Wohin dreht sich die Welt? Rückblick & Perspektiven : Wichtigste Entwicklungen der letzten vier Jahre
Politischer Bericht der Bolschewistischen Initiative
Herrschaftsverhältnisse
1. Weltwirtschafts- und Finanzkrise
Weltweit herausragendes Ereignis war die Finanzkrise 2008. 2006/2007
befand sich die Gesamtweltwirtschaft im Aufschwung. Es gab über 5% Wachstum. Im
III. Quartal von 2007 erreichte das Wachstum der Weltwirtschaft seinen
Höhepunkt und lag bei fast 6%. Ab dem IV. Quartal 2007 verlangsamte sich das
Wachstumstempo.
Ende 2007 begann ein neuer Krisenzyklus. Die Zahlen des I. Quartals
2008, die einen weiteren enormen Rückgang im Wachstumstempo in der
Weltwirtschaft zeigten, bestätigten, dass nach der marxistisch-leninistischen
Krisentheorie, ab dem 4. Quartal eine periodische Überproduktionskrise begonnen
hatte. In diesem neuen Krisenzyklus, währte allerdings die erste Phase des
Zyklus, die Phase der Krise, ziemlich kurz, da mitten in diese Phase eine enorm
große Finanzkrise hineinplatzte.
Mitte September 2008 brach die internationale Finanzkrise im Zentrum
der Finanzwirtschaft, in den USA aus. Diese Finanzkrise hatte Ausmaße, die das
gesamte Finanzsystem ins Wanken brachte. Bei dieser Finanzkrise gingen enorme
Werte in Form von fiktivem Kapital verloren. Die Finanzkrise beeinflusste auch
den „Normalverlauf“ der periodischen Wirtschaftskrise. Der Übergang von der
ersten Phase des Zyklus – Krisenphase – zur zweiten Phase (Depression) verlief
im Schnelldurchgang. Ende 2008 begann in der Weltwirtschaftskrise die
Depressionsphase.
Der Ausbruch der Finanzkrise ist an einem Tag festzumachen: Dem Tag der
Lehman Brothers Pleite (18.09.2008). Die direkte Folge war Panik an den Börsen.
Nun war die Finanzkrise reell da. Die internationale Finanzkrise erschütterte
das kapitalistische Weltsystem. Bankenzusammenbrüche, Erschütterungen der
Börsen, Pleiten von Finanzriesen, Versicherungen und Immobilienholdings. Ein
Vielfaches an Spekulationskapital wurde vernichtet, die Schätzungen liegen bei
von 1,4 Billionen (Abk. Bio.) bis zu 2,8 Bio. US-Dollar. Ein Ausschnitt: Die
Citigroup verlor 55 Milliarden (Abk. Mrd.) US-Dollar Anlagevermögen,
Finanzinvestor Merill Lynch 52 Mrd. US-Dollar, UBS 44 Mrd. US- Dollar. Ein
einziger Händler der Societé Generale/Frankreich verzockte 6,3 Mrd. US-Dollar
und kam mit drei Jahren Knast davon. Die Pensionsfonds der USA verloren 2 Bio.
US-Dollar an toxischen Papieren; Bsp Enron; Kreditinstitute schrieben 500 Mrd.
US-Dollar 2008 ab.
Die imperialistischen und kapitalistischen Regierungen wollten die Krise
durch horrend hohe Staatsinterventionen abfangen. Rettungsschirme wurden als
Sofortprogramme aufgelegt. Der US-Rettungsschirm betrug zunächst 700 Mrd.
US-Dollar, der Rettungsschirm Europas 2,5 Bio. US-Dollar. Beim Krisenmanagement
der EU-Finanzminister im Oktober 2008 wurde das Finanzpaket zur Abfederung der
Finanzkrise geschnürt und damit begründet: Wenn jetzt nicht sehr schnell
gehandelt wird und die Staaten nicht die Schulden der Banken übernehmen, könnte
das gesamte Welt-Finanzsystem zusammenbrechen. Es folgten Treffen mit dem US-Finanzminister,
dann mit China und ein G20 Gipfel. Bis Mai 2010 summierten sich alle
„Rettungsprogramme“ weltweit auf die gigantische Summe von 27 Bio. US-Dollar.
Die Auswirkungen der Krise waren und sind verheerend. Für die Völker der
abhängigen Länder bedeutet sie noch mehr Hunger und noch mehr Elend. Auch in
den Metropolen wird die Krise auf die Werktätigen abgewälzt und führt zur
Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen. Armut, Erwerbslosigkeit
und Verzweiflung der Werktätigen steigt stetig an.
Die Finanzkrise wurde vor allem durch Verstaatlichung der
zusammenbrechenden Banken und Monopole, sowie durch „Rettungsprogramme“, zeitweilig
überwunden. Allerdings auf Kosten extrem hoher Staatsschulden. D.h. die
Überwindung der Finanzkrise geschah auf Pump! Das bedeutet, a) es werden
zusätzliche Verschlechterungen auf die Werktätigen zukommen und b) die
Krisenüberwindung birgt in sich die Grundlagen und Keime einer nächsten,
größeren Krise.[1]
Die periodische Wirtschaftskrise, die durch die Finanzkrise verstärkt
und zu der schwersten nach dem 2. Weltkrieg wurde, hat ihre Talsohle Ende
2009 überwunden. Wir erleben momentan die Belebungsphase der Krisenperiode.
In Streiks, in Demonstrationen, in Betriebsbesetzungen, in militanten
Aktionen wie zum Beispiel in Griechenland oder Indien haben die Werktätigen
weltweit versucht dagegen zu halten. Aber insgesamt konnte das Rad der
Krisenabwälzung nicht angehalten werden. Auch wenn Sand in das Getriebe
rieselte, das Rad drehte und dreht sich weiter.
Der Ausbruch der Krise ist verbunden mit der Zunahme von
imperialistischen Kriegen, Aufstandsbekämpfungen und Militarisierung in allen
Bereichen.
Die Räuber kämpfen verbissen um die Beute! Die Welt ist schon lange
unter den imperialistischen Großmächten aufgeteilt. Aber die wirtschaftliche
Entwicklung von solchen Länder-Giganten wie China und Indien macht die
Konkurrenz weltweit immer härter. China ist in die Liga der Großmächte
aufgestiegen. Geostrategische Konzepte dienen dem Wettstreit um die Ressourcen
und der Aufteilung der Einflusssphären. Profitmaximierung durch die Ausbeutung
von Arbeitskraft, Ressourcen und Natur ist die einzige Triebkraft.
Darum wachsen die innerimperialistischen Widersprüche und die Kriegsgefahr
rasant an. Die Großmächte haben die Prinzipien der staatlichen Souveränität und
Integrität schon lange über Bord geworfen.
Bei Gründung der UN wurde international das Prinzip der Nichteinmischung
in die inneren Angelegenheiten eines Staates festgeschrieben. Das war Ergebnis
des antifaschistischen Kampfes der sozialistischen Sowjetunion und der gegen
den Kolonialismus um ihre Freiheit ringenden Völker. Dieser demokratische
formale Standard war hart erkämpft. In den Zeiten des ‚Kalten Krieges’ rüttelte
offiziell keiner der Großmachtblöcke (Westliche Allianz und der Ostblock unter
Führung der sozialimperialistischen Sowjetunion) daran, um das empfindliche
Gleichgewicht der Macht nicht auszuhebeln. Mit dem Ende des ‚Kalten Krieges’
und dem Zerfall des Ostblocks verschoben sich die politischen Gewichte. Die
westlich-imperialistische Intervention in Bosnien und Kosovo, der Krieg gegen
Serbien unter deutscher Führung, beendete diese Ära und kippte faktisch das
Prinzip der Nichteinmischung. Es folgten Irak, Afghanistan, Libyen u.a. Das
heutige internationale Recht der westlichen Großmächte besagt de facto, ihre
„Menschenrechte und demokratischen Standards“ müssen überall und mit allen,
auch militärischen, Mitteln durchgesetzt werden. In den Ländern und Staaten, wo
es um ihre Interessen geht, ist das Vorwand Regierungen zu stürzen, Kriege zu
führen und wenn nötig Protektorate zu errichten. Das „Prinzip der
Nichteinmischung” existiert damit nicht mehr.
Schwelende Konfliktherde können zu Gefahren für einen Weltkrieg werden.
Zum Beispiel die Situation im Mittleren Osten und eine mögliche Intervention in
Syrien. Oder falls China Taiwan, das 1949 unter Ägide der Imperialisten von der
Volksrepublik China abgetrennt wurde aber zu dessen Territorium gehört, besetzt.
Zwischen USA und Taiwan existiert ein Beistandspakt, für den Fall eines
Angriffes. Oder falls Südkorea gegen Nordkorea Krieg führt, sind ebenfalls die
beiden Großmächte China und USA jeweils Beistandsmächte. Oder im Iran wird
imperialistisch interveniert. In all diesen Fällen kann die hochexplosive Lage
eskalieren. Ausbrechende Stellvertreterkriege könnten sich rasant in direkte
imperialistische Kriege zwischen den Großmächten, ja bis hin zum Weltkrieg
entwickeln.
Das größere Gewicht der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien,
China und Südafrika seit 2011) und der „Schwellen“-Staaten der G20, wie
Südkorea, Mexiko, Türkei, Indonesien, Saudi Arabien und Argentinien in der
Weltwirtschaft, spitzen die Rivalitäten ebenso weltweit zu.
Die UN, mit ihren Institutionen und Sonderorganisationen wie IWF
(Internationaler Währungsfond) und Weltbank spielt auf politischer,
ökonomischer und militärischer Ebene nach wie vor die Rolle des Handlangers
der imperialistischen Großmächte.
3. Großmacht China
2007 hat unsere 2. Konferenz richtig analysiert, dass „China eine
imperialistische Macht auf dem Weg zur Großmacht“ ist. Die weiteren
Entwicklungen in China bis heute haben gezeigt, dass es seinen Weg zur
imperialistischen Großmacht abgeschlossen hat. Daher schätzen wir China als
imperialistische Großmacht ein. [2]
China hat sich selbst zum Ziel gesetzt bis 2050 zur führenden
Welt-Wirtschaftsmacht aufzusteigen. Aktuelle Prognose ist, dass dieses Ziel
bereits 2025 erreicht wird. Mittlerweile steht China bereits auf Platz 2 der
Weltrangliste (BIP, nach Kaufkraftparität.) Sein Entwicklungstempo scheint
ungebrochen. Auf militärischem Gebiet hat China enorm aufgeholt. Im Jahr 2011
erhöht es seine Verteidigungsausgaben um 12,7%, d.h. 65,5 Mrd. Euro bei 2,3
Millionen Soldaten, das sind 6% des Gesamthaushaltes und ca. 2% des BIP.
China hat seine Auslandsinvestitionen enorm gesteigert. Es stützt
Währungen, bewilligt Kredite, übernimmt Bürgschaften und kauft Staatsanleihen
auf. Insbesondere in Ländern, die besonders stark von der Wirtschaftskrise
betroffen sind. Das stärkt einerseits den Einfluss Chinas birgt aber auch
Probleme in sich. Wenn diese von den betreffenden Staaten nicht mehr bedient
werden z.B. aufgrund von Staatsbankrotten hat das auch starke Auswirkungen auf
China. China verfügt auch über die größten Devisenreserven der Welt in Dollar.
Wenn der Dollar in Zukunft stark fallen würde, dann hat auch das ernsthafte
Auswirkungen auf die chinesische Ökonomie. Der neue Weltmachtriese stützt sich
auf eine sozialfaschistische Herrschaftsdiktatur [3]
Die Restauration des Kapitalismus erfolgte durch die Verwandlung der KP
China in eine revisionistische Partei, die die neue Bourgeoisie, die
Parteifunktionäre und Kader, die Fabrik- und Bankdirektoren an die politische
und ökonomische Macht brachte. Die Diktatur der Bourgeoisie wurde in Form der
Partei- und Staatsdiktatur errichtet. Demokratische Rechte gibt es lediglich
auf dem Papier. Unter dem Leitmotto: die Partei hat immer recht, üben Armee,
Polizei und Geheimdienst mit direktem und brutal-faschistischem Terror die
Macht aus. Das Massaker auf dem Tian’amen Platz in Peking (1989) war der
grausame Höhepunkt dieser Unterdrückungsstrategie. Die totale Überwachung und
Kontrolle der Bevölkerung durch ein ausgeklügeltes Herrschaftssystem, die
Rechtlosigkeit der Werktätigen, die vollständige Gleichschaltung der Medien
sind weitere Instrumente der sozialfaschistischen Herrschaft.
Sozialfaschistisch, weil der faschistische Terror noch immer mit einem
„pseudo-kommunistischen“ Propagandamäntelchen umhüllt wird. Aber trotz alledem
flammen immer wieder und immer heftiger Widerstandskämpfe, Streiks, Aufstände
(Tibet und Xinjiang) auf und erschüttern dieses Unterdrückerregime.
Noch wird die brutale Unterdrückungsmaschinerie mit allen Mitteln
aufrechterhalten. Aber die Frage ist, wie lange noch. Politische oder
ökonomische Entwicklungen können diesen Aufstieg stoppen. Faktoren sind zu
berücksichtigen, inwieweit z.B. der Westen imstande ist, China durch
„Demokratiebewegungen“ zu destabilisieren. Aber auch die immer wieder
ausbrechenden, heftigen Klassenkämpfe der Arbeiterklasse Chinas können sich
wuchtig zusammenballen und das Regime ins Wanken bringen.
Militärische Auseinandersetzungen mit Erzrivalen wie Japan, Indien oder
Russland könnten Chinas Aufstieg bremsen oder noch weiter nach oben
katapultieren. China hat sich neokolonialistisch in allen Kontinenten, v.a. in
Afrika, Asien und Lateinamerika mit Kapitalinvestitionen,
Konzernniederlassungen und Warenaustausch eingekauft und festgesetzt. Im Warenimport
sowie -export von und nach Afrika hat China 2011 die USA vom ersten
Weltranglistenplatz verdrängt.
4. Von G8 zu G20
Japan, ein imperialistisches „Kernland“ schwächelt ökonomisch in
Teilbereichen bereits seit einigen Jahren. Nach dem Fukushima-Gau wird Japan,
aller Voraussicht nach, weiter stark an ökonomischer Kraft verlieren. Aber das
heißt nicht, dass es keine Großmacht mehr ist. Nach wie vor spielt Japan,
insbesondere in Asien, aber auch in der Durchdringung von abhängigen Ländern
eine gewichtige Rolle. Weltweit ist Japan führend in Segmenten der Hightech
(neue Technologien) Entwicklung und Produktion, wie auch der Autoproduktion.
Japan ist eine der führenden Wirtschaftsnationen, speziell auch beim Waren- und
Kapital-Ex- und Import in imperialistische Länder.
Im Zuge der Finanzkrise und Weltherrschafts-Konkurrenz verschieben sich
die Kräfteverhältnisse. Der US-Imperialismus ist nach wie vor die größte Macht,
aber er verliert an Macht. 2009 produziert er 21% des Weltbruttosozialprodukts.
Vor 10 Jahren waren es aber noch 28%. Dieser Weltmachtplayer ist auf dem
Rückzug.
Die zweite Macht ist China mit 12% Anteil am WSP (Weltsozialprodukt),
wenn das Bruttosozialprodukt nach Kaufkraft berechnet wird. Allerdings müssen
die Relationen gesehen werden. Die USA produziert ihr Sozialprodukt mit 300
Millionen Menschen, während China seine 12% mit 1,3 Mrd. Menschen
erwirtschaftet. Aber die chinesische Wirtschaft entwickelt sich in einem
rasanten Tempo, hingegen die USA recht langsam. Auch die anderen BRICS-Staaten
legen ein verhältnismäßig schnelles Entwicklungstempo vor. Im April 2011 wurde
die Republik Südafrika (RSA) auf dem dritten BRIC-Treffen als fünftes Mitglied
aufgenommen. Selbst wenn seine Wirtschaftskraft, im Vergleich mit China und
Russland, unwesentlich ist, spielt Südafrika eine zentrale Rolle für die
wirtschaftliche Erschließung und die politische Vertretung Afrikas.
Für die Imperialisten sind sowohl Asien, Lateinamerika als auch Afrika
„dynamische Kontinente“. Es gibt rasantes Wirtschaftswachstum und wachsende
Bevölkerungen bieten große Absatzmärkte und Ausbeutungsquellen. „Mit
umgerechnet 12,7 Bio. Dollar war das BIP der fünf Mitglieder 2010 größer als
das der EU (12,2 Bio.). Bis 2012 wird es laut Internationalem
Währungsfonds (IWF) auf 15,91 Bio. steigen und damit die Wirtschaftsleistung
der USA (15,88 Bio. Dollar) übertreffen. Zugleich boomt der Handel. Zwischen
China und Afrika ist er von zehn Mrd. Dollar im Jahr 2000 auf 129 Mrd. 2010
gestiegen, wobei – für China ungewöhnlich – das Reich der Mitte ein
Handelsdefizit mit Afrika verzeichnet. Das gleiche gilt für Brasilien, das z.B.
2008 für zehn Mrd. Dollar nach Afrika exportierte und von dort für 16 Mrd.
Waren einführte.“ (JW 15./16.4.2011) Auch das ist ein Zeichen der
Machtverlagerung.
Die Ökonomie ist die Grundlage und das zeigt sich auch in der Politik.
Die BRICS-Wirtschaftsmacht hat in gewisser Weise auch die Weltwirtschaft vor
noch verheerenderen Auswirkungen in der Wirtschaftskrise ‚gerettet’.
Gleichzeitig muss bewusst sein, dass dies kein festes Bündnis und kein stabiler
Machtblock ist. Politischer Ausdruck der veränderten Weltlage ist die
Machtverschiebung von den G8-Treffen auf die G20-Gipfel.
Auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs fand der G20-Gipfel
erstmals 2008 statt. Dieser so genannte „Weltfinanzgipfel“ (an dem zusätzlich
Niederlande, Spanien und Tschechien teilnahmen) erwuchs aus der Notwendigkeit
der G8 ihren Einflussradius zu erweitern. Gleichzeitig dokumentieren die G20
das zunehmende Potential und Gewicht der 12 Staaten (außer den G8). Sie sind im
Kampf um Machtpositionen in der Weltpolitik nicht mehr zu ignorieren. Im Juni
2010 kam es zum „Doppelgipfel“ G8 und G20 in Toronto/Kanada. Der nächste
G20-Gipfel findet im November 2011 in Cannes/Frankreich statt.
5. Großmacht Deutschland
Die stärkste ökonomische Macht der Europäischen Union (EU) hat ihre
Weltmachtstellung weiter ausgebaut. Die Internationalisierung der deutschen
Industrie und des Finanzkapitals ist auf ihrem höchsten Stand. 2011 werden so
hohe deutsche Auslandsinvestitionen getätigt wie noch nie zuvor. Deutsches
Kapital fließt rund um den Erdball. 2011 werden zu dem 850 Mrd. umfassenden
deutschen Kapitalstock im Ausland 100 Mrd. Euro hinzukommen. Entscheidende
Zielregion der Industrieinvestitionen wird erstmals China und nicht Europa
sein. Ungefähr 6 Millionen Menschen arbeiten weltweit in deutschen
Industrieniederlassungen.
Der Atomausstieg der BRD [4] unter Merkels Führung, und mit devoter
Zustimmung von SPD und Grüne, wird einen Innovationsschub für die deutsche Wirtschaft
und das Finanzkapital bedeuten. Weltweit wird die BRD an erster Stelle bei
neuen Technologien und Umrüstungen der Energieträger sein.
Innenpolitisch verstärkt der deutsche Staat die Repression gegen seine
BürgerInnen, die sich seinem Herrschaftsanspruch in verschiedenen
Lebensbereichen widersetzen. Demokratische, im Rahmen des Systems sich
bewegende Widerstandsformen, so bei Stuttgart 21, werden kriminalisiert.
Vorsorglich wird der Überwachungsstaat weiter ausgebaut.
Europaweit ist die BRD auch führend in der Durchsetzung der
„Lissabonstrategie“ [5]. Das bedeutet hinsichtlich der
Arbeitsmarkt- sowie der Sozialgesetzgebungen den Abbau zentraler Rechte. Ebenso
ihre Ersetzung durch minimale Rechte, die die Europäisierung in diesem Bereich
auf dem untersten Level durchdrückt. Hartz IV, Leiharbeit, kein Mindestlohn,
Prekarisierung sind einige Stichworte.
Alle internationalen, juristischen, militärischen und
politisch-ideologischen Hemmnisse für die Großmacht BRD, die es nach dem 2.
Weltkrieg gab, sind über Bord geworfen.
Deutschland ist heute eine der weltweit führenden Großmächte die
Interventionskriege zur Absicherung und Ausweitung ihres Einflusses führt. Die
„Neuausrichtung der Bundeswehr“ in eine professionelle Berufsarmee wird aktuell
vollzogen um „einen militärisch wirksamen Beitrag zu leisten der Deutschlands
politischem Gewicht angemessen entspricht…“. So Kriegsminister de Maizière. In
den neuen „Verteidigungspolitischen Richtlinien, Mai 2011“ präsentiert er das
Konzept der Militarisierung der Innen- und Außenpolitik unter dem Schlagwort
„der gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge, die alle Bereiche erfassen muss.“
„Freie Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung sind für die Zukunft
Deutschlands und Europas von vitaler Bedeutung. Die Erschließung, der Zugang
und Sicherung von Bodenschätzen, Vertriebswegen und Märkten werden weltweit neu
geordnet. Verknappung von Energieträgern und anderer für Hochtechnologie
benötigter Rohstoffe bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die
Staatenwelt…Deshalb werden Transport- und Energiesicherheit auch für unsere
Sicherheit eine wachsende Rolle spielen.“ Daher werden diese Aufgaben zu
Zielstrategien der Militärpolitik: „Die Aufgaben der internationalen
Konfliktverhütung und Krisenbewältigung bestimmen die Grundzüge der neuen
Struktur der Bundeswehr.“ Die Umrüstung der Bundeswehr zur internationalen
Interventionsarmee wird vollbracht!
In dem Interview, „Töten und Sterben gehört dazu“, (27.05.2011) mit der
FAZ über die Neuausrichtung der Bundeswehr visiert de Maizière schon die
nächsten Einsatzziele an. Er rechnet damit, „dass Deutschland um Einsätze in
Staaten wie Pakistan, dem Jemen, Somalia oder Sudan gebeten wird“. Das Motto
„Die Freiheit Deutschlands wird auch am Hindukush verteidigt“ (Struck, SPD)
ersetzt de Maizière mit „Die Sicherheit Deutschlands ist heute nicht mehr
geographisch zu begrenzen“. (Rede zur Neuausrichtung der Bundeswehr, Mai 2011).
Auf den Punkt gebracht heißt das: ‚Die Freiheit Deutschlands wird auf dem
ganzen Erdball verteidigt.’
Der Aufstieg in Augenhöhe mit den anderen Großmächten ist also
vollendet. Nun geht es im Ringen um den großen Kuchen darum, sich so viele
Teile wie möglich zu schnappen.
Die EU ist ein gewichtiges Instrument der BRD für ihre
Weltmachtambitionen. Allerdings sind Deutschland wie auch die EU durch die
Finanzkrise mit enormen Verwerfungen konfrontiert.
6. Europas Perspektiven: Staatenbund oder Kerneuropa
Aktuell stagniert die EU. Ihre weitere Existenz als Staatenbund von 27
Ländern (+ neuer Beitrittsmitglieder) ist fraglich. Eine nicht
unwahrscheinliche Option ist, dass die EU schrumpfen wird. Wir schätzen das
Bündnis EU als nicht sehr stabil ein. Zum Beispiel: Griechenland wurde von den
EU-Imperialisten und den griechischen Herrschenden an die Wand gefahren. Kann
es unter bestimmten Bedingungen zu einem Austritt Griechenlands aus der EU
und/oder aus dem Euroraum kommen? Diese Möglichkeit schließen wir auf keinen
Fall aus.
Die EU der 27 (mit Kroatien demnächst 28) Staaten funktioniert nur sehr
schwerfällig und zieht in Krisenzeiten alle Staaten, mehr oder weniger, in
einen Abwärtssog. Die EU wird sicher nicht in absehbarer Zeit aufgelöst, aber
es wird gravierende Umstrukturierungen und Veränderungen geben.
Zwei Strategien stehen sich seit langem gegenüber: Eine Fraktion (Sozialdemokraten
etc.) favorisiert einen Einheitsstaat, mit einer zentralen gewählten Regierung
in der politischen Form eines Bundesstaates mit weit reichender regionaler
Autonomie für alle ehemaligen Nationalstaaten. Das wird in der Form nicht
möglich sein. Nicht einmal zwischen Frankreich und Deutschland wird es eine
solche Einheit geben. Dazu ist die imperialistische Konkurrenz zwischen diesen
beiden Großmächten zu grundlegend.
Die EU wird ein loser Staatenbund bleiben. Falls die EU schrumpft, wird
sie als Wirtschaftsunion nur mit den 16 Staaten und einer Zentralbank etc.
funktionieren. (16 Staaten der EU bilden den Euroraum, d.h. sie haben den Euro
als Zahlungsmittel.)
Die zweite Strategie (Konservative) setzt auf das „Konzept Kerneuropa“:
Die mächtigen Nationalstaaten Deutschland und Frankreich sollen als
Führungsmächte agieren, flankiert von einer kleinen Schar getreuer und
finanzsolider Staaten. Ökonomisch unstabile Länder sollen aus der Geldunion
hinausgedrängt, oder zum Verlassen gezwungen werden.
Politisch setzen sich immer stärker die Kräfte durch, die ein
„Kerneuropa“ befürworten.
Der Einfluss der EU soll als Machtblock zwar gestärkt werden, aber das
Zusammenwachsen in einen Staaten‑
(ver)bund soll abgebremst und verzögert werden. [6]
EU – Währungsunion stabil?
Wie instabil das europäische Wahrungsgefüge ist, manifestiert sich in
den drohenden Staatspleiten in Griechenland, Island (Beitrittskandidat der EU,
Verhandlungen seit 2010), Spanien, Portugal, aber auch Italien ist im Gespräch
etc. Es gibt zwei mögliche Wege in der EU: Einmal das Ausscheren oder
Ausschließen einzelner Staaten aus der Eurozone und die Rückkehr zur nationalen
Währung. Damit könnte ein Mechanismus von nationalstaatlicher Abwertung der
jeweiligen Währung einsetzen. Dann würde der Staatsbankrott einzelner Länder
auch keine Implosion der EU hervorrufen. Aber das Projekt Europa wäre
grundlegend gefährdet.
Der andere Weg ist der derzeit eingeschlagene: weitere „Rettungsschirm“-
und Kürzungsprogramme werden aufgelegt. Die können nur funktionieren, wenn
tatsächlich zu einem EU-Staatenbund und zum Finanzausgleich (Stichwort:
Transferunion) zwischen dessen Mitgliedern übergegangen wird. Das allerdings
ist aktuell unrealistisch. Daher werden die Rettungsprogramme, früher oder
später, scheitern.
Wenn nach Griechenland noch weitere EU-Staaten drohen in den Bankrott zu
gehen und ‚gerettet’ werden müssen, wird es immer schwieriger die
„Rettungssummen“ den nationalen Haushalten aufzuladen. Deutschland macht die
Rechnung auf, was bringen uns die Investitionen in Island, Irland, Portugal und
Griechenland. Und was gewinnen wir, wenn diese gezwungen werden die
Währungsunion verlassen.
Auch der BRD-Staatshaushalt sowie die Landes-Haushalte sind bereits alle
hoch verschuldet. Die deutschen Kommunen haben sich z.B. von 2009 zu 2010 um
18% höher verschuldet.
Angriffe auf soziale Absicherungen, Kürzung der Renten,
Gesundheitsreform, Abwälzen der Krisenlasten werden EU-weit von den
Herrschenden durchgezogen. Die Armut wächst. Auf der anderen Seite haben sie
den Mechanismus der „Freizügigkeit“ in Gang gesetzt. D.h. der Konkurrenzkampf
zwischen den Ländern der EU und unter den Werktätigen verschärft die
Abwärtsspirale der Lebens- und Arbeitsbedingungen aller Werktätigen.
EU – Strategische Ziele
Im Lissabonvertrag wird vor allem die Militarisierung und Abschottung
der EU vorangetrieben. Zielsetzung ist, die Einverleibung des Balkans mit der
Aufnahme der Beitrittskandidaten Mazedonien, Albanien, Kroatien, Montenegro,
Serbien und dem (potentiellen Beitrittskandidaten) Kosovo abzuschließen und den
westlichen Ring der Einkreisung Russlands zu vollenden.
Zielsetzung ist, im Ringen um die Weltherrschaft an vorderster Front
mitzumischen. Dafür wird von den führenden europäischen Großmächten versucht
die EU weiter zu festigen und auszudehnen. Vor allem um andere Großmächte wie
die USA, aber auch China und Russland aus Europa herauszuhalten.
Beziehungsweise deren Einfluss herunterzuschrauben.
Die unter europäisches Kuratel (Eurolex) gestellten Staaten des Balkans,
Bosnien-Herzegowina und der Kosovo, (als vom EU-Imperialismus geschaffenes
Pseudo-Staatsgebilde 2008) symbolisieren den EU-Imperialismus.
Die weitgesteckten Ambitionen der EU auf verstärkte politische und
ökonomische Einflussnahme sind auch auf die Peripherie-Staaten Russlands
gerichtet: Weißrussland, Ukraine, die Staaten des Kaukasus, Georgien, Armenien,
Aserbeidschan, und in Mittelasien Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan,
Kirgisistan, Tadschikistan.
In Afrika wird die EU zunehmend von China herausgefordert und verstärkt
auf allen Gebieten die Einflussnahme. Besonders in Nordafrika sind die
ehemaligen Kolonialmächte, Frankreich, England, Italien aber auch Deutschland
aktiv.
Die Zusammenballung der ökonomischen, militärischen, politischen Macht
der EU zu einem Staatenbund erhöht die Möglichkeiten der BRD, als führende
Macht international ihr Gewicht in die Waagschale zu werfen. Weitere zentrale
strategische Ziele sind:
– Die Außengrenzen möglichst weit zu stecken, um Europa gegen
Flüchtlinge abzuschotten. Dazu wurde eigens 2004 die Frontex (Europäische
Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen) geschaffen. 2007
wurden deren Befugnisse erweitert und die Bildung von „Soforteinsatzteams für
Grenzsicherungszwecke“ (Rapid Border Intervention) beschlossen. Die jährliche
Finanzierung von Frontex wurde von 6,2 Mill. Euro 2005 auf 88 Mill. in 2011 erhöht.
– In internationalen Interventionskriegen massiver aufzutreten und als
EU eigenständige kriegsführende Macht zu sein. Da die Widersprüche und
Rivalitäten aber nach wie vor zwischen den Hauptmächten Europas in den
Weltmachtansprüchen überwiegen, hat Europa im Wettkampf um die Weltherrschaft
geringere Chance…
Angenommen Russland würde mit China und Indien ein stabiles Bündnis
schaffen, dann würde Europa zur Hilfsmacht absteigen.
7. Harte Bandagen: Bündnisse und Kriege
Globalisierung und Internationalisierung des Kapitals setzt nicht die
nationalen Herrschaftsformen außer Kraft. Trotz großer Verflechtungen, lassen
sich die Finanzkapitalinteressen der Monopolgiganten nur mit staatlicher Macht
durchsetzen. UN, NATO, G8, G20, BRICS und auch EU sind Bündnisse, teils sehr
lose, teils wie die EU, langfristiger angelegt.
Aber wie Lenin schon analysiert hat, das Wesen der widersprüchlichen
Entwicklung im Imperialismus bedingt, dass es keine stabilen und die Konkurrenz
außer Kraft setzenden Bündnisse langfristig geben kann. Da die Konkurrenz und
der Kampf um Einflusssphären treibendes Gesetz im Imperialismus sind.
Zusammenschlüsse erfolgen nur um eigene Ziele voranzubringen und um die anderen
auszustechen und davon zu profitieren.
So zum Beispiel imperialistische Bündnisse gegen Ländergruppen, die die
Widersprüche der Imperialisten ausnutzen um eigene nationale Interessen
durchzusetzen. Wie Iran, Nordkorea, Venezuela, Bolivien etc. Gegen diese Länder
agieren die westlichen Imperialisten heute recht offensiv. Da reagieren sie
nicht, sondern handeln militärisch-politisch planend im Voraus und versuchen
mit allen erdenklichen Mitteln in diesen Ländern die jeweilige Herrschaft zu
destabilisieren. Afghanistan, Irak sind gegen die Völker gerichtete
imperialistische Kriege, die die Imperialisten nicht gewinnen können.
Interventionen wie in Libyen und der Elfenbeinküste, kommen hinzu. Militärische
Angriffe in Hoheitsgebieten von Verbündeten wie Pakistan oder Jemen sind an der
Tagesordnung. Die Kriegsdrohungen gegen Iran halten an.
Je mehr die Weltmärkte eingeengt werden, je stärker sich in den
abhängigen Ländern eine eigene Industrie entwickelt, je höher die Bedeutung von
Rohstoffen wird und je intensiver um diese Märkte gerungen wird, je stärker
Transportwege abgesichert werden müssen, desto aktueller wird die Kriegsgefahr.
Ein Beispiel sind die Bürgerkriege, Interventionen, Machtkämpfe auf dem
afrikanischen Kontinent. Ob in der Elfenbeinküste, in Nigeria, in Kenia, im
Niger, in der DR Kongo, im Tschad, in Somalia und im Sudan. In all diesen
Kriegen sind religiöse (Islam, Christentum), nationale, tribalistische,
rassistische, ethnische Widersprüche der Nährboden auf dem die Imperialisten
ansetzen um ihre jeweiligen Interessen durchzudrücken.
Beispielhaft sei der Sudan angeführt. Im Rahmen der kolonialistischen
Grenzziehungen entstanden ethnische und religiöse Konflikte die aufgrund der
imperialistischen Konkurrenz nie gelöst werden konnten. Der grausame Krieg in
Darfur seit 2003, in dem eine Viertel Million Menschen getötet und 2,5
Millionen vertrieben wurden liegt in der Verantwortung der imperialistischen
Großmächte. Seit 2007 waren 20 000 UN Soldaten stationiert. Die
imperialistische Lösung ist die Spaltung des Landes. In einem Referendum,
Januar 2011, sprach sich die Bevölkerungsmehrheit im Südsudan für die
Unabhängigkeit aus. Die Unabhängigkeit der Republik Süd Sudan ist am 9. Juli
2011 erfolgt.
Diese Aufteilung verläuft entlang der imperialistischen Interessen
Chinas, Japans, und Russlands im (Nord)Sudan und der USA und der EU im
Südsudan. Und sie ist noch nicht entschieden. Die bewaffneten
Auseinandersetzungen um Ölvorkommen halten an. Der Krieg im Kaukasus, August
2008 zwischen Georgien und Russland, Abchasien und Südossetien fällt auch in
dieses Raster. All das sind keine „nur“ lokalen Konflikte und Kriege, sondern
dahinter stecken handfeste Interessen der mächtigen imperialistischen Staaten,
die um Einfluss und Vorherrschaft ringen.
Der Krieg Israels gegen den Gaza 2008/2009 spielt eine zentrale Rolle in
der immer weiter anhaltenden und verstärkten brutalen Unterwerfung der
palästinensischen Araber. Die israelische Besatzung, der Krieg gegen die
palästinensische Bevölkerung, ist eine extreme Form imperialistischer
Herrschaft.
Die palästinensischen Werktätigen leisten gegen diesen übermächtigen
Feind heroischen Widerstand seit Jahrzehnten. Ihre wirklichen Interessen werden
sowohl von Hamas als auch von der PLO täglich aufs Neue verraten. Der Kampf
gegen die israelische Okkupation kann nur richtig geführt werden, wenn auch
jegliche Formen von Antisemitismus zurückgewiesen werden. [7]
Seit Jahren läuft die andauernde Aufstandsbekämpfung gegen revolutionäre
und marxistisch-leninistische Befreiungsbewegungen und Parteien in Philippinen,
in Indien, in Kolumbien… In Sri Lanka, wurde von Januar bis Mai 2009 die
weitgehende Zerschlagung der LTTE, Liberations Tigers of Tamil Eelam, die gegen
die nationale Unterdrückung ankämpfte, unter imperialistischer Federführung
durchgeführt. Massaker an der tamilischen Bevölkerung hatten Völkermord-Ausmaß.
8. Innere Faschisierung marschiert
Die westliche imperialistische Bourgeoisie hat sich politische
Kategorien geschaffen um möglichst wenige Staaten als faschistische Diktaturen
zu bewerten. Außer natürlich ihre politischen Hauptfeinde, so wie Saddam
Hussein (Irak), Ahmadinedschad (Iran) etc. Um in den abhängigen Ländern frei
schalten und walten zu können, hatten brutale faschistische Diktaturen für die
imperialistischen Oberherren, gewisse Vorteile. So sprach der Westen von den
Herrschern der Maghreb Staaten und im Mittleren Osten im besten Fall von
„weichen Diktaturen“. Das diente dazu, in Ruhe die Geschäfte mit diesen faschistischen
Regimes, die der Westen päppelt und braucht, abzuwickeln. Aber die Zeiten haben
sich geändert und nun präsentiert sich der Westen als „Vorkämpfer“ gegen
Diktaturen und Heilsbringer der Demokratie.
In den Metropolen soll die bürgerliche Demokratie die Werktätigen ruhig
stellen, und mit den Krumen vom Extraprofit aus der Ausbeutung der abhängigen
Länder abspeisen. Gleichzeitig wird in der BRD das chauvinistische
„Deutschtum“, und „Herrenmenschenwesen“ ideologisch gestärkt und der Boden
bereitet für die willfährige Unterstützung von Kriegsraubzügen der eigenen
Herrschenden. Alles unter dem Vorwand von Menschenrechten und Demokratie.
Der Faschismus in den Metropolen muss auch weiter „bedient“ und
„angefüttert“ werden. Das ist eine Herrschaftsoption für die Bourgeoisie. Auf
die muss er in Notzeiten zurückgreifen können. Die Faschisierung und damit
einhergehend die Beschneidung zentraler demokratischer Rechte findet in allen
westlichen Metropolstaaten statt.
In der EU ist in den letzten Jahren ein deutliches Anwachsen
faschistischer, bzw. extrem-rechtsorientierter Parteien festzustellen. Ihre
gemeinsamen Nenner sind rassistische Hetze gegen Migranten und Menschen aus
islamischen Ländern sowie notorischer Antisemitismus und Antiziganismus.
Politisch stehen sie für die Verschärfung von Gesetzen gegen Einwanderer,
Migranten und Flüchtlinge. Praktisch stehen sie für rassistisch-faschistisch
motivierte Angriffe und Morde. 2009/2010 manifestierte sich ihr zunehmender
Einfluss als Mehrheitsbeschaffer in den bürgerlichen Parlamenten. Indem sie
Minderheitenregierungen konservativ-rechter Parteien ‚tolerieren’, setzen sie
dabei Kernpunkte ihrer Forderungen politisch durch. Das ist in Dänemark die DVP
(Dänische Volkspartei), die erneute Grenzkontrollen erzwang. In den Niederlanden
spielt die berühmt-berüchtigte 1-Mann-Mitgliedspartei, PVV (Partei für
Gerechtigkeit) von Geert Wilders diese Rolle. In Schweden schafft es die
„Schweden-Partei“ im ersten Anlauf mit 5,7% ins Parlament und zur
„Tolerierungspartei“. Auch in Bulgarien hängt die Regierung vom Wohlwollen der
offen faschistisch-rassistisch auftretenden Koalition ATAKA ab. In Ungarn
hingegen hat es die faschistische Partei FIDESZ bereits schon an die Regierung
gebracht.
Aktuell verläuft die Faschisierung in der BRD vor allem über die
bürgerlichen Parteien, die nicht offen faschistisch sind. Und sie ist in der
Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Sarrazin-„Debatte“, hat alle
bürgerlichen Medien geflutet. In Deutschland wird, Jahrzehnte nach der
Naziherrschaft, wieder über „eugenisch lebenswertes und unlebenswertes Leben“
unverhohlen und offen „diskutiert.“ Nach eigenen Angaben der staatstreuen
DGB-Gewerkschaften sind über 20% ihrer Mitglieder ‚anfällig’ für faschistisches
Gedankengut. Faschistische, die Schuld des deutschen Imperialismus
relativierende Geschichtsfälschung; Verhinderung von Staat und Polizei,
demokratisch gegen Nazis vorzugehen; Kriminalisierung von Antifaschisten stehen
auf der Tagesordnung. Naziaufmärsche und Nazimorde an MigrantInnen und
Menschen, die nicht ins faschistische Menschenbild passen, Hetzjagden gegen
AntifaschistInnen gehören zum bundesrepublikanischen Alltag.
In Landesparlamenten und Kommunen ist die NPD vertreten. Tatsächlich
bestimmt der Staat die faschistische Politik. Indem er über den Verfassungsschutz
die NPD, u.a. Gruppen/Parteien wie REP, Pro Deutschland, faschistische
‚Kameradschaften’ mit einem umfassenden V-Mann-Einsatz kontrolliert, bzw.
selbst mit aufbaut. Er toleriert die Nazi-Verbände nicht, wie LINKE, Grüne und
SPD vorgeben, sondern sie sind ein Werkzeug, das der Staat heute schon in der
Hand hat. Eine offen faschistische Partei an die Regierung in der BRD liegt
durchaus im Bereich des Möglichen. Aktuell ist das zwar keine Option, weil die
Herrschaft der Bourgeoisie nicht ernsthaft in Gefahr ist. Aber mit den
Faschisierungs-Maßnahmen, wie Verschärfung des Repressionsapparates, der
Polizeiaufrüstung im Inneren, mit der Unterdrückung von legitimem Widerstand
verschafft sich die deutsche Bourgeoisie schon heute einen Vorsprung. Wenn wir
AntifaschistInnen den Anfängen nicht wehren, kann eine solche Entwicklung sehr
schnell durchgesetzt werden. In der ArbeiterInnenklasse müssen wir das
Bewusstsein verankern: Wenn es der Bourgeoisie gut geht, dann reden sie über
Demokratie. Aber wenn es ihnen schlecht geht, setzen sie den Faschismus auf die
Agenda!
Natürlich gibt es Abstufungen im Übergang zum Faschismus. Die
Nazi-Diktatur war die barbarischste Form des Faschismus. Das Mitregieren einer
faschistischen Partei in einer Koalition, wie der ehemaligen FPÖ unter Haider
in Österreich, oder Berlusconi/Fini in Italien bedeutet nicht automatisch den
Machtantritt des Faschismus.
9. Militarisierung der Gesellschaften
Immer mehr Kriege, immer mehr Bürgerkriege, immer mehr imperialistische
Interventionen. Das führt zur Militarisierung der Gesellschaften. Die
Militarisierung wird in den Metropolen zur Mobilisierung an der Heimatfront
genutzt. Die Kriege werden offensiv mit dem „Erhalt unseres Wohlstandes“,
„unserer Ressourcensicherheit“ und „unserer Freiheitswerte“ gerechtfertigt.
Szenarien von „unbeherrschbaren Flüchtlingsströmen“ werden als Drohkulissen
aufgebaut, um das kriegerische Vorgehen zu rechtfertigen. In der BRD wird in
Schulen und Universitäten für die Armee geworben. Kriegshelden-Ehrung und
Kreuzrittermentalität sollen das Volk in die Kriegsbegeisterung hineinziehen.
Und das Manöver funktioniert, ohne nennenswerten Widerstand der Werktätigen.
Bilder wie von Abu Ghraib, die die barbarische Realität der
imperialistischen Kriege dokumentieren, sollen im Gedächtnis der Werktätigen
ausgelöscht werden. Dem dient die Hetze gegen die Bevölkerung in Afghanistan
und Irak, die sie als „Terroristen, Islamisten“ hinstellt und verbunden ist mit
der unterschwelligen Propaganda, das seien Bestien und keine Menschen.
Parallel verläuft die Polizei-Aufrüstung im Inneren. Die durch die
Niederlage des Nazifaschismus bedingte Trennung von Militär- und
Polizei-Apparat in der BRD wird jetzt offensiv aufgehoben. De Maizière fordert
in den Verteidigungspolitischen Richtlinien: „Die traditionelle Unterscheidung
zwischen äußerer Sicherheit und öffentlicher Sicherheit im Inneren verliert
angesichts der aktuellen Risiken und Bedrohungen mehr und mehr an Trennschärfe.
Die Wahrung unserer Interessen ist heute nur ressortgemeinsam (also Innen- und
Kriegsministerium) möglich.“ (S. 6) Im Klartext: Polizei und Armee arbeiten im
In- und Auslandseinsatz zusammen! Ein Teil der Militarisierung/Faschisierung
ist auch die vollständige Überwachung der BürgerInnen in der BRD, in der EU
sowie weltweit von BRD-EU-Geheimdiensten.
Militarisierung heißt vor allem auch ungebremste Aufrüstung. Das lässt
einen der profitabelsten Industriezweige auch in der schwersten
Weltwirtschaftskrise noch hohe Extraprofite abwerfen. Die weltweite Rüstungsproduktion
hat laut aktuellstem Bericht (Juni 2011) von SIPRI (Stockholmer Internationales
Friedensforschungszentrum) selbst 2010, in Zeiten der Krise, eine
Steigerungsrate von 1,3%. Deutschland steht an 3. Stelle der führenden
Rüstungsproduktion und -export Nationen. Wirtschaftliche sowie politische
Interessen sind ausschlaggebend für Waffenlieferungen. Wie sehr die
Menschenrechte Phrasen sind, zeigt sich in diesem Bereich besonders drastisch.
Die Lieferung von 200 Panzern an Saudi-Arabien durch schwarz-gelb und die, in
der aktuellen Diskussion aus parteitaktischen wieder ins Bewusstsein gerufenen,
rot-grünen Waffengeschäften mit Saudi-Arabien sind dafür ein Lehrstück.
Saudi-Arabien mutiert zum Sicherheitsanker (de Maizière) und die Richtlinien
für Rüstungsgeschäfte werden gedehnt und gedehnt… Das feudal-monarchistische
Mittelalterregime ist und bleibt fester BRD-Bündnispartner gegen den Iran und
die Nordafrikanischen Staaten, die im Umbruch sind. Jede deutsche Regierung
wird diese Geschäfte durchziehen. Da gibt es kein Wenn und Aber!
Ausgebeutete und Unterdrückte
10. Die werktätigen Klassen
Noch nie gab es auf der Erde einen solchen Reichtum und eine solche
Armut! Die Schere zwischen arm und reich, war noch nie so weit auseinander.
Noch nie verfügten so wenige Menschen, nämlich 1% der Weltbevölkerung, über so
viel Reichtum, nämlich über 40% des Weltreichtums. Noch nie war der Widerspruch
zwischen der Lebenslage der weltweit herrschenden Bourgeoisie und den
unterdrückten und ausgebeuteten Werktätigen so groß.
Die Bilanz der UN am Welternährungstag 16.10.2010 ist: Fast eine
Milliarde Menschen weltweit hungern. Das Milleniumsziel der UN vom Jahr 2000
war diese Zahl zu halbieren! Nichts ist passiert. Im Gegenteil. Millionen
Menschen vor allem in Afrika, Lateinamerika und Asien hungern, haben keine
Arbeit, keinen Zugang zu Wasser, kein Einkommen, kein Dach über dem Kopf, sehr
niedrige Lebenserwartungen und sterben an heilbaren Krankheiten, weil ihnen die
notwendigen Medikamente aus Profitgier vorenthalten werden. Sie haben keinen
Zugang zu Bildung, Kultur und Altersversorgung. Auf der anderen Seite erhöhen
sich die Lebensmittelpreise drastisch, da sie im Fokus internationaler
Spekulations-Börsenmakler stehen. Aktuell sind über 10 Millionen Menschen,
insbesondere in Somalia, der schlimmsten Hunger-‚Katastrophe’ ausgesetzt.
Obwohl die industrielle Entwicklung in vielen abhängigen Ländern, wenn
auch gehemmt, voranschreitet. Denn der „Fortschritt“ kommt nur den herrschenden
Klassen zu Gute.
Selbst in den Metropolen, Russland, USA, Frankreich, England und auch
der BRD nimmt die Armut der Werktätigen rasant zu.
Der Imperialismus gebiert aber auch immer weiter seine eigenen
Totengräber. Entgegen allen Voraussagen über den Untergang und das „Aussterben
der Arbeiterklasse“. Das internationale Proletariat wächst zahlenmäßig immer
noch an. Die Zusammensetzung und die Schichtungen des Proletariats haben sich
verändert. Aber an der Ausbeutung der Arbeitskraft, an der Schaffung des
Mehrwertes durch die Arbeitskraft für das Kapital hat sich nichts verändert.
Der Dienstleistungssektor hat sich ausgeweitet. Die Verelendung der
Bauernschaft in den abhängigen Ländern hat sich extrem zugespitzt. Durch das
Vordringen der Agrarweltkonzerne z.B. in Indien aber auch in Afrika, verlieren
die armen Bauern in einem rasenden Tempo ihre ohnehin schon elendigen
Existenzgrundlagen.
Die Unterdrückung des weiblichen Geschlechtes, ist trotz aller
erkämpften Fortschritte eine Herrschaftssäule des weltweiten kapitalistischen
Systems. Demokratische Forderungen wie gleicher Lohn bei gleicher Arbeit,
Gleichberechtigung in allen politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen
Bereichen sind selbst in den Metropolstaaten nicht verwirklicht. Ganz zu
schweigen von den Millionenheeren werktätiger junger Frauen, in Asien,
Lateinamerika und Afrika, die in den „Sonder-Wirtschaftszonen“ zu Sklavenarbeit
an den Fließbändern der internationalen Konzerne gepresst werden. Millionen und
aber Millionen Frauen werden weltweit von der mafiösen Sex-Industriebranche
sexueller Ausbeutung unterworfen und im internationalen Frauenhandel rund um
die Welt verschleppt. Physische (Prügel) und psychische Gewalt, sexueller
Missbrauch sind die wichtigsten Machtmittel des Patriarchats und des Männerchauvinismus.
Mit dem einzigen Ziel: Frauen zu unterwerfen.
Der 100. Jahrestag des 8. März 2011 zeigte, dass die zeitweilig hohen
Wellen von Widerstand der werktätigen Frauen gegen ihre Unterdrückung
zurückgegangen sind. Die Interessen der bürgerlichen Frauenbewegung in den
imperialistischen Ländern liegen in der Durchsetzung von Frauenquotierungen in
den politischen und ökonomischen Machtzentren, in Aufsichtsräten und
Vorständen. Das heißt, sie beschäftigen sich mit der Befähigung von
bürgerlichen Frauen in der kapitalistischen Herrschaftsausübung.
In den abhängigen Ländern ist der Widerstandskampf von werktätigen
Frauen lebendiger, umfassender und massenhafter als in den Metropolen. Aber
auch hier ist ein Rückgang festzustellen. Die immer stärker werdende
Doppelbelastung von werktätigen Frauen, als Familienernährerinnen und
-versorgerinnen sowie der Rückgang weltweiter revolutionärer Kämpfe verstärken
diese Situation. Aber diese Tendenz wird durch aufflammende und militante
Widerstandsaktionen von Arbeiterinnen, verstreut über alle Kontinente immer
wieder aufgebrochen.
Überall in den Metropolen und abhängigen Ländern gibt es nur eine
Klassenbildung: Bildung und kulturelle Förderung bleibt den reichen Eliten
vorbehalten. In den abhängigen Ländern sind die fehlenden Bildungsmöglichkeiten
und die Erwerbslosigkeit von Jugendlichen mit extremer Armut und Hungerdasein
gekoppelt. Das System bietet Drogen, Konsumwahn und Perspektivlosigkeit.
Als Kinder aus werktätigen Familien sind Jugendliche von Anfang an
benachteiligt. Ohne Zusatzförderung wie z.B. Nachhilfe schafft heute kaum ein
Jugendlicher die Anforderungen für eine qualifizierte Schulbildung. Und selbst
wenn, steht mit der Ausbildung an einer Hoch- oder Fachhochschule das nächste
finanzielle Problem an. Nur wenige Arbeiterkinder erreichen einen
Hochschulabschluss. Dem Großteil der werktätigen Jugendlichen bleiben
Arbeitsplätze mit niedrigsten Einkommen und schlechtesten Arbeitsbedingungen.
Heutzutage ist schon das bereits das große Los!
In der BRD sind Jugendliche, die sich während ihrer Ausbildung von den
Eltern unabhängig machen konnten, bei Nichtübernahme auf einen festen
Arbeitsplatz, wieder auf die Eltern angewiesen. Schließlich ist eine magere
staatliche Unterstützung wie z.B. Hartz IV, unabhängig von den Eltern, erst ab
25 möglich. Solange muss das Kind bei den Eltern wohnen. Unabhängigkeit, ein
eigenes Leben, das bleibt wieder nur den Bourgeois-Kindern. Denn selbst mit
Ausbildungsabschluss bleibt vielen Jungfacharbeitern nur ein Job in einer
Leiharbeitsfirma. Generation Leiharbeit oder für diejenigen, die sich durch ein
Studium gekämpft haben: Generation Praktikum. Das Kapital beutet schamlos
unsere Jugendlichen aus. Erst als billigste Arbeitskräfte während der Berufsausbildung
und später als superflexible in ständiger Unsicherheit gelassene
Leiharbeitssklaven. Die Lohnsklaverei wird immer perfekter und hinterhältiger
organisiert. Die Perspektivlosigkeit ist mitverantwortlich für die Anfälligkeit
jugendlicher Werktätiger für faschistisches Gedankengut. Die herrschende Klasse
fördert dies und profitiert davon, wenn Jugendliche nationalistisch,
rassistisch und chauvinistisch eher die Interessen der „Deutschen“ vertreten
als die der eigenen Klasse. Die Arbeiterjugend kauft eher ein Paar Markenschuhe
und unterwirft sich dem Konsumterror, anstatt sich gegen die Sklavenarbeit zu
wehren, mit der die Schuhe hergestellt wurden.
Trotzdem gibt es Widerstand. Beispielhaft sind die Bildungsstreiks an
Schulen und Universitäten oder auch Aktionen von jungen Arbeiterinnen und
Arbeitern für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen.
Die Lebenssituation von Jugendlichen ist durch die Klassenfrage
bestimmt. Die Arbeiterjugend, die Jugend der werktätigen Klassen ist dem
kapitalistischen System in allen Bereichen unterworfen. Schule, Bildung,
Studium, Ausbildungsplätze, das alles ist eine Frage des Geldes.
Studiengebühren, fehlende Schulen, Ausbildungsverhältnisse in denen die
Jugendlichen ihre Arbeitskraft für Hungerlöhne verkaufen müssen ist die Realität.
Internationale Kinderrechte sind deklariert. Aber weltweit leiden die
Kinder der werktätigen Klassen am extremsten, am heftigsten und brutalsten
unter der Barbarei des Imperialismus. Weltweit sterben täglich zig tausende
Kinder an Unterernährung und Krankheiten. Die Hälfte der über eine Milliarde
hungernden Menschen weltweit, sind Kinder. Davon leben 90% in Asien und Afrika.
Kinderarbeit in den abhängigen Ländern ist an der Tagesordnung. Kinder als
Soldaten in Kriegen, Kinder als ‚Ware’ für Adoptionen in den Metropolen, Kinder
als „Sexarbeiter“, das ist die „beste aller Welten“ des Imperialismus. Kinder
in allen Ländern sind Opfer von physischer, psychischer und sexueller Gewalt.
Die Verelendung von Kindern hat auch in den Metropolen zugenommen.
Erwerbslosigkeit der Eltern und Kürzungen in allen staatlichen Bereichen für
die Versorgung, für den Schutz und für die Gesundheit verschärft die Armut. In
der BRD äußert sich die Verrohung und Verarmung der Gesellschaft in der
drastischen Zunahme von Kinderverwahrlosung bis hin zum Kindermord. Ausgrenzung
von Migranten-Flüchtlingskindern, besonders von Roma-Sinti Kindern in der
Bildung ist vorprogrammierter Rassismus. Kinder der bürgerlichen Klassen sind
einem extremen Individualismus ausgesetzt. Sie werden zum Statussymbol
degradiert. Kinder sind nicht soziale Verpflichtung für die gesamte
Gesellschaft, sondern „kleinbürgerlicher Besitzstand“ der herrschenden Klassen.
Ein Herrschaftsmerkmal dieses Systems ist die nationale Knechtung ganzer
Völker und Minderheiten rund um den Erdball. Weltweit werden die Rechte der
indigenen Völker weiterhin massiv beschnitten bzw. faktisch nicht anerkannt. In
den USA, in Australien, in Neuseeland, Kanada und Lateinamerika.
Die nationale Selbstbestimmung, das Recht auf einen eigenen Staat wird
dem palästinensischen Volk seit Jahrzehnten verweigert. In der Westsahara
kämpft das saharauische Volk, das politisch durch die Frente Polisario
vertreten wird, gegen die Besatzung durch Marokko. In Sri Lanka werden den
Tamilen nicht die minimalsten Rechte gewährt. Auf den Philippinen führt das
Volk der Moros einen Kampf um Unabhängigkeit. In Tibet wird im März 2008 die
nationale Bewegung zur Lostrennung von China „zusammengeschossen“. Im Juli 2009
Xinjiang/China: Aufstände in Uiguren, das muslimische Turkvolk kämpft für
Autonomie und Unabhängigkeit, 197 Menschen wurden getötet, über 1 600
verletzt. In Spanien wird dem baskischen Volk nach wie vor das Recht auf
Selbstbestimmung verweigert. Das höchste spanische Gericht stoppt im September
2008 das Referendum über die Unabhängigkeit des Baskenlandes als
verfassungswidrig. Bei den Kommunalwahlen Mai 2011 wird das Parteibündnis Bildu
(Treffen) im Baskenland zweitstärkste und nach Kommunalmandaten sogar die
stärkste Kraft. Wobei sie ihre Wahlbeteiligung erst kurz vor den Wahlen
juristisch erwirkt hatte. Der Krieg des türkischen Staates gegen das kurdische
Volk wird unvermindert fortgesetzt. Im Februar 2008 unternahm er eine
militärische Offensive in den Nordirak-Südkurdistan gegen PKK-Einheiten. Seit
2009 wurden bis heute tausende kurdischer Politiker, Bürgermeister,
Ortsvorsteher etc., die sich in legalen Strukturen offen politisch betätigen,
mit der Beschuldigung „Unterstützer der PKK zu sein“ in den sogenannten KCK
Operationen, verhaftet. Die ersten Prozesse sind aktuell angelaufen und weitere
werden folgen. In den Prozessen wird diesen kurdischen Politikern das Recht der
Verteidigung aberkannt, wenn sie in ihrer Muttersprache vor Gericht reden
wollen.
Das sind nur einige Beispiel für die anhaltende nationale Unterdrückung.
Das 21. Jahrtausend ist eines der Vertreibungen, der Flucht und der
Migrationen. Verursacher sind das imperialistische Weltsystem und insbesondere
die imperialistischen Länder. Die Binnenwanderung (Wanderung innerhalb eines
Staates), das Abwandern von den ländlichen Gebieten in die Städte hat weltweit,
insbesondere in China und Indien, wie auch Afrika, dramatische Ausmaße
angenommen. International umfasst die Migration 3,1% der Weltbevölkerung, das
sind 214 Millionen Menschen. Davon gehen nur 70 Millionen, das ist 1/3 in
die Metropolen. 48% aller Migranten sind Frauen. Menschen verlassen auf der
Suche nach Arbeit, auf der Flucht vor Kriegen, Armut, Naturkatastrophen ihre
Heimat um ihr Überleben zu sichern. Mitte 2009 flohen allein über 35 Millionen
Menschen vor Krieg, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen.
Einer der wichtigsten Fluchtgründe ist der Klimawandel. Durch die
Erderwärmung verwüsten noch mehr Landstriche, während andere durch
Überschwemmungen unbewohnbar werden. Deswegen sind Millionen Menschen zur
Flucht gezwungen.
Flüchtlinge/MigrantInnen ohne Papiere werden weltweit bereits auf 50
Millionen Menschen geschätzt. Auch ihre Zahl wird weiter ansteigen, wenn Kriege
und Umweltzerstörung zunehmen. Sie sind die Unterdrücktesten der Unterdrückten.
Sie sind staatlicher, rassistischer Willkür vollkommen ausgeliefert und werden
gleichzeitig als billigste Arbeitskräfte ausgebeutet.
Kriegsflüchtlinge aus den imperialistischen Kriegen des Westens im Irak
und Afghanistan müssen in den abhängigen Ländern vor sich hinvegetieren.. So in
Syrien eine Million irakische Flüchtlinge und in Pakistan alleine 1,7 Millionen
afghanische Flüchtlinge.
MigrantInnen werden durch Mauern, Stacheldraht und militärische
Überwachung von den Metropolstaaten ferngehalten. Nur ‚aussortierten’ und als
‚wirtschaftstauglich’ befundene Migranten werden die Tore zur Einwanderung
geöffnet.
MigrantInnen, die in den imperialistischen Ländern leben, werden zu
Menschen zweiter Klasse abgestempelt. Selbst wenn sie die Staatsbürgerschaften
der jeweiligen Länder besitzen sind sie bis in die 4. und 5. Generation
hinein zwar juristisch, aber nicht tatsächlich gleichberechtigt. Sie sind in
allen Lebensbereichen einem strukturellen Rassismus ausgesetzt und werden
ausgegrenzt.
Rassistische Verfolgung von Migranten, Pogrome bis hin zu Morden, wie in
der BRD an Marwa el Sherbini, in Frankreich gegen Sinti und Roma, in Italien
die brutale „Flüchtlingsabwehr“ vor Lampedusa sind EU-Alltag.
Frontex-Killertruppen, die ‚Sofort-Einsatzteams’ „sichern“ die EU-Außengrenzen.
Sie verhindern, dass Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa kommen.
Schiffe und Boote werden abgedrängt, gerammt und beim Untergehen überwacht,
ohne einzugreifen. Soforteinsatzteams sind auch seit Oktober 2010 an der
griechisch-türkischen Grenze im Einsatz. Frontex organisiert auch für alle
Regierungen Europas ‚effizient’ „Sammelabschiebungen“, so 2005 von Wien nach
Nigeria und deutsch-polnische Abschiebungen 2009 von Berlin nach Hanoi/Vietnam.
Die Bourgeoisien aller Länder treiben einen Keil der Spaltung in die
ArbeiterInnenklasse. Sie versuchen ihr eigenes „nationales“ Proletariat gegen
MigrantInnen/Flüchtlinge aufzuhetzen, und diese als Sündenböcke für
Erwerbslosigkeit, Krise und Sozialabbau hinzustellen. Migranten und Flüchtlinge
werden abgewiesen und kapseln sich national ein. Nur der proletarische
Internationalismus kann diese Logik durchbrechen und die internationale
Arbeiterklasse gegen diese Hetze mobilisieren. Sie ist die Kraft, die das
imperialistische Weltsystem aushebeln kann.
Vernichtung der Lebensgrundlagen, Barbarei gegen die Umwelt, grenzenlose
Ausbeutung der Natur, Umweltverpestung, Klimaerwärmung, Ozonloch, Zerstörung
der Atmosphäre, Müllberge, CO2 Ausstoß, Ölpest, atomare Verseuchung und
Vergiftung von Nahrungsmitteln (EHEC) – alles nimmt in einer ungeheuren
Geschwindigkeit zu. In den letzten vier Jahren wurden die Lebensgrundlagen der
Menschen und die Umwelt durch viele Ereignisse extrem angegriffen und
erschüttert.
Die von BP (British Petrol) im Golf von Mexiko verursachte Ölpest sowie
der Atom-GAU in Fukushima sind verheerende Einschnitte in die Ökosysteme und
haben Natur und Menschen umfassend geschädigt. Naturkatastrophen wie Erdbeben
führen durch die Eingriffe des kapitalistischen Systems in die Natur zu
verheerenden Auswirkungen auf die Menschen. In Erbebengebieten müssen Menschen
in Behausungen leben, die den Beben nicht standhalten. In diesen gefährdeten
Regionen wird keine Städte- und Industrieentwicklung betrieben, die mit den
Auswirkungen von Erbeben rechnet, sondern nach Profitinteressen ausgerichtet
ist. So sind viele der brutalen Folgen der Beben von den Herrschenden und ihren
Regierungen zu verantworten und nicht von Naturkatastrophen.
Durch den ständig steigenden CO2 Ausstoß vergrößert sich das „Ozonloch“
mehr und mehr. Die direkte Sonneneinwirkung führt zu schweren Krankheitsfolgen,
Dürre, Verwüstung etc. AKWs, Atommüll und Atomwaffen verseuchen Natur und
Mensch. Die Produktion von Müllbergen und die Müllentsorgung belasten Luft,
Meere und Boden rund um den Erdball. Durch Überdüngung und Raubbau werden
Agrarflächen für Pflanzenanbau zur Lebensmittelproduktion vernichtet. Durch die
ungebremste Ausbeutung der Rohstoffreserven und den verschwenderischen
Energieverbrauch werden die Rohstoffe versiegen und Notstandsituationen für
Menschen und Natur schaffen. Die weltweite profitorientierte Abholzung der
Wälder lässt die Lungen der Erde verschwinden. Die Erderwärmung lässt die Pole
schmelzen und bringt dramatische Klimaverschiebungen.
Ein Warnzeichen war der Super-GAU Fukushima/Japan im März 2011. Entgegen
den verlogenen Voraussagen bürgerlicher Politiker, eine Kernschmelze fände
höchstens aller 10 000 Jahre einmal statt, ist 25 Jahren nach Tschernobyl
die nächste Kernschmelze eingetreten. Die Auswirkungen sind noch nicht
abzusehen.
Wie in allen vom kapitalistischen System hervorgerufenen
Umweltkatastrophen, wird auch bei den atomaren „Unfällen“, so auch vor 25
Jahren in Tschernobyl, von den verantwortlichen Konzernen und Regierungen
gelogen und vertuscht. Die Auswirkungen von Fukushima werden noch verheerender
sein als in Tschernobyl. Die Megastadt Tokio, mit 36,5 Mio. EinwohnerInnen
liegt im Radius der atomaren Verseuchung.
Das sogenannte TohoKu-Erdbeben am 11. März erreichte 9,0 auf der
Richterskala. Ein zentrales Argument des Tepco Konzernes ist, die AKWs sind
nicht für Erdbeben solcher Stärke gebaut, da diese praktisch nicht vorkommen.
Ein Blick auf Wikipedia hätte genügt. 1952 bebte die Erde in
Kamtschatka/Russland mit einer Stärke von 9,0. In Chile richtete im März 1960
ein Beben von 9,5 schwere Verwüstungen an. In Alaska gab es 1964 ein Beben mit
9,2. Dann 2004 ein Beben im Indischen Ozean vor Sumatra der Stärke 9,1, das
viele Länder getroffen hat. Das ist nur ein Beispiel für die Betrugsmanöver,
die nur das kapitalistische Profitstreben verdecken sollen. Solange die
Atomtechnologie so schwerwiegende Vernichtungspotentiale gegen die Erde und die
Menschen in sich birgt, lehnen wir sie grundsätzlich ab.
Diese Bedrohungen sind von den Ausbeutergesellschaften „selbst gemacht“.
Die Naturgewalten wie die Erdbeben und Tsunamis treffen auf eine Infrastruktur,
die diesen überhaupt nicht gewachsen ist.
Nur eine radikale Umsteuerung in allen Bereichen kann die Vernichtung
der Lebensgrundlagen der Menschheit stoppen. Die sozialistischen und
kommunistischen Gesellschaften werden als ein Grundprinzip der Produktionsweise
den Einklang von Menschen und Natur haben. Das bedeutet auch anders zu
produzieren und anders zu konsumieren. Allein der Wechsel auf alternative
Energien ist nicht der Ausweg. Radikal muss der Energieverbrauch gesenkt
werden. Radikal muss umgelenkt werden, die Produktion muss sich an den
wirklichen Bedürfnissen der werktätigen Menschen orientieren. Und nicht an dem
Bedürfnis des Kapitals immer höheren Mehrwert aus den Arbeitenden
herauszupressen um Maximalprofit zu machen.
Der Öko-Kapitalismus ist keine wirkliche Alternative. Auch alternative
Energieträger sind im Kapitalismus ein profitables Geschäft! Es ist weder
Menschen- noch Umweltliebe, die die GRÜNEN Politiker umtreibt, wenn sie gegen
AKWs auftreten. Sie haben sehr früh kapiert, dass langfristig AKWs nicht tragbar
sind und fossile Energiequellen irgendwann ausgehen. Daher bedienen sie das
Innovationsbedürfnis des Finanzkapitals! Vorreiter ist der Oberguru-GRÜNE,
Joschka Fischer. Er berät mit seinem „Consulting“-Büro den Energiemulti RWE
(!), den REWE-Handels- und Touristik-Konzern, sowie Siemens und BMW in
„Nachhaltigkeitsstrategien“: Also darin wie man mit Umwelttechnologien
maximalen Profit macht, bestmögliche Steuerabschreibungen ausnutzt und von
staatlichen Subventionen profitiert.
Antiislamismus ist das Stichwort der aktuellen zivilen wie militärischen
Kriegsführung des Imperialismus. Im Namen des Kampfes gegen den Terrorismus
wird der Antiislamismus zentral als ideologische Waffe gegen die Völker
verwendet. Das moderne Kreuzrittertum hat sich einen neuen Hauptfeind, den
Islam geschaffen. Mit Kopftuch- und Burka-Verboten, rassistischer Ausgrenzung
und Hetze wird Stimmung gemacht. Mit dem Bauverbot für Minarette soll die
christliche (teils auch klerikal-faschistische) Oberhoheit demonstriert werden.
Während die Kirchenglocken immer läuten… Dahinter scharen die imperialistischen
Großmächte ihre christlichen und unchristlichen Schäfchen zu Hause. Unzählige
Lügenmärchen, Verleumdungen, Geschichtsverdrehungen und Vorurteile werden
aufgefahren, um eine der Weltreligionen, den Islam, in den Staub zu treten. Das
erhöht natürlich das Herrschaftsgefühl des weißen christlichen Mannes, der sich
seit Jahrhunderten berufen fühlt, die Welt zu retten.
Für uns Kommunisten ist der Islam wie alle anderen Religionen
reaktionär. Wie das Christentum, der Buddhismus, der Hinduismus, und so weiter.
Ebenso wie in allen anderen Religionen, gibt es im Islam extrem reaktionäre
Strömungen, die sogenannten „islamistischen“. Die Gleichsetzung des Islams mit
Terrorismus ist nur ein geschickter Vorwand der Imperialisten und Herrschenden
ihre Kriege gegen die unterdrückten Völker um Einflusssphären ideologisch zu
begründen.
Aber auch der Antikommunismus, vor allem in der Form des Antistalinismus,
spielt nach wie vor eine herausragende Rolle im ideologischen Arsenal der
Weltbourgeoisie. Selbst heute, in einer Phase wo kämpfende Kommunisten und die
Ideologie des Kommunismus nur in einigen wenigen Ländern wie z.B. auf den
Philippinen und in Indien eine „reale Gefahr“ sind, wird das Gespenst des
Kommunismus beschworen. Ein kleines Beispiel aus der BRD ist die aberwitzige
Debatte der bürgerlichen Politik und Medien über den Diskussionsbeitrag „Über
die Wege zum Kommunismus“ von G. Lötzsch, Die Linke, anlässlich der
Rosa-Luxemburg-Konferenz im Januar 2011. Obwohl Lötzsch ein völlig
reformistisches Konzept verteidigt hat, reichte alleine das Wort Kommunismus
aus, eine Flutwelle der Entrüstung loszutreten und eine Hetzkampagne zu
starten. Natürlich geht es in erster Linie um Wahlkampf, aber es geht auch um
die Verteufelung des Kommunismus und des Sozialismus als einer möglichen
Alternative. Auch wenn die Partei Die Linke überhaupt nicht dafür steht.
Ideologische Rattenfänger Rassismus, Nationalismus und Chauvinismus:
So international und global sich das Weltbürgertum gibt, so eng,
beschränkt und dumpf ist der Nationalismus, den es unter ‚seinen Untertanen’,
den Unterdrückten schürt. Die Angst vor dem „Fremden“, die ‚Kälte der
Globalisierung’, die nationalistische Überhöhung der eigenen Nation mittels
Chauvinismus sind beliebte Waffen. Der Rassismus steckt in allen Ritzen der
bürgerlichen Kultur und Denkweisen. Er geht Hand in Hand mit der Faschisierung
und äußert sich gegenüber nationalen, religiösen, und ethnischen Minderheiten
in Deutschland. Er richtet sich vor allem gegen Menschen aus der
Türkei/Nordkurdistan und aus arabischen Staaten, sowie gegen Roma/Sinti und
Juden.
Die bürgerliche Ideologie in all ihren Formen ist noch immer tief
verwurzelt in der Arbeiterklasse. Nach wie vor ist die Analyse von Karl Marx
zutreffend: „Die herrschenden Gedanken sind die Gedanken der Herrschenden.“
(Die Deutsche Ideologie, MEW 3, S. 46) Der subjektive Faktor, die
klassenbewussten ProletarierInnen und ihre kommunistische Organisation sind
nach wie vor noch zu schwach, um hier einen offensiven Gegenpol zu schaffen.
Arbeiterklasse und unterdrückte Völker im Kampf
18. Revolutionärer Aufruhr in Nordafrika und im Mittleren Osten:
Wichtige Meilensteine
Initialzündung für die Erhebungen war die Selbstverbrennung von Mohammed
Bou’zizi in Tunesien. Es folgten weitere Selbstverbrennungen in Algerien,
Mauretanien und Ägypten. Es waren Funken in der trockenen Steppe. In Tunesien
brach ein Sturm des Volkswiderstandes los. In Ägypten, Algerien, Marokko,
Libyen, Somalia folgten Massendemonstrationen, und fallweise Aufstände. Der
Funke sprang in den Mittleren Osten über, zunächst auf die arabische Halbinsel,
Jordanien, Jemen, Oman, Bahrein, Katar (Hauptbasis der US Armee im Mittleren Osten)
und Saudi Arabien. Dann folgte Syrien. Die Völker strömten zu
Massenmanifestationen mit Rufen nach Freiheit und Demokratie gegen die
Diktatoren, Despoten und Unterdrücker. Ein Pulverfass kam zur Explosion. Die
Völker haben sich in Tunesien und Ägypten zum Aufstand, ja zur Revolution
erhoben. Sie haben der Einschüchterung, der Gewalt und Unterdrückung
widerstanden. Die Diktatoren wurden zum Teufel gejagt, aber noch ist nichts
vorbei. Ein Teil der herrschenden Clique ist weg vom Fenster, aber das alte Machtsystem
besteht weiter. In Ägypten herrscht weiterhin das Militär.
Aber die Massen lassen sich nicht mit einigen Reformen abspeisen. Sie
laufen sowohl in Tunesien wie in Ägypten weiter Sturm gegen die verbliebenen
Repräsentanten des alten Regimes in den Regierungen. Sie sind misstrauisch und
fordern radikale Veränderungen. Selbstorganisierungen in den Städten und
Dörfern haben sich gebildet. Die Massen wollten und wollen nicht mehr weiter
wie bisher. Sie fürchten das bisherige Leben mehr als den Tod.
Diese Kämpfe sind Meilensteine in der Geschichte dieser Länder. In
keinem dieser Staaten, Tunesien und Ägypten, voraussichtlich auch im Jemen, in
Libyen und Syrien wird es so sein wie es war. Natürlich ist die Lage in den
einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, und die Entwicklungen haben jeweils
eine eigene Dynamik. Trotzdem gibt es auch viele Gemeinsamkeiten in den
Kämpfen.
Das Hauptproblem in all diesen Bewegungen ist, dass es keine
revolutionäre Kraft gibt, die die Energie der Werktätigen, die bereit sind die
Macht aus den Angeln zu heben, zusammenfassen und organisieren kann.
Die weltweite Bedeutung dieser revolutionären Erhebungen für den Kampf
der Völker ist: Die Hoffnungslosigkeit, dass sich nichts verändern kann, ist
auf jeden Fall von Grund auf erschüttert. Wie schnell kann sich die Geschichte
drehen…arabisch sprechen ist sozusagen angesagt! Wir müssen das aufgreifen, und
uns und alle anderen revolutionären Kräfte in unseren Ländern fragen, was wäre
wenn und wann?
Perspektiven: Die Entwicklung im Maghreb und im Mittleren Osten kann
nicht mit der Entwicklung im ehemaligen „Ostblock“ oder mit Iran verglichen
werden. Das waren ganz andere soziale, nationale und internationale
Bedingungen. Ein solcher Vergleich ist völlig mechanisch und schematisch. Die vom
Westen an die Wand gemalte islamistische Gefahr oder Al Quaida sind aktuell
keine wirklich realen Gefahren. Aber auch der Westen wird nicht zum Vorbild
erkoren. Die Werktätigen, soweit wir das beurteilen können, wollen auf ihrem
kulturellen, historischen Hintergrund Freiheit, politische Beteiligung und ein
Ende von Armut und Hunger. Es gibt unterschiedliche Modelle, die sich jetzt
auch erst herausbilden werden. Die islamischen Bourgeoisien werden stark auf
das AKP-Modell in der Türkei, ein ‚moderates’ islamisches Staatskonzept,
setzen. In den Kämpfen zeigt sich die ganze politische, gesellschaftliche,
klassenspezifische Vielfalt von Konzepten, Wünschen und Vorstellungen der
kämpfenden Massen.
Es geht um Ausbeuter und Ausgebeutete, um die Verteilung des Reichtums,
es geht um religiöse Unterschiede und Diskriminierungen, um nationale
Widersprüche und Unterdrückung, um Frauenbefreiung, Männerchauvinismus und
patriarchale Verhältnisse. Es geht um nichts weniger als um die Umwälzung aller
Werte. Inwieweit diese stattfinden wird, ist eine Frage der Machtverhältnisse
und der politischen Klarheit. Da die revolutionären Kräfte schwach sind und
kaum über Einfluss verfügen, liegt es ziemlich nahe, dass sich nationalistische,
bürgerliche, reaktionäre Konzepte durchsetzen werden. Aber wir sind
revolutionäre Optimisten. Revolutionäre Alternativen können in der Verbindung
der praktischen Kämpfe und der Theorie des Marxismus-Leninismus in solchen
Bewegungen rasch entstehen. Bereits jetzt entwickeln sich in den Kämpfen in Tunesien
und Ägypten neue revolutionäre und kommunistische Organisationen.
BRD, der Westen und die Diktaturen
Die Großmächte wurden durch diese Bewegungen völlig auf dem kalten Fuß
erwischt. Aufgescheucht und hilflos reagieren sie und versuchen zu retten was
für sie zu retten ist.
Im Dezember 2007 beschließen 53 Staaten Afrikas mit den EU-Chefs auf dem
„Afrika-Gipfel“ in Lissabon eine „enge Partnerschaft“. Einen Tag später
schließt Frankreich mit Gaddafi Wirtschaftsverträge in Höhe von 10 Mrd. Euro
ab, darunter über den Ankauf von 21 Airbus Maschinen und einen oder mehrere
Atomreaktoren. Die Verteidigung „westlicher Werte“ für diese Weltregion war
nicht die Sache der imperialistischen Mächte. Hier demonstrierten sie zynisch
ihre Doppelmoral. Die Diktatoren von Ägypten, Tunesien und Libyen waren beste
Wirtschaftspartner. Investitionsparadiese für westliches Kapital. Die BRD war
ganze vorne dabei. Mubarak und Ben Ali wurden eingekauft, mit Mrd. für Militär
und Polizei, aber auch für ihre eigenen „Familienholdings“. Alle wussten von
Folter und von Terror- und Geheimdienstherrschaft. Mubarak war „Ordnungsfaktor
im Nahen Osten“. Das palästinensische Volk wurde verraten und ausverkauft, der
Gaza ausgeblutet. Eine demokratische Lösung der Palästinafrage sollte mit allen
Mitteln verhindert werden.
Mubarak und sein Clan verfügten über enormen Reichtum, den sie den
Werktätigen abgepresst haben.
Es gab nur Staats-Gewerkschaften und ganz niedrige Löhne. Ägyptens
Werktätige lebten mit einem 2 Dollar Einkommen pro Tag, und wurden bis aufs
Blut ausgepresst. Da würde ein demokratisches Regime natürlich dem Westen
schaden, wenn das Volk mehr Rechte bekommt.
In Tunesien konnte die europäische Tourismusbranche ungestört Mrd.
Dollar und Euros scheffeln.
In Libyen wurden 100 000 flüchtende Menschen, aus Subsahara-Afrika,
die nach Europa wollten, einkaserniert, abgeschoben und ermordet. Insgesamt
sind mehr als über eine Million Flüchtlinge, Migrantenarbeiter aus diesen
Staaten in Libyen.
In Libyen herrscht die pure Willkür. Gaddafi war einst ein Hauptfeind
des Westens. Sein Regime stand hinter dem Flugzeuganschlag „Lockerbie-Attentat“
(1988) und zahlte dafür 2,4 Mrd. Dollar Entschädigung. Ebenso war Gaddafi
Drahtzieher des Anschlages in Berlin auf die Diskothek Labelle. Auch hier hat
sein Regime mit Entschädigungen ein „Schuldeingeständnis“ abgelegt. Ein paar
Jahre später wurde er zum Retter Europas vor den „Flüchtlings-Strömen aus
Afrika“. Darüber hinaus ist Libyen das weltweit 7. größte Förderland für Öl und
Gas. So hat sich Gaddafi von EU und Deutschland politisches Wohlwollen,
Waffenlieferungen und Investitionen besorgt. Westliche Demokratie und
Menschenrechte sind die Phrasen. Aber wenn es opportun ist, installieren und
unterhalten die westlichen Imperialisten faschistische Diktaturen, wie schon in
Lateinamerika, z.B. in Chile und in Argentinien, so auch in Asien, im Nahen
Osten und in Afrika.
Libyen ist eine internationale Großbaustelle und Ausbeuter für
Migrantenarbeiter aus aller Welt. Aus Ägypten kommen bis ca. 1 Million ArbeiterInnen.
Aber auch aus Malaysia, Pakistan und Indien. China ist als neuer Neokolonialist
mit ca. 40 000 ArbeiterInnen und TechnikerInnen vor Ort. Libyen ist im
Unterschied zu Tunesien und Ägypten ein reiches Land. Auf dem weltweiten Index
Bruttosozialeinkommen pro Kopf (Kaufkraft bereinigt) steht es auf Länder-Rang
55. Im Vergleich hierzu steht die Türkei auf Rang 66, Brasilien auf 76,
Südafrika auf 78, Tunesien auf 89 und Ägypten auf Rang 102.
Im Unterschied zu den Ereignissen in Tunesien und Ägypten, die den
Westen tatsächlich überrannt haben, war die Entwicklung in Libyen anders. Der
Westen, dem Gaddafi schon immer ein Dorn im Auge war, hatte schon vor den
Demonstrationen massiv Geheimdienste vor Ort präsent. In Windeseile wurden die
Aufständischen in Libyen von den westlichen Imperialisten politisch anerkannt
und vor allem mit Waffen versorgt. In Libyen kann es zu einer Aufspaltung des
Landes in West- und Ostlibyen kommen. Die westlichen Imperialisten wollen ihren
Fuß auf jeden Fall in Libyen haben. Geschickt hat die Merkel Regierung taktiert
und sich ‚offiziell’ nicht am Libyeneinsatz beteiligt. Um einige Monate später
doch inoffiziell in die Kampfhandlungen einzusteigen.
Wie die Entwicklung in Syrien verlaufen wird ist noch offen. Über
tausende Menschen wurden gezielt ermordet. Das marode al-Asat-Regime versucht
mit Peitsche, sprich brutaler Unterdrückung und mit Zuckerbrot, sprich Runder
Tisch mit der Opposition seine Macht zu retten. Die westlichen Imperialisten
stehen lauernd in Stellung. Im Namen ihres Verständnisses von Menschenrechten,
gibt es keinen Unterschied zwischen Libyen und Syrien. Warum also bombardieren
sie Syrien nicht? Um das fragile Machtgefüge im Nahen Osten nicht zu
erschüttern, wagen sie sich nicht so weit vor wie in Libyen. Und al-Assad steht
ihnen immer noch näher als Ahmadinedschad.
Die kapitalistische Entwicklung in den abhängigen Ländern, auch wenn sie
gehemmt ist, bringt mit sich, dass die Menschen mehr Demokratie und Freiheit
einfordern. Die Imperialisten springen auf den fahrenden Zug, wenn die Völker
sich gegen ihre Diktatoren auflehnen, und treten als Verteidiger von Demokratie
und Freiheit auf. Obwohl sie die Diktatoren in ihre Machtstellungen gehievt und
unterstützt haben.
Die Aufstände für Demokratie brachen in Nordafrika aus, und was waren
die „ersten Sorgen“ unserer Regierenden und der EU? Flüchtlingsabwehr stand und
steht ganz oben auf ihrer Agenda. Bevor Lebensmittel oder andere Hilfe nach
Tunesien vor Ort gebracht wurden, um die Flüchtlinge an der tunesisch-libyschen
Grenze zu versorgen, wurde sofort eine der Rapid Force Truppen von Frontex zur
„europäischen“ Grenzsicherung vor Ort eingeschaltet. 5 000 Flüchtlinge
sind für Italien und Europa schon der „Super-Gau“. Im Vergleich zu
Hunderttausenden von Kriegsflüchtlingen aus Irak und Afghanistan z.B. in
Pakistan. Die deutsche Berichterstattung baute sofort neue Drohkulissen auf:
„Eine Flut von Flüchtlingen, die sich nach Europa ergießt! Heute wieder
50 Flüchtlinge auf Lampedusa gelandet.“
Welche Sprengkraft hat in dieser Situation Palästina? Auch wenn es zu
einigen zaghaften Demonstrationen für mehr Rechte im Gaza kam, die Hamas hat
gegen die israelischen Besatzer die Bevölkerungsmehrheit nach wie vor hinter
sich. Al Fatah versucht im Gaza wieder an die Macht zu kommen. Sie werden im
Namen der Demokratie auftreten. Es kann sein, dass Israel, Al Fatah und
westliche Imperialisten versuchen solche Bewegungen im Gaza zur Schwächung der
Hamas anzuschieben. Es kann auch ein Grund für eine erneute Intervention
Israels im Gaza sein. Israel will Hamas im Gaza vernichten, dazu könnten sie so
eine Bewegung verwenden. Aktuell haben sich Hamas und Al Fatah auf einen
Minimalkonsens geeinigt. Der Hauptwiderspruch im Gaza und der Westbank verläuft
zwischen dem palästinensischen Volk und der zionistisch-israelischen Besatzung.
Das ist zentral. Palästina ist unter Fremdherrschaft.
Welche Aufgaben stellen sich uns KommunistInnen?
Eine groß angelegte Solidaritätsbewegung für alle kämpfenden Völker hier
und heute ist das Gebot der Stunde. Praktische Unterstützung vor Ort sowie im
Kampf gegen unsere Herrschenden ist vonnöten. Aber wir, die revolutionären
Kräfte sind sehr schwach und können nur sehr wenig bewirken. So hatten die
Solidaritäts-Demonstrationen für die nordafrikanische Revolutionsbewegung nicht
die Sprengkraft wie zum Beispiel die Aktionen zu Zeiten des Vietnamkrieges. In
dieser Situation müssen wir weiterhin mit aller Kraft, „Europas Grenzen auf für
alle Flüchtlinge“, und „alle Imperialisten raus aus Nordafrika“, etc. fordern.
Als KommunistInnen dürfen wir natürlich nicht dabei stehen bleiben, sondern in
den Mittelpunkt stellen und konsequent propagieren: KEINE WIRKLICHE BEFREIUNG
OHNE REVOLUTION! Volle Unterstützung für den revolutionären Kampf in Nordafrika
und im Mittleren Osten! Den eigenen deutschen Imperialismus anprangern und
angreifen als unseren stärksten Beitrag!
In der Arbeiterklasse die Interventionskriege und Sanktionen von NATO,
UN, EU etc. als Mittel bürgerlicher Politik gut begründet ablehnen und
aufzeigen, mit welchen Intentionen die westlichen Imperialisten eingreifen
wollen. Diese liegen nicht im Interesse der Werktätigen. Die Völker müssen
wachsam sein. Wir können nur warnen, „unsere“ Imperialisten wollen euch mit
ihrer Hilfe nur weiter unterdrücken!
In den nordafrikanischen Ländern und im Mittleren Osten gibt es derzeit
ein ungeheueres revolutionäres Potential. Die werktätigen Massen sind offen für
Alternativen und suchen neue Wege für die Gestaltung ihres Lebens.
19. Internationale ArbeiterInnen- und Widerstands-Bewegungen
Die Befreiungsbewegung in Nordafrika und im Mittleren Osten stehen für
einen historischen Einschnitt. Der Funke der Revolte ist auf weitere Länder
übergesprungen, so auf Syrien.
Die Forderungen all dieser Bewegungen lauten: Freiheit und Demokratie.
Aber nicht im Sinne der Imperialisten, sondern im ursprünglichen Sinne der
Demokratie als wirkliche Volksherrschaft.
Die Massen wollen mehr Demokratie, Mit- und Selbstbestimmung. Wenn sich
keine revolutionären kommunistischen Führungen entwickeln werden, die
entscheidenden Einfluss gewinnen, wird im Ergebnis nur eine andere Form der
Herrschaft der Bourgeoisie herauskommen.
Der Vergleich in den bürgerlichen Medien zwischen diesen aktuellen
Aufständen in Nordafrika mit den „Demokratiebewegungen“ in den 1990 Jahren im
revisionistischen Ostblock hinkt völlig. Diese waren offen antikommunistisch,
und positionierten sich einzig und allein für die Demokratie der westlichen
Imperialisten. Die Massenbewegung in Nordafrika und im Mittleren Osten ist
nicht offen antikommunistisch, sondern lässt viel Freiheit in den Forderungen
zu und sucht selbst nach Alternativen. Zentralste Erfahrung der Volksmassen
ist, wenn wir uns bewegen, wenn wir unser Schicksal in die eigenen Hände
nehmen, dann können wir die Welt aus den Angeln heben.
Die Strahlkraft dieser Kämpfe ist selbst auf das ‚alte’ Europa
übergeschwappt. In Griechenland und Spanien, die durch die Krise gebeutelt und
unter das Joch des „EU-Rettungs-Diktates“ gestellt sind, haben sich die
Werktätigen von dem revolutionären Enthusiasmus anstecken lassen. Die Besetzung
von Plätzen und Gründung von Zeltstädten, im Herzen von Madrid, Barcelona und
Athen waren von dem Vorbild der Tahrir-Platz-Bewegung in Ägypten inspiriert.
Neue Formen direkter Demokratie auf den Plätzen und in den Volksvierteln wurden
erprobt.
In den vergangenen vier Jahren flammte in allen Ecken und Enden der Welt
Arbeiterkämpfe und Widerstand auf. Im September 2007 gab es landesweite
Protestaktionen in Myanmar. Auch wenn sie von Mönchen geführt waren, richteten
sie sich gegen die Militärdiktatur. März 2008 Proteste und Aktionen in Tibet,
die China brutal niederschlägt; November 2007 landesweiter Bahnstreik in
Frankreich; März 2008 militante Kämpfe gegen Erhöhung des Renteneintrittalters
und Arbeitszeitverlängerung in Frankreich; Mai 2008 Nepal wird Republik, das
Königshaus gestürzt; August 2008 bürgerkriegsähnliche Zustände im Machtkampf
zwischen rivalisierenden Kompradorencliquen, dem Militär und der Bevölkerung in
Thailand; Dezember 2008 Ermordung des 15 jährigen Schülers Alexis Grigoropoulos
durch Polizeikräfte in Griechenland. Es folgen Jugendaufstand und militante
Kämpfe gegen den Bildungsnotstand. Juni 2009 Massenproteste gegen
Wahlfälschungen (Grüne Revolution) im Iran und brutale Niederschlagung von
Demonstrationen durch die Diktatur. Dezember 2009 erneute Massenproteste im
Iran; Februar 2010 militante Kämpfe und Generalstreiks gegen EU-Sparauflagen in
Griechenland; März 2010 Massenproteste gegen das faschistisch-korrupte Regime,
Ausnahmezustand im April in Bangkok in Thailand.
Auf den Philippinen wird seit Jahren versucht die starke und militante
Gewerkschaftsbewegung mit allen Mitteln zu zerschlagen. Hauptwaffe ist die
Ermordung linker Gewerkschafter auf den Philippinen: Im Juni 2010 wird Edward Panganiban,
27 jähriger Sekretär der unabhängigen Betriebsgewerkschaft beim japanischen
Takata-Multikonzern auf dem Weg zur Arbeit ermordet. Im Sommer 2010: militante
Streiks der Textilarbeiterinnen in Bangladesh. Oktober 2010 Frankreich:
militante Kämpfe mit Blockaden und Besetzungen gegen die Erhöhung des
Renteneintrittsalter. Es gibt sechs nationale Generalstreiktage. Auch wenn
Kämpfe, wie in Frankreich, teils sehr militant ausgetragen wurden, haben sie
doch selten ihre Forderungen durchsetzen können. Diese waren reine
Abwehrkämpfe.
November 2010 Irland: Demonstration, gegen die Wirtschaftspolitik der
Regierung, der Abwälzung der Krise auf die Werktätigen.
2009/10: Der über einjährige Kampf der „Tekel“ ArbeiterInnen in
Nordkurdistan/Türkei gegen die Privatisierung des Tabak-Staatsmonopol-Betriebes
Tekel. In Nepal setzt sich die nach den Wahlen entstandene Pattsituation fort
und seit 2010 existiert ein politisches Machtvakuum. Weder eine neue
Regierungsbildung noch eine Verfassung kommt zustande.
Die KPNepal (Maoistisch) hält an ihrem Konzept der „volksdemokratischen
Verfassungsordnung“ fest. Sie hat aber nicht die militärische und politische
Macht diese durchzusetzen. So setzt sie auf einen Kompromiss mit den
bürgerlichen Parteien und die Situation in Nepal stagniert.
Die bewaffneten Befreiungskämpfe auf den Philippinen, in Kolumbien und
in Indien gehen trotz anhaltender Angriffe durch die jeweiligen Herrschenden
weiter und gewinnen teils an Boden. Zwischen der NDF (Nationalen Demokratischen
Front) und der Regierung gibt es wieder Friedensgespräche auf den Philippinen.
Ohne Übertreibung können wir sagen, dass in China nahezu kein Tag ohne
einen Streik vergeht. Das ist vor allem deswegen hervorzuheben, da es in China
kein Streikrecht gibt und die staatliche Repression massiv und brutal gegen die
Streikenden vorgeht. Dennoch kämpfen dort ArbeiterInnen für die Verbesserung
ihrer Lage. 2008 gab es in Dongguan bei der Containerfabrik Maersk militante
Aufstände der WanderarbeiterInnen, die auch auf andere Firmen übersprangen. Die
Regierung ist durch immer wieder neue Aktionen in den letzten Jahren
schließlich gezwungen gewesen, minimale Gesetze zur Verbesserung der
Arbeitsbedingungen zu verabschieden.
20. Werktätige in der BRD:
Der Kampf um Verbesserung der Lage der ArbeiterInnenklasse geht weiter.
Auch in der BRD gab es Protesttage, Streiks und Demonstrationen gegen
die Verschlechterung der Lebenslage der Werktätigen, gegen Erwerbslosigkeit und
gegen die Krise. Arbeitskämpfe in der Autobranche, in Druck-Papier, im
Öffentlichen Dienst, bei den DB- und Privat-Bahnen initiiert von der GDL,
Widerstand gegen Stuttgart 21, Anti-Atom Bewegung. Selbständige Streiks waren
sehr selten. Die „Rettung für Opel“ im Mai 2009 durch Kapital, Regierung und
Co-Management der Gewerkschaften, war nur ein Ausverkauf der Arbeitsplätze von
Opel auf Raten.
Antiimperialistische Widerstandskämpfe gegen G8 und G20, sowie gegen
NATO-Treffen liefen auch in den letzten vier Jahren. Ihre Mobilisierungskraft
und Durchsetzungsstärke nahm allerdings ab.
Der Kampf gegen die Umweltzerstörung, insbesondere die Anti-AKW-Bewegung
nahm nach der Laufzeitverlängerung der Merkel/Westerwelle-Regierung wieder an
Fahrt auf. Der Fukushima-Gau wurde bundesweit mit einer massiven Kampagne zum
sofortigen Abschalten aller AKWs beantwortet.
Es gibt ca. 42 Millionen Erwerbstätige, die derzeitige Erwerbslosenquote
liegt bei 7,5%. Ca. 7,8 Millionen Werktätige sind Mitglieder in
verschiedenen Gewerkschaften, also fast 20% aller Erwerbstätigen. In vielen
Tausend Leiharbeitsfirmen arbeiten inzwischen rund 1 Million ArbeiterInnen für
ihren Lebensunterhalt, nahezu ohne Perspektive auf einen festen Arbeitsplatz.
In den Betrieben ist mit den Leiharbeitern eine weitere Spaltungslinie
dazugekommen.
Nach wie vor wird von der Bourgeoisie fleißig dafür gesorgt, dass sich
die Arbeiter nicht der möglichen Stärke ihrer Einheit klar werden. Spaltung
zwischen Männern und Frauen, jüngeren und älteren, Migranten und „deutschen“,
zwischen Hautfarben, zwischen befristet und fest eingestellten und
Leiharbeitern usw., usw. verhindert weitgehend Solidarität und Widerstand.
Diese Ruhe ist leider keine Ruhe vor dem Sturm, sondern eine Friedhofsruhe, die
die Bosse „Betriebsfrieden“ nennen. Dass Großkonzerne immer wieder und immer
dreister trotz steigender Gewinne Arbeitsplätze vernichten, lässt den Unmut
wachsen. Aber nur vereinzelt beginnt die Arbeiterklasse sich zu wehren.
Die Kämpfe sind meist ökonomischen Charakters, geführt um Lohnerhöhungen
und Anerkennung von Tarifverträgen. Kämpfe um den Erhalt von Arbeitsplätzen
bekommen auch schon mal eine nationalistische Note und sind geprägt von der
„Standort Logik“. Stichwort „Wir sind Opel“.
Die Folgen der Krise konnten auf die Arbeiterklasse abgewälzt werden.
Rentenkürzung durch die Rente mit 67, Hartz IV, Kürzungen und Einschnitte in
sozialen Leistungen sind nur Stichworte dafür, dass die erwirtschafteten
Reichtümer dieser Gesellschaft nicht ihren Produzenten zur Verfügung stehen.
Anstatt in Bildung, soziale Versorgung oder Nahverkehr zu investieren
wird der Kommunen-, Landes oder Bundeshaushalt in größenwahnsinnige
Prestigeprojekte wie z.B. Stuttgart 21 gestopft. Ganz egal, welche Regierung,
letztendlich bestimmen die Kapitalisten den Geldfluss. Für eine wirksame Gegenwehr
ist die Arbeiterklasse als Ganzes noch nicht in der Lage. Die
DGB-Gewerkschaften tun ihr Übriges, indem sie jeglichen Kampf im Keim ersticken
und mit ihrer Stellvertreterpolitik der Klassenzusammenarbeit tagtäglich die
Interessen der ArbeiterInnenklasse verkaufen.
Der Antikommunismus herrscht in den Gewerkschaften genauso wie in den
Köpfen der Werktätigen. Nicht wenige Arbeiter sind eher bereit für ihren
Standort oder auch für nationale Interessen einzutreten als solidarisch mit
Klassenbrüdern und -schwestern egal welcher Nationalität oder in welchem Land
für die eigenen Klasseninteressen zu kämpfen.
Allerdings können wir feststellen, dass in den letzten Jahren doch
Bewegung in die Sache gekommen ist. Trotz Spaltung und mitunter auch heftiger
Repression gegen kämpferische ArbeiterInnen treten immer wieder Belegschaften
auch kleinerer Betriebe in Streik und versuchen, ihre Lage zu verbessern.
Trotz alledem wäre es Schönfärberei und ein uns selbst Belügen zu sagen,
die ArbeiterInnenklasse ist in der Offensive. Nach wie vor ist das
Klassenbewusstsein insgesamt sehr schwach. Nach wie vor wird der Sozialismus
von den Herrschenden effektiv als Feindbild benutzt. Nach wie vor ist der
Einfluss der DGB-Gewerkschaften massiv und lähmend.
Diese Situation spornt uns an, mit ganzer Kraft im Betrieb und in der
Fabrik unermüdlich die Keime des sozialistischen Bewusstseins zu säen, überall
an vorderster Front für die tagtäglichen Interessen der ArbeiterInnen
einzutreten, offensiv dafür zu kämpfen und als KommunistInnen die Alternative
des Sozialismus in die Diskussion zu bringen und die Fortgeschrittensten des
Proletariats zu organisieren.
Weltweit ist die kommunistische Weltbewegung immer noch in der
Defensive. Auch wenn in manchen abhängigen Ländern, wie Indien, Philippinen,
Argentinien, Kolumbien sich offen zum Marxismus-Leninismus bekennende,
revolutionäre Parteien einen gewissen Einfluss in der ArbeiterInnenbewegung
haben.
Insgesamt herrschen Zersplitterung, ideologische Differenzen und eine
schwache Verankerung in der Arbeiterbewegung vor.
Nach wie vor gibt es verschiedene internationale Zusammenschlüsse. Am
aktivsten sind international die beiden Organisationen „Internationale
Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen“, ICMLOP und
die Internationale Koordinierung Revolutionärer Parteien und Organisationen,
ICOR.
In letzterer, der ICOR, haben sich Parteien und Organisationen
zusammengefunden, die früher aufgrund tiefgehender ideologischer Fragen wie
z.B. der Einschätzungen der Partei der Arbeit Albaniens, der Rolle Mao Zedongs
und der KPChinas nicht zusammenarbeiteten.
Die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, Zentralorgan
Rote Fahne) [8] spielt in diesen Zusammenschlüssen eine
große Rolle und versucht ihre Führung durchzusetzen.
Wir, die Bolschewistische Initiative Deutschland sind eng verbunden mit
der Bolschewistischen Partei Nordkurdistan/Türkei und der KomAk-ml
(Kommunistische Aktion – marxistisch-leninistisch) Österreich. In zentralen
theoretischen Arbeitsfeldern und in praktischen Aktionen arbeiten wir kritisch
und solidarisch intensiv zusammen. BP und KomAK-ml sind unsere
marxistisch-leninistischen Geschwisterorganisationen.
Das „linke“ Spektrum in der BRD umfasst auf der einen Seite die
parlamentarische Reformer-Partei DIE LINKE und alte revisionistische
Strömungen, wie die DKP (SDAJ Jugendorganisation) und die Kommunistische
Initiative, die heute noch das Hohelied auf den angeblichen Sozialismus in der
DDR und der Sowjetunion singen, der Anfang der 1990 Jahren „gestürzt“ wurde.
Etliche von ihnen heben heute als Leuchtfeuer des Sozialismus Cuba, China,
Nordkorea und Venezuela auf ihr Schild.
Alle revolutionären Kräfte links neben dieser Strömung, sozialistisch,
antikapitalistisch, antiimperialistisch, antifaschistisch sind zahlenmäßig
relativ klein, und haben sich teilweise längerfristig als politische Gruppen
konsolidiert.
(So zum Beispiel die regional organisierten Gruppen wie RAS
(Revolutionäre Aktion) Stuttgart, ARAB (Antifaschistische Revolutionäre Aktion)
Berlin, OA (Organisierte Autonomie) in Nürnberg und SOL (Sozialistische Linke)
Hamburg/NRW. )
Immer wieder werden Bündnisse gebildet, wie das
„Antifaschistische/Antimilitaristische Aktionsbündnis“, oder „Zusammen
kämpfen!“ etc., um revolutionäre Kräfte (teilweise auch zusammen mit
revisionistischen wie SDAJ und DKP) zu bündeln.
Allerdings sind das oft nur kurzlebige Projekte, die schnell wieder von
der Bildfläche verschwinden. Unsere Teilnahme in solchen Aktionseinheiten
machen wir von deren Inhalt, Zielsetzung und der Möglichkeit der Freiheit der
Agitation und Propaganda sowie unseren Kräften abhängig.
Eine gewisse Kraft und Einfluss haben in der revolutionären Bewegung die
diversen trotzkistischen Organisationen.
Gruppen und Parteien wie MLPD, GDS (Gegen die Strömung), KPD (Roter
Morgen), etc. beziehen sich offen auf den Marxismus-Leninismus, grenzen sich
vom Trotzkismus, Opportunismus und Revisionismus ab und stehen für die
Zerschlagung des Kapitalismus und die Diktatur des Proletariats. Die Gruppe
„Roter Oktober“ hat sich aufgelöst. Die einzig zahlenmäßig bedeutsame und
stabile Organisation ist die MLPD. (Beispielsweise 46 000 Stimmen bei den
Bundestagswahlen 2009).
Wir sind für offensive, kritische ideologische Auseinandersetzung mit
allen Organisationen und für politische Aktionseinheiten zu brennenden Fragen
auf revolutionärer Grundlage.
Wir sind nur ein kleiner Kern von GenossInnen. Aber wir haben uns die
Aufgabe gestellt die marxistisch-leninistische Partei in Deutschland
aufzubauen, da es noch keine in Deutschland gibt. Und wir packen die Aufgabe
an!
In den vergangenen 4 Jahren sind wir wichtige Schritte auf diesem Wege
vorangegangen. Unser aktueller Hauptschwerpunkt (theoretisch und praktisch)
liegt in der Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit sowie in der Theoriearbeit, der
Analyse der Ursachen der Degeneration der sozialistischen Staaten in den
1950/1960er Jahren. In der politischen Praxis, neben der Betriebsarbeit,
beteiligen wir uns punktuell an wichtigsten Aktionen, Streiks, Kampagnen und
Bündnissen.
Wir mischen uns ein, wie zum Beispiel in Dresden bei den Anti-Nazi
Blockaden zum Gedenken an die Bombardierung Dresdens und provozieren
Diskussionen über unsere revolutionären Positionen. Aktiv nehmen wir am
Widerstand gegen NATO, deutsche Kriegsführung und Interventionen teil.
In alle diese Aktionen sowie in einzelnen Großbetrieben tragen wir
unseren politischen Klassenstandpunkt mit unserer Agitation und Propaganda
hinein. In kritischen Diskussionen und Auseinandersetzungen mit revolutionären
Gruppen und Organisationen kämpfen wir für die Vereinheitlichung der
Marxisten-Leninisten.
Trittin: Sprachrohr deutscher Weltmachtgelüste!
Die Rede von Trittin, Bündnis90/Die Grünen in der Bundestagsdebatte
(27.05.2011) über die Neuausrichtung der Bundeswehr offenbart sehr drastisch
wie politisch verrottet die einstige „Pazifistenpartei“ ist. Trittin lässt sich
vom gesamten Parlament beklatschen. Wofür? Er begrüßt, dass die neue
Kriegspolitik der BRD, ganz offiziell, endlich wieder im Kriegsministerium
entworfen und umgesetzt wird. Trittin: „Mit der heutigen Regierungserklärung
müssen wir feststellen: Die Zeiten haben sich geändert. Die Frage ist auch
entschieden. Über die strategische und sicherheitspolitische Ausrichtung der
BRD wird im Verteidigungsministerium entschieden. Dort wird formuliert.
Insofern muss man Ihnen an dieser Stelle, Herr de Maizière, ein Kompliment
machen. (Beifall beim BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU und der FDP)“. (Protokoll des Bundestages) Gleichzeitig kritisiert
er die, seiner Meinung nach, Halbherzigkeit von de Maizière: „Sie gewichten die
Verteidigung im Bündnis wieder höher als die Aufgabe, die wir alle als wichtig
identifiziert haben, nämlich mehr Einheiten sowie mehr Soldatinnen und Soldaten
für Auslandseinsätze bereitzustellen“. Denn „Internationale Verantwortung
heißt, dass wir uns an den Gefahren für Sicherheit, die sich auf der Welt
ergeben, orientieren. Es geht dabei nicht mehr um zwischenstaatliche Konflikte
zwischen hochgerüsteten Armeen. Es geht typischerweise um asymmetrische
Konflikte. Es geht typischerweise um das Vorgehen in gemischt zivil
militärischen Missionen. Es geht typischerweise um die Sicherung vor
Staatszerfall und Ähnlichem.“ Und zum Schluss setzt sich Trittin an die Spitze
der Forderungen des deutschen Imperialismus nach Weltherrschaft: „Deutschland
muss seiner internationalen Verantwortung gerecht werden. Das zielt
insbesondere auf die Sicherung und die Herstellung der Herrschaft des Rechts. Wir
dürfen keine rechtsfreien Räume auf diesem Globus dulden. Das heißt für uns:
Ausbildung, Ausrichtung und Ausrüstung der Bundeswehr müssen sich klar an
dieser Priorität orientieren.“
Sprachrohr für Aufrüstung, Militarisierung und globalen Krieg!
Bravo Herr Trittin!
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Das Massenmordkommando im Juli 2011 des Anders Behring Breivik in
Norwegen mit über 70 Toten ist nicht die Tat eines Durchgeknallten oder
Psychopaten. Im Nachgang will die bürgerliche Propaganda das heuchlerisch
unterstellen und bürgerliche Gerichte werden das womöglich bestätigen. Breivik
hat das umgesetzt was die faschistische Norwegische Fortschrittspartei (Er war
früher aktives Mitglied dieser Partei) und alle anderen bürgerlichen Parteien
seit Jahren propagieren. Rassistische Hetze gegen Migranten und speziell
antiislamischer Hass und Kriminalisierung des Islams in allen europäischen
Staaten. Breivik hat in seiner 1 500seitigen Erklärung, die er Manifest
nennt, und in den Vernehmungen seine mörderische Verachtung gegen den Islam und
Marxismus, seine Ablehnung einer „Multikulti“-Gesellschaft offensiv propagiert.
Er wirft der sozialdemokratischen Arbeiterpartei vor, das Land an Muslime zu
verraten und zu verkaufen. Deswegen hat er sich als christlicher Kreuzritter
der norwegischen Nation für seinen Anschlag die sozialdemokratische Regierung
und das Camp ihres Jugendverbandes in Ütoya als Zielscheibe ausgesucht.
Breiviks Tat ist die Tat eines Faschisten, die im Stile eines
SS-Massenmordkommandos akribisch geplant und eiskalt durchgeführt wurde.
Bürgerliche Aufarbeitung dieses Massakers bedeutet: heuchlerisch wird jetzt der
„nationalen Tragödie“ mit Kerzen und Gottesdiensten gedacht. Nationale Einheit,
sogar mit den Faschisten der Fortschrittspartei, wird dieser Tage gelebt. Viele
Kommentatoren in den bürgerlichen Medien distanzierten sich natürlich verlogen
von dieser Tat, aber mahnten zugleich, eine Debatte über die Motivation des
Täters nicht abzuwürgen. Ja, natürlich nicht, weil Medien und Bürgertum seit Jahren
den Nährboden für diese Taten schaffen. Sie, die in ihren Kommentaren,
Analysen, Talkshows und Politik in Herrenmenschenmanier offensiv ganze Bevölkerungsgruppen
diffamieren ihnen weniger Intelligenz, Terrorismus, Gewaltbereitschaft,
Ausplünderung des Sozialstaates unterstellen, sie sind es, die diesen Taten und
den Nazi-Mördern, die nötige Erklärung, die „wissenschaftliche“ Analyse und
manipulierte Fakten liefern. Mit einem Wort sie sind Mitschuld an diesem
Massaker. Sie betreiben die Faschisierung der Gesellschaft, ob in Norwegen oder
in Deutschland. (TA-Redaktion)
[1] TA-Redaktion:
In der EU platzte als Erstes der Schuldenballon in Griechenland Anfang Mai
2011. Im August 2011 stehen auch Italien und Spanien kurz vor der Staatspleite.
So dass der EU-Rettungsfond enorm aufgestockt wurde, und weiter aufgestockt
werden muss. In den USA kletterten die Staatsschulden, Ende Juli 2011 auf über
95% des Bruttoinlandsprodukts. Die amerikanische Regierung musste die
Schuldengrenze anheben, um überhaupt zahlungsfähig zu sein. Die Internationale
Ratingagentur, Standard and Poor‘s hat zum ersten Mal in der Geschichte die
Kreditwürdigkeit der USA Anfang August heruntergestuft. Es bricht Panik an den
internationalen Börsen aus. Seit Ende Juli bis zum 9. August beläuft sich der
Wertverlust an den Börsen insgesamt weltweit auf sage und schreibe 17%
(Reuters). Die Staaten versuchen diese Talfahrt wieder durch Unterstützung der
Börsen mittels Neuverschuldungen aufzufangen. Das heißt die
Staatsschuldenballons blähen sich weiter auf. Irgendwann kommt der Crash.
[2] Eine
Gruppe von GenossInnen vertritt die Position, dass China bereits seit Ende
2008/Anfang 2009 eine imperialistische Großmacht ist, und nicht erst seit 2011.
[3] Wir
haben China in unserem Artikel ‚China - Imperialistische Macht auf dem Weg zur
Großmacht‘, Trotz Alledem, Nr. 51/2009, als sozialfaschistisch bewertet. Die
Begründung dieser Einschätzung wird konkret in einem Artikel über die innere
Lage Chinas und den Stand der ArbeiterInnenbewegung erfolgen.
[4] Unter
den Staaten, die den Atomausstieg bisher betrieben, Italien, Schweiz, Spanien,
Belgien, Österreich (hatte ein AKW, das nicht in Betrieb genommen wurde),
Irland, Philippinen, Kuba (Bau abgebrochen) ist die Großmacht BRD sicherlich
der wichtigste.
[5] Der
Vertrag von Lissabon, verabschiedet Dezember 2009 ist der neue
Grundlagenvertrag der EU.
[6] Eine
Minderheit von uns vertritt die Position: Bereits heute ist die EU kein loser
Staatenbund mehr. Es gibt wichtige politische, wirtschaftliche und militärische
Grundlagen der EU, die keinesfalls aufgegeben werden. Viele nationale Rechte
sind an EU Recht abgegeben worden. Zentrale nationalstaatliche Institutionen
und Gesetze sind europäischen gewichen bzw. sind gemeinsam als europäische
geschaffen worden. So in der Flüchtlingsabwehr, in der Wirtschaftspolitik, in
der sozialen und sonstigen Gesetzgebung etc. Gemeinsame militärische und
polizeiliche Strukturen nehmen stark zu. Diese Entwicklung wird nicht
zurückgedreht.
[7] Analysen
von Trotz Alledem: „Freiheit für Palästina – Die Geschichte des Staates Israel”,
TA 32/33, 2004 und „Palästina: Nationale Bewegung, Geschichte und
Organisationen”, TA 47, 2008
[8] Zu
unserer Haltung zur MLPD siehe TA Nr. 5 und 11 „Proletarische Denkweise oder
Marxismus-Leninismus?“