TROTZ ALLEDEM!


Krieg gegen die Umwelt: Kapitalismus vernichtet Lebensgrundlagen...

In Russland brennen Steppe und Dörfer. Vom hohen Norden bis nach Moskau. Die größte Dürre und Hitze seit Menschengedenken. In Pakistan wüten verheerende Monsun­regen, die ganze Landstriche verwüsten. Die schlimmsten seit fast 100 Jahren. In Zentralafrika, in Äthio­­pien herrscht Dürre und Hungersnot. In Chile überzieht eine noch nie da gewesene Kältewelle das Land. In China reißen Überschwemmungen/Erdrutsche Dörfer und Städte mit sich. In Haiti versuchen die Menschen in den Trümmern des Erdbebens zu überleben. In diesen Katastrophen werden Tausende und Abertausende werktätige Menschen, meist die Ärmsten der Armen getötet. Sie ertrinken, sie erfrieren, sie verbrennen, sie verhungern. Millionen, wie aktuell in Pakistan, müssen fliehen oder erkranken an Seuchen wie Cholera.

Sind das tatsächlich Katastrophen? Ja, aber keine Naturkatastrophen, sondern von Menschen gemachte Katastrophen. Sie sind Ergebnis des Krieges, den die kapitalistischen Ausbeutergesellschaften gegen die Natur, gegen das Klima, gegen die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen führen. Milliarden Menschen müssen darunter unermesslich leiden. Weltweit wird die Zukunft des Planeten Erde in die Waagschale geworfen, für den Profit, den Luxus, den unermesslichen Reichtum, die grenzenlose Verschwendung der Naturressourcen von einigen wenigen Millionen Bossen, Finanzjongleuren und Kuponabschneidern.

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Gegen Umweltvernichtung: Klassenkampf!

Ölpest, Bophal & Klimakonferenzen ...

Seit Anfang 1970er Jahre ent­wickelte sich, zunächst in den imperialistischen Metropolen, in der demokratischen, teils antikapitalistischen Bewegung eine aktive, außerparlamentarische Umwelt-/Ökologiebewegung. Probleme wie Umweltverseuchung durch Atomkraftwerke, Waldsterben durch sauren Regen, Umwelt vergiftende Abfallentsorgung, zunehmende Klimaveränderung, Autowahn und CO2 Ausstoß, Ozonloch, Tropenwaldvernichtung, Flughafenausbau, Plünderung der natürlichen Ressourcen, Vernichtung der Lebensgrundlagen der Menschen, umweltschädliche Tierhaltung etc. wurden auf die politische Agenda gestellt. Die materiellen Ursachen dieser Bewegung lagen in den ungeheuren technischen Revolutionen in diesen Jahrzehnten, dem unbegrenzten Wirtschaftswachstum, das seinen Tribut von der Natur forderte. In das öffentliche gesellschaftliche Bewusstsein wurde die Umweltfrage durch militante Kämpfe, durch Besetzungen, Blockaden z.B. im Widerstand gegen das Kernkraftwerk Wyhl in Deutschland gebracht. Der atomare Gau in Tschernobyl war ein Markstein der ökologischen Vernichtungskraft der kapitalistischen Industrieentwicklung.

Die Herrschenden begannen auf die soziale, teils sehr militante Umweltbewegung zu reagieren und sie über den Parlamentarismus, über die Grünen-Partei in das bestehende System zu integrieren. Etliche Reformen wurden durchgesetzt und ein Umsteuern in einigen Umweltbereichen wurde angepackt. Wie alle Bereiche der gesellschaftlichen Entwicklung, griff der Kapitalismus diese Frage auf und entwickelte auch daraus eine ökologische Industriesparte, die ihm Profit einbringt. Bis zu einem gewissen Grad ist das Kapital natürlich auch an einer zumindest zeitweiligen Erhaltung von natürlichen Ressourcen und Umwelt interessiert. Aber da der treibende Faktor die Profitgier ist, das Erzielen von Maximalprofit um auf dem Weltmarkt zu bestehen, prallen die unterschiedlichen Interessen immer wieder aufeinander und letztendlich setzt sich die Barbarei auch hier immer wieder erneut durch.

Die kommunistischen und revolutionären Strömungen haben diese Problematik spät (zu spät müssen wir heute selbstkritisch sagen) aufgegriffen. Im Marxismus-Leninismus ist diese Problematik, dass die kapitalistische Entwicklung von Technologie und Naturbeherrschung, getrieben von der Profitgier des Kapitals, die mit gnadenlos brutaler Vernichtung von Lebensgrundlagen der Menschen einhergeht schon von Marx und Engels analysiert worden. Diese marxistische Herangehensweise wurde durch den modernen Revisionismus weitgehend verschüttet. Die jungen, sich auf den Marxismus-Leninismus berufenden Kräfte in den 1960er und 1970er Jahren hatten diese Frage stark unterschätzt.

Positiv und vorwärts treibend war an der ökologischen Bewegung, dass sie die Umweltvernichtung zum Thema machte, ihre verheerenden Konsequenzen aufzeigte und Alternativen entwickelte. Negativ war, dass diese Alternativen weitgehend darauf beschränkt waren, innerhalb des kapitalistischen Systems eine Lösung zu suchen. Andere unbedeutende Strömungen in der Umweltbewegung waren ausgesprochen reaktionär orientiert. Ihr Motto war „zurück zur Natur“ und die „Ablehnung fast jeder technischen Entwicklung“.

Wir revolutionären und kommunistischen Kräfte waren nicht in der Lage diese Bewegungen auf eine revolutionäre Schiene zu bringen. Unsere Aufgabe ist heute aktuell den Kampf gegen Umweltvernichtung, Klimakatastrophen, kurz gesagt gegen die Vernichtung der Lebensgrundlagen mit dem Klassenkampf, dem Kampf für die Zerschlagung des kapitalistischen-imperialistischen Systems und der Schaffung eines sozialistisch-kommunistischen Systems zu verbinden.

Ölpest im Golf von Mexiko

Aktuellstes Beispiel ist das Inferno im Golf von Mexiko. Die größte, bisher bekannte Öl-Verseuchung des Meeres und von Landstrichen. Zum Vergleich, die bisher schlimmsten Öl-Katastrophen: 1979 – Unfall des Öltankers „Atlantic Empress 5“, vor den Westindischen Inseln, Tobago. Dabei flossen 280 000 Tonnen (280 Millionen Liter) Öl ins Meer. 1989 – Unfall der „Exxon Valdez“ vor Alaska. Dabei flossen 42 000 Tonnen (42 Millionen Liter) Öl ins Meer.

Im Golf von Mexiko sollen bislang ca. 800 000 Tonnen (800 Millionen Liter) Öl ins Meer geflossen sein. Wobei das Schätzungen von Experten sind. Die Angaben von BP haben sich alle als völlig unglaubwürdig herausgestellt.

Alle Berechnungen, die von den Öl-Konzernen bei diesen Fiaskos angestellt werden, drehen sich nur um Geschäftsverluste, um Verdienstausfälle, um ihren Börsenwert, um die verloren gegangenen Gewinne. Aber nicht darum wie viel Schaden der Umwelt, der Natur und den Menschen zugefügt wurde. Die Folgeschäden für die Meeresfauna, für die Salzmarschen, für die Tiere, für die Existenzgrundlagen der Werktätigen an den Küsten sind noch unübersehbar. Nach dem Unfall der „Exxon Valdez“ starben 2 800 Seeotter und 25 000 Seevögel unmittelbar nach dem Ölaustritt. Noch bis 1993 tötete dieses Öl Fischembryonen, Herings- und Lachsschwärme vermehrten sich kaum. Das Öl drang in die Nahrungskette mit langjährigen Folgeschäden ein. (siehe, Telepolis, Internet, C. Hangen, 6.07.2010)

Explosion der Ölbohrinsel (Plattform) „Deepwater Horizon“

Am 20. April 2010 explodierte die Plattform „Deepwater Horizon“. Dabei starben 11 Arbeiter und kurz nach der Explosion sank diese. Seit dem 20. April fließt Öl ins Meer. Nach Angaben des britischen Ölmulti BP wurde am 17.07.2010 das Auslaufen des Öls gestoppt. Die endgültige Verschließung des Bohrlochs wurde Anfang August versucht. Ob sie erfolgreich ist, wird sich herausstellen. Wenn wir von diesen Fakten ausgehen, dann heißt das, drei Monate lang floss ununterbrochen Öl ins Meer.

Wie kam es aber zu der Explosion? Was war deren Ursache? In den Medien gibt es sehr unterschiedliche, sich teils stark widersprechende Angaben und Erklärungen. Auch wenn sie Halbwahrheiten berichten, zeigen diese trotzdem das wahre Gesicht der beteiligten Konzerne, allen voran BP. Laut „Washington Post” haben Dutzende Firmen eine Rolle in diesem Drama gespielt. Halliburton (USA) ist zum Beispiel eine davon.

Am 23.07.2010, „... wurde am Freitag bekannt, daß auf der havarierten Bohrinsel bereits Monate vor der Katastrophe ein wichtiges Warnsystem deaktiviert worden war.“ (Junge Welt, 26.07.10)

Aufgabe des Warnsystems war das Lüftungssystem der Motorräume auszuschalten, damit Methangas nicht eindringt und eine eventuelle Explosion verhindert werden kann. Also starben 11 ArbeiterInnen, weil das Warnsystem deaktiviert wurde. Wie haben die „Management“-vertreter diese “Maßnahme!” gerechtfertigt? Lesen wir in der Jungen Welt weiter: „…damit die Arbeiter nicht ‘um drei Uhr morgens’ durch Fehlalarme geweckt würden, sagte der leitende Elektrotechniker der Plattform, Mike Williams, bei einer Anhörung in New Orleans.“ (ebenda) Na klar, es ging natürlich nicht um die Gesundheit der Arbeiter. Nein, sie sollten schlafen, um am nächsten Tag wieder arbeitsfähig zu sein. Die Arbeit auf der Öl-Plattform sollte „rechtzeitig“ beendet werden, denn sie lag bereits im Zeitplan zurück. „Le Monde Diplomatique“ enthüllt: „Die Plattform hätte bereits am 8. März auf einem anderen Tiefsee-Ölfeld mit der nächsten Bohrung beginnen sollen. Allein durch die Leasinggebühren kostete die Verzögerung das Unternehmen 21 Millionen Dollar. Um weitere Kosten zu vermeiden, beschloss BP, die Sicherheitsvorkehrungen für die Zementabdichtung des Ansaugrohrs abzukürzen. Zwei Tage vor der Gasexplosion hatte der Branchendienstleister Halliburton, der mit den Zementarbeiten beauftragt war, noch empfohlen, vor der Versiegelung 21 Stützen für das Ansaugrohr zu installieren. Ansonsten drohe ein ‘ernsthaftes Problem’, weil aus den Ritzen zwischen Rohr und Gestein Gas entweichen kann, wenn das Ansaugrohr nicht zentriert steht. BP ignorierte diese Warnung und verbaute nur sechs der ‘centralizers’. (…) Bereits die ersten Drucktests seien ‘unbefriedigend’ und ‘unvollständig’ gewesen, hatte James Dupree der BP-Vizechef für den Golf von Mexiko, vor dem Kongressausschuss zugegeben. Trotz der beunruhigenden Befunde beschloss BP weiterzumachen wie geplant, und die Arbeiter ersetzten den Bohrschlamm im Rohr durch leichteres Meerwasser. Zu diesem Zeitpunkt trat bereits Gas aus. Zwei Stunden später kam es zur Explosion, und die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA nahm ihren Lauf.“ (Le Monde Diplomatique, Juli 2010, S. 8)

Allein diese Fakten beweisen die Verantwortlichkeit des BP-Managements für die Explosion, den Tod der ArbeiterInnen und die nachfolgende Umwelttragödie. Die Konzernherren hatten nur das Ansinnen nach mehr Profit oder Gewinnen auf ihrer Rechnung. Das Risiko für die ArbeiterInnen, die Umwelt, alles spielte keine Rolle. Sie wollten möglichst schnell die Leasinggebühren für die Plattform – die im Millionenbereich liegen – loswerden; und möglichst schnell Öl fördern und verkaufen. Halliburton wollte mit ihrer Empfehlung mehr Stützen zu installieren, vor allem mehr Gewinn. Wäre es um die Gefahrenminderung gegangen, hätten sie aus Sicherheitsgründen, darauf bestehen können und staatliche Behörden einschalten müssen. Innerhalb der letzten 14 Jahren gab es 39 Gasexplosionen im Golf von Mexiko. Bei 18 von ihnen war die mangelhafte Zementierung die Hauptursache. Und meistens war Halliburton dafür verantwortlich. Halliburton ist der zweitgrößte Dienstleister der Welt in diesem Bereich, einer der mächtigsten Konzerne auf dem globalen Zementmarkt.

Nicht nur bei der Zementierung, bei den notwendigen Stützen wurde grob fahrlässig vorgegangen, sondern auch bei der Abdichtung wurden die vorgegebenen Sicherheitsvorschriften nicht beachtet. Die „New York Times“ stellt fest, dass: „am Bohrloch eine zu schwache Metallverschalung vorlag. Nach dem Motto: Je billiger die technische Ausrüstung, umso höher sind die Gewinne. Wegen der schlechten Metallabdichtung, des hohen Drucks in der Tiefe von 1 600 Meter im Mississippi Canyon und dem Versagen der Sicherheitsventile kam es bei der Anzapfung des Feldes zum Austreten einer 11 Meter hohen Methan-Wolke, wodurch die Bohrinsel explodierte…“ (Telepolis, Internet, C. Hangen, 6.07.2010)

Damit ist deutlich, es war keine Naturkatastrophe. Die Explosion und ihre Folgen sind bedingt durch die Gewinnsucht der Konzernherren nach Maximalprofit. Das ist die Triebfeder und der ganz normale Ablauf des kapitalistischen-imperialistischen Systems. Die kapitalistische Produktionsweise kann nicht anders funktionieren. Engels hat in seiner Untersuchung „Die Dialektik der Natur“ dieses treibende Element der Produktion so beschrieben: “Alle höheren Formen der Produktion aber sind zur Trennung der Bevölkerung in verschiedne Klassen und damit zum Gegensatz von herrschenden und unterdrückten Klassen vorangegangen; damit aber wurde das Interesse der herrschenden Klasse das treibende Element der Produk­tion, soweit diese sich nicht auf den notdürftigsten Lebensunterhalt der Unterdrückten beschränkte. Am vollständigsten ist dies in der jetzt in Westeuropa herrschenden kapitalistischen Produktionsweise durchgeführt. Die einzelnen, Produktion und Austausch beherrschenden Kapitalisten können sich nur um den unmittelbarsten Nutzeffekt ihrer Handlungen kümmern. Ja selbst dieser Nutzeffekt – soweit es sich um den Nutzen des erzeugten oder ausgetauschten Artikels handelt – tritt vollständig in den Hintergrund; der beim Verkauf zu erzielende Profit wird die einzige Triebfeder.“ (Engels, MEW, Band 20, S. 454/55)

Informationssperre und Korruption

BP hat schon bei Ausbruch der Katastrophe die Informationen über die tatsächliche Situation unterschlagen. „BP vermeldete kurz nach der Explosion, daß nur eine geringe Menge Rohöl von der Plattform ausgelaufen sei. Auch die Küstenwache bestätigte diese falschen Meldungen zunächst. Als Unterwasseraufnahmen ein Leck im Bohrloch auf dem Meeresgrund in 1500 Meter Tiefe zeigten, erklärte BP, daß nur wenig Öl auslaufe und es angesichts der ergriffenen Maßnahmen niemals die Küste erreichen könne.“ (Junge Welt, 4.05.2010) BP versuchte mit Unterstützung der US-Küstenwache das tatsächliche verheerende Ausmaß der Ölpest so lange als möglich zu verheimlichen. Sie haben den Zugang zum Katastrophengebiet gesperrt. BP bestimmte wer in das betroffene Gebiet im Golf von Mexiko rein konnte und wer nicht. BP versuchte eine Blockade der Berichterstattung zu verhängen. Die Küstenwache hatte sogar Tiefflugverbot verfügt, damit die Katastrophe nicht aus der Luft beobachtet wird. Fotos, die BP selbst veröffentlichte waren nachweislich gefälscht und retuschiert.

Trotz aller Verbote und Einschränkungen haben es einige Journalisten geschafft Bilder, die das ganze ungeheuerliche Ausmaß des Desasters dokumentieren in die Weltpresse zu bringen. BP hat nicht nur eine Zensur verhängt, sondern versuchte Wissenschaftler zu kaufen. Die Junge Welt berichtete: „Cary Nelson, Vorsitzender der US-amerikanischen Hochschullehrer, beklagt in einem Beitrag für das Internetmagazin ‘Inside Higher Ed’, daß der britische Konzern verschiedenen US-Wissenschaftlern Verträge mit Knebelklauseln angeboten hat. Die Erkenntnisse der Fachleute würden zum Eigentum BPs und dürften erst nach drei Jahren veröffentlicht werden. Außerdem müßten die Experten sich in ihren Äußerungen an die Anweisungen der BP-Rechtsanwälte halten. (…) Der britische Sender BBC, dessen Recherchen diesen Inhalt der Verträge bestätigen, kennt auch den Grund, weshalb für einige Wissenschaftler das BP-Angebot dennoch verlockend ist: Das Unternehmen, das für die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA verantwortlich ist, bietet den Wissenschaftlern bis zu 250 US-Dollar pro Stunde. BBC berichtet von einem Beispiel, der Abteilung für Meereswissenschaften der Universität von South Alabama, die BP vollständig habe unter Vertrag nehmen wollen. Als die Wissenschaftler jedoch zur Bedingung machten, daß sie die Daten und Forschungsergebnisse jederzeit publizieren können, wie es guter wissenschaftlicher Praxis entspricht, habe der Multi einen Rückzieher gemacht.“ (26.07.2010)

BP ist zurzeit vollauf damit beschäftigt den Umfang der Ölpest zu vertuschen und versucht mit allen Mitteln, so wie mit diesen Korruptionsversuchen, ihr Fell zu retten. Es ist natürlich nichts Neues, dass der Monopolkonzern BP seine Interessen mit Korruption durchsetzt. Ein Beispiel dafür ist, die Freilassungsgeschichte des zu lebenslänglich verurteilten „Lockerbie-Attentäters“, Abdelbaset Ali al-Megrahi aus Libyen. Nach Me­dienberichten drängte BP die englischen Behörden zu seiner Freilassung, die auch erfolgte. Aber als Obama am 20.07.2010 vom britischen Premierminister David Cameron Aufklärung forderte, antwortete dieser, das sei die Entscheidung der schottischen Behörden, nicht die von BP gewesen. Aber BP unterzeichnete 2007 mit Libyen einen 900-Millionen-Dollar-Vertrag, der die mit Abstand größten Rohölvorräte in Afrika mit 43,4 Milliarden Barrel im Mittelmeer zu fördern beinhaltete.

Auch US-Inspektoren ließen sich schmieren! „Gefälligkeiten, Einladungen, Abhängigkeiten: Ein Bericht des US-Innenministeriums enthüllt, wie eng staatliche Inspektoren mit der Ölindustrie verbandelt waren. Sie sollten die Firmen kontrollieren – und ließen sich mit Geschenken überhäufen. Sogar von Drogenmissbrauch ist die Rede.“ (Spiegel­online, 26. Mai 2010) „Mineral Management Service“ (MMS) heißt die Außenstelle der Kontrollbehörde. Laut Liste der Ermittler war die Situation wie folgt: „Mitte 2008 kontrollierte ein Inspektor vier Bohrplattformen – zur gleichen Zeit bewarb er sich für einen Job bei der Firma. Ihre Formulare zur Qualitätsprüfung übergaben einige Inspektoren gleich den Ölfirmen – diese füllten die Bögen mit Bleistift aus, und die Kontrolleure schrieben dies mit Kugelschreiber nach, bevor sie die Papiere einreichten.“ (ebenda) Und das haben nicht nur einige wenige gemacht. Sie haben sich schmieren lassen. Laut Aussage eines der Kontrolleure war das alltägliche Praxis: „Jeder tat es.“ (ebenda)

Auch die Bekämpfung der Ölpest hat der amerikanische Staat „vertrauensvoll“ in die Hände des Verursachers, BP gelegt. Damit das Öl nicht an die Küsten gelangt und die Auswirkungen der Ölpest nicht direkt wahrgenommen werden, griff BP zu einem anderen Umweltgift. Mehrere Millionen Liter der Chemikalie Corexit hat BP von Flugzeugen aus weit über das Meer verteilt. Diese sollen das Öl auf hoher See zersetzen. Die Chemiekeule Corexit, die mit dem Todbringenden Entlaubungsmittel Agent Orange im Vietnamkrieg verglichen wird, ist hochgradig giftig für Mensch, Tier und Fauna. Bereits jetzt häufen sich schwere Fälle von Gesundheitsschäden bei den Anwohnern der Küste, bei den Einsatzkräften und Fischern durch dieses Mittel. (Zeit, 18.06.2010) Nicht einmal ein Fünftel des ins Meer geflossenen Öls wurde aufgefangen.

Es geht den Monopolgiganten nur darum, ihre Macht zu erhalten. Und diese Macht beruht auf der unkontrollierten, grenzenlosen Plünderung und Ausbeutung der Natur, mit der sie ihre Kassen weiter füllen können. In den letzten drei Jahren hat BP mehr als 60 Milliarden US-Dollar netto Gewinn eingefahren. Vor der Katastrophe war BP im Öl-Gas Bereich der zweitgrößte Konzern der Welt. Es ist für sie völlig egal ob die Menschen oder die Natur zugrunde gehen, Hauptsache die Kasse stimmt…

Und die „Rechnung“?

Falschmeldungen, Lügen, Nachrichtensperre, Korruptionsver­suche bei Wissenschaftlern konnten nicht verdecken, die bisher größte Öl-Katastrophe spielt sich vor unseren Augen ab.

Die Nachrichtenagenturen wurden dann mit Spekulations-Nachrichten gefüttert. Es ging natürlich auch bei diesen Spekulationen nicht darum, welches Ausmaß
diese Katastrophe für die Umweltvernichtung haben wird. Oder
wie viele Vögel, Meerestiere … getötet werden. Wie viele Jahrzehnte
nötig sind, damit die Meeresfauna und Nahrungskette sich – wenn überhaupt – wieder erholen können?

Nein, dieses wahre Ausmaß des Öl-Infernos im Golf von Mexiko werden wir so schnell nicht erfahren. Worum es geht, war wie viele Milliarden US-Dollar „Schaden“, kurz- und langfristig BP haben könnte! BP hatte nach großem Unmut, Klagen und Druck der US-Regierung angekündigt 20 Milliarden US-Dollar in einen Hilfsfond zu zahlen. Unabhängig davon, dass diese Summe nicht sofort und nicht auf einmal zu zahlen ist (sie wird auf mehrere Jahren verteilt), reicht sie in keinster Weise auch nur ansatzweise aus, die kommenden Folgeschäden auszugleichen. Schätzungen reichen von notwendigen 70 bis 100 Milliarden US-Dollar.

Die Höhe dieser Summe wird nicht daran gemessen, wie viele Tausende Meerestiere, Vögel oder Fische getötet, wie viele Existenzgrundlagen der Werktätigen vernichtet wurden und nicht davon, wie viel Milliarden notwendig sind, um die Umweltverschmutzung durch diese Katastrophe zu beseitigen… Nein! Sie hängt in erster Linie allen voran davon ab, wie viel Liter Öl ins Meer geflossen sind; und auch wie viel Unternehmen, so in der Fischerei und Tourismusbranche etc. Gewinnverluste haben.

Den „Schaden“ für die Fischerei und Tourismusbranche kann BP nicht leugnen. 116 000 Forderungen sind bereits gestellt (Stand 20.07.2010). „Die Kosten für die Arbeiten an dem defekten Bohrloch, Reinigungsarbeiten und Zahlungen an die US-Regierung beliefen sich insgesamt auf 3,95 Milliarden Dollar.“ (Spiegelonline, 20.07.2010) Also diese Sparte bringt BP in keine sehr schwierige Lage. Da BP im Jahr ca. 20 Milliarden netto Gewinn macht, kann es diese Forderungen wirtschaftlich leicht bewältigen.

BP hat es aber weder in der Frage, wie viel Liter Öl ins Meer geflossen sind, noch mit seiner Position an der Börse, so leicht! An der Börse ist der BP Aktienkurs rasant gefallen und BP ist auch in seinem Image erschüttert. Zeitweise fiel der Aktienkurs um mehr als die Hälfte. Anfang Juli verzeichnete BP ca. 100 Milliarden US-Dollar Börsenverluste. Inzwischen gibt es eine leichte Erholung. Bei der Frage wie viel Liter Öl ins Meer geflossen sind, leidet der „arme BP-Konzern” doppelt! Erstens, jeder Liter Öl, der im Meer landete, ist für BP ein Gewinnverlust. Ein Barrel Öl kostet zurzeit ca. 70 US-Dollar. Zweitens gibt BP die ausgetretene Ölmenge bewusst niedriger an. Warum? Dahinter steckt die Absicht, Milliarden US-Dollar Strafe nicht zu zahlen. „Der amerikanische ‘Clean Water Act’ sieht eine Summe von 1 100 Dollar vor für jedes Barrel Öl, das ins Wasser gelangt. Wurde die Verschmutzung grob fahrlässig verursacht, können die Richter den Betrag sogar auf 4 300 Dollar erhöhen.“ (Spiegel, 21.06.10) Wenn der gesamte Ablauf der Ölpest am Golf von Mexiko von Gerichten/Richtern berücksichtigt wird, dann müssten sie BP als „grob fahrlässig“ handelnd, verurteilen. Dann müsste BP für jedes Barrel Öl 4 300 Dollar zahlen.

Eine andere Rechnung von BP ist , sich mit allen Mitteln Geld zu beschaffen, um sich gegen die Konkurrenten zu wehren. Und, um vor allem eine „feindliche Übernahme“ zu verhindern. Eine der ersten Maßnahme war die Streichung der Dividenden-Auszahlung. Damit wurden bereits 10 Milliarden Dollar eingespart. BP hat auch Vermögenswerte und Anteile zum Verkauf angeboten. Ebenso hat BP sich von dem US-Unternehmen Apache getrennt und 7 Milliarden US-Dollar dafür kassiert.

Viele Spekulationen laufen darüber, ob BP von Konkurrenten wie Exxon Mobil, Royal Dutsh Shell, PetroChina oder Total übernommen wird. Obama und Cameron waren sich bei dem G-20 Treffen im Juni diesen Jahres darüber einig, dass BP „…seinen Verpflichtungen im Golf von Mexiko nachkommen müsse, aber auch überlebensfähig bleiben müsse.“ (Tagesschau, 6.07.10, Internet) aber auch diese Möglichkeit im Konkurrenzkampf der Finanzmagnaten sollte nicht ausgeschlossen werden. BP geht in Insolvenz, oder wird in Tochterunternehmen aufgegliedert, um so den finanziellen Verpflichtungen zu entgehen. Das wäre auch eine elegante Lösung?!

Einzige bisherige sichtbare Konsequenz aus dem BP Desaster ist die Entlassung des Vorstandsvorsitzenden Haywards zum 30.09.2010 mit einer Riesenabfindung.

Die Ölpest im Golf von Mexiko ist die Spitze des Eisbergs. Die Förderung von Rohöl unter dem kapitalistischem Diktat der Profitmaximierung führt immer wieder zu verheerenden Verseuchungen der Umwelt. Dass während der Ölpest am Golf von Mexiko, in China Mitte Juli eine Pipeline explodierte und durch das Leck ein ca. 430 Kilometer umfassender Ölteppich entstand; und nach Angaben des chinesischen Fernsehens 1,5 Millionen Liter Öl ins Gelbe Meer geflossen sind, wird in den Medien nur noch in einer vierzeiligen Nachricht berücksichtigt. Die bisher größte bekannt gewordene Ölpest in China ist nach offiziellen Erklärungen „bereits wieder unter Kontrolle gebracht“! Das heißt, die explodierte Pipeline ist wieder Instand gesetzt, aber nicht das ins Meer geflossene Öl, nicht die Verseuchung des Wassers, nicht das Sterben der Meerestiere.

Das Nigerdelta in Nigeria ist eines der brutalst mit Öl verseuchtesten Gebiete der Welt. Ein Naturparadies wurde durch die „internationale“ Rohölförderung in eine Kriegslandschaft verwandelt. Die Not leidenden Menschen wurden nie entschädigt, die Umweltschäden werden jeden Tag verschlimmert, aber niemand greift ein, keiner wird verantwortlich gemacht! Auch in den Umweltkatastrophen demonstriert sich die Kluft zwischen den Metropolen und den abhängigen Ländern.

Bhopal – Indien

Die Giftgas-Katastrophe von Bophal liegt mehr als 25 Jahre zurück. Viele Menschen in den imperialistischen Ländern haben davon kaum etwas mitbekommen oder viele haben sie schon vergessen. Sie ist ein weiteres grausames Beispiel dafür, dass Menschen und Natur für die Kapitalisten kein Wert haben. Am 3. Dezember 1984 ereignete sich in Bhopal (Indien) der verheerenste Chemieunfall der Geschichte. Die Verantwortlichen waren der US-Chemiekonzern Union Carbide Corporation (UCC) und dessen Tochterunternehmen Union Carbide India Ltd (UCIL). Ursachen waren in
erster Linie die Nichteinhaltung der vorgegebenen Sicherheitsvorschriften. In Europa ist die zulässige Lagermenge von Methylisozyanat (MIC) auf eine halbe Tonne beschränkt. Aber die UCC hatte in der Fabrik in Bophal 67 Tonnen MIC gelagert, um mehr Profite und Gewinne zu erzielen.

Geld war deutlich wichtiger als das Leben Hunderttausender Menschen. Selbst Greenpeace stellte in einem Artikel (Homepage, 12.08.2004) fest: „Die Hauptursache für das Desaster lag in der Unternehmenspolitik begründet, ohne Rücksicht auf die Menschen Profit zu machen.“ Die Folgen waren verheerend. “Schätzungen der Opferzahlen reichen von 3 800 bis 25 000 Toten durch direkten Kontakt mit der Gaswolke sowie bis zu 500 000 Verletzten, die mitunter bis heute unter den Folgen des Unfalls leiden. (…) Tausende erblindeten, Unzählige erlitten Hirnschäden, Lähmungen, Lungenödeme, Herz-, Magen-, Nieren-, Leberleiden und Unfruchtbarkeit. Später kamen Fehlbildungen an Neugeborenen und Wachstumsstörungen bei heranwachsenden Kindern hinzu.“ (Wikipedia, Katastrophe von Bhopal)

Die aktuelle Lage in Bhopal sieht laut Amnesty International so aus: „Mehr als 25 Jahre nach der Katas­trophe wurde das Gebiet noch immer nicht gereinigt und das Leck und seine Auswirkungen wurden noch immer nicht genau untersucht. Mehr als 100 000 Menschen leiden weiterhin an gesundheitlichen Problemen, ohne die notwendige medizinische Versorgung zu erhalten, und Überlebende warten noch immer auf eine angemessene Entschädigung und volle Wiedergutmachung für ihre Leiden.“

www.amnesty.de/indien2010/6/ 9, 7.06.2010)

Was waren die Konsequenzen? Im Verhältnis zum Ausmaß der Katastrophe fast keine! Das Oberste Gericht Indiens fällte am 14.02.1989 ein Urteil das dem Unternehmen auferlegte 470 Millionen Dollar (damals betrug der Jahresumsatz der Firma 9,5 Milliarden Dollar) an den indischen Staat zu zahlen. Auch die Versicherungen bekamen 250 Millionen Dollar bezahlt. Aber für die Opfer wurde eine bedeutungslos geringe Menge von diesem Geld aufgewendet. In diesem Jahr wurde erst nach mehr als 25 Jahren ein weiteres lächerliches Urteil gefällt. Am 6.06.2010 verurteilte ein indisches Gericht sieben indische Staatsangehörige, die damals für UCIL arbeiteten, wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Jahren Haft. Allein einen Strafprozess erst nach 25 Jahren zu beenden, ist blanker Hohn gegenüber den Opfern. Und noch dazu, wenn das Strafmaß zwei Jahre Haft beträgt! Das Leben von Zehntausenden Toten, Hunderdtausenden Verletzten, Behinderten, unzähliger Fehlbildungen von Kindern sind nur so viel Wert! Der damalige Hauptverantwortliche des US-Chemiekonzern und auch der Konzern selbst kamen fast ungeschoren davon…

Diese Katastrophe hat natürlich nicht nur Menschenleben gekostet. Ca. 40 Tonnen Methylisozyanat (MIC) ist in die Luft gegangen und hat damit eine unermessliche Vergiftung verursacht. Und die Reste, tonnenweise giftige Chemikalien verseuchen immer noch Grundwasser und Boden.

Klimakonferenzen – Tropfen ins Meer

Hier wollen wir nicht auf die Ursachen und Folgen der Klimaänderung eingehen. Das wäre Aufgabe eines weiteren Artikels. Wir wollen hier nur einen „Showbereich“ der UNO und natürlich aller imperialistischen Ländern, die sich als Klimaretter verkaufen, näher anschauen.

Es wird immer wieder festgestellt, dass die Klimaänderung vom Menschen verursacht wird. Das ist aber so nicht richtig. Klassenunspezifisch sollen alle und keiner verantwortlich gemacht werden. Vor allem aber sollen die Hauptverursacher verschleiert werden. Die aktuelle Klimaveränderung ist hauptsächlich durch die Industrialisierung seit ca. 120-150 Jahren bedingt. Die kapitalistische Produktionsweise, der Kapitalismus ist also die Hauptursache für die dramatischen Klimaverschiebungen.

Bis Anfang 1970 gab es darüber kaum ein gesellschaftliches Bewusstsein, auch nicht in der ArbeiterInnenbewegung. Daher stand diese Problematik nicht auf der weltweiten Agenda. Nach dem Entstehen weltweiter ökologischer Bewegungen, Organisationen, Parteien sowie den sich verschärfenden Anzeichen einer Klimakatastrophe mussten die Herrschenden reagieren. Die Erste Weltklima-Konferenz fand im Jahr 1979 statt. 1988 wurde ein „Zwischenstaatlicher Sachverständigenausschuss für Klimaänderung“ (IPCC) eingesetzt. Der IPCC hat 1990 seinen ersten „Lagebericht“ veröffentlicht. 1990 fand die Zweite Weltklimakonferenz statt. Hier wurde zum ersten Mal der „Klimawandel als ein die gesamte Menschheit betreffendes Problem“ debattiert und daraufhin gearbeitet, eine Klimakonvention zu schaffen. Ergebnis war das „Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen“, das auf dem „Umweltgipfel von Rio de Janeiro“ (auch „Erdgipfel“ genannt) am 4.06.1992 verabschiedet wurde. (Das kurz „Klima­rahmenvereinbarung“ genannte Abkommen ist als UNFCCC bekannt.)

Dieses erste Abkommen über
die Klimaveränderung haben 192 Staaten unterzeichnet. Aber es ist nicht verpflichtend. Alles was darin über Klimaveränderungen und Gegenmaßnahmen festgeschrieben wurde, war Makulatur, also null und nichtig! Durch die Unterzeichnung des UNFCCC wurde keine Reduzierung der Emissionen, die die Klimaänderung verursachten, bewirkt.

1995 wurde der „Zweite Lagebericht“ vom IPCC veröffentlicht und der nächste Klimagipfel in Deutsch­land / Berlin, die „Vertragsstaatenkonferenz“ (COP) ausgerichtet. Hier wurden das erste Mal Gespräche über Verpflichtungen der Staaten geführt sowie ein Klimasekretariat, mit Sitz in Bonn geschaffen. Ab 1995 (COP 1) wurde jedes Jahr eine Konferenz organisiert. Im Dezember 2009 war die COP 15 Konferenz in Kopenhagen und fand die Dritte Weltklima­konferenz statt. Jedes Jahr werden mehrmals Konferenzen organisiert.

Und was hat dieses ganze Klimagipfeltreiben für den Kampf gegen den Klimawandel gebracht? Im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts! UNFCCC enthält keinerlei Verpflichtungen. Das einzige Protokoll das verbindliche Maßnahmen beinhaltet, ist das Kyoto-Protokoll. Um das wahre Gesicht der imperialistischen Mächte, UNO und auch der abhängigen Staaten zu sehen, sollten wir alle anderen Konferenzen oder Gipfel nicht weiter beachten, sondern uns auf das Kyoto-Protokoll konzentrieren.

Kyoto-Protokoll und Ergebnisse

Wie bereits gesagt, das UNFCCC, kurz die „Rahmenkonvention“ der UN ist im März 1994 in Kraft getreten. Das Kyoto-Protokoll wurde am 11. Dezember 1997, als „Zusatzprotokoll“ zur Ausgestaltung der UNFCCC, mit dem Ziel des Klimaschutzes beschlossen. Die Herrschenden nutzen dieses Protokoll um sich als „Klimaretter“ zu verkaufen… „Das Protokoll sieht vor, den jährlichen Treibhausgas-Ausstoß der Industrieländer innerhalb der so genannten ersten Verpflichtungsperiode (2008-2012) um durchschnittlich 5,2 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren.“ (Wikipedia)

Ja, das sieht das Kyoto-Protokoll vor. Aber es gab in Kyoto noch offene Fragen, die geklärt werden mussten. Auf den folgenden Konferenzen wurde hart verhandelt. Erst im Jahr 2001, auf der Konferenz COP 7 in Marrakesch wurden „die letzten offen gebliebenen Fragen“ geklärt.

Dabei wurden in das Protokoll sogenannte „flexible Mechanismen“ eingefügt. Das wichtigste davon ist der „Emissionsrechtehandel“. Laut Wikipedia sieht dieser so aus: „Der Handel mit Emissionsrechten ist eines der wesentlichen im Kyoto-Protokoll verankerten Instrumente. Die Idee ist, dass Emissionen dort eingespart werden, wo dies am kostengünstigsten möglich ist. Zu unterscheiden ist der Emissionshandel zwischen Staaten, welcher im Kyoto-Protokoll festgelegt wurde und der Emissionshandel zwischen Firmen, der in der EU stattfindet. Dazu wird vom Staat an alle am Emissionshandel teilnehmende Unternehmen pro Jahr eine vorher festgelegte Menge an Emissionszertifikaten ausgegeben oder versteigert.“

So genannte „flexible Mechanismen“ sind de facto Maßnahmen, die den Industrieländern Geschäfte und Gewinne garantieren, aber zur wirklichen Reduzierung des Treibhausgases nicht dienen.

Das Kyoto-Protokoll, auch wenn es als völkerrechtlich verbindlich deklariert wurde, hat eigentlich nur eine Rolle gespielt: Die Mehrheit der Weltbevölkerung anzulügen!

Das Kyoto-Protokoll wurde 1997 beschlossen, hat aber erst 2001 überhaupt seine letzte Form bekommen, und ist schließlich am 16. Februar 2005 in Kraft getreten. Die vorgesehene Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes war schon für die Zeitspanne 2008-2012 geplant.

Aber bevor es überhaupt umgesetzt werden konnte, wurden bereits im Dezember 2007, auf der Konferenz in Bali, die Verhandlungen für die nächste, so genannte zweite Verpflichtungsperiode ab 2013 begonnen. Ende 2009 in Kopenhagen sollten diese Verhandlungen beendet und ein neues Protokoll verabschiedet werden. Das scheiterte allerdings. Nun soll das auf der COP 16 in Mexiko, die vom 29. November bis 10. Dezember 2010 stattfindet klappen. Der Versuch wird aber höchst wahrscheinlich scheitern, aufgrund der heftigen Widersprüche zwischen den Großmächten. Ein Nachfolge Kyoto-Protokoll wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben. Warum wir das so einschätzen, braucht einen langen Artikel, um es erklären zu können. „Das Kyoto-Protokoll und dessen Fortsetzung haben in 15 Jahren keinerlei nennenswerte Reduktionen bei Treib­hausgasen erbracht.“ (Wikipedia) Die Hoffnungen auf einen radikalen Wandel in der Umweltpolitik sind illusorisch, außer wenn der Kampf zum Erhalt der Lebensgrundlagen der Menschen mit dem Klassenkampf verbunden und eine neue sozialistische Gesellschaft anvisiert wird.

Perspektiven für eine „neue Welt“

Am Ende unseres Artikel gehen wir wieder zum Anfang zurück und stellen fest, dass es mit der kapitalistischen Produktionsweise, im Kapitalismus-Imperialismus keine grundlegenden Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung, Klimawandel, ökologische Katastrophen geben wird. Denn der Kapitalismus ist die Ursache für alle Umweltkatastrophen.

In den Katastrophen zeigt sich auch die Ausweglosigkeit des kapitalistischen Systems. In diesen gewaltigen Ausbrüchen zeigt uns die Natur, dass sie mit der vom Menschen betriebenen extremen Ausbeutung der Natur, mit der Vernichtung von ihr nicht einverstanden ist. Marx und Engels haben die Ursachen dieser Ausbrüche beschrieben. Es ist der ganz gewöhnliche Kapitalismus, die kapitalistische Produktionsweise. Sie hat zwar die Zivilisation auf eine höhere Stufe gestellt zugleich zerstört sie Mensch und Natur. Die privatkapitalistische Produktionsweise, in der die Produzenten für einen Markt, unabhängig von einander produzieren, zerstört Natur und Mensch.

Ein Beispiel: Die Automobilindustrie steckt seit Jahren in einer Überproduktionskrise. Seit Jahren wird mehr produziert als der Markt abnehmen kann. Von den weltweit ca. 90 Millionen produzierten Autos werden ca. 30 Millionen nicht verkauft und müssen verschrottet werden. Abgesehen davon, dass die mächtige Autolobby einen Wechsel zu umweltschonenden Verkehrsmitteln verhindert. Das ist eine unglaubliche Vernichtung von Rohstoffen, Energie, Material und unproduktiver Vergeudung von Arbeitskraft. In allen Bereichen vernichten Produzenten ihre Ware, die sie nicht verkaufen können. Der Kapitalismus betreibt jeden Tag einen intensiven Raubbau an den Rohstoffen und eine extreme Verschmutzung der Umwelt durch die Vernichtung von Waren.

Wer gegen die Umweltkatastrophen, für die Erhaltung der Lebensgrundlagen von Natur und Mensch kämpfen will, muss gegen das kapitalistische-imperialistische System kämpfen. Marx und Engels haben das Fundament für die Beziehung zwischen Menschen und Natur gelegt, das den Bedürfnissen der Menschen und der Natur, der gesamten Erde entsprechen wird.

„Wir haben in den fortgeschrittensten Industrieländern die Naturkräfte gebändigt und in den Dienst der Menschen gepreßt; wir haben damit die Produktion ins unendliche vervielfacht, so daß ein Kind jetzt mehr erzeugt als früher hundert Erwachsene. Und was ist die Folge? Steigende Überarbeit und steigendes Elend der Massen und alle zehn Jahre ein großer Krach. Darwin wußte nicht, welch bittre Satire er auf die Menschen und besonders auf seine Landsleute schrieb, als er nachwies, daß die freie Konkurrenz, der Kampf ums Dasein, den die Ökonomen als höchste geschichtliche Errungenschaft feiern, der Normalzustand des Tierreichs ist. Erst eine bewußte Organisation der gesellschaftlichen Produktion, in der planmäßig produziert und verteilt wird, kann die Menschen ebenso in gesellschaftlicher Beziehung aus der übrigen Tierwelt herausheben, wie dies die Produktion überhaupt für die Menschen in spezifischer Beziehung getan hat. (Hervorhebung von uns) Die geschichtliche Entwicklung macht eine solche Organisation täglich unumgänglicher, aber auch täglich möglicher. Von ihr wird eine neue Geschichtsepoche datieren, in der die Menschen selbst, und mit ihnen alle Zweige ihrer Tätigkeit, namentlich auch die Naturwissenschaft, einen Aufschwung nehmen werden, der alles Bisherige in tiefen Schatten stellt.“ (Engels, „Dialektik der Natur“, „Einleitung“, MEW, Band 20, S. 323/24) „Um diese Regelung aber durchzuführen, dazu gehört mehr als die bloße Erkenntnis. Dazu gehört eine vollständige Umwälzung unsrer bisherigen Produktionsweise und mit ihr unsrer jetzigen gesamten gesellschaftlichen Ordnung.“ (Engels, „Dialektik der Natur“, MEW, Band 20, S. 454)

Also Marx und Engels sagen nicht nur, dass der Kapitalismus die Lebensgrundlagen vernichtet, sondern weisen auch daraufhin in welcher Produktionsweise die Lösung liegen wird: „...eine bewußte Organisation der gesellschaftlichen Produktion, in der planmäßig produziert und verteilt wird...“

 5.08.2010