Arbeitsmarktes,
ganz besonders der freie Fall der Löhne nach unten, im Rahmen des Imageverlusts
des Neoliberalismus, ausgelöst durch die Finanz- und Wirtschaftskrise, nun
gestoppt werden wird, der irrt sich. Rot-Grün hat die Weichen mit der Agenda
2010 gelegt und Schwarz-Rot setzt diese Politik fort.
Die
Konjunkturkrisen und das Schweigen der Bourgeoisie
Wenn das
Problem nur die gigantischen Spekulationsblasen wären, dann könnte das Problem
mit dem Platzen der Spekulationsblase aus der Welt geschafft werden. Nur, die
Blasen sind geplatzt, aber die Krise verschärft sich täglich. Deutschland
erwartet ein Schrumpfen der Wirtschaft um 2 % für 2009, das heißt
Minus-Wachstum. Die Krise hat alle Branchen erfasst und der Wettlauf, wer die
Krise überlebt, hat an Tempo zugelegt. Kein Stein steht auf dem anderen.
Täglich werden uns in den Nachrichten Gewinner, aber auch Verlierer der Krise
präsentiert. Wenn es aber nicht an der fehlenden Finanzaufsicht und den
Kontrollen lag, wenn es nicht am Fehlen des „Ehrbaren Kaufmanns“ lag, wo müssen
wir die Ursachen dann suchen. Karl Marx analysierte diesen Grundmechanismus
schon im 19. Jahrhundert: „Wenn die Spekulation gegen Ende einer bestimmten
Handelsperiode als unmittelbarer Vorläufer des Zusammenbruchs auftritt, sollte
man nicht vergessen, dass die Spekulation selbst in den vorausgehenden Phasen
der Periode erzeugt worden ist und daher selbst ein Resultat und eine
Erscheinung und nicht den letzten Grund und das Wesen darstellt. Die
politischen Ökonomen, die vorgeben, die regelmäßigen Zuckungen von Industrie
und Handel durch die Spekulation zu erklären, ähneln der jetzt ausgestorbenen
Schule von Naturphilosophen, die das Fieber als den wahren Grund aller
Krankheiten ansahen.“ (Karl Marx, Die Handelskrise in England. In: MEW Bd. 12,
S. 336)
Die
Ursachen müssen wir im Wesen des Kapitalismus suchen. Die Gelehrten der
Bourgeoisie verheimlichen gerade diese Erkenntnis, die bereits Marx in seinem
Werk „Das Kapital“ umfassend bewiesen hat. Zyklische, in einem bestimmten
Zeitraum immer wieder auftretende Überproduktionskrisen gehören zum
Kapitalismus wie der Fisch ins Wasser!
Die
bürgerlichen Ökonomen reden jetzt alle von der Finanzkrise, schweigen aber zur
zyklischen Überproduktionskrise. Denn, wenn sie zugeben würden, dass es
zyklische Überproduktionskrisen gibt, und diese unvermeidlich im Kapitalismus
sind, müssten sie auch zugestehen, dass für die Abschaffung der Krisen die
Abschaffung des Kapitalismus notwendig ist.
Nach dem
11. September 2001 und dem Aggressionskrieg gegen Afghanistan setzte in den USA
ein recht lang anhaltender Aufschwung ein, der noch einmal durch einen zweiten
Krieg gegen Irak im März 2003 einen weiteren Schub bekommen hat. Dieser
Aufschwung dauerte bis November 2007, wie das National Bureau of Economic
Research in seiner jüngsten Analyse darlegte. Ab dem 4. Quartal 2007 hat in den
USA das Tempo der ökonomischen Entwicklung angefangen sich zu drosseln. Der
Abschwung begann. D.h. die USA trat in einen neuen Krisenzyklus ein. Die USA,
als größte Volkswirtschaft der Welt, ist zugleich der Konjunkturmotor der Welt.
Die Entwicklungen in den USA breiten sich wellenartig auf der ganzen Welt aus.
Zu diesem Beginn des neuen Krisenzyklus kam noch das Platzen der
Immobilienblase hinzu, dann das Reißen der Kreditketten, die zur Finanzkrise
geführt haben. Diese Finanzkrise vertieft die zyklische Krise, und erhöht die
Wahrscheinlichkeit, dass die Krise sich insgesamt zu einer Weltwirtschaftskrise
mit einer ziemlich tiefen und langen Talsohle entwickelt.
Bürgerliche
Ökonomen, Finanzmanager und Politiker aber auch viele sich auf den
Marxismus-Leninismus berufenden Gruppen/Organisationen sprechen schon heute von
der größten Weltwirtschaftskrise seit 1929. Wir werden in den kommenden Monaten
und Jahren sehen, was für eine Sprengkraft der heutige Krisenzyklus haben wird.
Wir werden höchstwahrscheinlich, wenn
der jetzige Krisenzyklus der Weltwirtschaft die Depressionsphase tatsächlich
erreicht, mit einer viel größeren Vernichtung der Produktionsmittel, enormer
Erwerbslosigkeit und Ausmaße der Armut konfrontiert sein, die bei weitem die
Ausmaße der Weltwirtschaftskrise von 1929 „toppen“ werden. (siehe dazu die
eindrucksvolle Analyse im „Lehrbuch Politische Ökonomie“, Band I, S.244 – 253)
Die
zyklischen Krisen sind wiederkehrende periodische Krisen, sie sind keine
Neuerscheinung, sondern sind die Begleiter des Kapitalismus. Wir wollen das
Wort Stalin geben, der diese Erscheinung des Kapitalismus sehr eindringlich
beschreibt.
„Diese
Herren [die Kapitalisten] vergessen, dass die Wirtschaftskrisen ein
unvermeidliches Resultat des Kapitalismus sind. Diese Herren vergessen, dass
die Krisen zusammen mit der Herrschaft des Kapitalismus auf die Welt kamen.
Seit mehr als hundert Jahren treten periodische Wirtschaftskrisen ein, die sich
nach Ablauf von je zwölf, zehn, acht oder weniger Jahren wiederholen. Seit
dieser Zeit haben bürgerliche Regierungen aller Ränge und Farben, bürgerliche
Persönlichkeiten aller Stufen und Kaliber, alle ohne Ausnahme ihre Kräfte an
dem Problem der ‘Verhütung’ und ‘Beseitigung’ der Krisen versucht. Sie alle
aber erlitten Schiffbruch. (...)
Die Basis
der ökonomischen Überproduktionskrisen, ihre Ursache liegt im ganzen System der
kapitalistischen Wirtschaft selbst. Die Basis der Krise liegt in dem
Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der
kapitalistischen Form der Aneignung der Produktionsergebnisse. Ausdruck dieses
Grundwiderspruchs des Kapitalismus ist der Widerspruch zwischen dem kolossalen
Anwachsen der Produktionskapazitäten des Kapitalismus, die auf die Erzielung
eines Maximums kapitalistischen Profits berechnet sind, und dem relativen
Rückgang der zahlungsfähigen Nachfrage seitens der Millionenmassen der
Werktätigen, deren Lebenshaltung die Kapitalisten ständig in den Schranken des
äußersten Minimums zu halten suchen. Um im Konkurrenzkampf zu gewinnen und
möglichst viel Profit herauszupressen, müssen die Kapitalisten die Technik
entwickeln, eine Rationalisierung durchführen, die Ausbeutung der Arbeiter
verschärfen und die Produktionskapazitäten ihrer Betriebe bis aufs äußerste
steigern. Damit keiner hinter dem anderen zurückbleibe, sind alle Kapitalisten
gezwungen, in einer oder der anderen Weise diesen Weg rasender Entwicklung der
Produktionsmöglichkeiten zu beschreiten. Aber der Binnenmarkt wie der
Außenmarkt, die Kaufkraft der Millionenmassen der Arbeiter und Bauern, die in
letzter Instanz die Hauptkäufer sind, bleiben auf einem niedrigen Niveau. Daher
die Überproduktionskrisen. Daher die bekannten Resultate, die sich mehr oder
weniger periodisch wiederholen, kraft deren die Waren unverkauft bleiben, die
Produktion zurückgeht, die Arbeitslosigkeit wächst, die Löhne gesenkt werden,
wodurch sich der Widerspruch zwischen dem Produktionsniveau und dem Niveau der
zahlungskräftigen Nachfrage noch mehr verschärft. Die Überproduktionskrise ist
der Ausdruck dieses Widerspruchs in stürmischen und verheerenden Formen.
Könnte der Kapitalismus
die Produktion nicht der Erzielung eines Maximums von Profit, sondern einer
systematischen Verbesserung der materiellen Lage der Volksmassen anpassen,
könnte er den Profit verwenden nicht zur Befriedigung der Launen parasitärer
Klassen, nicht zur Vervollkommnung der Ausbeutungsmethoden, nicht zur
Kapitalausfuhr, sondern zur systematischen Hebung der materiellen Lage der
Arbeiter und Bauern, dann gäbe es keine Krisen. Aber dann wäre auch der
Kapitalismus kein Kapitalismus. Um die Krisen abzuschaffen, muss man den
Kapitalismus abschaffen.“ (J.W. Stalin, Politischer Rechenschaftsbericht an den
XVI. Parteitag. In: J.W. Stalin Werke Bd. 12, S. 213 ff.)
Zeche
zahlen so oder so die Werktätigen
Eins ist
klar, einige Kapitalisten, einige Banker, einige Trusts werden natürlich in
dieser Krise Pleite gehen, und ihnen werden wir sicherlich keine Träne
nachweinen. Sie haben sowieso ihre Schäfchen bereits ins Trockene gebracht. Die
Kosten für diese Krise werden wir Werktätigen zahlen. Die Menschen in den abhängigen
und armen Ländern werden doppelt oder dreifach davon geschlagen sein. Die
Hungermärsche und Aufstände werden sicherlich zunehmen, zu dem Millionheer von
Erwerbslosen werden dort wie hier noch mehr hinzukommen.
Die
Regierungen werden ihre milliardenschweren Rettungspakete für das Kapital mit
noch mehr Steuern und Kürzung der Sozialausgaben finanzieren. Woher nehmen,
wenn nicht stehlen? Die Regierung wird das Geld bei den Werktätigen stehlen.
Gelder für Bildung, für Schulen, für alte Menschen, für Gesundheit alles wir
weiter und drastischer gekürzt.
Als die
Familienministerin von der Leyen mehr Geld für Kindergärten und Krippen
forderte, damit jedes dritte Kind unter drei Jahren einen Platz bekommen
sollte, wurde ein heftiger Streit vom Zaune gebrochen und ihr klar gemacht,
dass sie zu weit geht. Bund und Länder streiten immer noch wer wie viel Kosten
übernimmt. Es geht hier lediglich um vier Milliarden Euro, die der Bund und
acht Milliarden, die die Länder hätten aufbringen müssen. Kinderbetreuung ist
in diesem Land nach wie vor eine unwichtige und wenn dann doch eher eine
private Angelegenheit. Das war vor der Krise. Nach der Krise als die Banken „zu
Hilfe“ riefen, war keine Summe zu schade für sie. Die Regierung spann in
wenigen Tagen einen Rettungsschirm von sage und schreibe 500 Milliarden Euro.
Auf einmal war Geld reichlich vorhanden. Sparen war gestern, ausgeben heute.
Mit diesem Geld sollen marode Unternehmen und Banken saniert werden. Das ist
ein gigantisches Umverteilen von unten nach oben, das ist ein
Weihnachtsgeschenk für alle Bonzen.
Eine zweite
Umverteilung von unten nach oben wird durch die Inflation ausgelöst. Die
astronomischen Summen, die der Staat in den Wirtschaftskreislauf pumpt und
dadurch Banken und Unternehmen stützt, werden früher oder später als Inflation
an die Verbraucher weiter gegeben. Diese Inflation wird sich als
Kaufkraftverlust bei den Arbeitern und Angestellten wieder finden.
Nichtsdestotrotz
sind die Maßnahmen, die die Bourgeoisie gegen die Krise aufstellt, wirkungslos.
Zyklische Überproduktionskrisen sind systemimmanent, sie gehören zum
Kapitalismus wie der Profit, die Ausbeutung und die Erwerbslosigkeit. Es geht
nur um Schadensbegrenzung.
Es geht
darum das kapitalistische System reinzuwaschen, in dem man den ganz augenscheinlichen,
nicht mehr zu ignorierenden Schlamassel einigen zu gierigen Vertretern des
Systems, einigen Managern, Börsenspekulanten, Bankiers in die Schuhe schiebt,
d.h. einige zu forsch gewordenen Kapitalisten opfert, um das kapitalistische
System als Ganzes zu retten. Das geht aber ohne eine Richtungsänderung
innerhalb der bürgerlichen Politik nicht. Genauso wie bei der
Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren, wird nun in der kapitalistischen
Wirtschaftspolitik ein solcher Richtungswechsel stattfinden.
Die seit
Mitte der 1970er Jahre vorherrschende, und seit dem Zusammenbruch des
sowjetischen Sozialimperialismus und des von ihm beherrschten Ostblocks, Siege
feiernde Wirtschaftspolitik des „Neo Liberalismus“ hat mit dieser Finanzkrise
erst ein Mal ausgedient. Diese sogenannte „neoliberalistische
Wirtschaftspolitik“ beruht auf dem Grundsatz, „Lasst dem Markt seinen freien
Lauf, der Markt regelt und richtet alles“. Der Staat sollte sich aus der
Wirtschaft möglichst fern halten, und nur dazu da sein, die Bedingungen des
völlig freien Verkehrs des Kapitals und der Dienstleistungen zu schaffen.
Nun
schreien große Teile der Bourgeoisie nach staatlichen Kontrollmechanismen über
Banken, Börsen und Finanzmärkte. Große Teile der Bourgeoisie fordern allgemein
anerkannte und von Staaten kontrollierte und garantierten Regeln für die
Kapitalbewegungen. Die FAZ versteigt sich sogar soweit den „Tod der
Investmentbanken“ auszurufen. (20.9.08)
Aber nicht
nur das. Es werden auch konkret Schritte unternommen, die sich in die Richtung
bewegen. Es wird eine alte Politikrichtung der Keynesianismus, wieder neu
aufgelegt. Der Neo-Keynesianismus wird also zum Zauberstab, der alles richtet,
hochgejubelt. Die Neokeynesianer fordern ein stärkeres Engagement der Staaten
in der Ökonomie. Die Staaten sollen mehr auf den nationalen und internationalen
Märkten regulierend eingreifen. Sie selbst sollen Nachfrage und Angebot auf dem
Markt schaffen und bedienen. Die Staaten sollen die Kaufkraft der
Arbeiterklasse stärken, damit diese mehr konsumiert und dadurch die Wirtschaft
angekurbelt wird. Dafür sollen die Staaten mit einem gigantischen
Konjunkturprogramm die Wirtschaft aus der Krise herausholen. Kontrolle der
Banken, Konsumgutscheine für die Bürger, Steuersenkungen, Steuern auf Finanz-
und Spekulationsgeschäfte, Investitionen in ökologische Produktion, Bildung und
öffentliche Infrastruktur sind typische Maßnahmen dieses Konzepts. Diesen
Staatseingriff fordern interessanter Weise auch Politiker wie Lafontaine von
der Linken, die sich sozialistisch nennen. Der Keynesianismus hat aber nichts
gemein mit dem Sozialismus. Für den Sozialismus gibt es keine „soziale
Marktwirtschaft“ und keinen „sozialen“ Kapitalismus. Innerhalb des imperialistischen EU-Projektes
gibt es heftige Auseinandersetzungen über den richtigen Kurs der
Krisenbewältigung. Frankreich und England forcieren einen ganz ungenierten
staatsinterventionistischen Kurs.
Während für
die BRD die ideologische Debatte, ob neoliberal oder keynesianisch interveniert
werden soll, vor der Krise noch eine Rolle gespielt hat, ist sie während der
Krise in den Hintergrund gerückt. Die Debatte ist dem Pragmatismus der
Krisenbewältigung gewichen. Ohne dem Neoliberalismus abzuschwören, betreibt die
Bundesregierung eine pragmatische Politik der Schadensbegrenzung und die beruht
auf dem Neo-Keynesianismus. Es bleibt ihr auch nichts anderes übrig. Wenn wir
uns das Konjunkturprogramm der Bundesregierung, das unter dem Namen
„Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärke“ läuft, dann strotzt es nur so von
keynesianischen Maßnahmen: Absenkung der Erbschaftssteuer, stärkere steuerliche
Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen und Haushaltshilfen, Aussetzen der
KFZ-Steuer für zwei Jahre, Investitionsprogramm für die öffentliche
Infrastruktur.
Andererseits
lehnt die Regierung Konsumgutscheine für die BürgerInnen bisher ab.
Wirtschaftsminister Glos: „Konsumgutscheine mögen als Geschenkidee gut in die
Vorweihnachtszeit passen, unsere tatsächlichen wirtschaftlichen Probleme lösen
wir damit nicht.“ (FAZ, 4.12.08) Hier wird ganz eindeutig mit zweierlei Maß
gemessen. Während den Bankhaien und Spekulanten, den Industriebossen und
Landesbankchefs durch Milliarden Steuergelder weiterhin ihre horrenden Bezüge
und Gehälter finanziert werden, damit diese Damen und Herren auch weiterhin
luxuriöse Weihnachtsgeschenke kaufen können, gibt der Staat den „kleinen
Leuten“ nicht einmal einige Hundert Euro. Die Vorschläge reichen von 125 Euro
(Peter Bofinger, Sachverständigenrat) bis 500 Euro Konsumgutschein + 200 Euro
Eigenbeteiligung, natürlich unter Ausschluss aller Menschen, die von Hartz 4
darben müssen! (Andrea Nahles, SPD)
Das
Herbstgutachten des Sachverständigenrates lobt die bisherigen „unorthodoxen
Maßnahmen der Regierung“. Was zeigt sich: In der Krise stehen alle Bourgeois zusammen,
ob schwarz, spd-rosa, gelb, linke-rosa oder grüne. Es geht um den Bestand des
Systems und da müssen die parteipolitischen Zänkereien ausgesetzt werden. „Es
gab deshalb keine Alternative zu den koordinierten, umfassenden und teilweise
sehr unorthodoxen Maßnahmen von Notenbanken und Regierungen.“ (Herbstgutachten
des Sachverständigenrates)
„Die Linke“
präsentiert sich als die bessere Krisenmanagerin des Kapitalismus
Die
Opposition führte in der „Krisendebatte“ nur Scheingefechte. Im Grunde hebt die
SPD-CDU Regierung der Linken gerade ihr ganzes Wirtschaftsprogramm aus den
Angeln. Was zunächst von anderen Parteien als Populismus Lafontaines
zurückgewiesen wurde, wird heute von Politikern der Großen Koalition auch
gefordert und ist teilweise umgesetzt worden: Mindestlöhne, Begrenzung der
Managergehälter, Korrekturen an Hartz IV und die weiter oben erwähnten
Konjunkturbelebungsmaßnahmen. Der einzige Unterschied zur Regierung ist, dass
der Linken die Maßnahmen nicht weit genug gehen. Lafontaine fordert für das
öffentliche Investitionsprogramm mehr Geld, oder die Erhöhung der
Steuerfreibeträge. So pragmatisch wie die schwarz-rote Regierung ist, denkt sie
auch darüber nach.
Die Partei
Die Linke beweist nur, dass sie die besseren Krisenmanager des Kapitalismus
sind als die großen bürgerlichen Parteien. Im Bundesrat verabschiedete die
Linke-SPD Koalitionsregierung in Berlin das Programm der Bundesregierung mit.
Bei der
Bewältigung der Bankenkrise bewegt sich die Linke auf derselben Welle wie die
Regierung. Sie kritisieren lediglich, dass der Staat zwar Geld an die Banken
verschenkt, was sie auch richtig finden, aber nicht die Kontrolle über die
Geschäftspolitik übernimmt. Sie wollen, dass der Staat bei der Ausrichtung der
Geschäftspolitik mit entscheidet. Managergehälter begrenzen und keine
Ausschüttung von Dividenden fordert auch Steinbrück. Der „linke“ Flügel der
Linken, S. Wagenknecht von der Kommunistischen Plattform, fordern in einer
Beschlussvorlage an den Parteivorstand: „Der Banken- und Kreditbereich gehört
in öffentliche und gemeinwirtschaftliche Kontrolle, so wie die Sparkassen und
Genossenschaftsbanken dies ohnehin schon sind. Diese erweisen sich im aktuellen
Finanzcrash als einzig stabiler Stützpfeiler(!!!)“ (junge Welt, 29.10.2008)
Es scheint
noch nicht zu diesen Verstaatlichungs-Fans vorgedrungen zu sein: die
Landesbanken, die Sparkassen haben ebenfalls durch hochriskante Finanzgeschäfte
Milliarden Euro in den Sand gesetzt. Die Bayern LB (Landesbank) ist wohl
derzeit nicht gerade ein „stabiler Stützpfeiler“! Sie schaufelte ein über 4,5
Milliardeneurograb, und Finanzminister Huber, der das Debakel lange Zeit
verschleiert hat, fiel nur eine Stufe der Karriereleiter runter. Diese
öffentliche Kontrolle, die sich Frau Wagenknecht wünscht, ist wirklich bewundernswert!
Sogar der
sogenannte Sachverständigenrat (Die Grenzen ihres Sachverstandes – und der
ganzen Truppe der bürgerlichen Ökonomen überhaupt wurde durch die aktuelle
Krise augenscheinlich. Ihre angeblich
wissenschaftlichen! Prognosen mussten sie fast monatlich ändern!!!)
fordern wie die Linke eine Ausweitung des öffentlichen Investitionsprogramms.
Angesichts der „ungewöhnlichen großen Unsicherheiten über die weitere
wirtschaftliche Entwicklung“ hält der Rat es für vertretbar, „wenn im nächsten Jahr
die öffentlichen Nettoinvestitionen ausgeweitet und durch ein höheres (Staats!)
Defizit finanziert werden“.
Was uns die
Linke als Lösung aus der Krise vorschlägt ist ein alter Hut. Die
Verstaatlichung einiger Banken und Unternehmen, die in die Krise geraten sind
oder von Schlüsselindustrien, ist noch lange nicht das Ende des Kapitalismus.
Wir wollen der Linken mit Lenin antworten:
„Bürgerliche
Gelehrte und Publizisten treten als Verteidiger des Imperialismus gewöhnlich in
etwas verkappter Form auf, indem sie die völlige Herrschaft des Imperialismus
und seine tiefen Wurzeln vertuschen, dafür aber Einzelheiten und nebensächliche
Details in den Vordergrund zu rücken versuchen, um durch ganz unernste
‚Reform’projekte von der Art einer Polizeiaufsicht über die Trusts oder Banken
u.a. die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen abzulenken. Seltener treten zynische,
offene Imperialisten auf, die den Mut haben, auszusprechen, wie unsinnig es
ist, die Grundeigenschaften des Imperialismus reformieren zu wollen.“ (LW 22, Seite
291)
Dem haben
wir weiter nichts hinzuzufügen. Die nächste Konjunktur- und Finanzkrise kommt
bestimmt, wenn die Arbeiterklasse vorher den Imperialismus nicht gestürzt hat.
Und solange der Kapitalismus weiter existiert, wird in jedem Krisenzyklus irgendwann
die Talsohle überwunden. Es kommt die Phase der Belebung und die Phase des
Aufschwungs. Dann beginnt irgendwann ein neuer Zyklus, Krise, Depression…
Solange der Kapitalismus existiert, werden an den Folgen der Krisen vor allem
die ArbeiterInnen und Werktätigen leiden, auf deren Schulter die Lasten der
Krise abgewälzt werden.
„Die
kapitalistischen Krisen bedeuten eine gigantische Vernichtung von
Produktivkräften. Sie bringen den werktätigen Klassen unermeßliche Not. In den
Krisen kommt der historische beschränkte Charakter der bürgerlichen
Gesellschaftsordnung, die Unfähigkeit des Kapitalismus zur weiteren Lenkung der
aus seinem Schoß gewachsenen Produktivkräfte besonders kraß zum Ausdruck. Um
die Krisen zu vernichten muß man den Kapitalismus vernichten.“ (Lehrbuch
Politische Ökonomie Bd. 2, S. 253)
Zu solchen
Unverschämtheiten gilt es zu sagen:
Dreck euer
Ausbeutungssystem. Es ist nicht unseres!
Dreck eure
Krise. Sie ist nicht unsere!
Ist die Spekulation schuld an der Krise?
Die Derivate vervollständigen die Finanzmärkte, indem
sie einige Risikofaktoren beherrschbar machen. Sie dienen der spekulativen
Ausnutzung von Preisänderungen (Trading) und Preisdifferenzen an
unterschiedlichen Märkten zur gleichen Zeit (Arbitrage) und der Absicherung
gegen Risiken aus erwarteten Preisänderungen (Hedging).
Hedge-Fonds gehören zu den besonderen Arten von
Investmentfonds und werden somit auch im Investmentgesetz (InvG) geregelt. Hier
werden sie als „Sondervermögen mit zusätzlichen Risiken“ bezeichnet. Das
Hauptziel von Hedge-Fonds ist, eine möglichst stetige positive und totale
Rendite zu erwirtschaften. Um dies zu erreichen, wird sowohl auf steigende als
auch auf fallende Kurse spekuliert. Wichtig ist nur, vor der Anlage eine
entsprechende Anlagestrategie zu wählen. Für die Renditeerreichung und
Gewinnerzielung nutzen die Fonds-Manager bestimmte außergewöhnliche Ereignisse
in einzelnen Unternehmen, die zu großen Kursschwankungen führen können. Durch
den Kauf von Derivaten an Terminbörsen spekulieren die Fonds-Manager vor allem
auf steigende oder fallende Zinsen, Aktien, Indizes etc.
In Griechenland haben sich in diesen Tagen die Folgen
einer politischen Krise verbunden mit der Finanzkrise. Heftigste
Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Werktätigen spitzen sich in der
Konfrontation mit dem korrupten kapitalistischen System und seinem Staat zu.
Ihr Kampf und ihre Militanz ist ein Signal für alle unter der Wucht der Krise
getroffenen ArbeiterInnen.