TROTZ ALLEDEM!
Lage
der Arbeiterklasse in
China –
Teil I –
Vorbemerkung:
Mit dem Tod Mao
Zedongs 1976 und der vollständigen Machtübernahme des
modernen Revisionismus
1978, entwickelte sich die Restauration des Kapitalismus in China
rasant.
Chinas Wandlung von einem bürokratisch-staatskapitalistischen
System zu einer „imperialistischen
Macht auf dem Weg zur Großmacht“ hat Trotz
alledem! 2007
festgestellt. (TA Nr. 46, S. 52, Bericht 2. Konferenz). 2009 wird diese
Einschätzung in dem Artikel „China:
Imperialistisches Land auf dem Weg zur
Großmacht!“ in allen Bereichen,
wirtschaftlich, politisch, militärisch und
ideologisch analysiert und nachgewiesen. (Nr. 51, S. 3). 2011
schätzt Trotz
alledem! die Entwicklung Chinas zur Großmacht als
abgeschlossen an und
bewertet „China als imperialistische
Großmacht“. (Nr. 58, S. 4,
Bericht 3. Kongress).
Im vorliegenden Artikel ist unser Hauptthema die Lage der Arbeiterklasse und die Klassenkampfsituation in China. Vorweg wollen wir festhalten, dass diese Einschätzung sich überwiegend auf deutschsprachiges Material stützt
Das
zahlenmäßig weltweit
größte Proletariat lebt, arbeitet und
kämpft in China. Der Alltag der
ArbeiterInnen in China ist bestimmt durch die kapitalistische
Arbeitswelt, eine
weitgehende Rechtlosigkeit – verankert in Verfassung,
Arbeits- und
Gewerkschaftsgesetzen – eine katastrophale
Menschenrechtslage, und die
Missachtung selbst geltender Rechte. Sie sind die
unterdrückte, ausgebeutete
Klasse, die dem Kapital und seinem Staat, der sozialfaschistischen
Diktatur,
diametral entgegensteht. Die chinesischen ArbeiterInnen ergeben sich
nicht
ihrem Schicksal. Ihre Widerstandsaktionen, ihre Streiks, ihre
Demonstrationen
und Organisierung haben, insbesondere im letzten Jahrzehnt,
unaufhörlich
zugenommen.
Im
November 2011 hat die
Weltbank die Prognose für das Wachstum des BIP in China im
Jahr 2012 auf 8,4%
beziffert. Nach geschätzten 9,1% für 2011. (junge
Welt, 23.11.2011) Beim
Handelsvolumen steht China weltweit auf Rang zwei. Die Devisenreserven
von
China belaufen sich Ende 2010 auf 2,85 Billionen (Bio.) US-Dollar. „Chinas
Direktinvestitionen im Ausland betrugen kumuliert Ende 2009 ohne
Finanzsektor
ca. USD 172 Mrd. Der gesamte Bestand chinesischer
Direktinvestitionen im
Ausland ist 2010 ggü. dem Vorjahr um USD 59 Mrd. (entspricht
+36,3%)
gestiegen.“ [1]
Das
Reichtums- und
Armutsgefälle in China ist extrem hoch und driftet weiter
auseinander. Die
reichsten 10% der Bevölkerung besitzen mehr als 40% des
Privatvermögens, die
ärmsten 10% dagegen weniger als 2%. [2]
Unsere
Frage lautet, wie
sieht die konkrete Lage derArbeiterInnen und Werktätigen in
China aus?
Weltweit
größte
Arbeiterklasse
2010
hat China
1,341 Mrd. EinwohnerInnen. Davon ca. 761 Mio.
Erwerbstätige. [3]
Jedes Jahr wird mit ungefähr
9 Mio. „neuen“ Erwerbstätigen gerechnet,
bzw. staatlicherseits geplant. Zum
Vergleich: Selbst wenn die Anzahl der Erwerbstätigen folgender
Staaten/Bündnisse zusammengenommen wird: EU der 27, 222,9
Mio., USA 139 Mio.,
Russland 75,8 Mio., Japan 62,57 Mio., Kanada 17 Mio. und Australien
11,25
Mio., [4]
liegt die Zahl der
Erwerbstätigen in China trotzdem noch höher.
Laut
ILO (Internationale
Arbeits-Organisation) sind weltweit ca. 3 261 Mio.
Menschen
erwerbstätig. Der Anteil der chinesischen Werktätigen
liegt bei ca. 25% aller
Erwerbstätigen weltweit.
Die
ArbeiterInnenklasse in China umfasst verschiedene
Schichten:
ArbeiterInnen der staatlichen
Betriebe, der privat-staatlichen, der in- und ausländischen
„Misch“-Unternehmen
und ArbeiterInnen der privaten in- und ausländischen
Großkonzerne sowie das
Landproletariat. Der private Sektor – über
40 Mio. Privatbetriebe und
‚Individual’unternehmen –
beschäftigt mittlerweile mehr als 160 Mio.
Menschen, darunter 7,8 Mio. Arbeiter, die in den letzten
fünf Jahren aus
Staatsbetrieben entlassen wurden. Die Zahl der ArbeiterInnen in den
Privatbetrieben nimmt ständig zu, so, wie die
Beschäftigten in den
Staatsbetrieben immer mehr abnimmt. [5]
„Bis 2001 waren 86% aller staatseigenen Betriebe
vollständig oder teilweise
privatisiert.“ [6]
Die
Arbeiterklasse, aus den Zeiten des
Roten Chinas, die die Diktatur
des Proletariats ausübte und in der sozialistischen
Großindustrie arbeitete,
existiert so nicht mehr. Die brutale Entwicklung des Kapitalismus in
China mit
seiner ‚ursprünglichen Akkumulation’,
vergleichbar in vielen Ausprägungen mit
dem Industrialisierungs-Prozess in England im 19. Jahrhundert,
führte zur
Verelendung auf dem Dorf und zur de facto erzwungenen Landflucht. Das
war die
Geburtsstunde der unterdrücktesten und ausgebeutesten Schicht
des chinesischen
Proletariats, die „WanderarbeiterInnen“. Das sind
ca. 242 Mio. Menschen. [7]
Da der chinesische Staat
durch sein Hukou-(Einwohnermelde)-System, den ArbeiterInnen vom Land
kein
Aufenthaltsrecht in den Städten gewährt, sind sie
gezwungen, zwischen ihren
Dörfern und ihren Arbeitsstellen in den Städten hin
und her zuwandern.
347
Mio. von ca. 761
Mio. Erwerbstätigen arbeiten in den Städten und 414
Mio. auf dem Lande. Von den
347 Mio. Erwerbstätigen in den Städten sind
noch ca. 64 Mio. in
den staatseigenen Betrieben beschäftigt.
„Von 1998 bis 2009 ging in den Städten die Zahl der
Beschäftigten in den
staatlichen Betrieben von 90,58 auf 64,20 Millionen zurück,
und ihr Anteil an
der Gesamtzahl der Beschäftigten sank von
41,9 Prozent auf
20,6 Prozent; die Anzahl der Beschäftigten in GmbHs
und
Aktiengesellschaften hingegen stieg von 8,94 auf 33,89 Millionen, ihr
Anteil an
der Gesamtzahl stieg von 4,1 Prozent auf
10,9 Prozent; die Zahl der
Angestellten in Privatbetrieben und der Einzelunternehmer stieg von
32,32 auf
97,89 Millionen, und ihr Anteil an der Gesamtzahl erhöhte sich
von
15,0 Prozent auf 31,5 Prozent.“ [8]
Zusammengefasst
bedeutet
dies, die Mehrheit der Erwerbstätigen in den Städten
sind WanderarbeiterInnen.
Auf die besondere Situation der WanderarbeiterInnen gehen wir im
Teil II
unserer Artikelserie ein.
45%
der Erwerbstätigen
in China sind Frauen. Die Erwerbstätigen teilen sich
prozentual in folgende
Sektoren auf: Landwirtschaft 37%, Industrie 29% und Dienstleistung 35%.
9,1
Mio., Erwerbslose (4,1%) werden offiziell angegeben. [9]
Aber selbst chinesische Experten sind gezwungen zuzugeben, dass das
geschönte
Angaben sind. Die Quote liegt weitaus höher.
„Chinesische
Arbeitsmarktexperten schätzen die städtische
Arbeitslosigkeit auf über 10%, die
ländliche auf mehr als 100 Mio.
‚überschüssige
Arbeitskräfte’.“ [10]
Diese
Fakten rufen ins
Bewusstsein, wer die Quelle des gesellschaftlichen Reichtums in China
ist.
Hinter den Jahrzehnten rasanten Wachstums in China steht die Arbeit,
die
Arbeitskraft von Hunderten Millionen chinesischer
Erwerbstätiger. Ihre
gnadenlose Ausbeutung und die Extra-Profitmaximierung durch die
chinesischen
Herrschenden und ausländischer Monopole/Konzerne waren in den
letzten
30 Jahren gigantisch. Das Mysterium des chinesischen
„Wunders“ liegt vor
allem in der unglaublich zügellosen Auspressung der
chinesischen ArbeiterInnen
sowie ihren katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen.
Verfassung
der VR China
Bevor
wir im Einzelnen
auf die Gesetze eingehen, wollen wir zwei zentrale Punkte vorweg
schicken.
Erstens: Garantiert werden nur wenige und eingeschränkte
Rechte für die
Werktätigen. In fast allen Fragen gibt es Ausnahmeregelungen
in den Gesetzen
selbst, die das Aushebeln der wenigen garantierten Rechte zulassen.
Insofern
sind viele Rechte nur auf dem Papier existent und das Papier nicht
wert, auf
das sie geschrieben sind. Zweitens: Das System der Diktatur der
chinesischen
Partei- und Bonzenbürokratie erschwert, bzw.
verunmöglicht es den
ArbeiterInnen, selbst die wenigen Rechte, die zugestanden werden,
einzufordern.
Warum? Weil Klagen vor chinesischen Gerichten in den allermeisten
Fällen keine
Aussicht auf Erfolg haben.
Die
gesamte
Gerichtsbarkeit ist Teil der sozialfaschistischen Diktatur und dieser
bedingungslos verpflichtet. Sie entscheidet gemäß
ihren „Klasseninteressen“.
Wenn Veränderungen an Gesetzen, wenn Gerichtsentscheide
vereinzelt zugunsten
der ArbeiterInnen vorkommen, dann einzig und allein darum, weil der
massive
Widerstand der Werktätigen die Herrschenden dazu zwingt.
Allgemeine
Grundrechte
Laut
Verfassung gilt: „Art.
35 Die Bürger der Volksrepublik China genießen die
Freiheit der Rede, der
Publikation, der Versammlung, der Vereinigung, der
Durchführung von
Straßenumzügen und Demonstrationen.“
Die Bürger „genießen die
Glaubensfreiheit“...
Und laut Text ist sogar „Die Freiheit der Person
der Bürger der
Volksrepublik China unverletzlich.“ 2004 wurde noch
der Satz „Der Staat
respektiert und beschützt die Menschenrechte“
ergänzt. Ausgehend von dem
Verfassungstext könnte angenommen werden, dass China ein
bürgerlich,
demokratisch politisches System hat. Aber weit gefehlt.
Natürlich
ist es in der
bürgerlichen Welt allgemein üblich, dass die in einer
Verfassung festgelegten
Rechte in der Realität beschnitten und eingeschränkt
werden. In der
chinesischen Verfassung hingegen werden in einem Artikel Rechte
zugestanden und
im nächsten, wieder aufgehoben.
Zwei
Beispiele sind Art.
40 und 41 „Art. 40 Die Freiheit und das Geheimnis
der Korrespondenz der
Bürger der Volksrepublik China sind gesetzlich
geschützt. Keiner Organisation
oder Einzelperson ist gestattet, die Freiheit und das Geheimnis der
Korrespondenz von Bürgern aus irgendeinem Grund zu verletzen,
(jetzt
aufpassen! TA) abgesehen von solchen Fällen, in
denen aufgrund der
Bedürfnisse der staatlichen Sicherheit oder zwecks
Aufklärung von Straftaten
die Organe für öffentliche Sicherheit oder die Organe
der Staatsanwaltschaft
gemäß den gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren eine
Zensur der Korrespondenz
vornehmen dürfen.“
Also,
der Staat kann de
facto, ohne weiteres Zensur ausüben. Praxis ist, jede
oppositionelle Haltung,
die den Herrschenden nicht genehm ist, als Problem der
öffentlichen Sicherheit
zu behandeln und entsprechend zu zensieren.
Weiter
heißt es „Art. 41
Die Bürger der Volksrepublik China haben das Recht,
gegenüber jeglichem
Staatsorgan oder Staatsfunktionär Kritik und
Vorschläge zu äußern; sie haben
das Recht, sich wegen Rechtsüberschreitung oder
Pflichtvernachlässigung durch
Staatsorgane oder Staatsfunktionäre mit einer Anrufung,
Anklage oder Anzeige an
das entsprechende Staatsorgan zu wenden; (jetzt aufpassen!
TA) es dürfen
jedoch keine falschen Anschuldigungen und Diffamierungen durch
Erfindung oder
Entstellung von Tatbeständen erhoben werden.“
Also,
die BürgerInnen
haben zwar das Recht Anzeigen, Kritiken oder Anklagen zu machen,
gleichzeitig
können sie sich damit selber strafbar machen. Das Gesetz kann
jederzeit gegen
jeden/jede KritikerIn mit der Begründung
„Verleumdung der Staatsorgane“
verwendet werden.
Gleichzeitig
aber kontrolliert
der Staat mit diesem Artikel seine Organe und Funktionäre.
Wenn die Willkür zu
weit geht, wenn die Vetternwirtschaft zu offensichtlich wird, wenn
damit die
Interessen der Herrschenden in Gefahr geraten, dann werden
entsprechende
Maßnahmen ergriffen.
Weiter,
auch wenn der
Verfassungstext zwar einige allgemeine Rechte enthält, so ist
im Verhältnis
dazu, das Gewicht der Pflichten der Bürger gegenüber
dem Staat geradezu massiv.
Zum
Beispiel wird in
Art. 53 vorgegeben: „Die Bürger
der Volksrepublik China müssen die
Verfassung und die Gesetze befolgen, Staatsgeheimnisse wahren,
öffentliches
Eigentum achten, die Arbeitsdisziplin einhalten, die
öffentliche Ordnung wahren
und die gesellschaftlichen Verhaltensweisen einhalten.“ Allein
dieser
Art. 53 reicht aus, unerwünschte BürgerInnen
oder PolitikerInnen zu
verfolgen, zu drangsalieren und zu terrorisieren. Da wird jede Pflicht
der
BürgerInnen zu einem Herrschaftsinstrument der Machthaber.
Tagtäglich wird von
der chinesischen Justiz gegen Arbeiter der staatseigenen Betriebe, die
für ihre
Rechte, Arbeitszeit, Urlaub etc. kämpfen, mit diesem
Art. 53 als „Störer
der öffentlichen Ordnung“ vorgegangen und sie werden
entsprechend bestraft.
Rechte
der ArbeiterInnen
in der Verfassung
Für
die Lage der
Arbeiterklasse sind Streikrecht, Recht auf Arbeit, Recht auf Urlaub
oder
gleicher Lohn für gleiche Arbeit zentrale demokratische Rechte
im Klassenkampf.
In der chinesischen Verfassung von 1975 heißt es noch „Die
Bürger haben das
Recht auf die Freiheit …von
Straßenumzügen, von Protestdemonstrationen und des
Streiks“. (S. 32) Das Streikrecht
wurde 1982 aus der Verfassung gestrichen. Begründung
war, das
sozialistische System habe „die Probleme zwischen Proletariat
und
Unternehmenseignern ausgeräumt.“ [11]
In einer Zeit also, wo der kapitalistische Umbau in China mittels des
globalisierten Kapitalismus in die Vollen ging, wird unter dem
Fähnchen, ‚wir
haben Sozialismus’, das Streikrecht einfach gestrichen. Das
ist durch und durch
undemokratisch und ein rechtlicher Pfeiler der sozialfaschistischen
Diktatur.
In
der Verfassung hat
die KP China die „sozialistische
Marktwirtschaft“ festgeschrieben, in der
chinesische und ausländische Konzerne und Finanzkapitalisten
gegenüber den
ArbeiterInnen schalten und walten können, wie sie wollen. D.h.
sie gibt den
Ausbeutern alle Rechte und der ausgebeuteten Klasse nimmt sie das
elementarste
Recht. Den ArbeiterInnen wird das Streikrecht gesetzlich verwehrt. Nur
mit
einem solchen könnten sie ihre Forderungen
nachdrücklich und kämpferisch durchsetzen.
Das Gesetz illegalisiert jeden Widerstand und jede Aktion, von vorne
herein.
1975
wird im
Art. 27 festgestellt: „Die Bürger
haben das Recht auf Arbeit und das
Recht auf Bildung“ (S. 31) 1982
wird das Recht auf Arbeit in der Verfassung
‚elegant’ abgeschafft: „Art. 42
Die Bürger der Volksrepublik China haben sowohl das
Recht als auch die Pflicht zu
arbeiten. Durch verschiedene Kanäle schafft der
Staat die Bedingungen für
Beschäftigung, verstärkt den Arbeitsschutz,
verbessert die Arbeitsbedingungen
und erhöht auf der Grundlage der Produktionserweiterung das
Arbeitsentgelt und
vermehrt soziale Vorteile. Die Arbeit ist die ruhmreiche Pflicht eines
jeden
arbeitsfähigen Bürgers. Die Werktätigen in
den staatseigenen Betrieben und in
den Organisationen der Kollektivwirtschaft in Stadt und Land sollen mit
dem
Bewusstsein, Herren des Landes zu sein, an ihre Arbeit herangehen. Der
Staat
befürwortet einen sozialistischen Arbeitswettbewerb und
zeichnet vorbildliche
und fortgeschrittene Werktätige aus.“
Das „Recht auf Arbeit“
wird mit einer kleinen Umformulierung einfach
gekippt. Die Bürger haben nun nur noch „das Recht zu
arbeiten“. Was nichts
anderes bedeutet, jeder Bürger darf, wenn er Arbeit findet,
auch arbeiten. Was
wie Unsinn klingt, hat weitreichende Bedeutung. Der Rechtsanspruch auf
Arbeit,
also auf einen konkreten Arbeitsplatz wird aufgehoben.
Damit
wird ein Grundsatz
der sozialistischen Ökonomie auch rechtlich abgeschafft: Der
Staat der Diktatur
des Proletariats garantiert allen BürgerInnen das Recht auf
Arbeit.
Gleichzeitig
wird in der
chinesischen Verfassung weiterhin Arbeit zur „ruhmreichen
Pflicht“ gemacht. Und
den Werktätigen in den staatseigenen Betrieben wird versichert
sie seien
„Herren des Landes“! Welche Ironie!
Während
die BürgerInnen
also zur Arbeit verpflichtet werden, nimmt der Staat sich aus der
Pflicht, den
Bürgern entsprechende Arbeitsplätze zu garantieren.
Er gibt sich bescheiden und
schafft nur noch „die Bedingungen für
Beschäftigung“. Die Folge sind natürlich
enorm hohe Erwerbslosigkeit, verschärfte Konkurrenz unter den
ArbeiterInnen und
Hungerlöhne.
Das Erholungsrecht wird in der
gültigen Verfassung so formuliert: „Art. 43
Die Werktätigen der Volksrepublik China haben das Recht auf
Erholung. Der Staat
entwickelt Einrichtungen für die Erholung und
für die Genesung der Werktätigen
und legt die Arbeitsstunden und Urlaubsregelungen der Arbeiter und
Angestellten
fest.“ Wenn wir uns dazu das Arbeitsgesetz der
VR China ansehen, dann
wird schnell klar, mit dem zweiten Satz wird hier das „Recht
auf Erholung“ im
Prinzip auf Staatsbetriebe begrenzt. Was in den Privatbetrieben
passiert,
interessiert den Staat nicht. Das Erholungsrecht hängt eng mit
den
Arbeitszeitregelungen zusammen. Der Staat legt Arbeitsstunden und
Urlaubsregelungen im „Arbeitsgesetz der
VR China“ fest.
Von
1987 bis Anfang 1995
waren die ArbeiterInnen, die nicht in staatlichen Betrieben arbeiteten,
besonders in den Gebieten der Freihandelszonen, praktisch rechtlos. Das
heute
noch gültige Arbeitsgesetz
trat
Anfang 1995 in Kraft. Für alle ArbeiterInnen, die als
Billigarbeitskraft
grenzenlos ausgebeutet werden, brachte es nur eine minimale
Verbesserung. Für
diejenigen, die in den staatlichen Betrieben arbeiteten, ca. 100 Mio.
Menschen,
bedeutete das Gesetz eine absolute Verschlechterung. Bis dahin hatten
sie
mindestens einen sicheren, unkündbaren Arbeitsplatz. Durch die
Privatisierungen
der Staatsbetriebe und das neue Arbeitsgesetz wurde diese Sicherheit
abgeschafft.
Das
Arbeitsgesetz wird
nicht auf die rechtlichen Verhältnisse zwischen ArbeiterInnen
und dem Staat
angewandt, sondern auf die ArbeiterInnen und „Unternehmen im
Gebiet der
VR China und auf die Organisationen der
Individualwirtschaft“
(Art. 2). Zur Bedeutung des Gesetzes kommentieren die
deutschen Herausgeber:
„Dies Gesetz soll die Reform des Arbeitsrechts
abschließen und endgültig
durchsetzen, dass Arbeitsverhältnisse auf
Arbeitsverträgen beruhen müssen und
damit auch bei allen Arbeitsverhältnissen der Staatsbetriebe
das früher dort
bestehende beamtenartige Rechtsverhältnis der Staatsarbeiter
durch
Arbeitsvertragsverhältnisse ersetzen.“ [12]
Das
Arbeitsgesetz
besteht aus 13 Kapiteln und 107 Artikeln bzw.
Paragraphen. Der
Gesetzgeber begründet die Notwendigkeit des Arbeitsgesetzes in
§ 1: „Um
die legalen Rechte und Interessen der Arbeitenden zu schützen,
die
Arbeitsbeziehungen zu regeln, eine der sozialistischen Marktwirtschaft
entsprechende Arbeitsordnung zu errichten und zu schützen und
die
wirtschaftliche Entwicklung und den sozialen Fortschritt zu
fördern, wird aufgrund
der Verfassung dies Gesetz bestimmt.“
Im
ersten Kapitel sind
die „Allgemeinen Regeln“ festgelegt. Hier
heißt es u.a. „§ 2 Auf
die
Unternehmen im Gebiet der VR China und auf die Organisationen
der
Individualwirtschaft im Gebiet der VR China (im
folgenden kurz:
Arbeitgebereinheiten) und auf die Arbeitenden, die mit ihnen
Arbeitsbeziehungen bilden, wird dies Gesetz angewandt.
Gegenüber Behörden,
institutionellen Einheiten und gesellschaftlichen
Körperschaften und denjenigen
Arbeitenden, die mit ihnen Arbeitsvertragsbeziehungen errichten, wird
dies
Gesetz entsprechend angewandt.“
Bevor
es um die
Pflichten der „Arbeitgebereinheiten“ geht, werden
die Rechte und Pflichten der
Arbeitenden festgelegt:
„§ 3
Die
Arbeitenden haben gleichberechtigt das Recht, beschäftigt zu
werden und ihren
Beruf zu wählen, das Recht, Arbeitsentgelt zu erhalten, das
Recht auf
Ruhezeiten und Urlaub, das Recht, Schutz der Arbeitssicherheit und
Gesundheit
zu erhalten, das Recht, berufstechnische Ausbildung zu erhalten, das
Recht Sozialversicherung
und Sozialleistungen zu genießen, das Recht, die Regelung von
Arbeitsstreitigkeiten zu beantragen und andere vom Gesetz bestimmte
Arbeitsrechte. Der Arbeitende muß (seine) Arbeitspflichten
erfüllen, seine
berufstechnischen Fähigkeiten steigern, sich an die
Arbeitssicherheits- und
Gesundheitsvorschriften halten, Arbeitsdisziplin und Berufsmoral
wahren.“
Wenn
Rechte so allgemein
festgehalten werden, sieht das vielleicht auf den ersten Blick ganz gut
aus!
Scheinbar haben die ArbeiterInnen laut Text, außer dem
Streikrecht, fast alle
notwendigen Rechte in der Arbeitswelt... Das ist aber nur ein Beispiel
dafür,
wie täuschend ein Gesetzestext sein kann. Zum Beispiel wird
auch hier nicht vom
Recht auf Arbeit gesprochen, sondern davon, dass die Arbeitenden
„gleichberechtigt“ „beschäftigt
werden“ sollen. Die
„Arbeitgebereinheiten“
können alle ArbeiterInnen
„gleichberechtigt“ ausquetschen, ausbeuten, uns auf
die Straße setzen, wann es ihnen passt.
Es
ist gut, den
Arbeitenden per Gesetz das Recht zuzugestehen „Arbeitsentgelt
zu erhalten“. Nur, wie sieht es wirklich in der
Praxis aus? Millionen von ArbeiterInnen in China kämpfen seit
Jahren, immer
wieder nur darum, die Ausbezahlung ihrer Hungerlöhne zu
erreichen! Es ist an
der Tagesordnung, dass insbesondere WanderarbeiterInnen um ihre
Löhne betrogen
werden.
Unter
dem Schlagwort
„sozialistische Marktwirtschaft“ wird auch mit dem
Arbeitsgesetz ein weiterer
„offizieller“ Schritt in Richtung offener
Kapitalismus getan. Letztendlich wird
die kapitalistische Ausbeutung legalisiert, auch wenn immer noch vom
„Sozialismus chinesischer Prägung“ geredet
wird.
Arbeitsverträge
Kapitel 3
enthält
Regelungen für Arbeits- und Kollektivverträge. Das
Wichtigste ist die
gesetzliche Vorgabe, „Zur Errichtung einer
Arbeitsbeziehung muß ein
Arbeitsvertrag geschlossen werden.“ „Der
Arbeitsvertrag“ muss “eine
Vereinbarung, welche eine Arbeitsbeziehung zwischen Arbeitendem und
Arbeitgebereinheit errichtet und die beiderseitigen Rechte und
Pflichten
klarstellt“, beinhalten. Um
die allerminimalsten Rechte der
Arbeitenden zu schützen ist dieser Paragraph hinnehmbar. Aber
er wird völlig
entwertet. Denn in dem ganzen Arbeitsgesetz fehlt jegliche Androhung
von
Strafen oder Sanktionen für den Fall, dass kein Arbeitsvertrag
geschlossen wird.
Es ist genau diese „Gesetzeslücke“, die
von den chinesischen und ausländischen
Kapitalisten mit allen Mitteln genutzt wurde, um überhaupt
keine
Arbeitsverträge abzuschließen.
Weil
das so
offensichtlich war und der Staat durch heftige Proteste der
ArbeiterInnen eine
Gefahr für die „harmonischen
Arbeitsverhältnisse“ befürchtete, wurde
2008 ein
neues „Arbeitsvertragsgesetz“
verabschiedet. Bevor es in Kraft trat,
wurden noch mehrere Millionen ArbeiterInnen entlassen, um unbefristete
Arbeitsverträge zu verhindern. Im Artikel 1 wird die
Zielsetzung des
Gesetzes so formuliert: „Dieses Gesetz dient der
Verbesserung des
Arbeitsvertragsrecht, der Festlegung von Rechten und Pflichten der
Vertragsparteien, dem Schutz der gesetzlichen Rechte und Interessen der
Arbeitnehmer sowie der Schaffung und Weiterentwicklung von
harmonischen und
ausgeglichenen Arbeitsverhältnissen.“ Das
brachte verglichen mit dem
Arbeitsgesetz eine gewisse Verbesserung. So wurden Sanktionen auch
für den Fall
festgelegt, wenn kein Arbeitsvertrag vorlag. Geregelt wurde auch welche
Entschädigungen gezahlt werden müssen, z.B. bei nicht
rechtzeitiger Lohnzahlung
oder bei Entlassung etc. Mit dem Gesetz wollen die Herrschenden
versuchen die
Unzufriedenheit der ArbeiterInnen zu besänftigen.
Arbeitszeit und Erholung/Urlaub
Wie
wir in der
Verfassung gesehen haben, legt der Staat „die Arbeitsstunden
und Arbeitsregelungen der Arbeiter und Angestellten
fest.“ (Art. 43) Das erfolgt hauptsächlich
durch das Arbeitsgesetz.
Arbeitszeiten und Erholung werden im Kapitel 4 geregelt: „§ 36
Der
Staat regelt die Arbeitszeit so, daß die tägliche
Arbeitszeit 8 Stunden und die
durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit 44 Stunden nicht
überschreitet.“;
„§ 38 Die Arbeitgebereinheit muß
den Arbeitenden wöchentlich mindestens einen
Ruhetag gewährleisten.“ Also
6-Tage-Woche und 44 Stunden Arbeitszeit im
„Sozialismus“. Gleichzeitig wird
diese Festlegung sofort im nächsten Paragraphen ausgehebelt
und entwertet. „§ 39
Wenn das Unternehmen sich wegen der Produktionsbedingungen nicht an die
§§ 36
und 38 halten kann, kann mit Genehmigung der
Arbeitsverwaltungsabteilung eine
andere Methode für die Arbeits- und Ruhe(zeit)
gewählt werden.“
Damit
wird die Umsetzung
der Paragraphen 36 und 38 per Gesetz umgangen. Jedes
Unternehmen, das
sich mit der „Arbeitsverwaltungsabteilung“, mit
Partei und Staatsbürokraten gut
stellt, mit hohen Summen besticht,
kann
nach diesem Paragraph 39 die ArbeiterInnen
beliebig lange arbeiten lassen. Die Macht des Kapitals wird auch mit
dem
Paragraph 41 weiter gestärkt. Die Willkür
gegen die ArbeiterInnen ist
sozusagen „gesetzlich“ geregelt.
„§ 41
Wenn die
Arbeitgebereinheit, weil Produktion und Betrieb es erfordern, nach
Verhandlungen mit Gewerkschaft und den Arbeitenden die Arbeitszeit
verlängern
kann, dürfen die Überstunden in der Regel
täglich eine Stunde nicht
überschreiten; wenn besondere Gründe eine
Verlängerung der Arbeitszeit
erfordern, können sie, soweit die körperliche
Gesundheit der Arbeitenden
gewährleistet ist, bis zu 3 Stunden täglich,
aber nicht über 36 Stunden
monatlich betragen.“
Das
heißt, das
Arbeitsgesetz garantiert nicht einmal den 8-Stunden-Tag, sondern eine beliebige Verlängerung der Arbeitzeit.
So sind 11 Stunden Arbeitszeit im Arbeitsalltag ganz
„normal“. Es gibt
kein Wochenende und die Arbeitstage sind von früh bis
spät.
Wie
sieht es mit
Jahresurlaub aus? „§ 45 Der Staat
sieht einen bezahlten Jahresurlaub
vor. Arbeitende, die fortgesetzt ein Jahr lang gearbeitet haben,
genießen einen
bezahlten Jahresurlaub. Die konkrete Regelung wird vom Staatsrat
getroffen.“
Für
Staatsbetriebe ist
ein bezahlter Urlaub vorgesehen, aber es wird nicht konkret festgelegt,
wie
viele Urlaubstage das mindestens im Jahr sein müssen. Die
Angaben über den
Zeitraum von Jahresurlaub in anderen Betrieben schwanken zwischen 7-14
Tagen.
Wenn jemand ein Jahr lang nicht durchgehend gearbeitet hat, hat er
keinen
Anspruch auf bezahlten Jahresurlaub.
Arbeitslohn
Im
Kapitel 5 „Lohn“ des
Arbeitsgesetzes heißt es: „§ 46
Die Löhne müssen dem Grundsatz der
Verteilung nach Arbeit entsprechen; für gleiche Arbeit
muß gleicher Lohn
gelten. Das Lohnniveau wird auf der Grundlage der wirtschaftlichen
Entwicklung
langsam angehoben. Der Staat übt eine Makrokontrolle des
Gesamtlohns aus.“
Auch
hier alles
Floskeln, die keinerlei konkrete und bindende Festlegung beinhalten.
Für
gleiche Arbeit gleicher Lohn ist ja gut! Aber sofort im Anschluss wird
im
Paragraph 47 dieser Grundsatz wieder aufgehoben. „§ 47
Die
Arbeitgebereinheit bestimmt den Besonderheiten von Produktion und
Betrieb
dieser Einheit und ihrer wirtschaftlichen Effizienz entsprechend nach
dem
Gesetz autonom die Formen der Lohnverteilung dieser Einheit und ihr
Lohnniveau.“ Also, alles bleibt dem Kapital und
Konzern überlassen.
Die
Frage, wie hoch oder
wie niedrig die Löhne sein sollen, bzw. mindestens sein
müssen, wird weitgehend
unbeantwortet gelassen. Reichen die Löhne für die
Reproduktion, also für alle
zum Leben notwendigen Dinge, Nahrung, Unterkunft,
Kinder-Familienversorgung,
Kultur und Freizeit aus? Auch das ist kein Kriterium für ein
Gesetz, das sich
Arbeitsgesetz nennt.
Die
„langsame
Anhebung“ des Lohnniveaus „auf
der Grundlage der wirtschaftlichen
Entwicklung“ verspricht, dass sich die verheerende
Lebenswirklichkeit der
chinesischen Werktätigen – wenn überhaupt
– nur langsam verbessert. Der
gesellschaftliche Reichtum schnellt in die Höhe und kommt der
Staats- und
Privatbourgeoisie zugute. Diejenigen, die diese Werte schaffen, die
Lohnabhängigen erhalten weiterhin Hungerlöhne. Und
selbst die langsame Anhebung
ist keineswegs garantiert.
160
Mio. ArbeiterInnen
der privatkapitalistischen Konzerne sind von dem Paragraph 47
betroffen
und deren Löhne oder „Formen der
Lohnverteilung“ wird von dem Kapitalisten
„autonom“ bestimmt. (Die
„halbprivatisierten“ Betriebe sind hier nicht
mitgerechnet.)
Im
Paragraph 48
wird nur ein örtlicher Mindestlohn zugesichert. „§ 48
Der Staat
garantiert einen Mindestlohn. Konkrete Sätze für den
Mindestlohn werden von der
Volksregierung der PAS (Staatliche Institution)
festgesetzt und dem
Staatsrat zu den Akten gemeldet. Der Lohn, den die Arbeitgebereinheit
den
Arbeitenden zahlt, darf nicht unter dem örtlichen Mindestlohn
liegen.“ [13]
Wie
die Löhne ausbezahlt
werden sollen, wird so festgelegt: „§ 50
Der Lohn muß monatlich in Geld
dem Arbeitenden selbst ausgezahlt werden. Es ist nicht
zulässig, von dem Lohn
des Arbeitenden Abzüge zu machen oder die Auszahlung grundlos
zu verzögern.“
Auch das hört sich gut an! Aber die Wirklichkeit steht in
krassem Widerspruch
dazu: ausstehende, nicht rechtzeitig
oder nie bezahlten Löhne oder auch Lohnabzüge sind
mit die wichtigsten Gründe
für die meisten Streiks und Arbeitskämpfe, die in den
letzten Jahren geführt
wurden.
Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Arbeit
Wie
schon gesagt, gibt
es gesetzlich kein Streikrecht. Was passiert aber, wenn es so genannte
„Arbeitsstreitigkeiten“ gibt? Damit
beschäftigt sich § 77 „Kommt
es zu
einer Arbeitsstreitigkeit zwischen Arbeitgebereinheit und Arbeitendem,
so
können die Parteien nach dem Gesetz Schlichtung oder ein
Schiedsverfahren
beantragen oder Klage erheben, sie können den Streit auch in
Verhandlungen
beilegen. Der Grundsatz der Schlichtung wird auf das Schieds- und das
gerichtliche Verfahren angewandt.“ Statt Streik-
und Arbeitskämpfen sind
Verhandlungen vorgesehen. Für die „harmonische
Arbeitswelt“ ist das ja nötig!
Die
Verhandlungen, die
Schlichtungs- und Schiedsverfahren verlaufen nicht zwischen
gleichberechtigten
Parteien.
Die
Gewerkschaft (siehe
nächstes Kapitel), ist eine Staatsgewerkschaft, die
vollständig Teil des
Herrschaftsapparates ist.
Die ArbeiterInnen sind überhaupt nicht vertreten.
Dieses Verfahren verdeckt also nur die Realität. Die
Schlichtungskommission
soll sich aus Vertretern der Beschäftigten, der
„Arbeitgebereinheit“ und der
Gewerkschaft zusammensetzen und den Vorsitz soll der
Gewerkschaftsvertreter
übernehmen. Die Schiedskommission besteht aus Vertretern der
Arbeitsverwaltung,
der Gewerkschaft und der „Arbeitgebereinheit“.
Letztendlich
bleibt
ArbeiterInnen nur der Weg beim Volksgericht Klage zu erheben. Das
erfordert
aber einen sehr langen Atem, Tapferkeit und Mut um den damit
verbundenen
Repressionen überhaupt zu widerstehen. Und wie schon gesagt,
die
„Volksgerichte“ entscheiden fast immer gegen das
Volk. Ohne Streikrecht haben
die Arbeiter im Prinzip keine legale Möglichkeit ihre
Interessen durchzusetzen.
Fazit:
Die
Gesetze des chinesischen Staates versuchen mit
allen Mitteln, die Werktätigen als gefügiges
Ausbeutungsobjekt für das
internationale und chinesische Kapital ruhig zustellen und
einzuschüchtern. Sie
betonieren sozialfaschistische Vorgehensweisen und gestehen, nur
gezwungenermaßen minimale demokratische Rechte zu.
So
kommentiert Han
Dongfang, unabhängiger Gewerkschafter, Herausgeber von China
Labour Bulletin
zurecht: „Diese Gesetze wurden nicht
eingeführt, weil die Regierung
besonders erleuchtet ist, sondern weil Arbeiterstreiks und -proteste
gegen die
ständigen und weit verbreiteten Rechtsverletzungen der
Regierung keine andere
Wahl ließen als das Gesetz zu ändern, um so eine
weitere Zunahme von Arbeitskämpfen
zu verhindern.“13
Widerstand,
die
Organisierung von Streiks und Demonstrationen sind in den letzten
Jahren
sprunghaft angestiegen.
Da
sich ein Bewusstsein
der eigenen Kraft unter den ArbeiterInnen verstärkt hat,
werden die
Herrschenden gezwungen sein, weitere kleine Zugeständnisse zu
machen. Aber
gleichzeitig werden sie die Zuchtpeitsche schwingen und versuchen
kommende
Aufstände im Blut zu ertränken.
Allchinesischer
Gewerkschaftsbund (ACGB) und Gewerkschaftsrechte
Im
Arbeitsgesetz 1995
werden folgende Rechte ‚gewährt’: „§ 7
Die Arbeitenden sind berechtigt,
nach dem Recht an Gewerkschaften teilzunehmen und Gewerkschaften zu
organisieren. Die Gewerkschaft vertritt und schützt die
legalen Rechte der
Arbeitenden und wird nach dem Gesetz unabhängig und autonom
tätig.“ Aber
auch hier bloße Lippenbekenntnisse. Denn nur eine
„Arbeitnehmer-Organisation“
ist gesetzlich anerkannt, der Allchinesische Gewerkschaftsbund. Daher
ist es
nur möglich in dieser einen Gewerkschaft Mitglied zu werden.
Ja,
das ist ein Recht.
Aber es ist eine Zwangsmitgliedschaft. Denn eine
Gewerkschaftsgründung, bzw.
-organisierung unabhängig vom ACGB ist nicht
zulässig. Damit gibt es auch keine
Wahlmöglichkeit für eine Mitgliedschaft.
Es
ist Demagogie, im
Gesetz das Recht auf Organisierung in „unabhängigen
und autonomen“
Gewerkschaften zu verankern. Da gleichzeitig vorgegeben wird, dass
diese
Aufgabe einzig und allein der staatlich gelenkte ACGB wahrnehmen darf.
Der
ACGB ist kein
Vertreter der Arbeiterklasse, sondern Vertreter und Machtinstrument der
revisionistischen KP und der neuen Bourgeoisie. Diese
pseudo-Gewerkschaft klärt
die ArbeiterInnen nicht einmal über ihre wenigen,
existierenden Rechte auf.
Diese Realität schlägt sich auch im
Gewerkschaftsgesetz und seinen Änderungen
nieder. Im aktuellen Gewerkschaftsgesetz, Oktober 2001, Art. 1
wird als
Kernaufgabe festgelegt: „Dieses Gesetz wird in
Kraft gesetzt im Einklang mit
der Verfassung der Volksrepublik China im Hinblick auf die
Gewährleistung des
Status der Gewerkschaften im politischen, wirtschaftlichen und sozialen
Leben
des Staates, der Festlegung ihrer Rechte und Pflichten und ihr
Einbringen ihrer
Rolle in die sozialistische Modernisierung.“
Dieser
Artikel 1
ist der entscheidende Punkt des ganzen Gesetzes. Aufgabe der
Gewerkschaften ist
nicht die Vertretung der Interessen der ArbeiterInnen. In den
Mittelpunkt wird
der Status der „Gewerkschaften im politischen,
wirtschaftlichen und sozialen
Leben des Staates“ gestellt. Sozusagen die
„Sozialpartnerschaft“ der
Marktwirtschaft auf chinesisch-revisionistisch.
Das
Streikrecht ist
bereits schon 1982 aus der Verfassung gestrichen worden. Was ist
Aufgabe des
ACGB, falls doch gestreikt wird? In Art. 27 heißt
es: „Im Falle einer
Arbeitsniederlegung oder eines Bummelstreiks in einem Unternehmen
vertritt die
Gewerkschaft das Personal und die Beschäftigten bei der
Beratung mit dem
Unternehmen, der Institution oder der jeweiligen Gruppe, sie gibt die
Ansichten
und Forderungen von Personal und Beschäftigten wieder und soll
Lösungen finden.
Das Unternehmen oder die Institution soll eine Streitschlichtung
anstreben mit
den vernünftigen Forderungen der Belegschaft und der
Beschäftigten.“ [14]
Also
hier muss nicht
viel interpretiert werden. Der ACGB soll eine Vermittlerrolle spielen.
Auf
keinen Fall die ArbeiterInnen zum Kampf ermutigen oder
fördern!? Am besten die
Konflikte schlichten! Der ACGB vertritt nicht die Interessen der
eigenen
Mitglieder, weil er die „Vermittlungsinstanz
zwischen den Betriebsparteien“,
das heißt zwischen Kapitalisten und ArbeiterInnen ist.
Art. 10
sichert das
Gewerkschaftsmonopol des ACGB ab. Der ACGB wird zur
„einheitlichen nationalen
Organisation“ deklariert. Die Gründung von
Gewerkschaftsorganisationen ist ab
25 Mitgliedern möglich. Aber jede
Gewerkschaftsorganisation ist nur dann
offiziell anerkannt, wenn sie von der nächst höheren
Ebene gebilligt wird. Jede
Gewerkschaftsorganisierung muss sich dem ACGB anschließen.
Also, eine
Gewerkschaft, die sich nicht dem ACGB anschließt, gilt als
nicht existent.
Der
Internationale
Gewerkschaftsbund (IGB) veröffentlicht jeweils eine
„Jährliche Übersicht über
die Verletzungen von Gewerkschaftsrechten in China“. Darin
wird die Rolle des
ACGB so eingeschätzt: „Der Allchinesische
Gewerkschaftsbund (ACGB) ist die
einzige zugelassene Gewerkschaftsorganisation des Landes. Seine Rolle
und die
Aufsichtsfunktion von Ortsverbänden auf höherer Ebene
gegenüber jenen auf
niedrigerer Ebene wurden mit den Gesetzen aus dem Jahr 2008 gefestigt,
vor
allem bezüglich der Klärung strittiger Arbeitsfragen
und der Förderung des
landesweiten Aufbaus einer ‚harmonischen
Gesellschaft’ und eines ‚harmonischen
Arbeitsplatzes’.“ [15]
Über
die
Gewerkschaftswahlen wird berichtet: „Obwohl das
Gewerkschaftsgesetz
vorschreibt, dass Gewerkschaftsfunktionäre auf allen Ebenen
gewählt werden
sollten, wird dies häufig ignoriert, und die meisten
Funktionäre werden
ernannt. Die gewählten Kandidaten müssen zudem von
den Ausschüssen des ACGB auf
Provinzebene genehmigt werden. Im Prinzip von der Betriebsleitung und
von
örtlichen ACGB-Funktionären ins Leben gerufene
‚Papiergewerkschaften’ sind nach
wie vor weit verbreitet, und viele Beschäftigte sind sich der
Existenz einer
Gewerkschaft in ihrem Betrieb überhaupt nicht
bewusst.“ (ebenda)
Und
wie verhält sich der
ACGB bei „Arbeitskonflikten“? „Der
Allchinesische Gewerkschaftsbund (ACGB)
hat mit der Mehrzahl der Konflikte und kollektiven Aktionen in den
großen
Verarbeitungszonen, in denen die meisten privaten Unternehmen
angesiedelt und
die meisten Beschäftigten interne Arbeitsmigrant(inn)en sind,
nichts zu tun.
Nur wenige Wanderarbeitskräfte sind sich der Existenz von
Gewerkschaften in
ihren Unternehmen bewusst und noch weniger würden die
Gewerkschaft um
Unterstützung bitten, wenn ihre gesetzlichen Rechte verletzt
werden.“
(ebenda)
Diese
Einschätzungen des
IGB stimmen mit vielen Informationen von unabhängigen
chinesischen
Gewerkschaftsaktivisten in Internetforen wie Globalisation Monitor,
China Labor
Net, etc. überein.
Die
Bewertungen des IGB
sind nicht von einem antikapitalistischen Standpunkt aus gemacht. Nein,
sie
sind von einem gelben ‚sozialpartnerschaftlich’,
weltweit agierenden
Gewerkschaftsbund. Sogar diesem IGB ist der ACGB zu sehr
sozialpartnerschaftlich.
Wenn
der ACGB in einem
Konzern Gewerkschaftszweigstellen gründen will,
heißt das nicht, dass er die
Interessen der ArbeiterInnen vertreten möchte. Der ACGB will
dabei lediglich
die Politik der KP Chinas in den Betrieben durchsetzen und die
ArbeiterInnen in den Betrieben kontrollieren.
Wir
geben ein Beispiel
dafür: „Auf der ersten Stufe war Wal-Mart
noch gegen die Einrichtung von
Gewerkschaftszweigstellen, also nahm der ACFTU (ACGB, TA)
wirklich
Kontakt zu den Arbeitern selber auf und mobilisierte sie,
Gewerkschaften
aufzubauen. Auf dieser Stufe der Einrichtung von Gewerkschaften
bestimmten die
Arbeiter in demokratischen Wahlen die Gewerkschaftskomitees und die
Gewerkschaftsvorsitzenden. Nachdem Wal-Mart seine Haltung
geändert hatte, sich
auf den ACFTU zu bewegte und sich einverstanden erklärte, in
den restlichen
Niederlassungen Gewerkschaften zuzulassen, kehrte der ACFTU zu seiner
alten
Politik zurück, bei der Gründung von Gewerkschaften
die Zustimmung der
Unternehmensleitung einzuholen. In anderen Worten, sobald er sein Ziel
erreicht
hatte, in den Wal-Mart Geschäften präsent zu sein,
hörte er auf, die Arbeiter
direkt zu mobilisieren. Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass
der ACFTU sich
nicht in erster Linie für die Interessen der Arbeiter
einsetzt, sondern mehr
daran interessiert ist, sich selbst und dadurch die KPCh in den
Betrieben zu verankern.
Als Wal-Mart gefragt wurde, warum Gewerkschaften in den Läden
erlaubt wurden,
soll ein Wal-Mart Sprecher gesagt haben: ‚Die chinesischen
Gewerkschaften
unterscheiden sich grundsätzlich von den Gewerkschaften im
Westen. ... Die
Gewerkschaft hat betont, dass es ihr Ziel sei, mit den Arbeitgebern
zusammenzuarbeiten und nicht die Konfrontation zu suchen.’
Diese ACFTU Politik
bedeutet, dass er für sich selbst Propaganda machen und
für sich beanspruchen
kann, die Arbeiter zu verteidigen, während die Wahrheit ist,
dass seine
Existenz für den Führungsanspruch der KPCh wichtiger
ist als für die Arbeiter.“ [16]
Fazit:
Das Gewerkschaftsgesetz „gewährleistet“
den Status
des ACGB und seine Vermittlerrolle für eine
„harmonischen Gesellschaft“ und für
einen „harmonischen Arbeitsplatz“. Der ACGB ist
eine Staatsgewerkschaft. Das
bestimmt seine Arbeit in der Organisierung und
„Interessenvertretung“ in den
Konzernen und Fabriken. Für die ArbeiterInnen und ihre
Interessen ist er macht-
und zahnlos.
Im
zweiten Teil unseres
Artikels werden wir die Lebens- und Arbeitsbedingungen der chinesischen
ArbeiterInnen, ebenso wie ihren Widerstand und ihre Streiks gegen
Staat,
Kapital und Zwangsgewerkschaft thematisieren. An breiter Front nehmen
die
ArbeiterInnen ihr Schicksal in die eigenen Hände und schaffen
sich eigene
Organisationsformen.
Anmerkung:
Wir
wollen für die
Einordnung von Autoren und ihrer Positionen, auf die wir in der
Artikelserie
eingehen, festhalten, dass sie sich politisch unterschiedlich verorten.
In
zwei Büchern, beide
herausgegeben im Verlag Assoziation A von den „FreundInnen
von gongchao“
(gongchao = Arbeitskampf/ArbeiterInnenbewegung). werden informative,
wichtige
Analysen, soziologische Langzeitbeobachtungen und Berichte
über die
Arbeiterklasse in China veröffentlicht. „Dagonmei,
Arbeiterinnen aus Chinas
Weltmarktfabriken erzählen“, Pun Ngai, Li
Wanwei, 2006 und „Aufbruch der
zweiten Generation“, Pun Ngai, Ching Kwan Lee,
u.a., 2010.
Die
Autorin Pun Ngai,
Professorin am Institut für angewandte Sozialwissenschaften
Hongkong,
analysiert in ihren Schriften durchaus differenziert das Rote China und
das
kapitalistische China. Auch wenn sie keine Kommunistin ist, beschreibt
sie
doch, dass objektiv die Klassenlage der ArbeiterInnen im China Maos
wesentlich
anders und besser war, als im heutigen China. Das bringt ihr im Vorwort
von
Seiten der ganz offensichtlich mit wildcat sympathisierenden,
antimaoistischen
und antistalinistischen „FreundInnen von gongchao“
den Vorwurf ein: „Die
Stärke dieser Analysen liegt in der Erzählung
konkreter Klassenerfahrungen und
der dahinter stehenden Ausbeutungsbedingungen. Stellenweise haben sie
aber auch
Schwächen, wie … die anklingende Verharmlosung der
maoistischen
Klassenherrschaft.“ So
‚wünschen’ sich die FreundInnen
für die
Arbeiterbewegung in China „eine Klassenlinke, die
sich abseits der
sozialistisch-nationalistischen und staatsfixierten Positionen
neo-maoistischer Gruppen…formiert.“ [17]
Im
labournet werden
regelmäßig faktenreiche, aktuelle Beiträge
von chinesischen Autoren veröffentlicht.
Autoren wie z.B. Au Loong Yu (Mitarbeiter von Globalization Monitor in
Hongkong, Herausgeber China Labor Net) oder Bai Ruixue (Autor bei China
Labor
Net). Sie sind nicht nur Gegner des heutigen reaktionären
chinesischen Regimes.
Sie sind Verfechter der bürgerlichen Demokratie,
antikommunistisch und prangern
den „Maoismus“ als menschenfeindlich an und lehnen
insgesamt das sozialistische
China ab.
Sie
sind allerdings insoweit
„objektiv“, als auch sie die offensichtlichen
Unterschiede zwischen der Lage
der ArbeiterInnen von 1949 bis 1976 und 1978 bis heute durchaus sehen
und
festmachen. Ihrer Einschätzung nach sah die Lage so aus: „Kurz:
In der Mao
Periode waren die Arbeiter die am wenigsten unzufriedene Klasse, und
daraus
erklärt sich zu einem großen Teil das Fehlen
signifikanter Arbeitskämpfe sowie
vor allem das Fehlen von Bestrebungen, autonome Arbeiterorganisationen
zu
gründen. In den ersten Jahren nach der Gründung der
Volksrepublik China gab es
lokale ökonomische Streiks, ebenso während der
‚Kulturrevolution’. Diese waren
aber nur klein. Selbst wenn sie politisch wurden, gelang es ihnen
nicht,
politische Unabhängigkeit vom Parteiführer Mao Zedong
oder von der Partei als
Ganzes zu erlangen, wie es später der Fall war.“[18]
Verfassung
der VR China
–
Rolle rückwärts vom Aufbau des Sozialismus zum
Kapitalismus
Kurze Geschichte ...
Die
erste, noch „provisorische“ Verfassung
der Volksrepublik China wurde auf der 1. Plenartagung des
Politischen
Konsultativen Volksrates (21.- 30.09.1949) beschlossen. Am 1. Oktober
1949
erfolgte die Gründung der Volksrepublik. Im September 1954
wurde die
überarbeitete Verfassung verabschiedet. Nach der
Kulturrevolution wurde eine
neue Verfassung ausgearbeitet und im Januar 1975 vom
IV. Nationalen
Volkskongress angenommen. Im 1. Art. wird China nicht als
„Volksstaat“
definiert, sondern als: „ein sozialistischer Staat
der Diktatur des
Proletariats, der von der Arbeiterklasse geführt wird und auf
dem Bündnis der
Arbeiter und Bauern beruht.“ (Die Verfassung der VR
China, 1975, Peking, S.
10)
Nach
Mao Zedongs Tod 1978 wurde die
Verfassung revidiert und im Dezember 1982 neu verabschiedet. Diese
Verfassung
ist bis heute gültig. Allerdings wurde sie in den Jahren 1988,
1993, 1999 und
2004 an die konkreten Entwicklungen„angepasst“, die
durch die revisionistische
Politik der „Reform und Öffnung“
stattfanden.
Die
Parteibonzen, Herrscher des Landes,
haben viele Festlegungen der Verfassung von 1975, so auch die
Bezeichnung der
Volksrepublik China als „sozialistischer Staat“
beibehalten. Aber trotzdem
wurde Grundlegendes verändert. Die Charakterisierung des
Staates als „Diktatur
des Proletariats“ in der Verfassung von 1975 wurde 1982 durch
die
„demokratische Diktatur des Volkes“ ersetzt. Nach
und nach wurde die
„Privatwirtschaft“, das heißt der
„Privatkapitalismus“, in die Verfassung
‚integriert’.
Ein
Beispiel für diese schrittweisen
Veränderungen in der Verfassung:
1975
heißt es in Art. 7: „Unter der
Voraussetzung, daß die Entwicklung und der absolute Vorrang
der
Kollektivwirtschaft der Volkskommune gewährleistet sind,
dürfen die einzelnen
Mitglieder der Volkskommune kleine Parzellen für ihre private
Nutzung
bewirtschaften und häusliches Nebengewerbe in geringem Umfang
ausüben, in
Viehzuchtgebieten dürfen sie einen geringen Viehbestand
für ihre private Nutzung
besitzen.“ (S. 14-15)
In
Art. 5, wird konkret ausgeführt: „Der
Staat erlaubt den nicht in der Landwirtschaft tätigen
Einzelwerktätigen, im
Rahmen der Gesetze, ohne andere auszubeuten, individuell zu arbeiten,
wobei
diese Arbeit von den Organisationen der Wohnblöcke in den
Städten und
Kleinstädten beziehungsweise von den Produktionsgruppen der
ländlichen
Volkskommunen einheitlich geregelt wird. Zugleich sollen diese
Werktätigen
Schritt für Schritt auf den Weg der sozialistischen
Kollektivierung geleitet werden.“
(S. 13) Hier ist ganz klar festgeschrieben, dass individuelle Arbeit
und
Produktion für den Eigenbedarf unter bestimmten Bedingungen
möglich ist.
Wesentlich hierfür aber ist, zu arbeiten ohne andere
auszubeuten. Als
gesellschaftliche Zielsetzung wird die Kollektivierung festgelegt.
Was
wird nun in der Verfassung von 1982
und ihren ‚weiteren Anpassungen’ gemacht? Als Ziel
wird sich gesetzt, die
schrittweise kapitalistische Privatisierung, unter dem Etikett
„individuelle
Wirtschaft“ voranzutreiben und ihr einen gesetzlichen Rahmen
zu geben. Das
verläuft in verschiedenen Etappen der Veränderung von
Art. 11. 1982 werden
die Rechte der individuellen Wirtschaft das erste Mal
verfassungsrechtlich
verankert:
„Art.
11 Die individuelle Wirtschaft der
Werktätigen in Stadt und Land, soweit im Rahmen der
gesetzlichen Bestimmungen,
ist eine Ergänzung der sozialistischen Wirtschaft des
Gemeineigentums. Der
Staat schützt die legitimen Rechte und Interessen der
individuellen Wirtschaft.
Der Staat leitet, unterstützt und beaufsichtigt die
individuelle Wirtschaft
durch administrative Kontrolle“. (www.verfassungen.net/re/verf82.htm)
Im
ersten Verfassungszusatz 1988 wird dann
mit folgender Hinzufügung zu Art. 11 offen die kapitalistische
„Privatwirtschaft“ als
„Ergänzung“ anerkannt: „Der
Staat erlaubt im Rahmen
der gesetzlichen Bestimmungen die Existenz und die Entwicklung einer
Privatwirtschaft. Die Privatwirtschaft ist eine Ergänzung der
sozialistischen
Gemeineigentumswirtschaft. Der Staat schützt die
gesetzmäßigen Rechte und
Interessen der Privatwirtschaft und praktiziert gegenüber der
Privatwirtschaft
Anleitung, Aufsicht und Regulierung“. Aber auch das
reichte noch nicht aus!
1999 wird der Art. 11 umformuliert und dabei die „Gemeineigentumswirtschaft“
durch die „sozialistische Marktwirtschaft“
ersetzt. 2004 erhält der
Art. 11 Abs. 2 seine bislang letzte Fassung:
„Der Staat schützt
die gesetzmäßigen Rechte und Interessen des
nicht-öffentlichen Sektors der
Wirtschaft ebenso wie die des individuellen und privaten Sektors der
Wirtschaft….
Der Staat ermutigt, unterstützt und führt
die Entwicklung des nicht
öffentlichen Sektors“. Das Privateigentum
wird vollständig anerkannt und
geschützt. Zusätzlich stellt sich
der Staat verfassungsmäßig die Aufgabe
die Privatwirtschaft „zu ermutigen“
und „zu unterstützen“.
Hämisch, da damit der so genannte Sozialismus in China
diskreditiert werden
kann, aber inhaltlich durchaus richtig, kommentiert der Spiegel diese
Verfassungsänderungen: „Die Sozialpflicht
des privaten Eigentums, wie sie
die deutsche Verfassung kennt (zumindest auf dem Papier! TA),
hat sich
damit in eine Privatpflichtigkeit des Staates verwandelt. Die
Kapitalisten sind
die neue Herrenklasse. So sind die Unternehmer noch in keinem Land
hofiert
worden. Das Eigentum besitzt in China mehr Rechte, als das
Volk.“ [19]
Dem
„kapitalistischen“ Sendungsbewusstsein
des chinesischen Staates entspricht auch die Änderung in Art. 13/2004:
„das gesetzmäßige private
Eigentum der Bürger ist unverletzlich. Der Staat
schützt, in Übereinstimmung
mit dem Gesetz, die Rechte der Bürger auf privates Eigentum
und Erbschaft.“
Hier wird das Privateigentum erstmals zur Privatsache erklärt.
Es gilt als
‚unverletzlich’ und es darf
‚schrankenlos‘ vererbt werden.
Die
Veränderungen der Verfassung
dokumentieren den forcierten Prozess der
„Legalisierung“ und Privilegierung des
Kapitalismus unter Kontrolle der revisionistisch-kapitalistischen
Parteibourgeoisie. Selbstverständlich wird der Kapitalismus
nicht per Gesetz
durchgedrückt. Nein, die Gesetze werden lediglich der
konkreten Lage, das heißt
der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise und -beziehungen
angepasst, bzw. öffnen ihr rechtlich Tür und Tor.
Schlussfolgerungen…
Verfassungsrechtlich
stellt sich das
heutige China als ein Land mit „sozialistischer
Marktwirtschaft“ dar, wo die
Privatwirtschaft gleichermaßen geschützt wird wie
der „öffentliche Sektor“.
Die
chinesischen Herrscher, die
schon lange Staatskapitalismus betreiben, haben nicht nur Schritt
für Schritt
die Privatwirtschaft und deren Schutz in der Verfassung verankert,
sondern
weichen auch Schritt für Schritt die Bewertung Chinas als
sozialistischen Staat
auf. In der „Präambel“ der Verfassung
hieß es noch 1982: „Die sozialistische
Umgestaltung des Privateigentums an den Produktionsmitteln ist
abgeschlossen,
das System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ist
abgeschafft, und
das sozialistische System ist etabliert worden.“
1993 wird diese Passage
wie folgt geändert: „Unser Land befindet
sich im Anfangsstadium des
Sozialismus.“ Und 1999 wird nochmals umformuliert: „Unser
Land wird sich
noch lange Zeit im Anfangsstadium des Sozialismus befinden.“ Vom
etablierten sozialistischen System, das angeblich die Ausbeutung des
Menschen
durch den Menschen abgeschafft hat (1982), wird eine Rolle
rückwärts zu einer „langen
Zeit im Anfangsstadium des Sozialismus“ (1999)
gemacht. Nur so lässt sich
propagandistisch die „sozialistische
Marktwirtschaft“ und der „Schutz des
Privateigentums“ noch mit einem
„Sozialismus-Mäntelchen umhüllen. Das soll
der
„Sozialismus chinesischer Prägung“ sein?!
Das ist wirklich eine groteske
Satire.
Wie sich die Zeiten
ändern!
„Was
für eine Arbeit leistet die
Gewerkschaft nun konkret und wie macht sie das? Sun erzählte
uns darüber: Die
Partei ist die Vorhutorganisation des Proletariats, während
die Gewerkschaft
eine Massenorganisation der Arbeiterklasse darstellt. Deshalb arbeiten
die
Gewerkschaftsorganisationen auf allen Ebenen – von der Fabrik
bis zu den
verschiedenen Werkhallen – unter der Führung der
Parteiorganisation der
entsprechenden Ebene. Die Aufgabe, welche die Gewerkschaft vor allem zu
erfüllen hat, ist, unter den Arbeitern das Studium des
Marxismus-Leninismus und
der Maotsetungideen zu organisieren und die Arbeiter in Hinsicht auf
Ideologie
und politische Linie zu erziehen. Zur Zeit studiert die ganze Fabrik
das
‚Manifest der Kommunistischen Partei’ von Marx und
Engels und ‚Staat und
Revolution’ von Lenin. Die Arbeiter beteiligen sich
turnusmäßig an kurzen
Intensivkursen. Ihre Löhne erhalten sie in dieser Zeit voll
ausbezahlt. … Die
Gewerkschaft hilft den Arbeitern auch, ihre produktive Arbeit gut zu
verrichten. Sie sorgt dafür, daß die Arbeiter die
Leitung auf allen Ebenen
kontrollieren und ihr bei der Arbeit Beistand leisten.
Selbstverständlich muß
sich die Gewerkschaft um das Leben der Arbeiter kümmern. Das
neu gewählte
Komitee der Gewerkschaft, das Führungsorgan der Gewerkschaft
in der Fabrik
besteht aus 24 Mitgliedern. Viele von ihnen, einschließlich
der
Vizevorsitzenden Yü Hsiao-ming arbeiten weiterhin in den
Werkhallen auf ihren
ursprünglichen Posten. Obwohl er die Ämter eines
Vorsitzenden des
Gewerkschaftskomitees und eines stellvertretenden Sekretärs
des Parteikomitees
bekleidet, bezieht Sun Tsung-jung nach wie vor den Lohn, den er als
Arbeiter
erhielt. Die führenden Genossen der Fabrik sind sehr
bescheiden…Wir sahen weder
eine ‚Managerschicht’, welche über die
Arbeiter herrscht, noch eine von einer
‚Arbeiteraristokratie’ geleitete
Gewerkschaftsorganisation. Die Arbeiter sind
die wahren Herren der Fabrik“.
Das
ist keine Schilderung der aktuellen
Arbeit der chinesischen Staats-Gewerkschaft (ACGB). Nein, es ist ein
Zitat aus
der Peking Rundschau, Nr. 27, 10.07.1973. [20]
Ja,
trotz aller Fehler oder
Rückschläge, gab es im sozialistischen China eine
Gewerkschaft, die die
Interessen der Arbeitenden vertrat. Es ist ein Beispiel wie die
ArbeiterInnen,
unter Führung der Kommunistischen Partei, ihre ureigenste
Macht ausüben und
welche Funktion die Gewerkschaft dabei hat: Ideologisch-politische
Erziehung,
theoretische Schulung ebenso wie die Sicherung der Interessen der
ArbeiterInnen
im Betrieb. Die Gewerkschaftsaktivisten arbeiteten weiterhin in der
Produktion
und hatten keinen materiellen Vorteil durch ihre Gewerkschaftsarbeit.
[1] Wirtschaftsdaten kompakt, Stand: 15.07.2011, Botschaft der BRD Peking, www.peking.diplo.de
[2] www.amnesty.ch/de/aktuell/magazin/52/china-soziale-probleme, 2008
[3] Wirtschaftsdaten kompakt, 15.10.2011
[4] www.stockworld.de, 15.12.2011; ILO, 2009
[5] „Chinas Privatwirtschaft beschäftigt 160 Millionen Menschen“, Handelsministerium der VRCH, 7.2.2011, german.mofcom.gov.cn; „Privatbetriebe senken Chinas Arbeitslosenzahlen“, RIAnovosti, 2010, de.rian.ru/business
[6] „Die Rolle des ‚All China Federation of Trade Unions’: Seine Bedeutung für chinesische Arbeiter heute“, Bai Ruixue, veröffentlicht in „Working USA – The Journal of Labor and Society“, Volume 14.03.2011, www.forumarbeitswelten.de
[7] Wirtschaftsdaten kompakt, 15.07.2011
[8] „Weißbuch“, Presseamt des Staatsrats der Volksrepublik China September 2010 Beijing, german.china.org.cn.
[9] Alle Zahlen Wirtschaftsdaten kompakt, 15.10.2011
[10] Wirtschaftsdaten kompakt, 15.07.2011
[11] Internationaler Gewerkschaftsbund, 2007, Jährliche Übersicht über die Verletzungen von Gewerkschaftsrechten, China, survey07.ituc-csi.org,
[12] http://lehrstuhl.jura.uni-göttingen.de/chinarecht/ 940705b.htm, S. 15
[13] „China auf dem Weg zu Streikrecht und Tarifverträgen?“, Rosso Vincenzo, Telepolis, 08.07.2008, www.heise.de/tp/druck/mb/artikel/28/28258/1.html
[14] Internationaler Gewerkschaftsbund, Jährliche Übersicht 2007, survey07.ituc-csi.org
[15] Internationaler Gewerkschaftsbund, Jährliche Übersicht 2011, www.ituc-csi.org/China
[16] „Die Rolle des ‚All China Federation of Trade Unions’: Seine Bedeutung für chinesische Arbeiter heute“, Bai Ruixue, veröffentlicht in „Working USA – The Journal of Labor and Society“ , Volume 14.03.2011, www. forumarbeitswelten.de
[17] „Aufbruch der zweiten Generation“, S. 17
[18] „Arbeiterwiderstand in China heute 1989-2009“, Au Loon Yu, Bai Ruixue, 24.01.2010, www.labournet.de, unter der Rubrik „Arbeitswelten China-Deutschland“
[19] „Profitgier geht über Leichen“, Gabor Steingart, 13.09.2006, www.spiegel.de
[20] „VR Chinas - Neues Leben im Sozialismus, Einige grundlegende Tatsachen über China, 10 Fragen und Antworten“, Rotfront Verlag Kiel, 1974/75, S. 122-124
TROTZ ALLEDEM!
Lage
der Arbeiterklasse in
China –
Teil II –
In
der ersten Folge unseres Artikels in der TA Nr.
59/2012 haben wir die Verfassung der VR Chinas und die allgemeinen
Grundrechte
in Bezug auf die Situation der ArbeiterInnen analysiert. Weiter haben
wir die
Arbeitsgesetze, die Funktion des Allchinesischen Gewerkschaftsbundes
sowie die
Gewerkschaftsrechte untersucht. In der zweiten Folge geht es um die
konkrete
Lage des Proletariats, um seine Kämpfe und
Widerstandsaktionen, sowie das
Ausmaß der Repression des chinesischen Staates.
Ökonomie
und Arbeiterklasse im Wandel
30
Jahre Herrschaft der neuen kapitalistischen
„Politik der Reform und Öffnung“, durch
die revisionistische Partei-Herrschaftsclique
führte zur
Einbettung Chinas in den imperialistischen Weltmarkt. Der kometenhafte
Aufstieg
zur neuen imperialistischen Weltmacht mit schier ungebremstem Wachstum
verläuft
auf Kosten der brutalen Arbeits- und Lebensbedingungen der
ArbeiterInnen und
der breiten Massen der Werktätigen in China. Auf der einen
Seite
Millionenfaches Elend, Erwerbslosigkeit, Darben am Existenzminimum,
Landflucht
und sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse. Aber „auf
der anderen Seite
entsteht in raschem Tempo eine industrielle Arbeiterklasse auf
technologischen
und qualifikatorischen Grundlagen, die mit denen entwickelter
kapitalistischer
Länder durchaus vergleichbar sind.“
(Arbeitskämpfe, Müller [1],
S. 17)
Die
ArbeiterInnenklasse in China erwacht mehr und
mehr, in ihrem ganzen breiten Spektrum, und wird direkter Akteur.
Die
Schere zwischen arm und reich in der chinesischen
Gesellschaft geht drastisch auseinander. Laut
Weltvermögensbericht von 2006,
kontrollieren 0,4 Prozent der reichsten Familien, 70% des
nationalen
Reichtums Chinas. Familien, Nachkommen von Partei- und
Staatsmännern stehen auf
der Hitliste der reichsten Personen Chinas. Und die Reichen sind jung,
80% sind
unter 45 Jahre alt. Laut Medien ist Premierminister Wen Jiabao
der
reichste Premierminister der Welt. „2015 wird China
die viertgrößte
Konzentration von reichen Haushalten in der Welt haben. Mehr Reichtum
gibt es
dann nur noch in USA, Japan und Großbritannien. 2015 soll es
schon 4,4
Millionen reiche Haushalte in China geben.“
(Arbeitskämpfe, Müller 1,
S. 12)
In
dem Maße wie der Kapitalismus, die Bourgeoisie und
der Reichtum anwuchs, entfaltete sich der Widerstand der
Arbeiterklasse. Die
landläufigen Thesen etlicher bürgerlicher
Wissenschaftler, die das chinesische
Proletariat als handlungsunfähig und sich in einer Spirale
nach unten befindend
darstellen, zeigt nur ihre Unfähigkeit die Gesetze des
Kapitalismus zu
erkennen. Da, wo sich das Kapital ausbreitet, entwickelt sich
zwangsläufig der
Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital, zwischen Proletariat und
Bourgeoisie.
Im
globalisierten Osten (vom Norden bis zum Süden) Chinas
liegen die Schwerpunktzentren der ungehemmten, explodierenden
kapitalistischen
Weltproduktion. Hier sind die Geburtsstätten der heutigen
chinesischen
Arbeiterbewegung. In spontanen, unorganisierten und heftigen
Ausbrüchen bahnte
sich eine neue Arbeiterbewegung ihren Weg.
Ausgangspunkt
war Ende der 1980er Jahre das
Aufbegehren der ArbeiterInnen der staatseigenen Betriebe gegen die
erste Welle
der Privatisierung von Staatsbetrieben.
1989
war den chinesischen Herrschenden mit der
blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung ein vernichtender
Schlag gegen
die ersten bedeutsamen Keime einer politischen Arbeiterbewegung
gelungen. Mitte
der 1990er Jahre folgte die zweite Welle von Widerstandsaktionen gegen
Privatisierungen. Die in den 1990er Jahren entstehende,
zahlenmäßig immer
bedeutsamere Arbeiterschicht, die WanderarbeiterInnen, verhielt sich
zunächst
noch eingeschüchtert und ihrem Sklavendasein hilflos
ausgeliefert. Mit der
zunehmenden Ausbreitung der Produktionsstätten, flammte ihre
Gegenwehr auf. Anfang
2000 kommt es zu massiven, nicht nur regional begrenzten,
Ausbrüchen von Wut
und Aufbegehren.
Seit
2010 bis heute hat die spontane, sich dem
ungebremsten brutalen Kapitalismus entgegenstellende Kraft der
Wanderarbeiter,
der IndustriearbeiterInnen, in den internationalen Konzernen (Joint
Ventures)
und chinesischen Monopolen, sowie den Staatsbetrieben, d.h. eine das
gesamte
Land umfassende ArbeiterInnenbewegung, die politische Bühne
betreten. Mit
Zuckerbrot und Peitsche reagieren die
verknöcherte Staats- und Parteibürokratie, sowie die
Regional- und
Lokalfürsten. Sie haben einerseits die Zeichen der Zeit
erkannt.
Befriedungsstrategien für „harmonische
Arbeitsbeziehungen“ stehen ganz oben auf
der Agenda. „Reformierte“ Arbeitsgesetze und
Zugeständnisse sollen den
Widerstand brechen. Andererseits auch wenn sie Lockerungen eingestanden
haben,
die praktische Umsetzung von diesen Reförmchen
verläuft nur sehr verhalten. Der
diktatorische Druck und die Allmacht des revisionistischen, sich
sozialistisch
nennenden Überbaus wird nur sehr mühsam und
kräftezehrend von der
Arbeiterbewegung aufgeweicht. Die Peitsche wird jederzeit vom
Staatsapparat
herausgeholt, wenn er seine Interessen direkt bedroht sieht.
„Das
Wall Street Journal wies im Februar 2008 auf das
neue Kräfteverhältnis zwischen ArbeiterInnen und
Unternehmern in China hin.
Aussagen von Unternehmern fasste es dahingehend zusammen, dass mit
diesem
Arbeitsvertragsgesetz eine neue Zeit höherer Produktionskosten
anbreche, weil
sich ‚die Verhandlungsmacht zu Gunsten der
Beschäftigten verschoben hat und die
ArbeiterInnen sich ihrer Rechte bewusst
werden’“ [2]
Parallel
dazu verläuft die chinesische Staatspolitik,
die die Wirtschaft im unerbittlichen, internationalen Wettbewerb auf
stabilere
Grundlagen stellen will. Ein Ziel ist eine Umorientierung vom
Billig-Exportland
hin zum Export von HighTech Produkten. „Der Anteil
von HighTech Produkten am
gesamten Export ist von 20 Prozent im Jahr 2000 auf
32 Prozent 2008
gestiegen“ (Arbeitskämpfe
Müller 1, S. 10). Parallel
dazu
wird auf die Stärkung der
„Kernwettbewerbsfähigkeit der
Produktionsindustrie“
orientiert.
Gleichzeitig
wird eine strategische Neuausrichtung
angestrebt. Der 12. Fünfjahresplan (April 2011) der
KP China setzt
unter dem Motto „Von kalt zu warm“
auf das „große
Binnennachfragepotential“, das „erwärmt
werden soll, durch die
Erschließung des inneren Markt“ und der „Verwandlung
des inländischen
Konsums zur Hauptantriebskraft für das
Wirtschaftswachstum“. Hierzu sollen „neue
Wirtschaftssektoren von strategischer Bedeutung“
geschaffen und der „Dienstleistungssektor
in seiner Entwicklung“ beschleunigt werden. Die
Weltmarktfabrik China soll
zum Weltmachts-Ökonomiemotor China umgebaut werden. [3]
Mit
welchen Unwägbarkeiten die erstarkende
Arbeiterbewegung Chinas in den kommenden Jahren konfrontiert sein wird,
bleibt
abzuwarten. Aber eins ist sicher: das „riesige“
Proletariat ist erwacht, kämpft
und beginnt sich seiner Kraft bewusst, zu organisieren. Das ist in
einer Zeit
der Resignation und der Schwäche der internationalen
Arbeiterbewegung
ermutigend. Wir müssen alles daran setzen, aus diesen
Kämpfen zu lernen, sie
mit großer Solidarität zu unterstützen, und
den proletarischen
Internationalismus lebendig werden lassen.
Hukou-System
und WanderarbeiterInnen
Informationen
über die Lage der ArbeiterInnen in China
im letzten Jahrzehnt befassen sich vor allem mit der Situation der
„WanderarbeiterInnen“. Oftmals werden sie die
„neue Arbeiterklasse“ genannt. In
den Städten und Industriezentren der Wirtschaftssonderzonen
sind sie die Mehrheit
des chinesischen Proletariats. Sie sind am stärksten
ausgebeutet, unterdrückt
und rechtlos. Nach chinesischen Angaben gibt es ungefähr
242 Mio.
„WanderarbeiterInnen“. Alle EinwohnerInnen Chinas
werden im „Hukou“-System
erfasst. „Hukou“ ist ein spezielle „Form
der staatlichen
Haushaltsregistrierung“ und
„Wohnsitzkontrolle“. Der chinesische Staat
schränkt
damit die freie Wohn- und Arbeitsortwahl drastisch ein. Ohne offizielle
Erlaubnis ist ein legaler Umzug vom Land in die Stadt nicht erlaubt.
Alle staatlichen
Leistungen, Krankenversorgung, Kindergärten etc. die es
bislang fast nur in den
Städten gibt, sind an die Registrierung gebunden. Die
WanderarbeiterInnen
kommen ohne Registrierung, und damit „illegal“ in
die Städte. Auf der Suche
nach Arbeit sind sie skrupellosen Arbeitsvermittlern ausgeliefert. Von
jeglichen staatlichen Leistungen und Bürgerrechten sind sie
ausgeschlossen.
Das
Hukou-System geht bis auf das Jahr 1958 zurück.
Die damals noch sozialistische KP China hat
dieses System installiert, um eine planmäßige und
kontrollierte
Arbeitsverteilung in den Städten und auf dem Lande zu
gewährleisten.
Gleichzeitig wurden dadurch den Menschen in allen Gebieten
staatlich-soziale
Leistungen garantiert. Ausgangspunkt waren die Interessen und
Bedürfnisse der
Menschen, da es noch enorme Unterschiede zwischen Stadt und Land gab.
In den
Städten war die Industrie noch nicht so weit entwickelt, um
weitere Millionen
von Arbeitsplätzen zu schaffen. Eine Landflucht
(Binnenmigration) von Millionen
Menschen vom Land in die Städte, hätte die Lage aller
Werktätigen nicht
verbessert, sondern extrem verschlechtert. Die Freizügigkeit
wurde dadurch
eingeschränkt, dass Sozialleistungen des Staates an den
Wohnsitz gebunden
waren. Es ging letztendlich darum, die Befriedigung der
Grundbedürfnisse der
Menschen zu ermöglichen. Ein Aktivist der
„Wanderarbeiterorganisationen“, Sun
Heng, berichtet über das Hukou-System: „1949
während des ersten
Industrialisierungsprozesses hatten die ArbeiterInnen einen sehr hohen
Status.
Aber es gab eine Lebensmittelknappheit, und in den frühen
1950er Jahren war die
landwirtschaftliche Produktion auf einem sehr niedrigen Stand. Wegen
dieser
Probleme wurden nur wenige Arbeiter benötigt, nicht allzu
viele. Man musste die
Wanderungsbewegung vom Land in die Stadt kontrollieren, und deshalb
verfügte
die Regierung 1958 das Hukou, das Registrierungssystem für
Haushalte. In dieser
Funktion wird das Registrierungssystem heute nicht mehr
benötigt, aber mit dem
freien Fluss des Kapitals ab 1978 wurde es zum Instrument der
Ausbeutung von
Bauern. Es schafft Ungleichheiten zwischen den Menschen vom Land und
denen aus
der Stadt.“ [4]
Das
ist ein Beispiel dafür, wie eine Regelung, die
unter der Volksdemokratie und beim Aufbau des Sozialismus positiv
für das Volk
war, im kapitalistischen System, in ein Instrument der
Unterdrückung und
Ausbeutung verwandelt wird.
Bürgerliche
Medien und Sozialwissenschaftler hingegen
setzen das heutige Hukou mit dem der Ära Mao Zedongs einfach
gleich. Sie
prangern das Hukou insgesamt als ein Zwangssystem an, um ihren
Antikommunismus
zu betreiben. Dabei wird einfach die Wahrheit auf den Kopf gestellt.
Das
Hukou-System seit der „Reform- und
Öffnungspolitik“ von 1978.
Seit dem Start der
so genannten „Reform- und Öffnungspolitik“
hat sich die kapitalistische
Wirtschaft in China rasant entwickelt und eine verstärkte
Migration vom Land in
die Städte bewirkt. Der Prozess der ursprünglichen
Akkumulation,
Industrialisierung, Landflucht und Urbanisierung im heutigen China wird
in der
Analyse „Unvollendete Proletarisierung“ sehr
zutreffend beschrieben. „Die
Geschichte der globalen Arbeiterbewegungen zeigt, dass die Entstehung
und Reife
einer Arbeiterklasse gewöhnlich in dem Zeitraum stattfand, in
dem die zweite
und dritte Generation ländlicher ArbeiterInnen in die
Industriestädte kam. Das
Leiden, die Not und die Auseinandersetzungen im Arbeitsleben erreichten
ihren
Gipfel nicht in der ersten Generation, sondern in den folgenden. Dies
ist der
Prozess der Proletarisierung, der LandarbeiterInnen in industrielle
ArbeiterInnen verwandelt, indem ihnen die Produktions- und
Subsistenzmittel
genommen werden; und in der Tat zieht sich dieses Thema durch die
Geschichte
des Weltkapitalismus. Im Ergebnis hängt das Schicksal der
ArbeiterInnen vom
Prozess der Kapitalakkumulation und dem Ausmaß der
Kommodifizierung (des
Einsatzes der Arbeitskraft) ab. Die Werkzeuge, die die ArbeiterInnen
benutzen,
die Rohmaterialien, die sie verarbeiten, und die Güter, die
sie produzieren,
befinden sich weder in ihrem Besitz, noch werden sie von ihnen
kontrolliert.
Als sich China in die Fabrik der Welt verwandelte und zur heutigen
Industriegesellschaft wurde, wiederholte sich ein in der Geschichte des
globalen Kapitalismus verbreitetes Phänomen. Das Besondere an
China ist der
eigentümliche Prozess der Proletarisierung: Um China mit
seinem sozialistischen
System in die Weltökonomie einzugliedern, wurden
ländliche ArbeiterInnen
angehalten, in der Stadt zu arbeiten, aber nicht in der Stadt zu
bleiben. Für
Chinas neue Arbeiterklasse sind Industrialisierung und Urbanisierung
zwei
vollkommen getrennte Prozesse, da vielen BauernarbeiterInnen die
Möglichkeit
genommen wurde, dort zu leben, wo sie arbeiten.“ [5]
Nicht
zutreffend in dem Zitat ist die Feststellung,
dass sich die Eingliederung „Chinas mit seinem
sozialistischen System in die
Weltökonomie“ vollzog. Das Gegenteil war der Fall.
Der Sozialismus wurde
abgeschafft. Die Restauration des Kapitalismus wurde mit
sozialistischen
Phrasen verbrämt, und von der revisionistischen Partei- und
Staatsführung
durchgezogen. Darin liegt der eigenartige Prozess einer
„ursprünglichen
Akkumulation“ in China, die unter anderen Bedingungen
verläuft als im 19. und
20. Jahrhundert.
Durch
die Verelendung in den ländlichen Gebieten
machen sich Millionen Bauern „illegal“ auf in die
Sonderzonen und Städte auf
der Suche nach Arbeit. Aufgrund des Hukou-Systems sind die, auch
„Bauernarbeiter“ genannten,
„WanderarbeiterInnen“, für die
Kapitalisten,
insbesondere für die ausländischen Monopole in den
Sonderwirtschaftszonen, als
billigste und praktisch rechtlose Arbeitskräfte willkommen!
Das Hukou-System
wird gegen diese Schicht der ArbeiterInnenklasse benutzt, um die
Schraube von
Ausbeutung und Unterdrückung enorm anziehen zu
können. Die
„WanderarbeiterInnen“ hatten und haben bis heute in
den Städten, wo sie
arbeiten, keinerlei Rechte auf soziale Leistungen, wie medizinische
Versorgung,
Wohnraum, Arbeitslosengeld, Rente, Schule, Bildung und
Bürgerrechte etc. Sie
erhalten keine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis etc. Sie sind
völlig der Willkür
der Arbeitgeber, Arbeitsvermittler und staatlichen Behörden
ausgeliefert. Das
ist sozusagen eine Art Apartheidsystem gegen die WanderarbeiterInnen.
Die
rasante Entwicklung des Kapitalismus in China
fordert zunehmend freie Beweglichkeit für die Arbeitskraft.
Gleichzeitig wird
durch die technologische Spezialisierung die zunehmende Qualifizierung
von
ArbeiterInnen nötig. Die Arbeitsproduktivität des
Industrieproletariats ist
seit den 1990er Jahren jeweils jährlich um mehr als 10%
gestiegen. „Im
letzten Jahrzehnt ist die Produktivität aufgrund des
technischen Fortschritts,
höheren Investitionen in Anlagen und besserer Ausbildung der
Arbeitskräfte noch
stärker gestiegen.“ (Arbeitskämpfe,
Müller 1, S. 10)
Eine
starke Fluktuation der Arbeitskräfte steht dieser
Anforderung entgegen. Bereits jetzt passen die Staatlichen
Behörden das
Hukou-System, je nach regionalem Bedarf an und nehmen teilweise
Lockerungen
vor. Verstärkt werden Aufenthaltsgenehmigungen vergeben, auch
wenn diese noch
kein Recht auf soziale Leistungen mit sich bringen. Dadurch werden die
WanderarbeiterInnen bei Erwerbslosigkeit nicht sofort in die
Dörfer
abgeschoben. Nur wenige WanderarbeiterInnen werden bisher dauerhafte
Stadtbewohner. Durch die massive staatliche Regulierung des
Hukou-System sind
in 30 Jahren, nach offiziellen Angaben, pro Jahr 10 Mio. Menschen von
Land- zu
Stadtbewohnern geworden. Die OECD rechnet mit einer Abwanderung von 300
Mio.
Menschen in den nächsten 20 Jahren aus den Landgebieten. Der
12. Fünfjahresplan
der KP Chinas sieht eine Steigerung des
„Urbanisierungsniveaus“ von 51,5%
vor. Das beinhaltet nicht nur eine stärkere
Übersiedlung in die Städte, sondern
vor allem die Schaffung neuer Industriestädte. 2
Eine Lockerung
des Hukou-Systems wird nach und nach erfolgen. Aber noch ist und bleibt
es ein
Instrument der Diskriminierung, Beschneidung von Rechten, und
exzessiver
Auspressung der Arbeitskraft. Selbst bürgerliche Journalisten
oder
Gewerkschaftler sprechen von einer „Zwei Klassen
Arbeiterklasse“.
Lage
der chinesischen ArbeiterInnen
Die
verschiedenen Schichten des Proletariats in China
umfassen die WanderarbeiterInnen, die ArbeiterInnen in den Joint
Ventures
(Gemeinschaftsunternehmen von ausländischen und chinesischen,
privaten bzw.
staatlichen Monopolkonzernen), die Industriearbeiterschaft und die
Beschäftigten in den verbliebenen Staatsbetrieben. Ihre teils
extrem
unterschiedliche ökonomische und rechtliche Stellung in
Produktion und in
Lebensverhältnissen zeigt sich in fast allen Bereichen: „In
der
verarbeitenden Industrie stellen die Wanderarbeiter fast 60, im
Bausektor 75
und in der Gastronomie sogar über 80 Prozent aller
Beschäftigten. Ganze
Branchen, u.a. die Textil- und die Schuhindustrie, aber auch die
riesigen
Fabrikkomplexe, die den Weltmarkt mit Elektronikprodukten aller Art
überschwemmen, basieren auf der Ausbeutung der billigen
Arbeitskraft der
weitgehend rechtlosen Wanderarbeiter. In den Unternehmen des
staatlichen
Sektors und in den Joint Ventures in der Automobilindustrie ist die
Lage
anders: Die Stammbelegschaften bestehen in der Regel aus
Beschäftigten mit
Bürgerrechten in Shanghai, Beijing etc. Daneben gibt es in
diesen Unternehmen
einen großen ‚Puffer’ von
Wanderarbeitern. (...) Aber die (Hukou, TA) Regeln
diskriminieren arme, wenig ausgebildete Wanderarbeiter, auch
wenn sie schon
zehn Jahre im Perlflussdelta arbeiten. Trümpfe sind Ausbildung
oder
Geldvermögen. Nur eine Elite bekommt das dauerhafte
Wohnrecht.“
(Arbeitskämpfe, Müller 1,
S. 16) Gleichzeitig muss auch
die „wachsende Differenzierung der betrieblichen
Produktionsregimes entlang
betrieblicher und regionaler Linien“ gesehen werden.
„Dies macht sich nicht nur
in einer immer stärkeren Auseinanderentwicklung von
Löhnen, Arbeitszeiten und
Beschäftigungsbedingungen zwischen aber auch innerhalb
einzelner
Industriezweige und Regionen geltend.“
(Arbeitskämpfe, Müller 1,
S. 17)
Staatseigene
Betriebe
(SOE)
Ein
Großteil der staatseigenen Betriebe, sogenannte
SOE [6]
sind privatisiert und ein
weiterer Anteil „halbprivatisiert“. Letztere
kontrolliert der Staat durch einen
Anteil von mindestens 51%. Die Zahl der staatseigenen Betriebe wurde
dadurch
wesentlich vermindert. Die Zahl der Beschäftigten hat in
diesem Bereich
dementsprechend stark abgenommen. Sie sank in den staatseigenen und den
kollektiven Sektoren „zwischen 1995 und 2003 von
112 auf 69 Mio.“
(Arbeiterwiderstand, Yu [7])
Laut „Weißbuch“ ging die
Anzahl bis Jahr 2009 auf 64,2 Mio. zurück. Der Staat
unterhält allerdings in
strategisch wichtigen Branchen/Bereichen der Wirtschaft weiterhin
Staatsbetriebe:
„Die 120 Staatsbetriebe, die unter der
Kontrolle der Kommission zur
Aufsicht und Verwaltung des staatlichen Eigentums stehen, arbeiten in
den
Bereichen Erdöl und Petrochemikalien-Industrie, Stahl- und
Eisenproduktion,
elektrische Energie, Maschinenbau, Telekommunikation, Luft- und
Schiffstransport sowie Bauwesen und Handel.“ [8]
Allerdings
hat sich auch hier wesentliches verändert: “Große
SOEs blieben in der Regel in Staatseigentum, aber ihre gewinnbringenden
Zulieferer wurden an der Börse gehandelt, so dass sie wie
Privatunternehmen
kommerziell geführt wurden. Daher ist die Beschaffenheit der
großen SOEs heute,
auch wenn sie in Staatseigentum verblieben sind, völlig
unterschiedlich... 2011
waren 86% der staatlichen Industrie umstrukturiert, und 70% waren
entweder
teilweise oder ganz privatisiert.” [9]
Nutznießer
der Privatisierungen sind ehemalige
Direktoren, Manager, Geschäftsleitungen, Parteimitglieder etc.
Au Loong Yu
charakterisiert den Verlauf der Privatisierung anhand der: „Ergebnisse
des
‚Bericht(s) über die
Untersuchung privater Unternehmen in China 2002’ (die)
zeigen, dass in den Unternehmen, die nach der
‚Systemreform’ in private
Einheiten umgewandelt wurden, nach ihrer Privatisierung in 95,6% der
Fälle die
ehemaligen Geschäftsleitungen aus der SOE
Zeit
die Hauptinvestoren und Vorstandsvorsitzenden der
neuen Unternehmen wurden. Eine ähnliche Entwicklung
(nämlich dass Parteikader
als Investoren und Vorstandsvorsitzende wiedergeboren wurden) geschah
in 95,6%
der ehemaligen kommunalen und städtischen Kollektivunternehmen
und in 97% der
ehemaligen landwirtschaftlichen Betriebe in den Dörfern. Durch
eine weitere
Maßnahme kauften 60,6% der Personen, die ein SOE leiteten,
während des
‚Systemreform’ Übergangs das Unternehmen
auf.“ (ebenda)
Die neuen Fabrikherren sind also die
gleichen, alten Partei- und Staatsbürokraten wie vorher. Nur
können sie nun
ungezügelt privatkapitalistisch wirtschaften und sich den
Profit direkt selbst
einheimsen. Fazit für die Unterdrückten ist der
Verlust des Arbeitsplatzes für
Millionen und aber Millionen ArbeiterInnen durch die Privatisierung.
Die
Lage, der in den ehemaligen Staatsbetrieben
verbliebenen ArbeiterInnen hat sich durch die Privatisierungen
verschlechtert.
Die Arbeitsplätze sind nicht mehr sicher und die Zukunft
ungewiss. Trotzdem
sind diese ArbeiterInnen, im Vergleich zu den anderen Schichten des
Proletariats, immer noch in ihren Arbeits- und Lebensbedingungen
relativ besser
gestellt. Zum Beispiel gilt weitgehend der 8 Stunden Tag und
in der Regel
werden die, von den staatlichen Behörden festgelegten
Löhne für gleiche Arbeit,
bezahlt etc. Trotzdem sind auch in diesen Betrieben Ausbeutungs- und
Unterdrückungsstrukturen unerhört. Und über
allem wacht der Staat, in
Personalunion in drei Funktionen: „Was machen aber
nun staatsparteigesteuerte
Gewerkschaften in einem Kapitalismus ohne offiziell anerkannten
Klassengegensatz, der von brutalster Ausbeutung lebt? Wo sie es
können, also in
Staatsbetrieben und in Joint Ventures mit hohem Staatsanteil, setzen
sie
einfach die Troika-Tradition fort. Das gibt es zum Teil als
Personalunion:
Derselbe Mann, manchmal auch dieselbe Frau, ist zugleich Personalchef,
Parteisekretär und Gewerkschaftschef in einem
Unternehmen.“ (Baustelle
China, Ränkeschmiede [10],
S. 25)
Die
Situation stellt sich aktuell so dar: „Die
Privatisierungen und die damit verbundenen Entlassungen sind weiterhin
eine
Hauptursache von Arbeitsunruhen in Staatsbetrieben, während es
in der
Privatwirtschaft hauptsächlich um niedrige Löhne,
nicht ausgezahlte Löhne und
schlechte Arbeitsbedingungen geht.“ [11]
Für
die Unerbittlichkeit der Machthaber steht
exemplarisch „das Urteil gegen Zhao Dongmin vom
Oktober 2010 – verurteilt
dafür, dass er einen landesweiten Zusammenschluss
organisierte, der Widerstand
gegen die Korruption in diversen Privatisierungsprozessen staatseigener
Betriebe leisten wollte. Zhao Dongmin, der Mitglied der
KP Chinas ist und
sich selbst als Maoist bezeichnet, wurde nach einem Jahr im
Gefängnis zu drei
Jahren Haft verurteilt.“ [12]
Ein
einschneidendes Ereignis sind die Kämpfe im Jahr
2009. Ihre Heftigkeit zwang die Herrschenden zu
Zugeständnissen, bestärkte die
ArbeiterInnen in ihrem Widerstand und sie erlangten
überregionale Bedeutung. „Im
Juli 2009 organisierten die Arbeiter in großem
Maßstab Demonstrationen und bestreikten
die Fabrik der staatseigenen Tonghua Steel Company in Jilin. (Stahlunternehmen).
Der oberste Manager von Jianlong, ein mächtiges
kapitalistisches Unternehmen,
das die Privatisierung durchführen wollte, drohte mit der
Entlassung aller
Arbeiter. Die aufgebrachten Arbeiter schlugen ihn tot. Der
Provinzgouverneur
und tausende bewaffnete Polizisten waren anwesend, aber wagten nicht
einzugreifen. Danach musste die Jilin Provinz den Privatisierungsplan
aufgeben.
Der Sieg der Tonghua Steel Arbeiter war ein leuchtendes Vorbild
für Arbeiter in
vielen anderen Teilen Chinas. Arbeiter in zahlreichen anderen
Stahlfabriken
protestierten ebenfalls gegen Privatisierungen und zwangen die
örtlichen
Regierungen zur Aufgabe ihrer Pläne.
Arbeiteraktivisten in anderen Provinzen
sahen den Tonghua-Sieg als ihren eigenen Sieg an und bedauerten, dass
‚zu wenig
Kapitalisten getötet’ worden
waren.“ [13]
Arbeitsdisziplin
–
Fabrikdespotismus
Solange
der Aufbau des Sozialismus nicht vollendet ist
und solange es noch staatliche Strukturen gibt, wird es im Sozialismus
gesellschaftlich verbindliche Arbeitsregeln geben, die aber der
kapitalistischen Fabrikdisziplin diametral entgegenstehen. Im Roten
China Mao
Zedongs waren Kollektivität, breite Massendemokratie,
Fabrikkomitees und Gewerkschaftsorganisierung
die Garanten für die gesellschaftliche Organisierung der
Arbeit in den Fabriken
im Interesse der Arbeiterklasse.
Im
heutigen China herrscht in allen Staats- oder
Privatbetrieben quasi ein Militärregime. Im Chinesischen
treffend mit dem Begriff
„Fabrikdespotismus“ charakterisiert. Darin
manifestiert sich massive
sozialfaschistische Macht und Gewalt der herrschenden KP und ihres
Staatsapparates. Ebenso wie ihrer Funktionäre,
Fabrikdirektoren und die sich
aus der Parteibürokratie entwickelnde Schicht der
„Privatkapitalisten“. Konkret
äußert sich das brutale Regime in
Prügelstrafen, in Drill, in Schikane, in
Geldsanktionen und willkürlichen Entlassungen. Ein Beispiel: „22,3
Prozent
der ArbeiterInnen gaben in der Erhebung an, dass der Katalog von
Verfehlungen,
für die eine Strafe zu zahlen ist, ausgeweitet und die
Bußgelder erhöht wurden.
52 Prozent der ArbeiterInnen sagten, dass sie diese Vorschriften nicht
billigen. So Herr Sun, ein Stanzer, der in einem Metallbetrieb
arbeitet:
‚Unsere Betriebsvorschriften sehen 50 Yuan Strafe
für einen unbedeutenden
Fehler vor; das beinhaltet z.B., eine Minute zu spät zur
Arbeit zu kommen oder
eine verbale Auseinandersetzung mit den AufseherInnen zu
führen. Für
schwerwiegendere Fehler, wie mit dem Management zu streiten, geht die
Strafe
bis zu 200 Yuan hoch. Die Fabrik verschickt häufig
Abmahnungen, und jede
Abmahnung kostet uns 50 Yuan. Die zweite Abmahnung bedeutet
dann die
Kündigung...’“ (Baustelle China,
Ränkeschmiede 10,
S.
63) Hauptziel
des Fabrikdespotismus ist ein willkürliches brutales Regime
über die
ArbeiterInnen zu errichten: „Die Voraussetzung
für die Steigerung der
Produktion sei wachsende Disziplin, so die Philosophie des Unternehmens
(Maersk,
dänisches Container/Schiffe produzierendes Unternehmen, TA),
weshalb ein
betrieblicher Verhaltenskodex entwickelt wurde, der aus einer stets
wachsenden
Zahl von Vorschriften bestand und zwecks Einhaltung dieses Kodexes
wurden die
Wachleute des privaten Sicherheitsunternehmens, die das Werk bewachen
mit seiner
Umsetzung betraut... (...) Im Juni 2008 wurde ein kompletter
Verhaltenskodex
mit 73 Vorschriften allen Beschäftigten als
Broschüre übergeben...“ [14]
Mit
dem verstärkten Widerstand des chinesischen
Proletariats, besonders in den letzten Jahren, wird der
Fabrikdespotismus
zunehmend in selbständigen Arbeitskämpfen in Frage
gestellt. Ansätze von
gesetzlich geregelten Lockerungen seitens der KP Chinas, die
die
„harmonischen Arbeitsbeziehungen“
gefährdet sehen, sind zu verzeichnen.
Allerdings stehen sie zumeist auf dem Papier, und finden bislang in der
Praxis
kaum Anwendung.
Lohnentwicklung
Das
enorme Wirtschaftswachstum Chinas steht in
keinerlei Zusammenhang mit einem entsprechenden Lohnwachstum. Im
Gegenteil, der
Anteil der Löhne am BIP ist gesunken. Auch wenn
unterschiedliche Zahlen
angegeben werden, alle beschreiben dieselbe Tendenz. Laut Weltbank ist
der
Anteil der Löhne in der Zeitspanne von 1998 bis 2005 von 53%
auf 41,4%
gesunken. Laut Angaben der Webseiten www.gongchao.org und labournet.de
ist der
Lohnanteil 2005 sogar bis auf 37% zurückgegangen.
Demgegenüber steht das
dramatische Ansteigen des Anteils des Profits am BIP. Die Kluft
zwischen arm
und reich hat sich unvorstellbar vergrößert.
„Das Verhältnis zwischen Löhnen
und Profit in der Produktion (ist) zwischen 1990
und 2005 von 1:3,1 auf
1:7,6 gestiegen.“ 15
Selbst
laut einer Studie des ACGB (Allchinesischer
Gewerkschaftsbund, Staatsgewerkschaft, siehe unsere
Einschätzung TA 59)
erhielten 23,4% aller chinesischen ArbeiterInnen seit 5 Jahren
keinerlei Gehaltserhöhung.
Das Mindestlohngesetz (siehe TA 59) hat diesen Lohnverfall nicht
aufgehalten.
Da der Mindestlohn extrem niedrig, nämlich bei 30% des
Durchschnittslohnes
angesetzt ist. Der Durchschnittslohn eines/r Arbeiters/in in China ist
immer
noch einer der niedrigsten weltweit.
Im
Vergleich, der Stundenlohn in den USA liegt bei ca.
22 US Dollar und in China unter 1 US Dollar. Ein/e chinesische/r
Arbeiter/in
arbeitet bis zu 2 200 Stunden im Jahr arbeiten, hingegen ein/e
Arbeiter/in
in den USA 1 610 Stunden. Die chinesischen ArbeiterInnen
arbeiten am
längsten und erhalten den geringsten Lohn.[15]Das
heißt aber nicht, dass Löhne überhaupt
nicht
steigen. Die Löhne sind, besonders in den letzten Jahren, wenn
auch sehr
langsam, gestiegen und steigen weiter.
„Belastbare
Zahlen über die Entwicklung der Löhne sind schwierig
zu bekommen. Nach einem
Bericht des Bureau of Labor Statistic, der im April 2011
veröffentlicht wurde
(Financial Times, 05.04.2011), haben sich schon zwischen 2002 und 2008
die
Stundenlöhne in Chinas Industrie verdoppelt. Dabei sind die
Stundenlöhne in den
Städten wesentlich höher als auf dem Land, wo gerade
80 US-Cents pro Stunde
gezahlt werden gegenüber 2,40 US-Dollar im Durchschnitt in den
Städten. Nach
dem US-Bericht arbeiten zwei Drittel der Industriearbeiter in den
ländlichen
Industrien und ein Drittel in den Städten. Besonders seit 2006
hat sich das
Tempo der Lohnentwicklung sowohl in den Städten als auch in
den Landgebieten
beschleunigt. Gesetzliche Änderungen, wie die
Erhöhung der Mindestlöhne und das
Arbeitsvertragsgesetz von 2008, haben in den letzten Jahren zu einem
weiteren
allgemeinen Anstieg der Löhne beigetragen.“
(Arbeitskämpfe, Müller 1,
S. 9)
Die
schon erwähnte Wende in der Politik der
chinesischen KP Chinas in dem aktuellen 5 Jahresplan, steuert
daraufhin,
die Abhängigkeit von der Exportwirtschaft zu vermindern, und
den Binnenmarkt zu
stärken. Dafür wird es notwendig sein auch die
Löhne zu erhöhen, damit der
Konsum innerhalb China gefördert wird.
Arbeits-/Lebensbedingungen
Die
Existenzbedingungen sind in Schlagworten so zu
beschreiben: Niedrige Löhne, enorme
Lohnrückstände, lange Arbeitstage, extreme
Übermüdung, unzählige Unfälle, hoch
giftiges Arbeitsumfeld, keinerlei
Sicherheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz,
menschenunwürdige Wohnheime, miese
Verpflegung, Sklaverei ähnliche Verhältnisse,
willkürliche Entlassungen,
Sanktionen wie Prügel- und Geldstrafen wegen nicht Einhaltung
des
„Verhaltenskodexes“, Gewalt durch die
Vorarbeiter/Subunternehmer, sexuelle
Gewalt gegen Arbeiterinnen etc. Aber das reicht auf keinen Fall aus um
sich ein
realitätsnahes Bild zu machen. Darum werden wir sowohl
verschiedene
Erfahrungsberichte von ArbeiterInnen und als auch Medieninformationen
anführen.
Die Aussagen sprechen tatsächlich für sich.
WanderarbeiterInnen:
„Laut einer Umfrage des Nationalen
Statistikbüros arbeiten sie im
Durchschnitt 6,3 Tage mit 8 bis 9 Stunden pro Woche. 46
Prozent haben
keinen Arbeitsvertrag, 50,1 Prozent bekommen Überstunden nicht
bezahlt und 14,9
Prozent müssen oft Monate lang oder gar vergeblich auf die
Auszahlung ihres
Lohns warten.“ [16]
„Für
Millionen von ArbeitsmigrantInnen im privaten
Sektor werden staatliche Verordnungen selten durchgesetzt, und der
Despotismus
ist umso eklatanter. Lokalregierungen, die in hartem Wettbewerb um
ausländische
Investitionen stehen, kollaborieren mit dem ausländischen
Kapital bei der
Untergrabung der staatlichen Vorschriften zu Arbeitsverträgen,
Mindestlöhnen,
Überstundenentlohnung, Ruhetagen, Gesamtarbeitszeiten und
Arbeitssicherheit.
Die teuflischsten Indikatoren für die Not der
ArbeitsmigrantInnen sind die
Fälle von ‚Tod durch
Überarbeitung’ und die weit verbreitete Nichtzahlung
von
Löhnen.“ (Aufbruch,
P. Ngai [17],
S. 199)
Nicht
ausgezahlte Löhne: Es
ist ein „Massenphänomen“ der
chinesischen Wirtschaft,
dass Lohnzahlungen willkürlich verzögert,
vermindert oder überhaupt nicht
gezahlt werden. „Ich bin schon vor ein paar Jahren
losgezogen und war auf
einigen Dutzend kleinen und großen Baustellen
beschäftigt. Die
Lebensbedingungen waren mal gut, mal schlecht. Das kann man irgendwie
aushalten. Aber dann arbeitest du eine Saison oder ein Jahr und
bekommst keinen
Lohn dafür. Ich glaube, das erträgt niemand. Wenn du
zur Arbeitsbehörde gehst,
sagen sie dir, dass sie nichts machen können, da du keinen
Arbeitsvertrag
unterschrieben hast. Wenn du dann eine Demonstration organisierst, wenn
du auf
die Straße oder zur Regierung gehst, greifen
Arbeitsbehörde und Polizei ein und
sagen: ‚Das dürft ihr nicht machen, das ist illegal.
Ihr müsst legale Mittel
anwenden, um euren Lohn einzufordern.’ Die
Arbeitsbehörde hält sich doch raus,
mit der Begründung dass wir keine Arbeitsverträge
unterschrieben haben. Du bist
also vollkommen aufgeschmissen! Wir fragen uns, wann unsere Firma
endlich – wie
bei formalen Beschäftigten- rechtzeitig den Lohn
auszahlt?“ (Aufbruch,
P. Ngai 16, S. 45)
Dieses Vorgehen schafft sozusagen
weiteren „Extraprofit“ für die Unternehmer:
„Die Summe aller nicht
ausgezahlten Löhne dürfte sich in den vergangenen
Jahren auf 100 Milliarden
Yuan (10 Milliarden Euro) addiert haben. (Vgl. FAZ,
17.08.2005)“ (Baustelle
China, Ränkeschmiede 10,
S. 25) In den letzten Jahren
wurde diese Summe nicht niedriger, sondern schnellte weiter in die
Höhe.
Sozialversicherung:
Nur
eine kleine
Schicht von Industriearbeitern und ArbeiterInnen in Staatsbetrieben
sind
sozialversichert. Bauern, die werktätige
Landbevölkerung und
WanderarbeiterInnen haben bislang keinerlei Sozialversicherung. Das
bedeutet
für die Werktätigen noch größeres
Elend im Alter und in Erwerbslosigkeit sowie
eine niedrigere Lebenserwartung. Das bedeutet für Staat und
Kapital, sie müssen
weder Renten-, Kranken- noch Erwerbslosenversicherung finanzieren.
Dadurch
konnte der Staat das rasante Wirtschaftswachstum mit gigantischen
Investitionssummen aus den Profiten finanzieren und die
„Sozialausgaben“-Seite
völlig vernachlässigen. Ein Beispiel aus einer der
wichtigsten
Exportproduktionszonen (EPZ): „Ca. 60 Prozent aller
ArbeiterInnen in
Shenzhen haben nach Angaben der NGOs, mit denen wir sprachen, keinerlei
Sozialversicherung.
Die BewohnerInnen sind durchgängig sehr jung, Ältere
sind nicht zu sehen.“ (ebenda,
S. 26) Am 1. Juli 2011 trat ein neues
Sozialversicherungsgesetz in Kraft,
das Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherungen für
„die Einwohner der Städte
und diejenigen im ländlichen Raum“
vorschreibt. [18]
Es
ist bindend für in- und ausländische Arbeitgeber.
Die „Höhe der Beitragssätze“
wird, wie bei so vielen Gesetzen, „von den
lokalen Behörden unter Berücksichtigung der
wirtschaftlichen Lage ihres Regierungsbezirks
jeweils unterschiedlich festgelegt“[19],
d.h. der Willkür
anheimgestellt. Dieser Passus wird insbesondere von
ausländischen Monopolen
lobend hervorgehoben. Weiterhin ist es gängige Praxis, dass
Firmen die
Sozialbeiträge einfach unterschlagen. Aus diesem Anlass haben
am 09.01.2012 in
Quingdao/Shandong ArbeiterInnen einer Gummifabrik gestreikt. (Macao
Daily
10.01.2012, www.umwaelzung.de)
Arbeitszeit:
Hier
herrschen frühkapitalistisch-sklavenhalterische
Verhältnisse. Um ein
eindrückliches Bild von den verheerenden Bedingungen zu geben
führen wir eine
Reihe von konkreten Schilderungen an: „In
Exportproduktionszonen (EPZ)
arbeiten die Beschäftigten zwischen 12 und 14 Stunden am Tag.
Wenn eilige
Aufträge vorliegen, sind Arbeitstage von 8 bis 22 Uhr
nicht ungewöhnlich,
oder manchmal gar bis 2 Uhr morgens. Viele
Beschäftigte haben im Monat nur
ein bis zwei Tage frei, und manche gar keinen. Das geht über
die gesetzlich
erlaubte Arbeitszeit weit hinaus. Die Beschäftigten kommen mit
solch schwerer
Arbeit kaum klar. Wenn sie sich aber weigern, Überstunden zu
arbeiten, werden
sie gefeuert.“ (Arbeiterwiderstand, Yu 7)
„Fabrik B ist
eine deutsche Firma, die Zubehör für Mobiltelefone
herstellt….Wenn die
ArbeiterInnen die einseitig vom Management festgesetzten Quoten in elf
Stunden
täglicher Arbeit nicht erreichten, mussten sie am
nächsten Tag unbezahlte
Mehrarbeit leisten.“ (Baustelle China,
Ränkeschmiede 10, S.
87)
„Die
BauarbeiterInnen sprechen häufig über die
Mühsal
ihrer Arbeit. Ihre Arbeitszeiten sind oft
unregelmäßig. Dreizehn oder vierzehn
Arbeitsstunden am Tag sind die Norm, nur im Winter wird wegen der
früheren
Dunkelheit auch mal kürzer gearbeitet. (...) Im März
2009 hatte Pan, ein 57
Jahre alter Bauarbeiter aus Hubei, drei Monate lang ununterbrochen,
ohne freien
Tag und ohne Lohnauszahlung gearbeitet. Seine beiden Brüder,
die auf derselben
Baustelle arbeiteten, berichteten, dass Pan sich sehr krank
fühlte, als er
eines Abends nach der Arbeit ins Wohnheim zurückkehrte. Am
nächsten Tag konnte
er nicht aufstehen und zur Arbeit zu gehen, aber er hatte kein Geld
für das
Krankenhaus. Als seine beiden Brüder um 11:30 Uhr
zurückkamen, um nach ihm zu
sehen, zitterte Pan am ganzen Körper und sein Gesicht war
grau. Er starb um
13:30 Uhr, kurz nachdem er im Krankenhaus angekommen
war.“ [20]
„In
China werden junge Frauen und Männer gezwungen, 10
bis 13 Stunden am Tag, zwischen 6 und 7 Tagen in der Woche, mit einer
mörderischen Arbeitszeit zwischen 60 und 90 Stunden
pro Woche, Disney
Kinderbücher herzustellen.“ [21]
„Die
Arbeit ist sehr ermüdend. An unserer Linie liegt
das Produktionssoll bei 800 bis 1200 Computerlüftern pro
Stunde. Wir haben nur
wenige Sekunden für jeden Arbeitsschritt und müssen
ihn tausendmal am Tag
wiederholen. Ich hasse es wirklich, im Stehen zu arbeiten.
Normalerweise müssen
wir jeden Tag zwölf Stunden lang stehen. Nach der Arbeit sind
meine Beine
völlig taub, und jeder Schritt fällt mir
schwer.“
(Aufbruch, P. Ngai 17,
S. 88)
Sacom,
NGO in Honkong, prangert den Megakonzern
Foxconn/Apple an: „iSklaven produzieren
iPhones“. Junge ArbeiterInnen
aus der neuen Apple Fabrik in Zhengzhou beklagten im TAZ-Interview: „die
Zahl der Überstunden liege weit über dem gesetzlichen
Limit. Während das Gesetz
nur 26 Überstunden monatlich erlaubt, seien bis zu 80
Überstunden die
Regel.“ [22]
Wohnverhältnisse:
Menschenunwürdige
Massenunterbringung ist hier das Stichwort: „WanderarbeiterInnen
leben oft nach dem ‚3 in 1-System’: Fabrik, Lager,
Wohnheim auf dem Gelände.
Die WanderarbeiterInnen erhalten Abzüge vom Lohn für
Unterkunft, Wasser, Strom,
Verpflegung oder auch für Fehlverhalten in der Produktion.
Typisch ist eine
40 qm-Wohnung, die von vier Leuten bewohnt wird und ca. 400
Yuan kostet.
Oft wohnen jedoch auch 6-8 Leute in einer Wohnung.“ (Baustelle
China,
Ränkeschmiede 10,
S. 25)
Diese
Wohnmöglichkeiten sind allerdings gegenüber den
so genannten „Schlafsälen“ noch
paradiesisch! „Die Schlafsäle beherbergen
regulär zwischen 5 000 und 10 000
ArbeiterInnen pro Einheit. Die
Agglomerationen dieser Lager umfassen häufig Gebiete, die so
groß wie eine
durchschnittliche europäische Großstadt
sind.“ [23]
„In
Shijiazhuang im Bezirk Luancheng in der
chinesischen Provinz Hebei wurden bereits am 23.12.2004 fünf
Mädchen – 14 bis
17 Jahre alt – in den fabrikeigenen Schlafräumen
einer Textilfabrik bewusstlos.
Die Ursache waren Holzkohlefeuer, die sie in Metalleimern
entzündet hatten, um
sich in den schlecht beheizten Räumen zu wärmen. Als
sie aufgefunden wurden,
holte der Unternehmer keinen Arzt, sondern ließ sie in ein
Krematorium bringen,
um sie schnell loszuwerden...“ [24]
‚Alternative’
Unterbringungen in Schlafsälen und
Wohnheimen sind völlig verkommene Baracken-Slumsiedlungen in
den Großstädten.
Diese werden zumeist von Arbeitsvermittlern betrieben und zu horrenden
Preisen
vermietet.
Für
ArbeiterInnen, die legal in den Städten und
Wirtschaftssonderzonen leben, ist durch den ungebremsten Immobilienboom
fast
kein bezahlbarer Wohnraum mehr vorhanden. 80% des städtischen
Wohnungsbestandes
wurde kurzerhand privatisiert. Durch Zwangsräumung und
Beschlagnahme von alten
Arbeitersiedlungen, die in Privat- bzw. Kollektivbesitz der
Werktätigen waren,
nimmt die Wohnungslosigkeit weiter zu. Hier ist breiter Widerstand von
Werktätigen in den Metropolen gegen die Willkür und
Brutalität von
Staatsbürokraten und Bauunternehmer entstanden.
Essensversorgung:
Teuer
und schlecht: Lohnabzüge für ungenießbaren
Fraß. „Die
Wohnbedingungen waren schon schlecht, aber die Verpflegung war noch
schlechter.
Auf der Baustelle konnten die ArbeiterInnen nur in der Kantine des
Subunternehmers
essen. Da die ArbeiterInnen nur einen monatlichen Abschlag von 100 oder
200
Yuan bekamen, konnten sie hier nur die internen Lebensmittelmarken
benutzen.
Auf einer Baustelle in der Gegend von Mailanwa in Beijing waren die
ArbeiterInnen wütend… Bei ihnen zu Hause
würde so ein Essen nicht mal den
Schweinen oder Hunden vorgesetzt. Der Chef sammelte auf dem Markt das
faule
Gemüse… und schmiss es dann in den Topf zum
Kochen… Auf einer anderen Baustelle
mussten mehr als eintausend ArbeiterInnen mit einem einzigen
Wasserboiler
auskommen.“ (Aufbruch, P. Ngai 17,
S. 28)
Arbeitsunfälle:
„Im
Jahr 2005 gab es nach westlichen Schätzungen in China rund
100 000
tödliche Arbeitsunfälle, davon etwa 10 000
im Bergbau. Das sind die
größten Opferzahlen, die je ein Land gemeldet
hat.“ [25]
„Offizielle
Quellen der chinesischen Regierung
belegen, dass etwa 200 Millionen chinesische Arbeiter unter
gefährlichen
Arbeitsbedingungen arbeiten. Es gibt in China etwa 700 000
schwere
Arbeitsunfälle pro Jahr, bei denen über
100 000 Menschen sterben.“
(Der Aufstieg,
Dr. Minqi Li 13)
Arbeitsunfälle
sind auch in den HighTech Firmen wie
Foxconn, in den Sonderwirtschaftszonen an der Tagesordnung. Foxconn ist
der
größte Auftragsfertiger der Welt, mit 1,2 Mio.
Beschäftigten, davon 1 Mio. in China.
Foxconn gehört zur Honhai-Gruppe/Taiwan. Einer der Hauptkunden
ist Apple. Die
hippen live-style iPhone 4 und iPad2 Apple werden im Werk in Chengdu
produziert. In diesem Foxconn-Werk mit 100 000
Beschäftigten kam es am 20.
Mai 2011 zu einer schweren Explosion. Drei ArbeiterInnen wurden
getötet und 15,
zum Teil schwer verletzt. „Apple hat seine tiefe
Betroffenheit bekundet.“ [26]
Welcher Zynismus! Denn
schon 2010 war der Konzern, bei dem Apple so billig produzieren
lässt in den
Schlagzeilen. Seit Jahresbeginn 2010 unternahmen 12 ArbeiterInnen,
aufgrund des
immensen Arbeitsdruckes Selbstmordversuche. 10 kamen zu Tode. Foxconn
reagierte
Juni 2010 mit Lohnerhöhungen aufgrund des
öffentlichen Drucks. Grundlegend hat
sich, wie die Explosion in Chendu zeigt nichts verändert.
Rechtlosigkeit,
Willkür, Gewalt gegen Arbeiterinnen
Die
Lage der Wanderarbeiterinnen spricht der
Parteipropaganda der KP Chinas Hohn. Alle Losungen von
Gleichstellung und
gleichen Rechten von Frauen und Männer sind hohl und verlogen.
In den „Weltmarktfabriken“
in den Wirtschaftssonderzonen arbeiten vor allem junge Frauen zu
miesesten
Bedingungen. Aber auch in den anderen Branchen von Industrie, Bau,
Textil,
Gastronomie, Haushalt haben Arbeiterinnen die niedrigsten
Löhne, die wenigsten
Recht und werden sexistisch und entwürdigend behandelt.
„...
Arbeiterin in einer Elektronikfabrik in Shenzhen,
sagte: ‚Das erste, das ich bei meiner ersten Arbeitsstelle
lernte, war, dass du
keine Rechte hast. Der Boss kann dich auffordern zu gehen, und du hast
keine
Rechte.’“
(Unvollendete Proletarisierung,
P. Ngai 5, S. 52)
„In
den EPZ (Exportproduktionszonen) übersteigt die
Anzahl der Frauen diejenige der Männer bei weitem. Das macht
es für die
weiblichen Beschäftigten schwer, einen Partner zu finden.
Darüber hinaus gilt
in einigen Fabriken die Regel, dass Frauen die Arbeit aufgeben
müssen, wenn sie
heiraten.“
(Arbeiterwiderstand, Yu 7)
„Zentral
für diese Schlafsaalform ist eine politische
Ökonomie, die das Zusammenkommen typischerweise junger
weiblicher Arbeiterinnen
regelt. Getrennt von ihren Familien, ihrer Heimat und ihrer normalen
Routine,
leben diese Menschen konzentriert am Arbeitsplatz und den herrschenden
Gesetzen
unterworfen, die ihre Persönlichkeiten vollständig
unterjochen und sie zu
Instrumenten der Produktion degradieren.“ [27]
„Eine
andere Arbeiterin berichtet: ‚Manchmal, wenn ich
darauf gewartet habe, dass ich dran bin mit dem Duschen, bin ich
einfach auf
dem Bett eingeschlafen. Ich war so müde. Als ich wieder
aufwachte, war es schon
der nächste Morgen, und ich bin sofort zur Arbeit
gegangen.’“ [28]
„Etwa
zehn Minuten lang unterhielten wir uns am
Eingang zur Werkhalle. Der Boss sah uns und wandte sich an den
Werkstattleiter.
Als ich in die Fabrikhalle zurückkehrte, fragte mich der
Leiter nicht mal was, er
sagte nur: ‚Morgen musst du nicht mehr kommen.’ Ich
erzählte dann dem Kollegen
aus meinem Dorf, der mir den Job vermittelt hatte, dass man mir
gekündigt
hatte. Ich sollte 49 Yuan für die sieben Tage Arbeit bekommen.
Der Kollege
sagte: ‚Du wagst es, noch Geld zu verlangen! Du solltest froh
sein, ohne
Geldstrafe davonzukommen!’“
(Unvollendete
Proletarisierung, P. Ngai 5,
S. 51)
In
dem vierjährigen Arbeitskampf gegen die Firma Ole
Wolf (dänischer Elektronikmultikonzern) in Yantai/Provinz
Shandong wurden die
Arbeiterinnen gezwungen folgende Verpflichtung zu unterschreiben, die
sie
jeglicher Willkür ausliefert: „Am 14.
Oktober zwang die Firmenleitung die
verbleibenden Arbeiterinnen eine schriftliche
‚Verpflichtung’ mit folgendem
Inhalt zu unterschreiben: ‚Mit diesem Schreiben garantiere
ich für die Zeit
meiner Anstellung bei der Firma Ole Wolf, dass ich jeglichen
Anweisungen der
Firmenleitung ohne Ausnahme folgen und keine Handlungen vollziehen
werde, die
den regulären Arbeitsablauf stören (mit
eingeschlossen Streik). Ferner
garantiere ich, dass ich nicht gegen das Betriebsregelwerk
verstoßen werde. Bei
einem Verstoß rechne ich damit, für den entstandenen
Schaden eine finanzielle
Wiedergutmachung zahlen zu müssen, bei einem schweren
Verstoß kann das Ergebnis
eine Entlassung sein, gegen die ich keinen Widerspruch einlegen kann.
Ich
garantiere hiermit alle in diesem Schreiben genannten
Punkte.’ Nicht wenige
Arbeiterinnen gaben dem Druck der Firmenleitung nach, unterschrieben
die
Verpflichtung und gaben ihren Fingerabdruck.“ [29]
In
den letzten drei Jahrzehnten entstand und boomte
die Sexindustrie. Viele Wanderarbeiterinnen sind gezwungen als
„Hostessen“,
d.h. als Prostituierte zu arbeiten. „Dalian ... ist
zu einem Magneten für
ArbeitsmigrantInnen geworden. Nach der konservativsten
Schätzung der
‚flottierenden Bevölkerung’ gab es im Jahr
1998 in Dalian etwa 300 000
WanderarbeiterInnen (Zhang 2001:142). ... Laut einem der
städtischen
Polizeichefs gibt es in Dalian 4 000 Nachtclubs, Saunen und
Karaoke-Bars,
und er schätzt, dass 80 Prozent aller Migrantinnen der Stadt
dort als Hostessen
arbeiten. Womöglich hat er ein wenig übertrieben,
aber seine Schätzung lässt
zumindest annehmen, dass ein großer Teil der Migrantinnen als
Barhostessen
arbeitet. Chinas Sexindustrie entstand im Gefolge der
Wirtschaftsreformen. In
der Mao-Ära wurden Prostituierte zur Umerziehung in
Arbeitslager geschickt. Im
Jahr 1958 verkündete Chinas Kommunistische Partei der Welt mit
Stolz, die
Prostitution sei beseitigt, und sah in diesem Erfolg ein Symbol
für Chinas
Wandel zu einer modernen Nation. Seit der Wirtschaftsreform von 1978
hat der
Staat eine nachsichtigere Haltung an den Tag gelegt und der
Rückkehr von
Nachtclubs und anderen Vergnügungsstätten den Weg
geebnet. Sie werden in der
Reform-Ära als Karaoke-Bars, Karaoke-Plazas oder liange ting
(wörtlich:
Gesangsübungs-Hallen) bezeichnet, um jede negative
Assoziation, die aus der
Mao-Ära übrig geblieben ist zu vermeiden. Die Bars
werden vorwiegend von
Geschäftsmännern mittleren Alters, Regierungsbeamten,
Unternehmern, Neureichen,
Polizisten und ausländischen Investoren besucht.“ (Aufbruch,
P. Ngai 17,
S. 134-135)
Fazit:
Es
kann über schlechte Arbeitsbedingungen beliebig zitiert und
berichtet werden.
An der Sache wird sich vom Wesen her nichts ändern. Verglichen
mit der
Zeitspanne, Ende der 1970er bis Ende der 1990er Jahre, können
wir feststellen,
dass sich die Arbeitsbedingungen und Löhne, bedingt durch die
wirtschaftliche
Entwicklung, vor allem aber durch die Kämpfe, Proteste oder
Streiks sich zwar
sehr langsam etwas verbessern. Festzuhalten ist aber, dass trotz aller
minimalen Fortschritte die Arbeits- und Lebensbedingungen nach wie vor,
im
wahrsten Sinne des Wortes, moderne Sklaverei sind.
Demokratiebewegung
1989 und Arbeiterbewegung
Die
„Demokratiebewegung“ von 1989 ist allgemein durch
den westlichen Medienhype nur als Studentenbewegung bekannt. Aber es
gab in
dieser demokratischen Bewegung auch eine Organisierung und viele
Protest- und
Unterstützungsaktionen der Arbeiterklasse gegen die
„Autokraten“ und die
„korrupten Funktionäre“ in der
KP China. Auf Demonstrationen trugen und
reifen ArbeiterInnen Slogans wie „Nieder mit
Xiaoping!“, [30]
„Nieder mit Li Peng!“ [31]
oder „Unsere
Studenten hungern, Was esst Ihr und Eure Kinder?“
Es
gab einzelne und kollektive Protesterklärungen von
ArbeiterInnen. Zum Beispiel verfasste ein Arbeiter einen offenen Brief
an die
Studenten: ‚Ihr
müsst die Unterstützung der breiten Masse der
Arbeiter, Bauern, Soldaten und Straßenverkäufer
gewinnen. (...) Wir müssen
Arbeitern, Bauern und Soldaten sagen, dass das ‚Eigentum des
ganzen Volkes’ in
der Praxis das Eigentum einer Minderheit von Oberherren bedeutet. Der
von
Arbeitern und Bauern geschaffene Reichtum wurde von diesen Leuten
konsumiert.
Sie haben uns ‚guojia zhurenweng’ (Herren des
Landes) genannt, aber die Herren
leben mit ihren Eltern und Kindern in kleinen Wohnungen,
während die
‚öffentlichen Diener’ sich selbst Villen
bauen ... Gibt es irgendeinen
Unterschied zwischen diesen Leuten und den Feudalherren? Wir
müssen eine stabile
demokratische Regierung errichten mit Redefreiheit,
unabhängiger Rechtsprechung
und freien Wahlen.“ (Arbeiterwiderstand,
Yu 7)
Es
wurde die „Beijing Workers’ Autonomous
Federation“
(BWAF, Autonome Föderation der Pekinger Arbeiter) gebildet um
Studenten zu
unterstützen und die Perspektive der ArbeiterInnen in die
Diskussion
einzubringen. Die BWAF organisierte ArbeiterInnen und ging
öffentlich gegen die
Herrschendenschicht in Stellung. In einem Brief stellt sie fest, dass: „das
Volk die Mehrheit konstituiert. Die Autokraten sind nur eine Handvoll.
Wenn
wir, die Arbeiter, uns trauen, aufzustehen und einen Schritt
voranzugehen, kann
allein der Staub, den wir aufwirbeln, die Autokraten in die
Hölle befördern.“ (ebenda)
und fordert auf „Vereinigt Euch und errichtet ein
System, das von einer
ehrlichen und nicht korrumpierbaren chinesischen kommunistischen Partei
geführt
wird – eine, deren tragende Säule das chinesische
Proletariat ist, – eine, die
bei allen Patrioten zu Hause und in Übersee verankert
ist.“ (ebenda) Über
die Aktivitäten der BWAF wird berichtet: „Den
ganzen Mai hindurch
organisierte die BWAF viele Treffen zu zentralen Themen, so der
Produktivität
der Nation, Förderung der Exporterlöse, dem
Wohlergehen der Arbeiter,
Menschenrechten, Demokratie und Freiheit. Im Laufe der folgenden Wochen
wuchs
die Organisation. Sie entwickelte sich zu einer Arbeiterorganisation
mit 100
zentralen AktivistInnen und zählte 2.000 eigene Mitglieder.
Später hatte sie
eigenem Verlautbaren zufolge 10.000 Mitglieder. Als die Studenten ihren
Hungerstreik begannen, versorgte die BWAF den autonomen
Studentenverband mit
Medikamenten, Nahrung und Wasser. Sie organisierte auch
Arbeiterdemonstrationen
in Unterstützung der Studenten.“ (ebenda)
Der
Konflikt verschärfte sich und bewirkte eine
schnelle „Politisierung der Arbeiter und der
BWAF“, daraufhin verfasste
BWAF ein „Arbeitermanifest“: „Das
Proletariat ist die progressivste Klasse
in der Gesellschaft. Wir müssen unsere Stärke als
zentrale Kraft innerhalb der
Demokratiebewegung demonstrieren. Die Arbeiterklasse ist die Avantgarde
der
Volksrepublik China. Wir haben jedes Recht, Diktatoren zu vertreiben.
Arbeiter
sind sich des Wertes von Wissen und Fertigkeiten in der Produktion wohl
bewusst. Daher dürfen wir nicht zulassen, dass den Studenten,
die von unserer
Gesellschaft genährt werden, ein Leid geschieht.“
(ebenda) Die BWAF trat
offensiv auf und forderte: „Dieses Land wurde von
uns Arbeitern aufgebaut,
durch die Anstrengungen und die Arbeit aller geistigen und
körperlichen
Arbeiter. Wir sind der Herr im Haus, das steht außer Frage.
Welchen Kurs dieses
Land einschlagen soll, muss man zuerst uns fragen. Wir würden
niemals zulassen,
dass die Diktatur des Proletariats in eine Diktatur über das
Proletariat
verwandelt wird! Wir würden niemals zulassen, dass eine
Handvoll Abschaum
unserer Nation oder Abschaum unserer Klasse in unserem Namen die
Studenten
unterdrückt, die Demokratie zerstört und die
Menschenrechte mit Füßen tritt!...
Zum Wohle des Laufs der sozialistischen Reform, zum Wohle unserer
demokratischen patriotischen Bewegung und zum Wohle der
nächsten Generation,
damit sie frei atmen kann, nachdem der Despotismus des
Stalinismus [32]ausgelöscht
ist, ...
appellieren wir an unsere in Übersee befindlichen Landsleute,
sofort zu
handeln... die demokratische patriotische Bewegung zu
unterstützen.“
(ebenda)
Die
BWAF lehnte allerdings die Diktatur des
Proletariats nicht ab. Im Gegenteil, nach eigenen Angaben
verteidigt sie
diese. Die BWAF kämpfte, wie sie selbst in ihren Texten
schreibt, um die Diktatur
des Proletariats. Dieser Kampf wurde allerdings mit einer falschen
Einschätzung
der Lage im früheren, sozialistischen China
verknüpft.
Als
die BWAF die Arbeiterklasse für den Kampf und die
Unterstützung der Studenten mobilisierte, stempelte der ACGB
(Gewerkschaftsbund) im Juni
1989 die BWAF als „konterrevolutionär“ ab.
Er appellierte an die Regierung
diese zu verbieten.
Arbeiterkämpfe
und auch Organisationen, wie die BWAF,
wurden zusammen mit der „Demokratiebewegung“ blutig
niedergeschlagen. Genauere
Angaben über die Anzahl von Toten, Verletzten oder Verhafteten
und Verurteilten
liegen nicht vor. „Westliche Schätzungen
gehen von circa 3 000 Toten
und 7 000 und 10 000 Verletzten
aus.“ [33]
„Allein im Juni wurden 27 Arbeiteraktivisten
hingerichtet.“ (Arbeiterwiderstand,
Yu 7)
Das
war die radikalste politische Bewegung seit Mao
Zedongs Tod, die sich offen und öffentlich gegen die
Parteibürokratie und
Herrscherschicht aufgelehnt hat. Unserem Wissen nach, gab es seit der
gewaltsamen Niederschlagung der
„Demokratiebewegung“ keine ähnlichen
offensiven
politischen Widerstandsbewegungen und Kämpfe. Jede
oppositionelle Tätigkeit
wird von Anfang an abgewürgt. Allein eine
Unterstützung der ArbeiterInnen für
ihre Rechte wird mit Bestrafung und Knast bedroht.
Selbständige
und unabhängige Arbeiterkämpfe
Trotzdem
waren auch in den Jahrzehnten nach 1989
Kämpfe, Streiks und auch lokale Aufstände die
Wegbegleiter der explosiven
kapitalistischen Entwicklung in China. „Arbeitskämpfe
sind im modernen China
nicht eben selten. Im letzten Jahr gab es keinen einzigen Tag, an dem
im
südchinesischen Perlflussdelta nicht mindesten ein Streik
stattfand, bei dem
mehr als 1 000 Menschen ihre Arbeit
niederlegten.“ [34]
In
den letzten Jahren forderten die ArbeiterInnen vor
allem höhere, ausstehende, nicht rechtzeitig bezahlte
Löhne, und bessere
Arbeitsbedingungen. Sie richten sich gegen Entlassungen und auch gegen
die
Willkür des Fabrikdespotismus. Auch wenn einzelne politische
Forderungen, wie
die unabhängige gewerkschaftliche Organisierung gestellt
werden, sind diese
Kämpfe noch weit davon entfernt sich zu politischen
Kämpfen zu entwickeln. Aber
zentral ist, dass in diesen Kämpfen Selbstbewusstsein und
Vertrauen auf die
eigenen Kräfte entsteht und die Auseinandersetzungen zunehmen
sowie zunehmend
militanter werden. Da jegliche oppositionelle Organisation, die die
Interessen
der ArbeiterInnen vertritt, verboten und verfolgt wird, kann keine
Gruppe,
Organisation oder Partei offen auftreten, um die Kämpfe zu
politisieren. In den
Kämpfen haben die ArbeiterInnen immer wieder, teils auch
erfolgreich, versucht,
parallele Gewerkschaftsvertretungen, unabhängig von der
Staatsgewerkschaft ACGB
zu bilden. In den wilden Streiks entstehen als erste
Organisationsinstrumente
immer wieder Streik- und Kampfkomitees, die besonders brutal von der
Staatsmacht unterdrückt werden.
Die
Arbeiterklasse Chinas ist noch kaum organisiert.
Zumeist sind es die WanderarbeiterInnen, die militant und auch
zunehmend
politisch auftreten. Da sie aber durch ihren Status bedingt, immer nur
vorübergehend, zeitlich begrenzt in den Fabriken bzw. Regionen
arbeiten, ist
eine kontinuierliche politische Organisierung fast unmöglich.
In der
Kommunistischen Partei Chinas, die 80 Millionen Mitglieder hat, sind
ganze 9%
ArbeiterInnen, das sind 7,2 Mio. registriert. Für eine Partei,
die sich
„kommunistisch“ nennt, ist das ein Witz.
Darüber
hinaus gibt es viele Gruppen, die als NGOs
arbeiten. Sie versuchen die ArbeiterInnen über ihre Rechte
aufzuklären und
ermutigen sie, sich für ihre Rechte einzusetzen. Die NGOs
betätigen sich
innerhalb der vorgegebenen juristischen Möglichkeiten und
halten sich zurück,
offene Kritik gegen das Regime zu äußern. Trotzdem
übt das Regime eine strenge
polizeiliche Kontrolle gegen die NGOs aus. In etlichen NGOs sind mit
Sicherheit
auch politisch, linke Militante aktiv. Ebenso sicher versuchen aber
auch die
westlichen Imperialisten über NGOs und andere Gruppierungen,
Religionsgemeinschaften etc. die chinesische Führung zu
destabilisieren und
eine „westlich orientierte“ Bewegung zu initiieren.
Die
Zensur und Überwachung sämtlicher politischer
Aktivitäten und Medien ist allgegenwärtig.
Prägend bei allen Kämpfen ist, dass
Streiks, Proteste, Widerstand oftmals ohne und trotz der
Staatsgewerkschaft
ACGB ausbrechen und organisiert werden. Dementsprechend sind die
ArbeiterInnen
da, wo sie eigene Verhandlungsvertreter wählen, erfolgreicher
darin ihre
Forderungen durchsetzen.
Aufgrund
der umfassenden Zensur aller Medien ist es
ausgesprochen schwierig genaue Angaben zu machen. Über
Arbeitskonflikte,
Aktionen und die Beteiligung sind sehr unterschiedliche Zahlen im
Umlauf, die
schwer überprüfbar sind. Wir wollen, trotz der
Widersprüche bei einzelnen
Fakten, anhand von Zitaten unseren LeserInnen ein lebendiges Bild von
der ungeheuren
Vielfalt der Arbeiterbewegung in China geben.
Fest
steht, dass sich der Umfang und die Anzahl von
Widerstandaktionen, Fabrikbesetzungen, selbständige
Arbeitskämpfe
kontinuierlich erhöht hat.
„Offiziellen
Zahlen zufolge, die die vom
Zentralkomitee der Chinesischen Kommunistischen Partei herausgegebene
‚Volkszeitung’ am 27.08.2007 erstmalig
veröffentlichte, stieg die Zahl der
‚Arbeitskonflikte’ von 19 098
Fällen im Jahr 1994 auf 314 000 in
2005. Waren 1994 erst 77 794 Arbeiter daran beteiligt, so
erhöhte sich
ihre Zahl 1998 auf 359.000 und erreichte 2005 einen Umfang von
740 000.“ [35]
„Obwohl
es schwierig ist, das genaue Ausmaß
kollektiver Aktionen zu bestimmen, zeigen offizielle Statistiken, dass
die Zahl
der Fälle zwischen 1993 und 2005 von 10 000 auf
87 000 anstieg (eine
Zunahme von 20 Prozent pro Jahr) und 75 Prozent
dieser Proteste von
ArbeiterInnen und Bauern organisiert wurden. Nach staatlichen
Statistiken stieg
die Zahl der Arbeitskonflikte, die zur Schlichtung kamen, von
135 000 im
Jahre 2000 auf 314 000 im Jahre 2005,
ein durchschnittliches Wachstum von 18,4 Prozent pro Jahr. Im
Jahre 2003
erreichte die Zahl der Beschäftigten, die an
Arbeitsschlichtungen beteiligt
waren, 801 042.“
(Unvollendete Proletarisierung, P. Ngai 5)
„Laut
Untersuchungen der School of Labour and Human
Resources an der Beijinger Volksuniversität stieg die Zahl
dieser Arbeitskämpfe
von 60 000 im Jahr 1996 auf über 800 000 im
Jahr 2008; seither hält
sich auf diesem hohem Niveau. Bei diesen Auseinandersetzungen geht es
jedoch
fast ausschließlich um nicht oder zu spät gezahlte
Löhne, um Entschädigungen
und Abfindungen sowie um unzumutbare Arbeitsbedingungen oder um eine
inakzeptable Behandlung der Lohnabhängigen. Klassische
Lohnstreiks sind dagegen
sehr selten.“ [36]
„Seither
gab es eine Zunahme von Protesten und
Streiks. Im ersten Quartal 2009 sollen es schon 58 000 sein,
setzt sich
der Trend fort, wären das über 230 000 in
diesem Jahr.“ 37
„In
Guangdong, einer Provinz im Süden Chinas, haben
die Behörden zwei größere Streiks durch die
Polizei beenden lassen. Die
Streikenden konnten keinerlei Zugeständnisse bei
Löhnen oder Arbeitsbedingungen
erreichen, und das gewaltsame Ende der Streiks zeigt, dass das Regime
im
Industriebereich nicht die geringste[37]Unruhe
tolerieren kann. Zu groß ist die Angst, das
sich ein Streik, wie letztes Jahr bei Honda, zu einem
Flächenbrand ausweiten
könnte.“ [38]
Die
Forderungen in diesen Konflikten, bzw. Kämpfen
drehen sich im Wesentlichen um Einhaltung gesetzlicher Verpflichtungen,
wie
Abschluss von Arbeitsverträgen, um Auszahlung von
Löhnen, ökonomische
Verbesserungen wie höhere Löhne. Menschliche
Arbeitsbedingungen und die
Abschaffung des Fabrikdespotismus stehen auch im Fokus. Immer mehr
werden die
Arbeitskonflikte und Proteste als „kollektive“
Aktionen gesehen. In diesen
Arbeitskämpfen, Protesten oder Streiks erleben die
ArbeiterInnen, die direkte
Konfrontation mit den Regierenden und dem Finanzkapital. Deren Antwort
sind
Repression, Angriffe der
„Sicherheitskräfte“, Verfolgung und
Bestrafung der
AktivistInnen, bis hin zum Mord an ArbeiterInnen. Die brutalen
gewalttätigen
Angriffe auf Streikende oder Protestierende kommen nicht nur von den
„Sicherheitskräften“, sondern auch von den
vom ACGB angeheuerten
Schlägerbanden. Die Liste weiterer Beispiele ist noch sehr,
sehr lang. Es
wiederholt sich immer wieder dasselbe Szenarium. Das Aufbegehren der
ArbeiterInnen wird fast immer gnadenlos unterdrückt und
verfolgt. Die privaten,
staatlichen und internationalen Kapitalisten,
Sicherheitskräfte und
ACGB-Gewerkschaften gehen vereint gegen Streikende, Protestierende,
gegen sich
einfach für ihre Rechte einsetzende ArbeiterInnen vor.
Streiks
in der
Automobilbranche 2010
In
den letzten Jahren haben Arbeitskonflikte, Aktionen
und Proteste massiv zugenommen und sich teils auch qualitativ
verändert. Sie
konzentrieren sich auf die industriellen Hauptzentren im Osten, entlang
der
Küste.
„Das
Ausmaß der Streikwelle, die im April bei einem
zum Konzern gehörenden Zulieferbetrieb für
Autoschlösser des
Automobilherstellers Honda losgetreten worden war und die auf
zahlreiche
Betriebe und Sektoren übergriff, ist für China neu.
Schätzungen liegen bei 200
bis 1 000 Streiks. Erstmals wurden für
große Gebiete Lohnerhöhungen
durchgesetzt. Die Streiks funktionierten nach dem Muster:
‚Zuerst Streik, dann
Verhandlung“.
(Arbeitskämpfe,
Müller 1, S. 26) Offensiv
wurde für Erhöhung der Löhne und die
Verbesserung von Arbeitsbedingungen eingetreten.
„Ausländische
Autohersteller und Zulieferer in China
waren besonders betroffen, allen voran japanische. Dies mag ein Grund
gewesen
sein, warum zunächst detailliert über die
Auseinandersetzungen berichtet
wurde.“
(ebenda) Staatliche Repressionen
werden unterschiedlich gegenüber Streiks und Protesten
angewendet. Gegen
Aktionen in „ausländischen Unternehmen“
wird vorsichtiger vorgegangen. Da eine
zu starke internationale Aufmerksamkeit befürchtet wird. So
bewertet P. Ngai
das staatliche Agieren in Bezug auf den Honda-Streik
folgendermaßen: „Der
autoritäre Staat hat in den Streiks die bisherige Rolle
weitergespielt, seine
Strategie allerdings neu ausgerichtet. Die lokalen Behörden
greifen in
Arbeitskonflikte ein, um sie schnell zu beenden. Sie stellen sich meist
auf die
Seite der Unternehmer, aber ein Teil der Forderungen der Streikenden
wird in
der Regel erfüllt und StreikführerInnen werden
bestraft. Mitunter greift die
Polizei ArbeiterInnen massiv an, wenn eine Ausbreitung des Streiks
droht.
Chinas Regierung war diesmal (beim Streik bei Honda TA.)
allerdings
vorsichtig, da es um Fabriken großer Firmen geht,
für die sich die globalen
Medien interessieren. Auch deswegen gab es diesmal relativ wenig offene
Gewaltanwendung gegen die Streikenden. Bisher ist es zu keiner
Verhaftungswelle
gegen StreikführerInnen dieser Streikwelle gekommen. Bei
mehreren Streiks waren
Anti-Aufstandseinheiten der Polizei in und vor der Fabrik
präsent oder griffen
ein, wenn die ArbeiterInnen auf die Straße
wollten.“ (Aufbruch, P.
Ngai 17) Aber auf Repression wird
natürlich nicht komplett
„verzichtet“:
„Honda
bot nun 24 Prozent Lohnerhöhung an. Die
ArbeiterInnen waren unentschlossen. Bis zum 30. Mai hatten die meisten
das
Angebot akzeptiert, aber es gab immer noch Gruppen von ArbeiterInnen,
die sich
weigerten. Am 31. Mai griffen über 100 Vertreter der
örtlichen
Gewerkschaftssektion einige Dutzend Streikende an und versuchten, sie
zu filmen
und in die Werkhalle zu drängen. Polizei und Journalisten
schauten zu.
Streikende versuchten, die Kamera zu erwischen, wurden aber an den
Haaren
gezogen und umgestoßen. Sie hatten die Gewerkschaftsvertreter
nach eigenen
Angaben noch nie gesehen.“ [39]
Im
Ergebnis war diese Streikwelle weitgehend
erfolgreich. Löhne wurden zwischen 30 Prozent und teils sogar
bis zu 50 Prozent
angehoben. Viele Konzernchefs, deren Firmen noch nicht bestreikt
wurden,
erhöhten sozusagen vorbeugend die Löhne. Die
Streikbewegung griff auf die IT-
und Elektronikbranche, wie auf den Megakonzern Foxconn oder auch auf
Gold Peak
(Batteriefabrik) über.
ArbeiterInnen
in
deutschen Konzernen
Über
die Lage der ArbeiterInnen in deutschen
Unternehmen wird sowohl in der BRD als auch chinesischen Medien nur
sehr
vereinzelt berichtet. Daher ist es schwierig sich ein Gesamtbild, das
der
Realität entspricht, zu verschaffen. Aktuelle Beispiele sind
Streiks bei
ThyssenKrupp-Fahrstühle / Hongkong und bei „Siemens
Schaltbox“ in Schanghai.
Bei ThyssenKrupp-Fahrstühle wurde am 26. bis 29. September
2011 gestreikt. In
einer Presseerklärung wendet sich die
„Belegschaftsvertretung von
Thyssen-Krupp-Fahrstühle“ an die
Öffentlichkeit. „Nach Jahren
unerträglichen
Drucks kämpfen wir für die Verbesserung unserer
Lebensbedingungen und streiken
für einen fairen Lohn und die Sicherheit der
FahrstuhlnutzerInnen. …. Wir
wollen, dass die Firma folgende Forderungen erfüllt: 1.
Anhebung der
MechanikerInnen-Löhne auf ein faires Maß
2. Vergrößerung der Belegschaft
und Arbeit in Zweier-Teams entsprechend den Versprechungen, die vor
drei Jahren
gemacht wurden 3. Gewährleistung der Ruhetage und
Einhaltung einer
Arbeitszeit von längstens 24 Stunden – ohne
Auswirkungen auf die
Lohnhöhe.“ [40]
Über den Ausgang des
Streiks sind im Internet keine Informationen zu bekommen. Am 14.
Februar 2012
traten bei „Siemens Schaltbox“ in Schanghai 600
ArbeiterInnen in den Streik,
nachdem vier ihrer Kollegen entlassen wurden. Am 16. Februar
verschickte Siemens
einen Drohbrief, in dem angekündigt wird, die
Arbeitsniederlegung als Fehlzeit
zu werten, falls die ArbeiterInnen am nächsten Tag nicht
wieder die Arbeit
aufnehmen. Die weitere Entwicklung ist auch noch nicht bekannt.
Die
Situation chinesischer ArbeiterInnen in deutschen
Konzernen wird von bürgerlichen Medien so kommentiert: „Doch
während sich
die Streiks vor allem bei japanischen Firmen in China immer mehr
ausweiten – in
der vergangenen Woche legten die Mitarbeiter des Autozulieferers Denso
in
Südchina, der auch Toyota beliefert, die Arbeit nieder-,
herrscht in den
deutschen Fabriken Friede, und es wird geklotzt.“ [41]
Weiter
werden in
dem Artikel deutsche und europäische Unternehmer gelobt, da
sie „bessere
Arbeitsbedingungen“ bieten. Sie zahlen „zehn
Prozent mehr Lohn als die
asiatischen Konkurrenten“ und die „Mitarbeiter
werden motiviert“. Als weiteres
Beispiel wird der deutsche Autozulieferer Kern-Liebers
angeführt, der z.B. wie
viele andere deutsche Unternehmer, Wohnheime abgeschafft hat, und 20
bis 40 Euro
freiwilligen Mietzuschuss gewährt. Auch werden regionale
ArbeiterInnen an
Stelle „von billigen WanderarbeiterInnen“
beschäftigt. Das alles besagt nur
eines: Das imperialistische deutsche Kapital plant strategisch.
Extraprofit
wird gescheffelt, gleichzeitig aber „der soziale
Friede“ durch graduelle
Verbesserungen für die ArbeiterInnen erkauft. Das rentiert
sich langfristig mit
Sicherheit.
Menschen-/ArbeiterInnenrechte
und Sozialfaschismus
Wir
wollen einen kurzen Überblick geben. Wir gehen
nicht von dem bürgerlichen Menschenrechtsbegriff aus.
„Im Demokratieindex
von der Zeitschrift The Economist wird China 2011 als
autoritärer Staat auf
Platz 141 von 167 Staaten eingestuft.“ (Wikipedia,
Demokratieindex) Der
Begriff „autoritär“ ist für
bürgerliche Politiker, Soziologen, Journalisten,
bzw. Institutionen, ein Begriff, der der Demokratie gegenüber
gestellt und
oftmals verschleiernd für faschistische Diktaturen verwendet
wird. Der Westen
empört sich zwar regelmäßig über
Menschenrechtsverletzungen in China, gleichzeitig
profitiert er aber ausgiebig von der brutale Unterdrückung.
Denn damit sind
exzellente Ausbeutungsverhältnisse gesichert. Die
bürgerlichen Medien und
Ideologen nutzen die Lage der Menschenrechte in China, um vor allem
antikommunistische Vorurteile gegen den angeblichen
„Sozialismus in China“ zu
schüren. Denn die sozialfaschistische herrschende Klasse in
China agiert ja
immer noch unter dem Name der Kommunistischen Partei und dem
„Sozialismus
Chinesische Prägung“.
Trotz
ihrer Demagogie hat die Bourgeoisie allerdings
mit ihrer Einschätzung, dass es in China keine
bürgerlichen Demokratie gibt,
Recht. Es geht hier nicht darum, ob China ein
„autoritärer Staat“ ist oder
nicht, sondern es geht darum, welche Herrschaftsform die Bourgeoisie in
China
nutzt. Verfassungsgemäß ist der Nationale
Volkskongress das höchste Organ der
Staatsmacht in China. Das ändert aber nichts an der Wahrheit,
dass die
KP China alleinige Machtinhaberin ist. Auch wenn die
KP China
angeblich das Organisationsprinzip, sowohl in der Partei, wie
im Staat, des
„Demokratischer Zentralismus“ anwendet, ist das nur
leere Propaganda. Der
gesamte Staatsaufbau ist extrem zentralistisch, von Demokratie
außer formaler
Showeinlagen, keine Spur. Sowohl im Bereich der Legislative
(Gesetzgebung)- der
Exekutive (Ausführung)- der Judikative (Gerichtsbarkeit): Alle
Macht hat die
KP China inne. Auch wenn in die Verfassung Sätze wie „Der
Staat
respektiert und beschützt die Menschenrechte.“
(Art. 33, Abs. 3,
Verfassung) aufgenommen wurden, werden die Menschenrechte nicht
respektiert und
geschützt. Die Menschenrechte werden im wahrsten Sinne des
Wortes zertreten.
Es
gibt im politischen Spektrum einige Parteien, die
mit der KP China in einer Art „Volksfront“
an der Macht beteiligt sind.
Aber das sind keine wirklich oppositionellen Kräfte.
Oppositionelle Parteien
und Organisationen, die die Macht der KP China in Frage
stellen oder offen
Kritik vorbringen, sind verboten. Jede Äußerung und
Kritik, die für die
Herrschenden nicht genehm ist, wird verfolgt und exemplarisch bestraft.
Meinungsfreiheit existiert im wirklichen Leben überhaupt
nicht. Insgesamt
stehen alle Medien und besonders das Internet unter strengster Zensur.
Die
KP China und ihre Staatsgewerkschaft ACGB verbieten rigoros
die Gründung
unabhängiger Gewerkschaften.
Fundament
für dieses Unrecht ist die
sozialfaschistische Unterdrückung und Diktatur. Diese ist in
der Verfassung
verankert. Zum Beispiel wird die Aufgabe des Staates unter anderem so
festgelegt: „Art. 28 Der Staat erhält die
öffentliche Ordnung aufrecht,
unterdrückt landesverräterische und andere
verbrecherische Tätigkeiten, die die
Staatssicherheit gefährden, stellt Handlungen, die die
öffentliche Sicherheit
gefährden oder die sozialistische Wirtschaft unterminieren,
und andere
verbrecherische Tätigkeiten unter Strafe, bestraft Verbrecher
und erzieht sie
um.“ (Verfassung)
Um
„die öffentliche Ordnung aufrecht“ zu
erhalten,
erhöht der Staat das Budget für „innere
Sicherheit“. Laut „Le Monde
diplomatique“, Juli 2011: „Nach
offiziellen Statistiken betrug das Budget
für innere Sicherheit 2010 ca. 514 Milliarden Yuan (etwa 55
Milliarden Euro)
und ist inzwischen ebenso hoch wie das Verteidigungsbudget. Das war
eine
Steigerung um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bereits 2009 hatte
es im
Vergleich zu 2008 eine Steigerung um 8,9 Prozent gegeben. Die Kosten
für die
Wahrung der Stabilität steigen also ständig, ebenso
wird immer mehr Personal
dafür eingesetzt.“ (ebenda,
S. 4)
Die
so genannte „Staatssicherheit“ und
„öffentliche
Sicherheit“ zu gefährden, wird willkürlich
allen Oppositionellen, und allen den
Machthabenden nicht genehmen Personen unterstellt.
Meinungsäußerung, Kritik,
jede Forderung nach mehr Rechten und Demokratie alles fällt
darunter.
Zehntausende
Menschen werden festgenommen, misshandelt, gefoltert, verurteilt und
ja, auch
ermordet.
Auf
dem Papier, in der Verfassung wird die
„persönliche Würde“ als
„unverletzlich“ erklärt (siehe TA 59). Das
chinesische
„Rechtssystem“ kennt zwei verschiedene Arten der
Verurteilung. Eine ist die
sogenannte „kriminelle“, gerichtlich angeordnete
Haft, die zum Ziel „Reform
durch Arbeit“ hat. Die andere nennt sich
„Administrativhaft“, und ist
vollkommen willkürlich, da sie von Polizeidienststellen
verhängt wird. Sie soll
eine „Umerziehung durch Arbeit“ durchsetzen. Sie
wird „für kleinere Vergehen“
wie „Diebstahl, Prostitution und illegale Drogen“
verhängt. Häufig wird die
„Administrativhaft“ auch gegen Aktivisten und
Oppositionelle mit Haftstrafen
bis zu drei Jahren verwendet. Dabei gibt es keine Anklage, keinen
Anwalt und
keinerlei gerichtliches Verfahren. Gegen den Beschluss der
Polizeidienststelle
kann auch kein Widerspruch eingelegt werden.
In
Wikipedia heißt es „Für kleinere
Vergehen gibt
es die Möglichkeit der Administrativhaft. Diese Strafe wird
von einer
Polizeidienststelle verhängt. Die maximal anordenbare
Haftdauer ist drei Jahre,
sie kann bei guter Führung halbiert, jedoch auch um bis zu
einem weiteren Jahr
verlängert werden. Für eine Verurteilung gelten die
Bestimmungen der
Strafprozessordnung nicht, eine Polizeibehörde kann einen
Beschuldigten nach
einem nur vage festgelegten Verfahren verurteilen. Es gibt mehrere
Formen der
Administrativhaft, die häufigste Form der Administrativhaft
ist die Umerziehung
durch Arbeit.“ [42]
Glaubwürdige
und öffentliche Zahlenangaben über zu
Administrativhaft Verurteilte existieren
nicht. Die Haftform ist per Gesetze legitimierter Terror gegen die
Bevölkerung.
Wagt es jemand das Rechte aus der Verfassung wahrzunehmen, z.B.
Staatsfunktionäre anzuzeigen, dann wird sofort die
„Administrativhaft“ ins
Spiel gebracht. Sich über einen Staatsfunktionär zu
beschweren, kostet drei bis
vier Jahren „Umerziehung durch Arbeit“. Laut
Internationalem Gewerkschaftsbund
(IGB) ist dieses Damoklesschwert allgegenwärtig: „Die
Angst vor Verhaftung
stellt ein riesiges Hindernis für Verhandlungen zwischen
Arbeitnehmervertretern, Behörden und Arbeitgebern
dar.“ [43]
Alle
diese Unterdrückungsmechanismen des Staates
werden auch gegen die Kämpfe der ArbeiterInnen eingesetzt.
Einige Beispiele:
„Laut der Organisation China Labor Watch sind aus Protest
gegen Kündigungen und
Lohnkürzungen tausende Arbeiter einer Fabrik im Süden
Chinas in einen Streik
getreten. Dutzende Menschen wurden demnach verletzt, als die Polizei
versuchte,
die Blockade der Fabrik und einer Straße in der Nähe
der Stadt Dongguan in der
Provinz Guangdong zu brechen. An dem Streik in der Fabrik, die unter
anderem
Schuhe für Nike und Adidas herstellt, beteiligten sich mehr
als 7000 Menschen.
Der Protest richtete sich gegen die Streichung von Bonuszahlungen und
ein
Verbot von Überstunden und wurde angeheizt von den
Kündigungen von
18 Managern. China Labor Watch zufolge
sehen die Arbeiter die Entlassung von Führungspersonal als
Vorbereitung für die
Verlegung ihrer Fabrik.“ (NZZ, 19.11.2011)
„Arbeiter
wollen ihren ausstehenden Lohn fordern und
werden von sogenannten Sicherheitskräften des Unternehmens
überfallen, wobei
ein Kollege stirbt. Danach besetzen 300 eine große
Straße in der Nähe – und
rund 700 Menschen aus der Nachbarschaft beteiligen sich an dieser
Aktion, die
dann von der Polizei gewaltsam aufgelöst
wird.“ [44]
„Am
6. März wurde ein friedlicher Protest von rund
4.000 Beschäftigten des japanischen Elektronikherstellers
Casio vor dem
Betriebsgelände von annähernd 1.000 bewaffneten
Einsatzpolizisten und anderen
Sicherheitskräften aufgelöst, wobei Berichten zufolge
etwa 20 Beschäftigte,
darunter Frauen, verletzt wurden. Der Konflikt bei Casio hatte am 5.
März
begonnen, als die Betriebsleitung der Belegschaft mitteilte, dass die
Grundlöhne im Einklang mit den neuen Bestimmungen angehoben
würden, die
Beschäftigten jedoch feststellten, dass ihre monatlichen
Zulagen gekürzt
wurden. Mehrere Beschäftigte wurden von der Polizei
abgeführt und befinden sich
nach Ansicht ihrer Kollegen nach wie vor in Haft.
Als
im Oktober der große Spielzeughersteller Smart
Union seine Tore schloss und über Nacht annähernd
7.000 Beschäftigte ihren
Arbeitsplatz verloren, kam es vor den Büros der
Kommunalverwaltung zu Protesten
wegen unbezahlter Löhne und Abfindungen. Einsatzpolizei und
bewaffnete
Polizisten hinderten die Demonstranten am Betreten des
Gebäudes, und die
Behörden brachten Mitteilungen an, denen zufolge die
Beschäftigten mit 10-15
Tagen Verwaltungshaft rechnen müssten, wenn sie ihren
illegalen Protest
fortsetzen.“ [45]
„Das
Arbeitsgesetz, das Gewerkschaftsgesetz und das
Arbeitsschutzgesetz erwähnen zwar
‚Arbeitsniederlegungen’, aber streikende
Beschäftigte stoßen gewöhnlich auf
zahlreiche Probleme. Sie werden
normalerweise von der Polizei festgenommen und wegen
Verstößen gegen die
öffentliche Ordnung, Verkehrsdelikten und Gesetzbruch bei
Paraden und
Demonstrationen oder auch wegen viel schwererer politischer Vergehen
verwarnt.
Streikorganisatoren und unabhängigen Gewerkschaftern droht
außerdem die
sogenannte Umerziehung durch Arbeit, eine Form der Verwaltungshaft. Im
Prinzip
ist diese Zeit der Zwangsarbeit zwar in der Praxis auf drei Jahre
begrenzt,
doch kann sie auf Wunsch der Behörden verlängert
werden. Im Frühjahr 2008
wurden mindestens fünf Beschäftigte einer Schuhfabrik
in Panyu strafrechtlicher
Vergehen im Zusammenhang mit nicht genehmigten Demonstrationen und
Störung der
öffentlichen Ordnung angeklagt, worauf
Gefängnisstrafen von bis zu sieben
Jahren stehen.“
(ebenda)
All
diese Fakten bestätigen unsere Einschätzung die
wir in unserer TA, Nummer 58 gemacht haben: „Die
totale Überwachung und
Kontrolle der Bevölkerung durch ein ausgeklügeltes
Herrschaftssystem, die
Rechtlosigkeit der Werktätigen, die vollständige
Gleichschaltung der Medien
sind weitere Instrumente der sozialfaschistischen Herrschaft.
Sozialfaschistisch, weil der faschistische Terror noch immer mit einem
‚pseudo-kommunistischen’
Propagandamäntelchen umhüllt wird.“ (S.
5)
Ja,
in China herrscht eine sozialfaschistische
Diktatur. Allerdings, langsam, parallel mit der gesellschaftlichen,
allen voran
wirtschaftliche Entwicklung ändern sich auch die Formen der
Herrschaft. Die
Richtung geht hin zur zumindest formalen Anpassung an
reaktionäre, bürgerlich
demokratische Formen der Herrschaft der Bourgeoisie. Aber das wird noch
sehr
lange dauern. Falls nicht vehemente Klassenkämpfe chinaweit
ausbrechen und
politische Freiheiten erstreiten und das System ins Wanken bringen. Die
Parteiherrschaft der Bürokraten und Funktionäre ist
auch heute noch
unangefochten. Aber, das Proletariat und die Werktätigen
Chinas sind auf dem
Sprung! Ob es ein großer Sprung nach vorne wird, werden die
kommenden Jahre
zeigen!
Ausblick
Mao
Zedong hat das mögliche Scheitern des
sozialistischen Experimentes klar im Fokus gehabt. „Im
Grunde genommen
handelt es sich bei der Frage der Heranbildung von Nachfolgern der
revolutionären Sache des Proletariats darum, ob es Nachfolger
gibt, die die von
der älteren Generation der proletarischen
Revolutionäre begonnene revolutionäre
Sache des Marxismus-Leninismus fortsetzen werden, ob die
Führung unserer Partei
und unseres Staates auch weiterhin in der Hand proletarischer
Revolutionäre
liegen wird, ob unsere Nachkommen und die nächsten
Generationen auch weiterhin
auf dem richtigen Weg des Marxismus-Leninismus vorwärts
schreiten können, also
ob wir in der Lage sind, eine Wiederholung des
Chruschtschow-Revisionismus in
China wirksam zu verhüten. Kurz, das ist eine
äußerst wichtige Frage, eine
Schicksalsfrage unserer Partei und unseres Landes, eine Frage auf Leben
oder
Tod. Für die revolutionäre Sache des Proletariats ist
das eine Frage von
fundamentaler Bedeutung für Jahrhunderte, Jahrtausende,
für Zehntausend Jahre.“
(Mao Zedong, zitiert in „Über den
Pseudokommunismus Chruschtschows und die
historischen Lehren für die Welt“, 9. Kommentar, in
„Die Polemik über die
Generallinie der internationalen Bewegung“, Oberbaumverlag,
S. 532/33) Die
Frage auf Leben und Tod wurde für die Seite der
Konterrevolution entschieden.
Aus diesen Erfahrungen gilt es für alle Kommunistinnen
weltweit zu lernen und
Erkenntnisse zu gewinnen.
Das
Proletariats Chinas wird sicherlich einen neuen
Anlauf zur Veränderung der Weltgeschichte machen. Ihr Kampf
ist unser Kampf!
Informationen
Sonderwirtschaftszonen
(auch
Exportproduktionszonen und Wirtschaftssonderzonen genannt)
Die
ersten fünf
Sonderwirtschaftszonen
Chinas wurden
1979-1980
eingerichtet. Drei in der südchinesischen Provinz Guangdong,
sowie eine in der
oberhalb Guandongs liegenden Provinz Fujian. Eine weitere in der
Inselprovinz
Hainan. 1984 kamen 14 Küstenstädte und
später weitere an der gesamten Ostküste
hinzu. Mittlerweile gehen sie in die hunderte. Gigantische
Industriekomplexe
mit modernster Industrie und mittelalterlicher Ausbeutungsformen
schossen aus
dem Boden. Der chinesische Staat hebelte in diesen
Sonderwirtschaftszonen seine
Steuer-, Arbeits- und Produktionsgesetze aus. Mit
Steuervergünstigungen und
Investitionen lockte er ausländische Monopole an, die
grenzenlos die billige
Arbeitskraft von Millionen
WanderarbeiterInnen, die in diese „Glücksverheißenden“
Großfabriken
abwanderten auspressten. Hinzu kamen „zollfreie
Zonen“, „wirtschaftliche und
technische Erschließungszone“,
„HighTech-Erschließungszonen“.
Perlfluss
Delta
im Süden Chinas in der Provinz Guandong:
Hier münden drei große Flüsse in das
südchinesische Meer. Mehrere Millionen
EinwohnerInnen Städte, so Guangzhou 11,7 Mio., Dongguan 6,4
Mio., Shenzhen 8,9
Mio., Zhuhai 1,5 Mio. sind die industriellen Zentren. In diesem Gebiet
soll,
nach chinesischer Planung, in den nächsten Jahren die
größte Metropole der Welt
entstehen. Neun der Millionenstädten werden zu einer einzigen
riesigen
Gigaproduktions-Stadt mit 42 Millionen EinwohnerInnen zusammengelegt.
Links und
rechts wird das Delta von den hoch industriell entwickelten
„Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macau“
flankiert.
Ein
weiteres Zentrum
der Sonderwirtschaftszonen liegt in
den Ostküstenprovinzen. Schwerpunkt ist
das Yangtse-Delta mit Schanghai.
Regierungsunmittelbare
Städte in China: (Stadtstaaten) Chongqing
28,8 Mio., Shanghai
23 Mio., Beijing 19,6 Mio., Tianjin 12,9 Mio. EinwohnerInnen
Modellarbeiter
im Sozialismus und „Gegen“-Modell im Kapitalismus
„Die
wandelnde
Geschichte des Modellarbeiters
(...)
Gemäß der sozialistischen Ideologie in den
dreißig Jahren vor der Reformperiode waren die
Werktätigen die ‚Herren des
Landes’, und den ArbeiterInnen wurde höchste Ehre
zuteil. Der Staat bemühte
sich, die ‚drei Unterschiede’ zu beseitigen, vor
allem jenen zwischen
körperlicher und geistiger Arbeit, und den feudalen
Berufsständen ihre
Legitimation zu nehmen. In den 1960er Jahren wurde sogar Kadern und
Intellektuellen das richtige Klassenempfinden beigebracht. Sie sollten
von den
unteren Schichten arbeitender Menschen lernen und sich selbst
verändern. Nach
der damals herrschenden Ideologie leisteten alle BürgerInnen
des Staates –
unabhängig von der Arbeit, die sie verrichteten –
einen Beitrag zum Aufbau und
der sozialistischen Modernisierung. Der Staat versuchte, das
Bewusstsein der
Menschen neu zu formen, und verkündete, dass die Revolution
zwar Arbeitsteilung
verlange, aber keine Einteilung in oben und unten, wichtig und
unwichtig. Je
anstrengender und schwerer die Arbeit, desto ehrenvoller sei sie.
Deshalb wurde
in dieser Zeit Shi Chuanxiang, ein Arbeiter, der Toilettengruben
reinigte, als
Vorbild dargestellt, von dem man lernen sollte.
(...)
Von da an war Shi Chuanxiang ein im ganzen Land
berühmter Modellarbeiter. Die
‚Volkszeitung’ und andere Nachrichtenmedien
berichteten über seine Taten. Sie würdigten seine
großartige Einstellung und
seine Bereitschaft, hart zu arbeiten und Strapazen zu ertragen. Im Jahr
1964
wurde Shi Chuanxiang in den dritten Nationalen Kongress
gewählt und vor dem
Nationalfeiertag 1966 zum stellvertretenden Leiter der
Beijing-Delegation für
die Feierlichkeiten gekürt. Mao Zedong lud ihn eigens
für ein paar Tage nach
Zhongnanhai ein. Am Nationalfeiertag wurde Shi Chuanxiang als
besonderer Gast
auf das Tian’anmen-Tor gebeten, um an den Feierlichkeiten
teilzunehmen. (...)
Shi
Chuanxiang war keineswegs ein Einzelfall. In der
Zeit des sozialistischen Aufbaus gab es im ganzen Land viele
ModellarbeiterInnen, einfache Leute, die meistens manuelle Arbeiten
verrichteten und sich an der Produktionsfront tapfer schlugen. Shi
Chuanxiang
war Toilettenreiniger, Wang Jinxi Erdölarbeiter, Meng Tai
Stahlarbeiter. Sie
hatten ausnahmslos die widrigsten Arbeitsstellen und erledigten die
härtesten
und anstrengendsten Aufgaben. Der Staat machte sie zu Modellarbeitern,
als
Anerkennung ihrer selbst und der untersten Arbeiterschichten. Nach den
damals
herrschenden Wertvorstellungen war physische Arbeit
äußerst ehrenvoll. Es wäre
zwar naiv zu glauben, dass sich diese Wertvorstellungen tief im
Bewusstsein der
Massen verankert hätten, sie bestimmten aber zweifellos die
Windrichtung,
trugen zur Erhöhung der sozialen Stellung der ArbeiterInnen
bei und stärkten
ihr Selbstwertgefühl.
(...)
Nicht nur wurden einige aus den Reihen der
ArbeiterInnen vom Staat ausgebildet und zu Führungskadern
befördert, der Staat
legte auch großen Wert auf die ideologische Umerziehung der
amtierenden Kader,
indem diese bei der Arbeit helfen mussten und ArbeiterInnen wiederum an
der
Leitung und Verwaltung beteiligt wurden. Durch das gemeinsame Essen,
Wohnen und
Arbeiten sollte die Bürokratisierung und die Privilegierung
der Kader bekämpft
und ihnen ein proletarisches Empfinden beigebracht werden. Kurzum, in
der
gesamten sozialistischen Periode wurde einfachen ArbeiterInnen
besondere
Hochachtung zuteil.
Heute,
nach dreißig Jahren Reformen und einer
massiven Ausweitung der Marktwirtschaft, haben sich die herrschenden
gesellschaftlichen Wertvorstellungen ins Gegenteil verkehrt. Die Arbeit
erfährt
immer weniger Wertschätzung, und die Arbeitskraft wird zur
reinen Ware, noch dazu
zu einer äußerst billigen.
Der
Titel ModellarbeiterInnen wird heute noch
vergeben und gilt weiterhin als ehrenvoll, aber die Kriterien
für die Auswahl
haben sich geändert. 1997 wurden auch Privatunternehmer in die
Reihe der
potentiellen ModellarbeiterInnen aufgenommen. Danach erhielten immer
mehr
Privatunternehmer, staatliche Führungskräfte und
Stars aus der
Unterhaltungsbranche oder dem Sport den Titel eines Modellarbeiters.
Das
Ansehen der einfachen ArbeiterInnen sank dagegen
rapide. Ihre harte Arbeit war nun deutlich abgewertet, und sie wurden
von der
Gesellschaft fallengelassen. Mit dem Titel ‚
Modellarbeiter’ sollte die
Bedeutung der Arbeiterklasse hervorgehoben werden, die Wahl von
Privatunternehmern zu ‚Modellarbeitern’ ist dagegen
vollkommen absurd. Der
Reichtum, den die Privatunternehmer angehäuft haben.
… Dem bekannten Ökonomen
Yiao Zhuoji… haben die Unternehmer die Aufgabe, die Aufgabe
die Arbeit zu
organisieren und zu managen, eine komplexe Tätigkeit, die
zehn, hundert oder
sogar tausend Mal wertvoller sein kann als einfache Arbeit.
… Je mehr Geld der
Kapitalist auf dem Markt realisiert, desto wichtiger ist seine
Tätigkeit im
Vergleich zur einfachen Arbeit.“
Aufbruch
der zweiten Generation,
Pun Ngai / Ching Kwan Lee, S. 29-32
Frauen
– das unterdrückte Geschlecht
Laut
offizieller chinesischer Partei- und
Staatspropaganda haben Frauen in China „gleichen
Rechte“ wie die Männer. In der
Verfassung der VR China ist im Art. 48 verbürgt: „Die
Frauen in der
Volksrepublik China genießen in allen Bereichen des
politischen,
wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens sowie des
Familienlebens die gleichen Rechte wie die Männer. Der Staat
schützt die Rechte
und Interessen der Frauen, führt das Prinzip des gleichen
Lohns für gleiche
Arbeit von Mann und Frau durch und sorgt für die Heranbildung
und Auswahl der
weiblichen Kader.“
(www.verfassungen.net/re/verf82.htm) In Gesetzen, wie
z.B. dem „Gesetz zum Schutz der Rechte und
Interessen der Frauen“ oder
im „Programm zur Entwicklung der Frauen“
werden die Rechte und
Interessen der Frauen angeblich gesetzlich garantiert und
Maßnahmen festgelegt,
die Frauen fördern sollen. Radio China International
tönt: „Zudem gewähre
die chinesische Regierung solide Garantien für die
Emanzipation der Frau.“
(29.03.2011)
Untersuchungen
und Berichte über den chinesischen
Alltag beweisen das genaue Gegenteil. Im praktischen Leben sind Frauen
in allen
Bereichen diskriminiert und auch der Männerchauvinismus
blüht.
Familienpolitische
Programme,
wie die „Ein-Kind-Politik“ verschonen die
Männer,
und zwingen werktätige Frauen zur Abtreibung. Die Frauen
leiden unter den
schweren psychischen Auswirkungen. Bürgerliche Frauen
können sich von dieser
Politik mit Geld einfach „freikaufen“ und mehrere
Kinder gebären.
In
der Politik sprechen die Fakten ebenfalls
eine andere Sprache, als die offiziellen Verlautbarungen:
Während Frauen fast
50% der Bevölkerung ausmachen, sind sie im Jahr 2010 in der
KP China mit
22,5% vertreten. (www.stern.de, 24.07.2011) Am XVII. Parteitag (2007)
haben 445
Frauen, 20,1% aller Delegierten, teilgenommen. Laut offiziellen Angaben
stellten auf der 1. Vollversammlung des X. Nationalkomitees der
Politischen
Konsultativkonferenz Frauen nur 16,7% der Delegierten. Unter den
Mitgliedern
des Ständigen Ausschusses lag die Frauenquote gerade einmal
bei 11,7% Frauen.
In
der Ökonomie
sind Frauen noch härteren Bedingungen als Männer
ausgesetzt. „Der riesige
soziale Rückschritt trifft weibliche Beschäftigte
besonders hart. Schon 1987,
als die erste Entlassungswelle im staatlichen Sektor begann, waren 67
Prozent
der Entlassenen Frauen. Die Entlassungen waren von einer heftigen
Propagandakampagne begleitet, die Frauen aufforderte, nach Hause zu
gehen und
dort zu bleiben. Die Elite behauptete, ihre
Gebärfähigkeit mache die
Beschäftigung von Frauen unrentabel. Es wurden aber nicht nur
ArbeiterInnen
entlassen, sondern viele junge Frauen, einschließlich
frischgebackener
Schulabsolventinnen, gar nicht erst zu Bewerbungsgesprächen
zugelassen –
einfach aufgrund ihres Geschlechts. Fanden sie doch noch eine
Beschäftigung,
waren ihre Löhne niedriger als die der Männer. Eine
landesweite Umfrage zeigte,
dass die Löhne der Stadtbewohnerinnen 1988 nur 84 Prozent von
denen ihrer
männlichen Kollegen betrugen; 1990 waren es 77,5 und 2000
sogar nur noch 70,1
Prozent. Im Nordosten, einst großes industrielles Zentrum,
aber dann aufgrund
der großen Umstrukturierung im Griff der Depression, wurden
Arbeiterinnen
häufig Sexarbeiterinnen, um ihre Familien durchzubringen. Pro
Transaktion
erhalten sie aufgrund des erbitterten Wettbewerbs oft nur 50 RMB. Im
Oktober
2002 marschierten 200 von einer Stahlfabrik in Long Yan, Provinz Fujian
entlassene Frauen unter einem Transparent, auf dem stand: ‚Zu
jung für die
Rente, zu alt für den Strich!’.“ (Arbeiterwiderstand,
Yu) „Gleicher Lohn
für gleiche Arbeit“, die ökonomische,
sozialistische Urforderung zur
Gleichberechtigung von Frauen wird von den Pseudo-Kommunisten und
Hardcore-Revisionisten, den Staats- und Parteibürokraten mit
Füßen getreten. Die
Löhne von Frau und Mann nähern sich nicht an, sondern
im Gegenteil sie gehen
immer weiter auseinander! Das sind einige alltägliche
Beispiele wie es im
politischen, wirtschaftlichen Leben in China um die „gleichen
Rechte“ von
Frauen tatsächlich aussieht!
„Insgesamt
sind nach Schätzung der Handelskammer mehr
als 5000 deutsche Unternehmen mit 220.000 Mitarbeitern in China
aktiv.“ (FAZ 02.02.2012) Einige
Schätzungen gehen
mittlerweile von ca. 6 000 deutschen Unternehmen aus.
Insgesamt haben
deutsche Konzerne bis Ende 2009 fast 17 Mrd. Euro in China investiert.
Darin
sind die in China erwirtschafteten und reinvestierten Gewinne nicht
enthalten.
Wie
breit gefächert das Spektrum deutscher
Industriesparten und Dienstleister ist, zeigt ein kleiner
Überblick: Alstom,
BASF, Bayer, BMW, Bosch, CRH C. Rob., Evonik, Hammerstein GmbH u. Co.
KG,
Daimler, Draexlmaier, EDAG, Formel D, Gildemeister, Heidelberg Zement,
Intertek, Jungheinrich, Kern-Liebers, Leitz, MAN Turbo, Otto
Group, Porsche, Reinhausen, SAP, Siemens, ThyssenKrupp, UVEX, VW,
Würth
International Trading, Zollner Elektronics Co etc. Allein in der
Wirtschaftssonderzone Guangdong sind alleine 500 deutsche Konzerne
vertreten.
Deutsche Großkonzerne sind in Joint Ventures
(Gemeinschaftsunternehmen) mit
chinesischen Konzernen, vor allem in der Autoproduktion (VW) und mit
Kommunikations-Technologie Unternehmen (Siemens) vor Ort. In den
letzten Jahren
gründeten die deutschen Monopole verstärkt 100%
„Hundertprozentige
Tochterunternehmen“, in denen sie allein schalten und walten
können.
Deutsche
Banken sind als Vertreter des deutschen
Finanzkapitals natürlich auch in China präsent. Die
Deutsche Bank ist
inzwischen mit allen Geschäftsbereichen vertreten. Anfang
Februar 2012 ist sie
mit 17,1 Prozent zum größten Aktionär der
Pekinger „Huaxia Bank“ aufgestiegen.
Die Huaxia Bank hat 8,2 Mio. Privatkunden und 130 000
Geschäftskunden.
Die
Commerzbank ist zweitgrößte deutsche Bank auf dem
chinesischen Finanzmarkt, auf dem sich aber auch die
Baden-Württembergische Bank
AG, die Bayerische Landesbank, die WestLB AG, die Bayerische Hypo- und
Vereinsbank AG, die HSH Nordbank AG und die DZ Bank /Frankfurt (M)
tummeln.
Die
Deutsche Handelskammer (DHK) betreut rund 2000
deutsche Unternehmen, die ihre Mitglieder sind. Sie ist eine der
größten
ausländischen Handelsvertretungen in China. Die DHK
fördert und unterstützt
aber auch allgemein alle deutschen Unternehmen in China.
Darüber
hinaus ist die Auslandshandelskammer (AHK)
Greater China, als Organisation der deutsche Wirtschaftsinteressen
„im Auftrag
der deutschen Bundesregierung in China“ tätig. Das
erste Büro wurde im Jahr
1981 in Taipeh eröffnet.
Mittlerweile
löst China Europa als „Zielregion
Nummer eins für das Auslandsengagement deutscher Unternehmer.
Das geht aus
einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK)
hervor.
... China ist erstmals der gefragteste Investitionsstandort der
deutschen
Industrie. Derzeit planen 43 Prozent der Unternehmen, die 2011 im
Ausland
investieren wollen, den Aufbau neuer Vertriebs- oder
Fertigungskapazitäten in
China.“ (Deutsche Firmen zieht es nach China,
Focus, 30.03.2011)
Bundeswirtschaftsminister
Rösler stellte, nach einem
Treffen mit einer chinesischen Delegation, in einer Pressemitteilung
fest: „Das
Wachstum des chinesischen Marktes bietet für deutsche
Unternehmen enorme
Chancen. China wird seinerseits auf den internationalen
Märkten immer aktiver,
nicht nur im Handel, sondern auch bei Investitionen und im
Projektgeschäft.
China konkurriert zwar auf vielen Märkten mit der deutschen
Wirtschaft. Aber im
Wettbewerb stehen unsere Unternehmen hervorragend da. Zugleich muss der
Wettbewerb aber zu fairen Bedingungen erfolgen. Damit unsere
Unternehmen auch
in Zukunft erfolgreich sind, müssen wir weiter konsequent auf
Innovation und
moderne Technologie setzen.“ (27.06.2011,
www.bmwi.de)
Entsprechende
Entwicklungen zeigen sich auch im Außenhandel. Laut FAZ vom
02.02.2012 ist
China im bilateralen Handel zum wichtigsten Handelspartner Deutschlands
aufgestiegen und die Investitionen legen zu. Ebenso ist „der
Export nach
China 2011 auf rund 65 Milliarden Euro gestiegen“,
„der Import aus China legte
(...) um rund 5 Prozent auf gut 80 Milliarden zu.“
[1] Arbeitskämpfe in China, Wolfgang Müller, isw Spezial-Nr. 25, Dezember 2011
[2] China als neuer Mittelpunkt der globalen Arbeiterunruhe, Beverly J. Silver, Lu Zhang, PROKLA, Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Heft 161/2010, Nr. 4, S. 605-618
[3] Vortrag über den 12. Fünfjahresplan Chinas von Herrn Botschafter Wu, 31.05.2011, www.china-botschaft.de
[4] Kulturrevolution von Unten?, Interview mit Sun Heng und Lin Zhibin von Matthijs de Bruijne und Max Jorge Hinderer, express 8/10, Labournet.de, 24.08.2010
[5] Unvollendete Proletarisierung – das Selbst, die Wut und die Klassenaktionen der zweiten Generation von BauernarbeiterInnen im heutigen China, Pun Ngai/Lu Huilin, Sozial. Geschichte Online 4/2010, www.stiftung-sozialgeschichte.de
[6] SOE – englische Abkürzung für state-owned enterprise (staatseigene Betriebe)
[7] Arbeiterwiderstand in China heute 1989-2009, Au Loong Yu, Bai Ruixue, 24.01.2010, www.labournet.de, Rubrik „Arbeitswelten China-Deutschland“
[8] Das Handelsministerium der VRC, Chinesische Staatsbetriebe erwirtschaften in der ersten Jahreshälfte rund 10 Billionen RMB, german.mofcom.gov.cn, 25.07.2011
[9] Vom ‚Herrn’ zum ‚Knecht’: Arbeiter in Staatsbetrieben im heutigen China, Au Loong Yu, Working USA, 14.12.2011, deutsch 2012, www. forumarbeitswelten.de
[10] Baustelle China, Eindrücke und Fragen einer Studien- und Begegnungsreise, Redaktion express u.a., Ränkeschmiede, Texte zur internationalen ArbeiterInnenbewegung, Nr. 17/2008
[11] Jährliche Übersicht über die Verletzungen von Gewerkschaftsrechten, China 2011, IGB, survey.ituc-csi.org
[12] Gewerkschaften in China 2010: Reformfähig?, zusammengestellt von hrw, Informationen entnommen der Dokumentation in englischer Sprache, „Arbeitsrechtler in Xi im Gefängnis wegen Organisierung gegen korrupte Privatisierungen durch Staatsbetriebe“, 10.01.2011, www.labournet.de, 14.01.2011
[13] Der Aufstieg der chinesischen Arbeiterklasse und die Zukunft der chinesischen Revolution, Dr. Minqi Li, Monthly Review, Februar 2011, www.forumarbeitswelten.de
[14] Widerstand: Aspekte betrieblicher und gewerkschaftlicher Entwicklungen, Helmut Weiss, labournet.de, 15.07.2009
[15] ArbeiterInnen als verfügbare Masse – Chinesische Beschäftigung im wirtschaftlichen Abschwung, Au Loong Yu 05.01.2009, www.labournet.de
[16] Die ‚drei Welten’ Chinas, www.amnesty.ch/de, Peking 2008
[17] Aufbruch der zweiten Generation, Pun Ngai / Ching Kwan Lee u.a., Assoziation A, 2010
[18] Wir interpretieren dieses Gesetz so, dass die WanderarbeiterInnen weiterhin von Sozialversicherungen ausgeschlossen sind. Denn sie sind, obwohl sie in den Städten arbeiten, keine „Einwohner der Städte“. Sie sind in den ländlichen Gebieten angemeldet, dort aber wiederum nicht beschäftigt. Über die praktische Anwendung dieses Gesetzes haben wir noch keine Informationen.
[19] Das neue Sozialversicherungsgesetz tritt in Kraft, China Briefing,13.03., Jan Kwee, www.china-zentrum.de
[20] Kultur der Gewalt. Das Subunternehmersystem und kollektive Aktionen von BauarbeiterInnen im postsozialistischen China, Pun Ngai und Lu Huilin, Forschung, Sozial. Geschichte Online Heft 5/2011, S. 56
[21] Disneys Kinderbücher werden mit Blut, Schweiß und Tränen von JungarbeiterInnen in China hergestellt, englischer Text, Arbeitsbedingungen in China, 19.08.2005, labournet.de
[22] TAZ, 03.01.2011
[23] Dagognmei: Ein Blick hinter das chinesische Wirtschaftswunder, de.internationalism.org/book/export/html/1701
[24] labournet.de, Chinesische Wanderarbeiterinnen bei lebendigem Leib beerdigt, 15.03.2005, englischer Bericht in China Labour Bulletin, 02.03.2005, Quelle: Human Rights China
[25] Profitgier geht über Leichen, G. Steingart, 13.09.2006, spiegel.de/wirtschaft/0,1518
[26] Unfall: Explosion tötet drei Arbeiter bei Foxconn, Achim Sawall, golem.de, 23.05.2011
[27] Schlafsaalkapitalismus in Shenzhen, Pun Ngai, Perspektiven Nr. 3/2011, Auszug „Made in China“, Pu Ngai 2005, www.perspektiven-online.at
[28] Mit den Füßen..., Sarah Bormann, Johanna Kusch über die Studie zu Chinas HighTech Sweatshops, express, 1/2009, S. 15
[29] Respektiert die Menschenwürde der chinesischen Arbeiterinnen! Berichte vom Arbeitskampf in der Firma Ole Wolf, Liu Jian, „Chinesische Arbeiter“, in Monatszeitschrift des ACFTU (Allchinesischer Gewerkschaftsbund), 6/2010, deutsch labournet.de, 20.07.2010
[30] Deng Xiaoping, Wegbereiter des Kapitalismus in China, „Vater“ der „Reform und Öffnungs“politik
[31] Li Peng, Premierminister, 1987 bis 1998 und Vorsitzender des Staatsrates
[32] Wir lehnen die antikommunistischen Theorien über den Stalinismus prinzipiell ab. Wir wollen an dieser Stelle aber keine Diskussion darüber führen.
[33] Stichwort China, „Demokratiebewegung“, de.wikipedia.org
[34] Chinas neuer Klassenkampf, Jens Berger, labournet.de, 02.08.2009
[35] China auf dem Weg zu Streikrecht und Tarifverträgen?, Rosso Vincenzo, Telepolis, 08.07.2008, www.heise.de
[36] Chinas Gewerkschaften, Handlanger oder Belegschaftsvertretung?, Wolf Kantelhardt, Yong Kang, 04.08.2011, Die Wochenzeitung, Schweiz, Zürich, www.woz.ch
[37] 20 Mio. Wanderarbeiter haben den Job verloren, Ein Gespräch mit Ralf Ruckus, 2009, labournet.de
[38] John Chan, wsws.org, 01.07.2011
[39] Sie haben das selbst organisiert, FreundInnen von gongchao, in „Aufbruch“, P. Ngai, auch www.gongchao.org
[40] Streik bei ThyssenKrupp-Fahrstühle in Hongkong, www.labournet.de
[41] Wie deutsche Unternehmen in China Mitarbeiter motivieren, M. Kamp, Wirtschafts Woche, 01.02.2012
[42] de.wikipedia.org/wiki/Umerziehung_durch_Arbeit
[43] Jährliche Übersicht über die Verletzungen von Gewerkschaftsrechten China, Internationaler Gewerkschaftsbund, IGB, 2007
[44] Arbeitskämpfe in China 2010 – (einstweilen?) immer eine Meldung wert...“, 14.01.2011, labournet.de
[45] Jährliche Übersicht über die Verletzungen von Gewerkschaftsrechten China“, Internationaler Gewerkschaftsbund, 2008