Analyse der Restauration des Kapitalismus in der sozialistischen Sowjetunion

Vorbemerkung Wir führen seit längerer Zeit eine intensive Auseinandersetzung mit Bolşevik Partizan über die Ursachen der Restauration des Kapitalismus in den ehemals sozialistischen Ländern. Im Rahmen einer ersten intensiven Schulung haben wir gemeinsam den Abschnitt „Die sozialistische Produktionsweise“ des Lehrbuchs „Politische Ökonomie“ debattiert. Wir veröffentlichen hier die Ergebnisse. Ein/e GenossIn referierte anhand des jeweiligen Kapitels des Lehrbuches, die in den bisherigen Diskussionen in unseren Organisationen festgestellten Probleme, Kritiken und Fragestellungen. Zu diesen Vorträgen wurden weitergehende Fragen aufgeworfen und Diskussionsbeiträge gemacht.Im folgenden Text beziehen sich die Jahresangaben zu den unterschiedlichen Ausgaben des Lehrbuchs der Politischen Ökonomie auf das russische Original.

 Teil III: Was tun im Sozialismus? I. „Lehrbuch der Politischen Ökonomie

Lehrbuch: Dritter Abschnitt Die sozialistische Produktionsweise

A. Die Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus

Kapitel XXIII

Die sozialistische Industrialisierung

Kapitel XXIV

Die Kollektivierung der Landwirtschaft

Kapitel XXV

Der Sieg des Sozialismus in der UdSSR

Referat

Kapitel XXIII

Die sozialistische Industrialisierung:

Frage nach dem entscheidenden Faktor der industriellen Entwicklung

Die wichtigste Grundthese in Kapitel 23 „Die sozialistische Industrialisierung“ und in 24 „Die Kollektivierung der Landwirtschaft“ ist zusammengefasst folgende:

In der sozialistischen Industrialisierung ist die materielle Grundlage des Sozialismus die maschinelle Großproduktion. Im Lehrbuch heißt es:

„Der Sozialismus kann nur auf der Grundlage der maschinellen Großproduktion errichtet werden. Allein die maschinelle Großproduktion sowohl in der Stadt als auch dem Lande kann das für den Sieg der neuen Gesellschaftsordnung erforderliche rasche Wachstum der Arbeitsproduktivität sichern.“ [1]

Damit die Gesellschaft sich überhaupt verändern kann, sich auch das Bewusstsein und die Menschen

verändern können, muss man die materiellen Grundlagen dieser Gesellschaft anpacken und völlig umgestalten. Die neue Gesellschaft muss eine ganz andere ökonomische Grundlage haben. Sie muss praktisch ein rasches Wachstum der Produktion gewährleisten. So dass die Produkte immer mehr werden und die Gesellschaft insgesamt immer reicher wird. Damit die Menschen auch sehen, das ist meine Gesellschaft, mit dieser Gesellschaft gehen wir voran. Damit sie diese Gesellschaft auch annehmen, als ihre eigene. Dafür ist die Entwicklung der Produktion sehr, sehr wichtig und auch ein rasches Wachstum. Damit ein rasches Wachstum der Arbeitsproduktivität geschaffen werden kann, ist die maschinelle Großproduktion notwendig − als Grundlage der Gesellschaft.

An diesem prinzipiellen Ausgangspunkt hat Mao Zedong zentrale Kritiken vorgebracht. Darüber hinaus lief die gesamte Diskussion zwischen den modernen Revisionisten und den Marxisten-Leninisten um die richtige Herangehensweise in dieser Frage.

Teilweise haben die Marxisten-Leninisten neben richtigen Positionen auch sehr viele falsche vertreten. Zum Beispiel kritisiert Mao Zedong an dem Lehrbuch von 1959 folgende Position und stellt seine Forderung dagegen:

„Im Lehrbuch steht: ‚Die Länder, die den Weg zum Aufbau des Sozialismus bestritten haben, stehen vor der Aufgabe diese Folgen der kapitalistischen Herrschaft binnen kürzester Frist zu beseitigen, indem sie die Großindustrie, die Grundlage für die sozialistische Umgestaltung der Wirtschaft, schnell entwickeln.’ (S. 34) Wenn hier die Entwicklung der Großindustrie als Grundlage für die sozialistische Umgestaltung in der Wirtschaft hingestellt wird, so ist das keineswegs ausreichend. Die Geschichte aller Revolutionen beweist, dass nicht notwendig die umfassende Entwicklung neuer Produktivkräfte am Anfang zu stehen hat, bevor man die rückständigen alten Produktionsverhältnisse umgestalten kann. Unsere Revolution begann damit, den Marxismus zu propagieren, um so in der Gesellschaft eine neue öffentliche Meinung zu schaffen und die Revolution voranzutreiben. Erst nachdem im Verlauf der Revolution der rückständige alte Überbau umgewälzt worden ist, wird es möglich, die rückständigen alten Produktionsverhältnisse zu beseitigen.“ (Mao Tse-Tung, „Notizen der Lektüre des Lehrbuchs ‚Politische Ökonomie (Abschnitt Sozialismus – 1960)“, in ‚Das machen wir anders als Moskau‘, rororo 1975, S. 29)

Das ist eine Kritik, die völlig falsch ist. Was wird im Lehrbuch diskutiert: Welche Aufgabe hat das Proletariat in einem Land, wo es die Macht innehat, um die Gesellschaft zu transformieren? Was müssen wir in der Ökonomie beim sozialistischen Aufbau als Erstes anpacken? Das ist die Fragestellung, auf die im Lehrbuch die Antwort gegeben wird: Die sozialistische Industrialisierung und dabei die maschinelle Großproduktion. Das ist hundert Prozent richtig. Was sagt Mao Zedong? Ja, das ist zwar irgendwie richtig, aber es reicht nicht aus. Wir müssen erst einmal Revolution machen. Das ist völlig unlogisch und das braucht er hier nicht zu betonen, das wird in dem ersten Teil des Lehrbuches klar gefordert: die Diktatur des Proletariats ist notwendig. Die proletarische Revolution ist notwendig um zum Sozialismus zu kommen. Das ist also ganz klar. Die Frage ist, was machen wir, wenn wir an die Macht kommen?

Aber so wie in der Argumentation Mao Zedongs ist die ganze Diskussion teilweise ziemlich aneinander vorbeigelaufen. Es gab natürlich bei den Revisionisten die Tendenz und auch die Herangehensweise, wie von dem Revisionisten Deng Xiao Ping in China. Er formulierte, egal wie, wichtig ist nur dass die Produktion weiterläuft und entwickelt wird. Er sagte immer „egal ob die Katze schwarz oder weiß ist, wichtig ist, dass sie Mäuse fängt.“ Demgegenüber haben die Marxisten gesagt „Nein, das ist nicht egal, ob die Katze weiß oder schwarz ist, aber ob sie rot ist, das ist die Hauptfrage.“

Gemeint war, natürlich müssen wir die Produktion entwickeln, weil wir die Gesellschaft voranbringen wollen, aber wichtig ist zugleich auch, und vor allem ausschlaggebend, die Massen im Marxismus zu schulen, damit sie ein sozialistisches Bewusstsein entwickeln. Darüber wurden teils sehr verkürzte Diskussionen geführt, wie beispielsweise: Ist es wichtig, dass ein Zug rechtzeitig ankommt, oder ist es wichtiger, dass der Zug von einem Roten, (einem Kommunisten) geführt wird. Selbst wenn er verspätet ankommt, ist wichtiger, dass er von einem Kommunisten gelenkt wird. Das waren damals Diskussionen, die ernsthaft geführt wurden. Und die Revisionisten haben vertreten, das ist egal, ob der Zug von einem Roten oder einem Konterrevolutionär gefahren wird, wichtig ist, dass er planmäßig ankommt. Wichtig ist, dass die Produktion vorangetrieben wird. Und wenn man nur das wichtig findet, dass die Produktion gesteigert wird, egal wie, landet man beim Kapitalismus.

In diesem gesamten Kapitel XXIII „Die sozialistische Industrialisierung“ wird richtig als entscheidende Aufgabe die Entwicklung der Schwerindustrie als Schlüssel für die sozialistische Umgestaltung gestellt. Sowohl für die Industrie insgesamt als auch für die Landwirtschaft, da die Schwerindustrie der Industriezweig ist, in dem die Produktionsmittel produziert werden. Und je mehr Produktionsmittel produziert werden und technisch versierter die Produktionsmittel sind, desto mehr werden sowohl die Leichtindustrie, also die Konsumgüterindustrie, wie auch die Landwirtschaft vorangehen. Übrigens ist es so, dass bei jeder, auch bei der kapitalistischen Gesellschaft, die sich entwickelt, die Grundlage die Schwerindustrie ist. Das heißt also die Produktionsmittel produzierende Industrie. Denn ohne diese gibt es keine erweiterte Reproduktion. Die erweiterte Reproduktion bedeutet mehr zu produzieren als vorher. Dies ist nur dann möglich, wenn die Technik immer weiter entwickelt wird, wenn die Produktionsmittel immer ausgereifter und mehr werden, damit auch die Arbeitsproduktivität sich steigert.

Eine andere Diskussion wurde besonders in den imperialistischen Ländern geführt. Was passiert, wenn nach der sozialistischen Revolution die Extraprofite aus den rückständigen Ländern wegfallen werden? Einige haben gewarnt, dann werde es dem Proletariat der imperialistischen Länder ökonomisch sehr viel schlechter gehen, weil ein ganz großer Teil des Extraprofits fehlen wird. In dem Lehrbuch wird über die Quellen der Akkumulation bei der sozialistischen Industrialisierung klar ausgeführt, dass dadurch, dass man die Großindustriellen und nur diese, enteignet und ihr Privateigentum in gesellschaftliches Eigentum umwandelt, eine enorme Quelle für die Gesellschaft zur Verfügung stehen wird. Und der Umfang dieser Quelle ist so groß, dass alle anderen Ausfälle – auch in den imperialistischen Ländern, zum Beispiel Russland – nicht nur ausgeglichen, sondern es noch mehr Reichtum für die ArbeiterInnen geben wird. Genauso gilt das zum Beispiel für ein Land wie Deutschland.

Wenn in Deutschland nach einer sozialistischen Revolution die Großindustrie tatsächlich enteignet und in sozialistisches Staatseigentum um­­gewandelt wird, steht etwa die Hälfte des gesamten BIP (Brutto-Inlands-Produkt) auf einmal für die gesamte Gesellschaft zur Verfügung. So ist es in anderen imperialistischen Ländern auch. Insofern ist die Position, den Proletariern in den imperialistischen Ländern würde es schlechter gehen, weil durch den Ausfall der Extraprofite aus Halbkolonien oder abhängigen Ländern, die bislang ausgebeutet wurden, einfach falsch. Natürlich wird kein sozialistischer Staat weiterhin ungleiche Handelsbeziehungen mit den abhängigen Ländern unterhalten. Das werden dann ganz andere Verhältnisse sein. Was heute unter dem Label „Fair Trade“ (der die nackte imperialistische Ausbeutung ein wenig reformiert) läuft, wird im Sozialismus tatsächlich verwirklicht werden. Das ist auch tatsächlich ein Ausfall für die sozialistischen Länder. Aber der von der Bourgeoisie einbehaltene Teil des Reichtums ist so groß, dass dies absolut, was den Lebensstandard der Arbeiter und Werktätigen betrifft, kein Zurückgehen bedeutet, vorausgesetzt es ist eine sozialistische Macht an der Spitze der Gesellschaft.

Massenwettbewerb und Sozialismus

Bei der „sozialistischen Industrialisierung“, S. 394, wird die Bedeutung des sozialistischen Massenwettbewerbs hervorgehoben. Natürlich müssen die Kommunistische Partei und die Massenorganisationen, wie die Gewerkschaften, an die Arbeiter Appelle für die Erhöhung der Produktion richten. Ein sozialistischer Wettbewerb wird dahingehend organisiert, mit allen Mitteln das Bewusstsein unter den Werktätigen zu verankern: das ist unsere Gesellschaft, wir arbeiten für diese und für ihre Entwicklung. Dafür werden wir mehr machen – und wir können mehr machen. Das ist der Beginn der sogenannten Stachanow-Bewegung.

In dieser Kampagne wurden a) neue Techniken eingeführt und b) mit diesen neuen Techniken wurde auch viel mehr produziert als früher. Die sogenannten „Stoßbrigadisten“, die kommunistischen ArbeiterInnen haben tatsächlich alle Normen gebrochen, weil sie als Maxime für ihre Arbeit gesagt haben a) das ist machbar und b) wir machen das für den Sozialismus.

Aber in ihrer Entwicklung veränderte sich diese Stachanow-Bewegung, als sie sich stark verbreitet hatte. Im Lehrbuch wird erklärt, das Entscheidende im sozialistischen Wettbewerb sei das persönliche materielle Interesse eines jeden Arbeiters und einer jeden Arbeiterin:

„Der sich breit entfaltende sozialistische Wettbewerb war der Hauptfaktor für die vorfristige Erfüllung des ersten und zweiten Fünfjahrplans.

Im Kampf für die Industrialisierung des Landes spielte die konsequente Ausnutzung des ökonomischen Gesetztes der Verteilung nach Arbeitsleistung, das die persönlichen materiellen Interessen der Werktätigen mit den Interessen der gesellschaftlichen Produktion verbindet, eine wichtige Rolle.“ [2]

Zum Ausgangspunkt werden die materiellen Interessen der Werktätigen in Verbindung mit den Interessen der gesellschaftlichen Produktion genommen. Nach der proletarischen Revolution, wenn noch alle Lasten der bürgerlichen Gesellschaft in Ideologie, Politik und Gesellschaft weiterwirken, spielt natürlich das persönliche materielle Interesse noch eine große Rolle. Das kann der Sozialismus nicht ignorieren und er wird auch noch eine gewisse Zeit darauf setzen müssen. Die Masse der ArbeiterInnen ist nicht sozialistisch/kommunistisch, sondern denkt erst mal an sich selbst. Sie sehen und erleben noch nicht in allen Bereichen „diese Gesellschaft ist meine Gesellschaft.“ „Der Reichtum dieser Gesellschaft ist auch mein Reichtum.“ Also muss bei der Industrialisierung, bei der Entwicklung der Produktion darauf geachtet werden, dass die ArbeiterInnen, die erst mal an ihre eigenen Interessen denken, in der Produktion gehalten und zu mehr Produktion motiviert werden.

Wie machen die KommunistInnen das? In dem sie beispielsweise festlegen, die ArbeiterInnen arbeiten acht Stunden. Bei acht Stunden ist die Produktionsnorm 100 Stück. Werden in acht Stunden 110 Stück produziert, erhalten sie so und so viel mehr Lohn. Schaffen sie es über die Norm zu produzieren, erhalten sie mehr Lohn.

Wir wissen aber von der Akkordarbeit im Kapitalismus, wenn erst einmal die Norm gebrochen ist, wird irgendwann die höchste Produktionszahl zur Norm. Das ist genau dasselbe, was im Sozialismus in Russland gemacht wurde. In dem der sozialistische Staat diese materielle Interessiertheit zu einer der Hauptquellen gemacht hat, um die Produktion zu steigern. Unser Problem ist nicht, das so vorgegangen wurde. Das ist für eine Übergangszeit sicherlich notwendig.

Unser Problem beginnt da, wenn gesagt wird das Ökonomische Gesetz lautet: Verteilung nach Leistung. Wer mehr leistet erhält mehr und die persönliche materielle Interessiertheit der Werktätigen ist entscheidend. Wenn das so theoretisiert wird und propagiert wird, das ist sozialistisches Prinzip, ab dann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen dem Kapitalismus und dem Sozialismus, außer die KommunistInnen sind an der Macht. Aber diese Macht werden sie, wenn sie weiter so vorgehen, nicht lange behalten können.

Umwelt und Industrialisierung

Die Frage der Umwelt und des Schutzes der Natur in der sozialistischen Industrialisierung wird überhaupt nicht im Lehrbuch gestellt. Heute würden wir in einem Lehrbuch zur Politischen Ökonomie dieser Frage einen großen Stellenwert geben. Hauptpunkt wäre, wir müssen so produzieren, dass wir mit den natürlichen Ressourcen haushälterisch umgehen, sie müssen erhalten und nicht vernichtet werden. Die Industrialisierung muss mit dem Erhalt und Schutz der Natur in Einklang gebracht und nicht Raubbau an ihr betrieben werden. In dem Lehrbuch ist an keiner Stelle davon auch nur in Ansätzen die Rede. Gerade aber bei dem Prozess der Industrialisierung in der Sowjetunion, der im Lehrbuch auch richtigerweise hochgelobt wird, wie schnell sie sich industrialisiert haben, wird dieses Problem überhaupt nicht gesehen.

Die negativen Ergebnisse mancher „sozialistischen Großbauten“ für die natürliche Umwelt wurden erst nach ca. 50 Jahren sichtbar. Das hat die Kommunistische Partei damals nicht vorausgesehen. Aber die kommunistische Herangehensweise von Marx und Engels, die wir als Grundlage unserer Position in der Umweltfrage immer zitieren, existierte auch schon damals. Marx und Engels haben in der Analyse der kapitalistischen Gesellschaft ins Bewusstsein gerufen: „Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias [gute Familienväter] den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.“ [3]

Diese Herangehensweise fehlt in dem Lehrbuch vollständig.

Kapitel XXIV –

Die Kollektivierung der Landwirtschaft

Grundlage und Hauptthese des Kapitels über die Landwirtschaft ist eine eklatante Verfälschung des Marxismus. Es wird behauptet:

„Der Marxismus-Leninismus lehnt es als unsinnig und verbrecherisch ab, die kleinen und mittleren Produzenten zu enteignen und ihre Produktionsmittel in staatliches Eigentum zu verwandeln, …“ [4]

Es sei also „unsinnig“ und sogar „verbrecherisch“ die mittleren und kleinen Bauern zu enteignen und ihren Privatbesitz zu vergesellschaften. Diese Position wird mit dem folgenden Zitat von Engels gerechtfertigt:

 „… wenn wir im Besitz der Staatsmacht sind, wir nicht daran denken können, die Kleinbauern gewaltsam zu expropriieren (einerlei ob mit oder ohne Entschädigung), wie wir dies mit Großgrundbesitzern zu tun genötigt sind. Unsere Aufgabe gegenüber dem Kleinbauer besteht zunächst darin, seinen Privatbetrieb und Privatbesitz in einen genossenschaftlichen überzuleiten, nicht mit Gewalt sondern durch Beispiel und Dar­bietung von gesellschaftlicher Hilfe, zu diesem Zweck.“ [5]

Ein einziges Wörtchen wird gestrichen, und zwar das Wort „gewaltsam“. Im Buch wird gesagt „die Marxisten Leninisten lehnen es ab, die kleinen und mittleren Bauern zu enteignen.“ Engels sagt: „Die Marxisten lehnen es ab, die kleinen und mittleren Bauern gewaltsam zu enteignen.“

Bei Marx und Engels ist das Ziel der sozialistischen Politik die Enteignung der mittleren und kleinen Bauern. Aber im Unterschied zu den Großbauern, die nach Marx und Engels sofort und mit Gewalt zu enteignen sind, kann man dies bei den Kleinbauern und mittleren Bauern nicht mit Gewalt machen. Das ist ein langwieriger Prozess. Die Vergesellschaftung wird so vorangebracht, dass wir erst einmal Kollektive schaffen und praktisch den Klein- und Mittelbauern die Überlegenheit der Kollektivwirtschaft beweisen etc. Warum? Ganz einfach: Besonders als Marx und Engels dieses Programm aufgestellt haben, wäre die gewaltsame Enteignung der kleinen und mittleren Bauern mit einer Kriegserklärung gegen die Mehrheit der Gesellschaft gleichzusetzen. Denn das war diese ökonomische Schicht, die Mehrheit der Gesellschaft. Wie kann diese gewaltsam enteignet werden? Das können die KommunistInnen nicht, das wäre der Untergang der sozialistischen Revolution gewesen. Genauso war es auch 1917 in Russland.

Wäre als Ziel die gewaltsame Enteignung der kleinen und mittleren Bauern proklamiert worden, hätte sich das sozialistische Regime nicht einen Tag an der Macht halten können. Aber als KommunistInnen wissen wir, dass langfristig die Kleinbauern und mittleren Bauern enteignet werden müssen. Und dafür gibt es den Plan von Lenin zur Kollektivierung. Dieser hat vorgesehen die kleinen und mittleren Bauern auf der Grundlage ihres eigenen Willens zusammenzubringen. Erst in verschiedenen Formen von Kollektiven: Produktionsgenossenschaften, Verteilungsgenossenschaften etc., wo jede/r noch seinen/ihren eigenen Anteil hat. Dabei machen die Bauern u.a. die Erfahrung, wenn wir zusammen produzieren können wir viel mehr und besser produzieren. Dann verdienen wir auch mehr. Nach und nach werden die KommunistInnen darauf hinarbeiten auch dieses genossenschaftliche Gruppeneigentum in gesellschaftliches Eigentum umzuwandeln. Das ist das Ziel.

Im Lehrbuch wird das Ziel vollkommen aufgegeben und verkündet: „wir lehnen es ab sie zu enteignen“. Damit wird aber das kleinbürgerliche, reformistische Programm der Entwicklung der kleinen und mittleren Bauern zum Programm des Sozialismus deklariert.

So wird durch die Streichung eines einzigen Wortes in der Theorie ein ganzes praktisch-politisches Programm umgeworfen.

Es wird dann in diesem Kapitel ganz klar festgestellt, dass die Frage der Vergesellschaftung in der Landwirtschaft die schwierigste Frage in der Revolution überhaupt ist. Weil diese mittleren und Kleinbauern an ihrem Eigentum hängen. Das ist der Unterschied zwischen dem Proletariat, das tatsächlich über keinerlei Produktionsmittel verfügt, keine Produktionsmittel besitzt und den Bauern, die Produktionsmittel besitzen.

Auch wenn sie durch diese Produktionsmittel nicht ihr Leben gut leben können, auch wenn sie als Arbeiter­Innen vielleicht mehr verdienen würden, als wenn sie auf einem Hektar Land ohne Maschinen irgendetwas anbauen, würden sie, wenn die KommunistInnen zu ihnen gehen und sagen: „jetzt konfiszieren wir diesen Boden und du wirst als Arbeiter hier arbeiten“, den Bauern gegen sich haben. Es ist tatsächlich die schwierigste Aufgabe.

Auf der Seite 407 im Lehrbuch wird aufgeführt, welche Formen von landwirtschaftlichen Betrieben es in der Sowjetunion gegeben hat. Das sind die Kolchosen, also die Kollektivwirtschaften, das sind die Sowchosen, die Sowjetwirtschaften, das sind Staatsbetriebe.

Die Kolchosen sind Gruppeneigentum. Da kommen mehrere Bauern zusammen und jeder bringt seinen Boden und seine Produktionsinstrumente mit ins Gruppeneigentum ein. Sie produzieren gemeinsam und die Produkte, außer dem Teil, der dem Staat übergeben wird, gehören dieser Gruppe. Die Produkte werden auf der Grundlage dessen, was die einzelnen eingebracht und was sie gearbeitet haben, verteilt. Das ist die zweite Form. Und das ist die Hauptform der landwirtschaftlichen Betriebe in der Sowjetunion ab 1934.

Darüber hinaus wurden die Maschinen- und Traktorenstationen (MTS) geschaffen. Die MTS sind landwirtschaftliche Staatsbetriebe, die die großen landwirtschaftlichen Maschinen in den Kollektivwirtschaften etc. verwenden. Sie sind in der Hand des Staates. Das Equipment sind also ArbeiterInnen, die beim Staat angestellt sind und sie arbeiten dann bei den Kollektiven gegen Geld oder Naturalien. Die MTS sind laut Lehrbuch eine der Grundlagen für den Aufbau des Sozialismus in der Landwirtschaft. Das zu wissen ist wichtig, weil später auch daraus etwas anderes gemacht wurde.

Die Hauptform der Kolchose (Landwirtschaftsgenossenschaft) ist das Artel. Das Artel ist ein Gebilde, wo auf der einen Seite Gruppeneigentum existiert und zusammen produziert wird. Dann gibt es aber im Artel den sogenannten Kolchosehof. Jedem Mitglied der Kolchose wird also ein Teil des Bodens mit einem Haus darauf zur persönlichen Verwendung überlassen. Und was auf diesem Boden produziert wird, ist die Produktion des besitzenden Bauern. Was er damit macht ist seine eigene Sache. Das ist Privateigentum. Es wird zwar nicht Privateigentum genannt, es wird gesagt es sei zur privaten Nutzung gedacht. Es ist aber de facto Privateigentum.

Diskussionen +
Fragen + Antworten

Beitrag:

Es ist genug Reichtum da im Sozialismus, um gut zu leben. Das ist klar. Die ArbeiterInnen haben mehr als vorher. Aber der Luxus muss eingeschränkt werden, wegen der Ressourcen, wegen der Zerstörung der Natur, wegen einer völlig anderen Produktion nach ganz anderen Bedürfnissen. Privatautos, z.B. nach dem Motto ein Auto pro Kopf können und wollen wir uns nicht leisten. Die Ausbeutung der abhängigen Länder wird aufhören und viele Preise werden steigen, wir zahlen einen korrekten Preis für Kaffee. Ressourcen werden der Umwelt angepasst. Einige Sachen wird es einfach nicht mehr geben.

Beitrag:

Zum materiellen Anreiz. Das Prinzip des Sozialismus: Jedem/jeder nach seinen/ihren Fähigkeiten und nach Leistung ist richtig. Es gibt kein Recht auf Faulheit, da haben wir auch Probleme mit den Anarchisten. Aber im Sozialismus ist es so, dass man sich bilden und für die Gemeinschaft auch arbeiten soll. Vor allem ist der materielle Anreiz am Anfang nach der Revolution da für die Steigerung der Produktion.

In der Sowjetunion gab es vor der Revolution Gewalt und Brutalität in den Fabriken, dann kam die Revolution und keiner durfte mehr Gewalt anwenden und die Arbeiter sind Fabrikkollektivisten geworden. Danach sind manche zur Arbeit gekommen und andere gar nicht mehr und es gab Massenwanderungen, von einer Fabrik zur anderen. Aber es gab auch Krieg, Bürgerkrieg, da wäre die Sowjetunion mit dieser Arbeitsmoral untergegangen, auch darum gab es den Kriegskommunismus. Da waren alle gleich, alle mussten acht bis teilweise 16 Stunden arbeiten. Der sogenannte Schlendrian, der hat der Gesellschaft geschadet. Diese Gleichheit herzustellen, ist sehr schwer. Nach dem Kriegskommunismus mussten Regeln da sein, an die sich alle halten mussten, sonst hätte es nicht mit dem Sozialismus geklappt.

Beitrag:

Knackpunkt sind die Kleinproduzenten, sie sollen nicht gezwungen werden, sondern freiwillig in die Kollektive kommen. Warum machen wir das so? Weil wir die breite Masse (auch der Kleinproduzenten) auf unserer Seite haben wollen. Unser Ziel ist aber das Privateigentum abzuschaffen. Lenin sagt Kleinproduktion schafft jeden Tag neues kleinbürgerliches Bewusstsein. Problem bei der Restauration war der Eklektizismus. Einerseits sagen sie im Inneren des Landes wurden alle Kulaken vernichtet und auf der anderen Seite sagen sie es ist richtig, dass es noch Reste von Privateigentum gibt.

Beitrag:

Auf der einen Seite verstehe ich, dass im Sozialismus die ArbeiterInnen dazu animiert werden, mehr zu produzieren, das ist verständlich. Aber bis wohin kann das gehen und was wird daraus, wenn wir das auch noch im Grundgesetz verankern? Wenn sich alle dran gewöhnt haben, dass sie mehr bekommen und wenn es Privilegien gibt, wie kann man das wieder verändern. Wenn man den Kleinbauern von vorne herein sagt „hey wir enteignen euch“ dann machen sie nicht mehr mit. Wenn das aber beim Sozialismus auf dem Weg dann doch so gemacht wird, könnten die Bauern das dann später nicht als Verrat betrachten? Die fühlen sich dann verarscht.

Frage:

In den imperialistischen Ländern ist heute die Großproduktion überwiegend vorherrschend. Du sagst, wenn die Großbourgeoisie enteignet wird, dann wird der Lebensstandard der Arbeiter nicht verschlechtert. Es fällt aber nicht mehr so viel Gewinn an, weil die Ausbeutung der abhängigen Länder nicht mehr gegeben ist. Wenn man einen korrekten Preis für bestimmte Waren bezahlen muss, sinkt der Standard meiner Meinung nach doch.

Zu den Bauern, da gab es eine Bodenreform, jeder Bauer bekommt einen Teil, aber das Ziel war die Kollektivierung. Man enteignet sie, aber nicht gewaltsam. Das Bewusstsein der Bauern entwickelt sich und sie treten freiwillig ins Kollektiv.

Beitrag:

Auf heute übertragen, wir machen eine Revolution in der BRD, da gibt es nicht die Mehrheit der Bauern, die wir enteignen müssen, sondern heute sind es die ArbeiterInnen, die an Akkord gewöhnt sind und die würden doch nicht mehr mitmachen, wenn sie wieder im Akkord arbeiten müssen. Maximale Produktivität macht kaputt. Da muss die Einsicht in die Notwendigkeit kommen, dass die ArbeiterInnen den materiellen Reichtum schaffen und daher auch anders produziert wird.

Wir brauchen eine Erklärung, wie viel in diesem Land auf dem Blut und Schweiß von Menschen aus anderen Ländern geschaffen wird und dass darum unser Lebensstandard so hoch ist. Unser Lohn heute würde nicht reichen, wenn die verschärfte Ausbeutung nicht wäre. Es geht aber in der Diskussion um Genussmittel und nicht um Luxus.

Zu der Frage der Weckung des materiellen Eigeninteresses, das ist falsch. Das ist deckungsgleich mit dem, was das Kapital macht. z.B. bekommen wir auch einen Prozentualen Anteil in der Fabrik vom Gewinn des Unternehmens. Das führt zur Entsolidarisierung. Die Frage mit dem Erbrecht: Land und Eigentum vererben ist auch ganz falsch.

Beitrag:

Wenn ich, als Arbeiter, dran denke, ich soll auch im Sozialismus wieder in Konkurrenz treten und mehr produzieren, das finde ich falsch. Wichtig ist doch, dass man ein Bewusstsein in die ArbeiterInnen tragen soll. Der materielle Anreiz kann auch unser Gegner werden, weil wir das später wieder abschaffen müssen. Wenn aber die Lage so wie in Russland ist, muss ich das vielleicht so machen, um zu überleben. Aber das kann sich dann alles auch in eine andere Richtung entwickeln, das kann gefährlich werden.

Beitrag:

Wir müssen Mehrarbeit machen, wegen den gesellschaftlichen Bedürfnissen und das müssen wir den ArbeiterInnen auch klar sagen: Die Grundlage ist, dass man in Zukunft nicht mehr viel arbeiten muss, aber solange die Situation noch nicht so ist, müssen wir das klar sagen.

Zu den Bauern: Man hätte offensiv und von Anfang an vertreten müssen, dass die Bauern kollektiviert werden.

Beitrag:

Auf S. 407 des Lehrbuches wird gesagt: „Diese Kommunen waren nicht lebensfähig, weil sie zu einer Zeit gebildet worden waren, da die Technik noch auf einer niedrigen Stufe stand und es an Erzeugnissen mangelte. In diesen Kommunen wurden die Bedarfsgüter zu gleichen Teilen verteilt. Die Kommunen wurden in der Folge in landwirtschaftliche Artels umgewandelt.“ Das heißt doch, sie wollten die Kommunen nicht.

Beitrag:

Der materielle Anreiz ist notwendig, das ist richtig. Falsch ist, dass sie das zur Theorie machen und nicht sagen „das ist vorübergehend, in unserer aktuellen Lage notwendig“.

Als Lenin über die Subbotniks spricht, sagt er das ist kommunistisch. Denn die ArbeiterInnen haben freiwillig und ohne jede Bezahlung für die Gesellschaft gearbeitet. Die Stachanowbewegung war am Anfang auch kommunistisch, aber es entstand ein Problem daraus. Im Sozialismus ist es richtig, dass jeder nach seiner Leistung entsprechend Lohn erhält.

Solange die Partei das mit Bewusstsein macht und sagt „wir müssen das machen, aber das ist abweichend von dem, was wir wollen“ ist das kein großes Problem. Aber wenn sie gar nichts sagen und das als „normal im Sozialismus“ hinstellen oder noch schlimmer, eine Theorie daraus machen, dann wird es fehlerhaft, und so ist das im Lehrbuch.

Zum gesellschaftlichen Reichtum: Wenn die Halbkolonien weg sind, bricht ein Teil unseres Reichtums weg. Das ist falsch, hier handelt es sich um Extraprofit. Die Hauptquellen des Reichtums werden hier im Land geschaffen. Unser Lebensstandard ist nicht hoch. Ist Leiharbeit, sind Plünderungen vielleicht ein guter Lebensstandard? Verglichen mit den Lebensbedingungen in Mali schon.

Beitrag:

Entsprechend den Bedürfnissen direkt nach der Revolution oder am Anfang des Sozialismus die Arbeitszeit und Leistung zu erhöhen, das kann schon sein. Nach der Revolution wurde aber in der Sowjetunion die sechs Stunden Arbeitszeit eingeführt und es gab auch das Ziel noch weniger zu arbeiten. Wenn wir heute in der BRD eine Revolution machen würden, wird der Reichtum ausreichen, um die materielle Lage zu verbessern. Luxusartikel brauchen wir nicht, sie sind auch nur bedingt vorhanden, z.B. Kaviar, oder seltene Früchte oder Kaschmirwolle.

Die Klein -und Mittelbauern müssen wir enteignen nicht mit Gewalt, sondern durch Überzeugung. Wir müssen aufzeigen: Kleinbauern arbeiten mehr als Bauern in der Kolchose, dann sehen sie ja: wenn ich in der Kolchose wohne kann ich weniger arbeiten. Das ist möglich, so können sie freiwillig zur Kolchose kommen.

Beitrag:

Wie sieht das hier, in der BRD, im Verhältnis zu der Sowjetunion von 1917 aus? Der Reichtum reicht aufgrund der Technologie und der Arbeitsorganisation um den Lebensstandard der Werktätigen schnell zu verbessern. Die Lage der Arbeiterklasse weltweit in den abhängigen Ländern ist sehr schlecht und teils verheerend. Hier können wir ArbeiterInnen lediglich mehr verlieren, als woanders. Hier rutschen wir in die Leiharbeit, in Hartz IV ab etc.. Wir haben den relativ hohen Lebensstandard auch aufgrund der Ausbeutung der abhängigen Länder, aber nach der Revolution und der Enteignung kommen wir schnell weiter mit dem Lebensstandard.

Beitrag:

Wir müssen eine Trennung machen von Standard und Anreiz. Hier gibt es auch keinen Einheitslohn, wie sollen denn die Leute heute produzieren, sie brauchen einen Anreiz. Warum setzt sich heute denn niemand für den Sozialismus ein? Nicht deshalb, weil es keine Vorbilder gibt, sondern weil die Leute sagen, es geht ihnen doch relativ gut. Und um für den Sozialismus zu kämpfen, fragen sich die Leute „wofür soll ich denn kämpfen?“. Was ist Reichtum? Dass jeder in seinem Garten ein Schwimmbad hat oder dass es ein öffentliches Schwimmbad in jedem Dorf gibt?

Zum Erbrecht: Dass die Leute in der Sowjetunion vererben wollten, ist schon verständlich, da geht es auch darum, was man selber gerne mag, das will man seinen Lieben vererben. Aber außer den ganz persönlichen Dingen, sollte nichts vererbbar sein.

Bei der Utopie des Sozialismus, da müssen wir klar über die Nachhaltigkeit der Erde nachdenken, die Ressourcen hören irgendwann auf. Die ganze Verschwendung des Kapitalismus muss hinterfragt werden. Braucht man die ganze Nacht eine Städtebeleuchtung?

Wir sind nicht alle gleich, auch ein/e Kommunist/in ist nicht gleich wie der/die andere. Die einen gehen lieber in die Sauna und die anderen ins Kino und die dritten bleiben am liebsten zu Hause. Und manche Menschen arbeiten eben gerne, und andere nicht. Na und, ist doch gut, die die viel arbeiten, sollen doch auch mehr bekommen. Der Einheitslohn ist nicht die Lösung. Die Ausbeutergesellschaft existiert seit tausenden von Jahren. So funktionieren die Leute nicht. Sie brauchen einen Anreiz.

Antworten:

Quellen des Reichtums

Was ich gesagt habe ist folgendes: Hier im Lehrbuch werden die Quellen für die Produktion in der sozialistischen Gesellschaft diskutiert. Beim Kapitalismus ist es so, dass die Hauptquelle die Ausbeutung der Arbeiter ist. Daher kommt das Geld, was die Kapitalisten besitzen.

Im Sozialismus schaffen wir die Ausbeutung durch den Kapitalisten ab. Dieser Mehrwert, den die Kapitalisten sich nehmen, das bekommt die Gesellschaft im Sozialismus zurück. In einem Land wie Deutschland oder in einem anderen imperialistischen Land, wie auch immer das heißt, die Diskussion so zu führen „es gibt ja die Ausbeutung der unterdrückten Länder und Völker und das fällt weg, das heißt, nach der Revolution geht es den Werktätigen in diesen Ländern schlechter.“ sieht nicht, dass ein enormer Reichtum da ist, der von den Kapitalisten verwendet wird, auch für ihren Luxus. Es ist so, dass nur fünfzehn Prozent des Gesamtkapitals auf der Welt in der Produktion tätig ist. Fünfundachtzig Prozent des gesamten Wertes, der in Geld ausgedrückt wird, wird in dieser Welt von Kapitalisten verwendet und zwar in nicht-produktiven Zweigen. Wenn dieses Kapital vergesellschaftet wird, dann muss gar nicht diskutiert werden, ob es den Arbeiter­Innen in diesen Ländern schlechter gehen wird. Den Arbeitern wird es von heute auf morgen besser gehen. Wir müssen nur den Reichtum, den sie uns stehlen vergesellschaften. Das ist das was ich gesagt habe, mehr nicht.

Luxus

Was wird dann mit Luxusartikeln, etc.? Kaffee wird teurer, Bananen werden teurer, Tee wird teurer, usw. Aber die ArbeiterInnen haben einen viel höheren Lohn. Und zwar einen Lohn, der sich ständig vermehrt. Der Reallohn wird viel höher sein als der, den sie heute erhalten. Weil von dem Mehrwert, den die Kapitalisten nehmen, wird ja der meiste Teil, der nicht für die Produktion verwendet wird, den ArbeiterInnen und den Werktätigen zukommen. Das ist es. Trotzdem gibt es Sachen, die wir nicht produzieren werden, die in dieser kapitalistischen Gesellschaft gemacht werden. Wir werden auf Luxus verzichten. In welcher Hinsicht?

Auf wirklichen Luxus: Auf Yachten, auf einen Maserati werden wir verzichten. Auf jeden Kopf ein Auto werden wir verzichten. Wir werden den Verkehr ganz anders regulieren. Denn diese ganze Luxusproduktion ist völlig unnötig. Das ist die Vergeudung der Quellen des Reichtums. Das ist Vergeudung, das ist nichts. Und das machen wir nicht. Deswegen – das werden wir später sehen – führt der sozialistische Staat das Sparsamkeitsregime ein.

Das heißt, wir vergeuden die Quellen und Ressourcen nicht, wir verwenden sie richtig. Und das können wir durch den sozialistischen Plan machen. Es wird kein Luxusgut, in dem Sinne, was der Mensch überhaupt nicht braucht, produziert. Aber Kaffee und Tee und so, ja in den ehemals imperialistischen Ländern wird es teurer werden, aber die Arbeiter­Innen werden mehr kaufen können als heute, weil sie mehr Lohn kriegen.

Kleinproduktion

Die Kleinproduktion ist eine der Quellen der Restauration des Kapitalismus. Sie schafft jeden Tag den Kapitalismus wieder neu, das ist das, was Lenin sagt. Das heißt, die Kleinproduktion müssen wir langfristig abschaffen. Wir können sie aber nicht von heute auf morgen abschaffen. Aber wir müssen wissen, Kleinproduktion produziert den Kapitalismus. Was steht denn jetzt in dem Lehrbuch der politischen Ökonomie dazu? Was wird dazu gesagt? Zum Beispiel, was die Genossin zitiert hat. Als die Kulaken 1934 als Klasse liquidiert wurden, sagen sie dazu: „Das Problem ‚Wer – Wen‘ wurde nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land zugunsten des Sozialismus gelöst. Im Inneren des Landes wurden die letzten Quellen einer Restauration des Kapitalismus vernichtet.“ [6]

Das ist absolut falsch. Weil die letzten Quellen des Kapitalismus in der Sowjetunion nicht die Kulaken als Klasse gewesen sind. Außer den Kulaken existieren immer noch die Kleinproduzenten.

Darüber hinaus gab es zwei Arten von Gemeineigentum. Das eine war Staatseigentum und das andere war Kollektiveigentum. Kollektiveigentum war Gruppeneigentum. Ein Beispiel: wir sind alle GenossInnen und uns gehören das ganze Land und alle Produktionsmittel. Aber unter uns sind auch GenossInnen, die nicht nur über den Staat, die ganzen Produktionsmittel, die der Staat hat, besitzen, sondern als Gruppe ihr eigenes Eigentum haben. Das sind beides sozialistische Eigentumsformen. Aber eine Eigentumsform, also das Kollektiveigentum ist Gruppeneigentum. Nicht die ganze Gesellschaft, sondern die Gruppe verfügt über diese Produktionsmittel und wenn die KommunistInnen das praktisch nicht sehen und nicht sagen, „das ist gefährlich, das müssen wir perspektivisch aus der Welt schaffen“, wenn sie nicht dieses Bewusstsein schaffen, sondern das genaue Gegenteil behaupten, alle Quellen für eine Restauration seien vernichtet, dann ist es gelaufen.

Mit dieser Theorie ist die Tür zur Restauration sperrangelweit geöffnet.

Zu dem Zeitpunkt, als sie das gesagt haben, ist das landwirtschaftliche Artel die grundlegende Form der Kollektivwirtschaft. In dieser Form der Kollektivwirtschaft ist das Eigentum Gruppeneigentum. In diesem Gruppeneigentum wiederum gibt es folgendes: „Im landwirtschaftlichen Artel werden nicht vergesellschaftet und bleiben persönliches Eigentum der Kollektivbauern: Wohnhäuser, eine bestimmte Menge Nutzvieh, Geflügel, Wirtschaftsgebäude für die Haltung des im persönlichen Eigentum verbliebenen Viehs und landwirtschaftliches Kleininventar, [das sind also Produktionsmittel] soweit es für die persönliche Nebenwirtschaft benötigt wird. Im Bedarfsfalle stellt die Leitung des Artels den Mitgliedern gegen Bezahlung einige Pferde aus dem vergesellschafteten Viehbestand zur persönlichen Nutzung zur Verfügung. Der größte Teil des Einkommens der Kollektivbauern entspringt der gesellschaftlichen Wirtschaft der Kollektivwirtschaften, die die ausschlaggebende Rolle spielt.“ [7]

Ich als Kollektivbauer erhalte als Mitbesitzer des Kollektivbauernhofs meinen Anteil. Dann habe ich mein Haus, meinen Hof drum herum, dann habe ich auf diesem Hof, „1 Kuh, bis zu 2 Stück Jungvieh, 1 Sau mit Ferkeln oder, wenn es die Leitung des Artels für notwendig hält, 2 Säue mit Ferkeln, Schafe und Ziegen insgesamt bis zu 10 Stück, eine unbeschränkte Anzahl Geflügel und Kaninchen und bis zu 20 Bienenstöcke“. [8]

Und dann stellen sie sich hin und sagen, wir haben die letzten Quellen der Restauration des Kapitalismus vernichtet. Das geht nicht. Und das ist der Fehler. Was hier für die Perspektiven der sozialistischen Landwirtschaft festgelegt wurde, führt zur Stabilisierung, zur Weiterführung der Kollektive und Kolchosen, und nicht zu ihre Auflösung in Solchosen. Aber es wird auch von vornherein gesagt, es sei praktisch ein Frevel, wenn die Marxisten Leninisten die Klein- und Mittelbauern enteignen wollten. Das ist also Stück für Stück ein revisionistisches Programm. Damit kann der Sozialismus nicht aufgebaut werden, damit kommen wir auf keinen Fall zum Kommunismus. Diese Form der Kolchose und des Kolchosehofs ist eine materielle Grundlage der Restauration in der Landwirtschaft.

Kulaken

Dazu kommt, dass in manchen Kolchosen die ehemaligen Kulaken leitende Positionen erobert haben: Die Kommunistische Partei hat 1927 eine Kampagne begonnen und hat als Ziel gesetzt „Millionen kleiner Bauernwirtschaften zu kollektivieren“. Das Ziel war „die ausbeuterischen Bestrebungen der Dorfbourgeoisie (die Kulaken) einzuschränken.“[9] Am Ende der „durchgängigen Kollektivierung“ der Landwirtschaft sollten die Kulaken – als die letzte ausbeuterische Klasse – liquidiert worden sein. Wie ist das vor sich gegangen?

Die KommunistInnen sind mit Stoßbrigaden in die Dörfer gegangen und haben Propaganda und Überzeugungsarbeit dafür geleistet. Und wenn irgendwelche Kulaken, also reiche Bauern, sich bewaffnet haben und dagegen angegangen sind, wurden sie auch einen Kopf kürzer gemacht oder in Arbeitslager gesteckt etc. Was ist mit dem Rest geschehen? Was ist mit denen geschehen, die gesagt haben: „Ja toll, wir wollen auch Kollektivbauern werden. Wir bringen unser Gut zu den Kollektivwirtschaften.“

Das war die Mehrheit der Kulaken. Sie sind in die KP und in die Kollektive gegangen. Da sie hervorragend organisiert waren, bessere Beziehungen hatten, über mehr Wissen verfügten etc. waren viele Kulaken in sehr kurzer Zeit zugleich Leiter der Kollektive, der Kolchosen. Warum auch nicht? Sie sind ja auch Kommunisten geworden.

In den Kollektiven ist es so, der reiche Bauer nimmt für den Anteil, den er mitbringt, auch so viel zurück. Er wird nicht nur nach seiner Arbeit bezahlt, sondern auch nach dem, was er in die Kolchose einbringt. Das heißt also im Prinzip, er verliert nicht viel. Außer seiner Klasse, das Kulakentum, die er aber in der Kolchose weiterführt. Das ist das Problem mit den Kulaken und das ist, was da ausgedrückt wird.

Kolchose, Sowchose und Kommune

Was soll aus den Kolchosen werden? Das diskutiert Stalin 1952 in der Schrift „Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR“ Und er fordert, wir müssen zu höheren Formen des Gemeineigentums kommen. Wir müssen zu wirklichem Volkseigentum kommen. Das ist die Zukunft der Kolchose. Wir können sie nicht so belassen. Und weiter vertritt er, wir müssen sie nicht unbedingt verstaatlichen wie bei den Sowchosen, vielleicht können wir über die Kommunen gehen. Die Kommunen, entstanden nach den 1917er Revolutionen. Die Kommune unterscheidet sich von der Kolchose darin, dass praktisch alle Produktionsmittel in der Kommune, und nicht nur Produktionsmittel, sondern alles was da ist, allen gehört. Das ist in einer Hinsicht auch Kollektiveigentum, aber im Prinzip, gehört allen Mitgliedern der Kommune gemeinsam alles. Da wo alles allen gehört, gehört niemandem irgendetwas. Es ist im Prinzip die Aufhebung des Eigentums. Die Kommunemitglieder arbeiten zusammen und was gemeinsam erwirtschaftet wird, wird unter allen geteilt, egal was sie in die Kommune einbringen. Das ist natürlich eine höhere Form des Kollektiveigentums, die ein Schritt weiter ist. Aber das lies sich in der Praxis nicht verwirklichen. Weil in der Kommune die Bauern, die mit Land in die Kommune gekommen sind, oder in die Kommune kommen mussten, da Kriegskommunismus herrschte, das nicht überzeugte. Sie fühlten sich benachteiligt. Für die Bauern ohne Land war die Kommune ein großer Fortschritt. Also das ging nicht gut. Freiwilligkeit und Kommune vertrug sich nicht. Freiwilligkeit und Kolchose vertrug sich. Also haben sie die Kolchose als Hauptform einführen müssen.

Das Problem ist, sie haben nicht gesagt „Leute wir müssen jetzt die Kolchose einführen, es geht anders nicht; um weitere Schritte vorwärts zu machen, müssen wir erst mal diese ganz einfache Form des Gemeineigentums praktizieren. Im Laufe der Zeit werden wir die Menschen nach und nach davon überzeugen, weiter zu gehen.“ Stattdessen haben sie gesagt „Das ist Sozialismus, wir gehen zum Kommunismus über. Die Quellen der Restauration haben wir vernichtet.“ Mit dieser Politik wird es unweigerlich zur Restauration kommen.

Das Problem ist, das ist in erster Linie ein Lehrbuch für die KommunistInnen und für die Kommunistischen Parteien. Das müssen wir uns vor Augen halten. Das Lehrbuch ist keine Propagandaschrift, hier sollten auch offen die Probleme und Schwierigkeiten dargelegt werden.

Das Lehrbuch stellt für die KommunistInnen als grundlegende These auf: „Leute es ist falsch, die mittleren und kleinen Bauern zu enteignen.“ Das ist ein Unding! Hier wird den KommunistInnen gelehrt, Kommunismus ist mit den Kleinbauern zu verwirklichen. Damit werden die Kommunisten belogen. Wenn wir das machen würden, schaffen wir ein Bewusstsein „es ist durchaus möglich einen Kommunismus aufzubauen, wo es Klein- und Mittelbauern gibt.“

Was die Bauern betrifft, taktisch betrachtet ist es natürlich so, wenn du jetzt als Kommunist zu dem Kleinbauern gehst und sagst „Wir werden dir heute Boden zuteilen, aber morgen werden wir den wieder zurücknehmen.“ Da wird er nicht mitmachen. Das ist aber eine andere Frage.

Unser Programm ist ganz klar, die Enteignung. Und das weiß auch jeder Bauer und jede Bäuerin. Aber heute gehen wir zu den Bauern und sagen: „Mein aktuelles Programm ist die Verteilung des Bodens, und der Boden auf dem du arbeitest, gehört erst mal dir.“ Der Boden gehört ihm nur in einer Hinsicht, denn im Prinzip ist das Staatseigentum. In der Sowjetunion wurde der ganze Boden mit der Oktoberrevolution zu Staatseigentum. Nur die Verfügungsgewalt wurde denjenigen gegeben, die darauf arbeiten. Wenn aber die Verfügungsgewalt plus Erbrecht zugestanden wird, dann ist es faktisch, selbst wenn behauptet wird, das ist Staatseigentum, eine Aufhebung dessen, was im Oktober 1917 dekretiert wurde. Die Frage ist: Mussten sie das machen? Meine Antwort ist: Ja, sie mussten es so machen. Anders hätte sich der Sozialismus nicht behaupten können.

Aber dieses Lehrbuch so zu schreiben mussten sie nicht. Diejenigen, die dieses Buch so geschrieben haben, vertreten ihre eigenen Klasseninteressen, das ist meine These. Das heißt die Interessen der Kleinbauern, der mittleren Bauern und der Kolchosbauern insgesamt. Und nicht die der Sowjetwirtschaften. Das heißt, nicht der Zukunft zugewandt, sondern der Vergangenheit bzw. dem heutigen. Ein Morgen gibt‘s nicht mit dieser Politik.

Referat: XXV Sieg des Sozialismus in der UdSSR

In dem Kapitel XXV mit dem Titel „Sieg des Sozialismus in der UdSSR“ wird festgestellt, dass die Sowjetunion jetzt in die Periode des Sozialismus eingetreten ist. Damit ist aber die Übergangsperiode noch nicht beendet, da die Aufgabe des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft noch nicht völlig erfüllt war. [10]

In die Periode des Sozialismus eingetreten, aber der Übergang, hier ist der Übergang zum Kommunismus gemeint, noch nicht beendet, da der Aufbau noch nicht völlig erfüllt ist.

Die Erfolge beim Aufbau des Sozialismus werden angeführt. Wie wird also der Sieg des Sozialismus jetzt definiert, was haben sie erreicht? Und da gibt es sehr enthusiastische und teilweise übertriebene, daraus resultierend dann auch falsche Aussagen neben richtigen, über das wirklich und tatsächlich Erreichte. Genannt wird zum Beispiel als Fakt, die erreichte Vorherrschaft des sozialistischen Sektors, als dem entscheidenden Hebel in der ganzen Volkswirtschaft. Was in einer Hinsicht stimmt, weil die Großindustrie vergesellschaftet war, also Staatsmonopol, und die hauptsächliche Industrieproduktion war in der Hand des Staates. In dem Sinne ist es richtig zu sagen, wir haben die Hebel in der Hand. So ist es aber nicht nur gemeint, sondern sie vertreten, in der gesamten Volkswirtschaft ist der Sozialismus ausschlaggebend. Das kann aber für die Landwirtschaft nur bedingt gesagt werden, weil in der Landwirtschaft eine sehr niedrige Form der Vergesellschaftung der Produktionsmittel vorherrschend ist, und zwar die Form des Gruppeneigentums.

Auf der einen Seite stellten sie den Sieg des Sozialismus fest, aber auf der anderen Seite wird die Klassenlage folgendermaßen analysiert: „In der UdSSR machten im Jahre 1937 [als der Sozialismus gesiegt hatte] die Arbeiter und Angestellten 34,7% der Bevölkerung aus, die Kollektivbauernschaft und die Mitglieder der Gewerbegenossenschaften 55,5% [das Pendant in der Stadt] und die Lernenden, Rentner, Armeeangehörige u.a. 4,2%. [Jetzt kommen die wirklichen kapitalistischen Elemente, also nicht diejenigen, die in der Kollektivwirtschaft tätig sind, sondern die, die noch immer über Privateigentum als solches verfügen, die sich noch nicht in den Kollektiven aufgelöst haben] Die Einzelbauern und die werktätigen Gewerbetreibenden, die keiner Genossenschaft angehörten, das heißt die kleinen Warenproduzenten, machten insgesamt 5,6% der Bevölkerung aus. Die Ausbeuterklassen – die Gutsbesitzer und die Bourgeoisie – waren im Verlauf der Übergangsperiode liquidiert worden.“ [11]

Das ist die gesellschaftliche Struktur, und wie sie sie politisch bewerten. Es gibt 5.6% noch richtige Kleinproduzenten, 55% sind Gewerbetreibende und Kolchosbauern, die wiederum ihr Privateigentum haben, 4,2% sind Rentner etc. Nur 34,7% sind Arbeiter und Angestellte. Das ist das Bild des Sozialismus.

Da würde ich nicht unbedingt davon reden „wir haben auf der ganzen Linie gesiegt und usw.“. Natürlich muss man positiv aufführen, welche enormen Fortschritte und Errungenschaften gemacht wurden. Aber die Situation so darzustellen, es ist jetzt alles gelaufen, wir sind im Sozialismus unwiderruflich angekommen und zu sagen „der Sieg des Sozialismus veränderte von Grund auf den Charakter und die Stellung der Arbeiterklasse, der Bauernschaft und der neuen Intelligenz.“ [12] Das deckt die noch existierenden Probleme und Widersprüche zu, anstatt sie offen aufzuzeigen.

Sie vertreten, es gibt nur noch drei Klassen in der Sowjetunion und diese Klassen sind keine antagonistischen Klassen mehr. Auch das stimmt, aber nur in einer Hinsicht. Das Problem dabei ist, die ökonomische Grundlage für die Entwicklung einer Restauration, in Form von Kleinproduktion, in Form auch von Kleinproduzenten in der Kolchose und in den Genossenschaften existiert praktisch immer noch.

Als großartige Erfolge des Sozialismus wird unter anderem folgendes gesagt:

„Mit dem Sieg des Sozialismus in der UdSSR wurde der jahrhundertealte Gegensatz zwischen der geistigen und der körperlichen Arbeit beseitigt. Der Zustand, dass ein erheblicher Teil der Vertreter der geistigen Arbeit den herrschenden Klassen half, die körperlich arbeitenden Menschen auszubeuten, fand ein Ende.“ [13]

Das stimmt. Allerdings ist es so, dass der Gegensatz zwischen körperlicher und geistiger Arbeit noch nicht aufgehoben ist. Dieser Gegensatz wird vollständig erst im Kommunismus aufgehoben sein, wenn tatsächlich die Möglichkeit geschaffen ist, dass jede/r jede Arbeit machen kann. Dann wird wirklich dieser Unterschied zwischen körperlicher und geistiger Arbeit nicht mehr existieren. In dem Sinne, dass jeder die Möglichkeit hat, den Beruf auszuwählen, den er machen will, weil die Gesellschaft alle Möglichkeiten der Erziehung in einem Beruf jedem zugänglich macht. Konnte das in der Sowjetunion damals gemacht werden? Nein, die Gesellschaft war noch nicht so entwickelt.

Auch die kulturellen Voraussetzungen waren noch nicht so, dass dieser Gegensatz in zehn, zwanzig Jahren, von denen wir hier reden, schon aufgehoben war. Das ist einfach eine Verkennung der eigentlichen Lage und der Größe der Aufgabe, vor der sie eigentlich gestanden haben.

Unsere Hauptkritik ist „es wird hier auf die Probleme nicht eingegangen“. Also an diesem Punkt ist das ganz klar. Es werden nur positive Entwick­lungen, Er­­folge, Überlegenheit zum Kapitalismus etc. dar­gestellt. Es wird nichts Negatives, keine Fehler und keine Notwendigkeit immer noch tiefgreifend existieren­­de Probleme zu lösen in der Sowjetunion von 1937, festgestellt.

Ausgangspunkt ist, in der Sowjetunion herrscht jetzt die uneingeschränkte Herrschaft des gesellschaftlichen Eigentums, des sozialistischen Wirtschaftssystems. Das ist die ökonomische Basis, auf der sich solche mächtigen Triebkräfte der gesellschaftlichen Entwicklung entfalteten, wie die moralisch politische Einheit des Sowjetvolkes, die Freundschaft der Völker der UdSSR und der Sowjetpatriotismus. Diese gesellschaftlichen Kräfte wirken mächtig auf die ökonomische Basis zurück und beschleunigen ihre Entwicklung. Es wäre schön, wenn es so gewesen wäre. Es war aber nicht so.

1936/1937 gab es die größten Massenprozesse in der Sowjetunion. Parteiführer wurden vor Gericht gestellt, verurteilt und an die Wand gestellt. Die ganze Führung der Roten Armee musste ausgewechselt werden. Es gab nicht unbedingt eine moralische Einheit der ganzen Gesellschaft. Die Lage wird hier unheimlich enthusiastisch positiv dargestellt. Natürlich gab es heftige Klassenkämpfe, weil der Sozialismus sich entwickelt hat. Wir haben ja am Anfang gesehen, theoretisch wird gesagt, je mehr sich der Sozialismus entwickelte, desto mehr wird sich der Klassenkampf verschärfen. Wo ist dieses Bild hier? Es taucht hier überhaupt nicht auf. Auf die Praxis des Sozialismus in der UdSSR wird diese Theorie nicht angewendet. Es ist eine Gesellschaft, in der alles toll ist und super läuft. Also die ganze Gesellschaft arbeitet zusammen am sozialistischen Aufbau. Zum Beispiel, was machen die Arbeiter? Da wird ausgeführt: „Im Sozialismus bilden die Arbeiter und die Betriebsleiter ein einheitliches Arbeitskollektiv, das am Aufschwung der Produktion interessiert ist.“ [14] Das wäre schön. Es gibt aber tatsächlich zwischen dem Betriebsleiter und dem Arbeiter einen ganz großen Unterschied: Die Ar­beiter leiten noch nicht den Betrieb. Also der Gegensatz zwischen Kopfarbeit und Handarbeit ist noch nicht aufgehoben. Konnte er auch noch nicht sein. Das aber so darzustellen, ist eine Idealisierung der Verhältnisse und entspricht nicht den Tatsachen.

Es wird natürlich auch gesagt, die Frage ,Wer – Wen‘ wurde zugunsten des Sozialismus gelöst“.[15] Und dann wird ausgeführt, warum das so ist: „Im Jahre 1936 erreichte der Anteil der sozialistischen Wirtschaftsformen an der Gesamtmenge der Produktionsmittel 98,7% [gesellschaftliches Eigentum], davon in der Industrie, 99,95% und in der Landwirtschaft 96,3%.“ [16]

Jetzt wissen wir aber, dass in der Landwirtschaft bei diesen 96,3% über 80% Gruppeneigentum sind. Und auch das Eigentum, das zur persönlichen Nutzung freigestellte Eigentum gehört zu diesem gemeinschaftlichen Eigentum. So sieht es aus. Mit den Zahlen so zu spielen, und zu sagen, 96% in der Landwirtschaft haben wir jetzt sozialisiert, ist einfach eine Verdrehung der Tatsachen. Es ist aber auch eine Selbstlüge, weil sie dran glauben. Für die Leute, die daran ein Interesse haben, klassenmäßig ein Interesse haben, diese Situation als Sozialismus darzustellen, ist es keine Lüge, sondern es entspricht ihren Klasseninteressen. Aber für Marxisten-Leninisten ist es ein tödlicher Fehler, die Sache so hinzustellen. Und das wird nicht nur im Lehrbuch so gemacht. Auch im 18. Parteitagsbericht hat die KPdSU (B) gesagt: „Es ist außerdem bekannt, daß in den Kollektivwirtschaften jetzt 18.800.000 Bauernhöfe vereinigt sind, d.h. 93,5 Prozent aller Bauernhöfe… Das bedeutet, daß die Kollektivwirtschaften endgültig verankert sind und daß das sozialistische Wirtschaftssystem jetzt die einzige Form unserer Landwirtschaft ist.“ [17]

An anderer Stelle in dem Parteitagsbericht heißt es: „daß den Kollektivwirtschaften der Boden für ewig zuerkannt ist.“ (Hervorh. TA, S. 205)

Die Mehrheit der vergesellschafteten Landwirtschaft besteht aus den Kolchosen. Wo es immer noch Gruppeneigentum gibt. Das ist sozusagen eine Versicherung an die Kollektivbauern mit Gruppen- und Privateigentum, dass dieses nicht mehr angerührt wird. Für die Kolchosbauern ist das nur von Vorteil. Und für die Leiter der Kolchosen ist es gut. Für die Betriebsleiter in den Fabriken ist das bestens, weil zwischen dem Betriebsleiter und den ArbeiterInnen keinen Unterschied gibt. Da das alles schon Sozialismus ist. Für die ArbeiterInnen ist es ganz falsch, die Sache so darzustellen.

Es wird noch weiter gesagt: Der Eintritt der Sowjetunion in die Periode des allmählichen Übergangs vom Sozialismus zum Kommunismus. Mit dem Sieg des Sozialismus trat die UdSSR in ein neues Entwicklungsstadium ein, in das Stadium des allmählichen Übergangs vom Sozialismus zum Kommunismus.“ [18]

Über diese Frage vom Übergang des Sozialismus zum Kommunismus diskutiert 1952 Stalin mit Jaroschenko. Sie führen die Diskussion anhand eines Entwurfs für dieses Lehrbuch, der uns nicht vorliegt. Genosse Jaroschenko vertritt, also zum Übergang zum Kommunismus müssen wir nur eine rationelle Organisation der Gesellschaft schaffen, wir haben alle nötigen Voraussetzungen bereits geschaffen. Dann sind wir im Kommunismus.

Darauf antwortet Stalin folgendes:

„Um den wirklichen Übergang zum Kommunismus vorzubereiten [er sagt nicht „Übergang“, sondern um den „wirklichen Übergang vorzubereiten“], nicht aber den Übergang zu deklarieren, müssen mindestens drei grundlegende Vorbedingungen erfüllt werden.

Erstens ist es notwendig, nicht eine mystische ‚rationelle Organisation‘ der Produktivkräfte, sondern das ununterbrochene Wachstum der gesamten gesellschaftlichen Produktion bei vorwiegender Steigerung der Produktion von Produktionsmitteln stetig zu gewährleisten [das ist also die ökonomische Grundlage, aber schon da hapert es]. Die vorwiegende Steigerung der Produktion von Produktionsmitteln ist nicht nur deshalb notwendig, weil durch sie sowohl die Produktionsmittel produzierenden Betriebe als auch die Betriebe aller anderen Zweige der Volkswirtschaft mit Ausrüstungen versorgt werden müssen, sondern auch deshalb, weil ohne sie eine erweiterte Reproduktion überhaupt unmöglich ist.

Zweitens ist es notwendig, das kollektivwirtschaftliche Eigentum vermittels allmählicher, den Kollektivwirtschaften und folglich der gesamten Gesellschaft zum Vorteil gereichender Übergänge auf das Niveau des allgemeinen Volkseigentums zu heben und die Warenzirkulation ebenfalls vermittels allmählicher Übergänge durch ein System des Produktenaustauschs zu ersetzen, damit die Zentralgewalt oder irgendein anderes gesellschaftlich-ökonomisches Zentrum die Gesamterzeugung der gesellschaftlichen Produktion im Interesse der Gesellschaft zu erfassen vermag.“ [19]

Also die Genossenschaften und die Kolchosen müssen auf ein höheres Niveau gehoben werden. Zusätzlich muss anstatt der Warenzirkulation zum Produktaustausch übergegangen werden. Die Warenwirtschaft muss abgeschafft werden.

Drittens ist es notwendig, ein kulturelles Wachstum der Gesellschaft zu erreichen, das allen Mitgliedern der Gesellschaft eine allseitige Entwicklung ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten gewährleistet, damit die Mitglieder der Gesellschaft die Möglichkeit erhalten, ausreichende Bildung zu erwerben, um aktiv an der gesellschaftlichen Entwicklung mitzuwirken, damit sie die Möglichkeit erhalten. ihren Beruf frei zu wählen und nicht infolge der bestehenden Arbeitsteilung Zeit ihres Lebens an irgendeinen Beruf gefesselt sind.

Was ist dazu erforderlich?

Es wäre falsch, wollte man glauben, ein so bedeutsames kulturelles Wachstum der Mitglieder der Gesellschaft könne ohne ernste Veränderungen in der gegenwärtigen Lage der Arbeit erreicht werden. Dazu ist es vor allem notwendig, den Arbeitstag mindestens bis auf sechs und später bis auf fünf Stunden zu verkürzen. Das ist notwendig, damit die Mitglieder der Gesellschaft genügend freie Zeit erhalten, um eine allseitige Bildung zu erwerben. Dazu ist es ferner notwendig, den allgemeinen obligatorischen polytechnischen Unterricht einzuführen, damit die Mitglieder der Gesellschaft die glichkeit erhalten, ihren Beruf frei zu wählen, und nicht Zeit ihres Lebens an irgendeinen Beruf gefesselt sind. Dazu ist weiter notwendig, die Wohnungsverhältnisse grundlegend zu verbessern und den Reallohn der Arbeiter und Angestellten mindestens um das Doppelte, wenn nicht mehr, zu erhöhen, sowohl durch direkte Erhöhung des Geldlohnes als auch besonders durch eine weitere systematische Senkung der Preise für Massenbedarfsgüter. [20]

Das stellt Stalin 1952 fest. Ohne diese Voraussetzungen zu schaffen, vom allmählichen Übergang zum Kommunismus zu reden, so Stalin, ist falsch und Träumerei. Er betont, wenn diese Aufgaben angepackt und durchgeführt sind, damit sind erst mal die „Voraussetzungen geschaffen“, um darüber zu reden. Es ist aber derselbe Stalin, der 1937/1938 die Position der KPdSU (B), die damals schon vom allmählichen Übergang zum Kommunismus ausgegangen ist, mit vertreten hat.

Im Rechenschaftsbericht an den XVIII. Parteitag heißt es: „Wie ihr seht, haben wir jetzt einen völlig neuen sozialistischen Staat, wie ihn die Geschichte noch nicht gekannt hat, der sich in seiner Form und in seinen Funktionen vom sozialistischen Staat der ersten Phase bedeutend unterscheidet. Doch kann die Entwicklung dabei nicht stehenbleiben. Wir schreiten weiter, vorwärts, zum Kommunismus.“ [21]

1952 wird zwar indirekt von Stalin eine Selbstkritik an diesen damaligen Positionen geübt, aber ohne bewusst zu machen „Leute, diese falschen Positionen haben wir früher auch vertreten.“

Aber was Stalin inhaltlich 1952 sagt, das ist 100% richtig. Was in dem Lehrbuch steht ist 100% falsch und ist explizit gegen die Kritik und Polemik von Stalin hier aufgenommen worden. Er hat seine Position in der Diskussion über genau dieses Lehrbuch dargelegt. Soviel zu diesem allmählichen Übergang und zu der Frage des Siegs des Sozialismus in der UdSSR in diesem Teil.

B Das sozialistische System der Volkswirtschaft

Kapitel XXVI: Die materielle Produktionsbasis des Sozialismus

Die materielle Produktionsbasis des Sozialismus ist, so wird richtig in dem Lehrbuch ausgeführt, die maschinelle Großproduktion, die auf höchstentwickelter Technik und von der Ausbeutung befreiter Arbeit der Werktätigen beruht. Also auf der einen Seite die Befreiung der Arbeit der Werktätigen von der Ausbeutung, Abschaffung der Bourgeoisie. Plus auf höchstentwickelter Technik beruhende maschinelle Großproduktion in allen Zweigen der Volkswirtschaft, nicht nur in einem. Und bei der maschinellen Großproduktion ist die Schwerindustrie vorrangig. Also die Produktionsmittel produzierende Industrie. Ohne das gibt es nicht einmal eine erweiterte Reproduktion. Das alles sind sehr richtige Feststellungen, die aber wieder von anderen Positionen in dem Lehrbuch an verschiedenen anderen Stellen konterkariert werden.

Dann folgen wieder unheimlich enthusiastische Situationsdarstellungen, die einfach nicht zutreffen. So wird zur Lage der Industrie in der UdSSR folgende Aussage gemacht:

„Die sozialistische Industrie der UdSSR ist die höchstkonzentrierte der Welt, [das ist ok] sie ist technisch am weitesten fortgeschritten und im Maßstabe des ganzen Landes zentralisiert.“ [22]

Also zentralisiert und konzentriert ist richtig, aber dass sie technisch am weitesten fortgeschritten ist, trifft einfach nicht zu.

Die Technik, die die USA zu der gleichen Zeit verwendet, die Technik, die England verwendet, also die imperialistischen, vergleichbaren Länder, ist weiterentwickelt. Wobei auch Stalin x-mal sagt, es reicht nicht aus, wenn wir jetzt uns vergleichen mit den anderen Wirtschaften, zu sagen, wir haben so und so viel Prozent produziert. Der wirkliche Standard an dem wir uns messen müssen, ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Und da sind wir sehr weit zurück. Das ist also der Reichtum, wie man ihn ausdrücken kann.

Auch bei der Diskussion über dieses Lehrbuch stellt Stalin kritisch fest, das Tempo der Entwicklung sagt nicht viel aus. Natürlich haben wir ein hohes Tempo, aber wie weit sind wir denn zum Beispiel in der Produktion von Stahl pro Kopf, in der Produktion von Kohle pro Kopf?

Und was den gesellschaftlichen Reichtum betrifft, wie weit wir sind, das müssen wir immer anhand des Bruttoinlandsproduktes pro Kopf vergleichen. Und da war die Sowjetunion unter ferner liefen. Und auch was jetzt die Technik betrifft, war natürlich im Vergleich zum Ausgangspunkt 1917, wo sie Jahrzehnte später angekommen sind, die Entwicklung wirklich enorm. Das war eine wirklich rasante Steigerung und in manchen Gebieten, zum Beispiel in der Landwirtschaftstechnik, standen sie auch weltweit tatsächlich an der ersten Stelle.

Aber was zum Beispiel die Technik bei der Stahl- oder Kohlegewinnung betraf, die die Stachanowbewegung zum Beispiel verwendet hatte, die elektrischen Presslufthammer, die gab es bereits 20 Jahre vorher in den USA. Insofern ist diese pauschale Herangehensweise, wenn sie sagen „oh wir sind an der vordersten Front“, falsch. Das entspricht nicht den Tatsachen und gibt ein falsches Bild und erzeugt ein falsches Bewusstsein hinsichtlich der Aufgaben, die vor dem Proletariat noch stehen. Das Bild was hier gezeichnet wird: eine harmonische Gesellschaft, die den Sozialismus Hand in Hand aufbaut etc. ist für manche sehr gut, aber nicht für die Marxisten-Leninisten. Es ist aber auch nicht das Bild, das Stalin zum Beispiel gezeichnet hat, obwohl es teilweise wie gesagt, 1937/1938 auch ähnliche Fehler gab.

Diskussion +Fragen + Antworten

Frage:

Es stehen ja offensichtlich Unwahrheiten im Buch.

Antwort:

In ein Lehrbuch gehört keine Propaganda. Die Revisionisten haben ihre eigenen Klassen­interessen in das Buch geschrieben. Die Marxisten-Leninisten haben in ihren eigenen Büchern auch teilweise mehr Propaganda gemacht, als Tatsachen darzustellen.

Stalin sagt teilweise selber in einem Gespräch: Ein Ökonomielehrer muss die Tatsachen erklären und keine Propaganda machen. Das kritisiert Stalin. Das müssen wir überwinden. Auch in Stalins Mitverantwortung wurden Grundwerke wie die „Geschichte der KPdSU(B)“ veröffentlicht, die viel Propaganda und Agitation enthielten. Wie zum Beispiel „Trotzki habe sich als Agent von vorneherein in die Partei eingeschlichen“ etc.

Beitrag:

Vorher hatte ich mechanisch gedacht. Meine Schlussfolgerung war, der 2. Weltkrieg hat eine große Rolle gespielt. Die besten Kader wurden ermordet und deshalb sind unerfahrene Kader nachgerückt. Beim Rechenschaftsbericht hat Stalin zwar die Knackpunkte aufgezeigt, aber er hat sie nicht gelöst. Im 17. Parteikongress führt er viel über die Schwächen der Kader / leitenden Organe etc. aus, hier liegt sein Schwerpunkt. Auch beim XVII./XVIII. und XIX. Parteitag stehen diese Fragen im Mittelpunkt. Er kritisierte, dass Bürokraten herrschen, mit Beschlüssen etc. kann man dagegen nichts erreichen. Diese Probleme müssen gelöst werden etc. [23]

Jetzt denke ich, der Krieg hat zwar eine wichtige Rolle gespielt, aber war nicht ausschlaggebend. Die Bourgeoisie (Kulaken) sind sehr raffiniert vorgegangen. Bei den Diskussionen müssen unbedingt die Aussagen von Stalin mit aufgenommen werden.

Frage:

Du hast gesagt, sie haben vertreten, Ende der 1930er Jahre ist die Industrialisierung weit vorangeschritten. Hat denn keiner das kritisiert, dass es nicht stimmt.

Frage:

Wer ist die Intelligenz? Sind diese unproduktiv? (15%) ist ja schon ganz schön viel.

Antwort:

Die Intelligenz war in der Verwaltung (Staat, Partei etc.) tätig. Das ist die Bürokratie. Wenn wir sagen, es hat sich eine neue Bourgeoisie entwickelt, dann ist das eine Staatsbourgeoisie. Das ist die leitende Intelligenz. Die Bürokratie in Staat, Landwirtschaft, Partei, Dienstleistungssektor sind Parteimitglieder (13-14%), sozusagen die „oberen 10 000“. Das ist die herrschende neue Elite, die neue Bourgeoisie. Keine klassische Bourgeoisie. Die Bourgeoisie ist nicht nur durch den Besitz von Produktionsmitteln definiert. Entscheidend ist das Verfügen über die Produktionsmittel.

Beitrag:

Willi Dickhut (MLPD) verortet die Entstehung der Bourgeoisie schon viel früher. Die Ausstattung mit Privilegien, die Gewährung von materiellen Anreizen für Einzelne habe dazu beigetragen. Es gibt eine Menge von Dekreten/Artikel von Lenin/Stalin gegen die Bürokratisierung. Es kommt mir komisch vor, dass die Entartung erst nach dem 2. Weltkrieg entstanden sein soll.

Beitrag:

Wir müssen als Organisation zum Thema „Privilegien“ Beschlüsse fassen, welche Haltung wir dazu einnehmen.

Beitrag:

Die Sowjetunion hat unter Lenin/Stalin gegen die Bürokratie gekämpft. Durch Beschlüsse gegen die Bürokratisierung wurde dadurch auch wieder Bürokratie geschaffen. Ihr Kampf hat nicht ausgereicht. Es gab auch Bürokratie innerhalb der Partei. Wie ist es dazu gekommen, dass die Kommunisten Bürokratie „erschaffen“, wie hat sich diese entwickelt? Mit Dekreten, kann keine Bürokratie abgeschafft werden. Diese können sie vorläufig verlangsamen/stoppen. Es muss aber vor allem darüber ein Bewusstsein unter den Werktätigen geschaffen werden. Der neue Mensch braucht viele Generationen. Ohne diese neuen Menschen, werden wir dieses Problemstellung immer wieder aufkommen.


[1]
          [1]       Lehrbuch, 1.Ausgabe, 1954, S.386

[2]
          [2]       a.a.O., S.395

[3]
          [3]       Marx Engels Werke, „Baustellenrente, Bergwerksrente, Bodenpreis“, Bd.25, S.784

[4]
          [4]       a.a.O., S.400

[5]
          [5]       ebenda

[6]
          [6]       a.a.O., S.410

[7]
          [7]       a.a.O., S.411

[8]
          [8]       ebenda

[9]
          [9]       a.a.O., S.404ff

[10]
          [10]       a.a.O., S.417

[11]
          [11]       a.a.O., S.420

[12]
          [12]       ebenda

[13]
          [13]       a.a.O., S.422

[14]
          [14]       ebenda

[15]
          [15]       a.a.O., S.418

[16]
          [16]       ebenda

[17]
          [17]       Stalin Werke, „Rechenschaftsbericht an den XVIII. Parteitag“, 1939, Bd.14, S.199

[18]
          [18]       Lehrbuch, S.426

[19]
          [19]       Stalin Werke, „Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR“, „Über die Fehler des Genossen L.D.Jaroschenko“, 1952, Bd.15, S.357/358

[20]
          [20]       a.a.O., S359/360

[21]
          [21]       Stalin Werke, „Rechenschaftsbericht an den XVIII.Parteitag über die Arbeit des ZK der KPdSU(B)“, „III.Die weitere Festigung der KPdSU(B)“, 1939, Bd.14, S.229

[22]
          [22]       Lehrbuch, S.444

[23]
          [23]       Stalin Werke, „Rechenschaftsbericht an den XVII.Parteitag“, „Über die Fragen der organisatorischen Leitung“, 1934, Bd.13, S.323