Bürgerkrieg in Syrien und das Ringen der Großmächte
Seit 20
Monaten tobt in Syrien ein Bürgerkrieg zwischen dem baathistisch-faschistischen
Assad-Regime und einer aus allen möglichen politischen Richtungen bestehenden,
inhomogenen „Opposition“. Sie ist geeint in der Gegnerschaft zum Assad-Regime.
Nach Angaben aus unterschiedlichen Quellen wurden bisher ungefähr 60 000
Menschen getötet. Nach Angaben der UN sind ca. 1/2-1 Million Syrer, in die
Nachbarländer Türkei, Jordanien, Libanon und andere geflohen und leben in
Flüchtlingslagern. Selbst nach Deutschland, mit seinen abgeschotteten Grenzen,
sind nach Angaben des Bundesmigrationsamtes allein in den letzten Monaten
mehrere Tausend Syrer gekommen. Im Land selber sind nach Angaben des
syrisch-arabischen Roten Halbmondes 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht.
Zehntausende fliehen in die kurdischen Gebiete, die von kurdischen
Organisationen, vor allem von der PKK nahen PYD (Partei der demokratischen
Einheit) kontrolliert werden und aus denen sich die syrische Armee weitgehend
zurückgezogen hat. Inzwischen sind ca. vier Millionen Syrer auf internationale
Hilfe angewiesen. Der anhaltende Bürgerkrieg führt zum Hunger durch
Lebensmittelknappheit und die Verteuerung der Preise um das Dreifache.
Augenzeugen berichten vom Sterben von Kindern durch Kälte und der katastrophalen
Versorgungslage. Die medizinische Versorgung von Verletzten ist zum Erliegen
gekommen. 20 Monate Bürgerkrieg haben das Land ausbluten lassen. Städte
und Dörfer sind zerstört worden. Die Infrastruktur ist lahm gelegt.
„Arabischer Frühling“ bringt Hoffnung aber auch eine
unbekannte Zukunft
Angesteckt vom
„Arabischen Frühling“ gingen Tausende Syrer ab Frühjahr 2011 unbewaffnet auf
die Straße, um bessere Lebensbedingungen und „Demokratie“ zu fordern. In kurzer
Zeit ging die Welle des Protests durch ganz Syrien.
Das Assad Regime
reagierte auf unbewaffnete Demonstrationen mit brutaler faschistischer
Staatsgewalt, versuchte den sich anbahnenden Aufstand der Massen im Keim zu
ersticken. Die Opposition begann, ermutigt durch die westlichen Imperialisten,
unterstützt durch selbst faschistische Regimes wie Saudi Arabien und Katar, und
auch der Türkei sich zu bewaffnen. Nach und nach entwickelte sich der Kampf in
Syrien zu einem Bürgerkrieg. Im August 2011 kam es erstmals zu Angriffen der
syrischen Armee mit schweren Waffen auf Homs und auf Latakia.
Mit jedem Tag
beteiligten sich mehr Menschen an den Kämpfen. Die Angst vor den
Unterdrückungsorganen des Baath-Regimes, das seit 42 Jahren mit seiner
Schreckensherrschaft in Syrien regierte, verschwand. Der Baathismus – eine
Mischung aus arabischem Nationalismus, sozialistischer Rhetorik und
faschistischer Unterdrückungspraxis – war durch einen Putsch an die Macht
gekommen und strebte eine Panarabische Union im Nahen Osten an. Stets war
Syrien eine Bedrohung für seine Nachbarländer und hielt lange Zeit den Libanon
besetzt. Nach innen regierte das Baath-Regime mit äußerster Brutalität.
Meinungsfreiheit und Menschenrechte wurden mit Füßen getreten. Eine kleine
Herrscher-Clique lebte im Überfluss, während die große Mehrheit des Volkes in
Armut und Perspektivlosigkeit dahin darbte. Der Aufstand gegen das Baath-Regime
war ein Aufschrei gegen zunehmende Armut, Korruption, Unterdrückung und
Erniedrigung. Nach einer Analyse von Jamal Barout (inamo, Heft 70, Sommer 2012,
„Syrien, Endspiel“) lebten 2010 etwa 7 Millionen Syrer (33%) unter der
Armutsgrenze. Eine Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2000.
Obwohl Syrien ein
Vielvölkerstaat ist, herrschte der arabische Chauvinismus gegen Kurden, Türken,
Armeniern und Tscherkessen. Der Baath-Faschismus hat Revolutionäre und
Kommunisten eingesperrt, gefoltert und verschwinden lassen.
ArbeiterInnenstreiks brutal niedergeschlagen und gewerkschaftliche Arbeit
verhindert. Intellektuelle, Anwälte und Menschenrechtler verfolgt und ermordet.
Das Baath-Regime ist ein faschistisches Regime, das einer kleinen Gruppe um den
Assad-Clan diente.
Der Aufstand gegen
das Baath-Regime für demokratische Rechte, Freiheiten und für bessere
Lebensbedingungen ist gerecht. Ein Sturz des Assad-Regimes durch den Aufstand
der Werktätigen wäre ein Beispiel für andere Völker wie sie ihre Despoten
loswerden können. Die politischen Forderungen vieler Aufständischen sind:
Aufhebung des seit dem Putsch der Baath-Partei herrschenden Ausnahmezustands,
Einführung der Meinungs- und Organisationsfreiheit, Presse- und Medienfreiheit,
neues Wahlrecht und Streichung der Einparteienherrschaft der Baath-Partei aus
der Verfassung, Freilassung aller politischen Gefangenen, Staatsbürgerrechte
für Kurden. Das alles sind demokratische Forderungen, die wir als
KommunistInnen auch unterstützen.
Im November 2011
stellte der „Syrische Nationalrat“ (Das ist die, vor allem von den USA
favorisierte und zusammen gebastelte bürgerliche Koalition verschiedener Exil-
und innersyrischer Oppositionsgruppen) sein politisches Programm vor: Aufbau
eines demokratischen, pluralistischen und zivilen Staates mit Gewaltenteilung,
Staatsbürgerschaft und gleiche Bürgerrechte für alle, Garantie von
Minderheitenrechten. Ein Jahr nach Assads-Sturz sollen Wahlen für eine
verfassungsgebende Versammlung und sechs Monate später freie Parlamentswahlen
stattfinden.
KommunistInnen
kämpfen an vorderster Front für demokratische Freiheiten. Gleichzeitig ist
ihnen bewusst, dass bürgerliche Kräfte ihre hehren demokratischen Ziele auf
halbem Wege über Bord werfen. Sie gewähren selber nur die Rechte, die ihre
eigene Macht nicht gefährden. Bürgerliche Demokratie unter dem Imperialismus
ist eine reaktionäre Demokratie. Und wer glaubt, dass die bürgerlichen Kräfte
in Syrien die Demokratie besser ausgestalten werden als jene von ihren
Unterstützern wie z.B. Deutschland, der ist ein Demagoge. Die bürgerliche
Demokratie ist eben keine proletarische Demokratie. Nichtsdestotrotz ist der
Kampf für die demokratische Entwicklung in Syrien eine Vorbedingung, um bessere
Ausgangspositionen für den Klassenkampf des Proletariats zu schaffen. Sobald
die bürgerlichen Kräfte an die Macht gekommen sind, werden sie die
demokratischen Rechte, die während des Aufstands errungen wurden, weitgehend
einkassieren. Die Massen werden erfahren, was die ach so gepriesene bürgerliche
Demokratie in Wirklichkeit ist.
Auf der anderen
Seite besteht natürlich auch die Gefahr, der von den westlichen Imperialisten
im eigenen Interesse an die Wand gemalten Vision: die Machtergreifung des
islamistischen Fundamentalismus wie im Iran. Hier bewahrheitet sich die Lehre
aus der Geschichte die Marx gezogen hat, auf eine nicht vollendete Revolution
folgt oftmals eine blutige Konterrevolution. Dafür ist der Iran eines der grausamsten
Beispiele. Daraus kann nur geschlussfolgert werden, die revolutionären und
fortschrittlichen syrischen Kräfte müssen alles dafür tun, das zu verhindern.
Aber wir
KommunistInnen müssen auch realistisch sein. Das aktuelle Kräfteverhältnis
weltweit ist nicht auf Seiten der Völker. Wir betreiben keine Schwarzmalerei,
aber der Kommunismus und Sozialismus, die die einzig wirkliche Alternative
sind, sind diskreditiert und geschwächt. Darum sind die revolutionären
Parteien, Organisationen auch in den Ländern des arabischen Frühlings so
schwach und nicht im Stande, führend in der Bewegung mitzukämpfen, geschweige
denn sich an die Spitze der Bewegung zu setzen. Das ist bitter, aber die
Wahrheit.
Um uns
über die Perspektiven des Aufstands in Syrien ein Bild zu machen, müssen wir
die Kräfte etwas genauer anschauen, die eine zentrale Rolle spielen. Leider ist
die Datenquelle zum Teil sehr dürftig. Bzw. was schwerer wiegt, wir selbst
sind, da uns arabisch nicht geläufig ist, sehr eingeschränkt um Diskussionen
und Positionen im Original zu verfolgen. Zum einen müssen wir uns auf
bürgerliche Quellen berufen, die vorrangig über „ihre“ Protagonisten berichten.
Zum anderen gibt es über revolutionäre/kommunistische Kräfte kaum
Informationen. Auffällig ist, dass die Opposition sehr gespalten ist. Die
Bandbreite reicht von bürgerlich-liberalen Kräften, über Sozialisten bis hinzu
islamistischen „Muslim“brüdern und zu Al Quaida Gruppen. Der gemeinsame Nenner
der meisten Oppositionsgruppen ist die Gegnerschaft zum Assad-Regime. Die
„Zukunftsvisionen“ reichen vom Sturz Assads und der Errichtung eines neuen
“demokratischen Regimes“ bis hin zu einem islamistischen „Scharia-Staat“. Aber
es positionieren sich auch Gruppierungen, die Demokratie, Revolution und
Sozialismus propagieren. Auf der anderen Seite sind die Parteien, die mit dem
Assad-Regime zusammenarbeiten. Die kurdischen Parteien nehmen eine gesonderte
Rolle in dem Konflikt ein.
Bürgerliche Kräfte islamischer Färbung
Die bürgerlichen
Kräfte mit islamischer Färbung sind in der „Nationalen Koalition der Syrischen
Revolutions- und Oppositionskräfte“ (Nationale Koalition) organisiert. Um dem
Syrischen Nationalrat eine breitere Legitimation zu geben, wurde am 11.11.2012
in Doha/Katar die Gründung der „Nationalen Koalition der Syrischen Revolutions-
und Oppositionskräfte“ bekannt gegeben. Die Nationale Koalition wird von über
60 Vertretern der syrischen Oppositionskräften geleitet. Ihr Vorsitzender ist
der Imam Moaz al-Katib.
Dem bis dahin vom
Westen, vor allem aber der Türkei favorisierten Syrischen Nationalrat haftete
der Makel an, dass er zerstritten, von außen, von verschiedenen Imperialisten
gelenkt und eine Ansammlung von Exilanten sei. Durch die Aufnahme von
Vertretern aus lokalen Oppositionsgruppen, ethnischen Vertretern und bekannten
Persönlichkeiten sollte dieser Makel behoben werden. Die Nationale Koalition
wird inzwischen von über 130 Ländern, darunter auch von Deutschland, als
legitime Vertretung des syrischen Volkes anerkannt. Die USA, Deutschland,
Frankreich, die Türkei, Saudi-Arabien und Katar unterstützen mit allen Mitteln
diesen Block. Ihre Interessen sind durch diesen Block am besten vertreten.
Verbunden ist dieser Block mit der Freien Syrischen Armee, die bewaffnet gegen
das Assad-Regime kämpft.
Kurdische Nation
Als größte
ethnische Minderheit verlangt die kurdische Bevölkerung ihr
Selbstbestimmungsrecht und Autonomie für ihr Gebiet. Das Baath-Regime hat bis
dato jegliche Forderung der Kurden mit Füßen getreten. Dreihunderttausend
Kurden wurden bis vor kurzem staatenlos gehalten und ihnen alle
staatsbürgerlichen Rechte versagt. Das Baath-Regime betrieb eine rabiate
Arabisierungspolitik in den Kurdengebieten.
Die kurdischen
Parteien haben das aktuelle Machtvakuum ausgenutzt und kontrollieren weitgehend
die kurdischen Gebiete. Als größte kurdische Partei, die die Gebiete weitgehend
bewaffnet kontrolliert, hat die PYD weder am Syrischen Nationalrat
teilgenommen, noch nimmt sie an der Nationalen Koalition teil. Sie versucht
eine direkte Konfrontation mit der syrischen (Assad) Armee zu vermeiden. Die
arabisch dominierte Opposition hat auf die Forderungen der Kurden auf
Selbstbestimmung bisher kaum reagiert. Inzwischen kommt es zu bewaffneten
Kämpfen zwischen von der Türkei unterstützten arabischen und kurdischen Banden und
den kurdischen Kämpfern von PYD/YPG. Nur die der Barzani Linie nahe (DPK,
Demokratische Partei Kurdistans/Irak) „Zukunftsbewegung“ in Syrien ist als
einzige kurdische Partei bisher Mitglied in der Nationalen Koalition.
Demokratische Opposition
Im „Nationalen
Koordinationskomitee für Demokratischen Wandel“ sind zehn links- und
sozialistisch orientierte und drei kurdische Parteien Mitglied. Sie stehen ein
für eine Verhandlungslösung mit dem Regime und wollen Reformen durch
friedlichen Protest durchsetzen. Sie stellen sich als säkular dar und wenden
sich entschieden gegen eine ausländische Intervention.
Islamisten
Neben den säkularen
Kräften gibt es zahlenmäßig stark religiös geprägte Gruppen wie Muslimbrüder,
Salafisten und Al Quaida-Gruppen. Dieser islamische Teil der Opposition ist
momentan der stärkste und am besten organisierte. Sie sind Tonangebend. Ein
Teil der Muslimbrüder ist in der Nationalen Koalition vertreten. Die westlichen
Imperialisten haben gegenüber der islamischen Opposition eine ambivalente
Haltung. Mit den moderat islamischen Gruppen/Parteien dieser Opposition sind
sie einverstanden und unterstützen sie, aber den „radikaleren“ Teil schätzen
sie als terroristisch ein und bekämpfen sie. Da diese Kräfte auch eine
bedeutende militärische Stärke aufbringen, zum Teil gegen Gaddafi als Söldner
angeheuert wurden, ist davon auszugehen, dass sie von Ländern wie Saudi-Arabien
und Katar unterstützt und finanziert werden. Diese beiden Länder fordern auch
am lautesten die Bewaffnung der Opposition.
Internationalisierung des Konflikts
Der Bürgerkrieg in
Syrien hat alle Nachbarländer und die Großmächte auf den Plan gerufen. Es geht
um nicht weniger als die Neugestaltung des Nahen Ostens. Der Ausgang des
Konflikts wird zur Verschiebung von Machtblöcken und Einflusszonen auf
Jahrzehnte führen. Da will kein Räuber auf der Strecke bleiben. Jeder will das
größte Beutestück für sich an Land ziehen. Diese internationale Dimension des
Konflikts ist zugleich ein Fluch für die syrische Revolution. Die AKP der Türkei
hofft mit dem Sieg von moderat islamischen, vor allem sunnitisch-islamischen
Kräften selbst mehr Einfluss in Syrien gewinnen zu können. Damit würde sie den
bislang bedeutenden Einfluss ihres Konkurrenten Iran auf Syrien brechen. Das
Staats- und Wirtschaftsmodell der AKP würde in einem weiteren islamisch
geprägten Land siegen und der Türkei auf wirtschaftlicher und politischer Ebene
starken Einfluss verschaffen. Zum anderen kann sie über diese Kräfte die weiter
gehenden Selbstbestimmungsbestrebungen der Kurden im Zaum halten. Die Türkei,
Saudi-Arabien, Katar, aber auch andere Länder des Golfkooperationsrates
unterstützen die Opposition, um den Einfluss Irans auf Syrien zu brechen. Seit
Bestehen der Islamischen Republik Iran kämpfen der Iran und die Golfstaaten um
die Deutungshoheit über den Islam und damit um den Einfluss in den islamischen
Ländern. Auch im Interesse des eigenen Machterhalts mischen die Golfstaaten
aggressiv mit, damit der „Arabische Frühling“ nicht eines Tages bei ihnen
einkehrt. In Jemen und Dubai sind erste Blüten des „Arabischen Frühlings“
aufgegangen, die auf der einen Seite mit äußerster Brutalität und auf der
anderen mit einigen kosmetischen Veränderungen nieder getrampelt wurden. Eine
andere Konfliktlinie, die den Nahen Osten zum Pulverfass macht, ist die Frage
Palästinas. Die Ausrichtung der künftigen syrischen Außenpolitik wird Einfluss
auf die Kräfteverhältnisse im Libanon und Palästina haben. Das Verhältnis zu
Israel wird neu bestimmt werden.
Das militärische
Eingreifen der imperialistischen Großmächte in den Konflikt könnte einen
Weltbrand auslösen. Zurzeit begnügen sich die westlichen Imperialisten wie USA,
Deutschland, Frankreich und England damit, die Oppositionskräfte zu bewaffnen
und zu trainieren. Obwohl sie das offiziell leugnen. Sie leisten bereits
logistische und geheimdienstliche Hilfe. Deutschland hat im Dezember
beschlossen seine Patriot-Abwehrraketen und 400 Soldaten in die Türkei zu
verlegen. Seine Kriegs- und Spionageschiffe patrouillieren vor der Küste
Syriens. Die aktuelle Strategie der westlichen Imperialisten baut darauf, das
Assad-Regime von innen militärisch zu schlagen oder deutlich zu schwächen,
sowie Russland, den stärksten Verbündeten von Assad, zum Einlenken zu bewegen.
Russland, China und Iran sind bisher einer militärischen Intervention von außen
entgegen getreten. Für Russland steht viel auf dem Spiel. Es würde seinen
letzten engen Verbündeten im Nahen Osten und einen seiner wichtigsten
Waffenkäufer verlieren.
Bis zur
Präsidentenwahl in den USA November 2012 schien es so, als würden die USA die
Rolle des Weltpolizisten den anderen Großmächten überlassen. Dabei ist die
aktuelle Strategie der USA bestens durchdacht. In der aktuellen
Kräftekonstellation und angesichts der Weltbündnisse ist Russland in einer schwachen
Position und wird dem Druck der anderen Imperialisten nicht lange standhalten.
Insofern ist Russland zwar ein Faktor mit dem man rechnen muss, der aber
sicherlich bei weiterer Schwächung des Assad-Regimes zu einem Kompromiss bereit
sein wird. Die Gründe, die gegen eine direkte militärische Intervention zum
aktuellen Zeitpunkt sprechen sind eher in Syrien selbst zu suchen. Zum einen
würde eine direkte militärische Intervention durch die USA die Gräben in der
Opposition weiter vertiefen und den in der Bevölkerung verbreiteten
Anti-Amerikanismus stärken. Ein nicht geringer Teil der Opposition ist bisher
gegen eine militärische Intervention von außen. Die zweite zentrale Überlegung
ist, dass sie eine Irakisierung, eine Spaltung Syriens in ethnische und religiöse
Gruppen, die sich untereinander bekriegen als auch gegen die Interventen einen
Krieg führen würden, der Jahrzehnte dauert, verhindern wollen.
Deutscher Imperialismus einer der aktivsten
Kriegstreiber
Deutschland ist bei
diesem Konflikt einer der aktivsten Kriegstreiber. Jeder hat aus dem Sturz des
Gaddafi-Regimes gelernt. In Libyen zu kurz gekommen, will Deutschland diesmal
ganz vorne bei der Verteilung der Beute mitmischen. Deutschland hat sich sehr
früh auf die Seite der Opposition gestellt, hat alle Resolutionen in der UNO
zum Sturz des Assad-Regimes unterstützt und in der EU bis heute über 60
Sanktionen gegen das Regime verabschiedet, um das Regime wirtschaftlich in die
Knie zu zwingen. März 2013 soll eine „Internationale Geber-Konferenz“ von der
UN organisiert, stattfinden.
Deutschland hat mit
der Schaffung der Staatengruppe „Freunde des syrischen Volkes“, beim
Zusammentrommeln von Geldgebern und Unterstützern aktiv mitgemacht. Deutschland
verwaltet zusammen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten den Treuhandfonds
für den Wiederaufbau Syriens. Darin hat ja der deutsche Imperialismus
Erfahrung! Erst alles kaputt schießen und dann aufbauen. Das hat er nicht nur
im eigenen Land schon vorexerziert. Deutschland trainiert und schult Kämpfer
der Opposition. Beim Außenministerium arbeitet die „Task-Force Syrien“
ressortübergreifend an Lösungen. Deutschland hat seine Hilfe für syrische
Flüchtlinge auf 10 Mio. Euro erhöht, was allerdings angesichts der Nöte und
hohen Flüchtlingszahlen mehr als bescheiden ist. Für Waffen gibt‘s Geld, viel
Geld, aber Flüchtlinge, die werden mit Almosen abgespeist um zu verhindern,
dass sie auf keinen Fall nach Europa kommen.
Die Imperialisten
und regionalen Mächte versuchen mit allen Mitteln den syrischen Aufstand gegen
das Regime vor ihren Karren zu spannen. Sie heizen den Konflikt weiter an und
verhindern einen wirklichen demokratischen Wandel im Interesse der
ArbeiterInnen, Bauern und breiten werktätigen Massen. Wir Kommunisten
unterstützen die Kräfte, die in Syrien für die Machteroberung der
Arbeiterklasse im Bündnis mit der Bauernschaft kämpfen. Wir unterstützen die
Kräfte, die den Aufstand in eine demokratische Revolution verwandeln wollen.
Nur die demokratische Revolution kann den Arbeitern und armen Bauern eine Perspektive
hin zum Sozialismus und Kommunismus bieten.