Weg zum Sozialismus? Revolution in Albanien und Partei der Arbeit Albanien: Einschätzung in Thesen

Vorbemerkung

Warum stellen wir im Jahr 2012 unsere Thesen zur Entwicklung der Revolution und des Sozialismus, in Albanien sowie der Partei der Arbeit Albaniens zur Diskussion? Längst ist Albanien im imperialistischen Weltsystem angekommen. Aber für uns Marxisten-LeninistInnen sind die Themen, Rolle der sozialistischen Sowjetunion und die Restauration des Kapitalismus unter Chruschtschow, die Kämpfe des sozialistischen Chinas und Albaniens in den 1960er und 1970er Jahren und ihr Konzept des Aufbaus des Sozialismus, nach wie vor hoch aktuell. Warum? Weil wir versuchen aus den positiven und negativen Erfahrungen und Entwicklungen, sowie den Fehlern und Rückschlägen zu lernen und selbstkritisch Konsequenzen für unseren Kampf und für unsere Theorie der Revolution zu ziehen. Das ist ein langwieriges und kompliziertes Vorhaben. Aber der einzige Weg, um in der kommunistischen Weltbewegung grundlegende Schritte nach vorne zu machen. Auf dem Fundament der Theorie des Marxismus-Leninismus die Erfahrungen der kommunistischen Weltbewegung selbstkritisch zu überprüfen, zu korrigieren und auf unsere heutigen Aufgaben anzuwenden, und damit ein neues Programm der Weltbewegung zu schaffen, das ist eine riesige Herausforderung für uns alle. Wir wollen dazu einen Beitrag leisten.

I. Geschichtliches:

Anfang des 20. Jahrhunderts bis zur Gründung der KPA 1941

 

1.

Die albanische Revolution war vor allem eine nationale Befreiungsrevolution, die sich gegen die ausländischen faschistischen Okkupanten und ihre Handlanger im Lande richtete. Die Hauptmotivation des Volkes in der Revolution war der Patriotismus, der Kampf um die nationale Selbstbestimmung. „Es war genötigt, gegen zahlreiche und mächtige Feinde zu kämpfen, um sein Leben und seine Zukunft zu schützen, um der Vernichtung als Volk und Nation zu entgehen“ (Geschichte der Partei der Arbeit Albaniens, Naim Frasheri Verlag, Tirana 1971, S. 6 – Geschichte PdAA)

 

2.

Bis 1912 war Albanien – trotz zahlreicher Aufstände, die blutig unterdrückt wurden – unter osmanischer Herrschaft. Im Zuge der Balkankriege erklärte Albanien am 28. November 1912 seine Unabhängigkeit. Diese von albanischen Grundbesitzern und vom Bürgertum initiierte „Unabhängigkeitserklärung fand Albanien als ein rückständiges Agrarland vor. Obwohl sich in den Städten und zum Teil auch auf dem Lande die kapitalistischen Beziehungen zu entwickeln begonnen hatten, befanden sie sich noch im Anfangsstadium. In den ebenen Gebieten und teilweise auch in den bergigen Zonen war das Latifundiensystem vorherschend, während sich im gesellschaftlichen Leben der Gebirgsbewohner, besonders im Norden des Landes , noch patriarchalische Überreste erhalten hatten.“ (Geschichte PdAA, S. 14, Hervorhebung TA) „das unabhängige Albanien (war) von bürgerlichen Staaten umringt, die ihm gegenüber eine chauvinistische Politik betrieben. Die imperialistischen Mächte zerstückelten Albanien nicht nur gemeinsam mit diesen Staaten, in dem sie im Jahre 1913 die Hälfte des albanischen Territoriums abtrennten, sondern sie verzichteten auch nicht auf ihre Absichten, Albanien ganz von der politischen Karte des Balkans zu löschen oder es vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen.“ (Geschichte PdAA, S. 14)

 

3.

Im ersten Weltkrieg wurde Albanien „zum Kampfplatz, auf dem die politischen und militärischen Interessen der im Kriege befindlichen Staaten aufeinanderprallten. Mit dem (Londoner) Geheimvertrag vom April 1915 beschloßen die imperialistischen Ententemächte, die Unabhängigkeit Albaniens zu liquidieren und es aufzuteilen. Die Armeen der imperialistischen Mächte hielten das gesamte Land bis zum Kriegsende besetzt.“ (Geschichte PdAA, S. 17)

 

4.

Die Veröffentlichung der Geheimverträge durch die siegreiche proletarische Revolutionsregierung in Russland entfachte eine Zorneswelle in Albanien. „Die antiimperialistische Befreiungsbewegung zur Sicherung der Freiheit, Unabhängigkeit und territorialen Integrität gegen den Londoner Vertrag nahm große Ausmaße an.“ (Geschichte PdAA, S. 19) Im Sommer 1920 mussten die italienischen Okkupanten Albanien verlassen.

 

5.

Nach Vertreibung der imperialistischen Besatzertruppen aus Albanien stand der Kampf zur Errichtung einer demokratischen Ordnung im Mittelpunkt. Die zahlenmäßig sehr schwache Arbeiterklasse hatte „noch nicht jenen ideologischen und politischen Reifegrad erlangt, um Gewerkschaftsorganisationen, geschweige denn ihre Partei gründen zu können.“ (Geschichte PdAA, S. 20) Die Arbeiterbewegung „verschmolz mit der breiten Volksbewegung, die das ganze Land ergriff. Die Hauptkraft (der Volksbewegung) waren die Bauernschaft und die armen städtischen Massen.“ (Geschichte PdAA, S. 21) In der Volksbewegung spielte die Agrarfrage die Hauptrolle. Zum Aufschwung des antifeudalen Kampfes trug auch die bespielhafte Lösung dieser Frage in der Sowjetunion bei. Die Bauern verlangten die entschädigungslose Enteignung der Grundherren und die Verteilung des Bodens an die Bauern. „Aber diese Hauptforderungen der Bauern wurden von den politischen Gruppen des Bürgertums, welche die demokratische Bewegung leiteten, nicht unterstützt.“ (Geschichte PdAA, S. 21)

 

6.

Revolutionäre Demokraten, zum größten Teil aus den Reihen der kleinbürgerlichen Intelligenz stammend, unterstützten die Forderungen der Bauern. Der Kampf um die Demokratie mündete im Juni 1924 in einem Aufstand, der mit dem Sieg der revolutionären Kräfte endete. An die Macht kam eine national-kleinbürgerlich demokratische Regierung, unter dem Vorsitz Fan Nolis. (Geschichte PdAA, S. 22) Das demokratische Programm der Regierung wurde von den breiten Massen des Volkes unterstützt, während die Feudalen des Landes, die Imperialisten und ihre Lakaien es wütend ablehnten. Die inkonsequente Haltung der kleinbürgerlich-revolutionären Regierung, die einen Kompromiss mit der Reaktion suchte, brachte mit sich, dass sie das Vertrauen der Volksmassen verlor.

Am 24. Dezember, etwa sechs Monate nach dem Sieg der kleinbürgerlichen Revolution, zogen die reaktionären Armeen der albanischen Grundherren und des Bürgertums unter Führung „von Ahmet Zogu, in Tirana ein und stürzten die Regierung Fan Nolis; sie kamen hauptsächlich aus Jugoslawien und wurden direkt von den Imperialisten und den reaktionären serbischen und weißrussischen Truppen unterstützt. (Geschichte PdAA, S. 24) „Im Januar 1925 erklärte die Zogu-Clique Albanien als Republik mit Ahmet Zogu als Präsidenten. Im September 1928 wurde diese Republik in eine Monarchie verwandelt, und Zogu ernannte sich zum König der Albaner.“ (Geschichte PdAA, S. 25)

 

7.

Unter dem Zoguregime, das gegenüber den imperialistischen Mächten eine „Politik der offenen Tür“ (Geschichte PdAA, S. 26) verfolgte, wurden die ökonomischen und politischen Verbindungen mit dem faschistischen Italien immer enger. „Albanien verwandelte sich allmählich in eine Halbkolonie des italienischen Imperialismus.“ (Geschichte PdAA, S. 27) „Auch unter dem Zoguregime blieb Albanien das rückständigste Agrarland Europas. (...) Die kapitalistische Wirtschaftsform, die hauptsächlich das Gebiet des Handels umfaßte, vermochte nicht die dominierende Form in der nationalen Wirtschaft Albaniens zu werden.“ (Geschichte PdAA, S. 29)

 

8.

Die volksfeindliche und antinationale Politik des Zoguregimes erzeugte eine allgemeine Unzufriedenheit unter den Volksmassen. Auf die Tagesordnung wurde wieder der Kampf für die Lösung der antiimperialistischen (nationalen) demokratischen Aufgaben gesetzt.“ (Geschichte PdAA, S. 29)

 

9.

Die Gründung der ersten Arbeiterorganisationen in Albanien fällt in den Zeitraum der ersten Jahre des Zoguregimes. Sie entstanden in Form von Solidaritätsvereinen von Gesellen und spielten keine bedeutende Rolle bei der Organisierung der Arbeiterbewegung. (Geschichte PdAA, S. 31)

 

10.

Die erste kommunistische Zelle in Albanien wurde 1928 in Korça von fortschrittlichen Elementen unter den Arbeitern und Handwerkern gegründet. Es entstanden in kurzer Zeit weitere Zellen in Korça. Im Juni 1929 wurde zur Koordinierung und Umorganisierung der Arbeit verschiedener kommunistischer Zellen eine Beratung abgehalten. Beschlossen wurde: Die Verbindung der kommunistischen Zellen mittels legaler Arbeitervereine mit der Arbeiterbewegung. „Die Juniberatung 1929 kennzeichnet die Geburt der kommunistischen Gruppe Korças und den Beginn der organisierten kommunistischen Bewegung“ (Geschichte PdAA, S. 32) in Albanien.

 

11.

Bei der Entwicklung der kommunistischen Bewegung spielte auch die III. Kommunistische Internationale (Komintern) eine entscheidende Rolle. Sie unterstützte durch ihre Balkanföderation die Organisierung der albanischen revolutionären Demokraten, die nach der Niederschlagung der Junirevolution und der Errichtung der Zogu-Diktatur das Land verlassen mussten. Im März 1925 wurde in Wien die demokratische Organisation „National-Revolutionäres Komitee“ (KONARE) gegründet, welche sich positiv auf die junge Sowjetunion als „natürlichen Beschützer aller unterdrückten Völker“ bezog. Eine Gruppe von jungen Revolutionären nahm im sozialistischen Russland an den Schulungen der Komintern teil. Sie gründeten im August 1928 die albanische, kommunistische Gruppe in Moskau. „Die 8. Kommunistische Balkankonferenz, die im gleichen Jahre tagte, trug den albanischen Kommunisten auf, eine lange und sorgfältige Vorbereitungsarbeit zu leisten, um kommunistische Gruppen in Albanien zu bilden und die ‚fortgeschrittenen Elemente aus den Reihen der Arbeiter und Bauern zu organisieren und zu vereinigen’ und sodann zur Gründung der kommunistischen Partei Albaniens zu schreiten.“ (Geschichte PdAA, S. 35)

In dem KONARE (das sich nach April 1927 in „Komitee für die Nationale Befreiung“ umbenannte) bildete diese Gruppe sofort ihre eigene, kommunistische Fraktion. Die nach Albanien zurückkehrenden Mitglieder der Gruppe, vor allem Ali Kelmendi, gründeten neue kommunistische Zellen und Fraktionen in verschiedenen Arbeiterorganisationen. Sie nahmen mit der Kommunistischen Gruppe Korças Kontakt auf, und halfen dieser sich auf kommunistischer Grundlage zu konsolidieren.

 

12.

Die völlig kapitulantenhafte und kollaborierende Haltung des Zoguregimes gegenüber Italien widersprach auch den Interessen eines Teils des albanischen Bürgertums. Eine putschistische Geheimorganisation wurde von ehemaligen Offizieren und bürgerlichen Intellektuellen gegründet. Ihr Ziel war der Sturz der Zogu-Monarchie und die Ausschaltung der italienischen Einmischung in Albanien. Auch die KommunistInnen beteiligten sich teilweise an den Vorbereitungen eines antizogistischen Aufstands. Der am 14. August in Fieri ausbrechende Aufstand wurde von den Zogu Truppen sehr schnell und blutig unterdrückt. Dieser einzige, von der bürgerlichen Opposition gegen das Zoguregime geführte Aufstand-Putschversuch zeigte klar und eindeutig, dass die antizogistische bürgerliche Bewegung unfähig ist, eine breite Volksbewegung zu organisieren und zu leiten.

 

13.

Die 1929 losgebrochene tiefe Wirtschaftskrise, die die ganze kapitalistische Welt erfasste, erschütterte diese in ihren Grundfesten. Demgegenüber standen die Erfolge des sich ohne Krisen entwickelnden sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion. Diese steigerten unter den werktätigen Massen überall in der Welt das Prestige des Sozialismus/Kommunismus. Wie überall in der Welt hatten auch in Albanien die Ideen des Sozialismus/ Kommunismus eine größere Anziehungskraft unter den Volksmassen als je zuvor. Die kommunistischen Organisationen wuchsen. Auf der anderen Seite erstarkten aber auch die sich der „sozialen, antikapitalistischen“, völkischen Demagogie bedienende faschistische Bewegung und ihre Organisationen. Sie kamen in Italien, Deutschland und Japan an die Macht. Die Gefahr des Faschismus und die vor allem von den faschistischen Mächten ausgehende Weltkriegsgefahr nahmen unaufhörlich zu. Unter diesen Bedingungen entwickelte der VII. Weltkongress der KI, der 1935 in Moskau tagte, die taktische Linie des Kampfes gegen den Faschismus: die antifaschistische Volksfront.

 

14.

Unter diesen Bedingungen gewann auch in Albanien der Kampf gegen die faschistische Versklavung eine immer größere Bedeutung. Das albanische Bürgertum war zum größten Teil mit dem Zoguregime verwachsen. Die Teile des Bürgertums, die Widersprüche mit dem italienischen Monopolkapital und dessen Helfershelfer im Lande hatten, waren nicht imstande die antizogistische, antiimperialistische, antifaschistische Bewegung zu leiten. „Die einzige revolutionäre Kraft, die sich an die Spitze des Kampfes der Volksmassen für demokratische Rechte und zur Verteidigung der Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes stellen konnte, waren jetzt die Kommunisten.“ (Geschichte PdAA, S..46)

 

15.

Die von Zogu 1935 ernannte neue „liberale“ Regierung machte groß tönend Reformversprechen, was nichts anderes war als ein demagogisches Manöver. Die demokratische Bewegung nunmehr klar unter Führung der KommunistInnen sollte gebremst werden. Aber diese Bemühungen blieben erfolglos. Die legalen Möglichkeiten wurden von den kommunistischen Gruppen gut ausgenutzt, um Transmissionsriemen in Form von legalen Vereinen zu schaffen, und so die Vereinigung der kommunistischen mit der Arbeiter- und Volksbewegung voranzutreiben.

 

16.

Die bestehenden und neu entstandenen kommunistischen Gruppen in Albanien verstärkten sich zwar, aber die Koordinierung der Gruppen war schwach. Zudem fehlten politische Klarheit und Festigkeit der Organisationen. „Auf dem Weg ihrer Entwicklung stieß die kommunistische Bewegung auf ernste Hindernisse, welche ihr die Trotzkisten bereiteten.“ (Geschichte PdAA, S. 53) Zu Beginn des Jahres 1937 trat eine in Athen gegründete trotzkistische Gruppe als „Kommunistische Partei Albaniens“ auf. Es gab verschiedene Kräfte in der kommunistischen Bewegung Albaniens, die bereit waren mit dieser trotzkistischen Gruppe zusammen die KP zu gründen. Im Kampf gegen den Trotzkismus wurde die noch nicht vereinheitlichte, kommunistische Bewegung zeitweilig noch mehr gespalten und geschwächt.

 

17.

Die internationale Lage verschlechterte sich täglich. Die faschistischen Staaten verstärkten ihre Kriegsvorbereitungen und -handlungen. Nazi-Deutschland besetzte 1938 Österreich und 1939 die Tschechoslowakei. Während faschistische Truppen in Spanien, unterstützt von den deutschen und italienischen Faschisten, die republikanischen Streitkräfte, in deren Reihen auch die Internationalisten aus aller Welt kämpften, besiegten. Am 23. März 1939 fasste das faschistische Italien den Beschluss, Albanien militärisch zu besetzen. Das Zoguregime versuchte diese Tatsache zu verschleiern und geheim zu halten, was ihm nicht gelang.

Überall im Lande wurden unter Führung der KommunistInnen mächtige antifaschistisch-antiimperialistische Demonstrationen organisiert. Trotzdem gelang es den teilweise miteinander im Streit liegenden kommunistischen Gruppen nicht, eine einheitliche Führung zu schaffen und das Volk gegen die drohende Okkupation des Landes für bewaffnete Aktionen zu organisieren. „Am 7. April 1939 griffen die Truppen des faschistischen Italien Albanien an. Zogu und seine Clique flohen und überließen das Land seinem Schicksal. “ (Geschichte PdAA, S. 70) Albanien wurde trotz vereinzelter Kämpfe von „Patriotengruppen“ (Geschichte PdAA) vom faschistischen Italien besetzt.

 

18.

Italien etablierte im besetzten Albanien ein faschistisches Okkupationsregime. Die von Italiens Gnaden gegründete „Konstituierende Versammlung“, dominiert von albanischen Großgrundbesitzern bot die albanische Krone dem italienischen König an.. So wurde Viktor Emanuel III. sowohl italienischer als auch albanischer König in Personalunion. Albanien wurde de facto zu einer Provinz des italienischen Kaiserreichs unter faschistischer Diktatur und mit albanischen Statthaltern. Die von der faschistischen Mussolini-Regierung betriebene Politik der Besetzung und Umwandlung Albaniens in eine italienische Provinz wurde von den reaktionären herrschenden Klassen Albaniens, den Feudalen, dem reaktionären Bürgertum und Klerus, mit allen Kräften unterstützt.

 

19.

„Der Verlust der Freiheit und nationalen Unabhängigkeit erschütterte das albanische Volk, verletzte seine traditionellen Gefühle der heißen Vaterlandsliebe und des Nationalstolzes schwer. Der Haß gegen die Okkupanten wuchs immer mehr.“ (Geschichte PdAA, S. 76) Dieser Hass manifestierte sich in verschiedenen Aktionen. Unter den Bedingungen der faschistischen Okkupation wurde „die Mobilisierung des ganzen Volkes für den Kampf gegen den faschistischen Plan der Italienisierung und Ausplünderung des Landes sowie für die Befreiung Albaniens und für die Erlangung der nationalen Unabhängigkeit zur Hauptaufgabe.“ (Geschichte PdAA, S. 77)

Diese Aufgabe machte eine vereinheitlichte revolutionäre Führung notwendig. Die kommunistischen Gruppen waren die einzige politische Macht, die gegen das Okkupationsregime von Anfang an eine feste, ablehnende Haltung eingenommen hatten. Allerdings waren sie zersplittert und die Spaltung hinderte sie daran, eine gemeinsame Linie für den Befreiungskampf auszuarbeiten und sich an die Spitze der Volksbewegung zu stellen. Die Zeit und die Aufgaben drängten zur Vereinheitlichung der kommunistischen Bewegung.

 

20.

Eine durch Gespräche „von oben“ versuchte Vereinheitlichung klappte nicht. Diese „Einheit“ sah nicht die Verschmelzung der Hauptgruppen der Kommunisten in einer Organisation vor. Die Gruppen blieben nach wie vor getrennt, hielten an ihren Auffassungen fest und trennten sich nicht von antimarxistischen Elementen in den eigenen Reihen. Die einfachen Mitglieder der Gruppen erkannten immer mehr, dass die Einheit nicht durch Verhandlungen zwischen den Führern, sondern nur durch einen gemeinsamen Kampf gegen die faschistischen Okkupanten erreicht werden konnte.

Anlässlich des Nationalfeiertages am 28. November 1939 fanden unter Führung der KommunistInnen in den wichtigsten Städten des Landes antifaschistische Massendemonstrationen statt. Die aufrechten KommunistInnen an der Basis der verschiedenen kommunistischen Gruppen hatten die Einheit im Kampf geschaffen und forderten nun den Zusammenschluss in einer einzigen Partei.

 

21.

Der spätere Führer der albanischen Revolution, Enver Hoxha kam 1936 aus Frankreich, wo er studierte, als kommunistischer Revolutionär nach Albanien zurück. Er arbeitete als Gymnasiallehrer zuerst in Tirana, dann in Korça, wo er sich der dort tätigen kommunistischen Gruppe anschloss und zu einem ihrer aktivsten Mitglieder wurde. Er wurde am Abend der faschistischen Okkupation von der Gruppe nach Tirana geschickt. Die Sektion der Korça Gruppe in Tirana mit Enver Hoxha an der Spitze wurde in kurzer Zeit zu einem wichtigen Zentrum der antifaschistischen und kommunistischen Bewegung in der Hauptstadt.

 

22.

Im Juni 1940 trat Italien auf der Seite Hitler- Deutschlands offiziell in den Krieg ein. Am 28. Oktober 1940 griffen die italienischen Truppen von Albanien aus Griechenland an. Allerdings mussten sie sich nach anfänglichen Erfolgen unter den Schlägen der griechischen Armee zurückziehen. Sie räumten im November Korça und Anfang Dezember Gjirokastra. In diesem Krieg haben die albanischen KommunistInnen die Linie verfolgt, dem griechischen Geschwistervolk in seinem Befreiungskampf beizustehen. Sie richteten Aufrufe zur Dissertation an die mit Gewalt rekrutierten, albanischen Soldaten und Milizen.

So scheiterte der Plan der italienischen Besatzer, die Albaner vor den Karren ihres imperialistischen Kriegs zu spannen. Allerdings hatte die griechische Bourgeoisie andere Pläne, als mit dem albanischen Geschwistervolk gemeinsam gegen die italienischen Faschisten zu kämpfen. Sie verfolgten ihrerseits Pläne für ein Großgriechenland, und besetzten Korça und Gjirokastra. Allerdings wurde diese Besetzung durch den Kriegsverlauf, als Nazi-Deutschland April 1941 auch Griechenland angriff, revidiert.

Durch die Besetzung Griechenlands von deutschen Nazi-Truppen wurde es dem faschistischen Italien wieder möglich, Süd Albanien erneut zu besetzen. Italien vergrößerte sein Okkupationsgebiet, in dem es ein „Großalbanien“ schuf. Das umfasste auch teilweise Gebiete, welche die Londoner Botschafterkonferenz der imperialistischen Mächte im Jahre 1913 Serbien zugesprochen hatte. So fachten die Faschisten die alten nationalen Streitigkeiten und den Chauvinismus der reaktionären Kräfte in den Balkanländern an, um ihre eigenen Positionen zu stärken.

 

23.

Der kurze Krieg zwischen Italien und Griechenland zeigte den albanischen Massen klar die Morschheit des Besatzerregimes. Die antifaschistische Volksbewegung wurde immer stärker. Die Ohnmacht des Regimes diese Bewegung zu unterdrücken wurde immer offensichtlicher.

1941 begannen auch – vorerst von dem Patrioten Myslim Peza geführte – bewaffnete Guerillaaktionen gegen das Okkupantenregime. Als die Okkupanten Strafexpeditionen gegen Freischärler starteten, war die Antwort massenhafte Fahnenflucht in den albanischen Armeetruppenteilen. „Die Bedeutung der Freischar von Peza würdigend, beschlossen Enver Hoxha und seine Genossen, einige Kommunisten zu ihr zu schicken, die sie organisieren und das politische Bewusstsein ihrer Kämpfer heben sollten. (...) Das Erscheinen der Kommunisten in den Bergen, um die nationale Befreiungsbewegung zu organisieren und zu erweitern, bezeichnet den Anfang einer neuen Etappe ihrer Tätigkeit.“ (Geschichte PdAA, S. 89)

 

II. KPA als alleinige Organisatorin des nationalen Befreiungskampfes
1941 – 1944

 

24.

Der Angriff Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 schuf für alle KommunistInnen und alle aufrechten Antifaschisten der Welt eine neue Situation. Es ging nun ganz klar um die Existenz oder Vernichtung der bisher einzigen proletarischen Macht der Welt, um die Weltherrschaft oder Vernichtung des Nazi-Faschismus.

Der Kampf der einzelnen Völker gegen die faschistische Okkupation war nun ganz klar und unmissverständlich ein Teil eines globalen Kampfes des Sozialismus und der Demokratie gegen die faschistische Tyrannei. Die Vereinheitlichung der kommunistischen Bewegungen in den einzelnen Ländern und die Schaffung antifaschistischer Volksfronten war nun dringender denn je.

 

25.

In Albanien verstärkten sich die Widerstandsaktionen gegen die faschistischen Besatzer nach dem Angriff Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion enorm.

In diesen gemeinsamen Kämpfen traten bei den aufrechten KommunistInnen die Gruppeninteressen und zweitrangigen Meinungsunterschiede in den Hintergrund. „Die Kampfhandlungen gegen die Okkupanten und die Landesverräter waren das Band, das den besten Teil der Mitglieder aller Gruppen miteinander verband.“ (Geschichte PdAA, S. 94) Die von den KommunistInnen geführten großen Massendemonstrationen und ihr mutiger, unerschütterlicher, militanter Kampf brachte mit sich, dass „die Bezeichnung ‚Kommunisten’ jetzt beim Volk immer besseren Klang“ (Geschichte PdAA, S. 95) gewann. Dadurch wurden auch die günstigen Voraussetzungen für die Gründung der vereinheitlichten Kommunistischen Partei geschaffen.

Im August 1941 wurde unter den wichtigsten kommunistischen Gruppen Albaniens Einvernehmen über die Organisierung einer Beratung zur Gründung der KPA erzielt.

 

26.

Die Beratung der kommunistischen Gruppen zwecks Gründung der Kommunistischen Partei Albaniens (KPA) wurde vom 8. bis 14. November 1941 im von den Faschisten besetzten Tirana abgehalten. Am ersten Tag wurde der historische Beschluss der Verschmelzung der Gruppen und der Gründung der KPA gefasst.

Ein siebenköpfiges provisorisches ZK wurde gewählt. Gemäß einer Vereinbarung trat kein einziger der ehemals wichtigsten Gruppenanführer (Vorsitzende und Stellvertreter) in die Führung ein. Die Partei gründete sich eindeutig auf der ideologischen Grundlage des Marxismus-Leninismus und erkannte als organisatorische Grundlagen die leninistischen Parteiprinzipien an. Und als strategisches Ziel der Partei in der historischen Lage, in der sich das Land befand, wurde festgelegt: Für die nationale Unabhängigkeit des albanischen Volkes und für eine demokratische Volksregierung in einem Albanien ohne Faschismus zu kämpfen.“ (Geschichte PdAA, S. 104)

Bei der Gründung der KPA werden nur die nächsten Ziele der national-demokratischen Revolution als „strategisches Ziel“ angeführt, aber nicht die Weiterführung der Revolution und das Endziel der Revolution. Auf die direkte Propaganda des Sozialismus und Kommunismus für Albanien wird verzichtet.

Die Propaganda für den Sozialismus wird nur im Zusammenhang mit der Sowjetunion erwähnt und folgendermaßen beschränkt: „Die KPA sah in der Sowjetunion einen treuen und aufrichtigen Alliierten des albanischen Volkes, der ihm beistehen würde, in Albanien die Volksmacht zu errichten und zu festigen, während Großbritannien und die USA nur zeitweilige Bundesgenossen im Kampf gegen faschistische Staaten waren. Deshalb stellte die Beratung der kommunistischen Gruppen, welche die Partei gründen sollte, die Aufgabe: ’Die Liebe zur SU durch Popularisierung ihrer Vorhutrolle im Kampf gegen den Faschismus und ihrer großen Erfolge beim sozialistischen Aufbau zu pflegen.’“ (Geschichte PdAA, S. 109)

So richtig es ist als nächstes Ziel die antifaschistische Revolution und demokratische Volksregierung festzulegen, so falsch ist es bei der Gründung der KPA auf die Benennung des Endziels zu verzichten.

 

27.

Die Idee einer nationalen Befreiungsfront wurde auch bei der Gründung formuliert: „.. Wir müssen uns mit allen Nationalen, (in einer Fußnote werden sie als „ehrliche Nationale“ oder „patriotische Nationale“ definiert) die wirklich ein freies Albanien wünschen, mit allen ehrlichen Albanern, die gegen Faschismus zu kämpfen bereit sind, vereinigen.“ (Geschichte PdAA, S. 106)

Wie wichtig und richtig auch die Schaffung der nationalen Befreiungsfront in einem Land wie Albanien unter den damaligen Bedingungen ist, so mangelhaft ist es, darauf zu verzichten, den bürgerlichen Charakter der Nationalen zu unterstreichen.

 

28.

Bei ihrer Gründung ist die KPA eine marxistisch-leninistische Partei mit einigen programmatischen Defiziten. Sie ist eindeutig die Führerin des antifaschistischen, antiimperialistischen Kampfes des albanischen Volkes. Sie ist im Weltmaßstab ein Teil der bewussten organisierten Vorhut der proletarischen Weltrevolution.

 

29.

Die KPA hat sich in ihrer Agitations- und Propagandatätigkeit auf die Propaganda der national-demokratisch-antifaschistischen Ziele beschränkt. Auf die Propaganda des Sozialismus-Kommunismus als Fernziel hat sie weitgehend verzichtet. Sie hat sich in ihrer Agitation und Propaganda an „alle ehrlichen Albaner“ gerichtet und rief „alle auf in den Kampf zur NATIONALEN BEFREIUNG, GEGEN DIE FASCHISTISCHEN OKKUPANTEN.“ (Geschichte PdAA, S. 115)

Die „demokratische Volksregierung“, die aus diesem Kampf hervorgehen sollte, beruhte auf dem Bündnis der Arbeiter und Bauern, wobei die Bauern in der gegebenen sozioökonomischen Situation naturgemäß die Mehrheit bilden würden, und auf dem Bündnis mit den „ehrlichen Nationalen“. In der Agitation und Propaganda tauchten die politischen Ziele wie die „Diktatur des Proletariats“, die „sozialistischen Aufgaben“ und der „Sozialismus“ etc. nicht auf.

 

30.

Die KPA hat richtigerweise die Bedeutung des bewaffneten Kampfes für die Befreiung unterstrichen, und hat den Schwerpunkt auf die Gründung von Guerillagruppen und die Guerillatätigkeit, als Kern der Nationalen Befreiungsarmee gelegt.

Ein anderer Schwerpunkt war der Aufbau der Nationalen Befreiungsfront. Im Februar 1942 gab das ZK die Direktive zur Bildung der Nationalen Befreiungsräte. „Diese sollten als Hebel zur Organisierung und Mobilisierung des Volkes für den antifaschistischen Kampf und zugleich als ‚Embryonen unserer künftigen Regierung dienen’.“ (Geschichte PdAA, S. 119)

Diese Räte waren als Verbindungsorganisation mit den breiten Volksmassen sowie als Organe der Nationalen Befreiungsfront geplant. Die Gewinnung der „patriotischen Nationalen“, d.h. klassenmäßig gesprochen der Teile des Bürgertums und der Grundbesitzer, die patriotisch gesinnt und bereit waren gegen die italienischen Okkupanten zu kämpfen, für die nationalen Befreiungsräte war für die KPA sehr wichtig. „Die richtige Haltung der KPA gegenüber den patriotischen Nationalen hatte eine besondere Bedeutung für die Herstellung der Verbindung zwischen der Partei und dem Volk. (...) Das ZK und die Bezirkskomitees der Partei legten bei ihrer Arbeit mit den Nationalen große Sorgfalt, Geduld und Takt an den Tag. Sie betrachteten diese Tätigkeit als einen der wichtigsten Sektoren ihrer Arbeit, der eine besondere Aufmerksamkeit verdiente.“ (Geschichte PdAA, S. 119-120) Die „patriotischen Nationalen“ waren organisiert in der Nationalen Befreiungsfront, aus welcher nach der Befreiung die „demokratische Volksregierung“ hervorgehen sollte und ein wichtiger Faktor.

 

31.

Nach der November-Beratung 1941, dem faktischen Gründungskongress der KP Albaniens, bis zur Umbenennung der KPA in Partei der Arbeit Albaniens (PdAA) November 1948, fanden insgesamt 11 ZK Plena der KPA, einige Beratungen und eine außerordentliche sowie eine reguläre Parteikonferenz statt. Es gab keinen ordentlichen Parteikongress. Die KPA war auch nach der Ausrufung der Demokratischen Volksrepublik Albanien (DVA) keine „legale“, offen auftretende Partei. Sie war noch vier Jahre nach der Machtübernahme „im Unter- bzw. Hintergrund“. Das Parteiprogramm verbarg sich hinter dem Programm der demokratischen Front. (ehemalige Nationale Befreiungsfront)

In dem letzten, 11. ZK Plenum der KPA, das nach dem Besuch einer KPA Delegation in der Sowjetunion im Juli 1947 stattfand, wo Stalin, nach Enver Hoxhas Erinnerungen, sowohl die Umbenennung der KPA in PdAA, als auch die Legalisierung der Partei (Enver Hoxha, Begegnungen mit Stalin, Erinnerungen, S. 69-70, Tirana 1984 – Begegnungen) vorgeschlagen haben soll, wurde folgende Selbstkritik gemacht: „Das Plenum bezeichnete die halblegale Stellung der Partei, auch nachdem sie die Leitung des Staates in ihre Hand genommen hatte, als fehl am Platz. Die Tatsache, daß sich das Parteiprogramm hinter dem Programm der demokratischen Front verbarg, die Parteimitglieder ihre Parteizugehörigkeit verheimlichten und die Direktiven der KPA als Frontbeschlüsse veröffentlicht wurden, wurde als ein schwerer Fehler erklärt.“

Die Verantwortung dieser Fehler wird allerdings im Folgenden der KP Jugoslawien und ihren Agenten in der KPA zugeschoben. „Diese von der KPJ entlehnten Formen schwächten die führende Rolle, welche die Partei im gesamten Leben des Landes spielt, und gefährdeten ihre Existenz. Das Fehlen eines Statuts, welches das Eindringen der antimarxistischen Formen und Methoden der jugoslawischen Führung ermöglicht hatte, wurde als schädlich bezeichnet und die Ausarbeitung des Statuts ins Auge gefasst. Das Plenum machte Koçi Hoxe für die vorbehaltlose Unterstützung der Titoisten und der Entstellung der organisatorischen Linie der Partei verantwortlich.“ (Geschichte PdAA, S. 345)

Diese Methode der Selbstkritik, wobei sich die Marxisten-Leninisten von jeder Verantwortung für eigene Fehler frei sprechen, ist nicht marxistisch-leninistisch.

 

32.

Gleich nach der Gründung der KPA entstand in der Partei eine liquidatorische Fraktion, die auf einer außerordentlichen Parteikonferenz, Juni 1942, aus der Partei ausgeschlossen wurde. Bis zum ersten Kongress der PdAA kam es zu vielen innerparteilichen Kämpfen, in denen sich letzten Endes die Gruppe um Enver Hoxha durchsetzte.

 

33.

Die erste Nummer der Parteizeitung der KPA, Zeri i Populi erschien August 1942. Sie wandte sich an das „gesamte albanische Volk“ und rief es auf „sich um dieses Organ zu scharen, alles, was ehrlich und antifaschistisch ist, ohne Unterschied der Religion, der politischen Zugehörigkeit und Neigung... für ein unabhängiges, freies und demokratisches Albanien zu kämpfen.“ (Geschichte PdAA, S. 134) In ihrer politischen Ausrichtung war Zeri i Populi, im Gleichklang mit der Linie der Partei, eher eine Befreiungsfront- Zeitung, denn ein Zentralorgan.

 

34.

Die KPA organisierte am 16. September 1942 in Peza eine Albanische Nationale Befreiungskonferenz. Die Konferenz wählte den provisorischen Generalrat der Nationalen Befreiung und billigte einstimmig, die von der KP ausgearbeitete Plattform des Nationalen Befreiungskampfes. Die auf dieser Konferenz offiziell gegründete Nationale Befreiungsfront war keine Koalition verschiedener politischer Parteien. Die Konferenz legalisierte die freiwillige Vereinigung der breiten Volksmassen im Kampf gegen die Okkupanten. Die KP war die einzige und direkte Führerin dieser Front.

Dieser Front lag das Bündnis der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft zugrunde. Die „patriotischen Nationalen“ traten gruppenweise oder einzeln in die Front ein. Die Nationalen Befreiungsräte, die in den Regionen die konkrete Frontarbeit leiteten, erfüllten die Aufgaben von Organen der Volksmacht.

 

35.

Mit dem Sieg der Roten Armee der Sowjetunion am 2. Februar 1943 in der Schlacht um Stalingrad beginnt im zweiten Weltkrieg eine neue Phase. Stalingrad ist der Beginn des Untergangs des Nazi-Reichs und der Niederlage des Faschismus. Dieses Ereignis hatte auch große Auswirkungen auf die nationale Befreiungsbewegung in Albanien. Der bewaffnete Kampf trat in eine höhere Phase ein. Binnen dreier Monate verdoppelte sich das Territorium der befreiten Gebiete. Die erste Landeskonferenz der KPA, März 1943, nahm Kurs auf die Vorbereitung des Volkes auf den allgemeinen Aufstand. Sie beschloss die Organisierung der Nationalen Befreiungsarmee, als wichtigstem Kettenglied für den bewaffneten Aufstand.

 

36.

Am 8. September 1943 erklärt Italien die Kapitulation. Die Kapitulation war die Folge der großen Niederlagen, die die deutsch-italienischen Armeen an der sowjetisch-deutschen Front, in Nordafrika sowie nach der Landung der alliierten Truppen in Süditalien erlitten. Sie war auch das Ergebnis des raschen Anwachsens des antifaschistischen Widerstands des italienischen Volkes. Auch der Widerstand des albanischen Volkes gegen die italienische Okkupantenarmee spielte dabei eine Rolle.

An die Stelle der italienischen Besatzer traten in Albanien jetzt die deutschen Aggressoren. Diese stationierten in Albanien etwa 70 000 Nazi-Soldaten. Um den Kampf gegen die deutsche Besatzung zu spalten, erklärte die Besatzungsmacht, sie sei als „Freund zum Zwecke ‚der Befreiung Albaniens vom italienischen Joch’ gekommen, und daß die deutsche Wehrmacht ‚die Unabhängigkeit des albanischen Volkes garantieren werde, falls es ihr im Kampf gegen den Kommunismus beisteht’!“. (Geschichte PdAA, S. 191)

Geführt von der KP, ließ sich das albanische Volk von dieser Demagogie der Nazis nicht betrügen, sondern setzte den Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit gegen die neuen Okkupanten mit größerer Heftigkeit fort. Ein Teil der inneren Reaktion, die sich in der „Nationalen Front“ organisierte, scharte sich um die neue Besatzermacht und fungierte als Helfershelfer des deutschen Imperialismus. Ein anderer Teil der inneren Reaktion, die Zogisten, handelten als Helfershelfer des englischen Imperialismus. Die Nationale Befreiungsfront unter Führung der Kommunisten beschloss die Organisationen der inneren Reaktion mit Waffengewalt zu zerschlagen.

 

37.

Im Herbst 1943 kam zunächst eine britische, später eine amerikanische Militärmission uneingeladen nach Albanien, um angeblich die nationale Befreiungsbewegung zu unterstützen. Sie wurden dem Generalstab der Nationalen Befreiungsarmee beigestellt. Auch in einigen Partisaneneinheiten agierten englische Offiziere. Diese führten sich als Schiedsrichter im Kampf der Revolutionären Kräfte gegen die innere Reaktion auf.

Das Hauptanliegen dieser Militärmissionen war die Befreiungsbewegung unter ihre Kontrolle zu zwingen, sowie den Einfluss der KommunistInnen zurückzudrängen. Die KPA bezeichnete diese englische, amerikanische Einmischung als eine Gefahr für den Sieg der Revolution und nahm sofort eine entschiedene Haltung dem gegenüber ein. Die Nationale Befreiungsfront verbat sich jede Einmischung der Militärmissionen in die inneren Angelegenheiten. Es hieß in einer Erklärung: „Die alliierten Militärmissionen ... dürfen keineswegs als Schiedsrichter zwischen uns und der Reaktion auftreten. Wenn ihnen unser Kampf gegen die Reaktion passt, dann gut, wenn nicht, dann werden wir ihnen die Tür weisen.“ (Geschichte PdAA, S. 200)

 

38.

Im Winter 1943/1944 unternahmen die deutschen Okkupanten unterstützt von albanischen Verrätern ihre größte Militär-Offensive gegen die albanischen Befreiungskräfte. Mit ungeheuren Verlusten wurde diese Offensive durch den heldenhaften Kampf der Befreiungskräfte zum Scheitern gebracht. Ab März 1944 lag die Initiative in der Hand der Nationalen Befreiungsarmee. Auf Befehl des Generalstabes begann am 5. April die Generaloffensive gegen die deutschen Faschisten. Verschiedene Manöver der Reaktionäre und unter anderem auch der englischen und amerikanischen Imperialisten wurden zunichte gemacht. Fast die Hälfte des Landes wurde von den Besatzern befreit. In den befreiten Gebieten herrschte die Volksmacht in Form der Volksräte.

 

39.

Vom 24. bis 28. Mai 1944 tagte in der befreiten Stadt Permeti „der I. Antifaschistische Kongreß der Nationalen Befreiung“. Der Kongress wählte den Antifaschistischen Rat der Nationalen Befreiung. Dieser war nun die höchste legislative und exekutive Körperschaft und der Repräsentant der Volkssouveränität des albanischen Staates. Er war die erste Volksversammlung Albaniens. Der Kongress beauftragte den Antifaschistischen Rat, das Antifaschistische Komitee (AK) der Nationalen Befreiung, die provisorische volksdemokratische Regierung zu bilden.

Das vom Kongress gebilligte AK war die erste volksdemokratische Regierung Albaniens. Zum Präsidenten wurde Enver Hoxha gewählt. Am 28. Mai 1944 befahl der Oberkommandierende der Nationalen Befreiungsarmee, Enver Hoxha, die Generaloffensive zu eröffnen, um Albanien von den deutschen Besatzern vollständig zu befreien und die innere Reaktion gänzlich zu vernichten. „Mit der vollständigen Befreiung des Vaterlandes und dem Sieg der Volksrevolution am 29. November 1944 fand die faschistische Herrschaft in Albanien ein Ende, und zugleich wurde auch jede Abhängigkeit von imperialistischen Mächten, jede Verbindung und jeder versklavende Vertrag mit diesen liquidiert.“ (Geschichte PdAA, S. 252)

 

40.

Der Sieg der nationalen, antifaschistischen Befreiungsrevolution bedeutete zugleich die Entmachtung der einheimischen Großbourgeoisie und der Großgrundbesitzer und des reaktionären Klerus, weil diese mit den faschistischen Okkupanten kollaboriert hatten. „Die KP rief nicht nach der Verschärfung des Klassenkampfes im Land, sie gab keine Kampflosungen gegen die Feudalen, Clan-Häuptlinge und das Bürgertum aus, denn sie richtete ihren Hauptangriff bis zum Schluss gegen die faschistischen Okkupanten. Den Klassenkampf verschärfte der offene Verrat der Ausbeuterklassen. Die politischen Organisationen ‚Nationale Front‘ und ‚Legalität‘ usw., welche die Interessen dieser Klassen vertraten, wurden von der nationalen Befreiungsarmee nur aus dem Grunde vernichtet, weil sie sich in den Dienst der faschistischen Okkupanten gestellt hatten. Infolge dieser offen antinationalen und volksfeindlichen Haltung verloren die ehemals herrschenden Klassen jeden Anspruch auf Teilnahme an der politischen Macht.“ (Geschichte PdAA, S. 253)

Die Haupttriebkräfte des nationalen Befreiungskampfes waren die Arbeiterklasse und die arme und mittlere Bauernschaft. Auch das Klein- und Mittelbürgertum der Städte hat am Kampf teilgenommen. In den Volksräten hatten sie ihren festen Platz. „Die Arbeiterklasse spielte im nationalen Befreiungskampf die führende Rolle. Diese Rolle wurde realisiert durch die KP Albaniens.“ (Geschichte PdAA, S. 253)

 
III. KPA nach der Befreiung Weiterführung der Revolution
1944 – 1948

 

41.

Mit der Errichtung der antiimperialistischen-antifaschistischen-demokratischen Volksmacht unter Führung der KP waren – auch unter günstigen internationalen Rahmenbedingungen – alle politischen Vorbedingungen gegeben, die antiimperialistische, demokratische Revolution ohne Unterbrechung weiterzuführen und nach Maßgabe des Bewusstheit des Proletariats zur sozialistischen Revolution überzugehen.

Dazu war natürlich notwendig, sich dessen bewusst zu sein, dass die KPA in ihrer bisherigen politischen Arbeit die Fragen des Übergangs zum Sozialismus weitgehend ausgeklammert und das Proletariat und die werktätigen Volksmassen nicht ideologisch erzogen hatte. D.h. vor der KPA stand auf der einen Seite die große Aufgabe in dem ökonomisch rückständigsten und durch Kriegsschäden danieder liegenden Land, den ökonomischen Aufbau voranzutreiben und zugleich, die zwar im Patriotismus im Kampf gestählten, aber hinsichtlich des Demokratismus und Sozialismus unbedarften werktätigen Massen in dieser Hinsicht zu politisieren.

Besonders bei dieser zweiten lebenswichtigen Aufgabe wurden Fehler gemacht. Der albanischen Revolution wurden schon mit der Machtübernahme sozialistische Züge zugesprochen, die sie nicht hatte, und auch nicht haben konnte. Denn es gibt keinen Sozialismus ohne bewusste Handlung des Proletariats und ohne Diktatur des Proletariats.

In der Geschichte der PdAA sind folgende Einschätzungen zu finden: „Der nationale Befreiungskampf war bis zum Schluß eine antiimperialistische, demokratische Revolution. Aber in dieser Revolution wurden auch Forderungen der sozialistischen Revolution realisiert, wie die politische Entmachtung der Bourgeoisie, die Übernahme der führenden Rolle im neuen Staat ausschließlich durch die KP usw.“ (Geschichte PdAA, S. 252) Das traf de facto nicht zu.

In der albanischen nationalen Revolution wurde nicht die gesamte Bourgeoisie entmachtet, sondern die mit den Okkupanten kollaborierende Großbourgeoisie, die Großgrundbesitzer und der Klerus. Die in der antiimperialistischen nationalen Revolution teilnehmende kleine und mittlere Bourgeoisie war an der Volksmacht beteiligt. Die die führende Rolle übernehmende KP war durch ihre Agitation und Propaganda in den Augen der Massen vor allem eine patriotische Partei. Das alles hat mit den Forderungen der sozialistischen Revolution nicht viel zu tun.

 

42.

Es war nach der marxistischen Theorie klar, dass die politische Grundvoraussetzung für den Sozialismus, für den „sozialistischen Sektor in der Wirtschaft“ etc. das Vorhandensein der Diktatur des Proletariats ist. Diese theoretische Schwierigkeit wurde dadurch überwunden, dass nachträglich die im Zuge und nach dem 2. Weltkrieg entstandenen Volksdemokratien zu „einer Form der Diktatur des Proletariats“ umgemünzt wurden.

Am 11. Januar 1946 proklamierte die konstituierende Versammlung Albanien zur Volksrepublik und wählte die neue Regierung mit Enver Hoxha an der Spitze. Der von der Regierung ausgearbeitete Verfassungsentwurf wurde öffentlich zur Diskussion gestellt. Nach zweimonatiger öffentlicher Diskussion nahm die konstituierende Versammlung die Verfassung an. In dieser ersten Verfassung der VR Albanien ist weder von der Diktatur des Proletariats, noch vom Sozialismus etc. die Rede.

In der Geschichte wird aber festgestellt: „Mit der Annahme der Verfassung war der Vorgang der politischen Organisierung der volksdemokratischen Ordnung als Staat der Diktatur des Proletariats vollendet.“ (Geschichte PdAA, S. 296) D.h. eine Diktatur des Proletariats, von der die werktätige Bevölkerung zunächst einmal nicht weiß, dass es eine Diktatur des Proletariats ist!

Allerdings ist diese theoretische Krücke nicht das alleinige Werk von der PdAA, sondern ist zuerst von Dimitroff ausformuliert und von der gesamten Kommunistischen Weltbewegung übernommen worden.

 

43.

Bei der Weiterführung der Revolution konzentrierten sich die PdAA und die Volksmacht richtigerweise auf den wirtschaftlichen Wiederaufbau und erzielten große Erfolge. Sie konnten sich auch verschiedenen Manövern von britischen und US Imperialisten, die im Balkan sich breitmachten, erwehren. Die Demokratische Front (DF), die direkte Weiterführung der Nationalen Befreiungsfront, war nach der Befreiung die einzige legale politische Organisation, in der alle in der Revolution aktiven Kräfte mitmachten. Die Kämpfe um die politische Linie wurden in der DF und der dahinter stehenden KPA getragen.

 

44.

Der wichtigste politische Kampf bis 1948 lief in der DF und der KPA in der Frage der „Balkanföderation“. Die internationalistischen Pläne der Kommunistischen Weltbewegung auf dem Balkan die kommunistischen Parteien und die volksdemokratischen Staaten in einer Föderation zusammenzufassen, versuchte die Kommunistische Partei Jugoslawien auszunutzen, um ihre nationalistisch, hegemonistischen Ziele, und ihre falsche politische Linie gegenüber dem Imperialismus unter dem Deckmantel des proletarischen Internationalismus durchzusetzen. Die aus dem Befreiungskampf gestählten kommunistischen Kader der KPA haben diese die Unabhängigkeit der KPA und der VR Albaniens bedrohende Gefahr erkannt und gegen diese Linie der KPJ und gegen die Anhänger der KPJ in der KPA einen offensiven ideologisch-politischen Kampf geführt. Dieser wurde letzten Endes auch von der KPdSU unter Führung Stalins unterstützt.

Das 11. Plenum des ZK der KPA besiegelte die Beendigung der jugoslawischen Einmischung und der feindlichen Tätigkeit der pro-KPJ-Fraktion in der KPA. Dieses elfte Plenum übte Selbstkritik hinsichtlich „der organisatorischen Parteilinie in der Nachkriegszeit“, die sie als „eine im allgemeinen unrichtige Linie“ einschätzte. (Geschichte PdAA, S. 345) Bei dieser notwendigen Selbstkritik wurde aber alle Verantwortung für die Fehler den „Parteifeinden“ zugeschoben. Das 11. Plenum beschloss den halblegalen Status der KPA aufzuheben und die Partei umzubenennen.

 

IV. Gründung der PdAA – Weiterführung der Revolution

 

45.

Der I. Parteitag der PdAA tagte in Tirana vom 8. bis zum 22. November 1948. Als zentrale ökonomische Aufgabe wurde festgelegt, „das Land aus seiner großen Rückständigkeit durch eine rasche Entwicklung der Produktivkräfte herauszuführen.“ Der Name der Partei wurde in Partei der Arbeit Albaniens verändert. Begründet wurde dies mit der „sozialen Zusammensetzung des Landes und der Partei“. (Geschichte PdAA, S. 360) Etwa 80 % des Volkes machte die Bauernschaft aus. Diese Begründung war und ist falsch!

Eine KP ist keine Volkspartei, sondern eine Partei der kommunistischen Vorhut der Gesellschaft, Vertreterin der Arbeiterklasse. Dieser Schritt hängt aber auch mit der besonderen Entwicklung der KPA, der Verwachsung der Partei und der nationale Befreiungsfront, das heißt der Vorhut- und der Massenorganisation zusammen. Sowie mit der Tatsache, dass sich die KPA lange Zeit hinter der Front verbarg. Die PdAA konzentrierte sich vor allem auf dringenden ökonomischen Aufgaben. Die VR Albanien hat unter Führung der PdAA große Erfolge erzielt. Auch die Unterstützung der Sowjetunion unter Führung Stalins und anderer Staaten des sozialistischen Lagers, half die Ökonomie rasch zu entwickeln.

 

46.

Der II. Parteitag der PdAA, 31. März bis 7. April 1952 beschloss den 1. Fünfjahres Plan. Seine richtigen und realistischen Hauptziele waren: Beschleunigung des Tempos des Aufbaus der ökonomischen Grundlagen des Sozialismus und der Entwicklung der Produktivkräfte, um am Ende des Fünfjahresplanes Albanien von einem rückständigen Agrarland in ein Agrar-Industrieland umgewandelt zu haben, Festigung des Bündnisses der Arbeiterklasse mit der werktätigen Bauernschaft und Hebung des materiellen und kulturellen Niveaus der Massen.“ (Geschichte PdAA, S. 397)

 
V. PdAA und Kampf gegen den Chruschtschowrevisionismus

 

47.

Die Kommunistische Partei Jugoslawien, KPJ (später Kommunistischer Bund Jugoslawien, KBJ) wurde wegen ihrer dem Imperialismus gegenüber versöhnlerischen und im Inneren revisionistischen Linie im November 1949 mit einem Beschluss der Kominform aus der Kommunistischen Weltbewegung ausgeschlossen. Die nach dem Tode Stalins in der Sowjetunion an die Macht gekommene Chruschtschow Clique hat, je mehr sie ihre Positionen in der KPdSU sicherte, begonnen, ihre revisionistische Linie offener zu vertreten und sowohl in der KPdSU als auch international durchzudrücken. International war der erste offene Versuch die marxistisch-leninistische Linie der Kommunistischen Weltbewegung zu revidieren die „Jugoslawienfrage.“ „Es wurden (von den Chruschtschow Revisionisten) allseitige Anstrengungen gemacht, die Notwendigkeit der Rehabilitierung der revisionistischen Führung Jugoslawiens zu beweisen. Im Mai 1955 (noch vor dem XX. Parteitag der KPdSU) beschloss Chruschtschow, ohne die Zustimmung anderer Parteien einzuholen, die Beschlüsse des Informationsbüros über den Verrat der titoistischen Clique sowie die richtige Einschätzung dieses Verrates durch alle kommunistischen und Arbeiterparteien zu verwerfen und begab sich an der Spitze einer sowjetischen Partei- und Regierungsdelegation nach Belgrad.“ (Geschichte PdAA, S. 425)

Chruschtschow informierte zwei Tage vor dieser Reise die „Bruderparteien“ über den Beschluss des ZK der KPdSU zur Revidierung des Kominform-Beschlusses und verlangte ihre Zustimmung! Die PdAA äußerte in einem internen Schreiben, 25. Mai 1955, eine leise Kritik vor allem an dem methodischen Vorgehen von Chruschtschow, ohne Beratung mit anderen Parteien, die öffentliche Revidierung ehemaliger gemeinsamer Beschlüsse vorzunehmen.

Dieses interne Schreiben ist der Beginn des Kampfes der PdAA gegen den modernen Revisionismus. Es ist ausgesprochen zurückhaltend. Und das ist in einer politischen Frage, wo die nationalen Interessen Albaniens in der Vergangenheit stark tangiert worden sind.

 

48.

Auf dem XX. Parteitag der KPdSU, der im Februar 1956 stattfand, entfesselte die Chruschtschowgruppe, nach nun dreijähriger Vorbereitung einen heftigen Angriff gegen wesentliche Grundprinzipien des Marxismus-Leninismus.

Eine durch und durch revisionistische Generallinie wurde für die KPdSU festgelegt. Die Angriffe auf die marxistisch-leninistische Generallinie gingen in einem Geheimbericht, im Namen des Kampfes gegen den Personenkult, Hand in Hand mit unqualifizierten Angriffen auf die Person Stalins. Gegen diese wütende Hetze gibt es auf dem Parteitag der KPdSU keine einzige, auch nur leiseste Kritik von Seiten der PdAA.

In seiner Begrüßungsrede lobt Enver Hoxha den XX. Parteitag als „eine große Schule für uns“. (Die Presse der SU, 1956, Bd. I, S. 732) Auch auf dem III. Parteitag der PdAA, der im Mai 1956 stattfand, gibt es keine Kritik an der Linie des XX. Parteitages. Umgekehrt, in dem ZK Bericht an den Parteitag werden die „Beiträge des 20. Parteitages zur marxistisch-leninistischen Wissenschaft“ gelobt. Allerdings wird der Versuch einiger offener Revisionisten, die bisherige Generallinie der PdAA im Sinne der Linie des XX. Parteitages der KPdSU zu revidieren, zurückgewiesen. Die bisherige Generallinie wird als richtig bestätigt.

 

49.

Im November 1957 fand in Moskau die Beratung der Kommunistischen und Arbeiterparteien statt, die eine Deklaration verabschiedete. Dies war ein eklektisches Kompromissdokument, wo neben einzelnen marxistisch-leninistischen Thesen, alle wesentlichen „Neuerungen“ der revisionistischen Linie des XX. Parteitages der KPdSU neben/bzw. hintereinander standen. Eingangs wird der XX. Parteitag als ein Meilenstein und seine politischen Aussagen als „Beiträge, die den Marxismus-Leninismus weiterentwickelten“ bewertet. Die objektive Funktion dieser Deklaration war, den XX. Parteitag als Weiterentwicklung des ML international abzusegnen. Dieses faule Kompromissdokument, auf das sich später sowohl die Revisionisten als auch die Marxisten-Leninisten als „Programmatisches Dokument“ und „gemeinsames Programm“ der KommunistInnen berufen haben, hat die PdAA bis zu ihrer Auflösung „als einen Sieg der marxistisch-leninistischen Kräfte“ und als ein „militantes Programm der kommunistischen und Arbeiterparteien im Kampf gegen Imperialismus und Revisionismus“ (Geschichte PdAA, S. 464) verteidigt.

 

50.

Zum Geburtstag Lenins hat die KP Chinas im April 1960 einige wichtige Lenin Zitate, unter dem Namen „Es lebe der Leninismus” zusammengestellt. Diese Broschüre wurde millionenfach in vielen Sprachen der Welt gedruckt und verteilt, unter anderem auch in Moskau. Für die Chruschtschowrevisionisten war das ein „feindlicher Akt gegen die Sowjetunion”. Sie nutzten den Parteitag der Arbeiterpartei Rumäniens, um mit den teilnehmenden Parteien eine internationale Beratung zu inszenieren, in der die KP Chinas verurteilt und aus der Kommunistischen Weltbewegung ausgeschlossen werden sollte. Die Delegation der PdAA, unter Führung von Hysni Kapo, sprach sich gegen eine Diskussion über das von der KPdSU vorgelegte Material aus. Sie vertrat die Meinung: Die Meinungsverschiedenheiten sollten erst von den beiden betroffenen Parteien allein diskutiert werden. Falls sie aber nicht beigelegt werden können, dann sollte eine Beratung der kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen Länder darüber debattieren.

Diese Haltung wurde von vielen Delegationen, die völlig überrascht waren, geteilt. Chruschtschow nannte diese Haltung eine „Rebellion” der PdAA und griff sie auf das Heftigste an. Trotz massivem Druck konnte die KPdSU ihr Ziel nicht erreichen. Es wurde für November 1960 eine internationale Beratung aller kommunistischen und Arbeiterparteien beschlossen. Die Chruschtschowrevisionisten haben bis zu der November-Beratung weiter Druck auf die PdAA ausgeübt, damit sie zu dieser Beratung eine Delegation schicken sollte, die eine „Ideeneinheit“ mit der KPdSU hat. Ansonsten wurde gedroht, würde der in Bukarest „aufgetauchte Funke des Missverständnisses zünden“. (Geschichte PdAA, S. 492) Obwohl die PdAA sehr auf die sowjetische materielle Hilfe angewiesen war, hat sie sich dem Druck nicht gebeugt.

 

51.

An der 2. Moskauer Beratung November 1960 haben 81 Parteien teilgenommen, darunter auch die Delegation der PdAA unter Leitung von Enver Hoxha. In seiner Rede hat er, ohne die revisionistische Linie des XX. Parteitages direkt und namentlich zu kritisieren, in vielen Punkten dieser Linie widersprechende marxistisch-leninistische Positionen vorgebracht. Es ging inhaltlich um folgende Fragen (Geschichte PdAA, S. 494-503):

Krieg und Frieden; friedliche  Koexistenz; Weg zum Sozialismus; Stalin; jugoslawischer Revisionismus; Beziehungen zwischen den Kommunistischen Parteien. Auch diese sachlich, positiv vorgetragene, auf keinen Fall offene Kritik an der revisionistischen Linie des XX. Parteitages, reichte den Revisionisten in der KPdSU aus, nun auch die PdAA neben der KP China auf die Liste der Spalter zu setzen und wütend anzugreifen. [1]

Die gemeinsame Erklärung dieser 2. Moskauer Beratung, die im Prinzip eine Wiederholung der ersten war, wurde von der PdAA, wie die erste, als „im allgemeinen richtig“ mit „einigen unrichtigen Einschätzungen“ mitunterzeichnet. Alle bisherigen, meist indirekten und nicht namentlichen Kritiken der PdAA an der KPdSU wurden übrigens nicht öffentlich diskutiert. Diese Haltung beruht auf dem falschen, antimarxistischen Verständnis, öffentliche Kritik unter den Kommunisten werde „nur den Gegnern des Kommunismus zum Nutzen gereichen”. (Geschichte PdAA, S. 444) 1

 

52.

Gerade als die PdAA die Arbeit zur Realisierung der Aufgaben des dritten Fünfjahrplanes, der im IV. Parteitag beschlossen wurde in Angriff nahm, hat die revisionistische sowjetische Führung einen Generalangriff gegen sie und die VR Albanien auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet eröffnet. Sie hat die ideologischen Meinungsverschiedenheiten auf die staatlichen Beziehungen ausgedehnt.

Die revisionistische sowjetische Führung kündigte einseitig alle zwischen beiden Staaten abgeschlossenen Verträge, stellte alle Kredite, die sie auf Grund von Abkommen im Laufe der Jahre 1961-1965 zugesagt hatte, gänzlich ein und brach alle Handelsbeziehungen sowie jedwede wissenschaftlich-technische und kulturelle Zusammenarbeit ab. Sie zog aus Albanien demonstrativ alle sowjetischen Spezialisten ab. „Trotzdem verurteilte die VRA diese feindlichen Aktionen der Chruschtschow Clique nicht öffentlich.” (Geschichte PdAA, S. 531)

Die PdAA versuchte noch in internen Briefen die revisionistische Führung davon zu überzeugen, auf ein solch falsches Vorgehen zu verzichten. Im Oktober 1961, auf dem XXII. Parteitag der KPdSU rief Chruschtschow zum Sturz der Führer der PdAA auf, die er als „Agenten des Imperialismus, die sich um 30 Silberlinge verkauft haben” verleumdete. Die Delegation der KP Chinas stellte sich offen dagegen. Nach diesen Vorfällen erst hat die PdAA begonnen ihre Kritik an der KPdSU öffentlich zu machen. Mit der Begründung „Unter diesen Bedingungen konnte auch die PAA nicht schweigen.” (Geschichte PdAA, S. 533) Das ZK der PdAA erklärte: „In dem N. Chruschtschow die PAA öffentlich angriff, eröffnete er in Wirklichkeit den Angriff gegen die Einheit der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung und des sozialistischen Lagers. N. Chruschtschow trägt die volle Verantwortung für diesen antimarxistischen Akt und für alle seine Folgen.” (Geschichte PdAA, S. 534)

 

53.

Die PdAA reagierte auf diesen Bruch mit der Kampagne zum „vollständigen Aufbau der sozialistischen Gesellschaft gegen die imperialistisch-revisionistische Blockade”. E. Hoxha erklärte, appellierend an den Patriotismus der Albaner, sie würden „lieber Gras fressen und ehrenvoll sterben, als in Schmach und als Sklaven leben”. (Geschichte PdAA, S. 540) Das „Sparsamkeitsregime“ wurde eingeführt. Trotz diesem konnte erreicht werden, das Lebensniveau der Volksmassen nicht zu senken. In der PdAA wurde eine Trennungslinie zum Revisionismus gezogen, die auch öffentlich propagiert wurde. Im Land wurde die Kampagne zur Vertiefung der Massenlinie und gegen den Bürokratismus gestartet. Der ideologisch-politische Kampf wurde unter der Leitlinie „das Gesamtinteresse über persönliche Interessen stellen“ geführt. [2]

International trat die PdAA unter positivem Verweis auf die Deklaration der Moskauer Beratung 1960 gegen das revisionistische „Weltmanifest des Kommunismus“ vom XXII. Parteitag der KPdSU (1961) auf. Die Kritik der PdAA richtete sich v.a. gegen die Rehabilitierung Titos; gegen die Kapitulation vor dem US-Imperialismus; gegen die Kapitulation der Sowjetunion in der UNO (Kongo); gegen den Verzicht auf den Friedensvertrag für Deutschland und die Lösung der deutschen Frage; gegen das Atomwaffenmonopol von USA und SU, gegen den Atomwaffensperrvertrag (1963); gegen den Moskauer Vertrag für die Warschauer-Pakt-Staaten (darin wird die sozialimperialistische Vorherrschaft festgeschrieben); gegen die Koordinierung der Sowjetunion mit den USA gegen China („größter gemeinsamer Feind“, Unterstützung Indiens gegen China usw.); gegen die Abrüstungsverträge, die den USA die Truppenverlegungen nach Süd-Ost-Asien erleichterten; gegen die Neuregelungen im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, RGW (zur ökonomischen Vorherrschaft der SU in Osteuropa); gegen die ideologische und organisatorische Annäherung an die Sozialdemokratie.

1962 folgen eine Reihe Artikel in der Zeri I Populi, die nun direkt und auch namentlich den Chruschtschowrevisionismus angreifen. Parallel dazu unterstützt die PdAA den Aufbau der marxistisch-leninistischen Parteien: Australien, Ceylon, Chile, Kolumbien, Peru, Österreich, England, Holland, Spanien, Italien, Frankreich usw.

 

VI. Polemik über Generallinie der Kommunistischen Weltbewegung und PdAA

 

54.

Juni 1963 veröffentlicht das ZK der KP Chinas den „Vorschlag über die Generallinie der kommunistischen Weltbewegung” und jeden Monat einen Kommentar über die Grundpositionen der Generallinie und die Meinungsunterschiede mit dem sowjetischen Revisionismus. Der Vorschlag und die folgenden 9 Kommentare, die „Dokumente der Grossen Polemik“ tituliert werden, sind die neue internationale, antirevisionistische Generallinie der sich um die KP China und die PdAA scharenden, neu entstehenden marxistisch-leninistischen Parteien und Gruppen. Diese Dokumente sind insgesamt gesehen antirevisionistische Kampfdokumente, beinhalten aber teilweise auch wichtige Fehler, die die Halbheiten des Kampfes der Marxisten-Leninisten gegen den Revisionismus widerspiegeln. 2

 

55.

Nach der Veröffentlichung der „Polemik“dokumente berufen die Revisionisten eine neue internationale Beratung nach Moskau ein, mit dem Zweck der Verurteilung der KP Chinas und der PdAA. Die PdAA nennt die geplante Konferenz, die „in willkürlicher Weise, ohne sie mit den anderen Parteien zu besprechen, einberufen” wurde, eine Spalterkonferenz und lehnt die Teilnahme ab. Das ist die offizielle Spaltung der Kommunistischen Weltbewegung.

Der Sturz Chruschtschows in der Sowjetunion, Oktober 1964, verwirrte kurzzeitig die Weltbewegung. Die PdAA vertrat richtig die Position: Der Sturz Chruschtschows ist ein großer Erfolg, aber er bedeutet kein Ende des modernen Revisionismus; „weder sind der Kurs und die Politik noch die sozialökonomischen Wurzeln des Revisionismus beseitigt“. (Geschichte PdAA, S. 591) Die KPdSU unter Breschnew verstärkt die Einmischung in alle Kommunistischen Parteien und Volksdemokratien und verbrämte das mit der angeblichen Herstellung der Einheit der Weltbewegung. Auch diese Manöver der „neuen” sowjetischen Führung werden von der PdAA als „Spaltungsversuche” der Kommunistischen Weltbewegung zurückgewiesen.

 

VII. PdAA und Kulturrevolution

 

56.

Im Oktober 1966, teilweise als Reaktion auf die kulturrevolutionären Ereignisse in China, erfolgte der Aufruf des ZK der PdAA zur „Entfaltung der Massenlinie“. Für die Entwicklung des 4. Fünfjahrplans wird eine Massendiskussionskampagne initiiert.

Im Kampf gegen Bürokratismus wurden folgende Probleme angegangen:

Überreste bürgerlicher Methoden in der Verwaltung; bürgerliche und kleinbürgerliche Überreste im Bewusstsein; Anwendung von Erfahrungen aus anderen Ländern ohne kritische Anpassung auf die konkrete Situation in Albanien; Unterschätzung der Gefahr der Bürokratie in Staat und Partei; Druck des Klassenfeinds und seiner Ideologie. Haupttenor war, bürokratische Haltungen und Handlungen sind die Basis für die Bildung einer Schicht von privilegierten Angestellten und geistigen Arbeitern. Dies führt zur Restauration des Kapitalismus.

Folgende antibürokratischen Maßnahmen wurden getroffen:

Alle Beschlüsse usw. auf die lebendige Arbeit unter den Massen ausrichten; gegen bürokratische Anweisungen höherer Organe an untere Organe; Aufwertung der Volksräte und lokalen Parteikomitees; jeder Kader ist selbst verantwortlich für anvertraute Aufgaben; die Kontrolle von oben muss auf Kontrolle von unten gestützt sein; Kader in die Produktion; Überprüfung aller Gesetze und Erlässe; Angleichung der Gehälter (Senkung der hohen und mittleren) zur Annäherung an das Lebensniveau der Werktätigen (ca. 1:2,5; in einer Branche 1:1,7); Wiedereinführung der Politkommissare und Parteikomitees in der Armee, Abschaffung aller Dienstgrade (1944 eingeführt für die Nationale Befreiungsarmee); gleichzeitig Warnung vor Gleichmacherei in dieser Phase des sozialistischen Aufbaus.

 

57.

Der V. Parteitag fand November 1966 statt. Der Parteitag verallgemeinerte die Erfahrungen der Partei insbesondere der letzten Jahre. „Die sozialistische Revolution auf allen Gebieten ununterbrochen entwickeln und vertiefen” (Geschichte PdAA, S. 617) war das Hauptmotto des Parteitages. Theoretisch war das Hauptproblem, dass die unklare Trennung von Volksdemokratie und Diktatur des Proletariats nicht gesehen, problematisiert und die Fehler in dieser Frage nicht überwunden sind. Es wurde richtig festgestellt, dass „der Klassenkampf auch nach Überwindung der Ausbeuterklassen Haupttriebkraft der Gesellschaft bleibt“ (Geschichte PdAA, S. 618), dass der Klassenkampf in Albanien zum damaligen Zeitpunkt v.a. „auf ideologischem Gebiet statt findet,“ (ebenda) und „ein Kampf um die Hirne und Herzen der Menschen, ein Kampf gegen bürgerliche und revisionistische Entartung” (Geschichte PdAA, S. 619) ist, und dass „die ideologische Revolution unmittelbar der Kulturrevolution dient”. (Geschichte PdAA, S. 626)

Hinsichtlich der ökonomischen Entwicklung wurden folgende Maßnahmen richtig thematisiert und angepackt: Die Notwendigkeit des Übergangs vom Agrar-Industrie-Land zu einem Industrie-Agrar-Land bei gleichzeitiger Verkleinerung der Unterschiede zwischen Stadt und Land. Da die Dezentralisierung zur kapitalistischer Wirtschaft (Beispiel: Jugoslawien) führt. In den LPG’s erfolgt die Verkleinerung des zur privaten Nutzung überlassenen Hoflandes. Die Kopfarbeiter sollen ein Drittel ihrer Arbeitszeit direkt in der Produktion leisten. Freiwillige Jugendbrigaden werden für den Eisenbahnbau aufgestellt. Die Akkumulationsfonds sollen sich unbedingt schneller entwickeln als der Konsumtionsfond. Die gesellschaftlichen Interessen stehen über den persönlichen; die Interessen des Augenblicks sollen den Interessen der Zukunft untergeordnet werden. (Geschichte PdAA, S. 632). In der Zeit nach dem V. Parteitag gibt es zwei wichtige Massenkampagnen: „Die Bewegung gegen die Religion, die religiösen Vorurteile und die rückständigen Sitten und Gebräuche. “ und „Die Bewegung für die vollständige Befreiung der Frau”. Bei beiden Bewegungen wurden revolutionäre Erfolge erzielt.

 

VIII. PdAA und KP China:

Verbündete im Kampf gegen den modernen Revisionismus ?

 

58.

Der VI. Parteitag der PdAA fand November 1971 statt. Obwohl der Staat noch immer die VR Albanien ist, und die Massen noch nicht ausreichend dahingehend erzogen wurden, dass für den Aufbau des Sozialismus, die Diktatur des Proletariats unbedingte Voraussetzung ist, wird in dem VI. Parteitagsbericht schon eingangs von „unserer sozialistischen Gesellschaft” gesprochen. (Enver Hoxha, Bericht über die Tätigkeit des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Albaniens, VI. Parteitag, S. 3, Tirana, 1972 – VI. Parteitag)

Auf dem VI. Parteitag wurden ausgehend von den Erfahrungen der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion und angesichts von revisionistischen Gefahren in Albanien selbst, wichtige Beschlüsse gefasst: Notwendigkeit der Kaderrotation; Teilnahme aller Kader an der unmittelbaren Produktion; Unterstellung der Kader unter die Kontrolle der Massen und Rechenschaftspflicht gegenüber den Arbeitern und Genossenschaftsbauern; die Grundorganisation ist das Fundament der Partei; die Massen bauen den Sozialismus auf, die Partei trägt das Bewusstsein hinein; Kampf gegen Liberalismus, scharfe ideologisch-politische Kämpfe, z.B. in der Landwirtschaft für die Genossenschaft höheren Typs (Staatsfonds in Genossenschaft, Angleichung der Löhne an den Staatssektor); Erweiterung der Arbeiter-Bauernkontrolle in allen Bereichen (auch in Wissenschaft und Armee), gegen ihre Vermischung mit der Parteikontrolle (Kontrollgruppen aus Kommunisten und Parteilosen in Betrieben und Genossenschaften, diese konnten z.B. Funktionäre vorläufig absetzen); Herausgabe Dutzender Werke von Marx-Engels-Lenin-Stalin für Schulungsgruppen.

 

59.

Zur Zeit des VI. Parteitages scheinen die Beziehungen zwischen der VR Albanien und der VR China nach außen hin vorbildliche, proletarisch internationalistische Beziehungen zu sein. So wird im Bericht des VI. Parteitages der PdAA ausgeführt: „Wir sind stolz darauf solche Bundesgenossen und Freunde zu haben, wie das 700-Millionen-Volk der Volksrepublik China und die Kommunistische Partei Chinas, mit ihrem grossen Führer, dem teuren Freund des albanischen Volkes, Vorsitzenden Mao Tse-tung an der Spitze. Die große revolutionäre albanisch-chinesische Freundschaft, die brüderliche Einheit und allseitige Zusammenarbeit zwischen Albanien und China, die auf den Lehren des Marxismus-Leninismus und auf dem proletarischen Internationalismus beruhen und im gemeinsamen Kampf gegen Imperialismus, Revisionismus und alle Reaktionäre erhärtet sind, haben alle Bewährungsproben bestanden und beiden Ländern Erfolge und Siege eingetragen. Unsere Partei und unser Volk freuen sich ausserordentlich über die glänzenden Siege, die das chinesische Brudervolk unter der Führung seiner ruhmreichen KP und des Vorsitzenden Mao Tse-tung in der großen proletarischen Kulturrevolution und beim Aufbau des Sozialismus erzielt hat und sie begrüßen diese Siege aus ganzem Herzen. Der auf dem 9. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas gekrönte und sanktionierte entscheidende historische Sieg der revolutionären und proletarischen Linie des Vorsitzenden Mao Tse-tung über die reaktionäre bürgerliche Linie des Renegaten Liu Schao-tschi , hat die Positionen der Diktatur des Proletariats noch mehr gefestigt, den kämpferischen revolutionären Geist auf eine höhere Stufe gehoben und dem chinesischen Volk glänzende Aussichten für seine sozialistische Zukunft eröffnet.” (VI. Parteitag, S. 49-50)

Während nach außen unverbrüchliche Einheit deklariert wird, erfahren wir aus den, nach dem Bruch mit China in Albanien veröffentlichten, internen Notizen von Enver Hoxha, dass Hoxha bereits zu diesem Zeitpunkt schwerwiegende Kritiken an der Politik der KP Chinas hatten. So heißt es z.B. in dem Eintrag vom 31. Juli 1970, unter der Überschrift „Die Chinesen sind eine Liebschaft mit den Revisionisten eingegangen. Wachsamkeit!“: „So haben die Chinesen eine schändliche Rolle übernommen, sie wollen die Verräter rehabilitieren und versuchen uns zu belügen.” (Enver Hoxha, Betrachtungen Über China, Aus dem politischen Tagebuch, Bd. I, Tirana 1979, S. 533/534 – Betrachtungen) Die gleichen, dem Marxismus-Leninismus widersprechenden methodischen Fehler, die im Kampf gegen den Chruschtschowrevisionismus gemacht wurden, werden im Kampf gegen die Fehler der KP Chinas extremer wiederholt.

 

IX. Drei Welten Theorie und PdAA –PdAA im Kampf gegen KP China und Mao Zedong

 

60.

Der VII. Parteitag der PdAA fand November 1976 statt. Zwischen dem VI. und VII. Parteitag ist in der marxistisch-leninistischen Weltbewegung die wichtigste Entwicklung das Aufkommen der „Drei Welten Theorie.” In der KP Chinas entbrannte ein Machtkampf, zwischen dem offen rechten, revisionistischen Flügel um Deng Hsiao Ping und dem linken Flügel, mit den führenden GenossInnen Jiang Qing, Zhang Chunqiao, Yao Wenyuan, Wang Hongwen, (von den Revisionisten als „Vierer Bande” diffamiert), der im April 1976 mit der kurzzeitigen Wieder-Entmachtung von Deng Hsiao Pings entschieden schien, aber nach dem Tode Mao Zedongs auf das Heftigste weiterging.

Die von der KP Chinas entwickelte antimarxistische „Drei Welten Theorie“, stilisierte die USA und die sozialimperialistische Sowjetunion zur 1. Welt der zwei Supermächte. Sie nahm einen Großteil der imperialistischen Länder aus der Schusslinie, indem sie diese zur zweiten Welt und potentiellen Bündnispartnern umgedichtet hat. Viele reaktionäre Regime in der so genannten Dritten Welt, wurden zu aktiven Bündnispartnern des weltrevolutionären Prozesses erklärt. Die PdAA hat sich zwar von den offen konterrevolutionären Positionen dieser Theorie distanziert, aber einige falsche Grundthesen dieser Theorie – wie z.B. der Festlegung der Supermächte als Hauptfeinde im Weltmaßstab für alle Völker, etc. – hat sie selbst vertreten. Diese halbherzige Distanzierung von der „Drei Welten Theorie“ setzt sich auch in dem VII. Parteitagsbericht fort.

Hinsichtlich der Haltung zur KP Chinas, wurde darin folgendes festgestellt: „Die Kommunisten und das Volk Albaniens freuen sich grenzenlos über die Erfolge, die das chinesische Brudervolk unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas in der sozialistischen Revolution und beim sozialistischen Aufbau in China, im Klassenkampf für die Festigung der Diktatur des Proletariats und die Stärkung und den Fortschritt seines Vaterlandes erzielt hat. Der Sieg der großen proletarischen Kulturrevolution, die Zerschmetterung der konterrevolutionären Komplotte Liu Schao-tschis, Lin Biaos und Deng Hsiao-pings ließen eine revolutionäre Situation entstehen und sie stärken die Positionen des Sozialismus und der Diktatur des Proletariats in China. Die historischen Siege , die das chinesische Volk bei seiner ruhmreichen Revolution und beim Aufbau des Sozialismus erzielt hat, die Schaffung des neuen Volkschina und das hohe Ansehen, das es auf der Welt genießt, hängen unmittelbar mit dem Namen, den Lehren und der Führung des großen Revolutionärs, des Genossen Mao Tsetung zusammen, Das Werk dieses hervorragenden Marxisten-Leninisten stellt einen Beitrag zur Bereicherung der revolutionären Theorie und Praxis des Proletariats dar.“ (Enver Hoxha, Bericht an den VII. Parteitag der PdAA, Tirana 1976, S. 207-208)

Während offiziell und öffentlich vor aller Welt Mao Zedong als „Hervorragender Marxist-Leninist“ hoch gelobt wurde, wissen wir nun aus den internen Einschätzungen von Enver Hoxha, dass er schon zu diesem Zeitpunkt eine ganz andere, negative Einschätzung hatte. In den Betrachtungen über China heißt es am 9. September 1976, anlässlich des Todes Mao Zedongs: „Als Denker und Philosoph, als revolutionärer demokratischer Führer des chinesischen Volkes ist Mao Tsetung eine historische Persönlichkeit, doch die Geschichte und die marxistisch-leninistische Analyse der Situation in China werden klären, dass er zwar ein Philosoph mit umfassender Kultur, aber kein Marxist Leninist war. Er war zutiefst geprägt von der alten chinesischen Philosophie des Konfuzius u.a. Und Eklektiker, der er war, fand der Marxismus-Leninismus in seinem Werk nur in Form bruchstückhafter Prinzipien und Ideen Eingang.“ (Betrachtungen, Bd. II, S. 284-285, Hervorhebung TA)

Es ist ein Mysterium Enver Hoxhas, wie unter Führung eines „nicht Marxisten“ in China angeblich der Sozialismus aufgebaut worden ist. Obgleich er diese Einschätzung trifft, redet er weiter davon, dass unter Führung Mao Zedongs China rot war, und China unter seiner Führung der VR Albanien „im internationalistischem Geist Hilfe gewährte.“ (Betrachtungen, Bd. II, S. 286) Das Mysterium löst sich auf, wenn bedacht wird, dass auch in Albanien, in dem Staat der nationalen Befreiungsbewegung, schon dieser Staat als „eine Form der Diktatur des Proletariats“ gesehen wurde.

 

61.

Auf dem VII. Parteitag wird „die neue Verfassung des vollständigen Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft“ bestätigt und die Ausrufung der „Sozialistischen Volksrepublik Albanien“ beschlossen. In der neuen Verfassung wird festgeschrieben: „Die sozialistische Volksrepublik Albanien ist ein Staat der Diktatur des Proletariats, der die Interessen aller Werktätigen vertritt und verteidigt.“ (Verfassung der VR Albanien, Tirana 1976, S. 9) Das ist ein richtiger Anspruch, aber zwischen dem Verfassungstext und der Lebensrealität des Landes gibt es zentrale Widersprüche, die hätten bewusst gemacht werden müssen:

– Die Diktatur des Proletariats hat in diesem Staat keinen Wesensunterschied zur Diktatur der Volksdemokratie.

– Albanien ist ökonomisch – trotz enormer Fortschritte- eine der rückständigsten Ökonomien in Europa. Das Abhängigkeitsverhältnis von der VR China ist enorm groß.

– Es existieren viele bürokratische Erscheinungen im System, die teilweise in dem Rechenschaftsbericht benannt und gegen die angekämpft wird.

– In diesem Staat „vom Aufbau der vollständigen sozialistischen Gesellschaft“ zu sprechen, ist zu enthusiastisch und irreführend.

 

62.

In den „Betrachtungen über China“ klagt Enver Hoxha in seinen internen Notizen praktisch ab 1970, beginnend mit der Kritik an der Außenpolitik der VR China, den „Zickzack Kurs“ der KP Chinas an. Ab Mitte der siebziger Jahre gehen die internen Kritiken in die Richtung, China würde seine „wirtschaftlichen Verpflichtungen gegenüber Albanien nicht voll erfüllen“ und „wirtschaftlich Druck“ ausüben etc. (siehe Betrachtungen Bd. II, S. 110 ) So ist es nicht verwunderlich was im VII. Parteitagsbericht betont wird. Albanien vertritt die Ansicht „daß die ideologische und politische Haltung kein Hindernis sein darf für wirtschaftliche, kulturelle und politische Beziehungen.“ (VII. Parteitag, S. 201)

 

63.

Zwischen dem VII. und VIII. Parteitag (1981) der PdAA gibt es sowohl in den Beziehungen zwischen der VR Albanien und der VR China ; als auch in der Linie der PdAA grundlegende und fundamentale Veränderungen. Am 7. Juli 1977 erscheint in Zeri i Populit ein redaktioneller Artikel mit der Überschrift „Theorie und Praxis der Revolution“. In diesem Artikel wird öffentlich und mit Namensnennung „Die so genannte ‚Theorie der Drei Welten’“ direkt angegriffen und kritisiert diese „stellt keine einzige Aufgabe für die Revolution; im Gegenteil sie ‚vergisst‘ dies.“ (Theorie und Praxis der Revolution, Tirana, 1977, Verlag ‚ 8 Nentori‘, S. 11)

Es werden eine Reihe richtige, marxistisch-leninistische Kritiken an der „Drei Welten Theorie“ vorgebracht; allerdings ohne manche Begrifflichkeiten und Thesen der Drei Welten Theorie als Teile dieser Theorie vollständig zurückzuweisen. Die Revisionisten in China reagieren genauso, wie die sowjetischen Revisionisten 1961 reagierten. Sie drohen mit dem Abbruch der wirtschaftlichen Beziehungen. Die PdAA führt die Kritik an den konterrevolutionären Positionen der „Drei Welten Theorie“ in ihrer Presse und international weiter. Der Drohung der KP Chinas folgt die Tat:

Am 7. Juli 1978 übergibt das Außenministerium der Volksrepublik China der Botschaft der Sozialistischen Volksrepublik Albanien in Peking eine offizielle Note, in der folgender Beschluss der Chinesischen Regierung mitgeteilt wird: „die Wirtschafts- und Militärhilfe für Albanien abzubrechen und die Wirtschafts- und Militärspezialisten abzuziehen”, (zitiert in: Brief des ZK der Partei der Arbeit Albaniens und der Albanischen Regierung an das ZK der Kommunistischen Partei Chinas und die Chinesische Regierung 29. Juli 1978, Verlag 8 Nentori, Tirana, 1978) die bis zu diesem Datum in Albanien arbeiteten.

Auf diesen Schritt reagiert die PdAA am 29. Juli 1978 mit einem „Brief des ZK der Partei der Arbeit Albaniens und der Albanischen Regierung an das ZK der Kommunistischen Partei Chinas und die Chinesische Regierung“. Darin wird „die treulose und feindliche Haltung der VR und der KP Chinas“ schärfstens verurteilt; es wird festgestellt: „Das Zentralkomitee der Partei der Arbeit Albaniens und die Albanische Regierung verurteilen die brutale Einstellung der Hilfen und Kredite für das sozialistische Albanien durch euch vor der ganzen Weltöffentlichkeit als reaktionäre Handlung, die ausgeht von Großmachtpositionen, als Handlung, die nach Inhalt und Form die blindwütigen und chauvinistischen Methoden Titos, Chruschtschows und Breschnews wiederholt, die einst auch China verurteilt hatte.“ (ebenda) Das war der öffentliche Bruch der „brüderlichen Beziehungen“ zwischen der VR Albanien und der VR China; bzw. zwischen der PdAA und der KP Chinas.

 

64.

Drei Monate nach diesem öffentlichen Bruch im Oktober 1978 veranstaltete die PdAA in Tirana eine „Wissenschaftliche Tagung“ über „Probleme der heutigen Weltentwicklung“. (Institut für marxistisch-leninistische Studien beim Zentralkomitee der PdAA, Tirana, 1978) Auf dieser wissenschaftlichen Tagung wird über den chinesischen Revisionismus diskutiert und folgendes festgestellt. „Der chinesische Revisionismus ist eine Strömung, die erst vor kurzem offen aufgetreten ist, aber sie ist eine sehr alte antimarxistische Strömung mit tiefen Wurzeln. Sie stellt gegenwärtig eine äußerst große Gefahr für die Sache der Revolution und des Sozialismus, für die Freiheit und Unabhängigkeit der Völker dar.“ (ebenda, S. 67) Wie richtig auch diese Einschätzung ist, soll man die Tatsache nicht vergessen, dass diese nachträgliche Einschätzung erst getroffen wurde, nachdem der Bruch mit der VR China und durch die VR China vollzogen worden ist. Das ist der Beweis für ein pragmatisches und unmarxistisches Herangehen der PdAA.

 

65.

Der nächste Schritt der öffentlichen, im Nachhinein theoretisch erarbeiteten Kritik an dem Revisionismus der KP Chinas kommt mit Enver Hoxhas Buch „Imperialismus und Revolution“ (Tirana, 1979 – Imperialismus)

Diese Schrift ist eine abstruse Abrechnung vor allem mit der KP Chinas. Im Abschnitt III wird unter der Überschrift „Die ‚Maotsetungideen’- eine antimarxistische Theorie“ (Imperialismus, S. 445) alles was die PdAA praktisch bis zur „Wissenschaftlichen Konferenz“ im Oktober 1978 öffentlich in punkto der Linie der KP Chinas, und Mao Zedongs vertreten hat, vollständig und von Grund auf revidiert. Die bis dahin hoch gepriesene „Große Proletarische Kulturrevolution“ wird nun als „ein chaotischer Ausbruch auf einen von Mao Tsetung erlassenen Aufruf“, diffamiert, der „weder eine Revolution, noch gross, noch kulturell und schon gar nicht proletarisch“ war, sondern „ein Palastputsch im gesamtchinesischen Maßstab, um eine Handvoll von Reaktionären zu liquidieren, die die Macht ergriffen hatten.“ (Imperialismus, S. 452-454) Der bis dahin in der albanischen Presse als großer Marxist-Leninist hoch gelobte Mao Zedong war nun auf einmal „kein Marxist-Leninist“ mehr. „Seine Ansichten“ waren auf einmal „eklektizistisch“ (Imperialismus, S. 460). Angeblich war Mao Zedong, nach der neuen Linie der PdAA „ nicht für eine proletarische Partei, sondern für eine Partei ohne Klassengrenzen“ (Imperialismus, S. 461) etc. Die primitiven Unterstellungen und Verfälschungen der tatsächlichen Positionen Mao Zedongs durch Hoxha sind endlos.

Die „Selbstkritik“ zu der Frage, warum die PdAA bis dahin eine Polemik gegen die KP Chinas vermied, lautet völlig unglaubwürdig: „… nicht weil sie (PdAA) Angst hatte, mit ihnen zu polemisieren, sondern weil die Fakten, die ihr in Bezug auf den falschen, antimarxistischen Weg dieser Partei und Mao Tsetungs selbst vorlagen, nicht vollständig waren, noch keine endgültige Schlussfolgerung zuliessen.“ (Imperialismus, S. 449) Der einzig neue Fakt in den chinesisch-albanischen Beziehungen, war die Kündigung der Wirtschaftsverträge und das Abziehen der chinesischen Experten aus Albanien am 7. Juli 1978.

Die neue, öffentliche Einschätzung der gesamten Politik der KP Chinas durch die PdAA als revisionistisch, folgte diesem Schritt. Dieser Umgang zeigt viel deutlicher eine „nationalistisch- patriotische“ Motivation hinter diesen neuen massiven Kritiken an KP Chinas und an Mao Zedong, als die Verteidigung des Marxismus-Leninismus gegen den Revisionismus. Die Linie des VII. Parteitages, die selbst in einigen Punkten wichtige Fehler hatte, wurde so ohne einen neuen Parteitag mit einer undemokratischen, unmarxistischen Methode vollständig revidiert.

 
XI. PdAA auf revisionistischem Weg

 66. Der VIII. Parteitag der PdAA, November 1981, bestätigte und zementierte diese, nach dem VII. Parteitag revidierte neue Linie der PdAA. Diese Linie ist nicht mehr als marxistisch leninistisch einzuschätzen. Die PdAA überschüttet sich mit Selbstlob: „Die grenzenlose Treue unserer Partei zur unsterblichen Lehre von Marx, Engels. Lenin und Stalin, ihre Fähigkeit sie auf schöpferische Weise und in Übereinstimmung mit den Bedingungen des Landes und unter verwickelten internationalen Beziehungen anzuwenden, die Entschlossenheit die Reinheit ihrer Prinzipien vor den Angriffen und Entstellungen der zahlreichen inneren und äußeren Feinde zu verteidigen sind und bleiben die Grundlage aller Erfolge und Siege unseres Volkes.“ Und als „Ursache einer neuen Erfahrung“ dargestellt: „Darin ist die Ursache zu sehen, dass die Revolution und der Aufbau des Sozialismus in unserem Land keine Zickzacklinien oder Rückschläge gekannt haben, sondern stets vorangeschritten und laufend Siege davongetragen haben. Das Beispiel Albaniens ist eine neue Erfahrung in der Geschichte der Diktatur des Proletariats; es stellt einen wertvollen Beitrag zur Theorie und Praxis des Sozialismus und des Marxismus-Leninismus dar.“ (Enver Hoxha, Bericht an den VIII. Parteitag der PdAA, Tirana 1981, S. 128) Diese ‚Theorie’ transportiert Einschätzungen, die nichts mit dem dialektischen Materialismus und der tatsächlichen Geschichte der VR Albanien und der PdAA zu tun haben. Gleichzeitig sind das lächerliche Bemühungen Enver Hoxha auf eine Stufe mit den Klassikern des Marxismus-Leninismus zu stellen. Andererseits beweist sie auch, dass eine Rückkehr der PdAA von ihrer falschen Linie fast unmöglich war. Die revisionistische Entartung der Partei war im vollen Gange.

 

67.

Im VIII. Parteitagsbericht wird der Kampf der PdAA gegen den chinesischen Revisionismus folgendermaßen eingeschätzt: Unsere Partei hat einen großen, offenen und prinzipienfesten Kampf gegen den chinesischen Revisionismus, gegen die Ideologie, die Politik, die Haltungen und Handlungen der KP Chinas geführt.“ (Enver Hoxha, Bericht an den VIII. Parteitag der PdAA, Tirana 1981, S. 283) Fakt ist, das genaue Gegenteil.

Dieser Kampf wurde weder groß, noch offen, noch prinzipienfest geführt. Offen wurde er erst dann geführt, als die chinesischen Revisionisten die nationalen Belange der VR Albanien direkt tangierten. „Unsere Partei brauchte eine gewisse Zeit, um diesen antimarxistischen Weg der Kommunistischen Partei Chinas und des chinesischen Staates zu durchschauen, mit denen wir gute freundschaftliche Beziehungen unterhielten.“ (VIII. Parteitag, S. 286)

Fakt ist, dass intern von Hoxha etwas anderes gedacht und ins Notizbuch geschrieben wurde, während nach Außen hin die unverbrüchliche, internationalistische Beziehung auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus geheuchelt wurde. Das hat nicht mit etwas zu spät zu durchschauen etc. zu tun, sondern mit pragmatischen, nationalistischen Motiven. „Wir führten zunächst einen prinzipienfesten Kampf durch Debatten, wie unter Genossen, doch allmählich verschärfte er sich wegen der antimarxistischen Haltungen Chinas.“ (ebenda, S. 286) Fakt ist: Es gibt keine einzige von der PdAA dokumentierte interne Debatte, wo Mao als „Nicht Marxist“, die Linie der KP China als „revisionistisch“ etc. eingeschätzt wird. Diese Einschätzungen tauchen erst nach dem Bruch zwischen VR Chinas mit der SVR Albanien auf.

Die PdAA hat eine offene und öffentliche Kritik nur gegen Parteien geführt, von denen sie als Feind definiert wurde, bzw. die sie als Feind eingeschätzt hat. Dieses ist keine marxistisch-leninistische, prinzipienfeste Haltung. „Die Bedeutung des Kampfes der Partei der Arbeit Albaniens bestand darin, daß er zwei Mythen stürzte: den Mythos Chinas als Land, wo der Sozialismus aufgebaut wurde, und den Mythos der Mao-Tsetung-Ideen als Marxismus-Leninismus unserer Zeit.“ (ebenda, 286/287) Fakt ist: 1. Wenn das Mythen sind, dann ist die PdAA einer der Hauptakteure bei der Schaffung dieser „Mythen“ gewesen. 2. „Der Aufbau des Sozialismus“ in China ist kein Mythos, sondern mindestens genauso eine Tatsache wie der Aufbau des Sozialismus in Albanien. Es gibt im „Aufbau des Sozialismus“ zwischen diesen beiden volksdemokratischen Staaten keinen wesentlichen Unterschied. 3. Den Mythos „Mao-Tsetung-Ideen als Marxismus-Leninismus unserer Zeit“, haben vor der PdAA schon andere kleinere marxistisch-leninistische Parteien abgelehnt, wie z.B. die I. Parteitagsdokumente der TKP/ML dokumentieren. 4. Der sich selbst zugeschriebene Mythensturz der PdAA hinsichtlich der KP China und Mao Zedong-Ideen, ist inhaltlich-qualitativ von den Angriffen der sowjetischen modernen Revisionisten nur in Nuancen zu unterscheiden.

 

68.

Sofort nach dem VIII. Parteitag kommt es in der Führung der PdAA zu einem „mysteriösen Todesfall“. Mehmet Shehu, langjähriges Mitglied des Politbüros, Ministerpräsident der VR Albanien, einer der Gründungskader der PdAA, stand in der ‚Hierarchie’ der PdAA praktisch hinter Enver Hoxha. „Der zweite Mann“ verschwand in der zweiten Dezemberhälfte 1981 von der Bildfläche. Offiziell wurde erklärt, er sei in seinem Bett mit einem Kopfschuss durch Selbstmord, aufgefunden worden.

In seinem 1983 in Tirana erschienen Buch „Die Titoisten“ macht Enver Hoxha ihn zu einem „Polyagenten“: zuerst englisch-jugoslawischer, dann US amerikanischer, dann sowjetischer Agent und dann gleichzeitiger Agent von allen. Er war, laut Enver Hoxha „die Nummer Eins der westlichen und titoistischen Agenturen.“ (Enver Hoxha, Die Titoisten, Tirana 1983)

Nach den skurrilen Erzählungen Enver Hoxhas „verlobte Mehmet Shehu seinen Sohn mit dem Mädchen einer Familie, in deren Umkreis es sechs, sieben geflohene Kriegsverbrecher gab… Die Partei griff sofort ein, die Verlobung wurde gelöst, Mehmet Shehu wurde von den Genossen wegen dieses groben politischen Fehlers kritisiert“. Sämtliche Genossen „ äußerten ihre Unzufriedenheit über Mehmet Shehus Selbstkritik, verlangten, er solle gründlicher nachdenken und aufdecken, wo die Quelle eines solchen Fehlers liege.“ Als Strafe für seinen Fehler wurde „lediglich eine schwere Rüge in der Kaderakte beantragt.“ (ebenda, S. 699) Shehu erhielt angeblich von seiner jugoslawischen Agentenzentrale (UDB) vor der Politbürositzung „über seinen Verbindungsmann Fedor Shehu das UltimatumEnver Hoxha unter allen Umständen auch auf der Sitzung zu ermorden, auch wenn Mehmet Shehu selbst dabei umkommt’“. (ebenda, S. 698/699)

Nach offizieller Lesart begeht er in der Nacht Selbstmord: „Er meinte, das Verbrechen das er vorbereitete könnte vielleicht aufgedeckt worden sein …. er überlegte sich einen eigenen Plan und führte ihn aus. … er entschloss sich, Selbstmord zu begehen… damit er zumindest seine Vergangenheit nicht verlor und seine Familie keinen Schaden erlitt.“ (ebenda, S. 700)

Etwa ein Jahr nach Shehus Tod wurden zahlreiche Partei- und Staatsfunktionäre verhaftet und in geheimen Prozessen verurteilt. Darunter Shehus Frau Fikret und seine Söhne, Verteidigungsminister Kadri Hazibu; der nicht mit Mehmet Shehu verwandte Innenminister Fecor Shehu, Außenminister Nesti Nase etc. Alle wurden zu Agenten deklariert, die unter Shehus Leitung im Auftrag von CIA, UDB und KGB einen Staatsstreich vorbereitet haben. Es ist in der Geschichte der PdAA faktisch eine Tradition, fast alle politische Gegner der herrschenden Linie zu Agenten des Auslands – vor allem Jugoslawiens- zu deklarieren.

 

XII. ‚Heiligsprechung‘ der ‚Lehre Enver Hoxhas‘

 

69.

Im Oktober 1983 wurde von der PdAA eine „Wissenschaftliche Konferenz über das marxistisch-leninistische theoretische Denken der Partei der Arbeit Albaniens und des Genossen Enver Hoxha“ organisiert. Das war praktisch eine Konferenz, die die „Lehren des Genossen Enver Hoxha“ als großen Beitrag zum Marxismus Leninismus würdigt, und ihn in den Rang eines Klassiker des Marxismus-Leninismus hebt.

 

70.

Im April 1985 stirbt Enver Hoxha, 76 jährig, an Herzversagen. Die Parteiführung wird schon zu seinen Lebzeiten, als er körperlich und mental nicht mehr leitungsfähig war, de facto von Ramiz Alia übernommen. Allerdings ohne ihn von der Parteiführung abzulösen, was nur mit dem unsäglichen Personenkult um seine Person zu erklären ist.

Der IX. Parteitag im November 1986 ist der erste Parteitag ohne Enver Hoxha. Auf diesem Parteitag wird „die Lehren Enver Hoxhas“ zur „Grundlage der Generallinie der Partei“ ernannt. (Ramiz Alia , Bericht an den IX. Parteitag der PdAA, 1986 Tirana, S. 7) Die revisionistische Linie des VIII. Parteitages wird im Bericht des IX. Parteitages weiter entwickelt. Nach dem Parteitag wird im Namen der Demokratisierung des Wirtschaftslebens, dem ausländischen Kapital und den Privatisierungen Tür und Tor geöffnet. Die Restauration des Kapitalismus geht schnell voran. 1991 kam das offizielle Ende der SVR Albanien.

 

XIII. Zusammenfassung

*    PdAA im nationalen Befreiungskrieg :

Die PdAA entsteht im nationalen Befreiungskrieg gegen ausländische Okkupanten als die politische Kraft, die am konsequentesten für Unabhängigkeit und nationale Souveränität Albaniens eintritt.

Sie versteckt sich bis 1948 als politische Kraft hinter der Nationalen Befreiungsfront (später demokratische Front).

*    Platz und Haltung der PdAA in der
Kommunistischen Weltbewegung:

 
Im Kampf gegen den modernen Revisionismus :

– Die PdAA nimmt früh richtig Stellung gegen die KPJ, deren nationalistisch hegemonistische Haltungen die Unabhängigkeit Albaniens in Gefahr brachten. Die Feindschaft gegenüber dem Titorevisionismus, die die Unabhängigkeit Albaniens bedrohte, bleibt bis zum Ende ein roter Faden in der albanischen Politik.

– Die PdAA wendet sich gegen den Chruschtschowrevisionismus, als er versucht die KPJ zu rehabilitieren.

– Im Kampf gegen den Chruschtschowrevisionismus wird die Kritik der PdAA an der KPdSU erst dann öffentlich geführt, als die Chruschtschowrevisionisten die wirtschaftlichen Beziehungen zu VR Albanien kappten und ihre Experten zurückzogen. Also erst dann, als die nationalen Interessen der VR Albanien direkt angegriffen wurden.

– Ideologisch werden im Kampf gegen den Chruschtschowrevisionismus die Moskauer Deklarationen von 1957 und 1960 als die marxistisch-leninistische Generallinie der kommunistischen Weltbewegung verteidigt. Diese eklektischen Dokumente haben in der Weltbewegung objektiv die Rolle gespielt, die revisionistische Linie des XX. Parteitages der KPdSU international als Weiterentwicklung der ML Theorie anerkennen zu lassen.

In der Haltung zum Imperialismus und der ‚Drei Welten Theorie‘:

Die Supermachtstheorie wurde von der PdAA, trotz ihrer zwar sehr späten öffentlichen aber zu großen Teilen richtigen Kritiken an der konterrevolutionären drei-Welten Theorie verteidigt.

In der Einschätzung der chinesischen Revolution und Mao Zedong:

Die Bewertung der chinesischen Revolution und Mao Zedongs durch die PdAA erfährt, nach dem Bruch der wirtschaftlichen Beziehungen durch die VR China, eine 180 % Wende.

Ähnlich wie bei dem Kampf gegen den Chruschtschowrevisionismus wird der Kampf erst dann öffentlich geführt, als der politische Gegner als Feind eingeschätzt wird.

Inhaltlich-qualitativ ist die Kritik der PdAA an Mao Zedong und der KP China nicht wesentlich anders als die Kritik der Sowjetrevisionisten am Maoismus.

In den Fragen des Aufbaus des Sozialismus:

Hier liegt das theoretische Hauptproblem darin, die Diktatur der Volksdemokratie zu einer Form der „Diktatur des Proletariats“ zu deklarieren, und folglich den Aufbau des Sozialismus mit der Machtübernahme der nationalen Befreiungs-Regierung 1944 zu beginnen, was eindeutig falsch war. Mit Teilen der Bourgeoisie an der Regierung kann man keinen Sozialismus aufbauen. Allerdings ist dieser Fehler nicht alleiniger Fehler der PdAA. Es war die Generallinie der Kommunistischen Weltbewegung nach 1948.

Dieser Fehler wurde nie korrigiert und zieht sich bis zum Ende der Sozialistischen Volksrepublik Albanien durch die Politik der PdAA.

In den Grundprinzipien der leninistischen Partei:

– Bei der Propagierung und Anwendung des demokratischer Zentralismus, der Debatte und der Beschlussfassung in der Partei gibt es starke Tendenzen in der PdAA das unmarxistische Prinzip „die Partei hat immer recht“ durchzusetzen.

– Die Notwendigkeit des Klassenkampfes in der Partei wird von der PdAA richtig unterstrichen. Gegen die Theorie der KP Chinas von der „ständigen Existenz von zwei Linien in der Partei“, als allgemeiner Regel wird überzeugend von der PdAA polemisiert. Allerdings, entwickelt sie in dieser Polemik eine grundfalsche Schlussfolgerung: in der marxistisch-leninistischen Partei kann es keine zwei Linien geben. Diese mechanistische und idealistische Position wird von der Praxis der PdAA selbst widerlegt.

– Es wird sich richtig gegen den Personenkult um Mao gewandt. Aber die PdAA ist selber nicht frei von Personenkult. Die falsche Parole „Enver-Parti“, was nichts anderes bedeutet Enver ist die Partei, ist eine der Hauptparolen der PdAA gewesen.

Fazit:

Die PdAA ist bis zu ihrem VIII. Parteitag eine marxistisch-leninistische Partei, mit teilweise wichtigen, prinzipiellen Fehlern in der politischen und ideologischen Linie.

Nach dem VIII. Parteitag ist sie eine marxistisch-leninistische Partei, mit einer falschen, revisionistischen- hoxhaistischen Linie, die sich auf dem Weg der revisionistischen Umwandlung befindet. Der Prozess der revisionistischen Entwicklung ist mit dem IX. Parteitag abgeschlossen.



[1]     Unsere Haltung zu diesen Dokumenten siehe TA Nr. 16, „Die Polemik über die Generallinie“, S. 37-38

[2]     Siehe unsere Einschätzung, TA 17/18, „Der ‚Vorschlag zur Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung‘“