TROTZ ALLEDEM!
Vorbemerkung:
Wir haben uns in dem Artikel
„Trotzkismus und Leninismus – Ein Einstieg“ (TA 48 und 49/2008) mit Trotzki,
und dem Trotzkismus, seinem politischen Programm und seinen Widersprüchen zur
Politik der Bolschewiki und der KPdSU auseinandergesetzt. Diese Artikel sind
unser Fundament in der politischen Kritik der Ideen Trotzkis und des
Trotzkismus. (Nachzulesen unter: http://www.trotzalledem.tk/zeitungen/49/
trotzki.html)
Vorliegender Artikel setzt
sich mit den verschiedenen aktuellen trotzkistischen Internationalen sowie
trotzkistischen Parteien, Gruppen und Organisationen auseinander. Vor allem
befassen wir uns mit denen, die in der BRD agieren. Wir geben einen Überblick
über die aktuell wichtigsten Hauptströmungen. Dabei hoffen wir, dass Euch,
unsern LeserInnen, ob der vielen unterschiedlichen Namen und Strömungen nicht
zu sehr der Kopf schwirrt und Ihr Euch geduldig durch diese komplizierte
Sachlage durchkämpft. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir
machen keine umfassende Analyse, sondern geben einen Einblick, der uns und euch
eine vorerst grobe Kenntnis vermittelt und uns für Debatten mit den Trotzkisten
wappnet. Wir werden viele direkte Zitate der verschiedenen Organisationen
anführen, um sie anhand ihrer „Originalaussagen“ kritisch zu bewerten.
Einblicke in: Trotzkistische
Gruppen und Organisationen
Heute, viele Jahrzehnte
später, haben weder wir, die marxistisch-leninistischen Kräfte, noch die
Trotzkisten die Kraft und Bedeutung in der Arbeiterbewegung wie in den
dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Seit den 1950er Jahren erfolgte der
Hauptangriff der Bourgeoisie innerhalb der ArbeiterInnenbewegung nicht von den
Trotzkisten, sondern von den modernen Revisionisten mit dem Ziehvater
Chruschtschow an der Spitze. Wobei die Trotzkisten im Kampf zwischen dem
Marxismus-Leninismus und dem modernen Revisionismus, eine zentristische
Position eingenommen haben.
Der Trotzkismus wirkt politisch
nicht nur mit eigenen Organisationen, die sich auf den Trotzkismus berufen. Es
gibt auch massive trotzkistische Einflüsse in der linken wie auch in der
marxistisch-leninistischen Bewegung. So war z.B. Lin B iao in China, vor allem
während der Kulturrevolution mit Thesen wie der „vom völligen Zusammenbruch des
Imperialismus“ trotzkistisch beeinflusst. Der Zentrismus der Castro-Guevera
Linie (Kuba) war trotzkistisch inspiriert. Die Thesen des „Sozialismus des 21.
Jahrhunderts“ von Heinz Dieterich und die damit verbundene „Revolution“ unter
Chavez in Venezuela sind auch trotzkistisch geprägt. Chavez hat erst vor kurzem
zum Aufbau einer V. Internationalen aufgerufen.
Die Trotzkisten von heute
gehen mit der These hausieren, die historischen Entwicklungen hätten ihnen
Recht gegeben: Entweder Weltrevolution oder nichts! Die leninistische These der
Möglichkeit des Sieges des Sozialismus in einem Lande habe zur Entartung, zur
bürokratischen Diktatur und zum Fall des Sozialismus geführt. Mit ihren zum
Teil sehr linksradikal tönenden Parolen finden sie auch viel Gehör,
insbesondere unter Jugendlichen und unter Intellektuellen. Trotzki gehört auch
in bürgerlichen Kreisen zu den „guten Jungs“, da er nicht mit den „Verbrechen“
des kommunistischen Regimes in Zusammenhang gebracht wird. Obwohl Trotzki im
Bürgerkrieg und im Krieg gegen die imperialistische Intervention, als einer der
wichtigsten Militärstrategen der Roten Armee der Bourgeoisie nicht wenig
Schaden zu gefügt hat. Umgekehrt, Trotzki wird als der „große Mahner“ und „das
Gewissen” der Revolution gepriesen etc. „Der Trotzkismus ist das gute Gewissen
des Kommunismus. Er beruht auf der Idee, daß das innere Gehäuse trotz aller
totalitären Entartungen und Schrecken des GULAG heil geblieben ist und eine
Wiederauferstehung aus den Ruinen ermöglicht... Die Trotzkisten verkörpern die
Beständigkeit des Ideals...“
(Ch. Bourseiller, Doktrinärer
Rigorismus und strategischer Pragmatismus. Trotzki und der Trotzkismus, zitiert
aus: U. Backes und S. Courtois (Hrsg.), Ein Gespenst geht um in Europa. Das
Erbe kommunistischer Ideologien, Köln 2002, S. 227 ff, Schriften des
Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, Bd. 20, S. 213–228.)
1. Entristen:
Entrismus bedeutet „Eintritt“.
Die entristische Taktik des Trotzkismus heißt Mitgliedschaft (Eintritt) und
politische Arbeit in Organisationen, um die eigenen Positionen durchzusetzen.
Die trotzkistischen Entristen arbeiten in allen Gewerkschaften (gelben +
reformistischen), sozialdemokratischen Parteien, in DER LINKEN, in NGOs als
‚demokratische Linke’. Sie verfolgen die Strategie, diese Organisationen von
innen zu erobern. Dadurch wollen sie die Mehrheit der Arbeiterklasse gewinnen,
und durch demokratische Wahlen an die politische Macht gelangen. Revolutionäre
Gewalt ist für sie nur notwendig, wenn dieser Gang durch die Institutionen und
die Ausschöpfung legaler Möglichkeiten durch Gewalt der Herrschenden verhindert
wird.
2. Linkstrotzkisten:
Diese Strömung lehnt den
Entrismus ab. Sie wollen „bolschewistisch-leninistische Arbeiterparteien“
bilden und zu Massenorganisationen werden. Sie propagieren Aufstand und
Revolution. Sie sind in ihrer Agitation/Propaganda sehr links und wortradikal
„revolutionär”. Aber in der einen oder anderen Weise wenden auch sie den
Entrismus, wenn auch versteckter, als Taktik an.
Viele trotzkistische
Organisationen bekennen sich zur IV. oder zur V. Internationalen. Andere
Gruppierungen entweder zur „IL“ – Internationale Liga oder zum „IS“ –
Internationales Sekretariat. Oder aber sie sind gegenüber beiden „neutral”! So
in etwa nach dem Motto: Ein Trotzkist eine Fraktion, zwei Trotzkisten eine
Partei …
I. Die IV. Internationale:
Es gibt Hunderte von
Kleingruppen, die angeben der IV. Internationale anzugehören. Da aber jede
Fraktion sich als „die wahren Trotzkisten“, und die anderen als „nicht
wirkliche Trotzkisten“ ansieht, ist es schwierig zu sagen, wer wirklich die IV.
Internationale ist oder führt.
Die IV. Internationale wurde
1938 noch zu Lebzeiten Trotzkis und seinem Aufruf folgend von trotzkistischen
Organisationen und Parteien in Paris gegründet. Sie zerbrach als einheitliche
Organisation 1953. Hauptgrund hierfür war, dass die Vorhersage der Gründer
der IV. Internationale über den Zusammenbruch des ‚degenerierten
Arbeiterstaates Sowjetunion’ infolge des 2. Weltkriegs sich nicht erfüllte. Im
Gegenteil die Sowjetmacht ging aus dem 2. Weltkrieg politisch gestärkt hervor.
Es gab auch Differenzen über die Einschätzung Titos „als Revolutionär“ und den
Entrismus. Eine besondere Rolle in diesen ganzen Spaltungs- und
Fraktionskämpfen spielte M. Pablo, der seit 1944 Leiter des Europäischen
Büros der IV. Internationale war. 1
Als im Sommer 1948 die
Kommunistische Partei Jugoslawiens unter Tito aus der Kominform
(Kommunistisches Informationsbüro – Nachfolgeorganisation der aufgelösten
III. Internationale) ausgeschlossen wurde, begrüßte Pablo Tito als
Revolutionär. Er ging davon aus, dass die „... ‚wahrhaft revolutionären
Vorfälle‘ in Jugoslawien auch in der übrigen osteuropäischen ‚Pufferzone‘
stattfinden würden.“ (www.arbeitermacht.de/ni/ni83/vierte.htm, September 2003)
Diese Positionen Pablos
setzten sich auf dem 3. Weltkongreß der IV. Internationale 1951 durch. Sie
wurden von allen Sektionen und Führungspersönlichkeiten unterschrieben. Pablo
verfolgte außerdem eine Politik des „Entrismus der besonderen Art“, die auf langfristigen
Entrismus und der Verheimlichung eines fortschrittlichen Programms basierte.
Jeder, der dieser Überzeugung widersprach, wurde aus der IV. Internationale
ausgeschlossen. 1953 erklärten sich die amerikanischen, britischen und Teile
der französischen Trotzkisten in Opposition zu diesem Kurs, der fortan als
Pablismus bekannt wurde. Sie verließen die IV. Internationale, um das
Internationale Komitee der IV. Internationale (IK) zu gründen. Nach der
Spaltung benannte sich die Mehrheitsfraktion unter Pablo in Internationales
Sekretariat der IV. Internationalen (IS) um. Ab 1963 gab es
unterschiedliche Strömungen zu einer Wiedervereinigung des Internationalen
Sekretariats und des Internationalen Komitees. Pablo wurde zum Hindernis
erklärt. Noch im selben Jahr wurde die Wiedervereinigung vollzogen und das
Vereinigte Sekretariat der Vierten Internationale gebildet.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Pablo) [1]
Seither existiert die IV.
Internationale als zersplitterte Strömung.
Heute ist die IV.
Internationale aufgespaltet in drei internationale Organisationen, die sich als
die IV. Internationale verstehen:
Wiedervereinigte IV.
Internationale mit dem „Exekutivbüro“
(ehemals „Vereinigtes
Sekretariat“) als Führungsgremium, die sich auf die organisatorische Kontinuität
bis auf die Gründung von 1938 beruft. In Deutschland gehören dazu:
„internationale sozialistische linke“ (isl) und der „Revolutionär
Sozialistische Bund“ (RSB).
IV. Internationale mit dem „Internationalen Komitee“
als Führungsgremium, die sich
um die frühere „Workers League“ (Arbeiterliga) in den USA unter Führung von
David North zusammengeschlossen hat. Ihre Sektionen führen alle „Soziale
Gleichheit“, bzw. „Social Equality“ im Namen. Weltweit haben sie es geschafft,
relativ viele AnhängerInnen zu sammeln. Sie betreiben die World Socialist
Website (WSWS).
IV. Internationale, die 1993 aus der Vereinigung
des CORQI
um die französische Partei von
Pierre Lambert und eines Teils der LIT entstanden ist. Mitglied in Deutschland
ist die Internationalistische Sozialistische Arbeiterorganisation (ISA). Diese
ist jetzt aktiv in der SPD!
Die Organisationen der IV.
Internationale gehören allesamt zu den Entristen. Sie sind offen reformistisch.
Teilweise nehmen sie heute an den Bundestagswahlen teil oder rufen zur
kritischen Wahl der SPD oder der LINKEN auf. Bei den Wahlen 1998 hat die PSG in
sechs Bundesländern 6 226 Stimmen bekommen. Bei der Europawahl 2004
erhielt sie 25 824 Stimmen. Im September 2005 erhielt sie in vier
Bundesländern insgesamt 15 365 Stimmen. (L. Niethammer, Bundestagswahl 2005:
www.wsws.org/de/2005/sep2005/psg-s20.shtml, 11.02.2006)
II. Vereinigungen, die die IV. Internationale wieder aufbauen wollen:
Innerhalb dieser Strömungen
gibt es fast keine deutschen Sektionen. Wir gehen nur kurz auf diejenigen ein,
die eine Sektion in der BRD haben.
1. Bolshevik Current for the
Fourth International (Bolschewistische Strömung für die IV. Internationale –
keine deutsche Sektion)
2. Kommunistische Organisation
für die IV. Internationale (deutsche Sektion: „KOVIBRD“)
*KOVIBRD: Diese Gruppierung positioniert sich folgendermaßen:
„Die Kommunistische Organisation für die IV. Internationale (KOVI), die
Mitglieder in den USA und in Australien hat, ist der Wiederherstellung des
authentischen Marxismus und der politischen Unabhängigkeit der Arbeiterklasse
weltweit verpflichtet. Die Neuschaffung der IV. Internationale steht im Zentrum
der Arbeit der KOVI. In den USA publizieren wir die Zeitschrift Proletarian
Revolution, auf Deutsch in bislang unregelmäßigen Abständen die ‚KOVI
Dokumente‘ und Flugblätter.“ (www.lrp-cofi.org, 7. September 2008) Die KOVI-BRD
vertritt die Position, dass es sich in der Sowjetunion um ein
staatskapitalistisches Gebilde handelte, in der die Bürokratie eine neue Klasse
darstellte. Andere trotzkistische Gruppen und Parteien (RSB, isl, Linksruck)
werden von der KOVI als „zentristisch“ bezeichnet und wegen ihrer
„opportunistischen Anbiederung an eine klassenlose bzw. kleinbürgerliche
soziale Bewegung“ kritisiert. Die Spartakist-Arbeiterpartei Deutschland (SpAD)
wird als „stalinophil“ kritisiert. Dies gelte entsprechend auch in
gemäßigterer Form für die Gruppe Spartakus. (Frank Nitzsche, Aus dem Schatten
in die Reichweite der Kameras, 2006, S. 76)
3. Workers International
to Rebuild the Fourth International (Internationale Arbeiter zum Wiederaufbau
der IV. Internationale – keine deutsche Sektion)
4. International Trotskyist
Committee for the Political Regeneration of the Fourth International
(Internationales trotzkistisches Komitee für die politische Wiederbelebung der
IV. Internationale – keine deutsche Sektion)
5. Liaison Committee for the
Reconstruction of the Fourth International (Verbindungs-Komitee für den
Wiederaufbau der IV. Internationale – keine deutsche Sektion. Nur in
Argentinien und Bolivien vorhanden)
6. Trotzkistische Fraktion (Ableger
u.a. in der BRD: Trotzkistische Fraktion Europa)
7. Internationale
Trotzkistische Opposition (deutsche Sektion: Internationale Trotzkistische
Opposition „ITO-Germany“).
Die Arbeiterklasse für eine
reformistische Partei zu organisieren, heißt sich Illusionen ob der Reformierbarkeit
des Kapitalismus zu machen. Das bedeutet auch die Leugnung der Notwendigkeit
der Revolution und des gewaltsamen Sturzes des Staatsapparates. Selbst wenn
sich die ITO jetzt außerhalb DER LINKEN positioniert, vertritt sie doch noch
immer die Auffassung, dass die sozialdemokratischen Parteien Arbeiterparteien
sind. Nach wie vor setzt sie darauf, diese wieder in Arbeiterparteien zurück zu
verwandeln.
Weiter, Trotzkisten wie die
ITO behaupten, die Theorie über die Möglichkeit des Sieges des Sozialismus in
einem Land sei eine Kreation Stalins und eine antimarxistische Theorie. Das
war auch eine zentrale Position Trotzkis: „Wir wollen zuallererst daran
erinnern, dass die Theorie des Sozialismus in einem Lande zum ersten Male im
Herbst 1924 von Stalin formuliert wurde, in völligem Gegensatz nicht nur zu den
Traditionen des Marxismus und der Schule Lenins, sondern auch zu dem, was
Stalin selbst noch im Frühjahr des gleichen Jahres 1924 geschrieben hatte.“
(Leo Trotzki, Die permanente Revolution, Fischer Bücherei, S. 8) Hingegen hat
Lenin bereits 1915 in dem Artikel „Über die Losung der Vereinigten Staaten von
Europa“ aufgrund der politischökonomischen Tendenzen des Imperialismus folgende
Analyse gemacht: „Die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen
Entwicklung ist ein unbedingtes Gesetz des Kapitalismus. Hieraus folgt, dass
der Sieg des Sozialismus ursprünglich in wenigen oder sogar in einem einzeln
genommenen kapitalistischen Lande möglich ist.“ (Lenin, Über die Losung
Vereinigte Staaten von Europa, Bd. 21, S. 345, Hervorhebung von TA)
Fakt ist auch, dass in der
Sowjetunion unter der Diktatur des Proletariats mit dem Aufbau des Sozialismus
in einem Land begonnen wurde. Trotz der imperialistischen Umkreisung, trotz
massiver Sabotagen der Konterrevolution – u.a. auch der trotzkistischen
Opposition – wurden große Erfolge erreicht.
III. Andere Vereinigungen, die
sich in die Tradition der IV. Internationale stellen
1. Internationale Marxistische
Tendenz (deutsche und österreichische Sektion: „Der Funke“.)
2. Komitee für eine
Arbeiterinternationale (deutsche Sektion: „Sozialistische Alternative“ – SAV)
3. Coordination Committee for
the Construction of the International Workers Party (keine deutsche Sektion)
4. Internationale
Bolschewistische Tendenz (deutsche Sektion: „Gruppe Spartakus“)
5. International Centre of
Orthodox Trotskyism (keine deutsche Sektion)
6. Internationale
Kommunistische Liga (deutsche Sektion: Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands (SpAD), Vorläufer:
Trotzkistische Liga Deutschlands, TLD)
7. International Liaison
Committee for a Workers’ International (keine deutsche Sektion)
8. International Workers
League (keine deutsche Sektion)
9. International Workers’
Unity (Fourth International) (keine deutsche Sektion)
10. Internationalist Communist
Union (keine deutsche Sektion, jedoch ist die bekannte französische, trotzkistische
Partei „Lutte Ouvrière“-„Arbeiterkampf“, Mitglied)
Zu den deutschen Sektionen:
*Der Funke
1992 spaltete sich Der Funke
vom CWI („Komitee für eine Arbeiterinternationale“, englische Abkürzung CWI)
aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über den (Klassen-) Charakter der
internationalen sozialdemokratischen Parteien. „In der kommenden Zeit wird sich
die Krise des Kapitalismus als Krise der Arbeiter-Massenorganisationen
manifestieren. Der Würgegriff opportunistischer und gemäßigter Leiter wird
gebrochen werden. Gewerkschaften und Parteien werden durch und durch
erschüttert werden, und daraus werden sich dann linke reformistische und
zentristische Strömungen herausbilden. Wir müssen in der Lage sein, diese nach
links gehenden Arbeiter und Jugendlichen anzusprechen und zu überzeugen. Darum
dürfen wir die Orientierung auf die Massenorganisationen der Arbeiterklasse
nicht aufgeben“ (Internationaler Einsatz für marxistische Ideen,
www.derfunke.de/rubrik/programm/standort.html, April 2005)
Seit der rot-grünen Regierung
von 1998 bis 2005 konzentriert sich Der Funke auch auf die PDS und die WASG.
Der Untertitel des „Funken“ wurde von „Marxistische Zeitung für
Sozialdemokratie und Jugend“ in „Marxistischer Standpunkt in der
Arbeiterbewegung“ umbenannt. Er sah in der Linkspartei.PDS und der WASG zwei
weitere sozialdemokratische Parteien, in denen die Trotzkisten für ihr Programm
eintreten müssen. Später, nach Gründung der Partei DIE LINKE begann Der Funke
in Deutschland mit Gruppen der Jugendorganisation [solid!] zusammen zu
arbeiten, welche der LINKEN nahe steht. Der Funke in Österreich arbeitet
allerdings weiterhin in der SPÖ. (Soll die Einheit der Linken an der Berliner
Kommunalpolitik scheitern? Geduldige marxistische Überzeugungsarbeit statt
bürokratischer Ultimaten und organisatorischer Allheilmittel!
www.derfunke.de/rubrik/linksbuendnis /soll_einheit_der_linken_scheitern.html
18.01.2006)
Der Verbleib in der SPD und
die Mitarbeit in der LINKEN wird gerechtfertigt: „Dem Klassenkampf von oben
müssen wir ein konsequentes Engagement von unten entgegensetzen. Eine
durchgreifende Wende kann nur von der arbeitenden Bevölkerung, von der Basis
der Gewerkschaften und sozialdemokratischen Parteien (SPD, PDS, WASG) und von
sozialen Bewegungen kommen“. (Wer wir sind und wofür wir stehen, Der Funke, Nr.
56, Sommer 2005, S. 27) Und weiter: „Die Partei DIE LINKE ist aus den
vergangenen Wahlen gestärkt hervorgegangen. Sie ist für ihre klaren Standpunkte
für soziale Gerechtigkeit und gegen Kriegseinsätze gewählt worden. Als einzige
Partei konnte sie 2009 in größerem Umfang auch Nichtwähler mobilisieren. Umso
mehr darf die Partei jetzt die Hoffnungen nicht enttäuschen.“ (DIE LINKE
aufbauen, marxistisches Profil stärken, www.derfunke.de, 26 Juni 2010) „DIE
LINKE in die Offensive! Jede politische Handlung der LINKEN muss im Interesse
der lohnabhängig Beschäftigten getätigt werden. Es darf keine faulen
Kompromisse und keinen Kniefall vor kapitalistischen Sachzwängen und der
Führung der Sozialdemokratie geben! DIE LINKE muss eine führende Rolle im
Klassenkampf spielen. Nur so ist gewährleistet, dass sie auch im Parlament im
Sinne der arbeitenden Bevölkerung handelt. Tätigkeit im Parlament ist kein Selbstzweck,
sondern muss den Erfordernissen der Beteiligung an sozialen Kämpfen und dem
Bündnis mit den Gewerkschaften untergeordnet werden. DIE LINKE kann und muss
die noch bestehende Arbeiterbasis der SPD für ihre Politik gewinnen und die
Spitzen der Sozialdemokratie massiv unter Druck und Zugzwang setzen.“ (Ein
revolutionäres Programm für DIE LINKE! www.derfunke.de/content/view/671/81,
Januar 2009)
Die Zeitschrift Der Funke
erscheint mit vier bis sechs Ausgaben pro Jahr. Sie ist eine Zeitung mit viel
Hintergrundberichten aber ohne klare politische Ausrichtung. Sie propagieren
weder die Notwendigkeit der Schaffung einer Partei noch den gewaltsamen Sturz
des Systems.
„Marxisten/Trotzkisten dürfen
ihre Kräfte in der heutigen Zeit nicht maßlos überschätzen. Verzetteln wir uns
nicht in Höhenflügen vom schnellen Aufbau einer marxistischen Massenpartei aus
dem gesellschaftlichen Nichts heraus! Das hält uns nur auf. Wir haben
wichtigeres zu tun, Genossen! Darum: Für einen ernsthaften
marxistischen/trotzkistischen Kurs als Alternative zur (im Grunde
links-sozialdemokratischen) Führung in Linkspartei.PDS und WASG! Geduldige
Überzeugungsarbeit an der Basis statt platter Parolen und persönlicher
Vorwürfe! Für den systematischen Aufbau einer linken, antikapitalistischen Opposition
innerhalb einer (gleichwohl – zunächst! – unter reformistischen Vorzeichen)
vereinigten Linkspartei!“ (Trotzkisten spalten nicht!
www.derfunke.de/content/view/822/75, November 2009)
Der Funke sieht sich selber
„... in der Tradition der Ideen von Marx, Engels, Lenin und Trotzki, die im
Wesentlichen seit der Veröffentlichung des Kommunistischen Manifests vor über
150 Jahren ihre Gültigkeit bewahrt haben. Wir stützen uns auf das reichhaltige
politische Erbe der Ersten, Zweiten und Dritten Internationalen. Wir stehen in
der Tradition der Internationalen Linken Opposition (ILO) und der
Gründungsbeschlüsse der IV. Internationale. Die Person Ted Grant verkörpert die
Kontinuität der Ideen von Trotzki. 2002 jährt sich der Ausschluss Leo Trotzkis
und der Linken Opposition aus der Russischen Kommunisten Partei zum 75. Male.
Ted Grant war von Anfang an Mitglied der von Trotzki gegründeten
Internationalen Linken Opposition. Er verkörpert den ununterbrochenen Roten
Faden, der uns mit den besten Traditionen des Bolschewismus und Leninismus und
der Oktoberrevolution verbindet.“ (Eine politische Standortbestimmung:
Internationaler Einsatz für marxistische Ideen,
www.derfunke.de/content/view/45, April 2002)
Was für eine politische
Wirrnis! Sich auf Marx, Engels und Lenin zu berufen und reformistische Arbeit
in einer „staatstragenden“ Partei wie der LINKEN als revolutionäre Perspektive
vorzugeben. Marx, Engels und Lenin standen für die notwendige selbstständige,
unabhängige Organisierung einer revolutionären, marxistischen Arbeiterpartei!
SAV (Sozialistische
Alternative)
Das „Komitee für eine
Arbeiterinternationale“ (englische Abkürzung CWI) entstand 1974 aus den
Anhängern der „Militant Tendency“ innerhalb der Sozialdemokratischen Parteien
und ist heute in 38 Ländern vertreten. 1991/1992 entschloss sich die Mehrheit
der britischen Sektion – Militant Tendency – dazu, eine eigenständige Partei
außerhalb der Labour Party aufzubauen. 1994 folgte die SAV und beschloss auf
ihrer Bundeskonferenz in Köln im April 1999 ein neues Grundsatzprogramm. „1973:
...Die Jusos waren ein linksreformistischer Massenverband mit einer breiten
Verankerung an Schulen, Universitäten und unter Arbeiterjugendlichen.... Die
SPD (und die sozialdemokratischen Parteien international) war in den 70er Jahren
nicht das, was sie heute ist. ... Unter dem Eindruck der Wirtschaftsrezession
der frühen 80er Jahre, des Sturzes der SPD-geführten Bundesregierung und dem
Beginn der Kanzlerschaft Kohls waren Zehntausende in die Jusos eingetreten.
Ereignisse wie die Streiks in der Druck- und Metallindustrie für die Einführung
der 35-Stunden-Woche drückten aus, dass die Radikalisierung der 70er Jahre noch
kein Ende gefunden hatte. Dies führte auch zur Annahme linker Positionen in
Teilen der SPD und der Gewerkschaften.... Der Rechtsruck und die Entleerung der
SPD waren in den Jahren nach der Vereinigung von BRD und DDR weiter voran
geschritten. Die Jusos wurden immer mehr zum Papiertiger. … Eine
VORAN-Konferenz im Mai 1994 beschloss dann nahezu einstimmig die Gründung der
SAV – Sozialistische Alternative VORAN.. Während wir bei der Gründung der SAV
im Jahr 1994 die Aussichten für die weitere Entwicklung der SPD noch offen
diskutiert haben, zeigten die folgenden Jahre, dass die Entwicklung der
Sozialdemokratie mehr war als ‚nur’ eine Rechtsverschiebung an der Spitze. Die
SPD hat grundlegend ihren Charakter verändert und ist vollständig in das Lager
der Kapitalistenklasse gewechselt.“ (30 Jahre VORAN und SAV Jubiläumsbeilage,
SAV-Bundessprecher Sascha Stanicic 1993, S. 1 ff)
Dass die SPD erst seit 1994
ins Lager der Kapitalistenklasse gewechselt sei, beruht auf einer fundamental
falschen Einschätzung der SAV und auf ihrer Taktik des Entrismus. Seit die SPD
im 1. Imperialistischen Weltkrieg den Kriegskrediten zugestimmt hat, und
unter der SPD-Regierung die Kommunisten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
umgebracht wurden, hat die SPD ihren Klassencharakter gezeigt. Sie war ein
politischer Vertreter des deutschen Imperialismus geworden. „Die SAV ist
deshalb seit Mitte der neunziger Jahre für den Aufbau einer neuen
Arbeiterpartei eingetreten. Damit meinten wir eine Partei, die
GewerkschafterInnen, SozialistInnen, GlobalisierungskritikerInnen, Aktive aus
sozialen Bewegungen etc. zusammen bringt und vor allem ArbeiterInnen und Jugendliche,
die bisher nicht politisch aktiv waren, begeistern und organisieren sollte.“
(Die SAV – wer wir sind und was wir wollen, www.sozialismus.info, 29.08.2002)
Die SAV publiziert jeden Monat
die „Solidarität – Sozialistische Zeitung“. Seit Frühjahr 2005 gibt sie auch
das halbjährliche Magazin „sozialismus.info – Magazin für marxistische Theorie
und Praxis“ heraus. Die Forderung der SAV nach einer bunt zusammen gewürfelten
Neuauflage einer sozialdemokratischen Partei wurde praktisch von der LINKEN Partei
eingelöst.
Die SAV arbeitet in der
LINKEN. Mit dem Ende der WASG entschied sich die SAV in DIE LINKE einzutreten.
Sie begründete das mit der Schwäche der PDS und der relativen Stärke der WASG
im Westen. DIE LINKE sei nicht einfach eine „PDS mit neuem Namen”, sondern eine
Formation, deren politisches Profil stark von den neuen Kräften aus der WASG
geprägt und deren Charakter daher noch „offen” sei. „Während in Ostdeutschland
und Berlin die neue Partei eine reine Fortsetzung der alten Linkspartei.PDS ist,
ist das im Westen anders. Hier ist DIE LINKE an keiner Regierung beteiligt und
sind ihr viele linke AktivistInnen beigetreten, die hoffen, den Kurs der Partei
zu ändern. Hier ist die Partei Teil der Linken und der Arbeiterbewegung und
wird auch so von der Mehrheit der Arbeiterklasse und der Jugend gesehen.
Deshalb sind SAV-Mitglieder in Westdeutschland nicht aus der fusionierten
Partei ausgetreten und treten hier gemeinsam mit anderen linken Kräften für
einen grundlegenden Kurswechsel ein....“ (s.o.)
Seit 2008 ist die SAV auch im
Osten in DIE LINKE eingetreten. In ihrer Erklärung geht sie zudem mit keinem
Wort darauf ein, warum sie nicht gleich konsequent, sowohl im Westen, als auch
im Osten in DIE LINKE eingetreten ist. Die einfach Erklärung hierzu ist sicherlich
ihre ‚Nichtexistenz’ im Osten vor 2008! In ihrem Entrismus geht die SAV davon
aus, dass die Gewinnung neuer Kräfte dazu führen wird, den Charakter der LINKEN
zu ändern. „Dieser Entwurf [das Parteiprogramm der LINKEN A.d.V.] formuliert
einen dezidiert antikapitalistischen und sozialistischen Anspruch, wirft die
Eigentums- und Machtfrage auf und stellt im Vergleich zu den bisher gültigen
programmatischen Eckpunkten in seiner Gesamtheit einen Schritt nach links dar.“
(Wie weiter für DIE LINKE?, sozialismus.info, Magazin der SAV, Nr. 10,
16.05.2010)
Welche Illusionsmacherei! DIE
LINKE hat in ihren Regierungsbeteiligungen wie z.B. im Berliner Senat mehr als
genug bewiesen, dass sie im besten Fall eine reformistische Partei ist, die für
die Regierungsbeteiligung viele ihrer „Grundsätze“ bereitwillig über Bord wirft
und der SPD hinterher trabt.
Praktisch ist die SAV vor
allem in der Gewerkschaftslinken aktiv und unterstützt
oppositionelle/alternative GewerkschafterInnen. Die SAV glaubt auch noch an die
Reformierbarkeit der DGB-Gewerkschaften: „Sie will Gewerkschaften, die echte
Kampforganisationen sind. Um dieses Ziel zu erreichen, organisiert die SAV
Druck auf die Führung der Gewerkschaften“ (Die SAV – wer wir sind und was wir
wollen“, www.sozialismus.info, 29.08.2002) und weiter: „Deshalb treten wir für
einen radikalen Kurswechsel in den Gewerkschaften und für eine programmatische
und personelle Erneuerung ein. Wir stehen für kämpferische Gewerkschaften, die
ihre Aufgabe darin sehen konsequent die Interessen ihrer Mitglieder zu
verteidigen. ...“ (ebenda)
Auch hier völlige
Wirklichkeitsferne! Die mit Kapital und Staat verflochtenen DGB-Führungen
werden niemals einen ‚radikalen Kurswechsel’ vornehmen. Sie sind Teil des
Systems und kein Gegenpol. Als co-Manager stabilisieren sie die bürgerliche
Herrschaft und stehen felsenfest auf dem Kapitalismus.
Die SAV bestreitet vehement,
dass es bislang in der Geschichte einen sozialistischen Arbeiterstaat gegeben
hat: „Es hat noch keinen Sozialismus auf der Welt gegeben. Nicht in der
Sowjetunion, nicht in der DDR, nicht in China.“ (ebenda)
Aber es gab für die SAV
durchaus sozialistische Politik, die sie an der Entrismus-Politik in der Labour
Partei festmacht: „Die größte Sektion des CWI war und ist die britische. In den
80er Jahren war die Militant-Organisation, die als marxistische Fraktion
innerhalb der Labour Party arbeitete, die größte und erfolgreichste
trotzkistische Organisation weltweit. Drei ihrer Mitglieder waren für die
Labour Party ins nationale Parlament gewählt worden, viele andere waren
Stadträte und hatten führende Funktionen in der Gewerkschafts- und
Jugendbewegung. In Liverpool führte Militant von 1983 bis 1987 den Stadtrat und
setzt in dieser Zeit eine beispiellose sozialistische Kommunalpolitik um.“ (30
Jahre VORAN und SAV Jubiläumsbeilage, SAV-Bundessprecher Sascha Stanicic 1993,
S. 8)
Welcher Widerspruch: Auf der
einen Seite die gewaltige Erhebung der proletarischen Oktoberrevolution in
Russland, die den Kapitalismus in einem Sechstel der Erde hinwegfegte und den
Aufbau des Sozialismus anpackte – das ist für die SAV kein Sozialismus! Auf der
anderen Seite eine linksreformistische Politik in der Arbeiterverräterpartei
Labour als sozialistisch anpreisen! Damit wird die Geschichte wahrlich auf den
Kopf gestellt.
Seit April 1999 hat die SAV
ein Grundsatzprogramm. Darin kommt sie zu dem Schluss, dass ein friedlicher und
für immer größere Teile der Arbeiterklasse überzeugender Weg zum Sozialismus
möglich ist.
Der revolutionäre Aufstand und
die Diktatur des Proletariats könnten irgendwie umgangen werden. „Deshalb ist
es nötig, den Kampf für die unmittelbare Verbesserung unserer
Lebensverhältnisse mit dem Kampf für die Überwindung des Kapitalismus zu
verbinden... Denn nur, wenn die Wirtschaft der ganzen Gesellschaft gehört, kann
sie auch von der ganzen Gesellschaft kontrolliert und in ihrem Interesse
eingesetzt werden. Eine Gesellschaft, in der die Wirtschaft demokratisches
Gemeineigentum ist und in der Staat und Verwaltung ebenso demokratisch
aufgebaut sind, ist eine sozialistische Demokratie...“ (Die SAV – wer wir sind
und was wir wollen, www.sozialismus.info, 29.08.2002)
Sozialdemokratische
Binsenweisheiten bzw. Lügen sind das und nichts anders!
Die SAV beginnt den Abschnitt
„Arbeiterdemokratie“ mit: „Eine Arbeiterdemokratie ist eine
Übergangsgesellschaft vom Kapitalismus zum Sozialismus.“ Damit ist aber weder
eine demokratische Revolution, noch die Kontrolle der Arbeiter über die
Bourgeoisie gemeint, sondern eine eigene Phase des demokratischen Übergangs zum
Sozialismus. Insofern ist es auch klar, dass die SAV nicht von der gewaltsamen
Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparates spricht. Die SAV verfolgt ein
Konzept vom friedlichem Übergang durch Rätedemokratie und Verstaatlichung, so
dass es kein Wunder ist, dass bei ihr die Notwendigkeit der Diktatur des
Proletariats fehlt. „Überführung aller Firmen in öffentliches Eigentum, die
Entlassungen planen; demokratische Kontrolle…… “ (Aus dem Übergangsprogramm,
Die SAV – wer wir sind und was wir wollen, www.sozialismus.info, 29.08.2002).
Daraus folgt: der Kapitalismus
kann bestehen bleiben, aber die ganz, ganz bösen Kapitalisten sollen enteignet
werden, durch die Rätedemokratie, die anscheinend in der bürgerlichen
Demokratie durch Wahlen friedlich errichtet wird. Diese Auffassung vom
demokratischen Übergang zum Sozialismus ist innerhalb der Linken weit
verbreitet. Sie wollen die Guten sein, die keine Gewalt ausüben. Dabei wird
verkannt, dass das System gewalttätig ist und radikal an den Wurzeln
zerschlagen werden muss.
Die Kapitalisten werden
niemals so „freundlich“ sein, und einfach ihre Macht an die Arbeiterklasse
übergeben, weil diese die Mehrheit bei den Wahlen gewinnt. Sozialismus durch
demokratische Wahlen? Wir haben in Chile erlebt, zu welchen Mitteln die Bourgeoisie
greift, wenn ihre Macht in Gefahr ist. Da hat sie gezeigt was sie von Wahlen
wirklich hält! Daher fordern Marx/Engels als einzige wirkliche Lösung, die
gewaltsame Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparates.
1982[3]
spaltete sich eine Gruppe von der TLD (heute SpAD – siehe unten) ab und
gründete die Gruppe IV. Internationale. Diese Gruppe fusionierte mit einer
Abspaltung der Spartacist League/US zur Internationalen Bolschewistischen
Tendenz (IBT). Die Gruppe IV. Internationale schloss sich mit einigen
Mitgliedern der Gruppe Maulwürfe 1992 zur Gruppe Spartakus zusammen. 2002 stieß
die Gruppe Leo Trotzki (vormals im RSB in München) dazu. Die Zeitung der Gruppe
Spartakus heißt Bolschewik. Die Gruppe Spartakus nimmt an einigen Punkten eine
wortradikalere Haltung als die o.g. Trotzkisten ein. Sie ist eine der wenigen
Gruppen innerhalb der Trotzkisten, die nicht zur kritischen Wahl der LINKEN
aufgerufen hat: „Wir können dem Linksbündnis keine noch so kritische Wahlunterstützung
geben. Im BOLSCHEWIK Nr. 18 (September 2002) haben wir unsere Position zur
Wahltaktik erläutert. Unser prinzipienfestes Festhalten an der leninistischen
Position mag in den Augen mancher Aktivisten in vorgeblich revolutionären
Organisationen sektiererisch scheinen. Doch der Kampf um die politische
Unabhängigkeit der Arbeiterklasse ist kein Sektierertum.“ (Hochzeit der
Reformisten – Linke will mitfeiern: KEINE STIMME FÜR DIE NEUE LINKSPARTEI!
www.ibt_2005_bundestagswahl2005.html) Was für eine systemkritische Linke
selbstverständlich sein muss, keine Wahlaufrufe für reformistische Parteien zu
machen, wird hier schon als Gipfel der eigenen Radikalität gefeiert.
So vertritt auch die Gruppe
Spartakus in der Gewerkschaftsfrage eine entristische Position: „...Die
Gewerkschaften müssen vielmehr vom reformistischen Einfluss befreit werden und
die antikapitalistischen Kämpfe unter einer revolutionären Führung vereint
werden. Wir treten für den Aufbau von revolutionären Fraktionen innerhalb der
Gewerkschaften ein, die, basierend auf einem revolutionären Programm, eine
alternative Führung anbieten, um die existierende Gewerkschaftsbürokratie
zurück in die Ränge der Mitgliedschaft zu schicken...“ (ebenda) Wie alle
Trotzkisten sind sie der Meinung, die Gewerkschaften müssen nur von ihren
reformistischen Führern befreit werden und schon werden sie in revolutionäre
Gewerkschaften verwandelt. Das ist vollkommen falsch. Die Gewerkschaften in der
BRD sind durch und durch gelb und mit Staat und Kapital verflochten. Man kann
die Gewerkschaften nicht erobern. Wir können nur in ihnen arbeiten um eine
revolutionäre Opposition innerhalb und außerhalb von ihnen in den Betrieben
aufzubauen. Langfristig können sie nur zerschlagen werden und neue Rote
Gewerkschaften aufgebaut werden.
Bei der Einschätzung über
China, Laos, Kuba... stützt sich die Gruppe Spartakus auf eine durch und durch
opportunistische Analyse: „Wir sind für die bedingungslose Verteidigung des
kollektivisierten Eigentums gegen kapitalistische Restauration im degenerierten
sowjetischen Arbeiterstaat und den deformierten Arbeiterstaaten in Osteuropa,
Vietnam, Laos, Kampuchea, China, Nord-Korea und Kuba. ...“ (Programmatische
Deklaration der bolschewistischen Tendenz,
www.bolshevik.org/deutsch/sonstiges/deklaration.html, Frühling 1987) Unter
„deformierten Arbeiterstaaten“ verstehen die Trotzkisten Staaten, in denen eine
Revolution stattgefunden hat, aber der Sozialismus gescheitert ist. Sie berufen
sich dabei auf das Buch „Verratene Revolution“ von Trotzki, in dem er den
Klassencharakter der Sowjetunion als „degenerierten Arbeiterstaat“ bezeichnet
und der scheinbar „herrschenden bürokratischen Kaste“ eine konterrevolutionäre
Funktion andichtet. Diese Position Trotzkis ist mehr als unstimmig und
inkonsequent: Ein Land wie die Sowjetunion war für ihn ein Arbeiterstaat, weil
dort sozialistische Ökonomie und Planwirtschaft existiert, aber ein
degenerierter, da der Überbau, der Staat und die Partei bürokratisiert waren.
D.h. sozialistisch an der ökonomischen Basis, aber bürgerlich im politischen
Überbau. Dass es keinen Sozialismus ohne Diktatur des Proletariats gibt, haben
Trotzki und seine Anhänger niemals verstanden. Für sie ist sozialistisches
Eigentum = sozialistisches Eigentum! Deswegen sprechen sie von Arbeiterstaaten
ohne Diktatur.
Entscheidend für die
sozio-ökonomische Einordnung eines Landes sind Ökonomie und die politischen
Verhältnisse. Wenn eine verbürokratisierte Elite in einem „sozialistischen
Staat“ an der Macht ist, dann ist auch die ökonomische Basis nicht mehr
sozialistisch. Wer heute nicht sieht, dass China eine imperialistische Macht
ist, muss entweder blind oder ignorant sein. China auch heute noch als
„degenerierten Arbeiterstaat“ zu bezeichnen entbehrt jeglicher marxistischen
Analyse. (siehe hierzu unsere Analyse „China: Imperialistisches Land auf dem
Weg zur Großmacht“, TA 51/2009) Für uns existieren keine degenerierten
Arbeiterstaaten. Es gibt entweder kapitalistische, revisionistisch-entartete,
staatskapitalistische Staaten oder Volksdemokratien und sozialistische Staaten.
Die Gruppe Spartakus ist den
sogenannten „Linkstrotzkisten“ zuzurechnen. Sie spricht in ihren Dokumenten
über die Notwendigkeit des gewaltsamen Sturzes des Systems, und propagiert die
sozialistische Revolution. Sie grenzt sich an bestimmten Punkten zur Partei DIE
LINKE ab. In der Gewerkschaftsfrage nimmt sie zwar eine radikalere Position als
andere trotzkistischen Strömungen ein, bleibt aber hier
entristisch-reformistisch.
Die SpAD ist Mitglied in der
Internationalen Kommunistischen Liga (IKL). Die Vorläuferorganisation der SpAD
war die Trotzkistische Liga Deutschlands (TLD), die 1974 gegründet wurde. Nach
der Einverleibung der DDR rief die Trotzkistische Liga Deutschlands im Dezember
1989 zur Gründung von Spartakist-Gruppen in der gesamten DDR auf. Kurze Zeit
später wurde die erste Spartakist-Gruppe Berlin gegründet. Im Januar 1990 die
Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands, die ihre Kandidatur bei der
Volkskammerwahl am 6. Mai in einigen Bezirken (Berlin, Halle, Leipzig und
Rostock) ankündigte. Bei der Bundestagswahl 1990 trat die SpAD in den
Bundesländern Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen an und
erhielt 1 610 Zweitstimmen (0,0 Prozent).
(http://de.wikipedia.org/wiki/Spartakist-Arbeiterpartei_Deutschlands)
Sie zeigt in ihren Aufrufen zu
Wahlen ihre schwankende opportunistische Haltung. Mal rufen sie zum Boykott auf
und mal zur kritischen Unterstützung der einen oder anderen „Links“parteien.
2004 fordert sie: „Wir Spartakisten rufen für die Kommunalwahlen in Rostock
dazu auf: Wählt SAV/Liste gegen Sozialkahlschlag! Keine Stimme für SPD und PDS!
Die Kandidatur der SAV in Rostock unterscheidet sich in einem zentral wichtigen
Punkt von ihrer Kandidatur in Hamburg im Februar. In Rostock zieht sie eine
Klassenlinie zwischen Bourgeoisie und Proletariat und gibt Arbeitern die
Möglichkeit, eine Stimme in ihrem eigenen Klasseninteresse abzugeben. Deshalb
ist sie bei aller Kritik unterstützenswert. In Hamburg dagegen kandidierte die
SAV zusammen mit der PDS und der kleinbürgerlichen Formation der Ex-Grünen von
Regenbogen und ordnete sich Regenbogens arbeiterfeindlichem Programm unter...“
(www.icl-fi.org/deutsch/oldsite/Rostock.htm, Mai 2005)
Eine Wahlbeteiligung bei
bürgerlichen Wahlen lehnt die SpAD nicht ab, ja sie ruft zur Wahl der SAV auf,
gleichzeitig lehnt sie allerdings jegliche Regierungsbeteiligung innerhalb
dieses Systems ab: „Als unversöhnliche Gegner der kapitalistischen Herrschaft
treten wir Trotzkisten aus Prinzip nicht in kapitalistische Regierungen ein,
die der Verwalter des kapitalistischen Staates sind. Dieser Staat ist nicht und
kann nicht neutral sein, er kann nicht dazu ‚benutzt’ werden, den Interessen
der Unterdrückten zu dienen. Er selbst ist das Herrschaftsinstrument der
Kapitalistenklasse gegen die Arbeiterklasse.“ (Flugblatt: Spartakist
Extrablatt: SAV/WASG Berlin: Keine Klassenopposition zum SPD/PDS-Senat,
14.4.2006)
Diese Haltung ist bei der Wahl
der SAV natürlich komplett widersprüchlich, da die SAV eine solche
Regierungsbeteiligung nicht ausschließt. Übrig bleibt der Wortradikalismus!
Die SpAD verteidigt auch nach
wie vor China und Nordkorea und nimmt hier eine ähnliche Position, wie
Bolschewik ein. Im Oktober 2006 ruft sie auf: „Verteidigt Nordkorea! ...
Nordkorea hat heute erklärt, dass es einen unterirdischen Atomtest erfolgreich
durchgeführt hat. Damit verfügt Nordkorea über eine bedeutende Abschreckung
gegen die militärische Aggression des US-Imperialismus. Wie vorauszusehen,
antworteten die USA und Japan mit dem Hochpeitschen von Hysterie über die
nordkoreanische ‚Bedrohung’. Washington rief zu UN-Sanktionen gegen Pjöngjang
auf, letzten Endes gestützt auf die Drohung mit einem Militärschlag. Diese erneuten
Drohungen unterstreichen die Pflicht von Revolutionären, für die bedingungslose
militärische Verteidigung des nordkoreanischen deformierten Arbeiterstaates
gegen den Imperialismus einzutreten.“ (Nach Atomtest: Imperialisten drohen mit
Sanktionen, www.icl-fi.org/deutsch/spk/184/nordkorea.html)
Die Gruppe SpAD gehört
ebenfalls zu den „Linkstrotzkisten“ und fordert in ihren Dokumenten die
Notwendigkeit des gewaltsamen Sturzes des Systems, und propagiert die
Revolution. In ihrer Haltung zum Thema Pädophilie zeigt sie, dass sie auch
ideologisch und politisch reaktionärste Positionen, verkleidet im
linksrevolutionären Gewand, vertritt .
In ihrer Position zu Wahlen
und zu der LINKEN schwankt sie. Ideologisch verteidigen SpAD und die Gruppe
Spartakus ähnliche Positionen. Ihre Unterschiede machen sich vor allem an
Methoden fest. 4
Die Gruppe Spartakus (siehe
oben) bringt folgende Kritiken an der SpAD vor: [Wir]„...lehnten Auftreten und
Organisationsmethoden der SpAD von vornherein ab und waren an einer darüber
hinaus gehenden Kritik der SpAD-Politik besonders interessiert. Im Mittelpunkt
stand dabei die DDR-Intervention ab 1989 der SpAD bzw. ihrer Vorläufer. Diese
zeichnete sich durch die wirklichkeitsfremde Annahme einer sich angeblich
aktuell vollziehenden, politischen proletarischen Revolution einerseits und
eine opportunistische Anbiederung an die SED bzw. PDS andererseits aus...“
(Internationale Bolschewistische Tendenz (IBT) – Trotzkisten fusionieren.[4]In: Bolschewik 12
(2003) Nr. 19, S. 16-19. – Version: 2010-02-25. www.bolshevik.org/deutsch/
bolschewik/ibt_bol19_2003-03.html)
Und weiter wirft sie der SpAD
vor: „... Aber die SL [gemeint ist hier spartacist ligue (in der BRD-SpAD)
A.d.V.] ist unter dem Druck von Isolation und Frustration in zwei Jahrzehnten
selbst zu einer grotesk bürokratischen und offenkundig kultischen Gruppe
politischer Banditen degeneriert, die – obwohl sie immer noch dazu fähig ist,
sich mit zynischen ‚orthodoxen’ literarischen Ergüssen in Positur zu setzen –
eine stete Neigung gezeigt hat, unter Druck zu kapitulieren. Die
‚internationale Spartacist Tendenz ist in keinem bedeutenden Sinne politisch
besser als irgendeine der Dutzend oder mehr vorgeblich trotzkistischen
‚Internationalen’, die behaupten, den Mantel der Vierten Internationale zu tragen.’“
(Programmatische Deklaration der bolschewistischen Tendenz,
www.bolshevik.org/deutsch/sonstiges/deklaration.html, Frühling 1987)
Auch hier zeigt sich, dass ein
politischer Inhalt in der Auseinandersetzung zwischen trotzkistischen
Gruppierungen und Flügeln weitgehend nicht vorhanden ist.
V. Internationale:
In den frühen 1950er Jahren
gab es eine Spaltung in Internationale Liga und Internationales Sekretariat.
Für die V. Internationalisten war das das Ende der IV. Internationale. Die Liga
für die V. Internationale stellt fest: „Immerhin existiert seit 1951, dem
politischen, und 1953 schließlich dem organisatorischen Zusammenbruch von
Trotzkis Vierter Internationale keine revolutionäre Internationale mehr, die
diesen Namen verdient. Es gab etliche Versuche, die Vierte Internationale
‚wieder aufzubauen’ oder ‚wiederzugründen’. Aber alle scheiterten, weil sie als
Ausgangspunkt weder die Erarbeitung eines neuen Programms auf Grundlage der
Übergangsmethode noch die Schaffung einer ernsthaften, internationalen
demokratisch-zentralistischen Organisation hatten.“ (Hannes Hohn, Revolutionäre
Arbeiterbewegung: Vorwärts zur 5. Internationale!, Neue Internationale 132,
September 2008, www.arbeitermacht.de/ni/ni132/fuenfteinternationale.htm)
Und weiter: „1953 zerbrach die
Vierte Internationale und ‚existiert’ heute in Form vieler Splitter. Politisch
hörte sie schon davor, am Dritten Weltkongress 1951 auf, revolutionär zu sein,
als die Politik gegenüber Tito kodifiziert wurde. Die diversen ‚Vierten
Internationalen’ degenerierten in zentristische Organisationen, die zwischen
Reform und Revolution schwankten und über die Jahrzehnte auch ein ansehnliche
Mischung von opportunistischen, aber auch ultra-linken Schwenks hervorbrachten…
Ohne einen grundsätzlichen Bruch mit der zum Zentrismus degenerierten ‚Vierten
Internationale’ ist das revolutionäre Erbe Trotzkis, ist die Methode des
Übergangsprogramms nicht zu retten. Dieses Prinzip des ‚programm firs’ war
maßgebend für die Entstehung unserer internationalen Tendenz, der Liga für die
Fünfte Internationale (L5I) bzw. ihrer Vorgängerin, der LRKI.“ (Martin
Suchanek, 70 Jahre Gründung der Vierten Internationale, Aufbruch und Zerfall,
Neue Internationale 132,
www.arbeitermacht.de/ni/ni132/vierteinternationale.htm, September 2008)
*Arbeitermacht (GAM)
Die Gruppe Arbeitermacht (GAM)
gehört auch zu den „Linkstrotzkisten“. Die GAM zeichnet sich vor allem dadurch
aus, dass sie einige berechtigte Kritiken, z.B. an der Partei DIE LINKE
vorbringt, um dann aktiv opportunistisch zuhandeln.
Das zieht sich durch fast alle
Bereiche ihres politischen Handelns. „Wir unterstützen die Partei DIE LINKE,
weil sie einen bedeuteten Teil der fortgeschrittensten Lohnabhängigen
repräsentiert – sei es als Mitglieder, v.a. aber als WählerInnen/AnhängerInnen.
Ein großer Teil jener ArbeiterInnen, Jugendlichen usw., die bisher in den
Aktionen gegen die Krise aktiv geworden sind, die sich von der Sozialdemokratie
und der führenden, sozialdemokratischen Fraktion der Gewerkschaftsbürokratie
wegbewegen, steht hinter der Linkspartei. Sie wollen Schwarz-Gelb oder eine
Große Koalition bekämpfen, sie sehen in der Linkspartei eine Alternative zur
Sozialdemokratie oder wenigstens ein Mittel, bei den Wahlen ihre Ablehnung der
Abwälzung der Krisenkosten auf die Massen zum Ausdruck zu bringen. Doch
letztlich ist die Hoffnung in DIE LINKE eine Illusion. Aber es ist eine
Illusion, die nicht nur durch Propaganda und Aufklärung entlarvt werden kann,
sondern indem DIE LINKE in der Praxis entlarvt wird.
.... Wir unterstützen die
Linkspartei kritisch, d.h. wir sagen auch klar, was sie unserer Meinung nach
ist: eine reformistische, letztlich den Kapitalismus verteidigende Partei.“
(Wahlaufruf Gruppe Arbeitermacht DIE LINKE wählen, aber den Widerstand
organisieren! www.arbeitermacht.de/infomail/ 446/fragenzurwahl.htm, September
2009)
„...Die kritische
Wahlunterstützung der Linkspartei ist dabei ein Mittel, das mehrere Vorteile
hat. Man kann mit den Massen einen Schritt gemeinsam gehen (die Wahl, der
Aufbau einer neuen Arbeiterpartei), sich als Mitkämpfer zeigen. Man kann
konkrete Forderungen an die FunktionsträgerInnen der Linkspartei stellen,
anhand derer die Basis ‚ihre‘ Führung testen kann...“ (www.arbeitermacht.de/infomail/222,
19.08.05) Also auch hier steckt nur ein entristisches, reformistisches Konzept
der taktischen Unterstützung DER LINKEN im Gepäck der GAM.
Es ist überhaupt ein Zeichen
des Trotzkismus, dass seine Verfechter besonders radikale Worte sagen oder
schreiben, in ihren politischen Handlungen aber entweder schwanken, mal diese
oder jene Position vertreten oder aber sich gleich opportunistisch verhalten.
Bei der GAM sieht man das mit am deutlichsten. Sie kritisiert einerseits die
LINKE, sie sagt „unser Ziel ist der Sturz des Imperialismus, des Kapitalismus
und die Errichtung der Herrschaft der Arbeiterklasse“ aber sie glaubt
anderseits daran, dass man durch Wahlen in der bürgerlichen Demokratie etwas
verändern kann und sie ruft zur kritischen Wahl DER LINKEN auf. Sie ist eine
„einerseits... anderseits“ Organisation. [5]
*Auf die sogenannten „Staatskapitalisten“ innerhalb der
Trotzkisten gehen wir hier nicht näher ein. Sie berufen sich stark auf die
Theorien von Tony Cliffs „Staatskapitalismus in Russland“. Ihre deutsche
Sektion „Linksruck“ und ihre österreichische Sektion „Linkswende“ sind faktisch
schon im oberreformistischen Sozialforum und in der Partei DIE LINKE
aufgegangen. Ende der 1990er Jahre hatte Linksruck (LR) nach eigenen Angaben
mehr als 1.000 Mitglieder. 2007 löste sich die Organisation auf. Nur etwa
100 Delegierte waren anwesend. In der offiziellen Erklärung von LR heißt
es: „...Das Eingreifen in das öffentliche politische Geschehen als
eigenständige Organisation wurde in dem Maße unbedeutender, wie der
erfolgreiche Aufbau der neuen Linken voranschritt. Die Aktivisten von Linksruck
brachten sich in die neue pluralistische Linke mit ihren Erfahrungen und
Positionen ein. Nach der erfolgreichen Gründung der neuen Partei zieht auch
Linksruck die Konsequenz und löst sich als separate Mitgliedsorganisation
auf...“. „...Linksruck ruft alle seine Mitglieder und Sympathisanten dazu auf,
den Aufbau der Partei Die LINKE mit ihren marxistischen Positionen zu fördern
und die Strömung Sozialistische Linke zu unterstützen, die sich für eine
Klassenorientierung und eine Anbindung der Partei an die Gewerkschaftsbewegung
einsetzt...“ (www.arbeitermacht.de/ni/ni125/linksruck.htm, Dezember 2007).
Das ist sozusagen die
Bankrotterklärung einer eigenständigen proletarischen Politik und das
sozialreformistische Aufgehen in einer staatstragenden Partei wie DER LINKEN.
Die heutigen trotzkistischen
Organisationen sind, wie zu Beginn ihrer Entstehung, eine kleinbürgerliche
Strömung in der linken Bewegung. Sie sind heute nicht mehr oder weniger
revolutionär/konterrevolutionär als andere kleinbürgerliche, opportunistische
Strömungen. Wir müssen sie heutzutage, in einer Situation wo kein
sozialistischer Staat existiert, den die Trotzkisten mit konterrevolutionären
Aktionen angreifen, nicht als „konterrevolutionäre Gruppe” und „Strömung”,
sondern als eine dem Marxismus-Leninismus feindlich gesinnte linke ideologische
Richtung, als opportunistische Organisationen bekämpfen. Eine Aktionseinheit
mit ihnen ist, wie mit allen anderen opportunistischen Strömungen, unter
bestimmten Bedingungen möglich.
Die V. Internationale zum Aufruf von Chavez zur Gründung einer V. Internationalen:
[1] Wer war Michel Pablo? Pablo, der eigentlich Michel N. Raptis hieß, wurde 1911 in Griechenland geboren. Schon 1930 wurde er einer der Führer der Trotzkisten. 1944 wurde er zum Leiter des Europäischen Büros der IV. Internationale, das kurz zuvor gegründet worden war, ernannt. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges bildete er gemeinsam mit Ernest Mandel (bekannt auch unter seinem Decknamen Germain) und James P. Cannon die zentrale Leitung der IV. Internationale. Ab 1951 vertrat Pablo als Strategie für die IV. Internationale, dass ein bevorstehender Dritter Weltkrieg zu einem neuen Ausbruch der Revolution führen würde. Ausgehend von dieser Einschätzung forderten sie, dass sich die trotzkistische Minderheit den kommunistischen Massenparteien und den sozialdemokratischen Parteien anschließen müsse. Nach 1960 kämpfte Pablo im algerischen Befreiungskampf in der FLN gegen Frankreich. Nach dem Sieg wurde er 1960/61 Berater des algerischen Politikers Ben Bella und kurzfristig Minister in Algerien. Pablo starb 1996.
[2] International gehören zu der Liga der IV. Internationalen dieser Strömung: Algeria: Socialist Workers Party;
Belgium: Revolutionary Communist League (French) + Socialist Workers Party
(Flemish); Brazil: Partido Socialismo e Liberdade (PSOL); Britain: Socialist
Resistance; Canada: New Socialist Group + Canada/Quebec: Socialist Left;
Denmark: Socialist Workers Party; Red-Green Alliance; France: Nouveau Parti
Anticapitaliste (NPA); Germany: International Socialist Left (isl)+
Revolutionary Socialist League (RSB); Greece: Organization of Communist
Internationalists of Greece (OKDE); Ireland: Socialist Democracy; Italy:
Bandiera Rossa Association + Critical Left; Japan: Japan Revolutionary
Communist League; Morocco: The militant; Netherlands: Socialist Alternative
Politics; Pakistan: Labour Party Pakistan; Portugal: Combate.Info + Left Bloc;
Puerto Rico: Political Education Workshop; Sri Lanka: Nava Sama Samaja Party
(NSSP); Spanish State/Catalonia: Revolta Global +Anticapitalist Left; Sweden:
Socialist Party (SP)
[3] Zur
CWI gehören: Australien: Socialist Party; Belgien: Linkse Socialistische
Partij + Mouvement pour une Alternative Socialiste; Bolivien: Alternativa
Socialista Revolucionaria; Brasilien: Socialismo Revolucionario; Chile:
Socialismo Revolucionario; China: China Worker; Finnland: Sosialistinen
Vaihtoehtoe; Frankreich: Gauche Révolutionnaire; Griechenland: Xekinima;
England und Wales: Socialist Party; Indien: Dudiyora Horaata; Irland: Socialist
Party; Israel/Palästina: Ma‘avak Sotzialisti; Italien: Lotta per il socialismo;
Japan: CWI Japan; Kanada: Socialist Alternative; Kasachstan: Molodaya Gvardia;
Kashmir: CWI Kashmir; Moldawien: Activitatea Socialista; Niederlande:
Offensief; Nigeria: Democratic Socialist Movement; Nordirland: Socialist Party;
Ukraine: CWI Ukraine; Österreich: Sozialistische Linkspartei; Pakistan:
Socialist Movement Pakistan; Polen: Grupy na rzecz Partii Robotniczej;
Portugal: Alternativa Socialista; Russische Föderation: Sotsialisticheskoye
Soprotivlemiye; Schottland: International Socialists; Tschechien: Socialisticka
Alternativa Budoucnost; USA: Socialist Alternative; Schweden: Rättvisepartiet
Socialisterna; Spanien: Manifiesto; Sri Lanka: United Socialist Party;
Südafrika: Democratic Socialist Movement; Ukraine: Robitnichi Sprotiv;
Venezuela: Socialismo Revolucionario; Weißrussland: Socialist Resistance of
Belarus; Zypern: CWI Cyprus
[4] Die Gruppe SpAD ist besonders negativ bekannt
für ihre abstruse Verteidigung von Pädophilie. Pädophilie ist sexueller
Missbrauch, Gewalt und Angriff auf Mädchen/Jungen von Männern. Die bürgerliche
Gesetzgebung bietet kaum Schutz für die Opfer, die diese Unterdrückung und
Gewalt erleiden. Hingegen sind die Täter „ehrenwerte Herren der Gesellschaft“.
Aber die SpAD überbietet die bürgerliche Heuchelei und geht noch viel weiter.
So haben sie schon Michael Jackson verteidigt und auch Roman Polanski. „Der 76-jährige Polanski, der sich nun in Schweizer Haft befindet, muss mit seiner Auslieferung an die USA rechnen, wo er wegen einvernehmlichen Sexualverkehrs mit einer frühreifen Dreizehnjährigen im Jahre 1977 verurteilt werden soll. Roman Polanski hat kein Verbrechen begangen.... Wir fordern: Schluss mit den reaktionären Gesetzen über ‚Minderjährigkeit’ und ‚Unzucht mit Minderjährigen’, die einvernehmlichen Sex unrichtigerweise mit Gewaltverbrechen vermengen. Wir lehnen alle Gesetze gegen ‚Verbrechen ohne Opfer’ ab (wozu auch Glücksspiel, Prostitution, Drogengebrauch und Pornografie zählen).“ (Spartakist Nr.182, Oktober 2009, http://www.icl-fi.org/deutsch/spk/182/polanski.html).
Diese Position ist reaktionär und eine Verharmlosung der Barbarei des Imperialismus, der sexuelle Gewalt und Unterdrückung (auch Prostitution) als patriarchales Herrschaftsinstrument schützt und fördert. In einem Artikel zur antikommunistischen Gesetzgebung in Polen setzt die SpAD die Verfolgung von Pädophilie gleich mit Antikommunismus: „Antikommunismus geht immer mit allgemeiner sozialer Reaktion einher. So ist auch das aktuelle antikommunistische Verbot verknüpft mit Maßnahmen gegen Pornografie, gegen sexuelle Aktivität mit Beteiligung von Jugendlichen unter 15 Jahren und gegen andere solche ‚Verbrechen ohne Opfer’....Nieder mit der Kriminalisierung von Pädophilie! Weg mit dem reaktionären Konzept der ‚Minderjährigkeit’!“ (Spartakist Nr. 183, Mai 2010, www.icl-fi.org/deutsch/spk/183/polen.html)
[5] Geschwisterorganisationen in der V. Internationalen:
Schweden: ARBETARMAKT; Österreich: LIGA DER SOZIALISTISCHEN REVOLUTION; Britannien: WORKERS POWER; Tschechien: SOCIALISTICKA ORGANIZACE PRACUJICICH