Bundestagswahlen 2013:
Wahlversprechen …. Bla Bla Bla ….
Koalitionsvertrag …. Bla Bla Bla ….
Realität: Knallharte Politik gegen die Werktätigen und Großmacht-Kurs!
Wir haben unsere TA-Flugschrift: „Bundestagswahlen: Heiße Luft und
Alternativen? Unsere Alternative: Klassenkampf und Wahlboykott!“ auf
Wahlkampfveranstaltungen und Demonstrationen breit verteilt. Speziell bei der
Linken und der MLPD, aber auch bei Grünen und SPD. Heftige Debatten zum
Wahlboykott und über die Alternativen zum bestehenden System haben uns
eigentlich nur bestärkt. Sicherlich gab es die eine oder andere Schwäche in
unserer Argumentation. Aber diese Lücken haben wir in unserer Wahlanalyse
geschlossen. Unter den aktuellen Bedingungen und realen Kräfteverhältnissen war
Wahlboykott die einzig richtige Antwort auf den zutiefst undemokratischen
Wahlzirkus.
Seit Dezember steht die „Große Koalition“ als Ergebnis der Wahlen. Der
Koalitionsvertrag hat den Anspruch „Deutschlands Zukunft gestalten“. Und in der
Tat, darin werden die „Rahmenbedingungen“ für die Politik der Großmacht
Deutschland gezogen. Für alle Schichten der Werktätigen und Unterdrückten
kündigt sich nichts zum Besseren an. Im Gegenteil. Sozial- und Demokratieabbau,
prekäre Arbeitsverhältnisse, Armut, Wohnungsnot, Steuererhöhungen (kommen mit
Sicherheit!), Teuerung, marode Bildungseinrichtungen, schlechte
Kinderbetreuung, miese Altersversorgung, alles was unseren Alltag mühsam und
für Millionen auch verzweifelt macht, wird so weiterlaufen. Das Finanzkapital,
die Großbourgeoisie, die ganze Kapitalistenklasse triumphiert. Die Werktätigen
sind vielfach resigniert. Werfen wir einige Schlaglichter auf die
Bundestagswahlen 2013 und ihr Ergebnis: Die Große Koalition.
Die Wahlbeteiligung hatte mit 71,5% im Vergleich zu 70,8% (2009) ein
geringes Plus von 0,7%. Die Nichtwähler machen 28,5% (17 614 251) aller
Wahlbeteiligten aus (!!) plus den abgegebenen ungültigen 587 178
Stimmen. So sind das insgesamt 18 227 029 Menschen. CDU/CSU haben
insgesamt 18 157 256 Stimmen, d.h. 41,5% der gültigen Stimmen
erhalten, aber nur von den 71,5% Wähler, die zur Wahl gegangen sind. Die
sozusagen größte Partei in der BRD ist die Partei der Nichtwähler und der
ungültig Stimmenden. Werden dann noch die 15,7% der Stimmen der Parteien, die
unter der 5% Hürde blieben hinzugerechnet, kommen wir auf 40,7% Stimmen aller
Wahlberechtigten, die nicht im Parlament vertreten sind! Der wirklich
undemokratische Gau bei diesem Wahlverfahren ist, dass die gültigen Stimmen der
Parteien, die unter der 5% Hürde liegen, trotzdem „berücksichtigt“ werden. Die
Parteien, die es nicht in den Bundestag schafften, haben bei den jetzigen
Wahlen 15,7% Prozent (6,8 Mio. Stimmen) der abgegebenen gültigen Stimmen
erhalten. In der Geschichte der BRD die bisher höchste Prozentzahl (1990,
8,7%). Darunter FDP, AfD, Piraten und auch die MLPD. Die Piratenpartei
scheiterte mit 2,2% (958 507). Das heißt durch die 5% Hürde sind 6,8
Millionen Wählerstimmen nicht nach ihrer politischen Meinung im Parlament vertreten.
Ihre Stimmen werden sogar proportional auf die im Bundestag vertretenen
Parteien verteilt. Diese erhalten dementsprechend mehr Mandate. Beispielhaft
plastisch ausgedrückt: 41,5% der für die MLPD abgegebenen Stimmen wandern zur
CDU/CSU!
Das ist absolut undemokratisch und absurd. Für uns ein Grund mehr,
unter den heutigen Bedingungen nicht wählen zu gehen oder bewusst ungültig zu
stimmen. Um die Gemüter des geprellten Wahlvolkes zu beruhigen, setzte nach den
Wahlen eine Debatte ein, die entweder die Absenkung der 5% Hürde fordert, oder
für die Einführung einer „Nebenstimme“ für alle Wähler plädierte.
Damit könnten die Wähler kleinerer Parteien festlegen, wer ihre Stimme
erhält, falls die von ihnen gewählte Partei nicht ins Parlament einziehen
kann. [1] Aber diese
Debatte hat sich bereits im Sande verlaufen … und bei den nächsten Wahlen „the
same procedure as every 4 year“? Oh nein, denn eine andere Debatte hat jetzt
Fahrtwind aufgenommen: Die parlamentarische Legislaturperiode soll von vier auf
fünf Jahre verlängert werden. Das Wahlvolk soll nur noch alle 5 Jahre über
seine „Volkszertreter“ entscheiden dürfen. Die Große Koalition verfügt ja, zu
ihrem Glück über eine zweidrittel Mehrheit und kann das Grundgesetz ändern.
(Dem Bundesrat werden sie ein paar Bestechungsbonbons hinwerfen, damit er auch
zustimmt). SPD-Hartmann begründet diesen Vorstoß, damit würde „ein
gründlicheres und weniger vom Wahlkampf getriebenes Arbeiten“ (Die Welt,
28.10.2013) möglich.
Na, super! Wir Werktätige brauchen den Wahlkampf nicht! Der treibt
auch nicht von alleine die Abgeordneten an. Sondern das ist die „Ausgestaltung
des eigenen Arbeitsplatzes“ durch die Parlamentarier, wenn sie im Wahljahr
nichts tun außer Bla Bla Wahlkampftouren zu veranstalten. Was sind also die
tatsächlichen Hintergründe für diesen famosen Vorschlag: Diäten,
Ministergehälter und Pensionsansprüche würden ein Jahr länger laufen. Zum
Beispiel für die jetzt sechs Stellvertreter des Bundestagspräsidenten Lammert
im Bundestag! Die Arbeitsabläufe im Parlament und Regierung könnten
entschleunigt werden.
So haben die Abgeordneten noch mehr Zeit für „lukrative“
Nebentätigkeiten usw. usw. Zum Beispiel: CDU-Parlamentarier Pofalla und sein
angepeilter Nebenjob. Extra geschaffener Vorstandsposten beim Staatsunternehmen
Deutsche Bahn. Aufgabenbereich: Politischer Kontakt nach Berlin und Brüssel.
Taschengeld-Jahresverdienst 1,5 Mio. Euro! Der Selbstbedienungsladen
Parlament und Regierung würde noch geschmierter laufen!
Wahlergebnis kurz gewertet: Die Linke und Bündnis90/Die Grünen haben massiv Stimmen verloren. Die
Linke sank von 11,9% (2009) auf 8,6%, das sind -3,3%; die Grünen sind von 10,7%
(2009) auf 8,4% abgerutscht, macht -2,3%. Die SPD hat von 23% (2009), auf 25,7%
zugelegt, das sind lächerliche +2,7% mehr. Im Vergleich: CDU/CSU haben von
33,8% auf 41,5%, ganze fette +7,7% hinzugewonnen. Die FDP ist von 14,6 % auf 4,8% abgestürzt (-10%) und die Alternative
für Deutschland (AfD) hat bei ihrer ersten Wahlbeteiligung bereits 4,7%
erzielt. Die MLPD erzielt 25 336 Zweitstimmen, das sind 0,1% der
abgegebenen Stimmen. Im Vergleich zu 2009 verliert sie bei der Zweitstimme
4 000 Stimmen. Trotzdem jubelt ihr Zentralorgan, die Rote Fahne: „Der
Sieg unserer Offensive besteht in dem deutlich gewachsenen Masseneinfluss
unserer Argumente, der Anziehungskraft der MLPD als revolutionärer
Arbeiterpartei der Zukunft.“ (RF, Interview mit Stefan Engel, 24.09.2013, S. 13, www.rf) Stimmenanteile anderer Parteien – eine Auswahl: Tierschutzpartei 0,3% (140 251);
BüSo 0,0% (13 131) (im Vergleich zu 2009 -0,1%); DIE PARTEI 0,2% (78 357)
(2009 +0,2%). Die Nazis haben bei den Zweitstimmen insgesamt im Vergleich zu 2009
-0,2% verloren. Die NPD erzielte 1,3% (560 660) (2009: -0,2%), REP 0,2%
(2009: -0,2%), Pro Deutschland 0,2% (2009:
+0,2%). Die Nazis haben insgesamt einen Stimmenanteil von 1,7%. In einigen
Regionen hat die NPD erschreckend hohe Stimmanteile, z.B. in
Berlin-Hellerdorf, wo ein Lager für Flüchtlinge eingerichtet wurde, 10,2%. „In
Werder (Landkreis Oder-Spree) wurde sie zweitstärkste Partei mit 22%. In
Sachsen lag sie mit landesweit 3,3% Stimmen vor FDP 3,1 und Piraten 2,5%.“ (junge
Welt 25.09.2013)
Bundestag: Mittelalter“ Männerverein, „echt-deutsch“ dominiert 631 Mandate, davon 311 CDU/CSU, 193 SPD, 64 Linke und 63 Grüne.
Inklusive eine weitere Aufblähung der Volks“vertretung“: Waren es nach den
Bundestagswahlen von 2009 insgesamt 622 Mandate, so sind es 2013 schon wieder 9
mehr, davon 4 Überhang- und 28 Ausgleichsmandate. Frauen/Männer: Hier ‚glänzt´ die LINKE: Sie hat mehr Frauen (36) als
Männer (28) in ihrer Fraktion, d.h. ihr Frauenanteil liegt bei 56% sowie die
Grünen: 35 Frauen zu 28 Männern, d.h. Frauenanteil 55%. Bei der
Drei-Männer-Troika-SPD 81 Frauen und 112 Männer, d.h. Frauenanteil 42%. Schlusslichter
63 CDU Frauen bei 192 Männern, d.h. Frauenanteil 24% und CSU 14 Frauen zu 42
Männern, d.h. Frauenanteil 25%. Bei 631 Bundestagsabgeordneten, davon 229
Frauen, liegt die Frauenquote bei 36%. Da weiß man warum die CDU/CSU Männer
unbedingt das Betreuungsgeld wollten. Bloß keine weitere weibliche Konkurrenz!
Eine Merkel und eine von der Leyen als Aushängeschilder reichen! Alt/Jung: Mit dem Durchschnittalter 46,8 Jahren sind die Grünen junge
Hipster. Die CSU (!) folgt mit 47,9, gefolgt von der SPD 50,6, CDU 50,7 und
Schlusslicht die Linke mit 51,1 Jahren. Migranten im Bundestag oder wie „Der Spiegel“ schön rassistisch
formuliert: Abgeordnete mit „Fremden Wurzeln“: Anteil von Migranten an den
Sitzen der jeweiligen Parteien: CDU/CSU ist mit 9 Abgeordneten mit
Migrationshintergrund, und einem Anteil an ihren Mandaten von 2,9% absolutes
Schlusslicht. Jedenfalls entspricht dieses Ergebnis ihrer offen rassistischen
Politik. Die SPD hat 12 Abgeordnete mit Migrationshintergrund, das sind nur 6,3%
ihrer Mandate. Die Linke kommt mit 7 Abgeordneten auf 10,9% ihrer Mandate, und
die Grünen mit 7 auf 11,1%, den höchsten Anteil. Wählerwanderung: Interessant ist bei der Linken, nicht nur
370 000 sind zur SPD, 120 000 zur CDU, sondern auch 340 000 zur
AfD und 320 000 zu den Nichtwählern gewandert. Der höchste Stimmengewinn
der AfD von anderen Parteien liegt bei den FDP Wählern, gefolgt von den
(deutschnationalen) Linke-WählerInnen.
Wir stellen offen und unumwunden fest: In diesen Wahlen beweist sich
einmal mehr, die Mehrheit der WählerInnen, auch der ArbeiterInnenklasse, stehen
immer noch für dieses System. Die Einschüchterung mit Krise, Erwerbslosigkeit,
Chaos, Terrorismus und Ungewissheit hat einmal mehr gefruchtet. Viele
Werktätige wählen „Sicherheit“ und entsprechend ihrer ökonomischen Lage. „Das Sein
bestimmt das Bewusstsein!!“.
Nur ein Beispiel: Erwerbslose wählten zu 25% CDU, zu 26% SPD und zu
22% Die Linke. Hingegen die FDP nur 4 % und die Grünen 8%.
Die Wahleinschätzung von Stefan Engels, Kandidat der MLPD, im
Interview „Kein Rechtsruck, sondern Linkstrend“ direkt nach den Wahlen steht
völlig gegen eine realistische, marxistische Einschätzung von SPD, Grünen und
der Linken. Weiter führt er in der Roten Fahne aus: „Rote Fahne: Manche Linke
sprechen von einem Rechtsruck bei dieser Bundestagswahl. Siehst du das auch so?
Das ist eine grobe Missdeutung der Wahlergebnisse! Bei den Neofaschisten und
Ultrareaktionären hat sich der Negativtrend fortgesetzt. Sie verloren zusammen
21,3 Prozent ihrer Stimmen und die neofaschistische NPD kam nur noch auf 1,3
Prozent. Das ist bei der wieder zunehmenden Zahl von Flüchtlingen und
Asylbewerbern (eine steile These!) und besonders angesichts der üblen
Hetzkampagnen gegen Flüchtlinge in den letzten Wochen bemerkenswert.
Offensichtlich hat sich in den letzten Jahren das antifaschistische und
internationalistische Bewusstsein der Massen weiter gefestigt. Dazu hat die
MLPD auch im Wahlkampf maßgeblich beigetragen.“ (Rote Fahne 33/2013, S. 4)
Eine mögliche Rot/Rot/Grüne-Regierung, die eine Mehrheit von 320
Abgeordneten im Bundestag hat, gegenüber 311 von CDU/CSU, war vom Finanzkapital
nicht gewollt. Die SPD ist eben auch Vertreterin von deren Interessen. Die
Großbourgeoisie wollte die Linke nicht in der Regierung haben. Die Linke
fungiert als Auffangbecken der Unzufriedenen, vor allem immer noch im Osten, in
der ehemaligen DDR. Das ist auch so gewünscht. Die Linke soll sich auch als
Option offen gehalten werden, falls die Zeiten einmal unruhiger werden. Aber
aktuell ist das nicht nötig. Sie sollte (noch) nicht mit an die Entscheidungshebel
der Macht. Die Grünen decken eine Klientelmittelschicht ab und haben mit ihren
Steuererhöhungen viele WählerInnen verschreckt.
Eine politische Einteilung in wie „die Linke im Bundestag hat die
Mehrheit“ und die „Rechte ist die Minderheit“ liegt sowieso völlig daneben.
Zwischen der SPD und der CDU/CSU gibt es diesen Unterschied in keinster Weise
mehr. Die SPD ist schon lange weder links noch eine Arbeiterpartei mehr. Sie
wird von weniger Arbeitern gewählt (26%) als die CDU (37%).
Die SPD ist nicht links. Sie ist reaktionär wie die CDU/CSU. Beide
Parteien haben sich in Hauptpolitikfeldern so angenähert, dass es keinerlei
wesentliche Unterschiede mehr gibt. Nicht nur die CDU hat sich
„sozialdemokratisiert“, sondern die SPD hat sich auch in der Umkehrung „deutsch
chauvinistisch nationalisiert“. Wofür SPD Mitglieder wie Sarrazin und
Buschkowski ganz offen stehen. Auch die Grünen stehen nicht für einen
„Linkstrend“. Sie sind Kriegspartei und in völlige politische Beliebigkeit
abgeglitten.
Lenin hebt hervor, „Es muß noch hervorgehoben werden, dass Engels mit
größter Entschiedenheit das allgemeine Stimmrecht als Werkzeug der Herrschaft
der Bourgeoisie bezeichnet. Das allgemeine Stimmrecht, sagt er unter offensichtlicher
Berücksichtigung der langjährigen Erfahrungen der deutschen Sozialdemokratie,
ist der Gradmesser der Reife der Arbeiterklasse. Mehr kann und wird es nie sein
im heutigen Staat.’“ [2]
Marx und Engels ade, das sagt Stefan Engel/MLPD, denn er trifft die
genau gegenteilige Einschätzung. Um die Theorie vom Linksruck, von der
Arbeiteroffensive irgendwie zu unterfüttern, stellt er diese marxistische
Grundeinschätzung auf den Kopf. Die Wahlen seien nur „bedingt ein Gradmesser
für die Entwicklung des Klassenbewusstseins (sprich Reife) der Massen“. „Diese
differenzierten Wahlergebnisse zeigen mehr denn je, dass Parlamentswahlen nur
bedingt das reale Bewusstsein der Massen und auch die Arbeit der MLPD unter den
Massen widerspiegeln. Deshalb können Wahlergebnisse insbesondere im Zeitalter
der Massenmedien und der Wirkung des Systems der kleinbürgerlichen Denkweise
auch nur bedingt ein Gradmesser für die Entwicklung des Klassenbewusstseins der
Massen sein.“ (RF, S. 8)
Na, da fragt man sich, warum beteiligt sich die MLPD eigentlich an den
bürgerlichen Wahlen, wenn sie nicht mal die Funktion haben Gradmesser der
Reife der ArbeiterInnen zu sein?
Die „Sozialdemokratisierung“ im negativen Sinne „soziale Demagogie und
Politik für das Großkapital“ der CDU und die „CDU-Risierung“ der SPD haben
prima Ergebnisse in der Großen Koalition für die Herrschenden erzielt. Es gibt
nur noch eine „Volkspartei“ die CDU.
Die SPD ist schwächer und schwächer. Sie hat keine Chancen auf eine
Regierungsmehrheit auf längere Sicht. (Wir wetten darauf, dass sie bei den
nächsten Wahlen wieder massive Stimmeneinbußen hat.) Darum hat sie sich sofort
der Merkelin an den Hals geworfen.
Der Koalitionsvertrag ist ein Musterwerk an allgemeinem,
unverbindlichem Bla, Bla, Bla, wo zu allem und zu nichts was wirklich fassbares
gesagt wird. Zu allen sozialen Brennpunktfragen Bildung, Schule, Uni, Pflege,
Betreuung, Nichtgleichberechtigung und Diskriminierung von MigrantInnen und
Flüchtlingen, Gewalt gegen Frauen und Mädchen, ArbeiterInnenrechte,
BürgerInnenbeteiligung und so weiter, werden leere Worthülsen abgelegt. Aber
keine Reformen und Verbesserungen beschlossen.
Die SPD hat mit dem Koalitionsvertrag alle Kröten geschluckt, die ihr
in den Rachen geworfen wurden und die CDU hat ihr ein paar Zuckerl dafür
verabreicht:
Mindestlohn: „Ab 1. Januar 2017 gilt das bundesweite gesetzliche
Mindestlohnniveau (von 8,50 Euro) uneingeschränkt.“ (Koalitionsvertrag) Falls
der Mindestlohn denn 2017 wirklich eingeführt wird, liegt er dann bereits unter
der Armutsgrenze. Was für ein Erfolg!
In der Bewertung des Koalitionsvertrages von ver.di liest sich das
beschönigend so: „Mit der Einführung eines allgemeinen, flächendeckenden
gesetzlichen Mindestlohns von 8.50 Euro … ab 1. Januar 2015 wird die
Einkommenssituation von Millionen Menschen verbessert. Das ist ein Erfolg der
langjährigen Kampagne insbesondere der Gewerkschaften ver.di und NGG mit dem
DGB…(ver.di, Bewertung des Koalitionsvertrage, 29.11.2013)
Rassismus und Diskriminierung sind weiter fortgeschrieben:
– Zuchtmeister Deutschland befiehlt weiterhin: „Leitlinie der
Integrationspolitik bleibt Fördern und Fordern.“ (Koalitionsvertrag).
– Es gibt kein Recht auf Mehrfachstaatsbürgerschaft. Lediglich „Für in
Deutschland geborene und aufgewachsene Kinder ausländischer Eltern entfällt in
Zukunft der Optionszwang und die Mehrstaatigkeit wird akzeptiert.“
(Koalitionsvertrag) Ver.di feiert diesen miesen „Kompromiss“ als einen „Durchbruch
bei der doppelten Staatsbürgerschaft“. („Eine erste Bewertung der Vereinten
Dienstleistungsgesellschaft“, 27.11.2013)
– Nationale Minderheiten werden deutlich definiert: „Wir …
verpflichten uns weiterhin zur Förderung der vier nationalen Minderheiten in
Deutschland – Dänen, Sorben, Friesen sowie deutsche Sinti und Roma – und der
deutschen Minderheit in Dänemark sowie den deutschen Minderheiten in Mittelost-
und Südosteuropa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.“ (Koalitionsvertrag).
MigrantInnen anderer Herkunft, anderer Nationalitäten als die genannten werden
ausdrücklich nicht anerkannt!
– Die Einreisehürden werden verschärft: „Bei Neuzuwanderern wollen wir
deshalb Vorintegrationsmaßnahmen schon im Herkunftsland … verstärken.“ (Koalitionsvertrag)
– Die Hetze gegen BürgerInnen aus Bulgarien und Rumänien, die ab 2014
„Freizügigkeit in der EU“ haben, ist vertraglich schon abgesichert: „Wir werden
deshalb der ungerechtfertigten Inanspruchnahme von Sozialleistungen durch
EU-Bürger entgegenwirken.“ (Koalitionsvertrag)
– Unter der zynischen Kapitelüberschrift: „Flüchtlingsschutz und
humanitäre Fragen“ (Koalitionsvertrag) werden die Abschiebungsmöglichkeiten
ausgeweitet. Residenzpflicht, weitere Schikanen und Diskriminierung gegen
Flüchtlinge werden nicht aufgehoben.
Am deutschen Wesen … 1,1 Millionen „Auslandsdeutsche“ (Menschen mit deutscher
Staatsbürgerschaft) konnten bei der Bundestagswahl 2013 zum ersten Mal wählen. Aufgrund
einer Veränderung des Wahlrechtes, müssen die „Auslandsdeutschen“ KEINEN
Wohnsitz in Deutschland haben. Sie können auch noch nie in Deutschland gewohnt
haben. Sie müssen nur nachweisen, dass „sie persönlich und unmittelbar vertraut
mit den politischen Verhältnissen in Deutschland sind und von ihnen betroffen.“
Das trifft z.B. auf 140 000 Deutsche in Polen zu, die der deutschen
Minderheit angehören. Allein, dass ihr Kulturgut mit Mitteln der BRD gefördert
wird, reicht aus, dass sie „unmittelbar von den politischen Verhältnissen in
Deutschland“ betroffen sind. Sie können also wählen.
Wir KommunistInnen müssen die Zeit bis zu den nächsten Wahlen nutzen,
um unermüdlich über die Verlogenheit und den Betrug des bürgerlichen
Parlamentarismus aufzuklären. Revolutionäres Bewusstsein in den Kämpfen und
Köpfen der Werktätigen verankern – das ist unsere Devise.
[1] Bundestagswahl Spezial, Spiegel 25.09.2013, S. 44-45
[2] TA-Themenbroschüre, Nr. 9, „Bundestagswahlen: Wahlboykott & Klassenkampf“, S. 151