Unsere Grundlage: Aktionseinheit – Waffe im Klassenkampf!
In unserer
praktischen Arbeit gehen wir, als Trotz alledem!, immer wieder
Aktionseinheiten oder Aktionsbündnisse ein. Sei es zum 1. Mai oder dem 8. März.
Oder auch zu Aktionen und Demonstrationen des aktuellen Klassenkampfes. So z.B.
bei Aktionstagen von Industriebetrieben wie Opel, Daimler, BASF etc., oder in
den Anti-Nato-, Anti-G8-, Anti-Krisen-, Anti-Atom-, Anti-Kriegs-Bewegungen. In
diesen Aktionseinheiten/Bündnissen mit revolutionären und
fortschrittlichen Organisationen/Gruppen und Einzelpersonen treffen wir auf
unterschiedliche Auffassungen und Herangehensweisen von
Aktionseinheiten/Bündnissen. Die Spannbreite reicht von „je mehr wir sind umso
besser, wir sollten mit allen zusammengehen, die nur irgendwie Interesse haben“
bis „nur mit denjenigen, die den Marxismus-Leninismus verteidigen“.
Wir wollen mit dem
Artikel eine Diskussion zu diesem Thema unter den revolutionären Gruppen und
Organisationen über Bündnisse und Aktionseinheiten anstoßen und anregen.
Schreibt uns eure
Position und Kritik!
Warum Bündnisse eingehen?
Für uns geht es
nicht darum, mit verschiedenen Kräften die eine oder andere Aktion
durchzuführen um sie durchzuführen – für uns sind die Bündelung von Kräften,
Bündnisse oder Aktionseinheiten kein Selbstzweck. Für uns sind sie ein
Instrument, um den revolutionären Kampf voran zu bringen und letztendlich die
Mehrheit des Proletariats und der Werktätigen für den Kampf um die Befreiung
der Menschheit, für den Kampf für den Sozialismus zu gewinnen. Daher ist heute
eine unserer praktischen Aufgaben mit kommunistischer Agitation und Propaganda
(nach unseren Kräften und Möglichkeiten) an Aktionen teilzunehmen.
Aktionseinheit / Aktionsbündnis
Unter Aktionseinheit
verstehen wir eine Zusammenarbeit zwischen mehreren
Gruppen/Organisationen/Einzelpersonen, die gemeinsame Planung, Organisierung
und Durchführung einer konkreten Aktion. Eine Aktionseinheit kann auch über
einen längeren Zeitraum bestehen. Ein Beispiel wäre da die „Plattform gegen den
imperialistischen Krieg im Irak“ (diese hat ca. 2 Monate gedauert), in der
es aber begrenzt um die Durchführung von Aktionen gegen diesen Krieg im Irak
ging. Natürlich gab es auch dort unterschiedliche Positionen und wir haben
versucht, uns gegenseitig von unserer Position zu überzeugen. Speziell in
dieser Plattform wurde darüber diskutiert, ob dieser Krieg ein
imperialistischer Krieg ist. Eine weiterer Diskussion war auch, ob man
prinzipiell gegen Krieg ist. Wir vertreten, dass es gerechte Kriege gibt/gab,
die wir unterstützen.
Wir verstehen unter
Aktionsbündnis eine längerfristige Zusammenarbeit unter mehreren
Gruppen/Organisationen/Einzelpersonen. Ein Beispiel ist das
„Antiimperialistische Aktionsbündnis“. Das war ein Bündnis, das über mehrere
Jahre gearbeitet hat. Es fanden regelmäßige Treffen statt, in denen sowohl über
Inhalte des Bündnisses diskutiert als auch gemeinsamen Aktionen und
Veranstaltungen organisiert wurden.
Bei
Aktionseinheiten oder Aktionsbündnissen geht es auch darum, dass die
Organisationen/Gruppen ihre Positionen aneinander annähern. Der Übergang
zwischen Aktionseinheit und -bündnis ist fließend und im Vorfeld ist es nicht
unbedingt klar, was dabei herauskommt. Eine Einheit kann zum Bündnis werden,
oder das, was als ein Bündnis geplant war, kann nur zu einer Aktionseinheit
werden.
Wir denken, dass
wir Aktionseinheiten, seien sie nur von kurzer Dauer für einzelne Aktionen oder
aber langfristig angelegt, mit ganz konkreten Zielen gegen den gemeinsamen
Feind brauchen. Wenn wir uns auf einige wesentliche politische Forderungen für
eine Aktionseinheit einigen können, stärkt eine solche Aktionseinheit den
Klassenkampf. Dabei muss es allen Kräften freistehen auch ihre eigene Agitation
und Propaganda auf der Aktion zu machen. Das heißt die einzelnen Organisationen
müssen ihre politische, ideologische, organisatorische Eigenständigkeit wahren
können. Je nach Bedarf wird ein Aktionsbündnis/-einheit unter ganz konkreten
Bedingungen im jeweiligen Gebiet, oder BRD-weit und mit verschiedenen Gruppen
aufgebaut.
Wenn verschiedene
Organisationen auf eine Demonstration gehen, ohne sich im Vorfeld über ein
gemeinsames Vorgehen zu verständigen, ist dies für uns keine Aktionseinheit
oder gar ein Bündnis.
Revolutionäre Aktionsbündnisse
Unter den heutigen
Bedingungen streben wir Aktionsbündnisse unter revolutionären Gruppen an.
Revolutionäre
Gruppen können auf einer revolutionären Plattform zusammenarbeiten und auf
dieser erwächst das Aktionsbündnis/die Aktionseinheit.
Wenn eine Plattform
vorliegt, die die Revolution ins Zentrum rückt und eine reformistische
Gruppierung mitarbeiten möchte, werden wir sie nicht ausschließen mit der
Begründung, ihr seid Reformisten und habt daher nicht das Recht auf dieser
Plattform in der Aktionseinheit zu kämpfen.
Wir müssen
versuchen Aktionseinheiten mit einer revolutionären Plattform zu schaffen und
den Kampf für Reformen mit Propaganda für die Revolution zu verbinden und
unterzuordnen und so reformistische Herangehensweisen zurückdrängen.
Erfolg des Aktionsbündnisses
Es ist wichtig, für
den Erfolg eines Aktionsbündnisses zu arbeiten, sich im Rahmen der
revolutionären Solidarität gegenseitig zu überzeugen und anzunähern und gegen
Fehler eine solidarische, eine aufbauende vorwärtsbringende Kritik und
Offenheit zuzulassen! Da wir unterschiedliche
Organisationen/Gruppen/Einzelpersonen sind, brauchen wir unbedingt Kompromisse
und gegenseitiges Verständnis. Andernfalls wird es schwer werden, die
Gemeinsamkeiten zu finden. Jeder muss sich über unklare Punkte äußern können.
Wir sind gegen das Durchdrücken von Positionen in Bündnissen.
In
Aktionsbündnissen muss prinzipiell gelten: „Einheit in der Aktion – Freiheit in
der Agitation und Propaganda“. Die politischen Widersprüche unter uns müssen
bekannt sein. Wir finden es falsch, grundlegende Widersprüche unter den Tisch
zu kehren und eine Einheit vorzutäuschen, wo es sie nicht gibt. Die
Gemeinsamkeiten und die Widersprüche müssen nach außen und der Arbeiterklasse
bekannt gemacht werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten diese Widersprüche
publik zu machen, z.B. Diskussionsveranstaltungen, gemeinsame Publikationen in
denen auch die Unterschiede zwischen den BündnisteilnehmerInnen zur Debatte
gestellt werden.
Reformistische Plattformen
Natürlich können
revolutionäre Gruppen auch bei einer reformistischen Plattform mit- bzw.
zusammenarbeiten. Die Aufgabe ist es dann, revolutionäre Positionen
hineinzutragen und zu versuchen zu überzeugen und aus dieser Plattform eine
revolutionäre zu machen. Wir müssen in die Kämpfe, die sich unter der Führung
der Reformisten entwickeln, auf revolutionärer Grundlage intervenieren. Eine
Aktionseinheit auf reformistischer Grundlage zu initiieren finden wir unter den
heutigen Bedingungen falsch. Grundsätzlich gilt: Die Taktik der
Aktionseinheit hängt von den konkreten Bedingungen und von unserer eigenen
Stärke ab.
Massenaktionen außerhalb unseres Wirkens
Es gibt
Massenaktionen, die spontan entstehen, oder von bürgerlichen Kräften wie
Bündnis90/Die Grünen, Die Linke, DGB etc. organisiert werden. In diesen
Aktionen haben wir die Schwierigkeit uns von den reformistischen und
konterrevolutionären Kräften zu distanzieren. Als Beispiel seien die Aktionen
gegen den Krieg im Irak oder Bündnisse, wie das Weltsozialforum, erwähnt. Diese
Aktionen und unsere Aktionen müssen wir von einander unterscheiden. Während wir
im revolutionären Bündnis eine Übereinstimmung in einigen wesentlichen Fragen
voraussetzen, können wir es hier nicht tun. Wir werden auf Organisationen stoßen,
die wir nicht als revolutionär einschätzen. Wie sollen wir unter diesen
Umständen verfahren?
An Aktionen
außerhalb unseres Wirkens, die Massencharakter haben, werden wir uns
entsprechend unserer Kräfte beteiligen und dort Agitation und Propaganda für
die Revolution und den Sozialismus machen. Wichtiger ist jedoch, dass wir
zusammen mit unserem revolutionären Bündnis dort einen Block bilden und uns
auffällig von den reformistischen, konterrevolutionären Kräften abgrenzen.
Revolutionäre kämpfen auch für Reformen
Wir wollen noch
ein, zwei Worte zu den Aktionen sagen, die sich in letzter Zeit gegen
Massenentlassungen, Sozialabbau, Rücknahme gewonnener Rechte, Angriffe des
Kapitals richten und von reformistischen Kräften dominiert sind. Jede Bewegung,
die sich gegen die verschiedenen Arten der Angriffe des Kapitals und gegen die
Verschlechterung und / oder Zurücknahme der erkämpften Rechte richtet, ist
gerechtfertigt und legitim. Vor allem KommunistInnen und RevolutionärInnen
müssen gegen diese Angriffe auf ArbeiterInnen und Werktätige kämpfen. Ja, auch
Revolutionäre kämpfen für Reformen, aber anders als die Reformisten. Wir
kämpfen für die Reformen so, dass wir den Kampf für die Reformen als ein
Vehikel für die Entwicklung des revolutionären Kampfes verwenden. Wir setzen
auch in dem Kampf für Reformen die Propaganda für die Revolution ins Zentrum.
So unterscheiden wir uns von den Reformisten, die den Kampf für Reformen als
das allein Selig machende ansehen.
Besatzung und
Imperialismus / reaktionäre Kräfte
Ein anderes
Problemfeld ist die Verwirrung in der Frage reaktionärer und
konterrevolutionärer Organisationen/Gruppierungen aus anderen, von unserem
„eigenen“ Imperialismus abhängigen Ländern. Wir als KommunistInnen sind gegen
Imperialismus und Faschismus, der ein Produkt des Imperialismus ist, gegen
jegliche Reaktion. Wir haben zugleich die Aufgabe, sowohl an
Organisationen/Gruppen von MigrantInnen, von Flüchtlingen in der BRD, als auch
an alle kämpfenden Gruppen und Parteien und Personen, die gegen nationale, religiöse
Unterdrückung, und gegen Besatzung kämpfen konkret politisch heranzugehen.
Z.B. wie sollen wir uns in Deutschland zu einer Aktion verhalten, die sich
gegen die israelische Besetzung Palästinas richtet und reaktionäre
palästinensische Gruppen sich daran beteiligen; wie sollen wir vorgehen im
Falle des Kampfes gegen die Besatzung Irans und Afghanistans, wenn neben
fortschrittlichen Kräften aus diesen Ländern auch offen reaktionäre,
religiös-fundamentalistische Gruppen teilnehmen?
Unsere Haltung dazu:
Wir unterstützen die gerechte Seite von Kämpfen in diesen Ländern gegen
faschistische Unterdrückung und imperialistische Besetzung. Gleichzeitig
grenzen wir uns aber klar von den reaktionären Gruppen ab und bekämpfen deren
reaktionäre Positionen ideologisch und politisch.
Die
Hauptstoßrichtung muss sich gegen die imperialistischen Mächte/Großmächte und
ihre jeweiligen Marionettenregime richten, aber zugleich müssen wir uns auch
von reaktionären, teilweise faschistischen,
Kräften, die sich als Freiheitskämpfer ausgeben, distanzieren. Mit
anderen Worten, wir müssen lernen auf der einen Seite gegen Besatzung und
Imperialismus zu kämpfen, aber zugleich auch die Reaktionäre zu entlarven. Wir
sollten es uns nicht leicht machen und sagen, das ist eine reaktionäre Truppe
und daher ist die Aktion falsch. Wir machen es uns aber auch nicht so leicht,
und kritisieren die reaktionären Gruppen nicht. Nach dem Motto, geht es um eine
gerechte Sache, ist es egal, wer darin teilnimmt. Auch wenn wir da immer wieder
auf Unterschiede, und teilweise auch heftige Diskussionen mit anderen
revolutionären Gruppen stoßen. Manche finden es falsch, dass wir bei einer
Aktion reaktionäre Gruppen kritisieren. Gegenseitige Kritik bei einer
gemeinsamen Aktion lehnen sie ab. Das sehen wir anders.
Wir stellen auf
einer Aktion zwar nicht die Kritik an diesen Gruppen in den Vordergrund, aber
wir entlarven sie trotzdem. Wir kritisieren auch reformistische Gruppen oder
Positionen bei Aktionen. Zum Beispiel haben wir bei den Aktionen gegen den G8
Gipfel die Positionen von Attack und von NGO‘s kritisiert. Aber die Kritik
stand nicht im Zentrum, im Zentrum stand der Kampf gegen die G8. Nur so können
wir erkennbare Trennungslinien bei gemeinsamen Aktionen zwischen revolutionären
und anderen Kräften deutlich machen und damit versuchen andere Aktivisten zu
überzeugen und zu gewinnen.
“Die Taktik ist die Festlegung der Linie des
Verhaltens des Proletariats für die verhältnismäßig kurze Periode von Flut oder
Ebbe der Bewegung, des Aufstiegs oder Abstiegs der Revolution; sie ist der
Kampf für die Durchführung dieser Linie mittels Ersetzung der alten Formen des
Kampfes und der Organisation, der alten Losungen durch neue, mittels
Kombinierung dieser Formen usw. Während die Strategie das Ziel verfolgt, den
Krieg z.B. gegen den Zarismus oder gegen die Bourgeoisie zu gewinnen, den Kampf
gegen den Zarismus oder gegen die Bourgeoisie bis zum Ende durchzukämpfen,
setzt sich die Taktik weniger umfassende Ziele; sie verfolgt nicht die Aufgabe,
den Krieg als Ganzes zu gewinnen, sondern nur diese oder jene Kampagnen, diese
oder jene Aktionen erfolgreich durchführen, die der konkreten Lage zur Zeit des
gegebenen Aufstiegs oder Abstiegs der Revolution entsprechen. Die Taktik ist
ein Teil der Strategie, dieser untergeordnet und ihr dienend.”
(Strategie und
Taktik, Stalin Bd. 6, S. 135)
Auf der Liebknecht-Luxemburg-Lenin Demo am 15.
Januar in Berlin hielt eine Gruppe von Leuten am Rande ein Transparent gegen die
DemonstrantInnen in die Höhe: In Schemen waren die drei Profile von Lenin,
Stalin und Mao gedruckt und darunter stand: „Nein, nein. Das ist nicht der
Kommunismus.“ Eine Gruppe von DemonstrantInnen hat versucht, gewaltsam das
Transparent zu beschlagnahmen. Das ist unserer Meinung nach falsch. Wir meinen,
die Auseinandersetzung mit solchen Kräften muss politisch geführt werden. Das
kann mit Sprechchören und Diskussionen gemacht werden oder aber man kann solche Provokationen einfach mit
Nichtachtung „links-liegen-lassen“. Es ist ziemlich prinzipienlos und unsinnig,
wenn einerseits am Grab von Rosa und Karl unter der „Hoheit“ der Partei Die
Linke demonstriert wird und auf der
anderen Seite ebenso antikommunistische Leute, wie die Transparente-TrägerInnen
verprügeln will.
Unter den heutigen Bedingungen der absoluten
Vorherrschaft des Antikommunismus und Antistalinismus müssen wir mit den
Mitteln der Agitation und Debatte versuchen unsere Positionen überzeugend in
die Bewegung zu tragen. Alles andere ist kontraproduktiv.
Auch auf der Demo gegen die Afghanistan-Konferenz am 03.12.2011 in Bonn kam es zu Auseinandersetzunen. Das gewaltsame Austragen des Widerspruchs, dass Christian Ströbele als Redner am Ende der Demo auftrat, fanden wir nicht richtig. Ein Teil des Bündnisses war lautstark dagegen, dass Vertreter von Kriegsparteien, wie die Grünen, sprechen dürfen. Was richtig ist. Die Frage hätte aber im Bündnis gelöst werden müssen und nicht auf der Straße. Außenstehende konnten nicht verstehen, worum es ging. Außerdem freuten sich die Bullen. Sie haben die Eier- und Tomatenwürfe auf Ströbele genau beobachtet und bei weiterer Eskalation hätten sie eingegriffen.