Oktoberrevolution – Weltenwende!
Alle Rechte für die
Erniedrigten und Entrechteten

Die Oktoberrevolution hat in Russland die Macht der Kapitalisten und Großgrundbesitzer gestürzt und die Diktatur des Proletariats, die Herrschaft der Sowjets, die Macht der ArbeiterInnen, LandarbeiterInnen und armen Bauernschaft errichtet. Damit wurde die Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus geschaffen. Die Sowjetmacht (Räterepublik) der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten verkündete ihre Ziele:

*die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abzuschaffen,
*den Widerstand der Ausbeuter schonungslos zu unterdrücken,
*die sozialistische Gesellschaft zu organisieren,
*die Ausbeuterklassen zu liquidieren und in Richtung der klassenlosen Gesellschaft, dem Kommunismus voran zu schreiten.

Es ist unmöglich, in nur einem Artikel all die Siege und Errungenschaften, all die kulturellen Umwälzungen und Verbesserungen der Lage der ArbeiterInnen sowie Bauern und Bäuerinnen im Detail auch nur annähernd darzustellen. Der heroische Kampf der werktätigen Massen in der Sowjetunion (SU) mit seinen beneidenswerten Errungenschaften und Siegen ist auch nach hundert Jahren noch brandaktuell. Sie sind lebendiges Beispiel für uns alle um den Sozialismus kämpfenden Menschen. Das Proletariat und die werktätige Bauernschaft können unter Führung der Kommunistischen Partei die alte kapitalistische Welt in eine Gesellschaft ohne Ausbeuter, für die Menschheit in ein „Paradies“ umwandeln.
Angriffe und Verleumdungen aller revisionistischen und bürgerlichen, aller antikommunistischen Kräfte können diese Errungenschaften des Sozialismus in der Sowjetunion nicht aus der Welt schaffen.
Unsere Aufgabe als KommunistInnen ist, aus den Erfahrungen des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion zu lernen und die Errungenschaften für unseren Kampf für den Sozialismus in Deutschland konkret und beispielhaft aufzuzeigen.
Unser Ziel ist, die Arbeiterklasse für die eigene Macht, für die Räterepublik zu begeistern, bewusst zu machen und zu organisieren. Wir schildern in unserem Artikel erste Schritte, Dekrete und den Kampf der Sowjetmacht um zu überleben, den wirtschaftlichen Wiederaufbau, die Rekonstruktion der gesamten Wirtschaft auf sozialistischer Grundlage, die Abschaffung der Ausbeuterklassen und die Verankerung elementarer Grundrechte für ArbeiterInnen, Bäuerinnen und Bauern. Um die tiefgreifenden Veränderungen richtig einschätzen zu können, berücksichtigen wir auch die Lage in Russland vor der Revolution.

Erste Dekrete der Sowjetmacht

Der Ausgangspunkt für die erfolgreiche Verwirklichung aller sozialistischen Maßnahmen der Oktoberrevolution war die Schaffung und Festigung von Ins­trumenten der proletarischen Diktatur. In einer kurzen Zeitspanne tat die Sowjetmacht unendlich viel, um die programmatischen Aufgaben der proletarischen Revolution zu verwirklichen, um die Erwartungen und Bedürfnisse der ausgebeuteten werktätigen Massen zu befriedigen.
Von Anfang an musste die Sowjetmacht neben den Aufgaben der proletarischen Revolution auch solche der bürgerlich-demokratischen Revolution lösen:
„Welches waren die hauptsächlichen Erscheinungen, Überbleibsel, Reste der Leibeigenschaft in Rußland im Jahre 1917? Monarchie, Ständewesen, Grundbesitz und Bodennutzung, Lage der Frau, Religion, Unterdrückung der Nationalitäten. Man nehme einen beliebigen von diesen ‚Augiasställen‘ – die, beiläufig gesagt, von sämtlichen fortgeschrittenen Staaten bei der Durchführung ihrer bürgerlich-demokratischen Revolutionen vor 125, 250 und mehr Jahren (1649 in England) in recht erheblichem Maße ungesäubert gelassen wurden (...) In nur zehn Wochen, (…) haben wir auf diesem Gebiet tausendmal mehr geleistet, als die bürgerlichen Demokraten und Liberalen (die Kadetten) und die kleinbürgerlichen Demokraten (die Menschewiki und Sozialrevolutionäre) in acht Monaten ihrer Herrschaft geleistet haben.“ 
In nur zehn Wo­­chen verwirklichte die Sowjetmacht per Gesetz in Dekreten, Deklarationen etc. die demokratischen Rechte für die Werktätigen.
Am zweiten Tag der Revolution, am 8. November 1917 wurde das „Dekret über den Frieden“ (S. 48) verkündet. Darin wird das Ende des imperialistischen Völkergemetzels und sofortiger Frieden ohne Annexionen fremder Territorien eingefordert. Am selben Tag wird mit dem „Dekret über den Grund und Boden“ (S. 54) 3 der Besitz der Gutsbesitzer unverzüglich und ohne jede Entschädigung enteignet und vergesellschaftet, zum Gemeineigentum des Volkes erklärt und allen, die ihn bearbeiten, zur Nutzung übergeben. Mehr als 150 Mio. Hektar (ha) Boden wurden der landarmen Bauernschaft, Frauen und Männern überlassen.
Die „Deklaration der Rechte der Völker Rußlands“ verkündet am 15. November:
„1. Gleichheit und Souveränität der Völker Rußlands. 2. Das Recht der Völker Rußlands auf freie Selbstbestimmung bis zur Lostrennung und Bildung eines selbständigen Staates. 3. Abschaffung aller und jeglicher nationalen und national-religiösen Privilegien und Beschränkungen. 4. Freie Entwicklung der nationalen Minderheiten und ethnographischen Gruppen, die das Territorium Rußlands bevölkern.“ (S. 67)
Am 23. November wurden durch das „Dekret über die Abschaffung der Stände und Zivilränge“ (S. 72) alle Standeseinteilungen und die damit zusammenhängenden Standesprivilegien und Organisationen aufgehoben.
Die Sowjetmacht proklamierte die vollständige Gleichberechtigung von Frau und Mann. Im Dezember werden mit dem „Dekret über die Zivilehe, über die Kinder…“ (S. 107) die kirchliche Eheschließung nicht mehr anerkannt sowie nichteheliche Kinder ehelichen rechtlich gleichgestellt. Gleichzeitig wird auch das „Dekret über die Ehescheidung“ erlassen.
Am 2. Februar 1918 erfolgte durch das „Dekret über die Gewissensfreiheit, über die kirchlichen und religiösen Gemeinschaften“ (S. 136) die Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche. Mit den beiden Dekreten vom 29. Dezember über die „Gleichstellung aller Militärangehöriger in den Rechten“ und „Über das Wahlprinzip und über die Organisierung der Macht in der Armee“ wurde die Armee demokratisiert. „Die ganze Macht … liegt in den Händen des jeweiligen Soldatenkomitees oder -sowjets.“ (S. 103)
Die Wählbarkeit als auch die Abwählbarkeit der Kommandeure und der Dienstgrade wurden durchgesetzt. Mit dem Dekret Januar 1918 über die „Bildung der Roten Arbeiter- und Bauernarmee“ (S. 132) wurde die zaristische Armee endgültig zerschlagen.
Um der ökonomischen Macht der Bourgeoisie den Boden zu entziehen und eine neue, sowjetische Wirtschaft zu organisieren, wurden bis Ende Juni 1918 mehrere Dekrete erlassen. Das Recht der ArbeiterInnen auf den Achtstundentag wurde mit dem Dekret vom 11. November eingeführt.
Am 27. November nahm das Allrussische Zentralexekutivkomitee die „Bestimmungen über die Arbeiterkontrolle“ an: „Die Arbeiterkontrolle üben die Arbeiter des jeweiligen Betriebes durch ihre gewählten Körperschaften aus. (…) Die Entscheidungen der Organe der Arbeiterkontrolle sind für die Besitzer der Betriebe verbindlich.“ (S. 74)
Mit dem „Dekret über die Nationalisierung der Banken“ am 27. Dezember 1917 wurden die Banken verstaatlicht und das Bankwesen zum Staatsmonopol erklärt. Mit dem „Dekret über die Annullierung der Staatsanleihen“, Februar 1918, wurden alle Auslandsanleihen für null und nichtig erklärt. Mit dem „Dekret über die Nationalisierung von Betrieben einer Reihe von Industriezweigen, von Unternehmen des Eisenbahntransports, der Kommunalwirtschaft und der Dampfmühlen“ (S. 21), Juni 1918, wurde die Verstaatlichung der industriellen Großbetriebe verwirklicht.
Bis Ende Februar 1918 musste die junge Sowjetmacht gegen den deutschen Imperialismus einen Verteidigungskrieg führen. Der Abschluss des Brester Friedens (zwischen Deutschland und Russland) ermöglichte der Sowjetmacht, die Sowjetwirtschaft zu organisieren.
Es gab eine sehr kurze Atempause. Trotzdem, in dieser kurzen Zeit wurde die Enteignung der industriellen Großbetriebe etc. durchgeführt.
Am 10. Juli 1918 wurde die erste Verfassung vom Fünften Allrussischen Sowjetkongress angenommen. Ihr Kern ist die „Deklaration der Rechte des werktätigen und ausgebeuteten Volkes“.

Ausländische Militär-Intervention und Bürgerkrieg

Die von der Sowjetmacht mit dem Brester Friedensvertrag errungene Atempause dauerte nicht lange. Sie wurde von den Imperialisten Englands, Frankreichs, Japans, der Vereinigten Staaten von Amerika und anderen kapitalistischen Ländern unterbrochen, die nach den deutschen Imperialisten gegen Sowjetrussland zu Felde zogen. Sie wollten die Sowjetmacht stürzen und eine bürgerliche Macht wiederherstellen. Die imperialistische Intervention begann Anfang Juli 1918. Der Bürgerkrieg war mit dem Krieg gegen die äußeren Feinde zu einem untrennbaren Ganzen verschmolzen. Imperialistische Intervention und Bürgerkrieg waren ein Überlebenskampf für die junge Sowjetmacht. Die Sowjetregierung rief das Volk zur Gegenwehr und Lenin stellte die Losung auf: „Alles für die Front!“. Sie mussten strengere Maßnahmen treffen, um die Verteidigung des Sowjetlandes zu sichern. Der Übergang vom Prinzip der Freiwilligkeit zur allgemeinen Wehrpflicht wurde vollzogen.
Dieses gesamte System von Maßnahmen, die durch die ungemein schwierigen Bedingungen der Landesverteidigung notwendig waren und zeitweiligen Charakter trugen, wurde Kriegskommunismus genannt.
Während der Periode des Kriegskommunismus entwickelte die ArbeiterInnen-Bewegung aus eigener Initiative „kommunistische Subbotniks“ (kommunistische, freiwillige Arbeits-Samstage). Das trug enorm zum wirtschaftlichen Aufbau bei.
Für Lenin waren die Subbotniks der: „…Anfang einer Umwälzung die schwieriger, wesentlicher, radikaler, entscheidender ist als der Sturz der Bourgeoisie, denn das ist ein Sieg über die eigene Trägheit, über die eigene Undiszipliniertheit, über den kleinbürgerlichen Egoismus, über diese Gewohnheiten, die der fluchbeladene Kapitalismus dem Arbeiter und Bauern als Erbe hinterlassen hat.“
Der Verteidigungskrieg des Sowjetlandes auf dem europäischen Teil dauerte bis Ende 1920, im Osten des Landes gegen die japanische Besatzung bis Ende 1922. Batum wurde am 19. März 1921 von den „Weißen“ befreit, am 25. Dezember 1922 Wladiwostok. Der Ferne Osten wurde sowjetisch.
Die ausländische militärische Intervention und der Bürgerkrieg waren beendet. Das Sowjetvolk hatte unter Führung der Partei der Bolschewiki, der Kommunistischen Partei Russlands, Sozialismus, Freiheit und Unabhängigkeit in erbitterten und schwersten Kämpfen gegen die gesamte kapitalistische Welt behauptet.

Wiederaufbau

Nachdem das Sowjetland den Krieg auf dem europäischen Teil des Landes beendet hatte, begann es, sich auf den friedlichen wirtschaftlichen Aufbau umzustellen. Um zu begreifen, welch gigantischer und schwieriger Weg vor den Werktätigen der Sowjetunion lag, müssen wir uns vergegenwärtigen, welche katastrophale Lage im Zarenreich herrschte.
Russland war ein in der Hauptsache agrarisches Land, mit einer schwach entwickelten Industrie. Die Bauern machten Anfang 1914 ca. 83 Prozent der Bevölkerung aus. Die technische Ausrüstung der Wirtschaft stand auf einem äußerst niedrigen Niveau. Die im Lande erzeugten Industriewaren reichten nicht aus. Maschinen und Werkbänke mussten aus dem Ausland eingeführt werden. Eigene Maschinenfabriken besaß das Land sehr wenige. Roheisen, Stahl, Kupfer und andere Metalle – alle für die Herstellung von Maschinen, Lokomotiven, Pflügen ähnliche erforderliche Materialien – waren nur in geringen Mengen vorhanden. Da das Land fast keine eigene leistungsfähige Schwerindustrie hatte, war seine ganze Wirtschaft rückständig.
Auch die Landwirtschaft war äußerst zurückgeblieben. Das gewaltige Bauernland mit seinen unermesslichen Feldern, Wiesen und Wäldern stand technisch und ökonomisch auf einem äußerst unterentwickelten, feudalen Niveau. Das Volk lebte erbärmlich von kläglichen, elenden Ernteerträgen.
Der größte Teil des Bodens gehörte den adligen Gutsbesitzern, der Kirche, dem Zaren und der Bourgeoisie. Über landwirtschaftliche Maschinen verfügten nur Gutsbesitzer und Kulaken (reiche Bauern). Der Hakenpflug war das Hauptproduktionsinstrument. Jeder dritte Bauer besaß kein Pferd. Das Getreide reichte für die bäuerlichen Familien gewöhnlich nur bis zum Frühjahr. Im Dorfe herrschten Armut und Ausbeutung durch Gutsherren und Kulaken. Das Volk war arm und unwissend. Nur jeder vierte Mensch konnte lesen und schreiben. Vier Fünftel aller Kinder erhielten keine Bildung und waren verurteilt, Analphabeten zu bleiben.
Diese rückständige Industrie und Landwirtschaft wurde durch den vierjährigen Weltkrieg, drei Jahre imperialistische Intervention und Bürgerkrieg ruiniert.
Die Sowjetmacht stand im Jahre 1921 vor den Trümmern einer zerstörten Wirtschaft. Die Produktion der Landwirtschaft lag nur etwa bei der Hälfte (55 Prozent) der Vorkriegsproduktion. Noch desolater war die Lage der Industrie. Die Kohlen- und Eisenerzgruben waren von den Interventen und Weißgardisten gesprengt und unter Wasser gesetzt worden. Die meisten Fabriken arbeiteten nicht, da es an Brennstoff und Rohstoffen mangelte. Die Produktion der Großindustrie betrug im Jahre 1920 nur wenig mehr als ein Siebentel (14 Prozent) der Vorkriegsproduktion. Fast alle Hochöfen und Martinöfen (Schmelzöfen zur Reinigung von Roheisen) waren erloschen, die Erzeugung von Roheisen betrug 1921 weniger als drei Prozent des Standes von 1913. Das Verkehrswesen war zerstört, die Zahl der Industriearbeiterschaft bis auf die Hälfte minimiert.
Der wirtschaftliche Verfall wirkte sich brutal auf die Lage der Werktätigen aus. Es mangelte am Notwendigsten: Brot, Fett, Fleisch, Schuhwerk, Kleidung, Zündhölzer, Salz, Petroleum, Seife u.a. Der friedliche wirtschaftliche Aufbau war im wahrsten Sinne des Wortes ein anderer Krieg: Der Kampf gegen den Hunger!
Diese Notlage machte beim Wiederaufbau eine besondere ökonomische Politik notwendig. Kaum waren an den Fronten die entscheidenden Schlachten geschlagen, da vollzogen die Bolschewiki unter Führung Lenins den Übergang vom Kriegskommunismus zur Neuen Ökonomischen Politik (NÖP). Die NÖP war zunächst ein Rückzug. Der freie Handel wurde wieder zugelassen, der Bauer erhielt das Verfügungsrecht über seine Produkte zurück, die Naturalsteuer wurde eingeführt. Lenin erklärte, dass die Freiheit des Handels anfänglich zu einem gewissen Aufleben des Kapitalismus im Lande führen werde. Aber der Aufschwung der Landwirtschaft und die Entwicklung der sozialistischen Industrie würden die Voraussetzungen für den Übergang zur entschiedenen Offensive gegen die Überreste des Kapitalismus im Lande – mit dem Ziel ihrer Vernichtung – schaffen.
Schon bald nach der Einführung der NÖP erzielte das Sowjetland einen Aufschwung an der Wirtschaftsfront.
Die Betriebe wurden zügig wieder aufgebaut. Das Verkehrswesen begann, besser zu arbeiten, die Landwirtschaft machte Fortschritte. Schon ein Jahr nach der Einführung der NÖP stellte Lenin auf dem XI. Parteitag der Bolschewiki fest: „Ein Jahr lang befanden wir uns auf dem Rückzug. Wir müssen jetzt im Namen der Partei sagen: genug! Das Ziel, das mit dem Rückzug verfolgt wurde, ist erreicht. Diese Periode geht zu Ende oder ist zu Ende. Nun setzen wir uns ein anderes Ziel: die Kräfte umzugruppieren.“
Der Krieg gegen Japan war Ende 1922 gewonnen, und während des Bürgerkriegs sind mehrere Sowjetrepubliken entstanden. So trat die Frage einer engeren Vereinigung der Sowjetrepubliken zu einer einheitlichen staatlichen Union auf die Tagesordnung.
Um die Aufgaben des Aufbaus des Sozialismus und der Landesverteidigung besser bewerkstelligen zu können, war die weitere Festigung des Bündnisses der Völker des Sowjetlandes notwendig. Ende Dezember 1922 fand der I. Unionskongress der Sowjets statt, auf dem die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) gegründet wurde. Die Schaffung der UdSSR bedeutete eine Stärkung der Sowjetmacht und einen großen Sieg der Politik der Partei der Bolschewiki in der nationalen Frage.
Trotz aller Schwierigkeiten ging es seit Ende 1922 aufwärts. Im Jahr 1927 war in Industrie und Landwirtschaft das Produktionsniveau aus dem Vorkriegsjahr erreicht und teilweise übertroffen. Die sozialistische Industrie wuchs und entwickelte sich. Die Arbeiterklasse wuchs, der Arbeitslohn stieg und zum zehnten Jahrestag der Oktoberrevolution beschloss das ZEK (Zentrale Exekutiv-Komitee) der SU, für die Industriearbeiter den Übergang vom Achtstunden- zum Siebenstundentag ohne Herabsetzung der Löhne durchzuführen. Das Leben wurde für die Arbeiter­Innen Bäuerinnen und Bauern leichter und besser.
So wurde die Aufgabe der Wiederherstellungsperiode bewältigt. Aber das reichte für den sozialistischen Aufbau noch lange nicht.
Um die anstehenden gewaltigen Anforderungen für den Aufbau des Sozialismus in einem Land zu verwirklichen, wurden die Fünfjahrespläne ins Leben gerufen, eine Politik und ein Instrument der sozialistischen Planwirtschaft.

Rekonstruktion der sozialistischen Wirtschaft

Nach der Mobilisierung der proletarischen Massen und der Sammlung aller Mittel nahmen die Kommunistische Partei Russlands und die Sowjets die Lösung der wichtigsten Aufgabe des sozialistischen Aufbaus in Angriff, die Industrialisierung des Landes.
Gestützt auf die erzielten Erfolge konnte die Sowjetmacht den Weg dahin für einen längeren Zeitabschnitt festlegen. Wurde bisher die Entwicklung der Wirtschaft für ein Jahr geplant, so wurde es jetzt möglich, für volle fünf Jahre zu planen: Der erste Fünfjahresplan der UdSSR lag ausgearbeitet und zur Durchführung bereit!
Das grundlegende Ziel dieses Plans bestand darin, in der SU eine Schwerindustrie zu schaffen, die imstande sein würde, nicht nur die gesamte Industrie, sondern auch das Verkehrswesen und die Landwirtschaft neu auszurüsten und umzugestalten. Zu diesem Zweck wurde auch festgelegt, einen gewaltigen Neubauplan in Angriff zu nehmen.
Bei Bekanntgabe des Fünfjahresplans höhnte die ausländische, kapitalistische Presse und Wirtschaftler von „einer unverwirklichbaren Utopie“, „einem Ingenieure-Roman“ oder „einer Frucht allzu hitziger Phantasie“. Einige deutsche Wirtschaftler erklärten sogar: „Wenn der von der USSR aufgestellte Fünfjahrplan in 50 Jahren ausgeführt werden könnte, so wäre das auch grandios. Aber das ist eine Utopie.“
Der erste Fünfjahresplan startete am 1. Oktober 1928 und sollte bis Oktober 1933 umgesetzt werden. Die Wirklichkeit vernichtete alle Zweifel. Nicht in 50 Jahren, sondern in nur vier Jahren und drei Monaten, Ende 1932, war dieser erste Fünfjahresplan bereits erfüllt.
In den Jahren des ersten Plans errichtete die SU eine moderne sozialistische Industrie, orientiert an den Bedürfnissen der Gesellschaft, der Werktätigen. Viele Zweige der modernen Industrie wurden neu geschaffen oder aus einer schwachen, oft halb handwerklichen Produktion aufs stärkste entwickelt. Mehr als 1 500 nach neuesten Stand der Technik ausgerüstete Industriebetriebe wurden gebaut und in Betrieb genommen, die Hüttenindustrie, der Traktoren-, Automobil- und Maschinenbau, die chemische Industrie, die Industrie für landwirtschaftliche Maschinen, Nahrungsmittelindustrie und die Luftfahrtindustrie wurden geschaffen.
Während zu Beginn des Fünfjahrplans die Industrieproduktion im Verhältnis zur landwirtschaftlichen Produktion 48 Prozent betrug, stieg sie gegen Ende des Fünfjahrplans auf 70 Prozent. Die Industrieproduktion der SU stieg gegenüber der Vorkriegszeit auf mehr als das Dreifache. Der Anteil der Schwerindustrie an der gesamten Industrieproduktion erhöhte sich von 42 auf 52 Prozent. Damit wurde die SU von einem rückständigen Agrarland in ein fortgeschrittenes Industrieland verwandelt.
Für die Umsetzung der Agrarrevolution auf dem Land stand ab 1928 die allseitige Entfaltung und Kollektivierung der Landwirtschaft auf der Agenda. Zu Beginn des ersten Fünfjahresplans existierten im Land 25 Mio. auf Privatbesitz beruhende bäuerliche Einzelwirtschaften. Die Zersplitterung der Landwirtschaft hemmte ihre Entwicklung, erschwerte die Anwendung von Maschinen und der modernen Agrotechnik und führte zu niedrigen Ernteerträgen.
Die Bolschewiki überzeugten in großangelegten Aufklärungs-Kampagnen Bäuerinnen und Bauern, dass sie sich nur durch ihre Vereinigung zu Kollektivwirtschaften vom Kulakenjoch befreien, für immer dem Elend und der Unkultur ein Ende machen und zu einem allseitig bereichernden Leben gelangen können.
Bis zum Jahre 1929 betrieb die Sowjetmacht die Politik der Einschränkung und noch nicht die Politik der Abschaffung des Kulakentums. Ende 1929 vollzog die Sowjetmacht im Zusammenhang mit dem Wachstum der Kollektiv- und Sowjetwirtschaften eine schroffe Wendung und ging von dieser Politik ab. Sie ging über zur Politik der Abschaffung des Kulakentums als Klasse.
Das Kulakentum wurde expropriiert. Ihre Produk­tionsmittel gingen in die Hände der vereinigten Bauernkollektive über. Die revolutionäre Umwälzung auf dem Land war bahnbrechend. Auf Initiative der Sowjetmacht, mit direkter Unterstützung durch die Millionenmassen der gegen Kulakenjoch und für ein freies kollektivwirtschaftliches Leben kämpfenden Bäuerinnen und Bauern wurde dies vollzogen.
Gegen Ende dieses Fünfjahresplans war die Kollektivierung der Landwirtschaft in den wichtigsten Bezirken der UdSSR abgeschlossen, und im ganzen Land vereinten die Kollektivwirtschaften 60 Prozent aller Wirtschaften mit mehr als 70 Prozent des gesamten Bauernlandes. Damit wurden Millionen Werktätige und gut die Hälfte der mittleren Bäuerinnen und Bauern vom Joch des Kulakentums befreit.
Die Durchführung des ersten Fünfjahresplanes verbesserte die materielle und kulturelle Lage der ArbeiterInnenklasse und der Bauernschaft in den Kollektivwirtschaften grundlegend.
Noch zu Beginn des ersten Fünfjahresplans waren in der SU ungefähr anderthalb Millionen Werktätige erwerbslos. Seit Anfang 1931 war die Vollbeschäftigung verwirklicht, während in den entwickelten kapitalistisch-imperialistischen Ländern die Zahl der Erwerbslosen ca. 35 Mio., z. B. in Deutschland 6,4 Mio betrug. Die Erwerbslosigkeit wurde vollständig liquidiert. Stattdessen war in der SU der Mangel an Arbeitskräften auf der Tagesordnung, obwohl die Anzahl der ArbeiterInnen sich verdoppelt hatte.
90 Prozent der ArbeiterInnen haben einen Siebenstundentag – in bestimmten Bereichen, in denen Schwerarbeit oder gesundheitsschädliche Arbeit durchgeführt werden muss, wurde der Sechsstundentag eingeführt – der Lohn ist um 67 Prozent gestiegen, 70 Prozent der ArbeiterInnen konnten bereits in Betriebskantinen und öffentlichen Speisesälen ihr Essen einnehmen.
Das Volkseinkommen erhöhte sich im Vergleich mit dem Jahre 1928 um 85 Prozent und der Sozialversicherungsfonds stieg für denselben Zeitraum um 292 Prozent.
Die Ergebnisse des Fünfjahresplans machten den bürgerlichen „Glaubenssatz“, dass die ArbeiterInnenklasse nicht fähig sei, Neues aufzubauen, dass sie nur fähig sei, das Alte zu zerstören, zunichte. Seine Ergebnisse haben gezeigt, dass die Arbeiterklasse ebenso fähig ist, Neues aufzubauen, wie das Alte zu zerstören.
Ja, die ArbeiterInnenklasse baute während des ersten Fünfjahresplanes die Grundlage der Industrialisierung des Landes, Eisenhüttenindustrie, Traktorenindustrie, Automobilindustrie, Werkzeugmaschinenbau, moderne chemische Industrie, Industrie zur Herstellung moderner landwirtschaftlicher Maschinen, Flugzeugindustrie u.a. auf. In der Erzeugung elektrischer Energie, Erdölproduktion, Kohlenförderung etc. stieg die SU weltweit auf einen der ersten Plätze.
Die Fünfjahrespläne sind auch deswegen von so hoher Bedeutung für den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft, weil sie von den Werktätigen gemeinsam breit entwickelt und diskutiert wurden. Inhalt, Menge, Methode, Ziele – jeder Teil eines Plans wurde in Betrieben, Komitees und Sowjets beratschlagt und beschlossen.
Da ging es in gleichem Maße darum, wie auf der einen Seite die ArbeiterInnen am sinnvollsten zum Erreichen der Ziele eingesetzt werden wie nachher auch die Gewinne aus der Arbeit wieder für das Wohl der Werktätigen. So wurde auch das Fundament gelegt für die sozialistische Gesellschaft.
Die politische Hauptaufgabe des zweiten Fünfjahresplans bestand darin, die Reste der kapitalistischen Elemente im Land endgültig abzuschaffen, die Ursachen, die die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen hervorriefen, völlig zu beseitigen und sämtliche Werktätigen des Sowjetlandes in bewusste und aktive ErbauerInnen der sozialistischen Gesellschaft zu verwandeln. Der zweite Fünfjahresplan begann Anfang 1933 und sollte bis Ende 1937 dauern. Die weitere Entwicklung der Stoßbrigaden und die Entstehung der Stachanow-Bewegung, der sozialistische Wettbewerb, führten zu einem neuen Aufschwung beim sozialistischen Aufbau.
Auch der zweite Fünfjahresplan wurde in vier Jahren und drei Monaten, am 1. April 1937, erfüllt. Damit wurde die technische Rekonstruktion der Wirtschaft der UdSSR abgeschlossen. Die Ausbeuterklassen waren weitgehend liquidiert und damit auch die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft. Er schloss den sozialistischen Neuaufbau der Industrie und der Landwirtschaft ab.
Der Bruttoproduktion der Industrie nach stand die SU nunmehr an erster Stelle in Europa und an zweiter in der Welt. Die SU überholte alle Länder der Welt in der Produktion von Mähdreschern, im Traktorenbau und in der Erzförderung gelangte sie auf den ersten Platz in Europa und auf den zweiten in der Welt. In der Erzeugung von Elektroenergie stand die SU an zweiter Stelle in Europa und an dritter in der Welt. Verglichen mit dem Ergebnis des ersten Fünfjahresplans ist die Industrie am Ende des zweiten Fünfjahresplans um mehr als das Doppelte gewachsen.
Am Ende waren 28,5 Mio. kleinere Bauernwirtschaften in über 243 000 Kollektivwirtschaften zusammengeschlossen. Das machte 93 Prozent aller Bauernhöfe aus. Die Zahl der Maschinen-Traktoren-Stationen stieg bis auf 5 612. 227 Mio. ha Acker wurden mit Traktoren bearbeitet, 64 Prozent aller Kraftquellen der Landwirtschaft bildeten mechanische Motoren. Auf den Feldern der SU arbeiteten im Jahre 1940 523 000 Traktoren und mehr als 182 000 Mähdrescher. Neue Berufsgruppen, z.B. Hunderttausen­de TraktoristInnen, MähdrescherführerInnen und MechanikerInnen entstanden in der Landwirtschaft.
Trotz aller Erfolge des sozialistischen Aufbaus lag die SU, gerechnet an­­hand der erzeugten Menge von Industrieproduktion pro Kopf der Bevölkerung, hinter den höchstentwickelten kapitalistischen Ländern.
Die Aufgabe, diese in Hinsicht auf die Befriedigung der Bedürfnisse der Werktätigen und der Schaffung einer daran orientierten Industrie, Landwirtschaft und Infrastruktur, einzuholen und zu überholen, sollten die nächsten drei oder mehr Fünfjahrespläne lösen.
Ohne einen Überfluss an allen gesellschaftlich notwendigen Produkten sowie gesellschaftlichen Reichtums auf allen Ebenen des Sozialismus kann auch die ökonomische Voraussetzung für den Übergang von der sozialistischen zur kommunistischen Gesellschaft nicht geschaffen werden. Molotow betonte: „Wir werden dadurch bewirken, daß die Sowjetunion auch in ökonomischer Hinsicht an die erste Stelle in der Welt rückt. Dann, aber auch nur dann, wird die neue Etappe in der Entwicklung der Sowjetunion, die Etappe des Übergangs von der sozialistischen Gesellschaft zur kommunistischen Gesellschaft, in ihrer ganzen Bedeutung zutage treten.“ (S. 22-23)
In den ersten drei Jahren des dritten Fünfjahresplans (1938-1942) wurde der Plan schon komplett erfüllt. Die Erzeugung von Produktionsmitteln stieg auf mehr als das 1,5-fache, die Produktion der Maschinenbauindustrie um 75 Prozent. Ein enormes Bauprogramm wurde bewältigt. Etwa 3 000 Fabriken, Werke, Gruben, Kraftwerke, etc. der staatlichen Industrie wurden in Betrieb genommen. Gesellschaftliche Einrichtungen, Kindergärten, Speisehallen, Schulen, Krankenhäuser etc. wurden errichtet. Auch die Wohnbedürfnisse der Werktätigen – sowohl was Menge als auch Qualität angeht – wurden nach und nach befriedigt. Verglichen mit 1913 war die Produktionshöhe um das 3,5- bis 5,5-fache höher.
Der materielle Wohlstand und die kulturellen Angebote für die Sowjetvölker stiegen weiter. Neue qualifizierte Kader für die Wirtschaft der SU wurden in schnellem Tempo ausgebildet. Es erhöhte sich die Arbeitsproduktivität, die Bedürfnisse der Volksmassen in allen Bereichen, Ernährung, Wohnsituation, Kleidung, Kultur, Erholung konnten besser und vielfältiger befriedigt werden. Das Niveau der Löhne stieg an. Die Einnahmen der Kollektivwirtschaften nahmen zu. Das Netz der kulturellen Einrichtungen wurde erweitert.

Sowjetverfassung 1936...

Die Verfassung von 1924 wurde während der NÖP angenommen, wo in gewissem Rahmen Kapitalismus zugelassen war. Das Wahlrecht war den Ausbeutern und Nichtwerktätigen entzogen. Die Errungenschaften beim Aufbau des Sozialismus und die grundlegenden Änderungen in der Klassenstruktur der Gesellschaft machten eine neue Verfassung notwendig. Entsprechend beschloss der VII. Sowjetkongress der UdSSR am 6. Februar 1935:
„1. An der Verfassung der Union der SSR sind Abänderungen vorzunehmen in der Richtung:
a) der weiteren Demokratisierung des Wahlsystems im Sinne der Ersetzung der nicht vollkommen gleichen Wahlen durch gleiche, der indirekten durch direkte, der offenen durch geheime; b) der Präzisierung der sozialen und ökonomischen Grundlage der Verfassung im Sinne der Anpassung der Verfassung an das heutige Kräfteverhältnis der Klassen in der UdSSR (Schaffung einer neuen sozialistischen Industrie, Zerschmetterung des Kulakentums, Sieg des kollektivwirtschaftlichen Systems, Verankerung des sozialistischen Eigentums als Grundlage der Sowjetgesellschaft usw.)“
Der Verfassungs-Entwurf wurde im Sommer 1936 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Die ganze Bevölkerung der Sowjetunion debattierte fünfeinhalb Monate über den Entwurf. Es gab keinen einzigen Betrieb, keine Lehranstalt oder Kollektivwirtschaft, Gewerkschaft oder Kommune, wo nicht eine oder mehrere Versammlungen zur Besprechung des Entwurfs stattgefunden hat. Alle Publikationen der Sowjetpresse räumten dieser Diskussion in fast jeder Nummer einen ansehnlichen Platz ein. Arbeiter­Innen, Kollektivisten aus den nationalen Republiken, Lehrer­Innen, StudentInnen, RotarmistInnen, Jugend­liche, RentnerInnen, Kollektivbauernschaft, Hausfrauen, SchriftstellerInnen, KünstlerInnen, Sportler­Innen – alle Bevölkerungsschichten – beteiligten sich und brachten ihre Bemerkungen und Vorschläge ein.
Insgesamt wurden 43 Abänderungen an 32 Artikeln vorgenommen. Am 5. Dezember 1936 wurde die Verfassung vom VIII. außerordentlichen Allunions-Sowjetkongress angenommen. Das war die demokratischste Verfassung der Welt. Nicht nur dem Inhalt nach, sondern einmalig auch in der Form ihrer Entstehung, der Diskussion der ganzen Bevölkerung des Landes.
Es war tatsächlich eine Verfassung, die das bereits errungene und verwirklichte gesellschaftliche Leben darstellte und so mit dem konkreten Leben der werktätigen Massen übereinstimmte.
Ein grundlegender Unterschied der Sowjetverfassung – unter anderem – gegenüber bürgerlichen Verfassungen ist, dass die Sowjetverfassung sich nicht auf die Fixierung der formalen Rechte der StaatsbürgerInnen beschränkt, sondern den Schwerpunkt auf die Frage der Garantien dieser Rechte, auf die Frage der Mittel zur Verwirklichung dieser Rechte verlegt. Außerdem sind viele Grundrechte, die in der Sowjetverfassung festgeschrieben sind, in bürgerlichen Verfassungen – auch nach 80 Jahren – nicht einmal formal fixiert.
Zum Beispiel sind im Jahr 2017 im Grundgesetz der BRD keine Rechte auf Arbeit, Erholung, Bildung oder Versorgung, Gleichberechtigung von Frau und Mann, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, eigenständige Rechte für Kinder usw. festgeschrieben.
In Artikel 12 des Grundgesetzes wird gesagt:„Alle Deutschen [nicht alle Bürger, die in Deutschland leben! Sondern die Deutschen! Anm. TA] haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.“
Also wenn der eine oder die andere Deutsche einen Arbeitsplatz findet oder den einen oder anderen Beruf erlernen möchte, darf er/sie selbst entscheiden. Aber der Staat gibt weder ein Recht auf Arbeit, noch garantiert er ein solches. Während aktuell in Deutschland – tatsächlich auf der ganzen Welt – Rassismus vom Staat gefördert und eine menschenfeindliche Praxis gegen geflüchtete Menschen durchgesetzt wird, wurden in der Sowjetunion jegliche Diskriminierung und Rassismus verboten. Die Gleichberechtigung der Bürger der UdSSR wurde als „… auf sämtlichen Gebieten des wirtschaftlichen, staatlichen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens, unabhängig von ihrer Nationalität und Rasse, ist unverbrüchliches Gesetz.“ deklariert und verwirklicht. (Verfassung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Artikel 123)

Recht auf Arbeit

Im zaristischen Russland besaßen die Arbeiter und Bauern weder Rechte noch Freiheiten. Auch kein Recht auf Arbeit. Keine einzige Verfassung eines kapitalistischen Staates garantiert den Werktätigen ein derartiges Recht und kann es auch gar nicht garantieren, denn in kapitalistischen Staaten ist die Wirtschaft auf dem kapitalistischen Eigentum begründet. Im Kapitalismusbestimmen nicht die ArbeiterInnen, sondern die Kapitalisten über Produktion und über gesellschaftliche Arbeit. Im Kapitalismus herrscht für das Kapital das Recht auf Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft und für die ArbeiterInnen der Zwang, ihre Arbeitskraft auf dem kapitalistischen Markt zu verkaufen.
Wie bereits gesagt, seit 1931 kannte die SU keine Arbeitslosigkeit mehr. Das Recht auf Arbeit für die SowjetbürgerInnen war in der Praxis schon verwirklicht. Im Artikel 118 der Verfassung wurde diese Tatsache gesetzlich festgelegt:
„Die Bürger der UdSSR haben das Recht auf Arbeit, das heißt das Recht auf garantierte Beschäftigung mit Entlohnung ihrer Arbeit nach Quantität und Qualität.
Das Recht auf Arbeit wird gewährleistet durch die sozialistische Organisation der Volkswirtschaft, das stetige Wachstum der Produktivkräfte der Sowjetgesellschaft, die Ausschaltung der Möglichkeit von Wirtschaftskrisen und die Liquidierung der Arbeitslosigkeit.“
(ebenda)
Das Recht auf Arbeit war eine der größten Errungenschaften des Sowjetlandes. Die Diktatur des Proletariats, der Sozialismus machte das möglich.

Recht auf Erholung

Im Artikel 119 der Verfassung wurde das Recht auf Erholung festgelegt:
„Die Bürger der UdSSR haben das Recht auf Erholung.
Das Recht auf Erholung wird gewährleistet durch die Festsetzung des achtstündigen Arbeitstages für Arbeiter und Angestellte und die Verkürzung des Arbeitstages auf sieben und sechs Stunden für eine Reihe von Berufen mit schweren Arbeitsbedingungen, durch Festsetzung eines vollbezahlten Jahresurlaubs für die Arbeiter und Angestellten und durch das in den Dienst der Werktätigen gestellte umfassende Netz von Sanatorien, Erholungsheimen und Klubs.“
(ebenda)
Das Leben des Arbeiters und der Arbeiterin, der TagelöhnerInnen in der zaristischen Zeit hing völlig von der Willkür des Arbeitgebers ab. Die Kapitalisten versuchten, den Arbeitstag in jeder Weise zu verlängern sowie die Zahl der Tage, Stunden und Minuten der Erholung der Arbeiter zu kürzen, um an deren Arbeit mehr zu profitieren. Im Jahre 1913 betrug die durchschnittliche tägliche Arbeitszeit zehn Stunden, 15 Prozent der Arbeiter arbeiteten 11 bis 12 Stunden und in handwerklichen Berufen 15 bis 16 Stunden pro Tag. Es gab keinen Schwangerenschutz. Kinderarbeit war wohl bis zum Alter von 12 Jahren verboten, trotzdem arbeiteten schon sieben- bis achtjährige Kinder in den Fabriken. Von Erholung für die ArbeiterInnen konnte unter diesen Bedingungen überhaupt keine Rede sein.
Da die Verkürzung der Arbeitszeit im Gesundheitsschutz der ArbeiterInnen eine entscheidende Rolle spielt, hat die Sowjetmacht gleich nach der Oktoberrevolution den Achtstundentag eingeführt. Kinderarbeit unter 14 Jahren wurde verboten, die Arbeitszeit Jugendlicher von 14 bis 16 Jahren auf vier Stunden und von 16 bis 18 Jahren auf sechs Stunden festgesetzt.
Am zehnten Jahrestag der Oktoberrevolution wurde der Siebenstundentag als Normalarbeitstag ohne Lohnkürzung verkündet und in den folgenden Jahren allgemein umgesetzt. Für ArbeiterInnen, die in gesundheitsschädlichen Bereichen arbeiten, wurde der Arbeitstag bis auf sechs, vier sogar drei Stunden verkürzt.
Die Verkürzung der Arbeitszeit war eine der wichtigsten Maßnahmen für die Erholung der ArbeiterInnen. Gleichzeitig schuf sie die Gelegenheit für die ArbeiterInnen, sich weiterzubilden, sich gesellschaftlich und politisch in allen Bereichen aktiv einzubringen, mitzumachen und mitzuentscheiden.
Eine andere Maßnahme war der, bis dahin nirgendwo sonst existierende, bezahlte Urlaub. Alle ArbeiterInnen und Werktätigen hatten das Recht – je nach Industriezweig zwei bis vier Wochen und länger – auf einen jährlichen bezahlten Urlaub. Gleichzeitig wurden die Möglichkeiten, um Urlaub machen zu können, geschaffen. Die herrlichen Privathäuser und Villen, die früher Großgrundbesitzer und Kapitalisten bewohnten, die Paläste der Zaren und Großfürsten wurden als Sanatorien, Heilstätten, Erholungsheime und Klubs für ArbeiterInnen, Bäuerinnen und Bauern umgebaut. Der Umfang solcher Urlaubsorte wurde von Jahr zu Jahr erweitert. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren es mehr als 3 000 Sanatorien mit modernsten medizinischen Einrichtungen ausgestattet und Erholungsheime. Letztere verfügten über Kinos, Bibliotheken und Lesesäle, Sportplätze usw. usf. Millionen und aber Millionen von Sowjetmenschen fanden dort Erholung und Heilung.

Recht auf materielle Versorgung

Im Artikel 120 der Verfassung heißt es:
„Die Bürger der UdSSR haben das Recht auf materielle Versorgung im Alter sowie im Fall von Krankheit und Invalidität.
Dieses Recht wird gewährleistet durch die umfassende Entwicklung der Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten auf Staatskosten, durch unentgeltliche ärztliche Hilfe für die Werktätigen, durch das den Werktätigen zur Verfügung gestellte umfassende Netz von Kurorten.“
(ebenda).
Das Recht der Sowjetbürger auf materielle Versorgung im Alter sowie im Fall von Krankheit und Verlust der Arbeitsfähigkeit war ein ungeheuer großer Fortschritt. Wenn wir heute, im Jahr 2017, die entwickeltesten imperialistischen Länder zum Vergleich heranziehen, begegnen wir einem ganz gegensätzlichen Bild. In der SU wurde die Altersrente – Männern ab dem 60. und Frauen ab dem 55. Lebensjahr – lebenslänglich gewährt. In Fällen von Verlust der Arbeitsfähigkeit wurden die Betroffenen für die gesamte Zeit der Arbeitsunfähigkeit mit mehr als 75 Prozent des tatsächlichen Verdienstes vor ihrer Erkrankung unterstützt.
Denken wir in Deutschland nur mal an Hartz IV und Agenda 2010 – bei diesen Regelungen geht es ausschließlich darum, die Profite der Kapitalisten zu schützen, die Ausgaben des Staates für seine BürgerInnen zu senken und die Steuergelder in ihren Machterhalt, wie Militärausgaben etc. zu stecken! Im Vergleich dazu ging alles im sozialistischen System um die Menschen, nicht um Profit und Ausbeutung. Das Recht auf materielle Versorgung an sich umfasst einen breiten Bereich des Lebens.
Die Sozialversicherung der SU war eine innovative Errungenschaft der Oktoberevolution. Sie garantierte den Sowjetbürgern nicht nur die Verwirklichung ihrer Rechte auf materielle Versorgung beim Verlust ihrer Arbeitsfähigkeit, sondern trug auch als wichtiger Faktor zur Verbesserung der Lebenshaltung der Werktätigen, zur Befriedigung ihrer materiellen und kulturellen Bedürfnisse bei. Aus den Mitteln der Sozialversicherung wurden Krankengelder, Invaliden– und Altersrenten, Hinterbliebenenrenten und Dienstpensionen ausgezahlt. Arbeitende Frauen erhielten Schwangerschafts-, Wochen-, Pflege– und Stillgelder. Aus den Mitteln der Sozialversicherung wurden auch für die Entsendung von ArbeiterInnen und Angestellten in Sanatorien und Erholungsheime, für Diätkost, für die Verschickung von Arbeiter-, und Angestelltenkindern in Pionierlandheime und Kindersanatorien Gelder bereitgestellt. Krankengeld wurde vom ersten Tag der Arbeitsunfähigkeit bis zur völligen Genesung bezahlt. Falls ein/e Patient/in invalide wurde, dann erhielt er/sie eine Rente.

Recht auf Bildung

Unter dem Zarismus ging wirtschaftliche Rückständigkeit mit kultureller Rückständigkeit Hand in Hand. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung war nicht einmal des Lesens und Schreibens kundig. Unter vielen nichtrussischen Völkern waren Lesekundige vereinzelt anzutreffen. Zum Beispiel in Tadshikistan konnten nur 0,5 Prozent Menschen lesen und schreiben, in Kirgisien etwa ein bis zwei Prozent. Über 40 Nationalitäten besaßen kein Schrifttum und hatten nicht einmal ein Alphabet.
Massenanalphabetismus war eine der Erscheinungen, welche die junge Sowjetrepublik bei ihrem Machtantritt erbte. Kaum hatten die Sowjets die Macht ergriffen, da gingen sie schon daran, diesen Zustand zu ändern. Um den Analphabetismus abzuschaffen, wurden alle möglichen Mittel genutzt. Je mehr die wirtschaftliche Lage sich verbesserte, desto mehr wurde die Liquidierung des Analphabetismus vorangetrieben – besonders während der Fünfjahrespläne. Die ökonomische Entwicklung und die Entwicklung der Alphabetisierung bedingten einander. Um die Zahl der Lese- und Schreibkundigen zu vermehren, war die wirtschaftliche Entwicklung notwendig und um die Arbeitsproduktivität zu steigern, waren Arbeitskräfte, die lesen und schreiben konnten, notwendig. In der Verfassung im Artikel 121 heißt es:
„Die Bürger der UdSSR haben das Recht auf Bildung. Dieses Recht wird gewährleistet durch die allgemeine Grundschulpflicht, durch die Unentgeltlichkeit der Siebenjahresschule, durch das System staatlicher Stipendien für Studierende an den Hochschulen, die gute Noten aufzuweisen haben, durch Erteilung des Schulunterrichts in der Muttersprache, durch Organisierung unentgeltlicher betrieblicher, technischer und agronomischer Ausbildung der Werktätigen in den Betrieben, den Sowjetwirtschaften, den Maschinen-Traktoren-Stationen und den Kollektivwirtschaften.“ (ebenda).
Die sozialistische Gesellschaft eröffnete zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit allen Werktätigen den Weg zu Wissenschaft und Bildung. Sie öffnete dem Volk die Tore zu allen Lehranstalten, von den Grundschulen bis zu den Hochschulen. Noch nie in der Geschichte zuvor hat ein Volk sich die Aufgabe gestellt, für sich in Einklang mit einer planmäßigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, auch eine umfassende, demokratische, internationalistische Kultur zu entwickeln, die von allen geschaffen, getragen und erlebt wird.
Die allgemeine Schulpflicht wurde eingeführt. Einrichtungen der Vorschulerziehung, Schulen verschiedenen Typs und verschiedener Stufen, außerschulische Einrichtungen für Schüler, Schulen für Erwachsene, Kultur- und Aufklärungsstätten und Bildungsmaßnahmen für Erwachsene usw. wurden geschaffen. Städte und ländliche Regionen wurden mit einem dichten Netz von Bibliotheken überzogen: 250 765 an der Zahl im Jahr 1939, mit einem Bücherbestand von sage und schreibe 442 203 800!
Es wurde das Prinzip der nationalen Gleichberechtigung in der Praxis verwirklicht. Nicht-russische Nationen und Nationalitäten hatten die Möglichkeit zum Unterricht in ihrer Muttersprache. Für die vielen Nationalitäten, die nicht einmal ein Alphabet hatten, wurde ein passendes Alphabet geschaffen, damit sie in der Muttersprache lesen und schreiben und lernen konnten. In den Vorschuleinrichtungen, den Schulen sowie den Kultur- und Bildungsstätten für Erwachsene wurde die Sprache des betreffenden Volkes gebraucht.
Bis 1940 wurde der Analphabetismus im Wesentlichen beseitigt. Im Jahr 1937, 20 Jahre nach der Oktoberrevolution, lernten in verschiedenen Bildungseinrichtungen der SU ca. 50 Millionen Sowjetmenschen. Die Zahl der SchülerInnen, StudentInnen und LehrerInnen stieg rasant. 1939 war die Zahl der Hochschulen von 91 im Jahre 1914 auf 750 und die Zahl der StudentInnen von 112 000 auf 619 897 angewachsen. Das waren damals mehr als in allen 22 westeuropäischen Ländern zusammen.
Im Jahr 1913 erschienen 86,7 Millionen Exemplare neue Bücher, während im Jahre 1938 bereits schon 692,7 Millionen herausgegeben wurden. Von 1928 bis 1937 wurden in der SU 1 228 Millionen Buchexemplare in den Sprachen der Völker der UdSSR (außer in der russischen), davon 593 Millionen im zweiten Fünfjahrplan, herausgegeben. Um das Jahr 1937 wurden in 111 Sprachen Bücher herausgegeben. Literaturzirkel bildeten sich in Fabriken und allen anderen gesellschaftlichen Bereichen.
Im Jahre 1913 erschienen in Russland 775 Zeitungen in russischer Sprache und 84 Zeitungen in anderen Sprachen. Im Jahr 1939 erschienen in der UdSSR 6 475 Zeitungen in russischer Sprache und 2 294 in anderen Sprachen. Die Tagesauflage der Zeitungen vor dem Zweiten Weltkrieg – Wandzeitungen nicht gerechnet – belief sich auf 37,5 Millionen, während im Jahre 1913 die Tagesauflage 2,7 Millionen betrug. Als offizielles Organ der Sowjetregierung, erschien die Iswestija in den Sprachen aller 16 Sowjetrepubliken. Buch und Zeitungs-Veröffentlichungen in 72 Sprachen. In der Sowjetunion wurden Millionen und aber Millionen Exemplare Bücher, Zeitungen etc. in sämtlichen Bereichen und in vielen Sprachen veröffentlicht.
Bei der Bildung ging es um die gesamtgesellschaft­liche Entwicklung und in jedem Bereich der Gesellschaft.
Lesen und Schreiben war notwendig, um das Tor zum Wissen, zur Literatur, Kunst, Wissenschaft, Technik, technische Entwicklung, Entwicklung der Wirtschaft und Arbeitsproduktivität usw. usf. zu öffnen.
Alle Bereiche stellten ein Ganzes dar. Das ganze Land wurde im wahrsten Sinne des Wortes von einer Kulturrevolution erfasst und vorwärtsgetragen.
Die bürgerliche, exklusive Hochkultur wurde durch eine ungeheuer breite Kulturlandschaft der Völker ersetzt. Mit dem Zugang zur Kultur, dem (Neu)entdecken dieser gesellschaftlichen Bereiche, die dem Proletariat, den Werktätigen bisher versperrt waren, wurde Unvorstellbares möglich. Wie Anna Mlynek (siehe Kasten) feststellt, die Werktätigen konnten alles werden, und so kamen aus ihren Reihen Kulturschaffende und -begeisterte.
Theater, Kabarett, Musik – Film wurde als innovativstes Massenmedium bedeutend – bildende Kunst, Malerei, Bildhauerei, Grafik, Stoffkunst, die Kulturstätten platzten aus allen Nähten vor dem Andrang der Werktätigen. Sie kamen, um ihre neue „freie“ Zeit zu füllen mit Theater, Gesang, Tanz, Kunst.
Sie experimentierten und entwarfen. Architektur und Städtebau, Gestaltung, Avantgarde und Moderne, Kulturtheorie. All das erschloss sich das Volk der „Neuen Zeit“ mit dem Recht auf Bildung und Kultur.
Was die Werktätigen, die ArbeiterInnen, die Bäuerinnen und Bauern sowie die Angestellten in der SU erreicht und geschaffen haben, kann sich eine Gesellschaft auch in dem entwickeltesten kapitalistischen, imperialistischen Land nicht einmal vorstellen.

Errungenschaften auf einen Blick

Sozialistische Oktoberrevolution, Errichtung der Diktatur des Proletariats unter Führung der Kommunistischen Partei – das Werk der revolutionären Volksmassen vollbrachte eine Weltenwende.
Das war Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus und machte so die Errungenschaften während des Aufbaus des Sozialismus überhaupt erst möglich.
*Enteignung der Kapitalisten und Großgrundbesitzer.
*Frieden statt imperialistischer Kriege.
*Befreiung der Arbeiterklasse von ihren Ausbeutern und die werktätige Bauernschaft vom Joch der Gutsbesitzer.
*Verwirklichung der demokratischen Rechte:
*Abschaffung der nationalen Unterdrückung.
*Befreiung der unterdrückten Nationen und Nationalitäten.
*Deklarierung des Selbstbestimmungsrechts auf Lostrennung.
Vollständige
*Gleichberechtigung der Frau. Kampf dem Patriarchat.
Proklamation eigenständiger Kinder- und Jugendrechte!
*Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche.
*Abschaffung der Stände und Zivilränge und aller Standeseinteilungen sowie der Standesprivilegien und Organisationen.
*Abschaffung der Arbeitslosigkeit. Verkürzung der Arbeitszeit auf sieben bis drei Stunden pro Tag.
*Verwirklichung von gleichem Lohn für gleiche Arbeit.
*Abschaffung der Ausbeuterklassen und der Ausbeutung vom Menschen durch den Menschen.
*Verwirklichung der sozialistischen (Sowjet-)Demokratie in Gestalt der Sowjets.
Seit 1937 nach der Verfassung von 1936 direkte Wahlen der Deputierten des Sowjets, direkte Demokratie. Abwählbarkeit der Deputierten.
Garantierte Rechte auf Arbeit, Erholung, Bildung und materielle Versorgung.
Radikale Umwälzung und Verbesserung des materiellen und kulturellen Lebensstandards der Völker der Sowjetunion.
Alle Macht und aller gesellschaftlicher Reichtum lag in den Händen der Werktätigen.
Die Liste der Errungenschaften ist in Wirklichkeit noch länger. Wir zählen hier nur einige wichtige auf.
Diese grandiose Entwicklung und der Aufbau des Sozialismus wurde durch die vollständige Machtübernahme der modernen Revisionisten auf dem XX. Parteitag der KPdSU und mit der Errichtung der Macht der bürokratisch-technokratischen Staatsbourgeoisie beendet. Die Errungenschaften gingen mit der Restauration des Kapitalismus nach und nach verloren.
Trotz alledem, der Aufbau des Sozialismus in der Sozialistischen Sowjetunion hat gezeigt, dass eine andere Welt möglich ist! Und nur im Sozialismus! Unter der Diktatur des Proletariats, wo die Arbeiterklasse, die werktätige Bevölkerung den Staat in Gestalt der Sowjets verwalten und Sowjetdemokratie verwirklichen.
Auch heute, 2017, lohnt es sich für uns ArbeiterInnen und Werktätige für die Revolution und den Sozialismus zu kämpfen.
Die Oktoberrevolution hat gezeigt, der Sozialismus ist die einzige Alternative zur imperialistischen Barbarei!

„20 Jahre Sowjetmacht“, Rundschau, Nr. 46 (Sondernummer), S. 1645-1646, 1937

„In nur 20 Jahren hat der Sozialismus das Gesicht dieses Landes, das den sechsten Teil des Erdballs umfaßt, völlig verändert. Wüsten und Steppen verwandeln sich in blühende Städte. Verwahrloste Winkel in blühende Wirtschaften.
Wo einst Oede gähnte, pulsiert neues Leben. Wo einst Unwissenheit sich breit machte, gedeiht Wissen. Wo einst Armut Hirn und Herz verbitterte, sprießt neues schöpferisches Leben. Wo einst der Hunger sein Reich aufschlug, entfaltet sich der Ueberfluß. Wo einst Unkultur hauste, erklingt das Lied der Arbeit, der Freude, des Schöpfertums.
Der Sozialismus stillte den Hunger der Millionen. Er verjagte das Elend aus den Vierteln der Werktätigen. Er erbaute neue Städte, errichtete neue Industrien, erschloß neue Quellen des Reichtums, legte neue Eisenbahnlinien, schuf Universitäten und Schulen, Akademien und Forschungsinstitute, brachte Licht in die entlegensten Dörfer, schuf Theater und Museen, Bibliotheken und Lesehallen, Klubs, Sanatorien, Erholungsheime, Wochenendheime – alles für die Arbeitenden, alles für die Schaffenden, alles für das Volk. Dutzende Nationen und Nationalitäten, die unter dem Joch der zaristischen Selbstherrschaft und der Ausplünderung stöhnten, wurden befreit, erhoben ihr Haupt, entdeckten ihr Eigenleben und traten in edlen Wettbewerb mit allen anderen Völkern, mit denen sie gemeinsam die brüderliche Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken bilden.“

Revolutionsjahr 1917 - Chronologie Mai bis September

Mai:
1. Mai: Russland ist weiterhin Kriegspartei im 1. Weltkrieg. Erster Kongresses der Sowjets des Fernen Ostens. Beginn des Allrussischen Mohammedaner-Kongresses in Moskau.
3. Mai: Von Soldaten geforderte Rücktritt Miljukow (Außenminister, Provisorische Regierung), der für Weiterführung des Kriegs eintrat. Zeichen der Instabilität der bürgerlichen Regierung. Eröffnung des Allrussischen Kongresses der Bauerndeputierten in Petrograd.
5. Mai: Bildung der Provisorischen Koalitionsregierung, Parteien: Menschewiki, Sozialrevolutionäre, Kadetten, Oktobristen etc.)
7. Mai: Offener Brief Lenins an die Delegierten des Kongresses der Bauerndeputierten. Zentrale Forderungen: Boden an das Volk, Schluss mit Eroberungskrieg der Kapitalisten, alle Macht den Sowjets der Arbeiter-, Soldaten-, Bauern-Deputierten.
8. Mai: ArbeiterInnen mehrerer Moskauer und Petrograder Fabriken protestieren gegen den Eintritt der Mitglieder des Arbeiter-Sowjets in die Regierung.
12. Mai: Streik in Petrograder chemischen Fabriken. Scharfe Arbeitskonflikte in Moskaus. Große Streiks in Finnland.
14. Mai: Straßendemonstrationen in Moskau und in anderen Städten gegen das Todesurteil für Friedrich Adler. Bekannter österreichischer Sozialdemokrat. Erschoss am 21. Oktober 1916 Ministerpräsidenten Karl Reichsgraf von Stürgkh. Amnestiert am 1. November 1918.
15. Mai: An der Nordfront erscheint die erste Nummer der bolschewistischen Zeitung „Okop­naja Prawda“.
16. Mai: Vereinigten Staaten von Amerika gewähren der Prov. Regierung einen Kredit von 100 Millionen Dollar.
18. Mai: Rücktritt des Handelsministers Konowalow. Auflösungserscheinungen in der Prov.Regierung. General Denikin (Chef des Generalstabs) will Formierung von Stoßtruppen.
22. Mai: Bericht Lenins zur Agrarfrage auf dem ersten Allrussischen Kongress der Bauerndeputierten. Zentrale Forderung sofortige und vollständige Konfiskation aller Gutsbesitzerländereien.
28. Mai: 1. Maschinengewehr-Regiment veranstaltet in Petrograd eine Straßendemonstration für die Kronstädter Matrosen und Soldaten. Zugleich befreit das Regiment den Bolschewik Semaschko aus der Haft. Eröffnung des Allukrainischen Bauernkongresses in Kiew.
30. Mai: Demonstration der Industrie- und Handelsangestellten in Moskau für den Achtstundenarbeitstag.
31. Mai: Resolution ZK der Bolschewiki für Übernahme der „gesamten Macht durch die Sowjets“.


Juni:
3. Juni: Erster Allrussischer Kongress der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten.
4. Juni: Rede Lenins auf diesem Kongress über die Stellung zur Prov. Regierung. Großes Meeting in Petrograd für die Gründung der Dritten Kommunistischen Internationale.
6. Juni: Soldatenmeuterei in der Schwarzmeerflotte. Gegen Armeebefehlshaber und Krieg.
7. Juni: Soldatenmeuterei in Sebastopol. Forderung nach Verhaftung Admirals Koltschak.
9. Juni: In Petrograd beschließt das Ismailowski-Regiment am 10. Juni unter bolschewistischen Losungen zu demonstrieren. Der Sowjet der Fabrikkomitees schließt sich dem bolschewistischen Aufruf zur Demonstration an. Lenin spricht auf dem ersten Allrussischen Sowjetkongress über den Krieg.
Der Vollzugsausschuss des Petrograder Sowjets verbietet die Demonstrationen.
14. Juni: Beschluss der Prov. Regierung, die Konstituante (Gesetzgebende Versammlung) auf den 30. September einzuberufen.
16. Juni: Eröffnung der Allrussischen Konferenz der militärischen Front- und Etappenorganisationen der Bolschewiki in Petrograd.
17. Juni: Kongress der Fabrikkomitees des Allrussischen Textilarbeiter-Verbandes. (Vertreten 104 Betriebe mit über 200 000 Arbeitern.)
Bolschewistische Resolutionen werden angenommen.
18. Juni: Beginn der Offensive der russischen Armee an der gesamten Front. Massendemonstrationen in Petrograd, Moskau und anderen Städten mit bolschewistischen Losungen: „Nieder mit den kapitalistischen Ministern“, „Alle Macht den Sowjets“, „Nieder mit dem Krieg! Frieden“. Gewaltsame Befreiung der politischen Gefangenen aus der Festung „Kresty“.
22. Juni: Gewerkschaftskongress fordert die sofortige Einführung des Achtstundenarbeitstages mit Verbot von Überstunden.
Die vereinigte Sitzung des ZKs des Petrograder Komitees und der Militärorganisation der Bolschewiki spricht sich gegen die sofortige bewaffnete Aktion gegen die Prov. Regierung aus. Die Zeit sei noch nicht reif.
26. Juni: Aufruf des Arbeitsministers Skobolew an die ArbeiterInnen, zu keinen „eigenmächtigen Handlungen“ zu greifen.
30. Juni: 2. Maschinengewehr-Regiment in Petrograd protestiert gegen die Kriegs-Offensive und fordert die Übernahme der Macht durch die Sowjets.

Juli:
1. Juli: Eröffnung der zweiten Stadtkonferenz der Bolschewiki in Petrograd. Eröffnung des ersten Militärischen Frauenkongresses.
2. Juli: Die Kadetten Bourgeois-Minister treten aus der Prov. Regierung aus.
3. Juli: In einer gemeinsamen Sitzung der Kompagnie- und der Regimentskomitees des 1. Maschinengewehr-Regiments wird die Frage des bewaffneten Aufstandes zur Erörterung gestellt.
Streiks, grandiose Demonstrationen der Arbeiter­Innen und Soldaten mit bolschewistischen Losungen in Petrograd.
4. Juli: Machtvolle ArbeiterInnendemonstrationen in Petrograd. Niederschießen der Demonstration, viele Verwundete und Tote. Demonstration von ArbeiterInnen und einzelner Truppen der Garnison in Moskau. Prov. Regierung untersagt jede Straßenkundgebung.
5. Juli: Prov. Regierung verbietet die bolschewistischen Zeitungen „Prawda“, „Okopnaja Prawda“ und „Soldatskaja Prawda“. Offiziersschüler zertrümmern die Druckerei und die Redaktion der „Prawda“.
6. Juli: Befehl der Prov. Regierung zur Verhaftung Lenins. Er geht in die Illegalität.
In Iwanowo-Wosnessensk gewaltige Demonstration der ArbeiterInnen und Soldaten der örtlichen Garnison. Streik der MetallarbeiterInnen in Moskau.
7. Juli: Rücktritt des Ministerpräsidenten Fürst lwow.
8. Juli: Kerenski (Sozialrevolutionär) Ministerpräsident.
9. Juli: Eröffnung der Moskauer Bezirkskonferenz der Bolschewiki.
12. Juli: Prov. Regierung führt die Todesstrafe an der Front wieder ein.
13. Juli: Verhaftung von Kollontaj, Krylenko und Raskolnikow. Verbot der bolschewistischen Presse in Reval.
18. Juli: General Kornilow wird Höchstkommandierender der Armee.
21. Juli: Eröffnung der zweiten Moskauer Gebietskonferenz der Bolschewiki. Verhaftung der Bolschewiki, Trotzki und Lunatscharski.
23. Juli: Erscheinen der ersten Nummer der bolschewistischen Zeitung „Rabotschij i Soldat“.
26. Juli: Eröffnung des 6. Parteitages der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russland, SDAPR, der Bolschewiki.
28. Juli: Prov. Regierung erteilt durch einen Beschluss dem Kriegsminister und Innenminister, die Befugnis Versammlungen und Kongresse zu verbieten.
31. Juli: In Moskau wird der Allrussische Kongress des Bauernverbandes eröffnet.

August:
1. August: Verbannung Zar Nikolai Romanows und Familie nach Tobolsk. Generalstreik in Helsingfors (Finnland)
2. August: Auf dem 6. Parteitag der Bolschewiki, Annahme des Parteistatuts. Begrüßungsresolution der Putilow-ArbeiterInnen an Lenin und die politischen Gefangenen.
5. August: Beschluss des Zentralexekutivkomitees der Sowjets über die Verschiebung der Wahlen zur Konstituierenden Versammlung.
7. August: Generalstreik der ArbeiterInnen der Gummi-Industrie und Bauarbeiter in Moskau. Eröffnung der zweiten Petrograder Konferenz der Betriebskomitees.
9. August: Moskauer Bezirkskomitees der Bolschewiki beschließt Organisierung von Massenprotesten am Tage der Eröffnung der Moskauer Reichsberatung, einberufen von der Prov. Regierung. .
10. August: Verbot der bolschewistischen Zeitung „Rabotschij i Soldat“ (Arbeiter & Soldaten).
11. August: Massenprotest der Moskauer ArbeiterInnen gegen die Reichsberatung. Die Prov. Regierung nimmt das Programm Kornilows vom 3. August an: Weiterführung des Krieges und Abschaffung der Komitees und Sowjets.
12. August: Generalstreik in Moskau am Tage der Eröffnung der Reichsberatung.
13. August: Erscheinen der ersten Nummer der bolschewistischen Zeitung „Proletarij“. Veröffentlichung des Manifestes des 6. Parteitages der Partei der Bolschewiki. Aufruf zur Vorbereitung des bewaffneten Aufstands: „Rüstet euch zum neuen Schlachten, Kampfgenossen! Sammelt Kräfte, standhaft, mutig und ruhig, ohne euch provozieren zu lassen. Schließt euch zu Kampfkolonnen zusammen! Unter das Banner der Partei, Proletarier und Soldaten! Unter unser Banner, Unterdrückte des Dorfes!“
18. August: Resolution des Petrograder Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten gegen die Todesstrafe. Beratung im Hauptquartier der Armee über die Proklamierung der Militärdiktatur.
24. August: Verhandlungen Sawinkows (Sozialrevolutionär, stellv. Kriegsminister) mit Kornilow über die Entsendung eines Kavalleriekorps nach Petrograd. Verbot der bolschewistischen Zeitung „Proletarij“.
25. August: Erste Nummer der bolschewistischen Zeitung „Rabotschij“ (Arbeiter). Beginn des Vormarsches der Kornilowtruppen auf Petrograd.
26. August: Aufruf des ZKs der Bolschewiki zur Organisierung von Arbeiterkampfgruppen in Petrograd, Moskau und anderen Städten.
28. August: Rücktritt der Kadetten-Minister.
30. August: Brief Lenins an das ZK der Bolschewiki über die Taktik der Partei im Zusammenhang mit dem Kornilowaufstand. Kurzfristige Verhaftung Generals Kornilows durch Prov.Regierung, auf Druck der Massenkämpfe gegen den Kornilowaufstand. (Später Freilassung durch Kerenski-Regierung). Niederschlagung des Kornilowputsches. Rücktritt Sawinkows. Ernennung Kerenskis zum Höchstkommandierenden.
31. August: Petrograder Sowjet nimmt eine bolschewistische Resolution über den Aufbau der Sowjet-Macht an. Minsker Gewerkschaftsorganisationen beschließen, eine Rote Garde (Bewaffnete ArbeiterInnenformationen) zu organisieren.

September:
1. September: Die Prov. Regierung ruft Russland als Republik aus. Organisierung der Roten Garde in Kronstadt.
3. September: Erste Nummer der bolschewistischen Zeitung „Rabotschij Putj“ (Arbeiter Weg).
4. September: Besatzung des Minenbootes „Gnjewny“ fordert in einer Resolution den Übergang der gesamten Macht in die Hände der Sowjets.
5. September: In Krasnojarsk wird der Kongress der Sowjets Mittelsibiriens eröffnet, der unter bolschewistischen Losungen durchgeführt wird. Aufruf des Moskauer Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten zum Kampf für die Eroberung der Macht durch das revolutionäre Proletariat und die Bauernschaft. Beschluss über Organisierung der Roten Garde in Moskau.
8. September: Arbeitersektion des Petrograder Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten wählt ein bolschewistisches Präsidium.
10. September: General Duchonin, Stabschef des Höchstkommandierenden. Dritte Petrograder Konferenz der Betriebskomitees.
12. September: Beginn der revolutionären Aktion des Taschkenter Sowjets gegen die Prov.Regierung.
13. September: Bauernaktionen im Gouvernement Kishinew.
14. September: Bauernaktionen im Gouvernement Tambow. Aus Moskau wird zur Niederschlagung eine Expeditionstruppe entsendet.
In allen Rayons Petrograds wird die Schaffung besonderer Stäbe der Roten Garde abgeschlossen.
15. September: Unruhen unter den Soldaten der Garnison in Orel. Eröffnung der ersten nordwestlichen Gebietskonferenz der Bolschewiki in Minsk.
17. September: Lenin kommt aus Helsingfors nach Wiborg zwecks engerer Verbindung mit Petrograd.
19. September: Moskauer Sowjet der Arbeiterdeputierten wählt ein bolschewistisches Exekutivkomitee.
21. September: Beschluss der Demokratischen Beratung über die Organisierung eines Vorparlaments. Petrograder Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten nimmt eine Resolution gegen die Demokratische Beratung an. Zentralkomitee des Allrussischen Eisenbahnerverbandes beschließt, für den 23. September, 24 Uhr den Generalstreik.
22. September: Zentrales Streikkomitee der Eisenbahner ruft Eisenbahnerstreik für ganz Russland aus.
24. September: Sitzung des ZK der Bolschewiki mit Beteiligung der bolschewistischen Delegierten zur Demokratischen Regierung. Dritte Moskauer Bezirkskonferenz der Bolschewiki.
25. September: Die Industriellen des Donezbeckens beschließen in allen Betrieben die Aussperrung. Bildung der dritten und letzten Koalitionsregierung.
26. September: Aufruf des ZKs der Bolschewiki zum Eisenbahnerstreik: „Helft den Eisenbahnern!
27. September: In Baku Beginn des Generalstreiks der Arbeiter der Erdölindustrie.



Stachanow

Stachanow war ein Minenarbeiter, der mit einfachen Mitteln die Produktivität bei der Kohleförderung um ein Vielfaches steigerte. Er wurde zum Vorbild für viele – die Geburt der Stachanow-Bewegung, deren Motor der sozialistische Wettbewerb war. Die dadurch möglichen Leistungssteigerungen der Werktätigen beflügelten den sozialistischen Aufbau. Allerdings kam die Kehrseite dieser Bewegung erst nach und nach ans Tageslicht: Durch das Prinzip der sozialistischen Entlohnung „Jedem nach seiner Leistung“, erhielten die Stachanowleute mehr Lohn. Schleichend verschob sich der Antrieb für die Mehrleistung im Sinne des Kollektivinteresses in Richtung persönliches Interesse an mehr Lohn. Diese negative Seite wurde unserer Meinung nach von der jungen Sowjetmacht zu wenig gesehen, kritisiert und bekämpft.
Für die Vertiefung der Frage von Einschätzung und Kritik der Stachanow-Bewegung empfehlen wir das Studium unserer Artikelserie „Was tun im Sozialismus“, Analyse der Restauration des Kapitalismus veröffentlicht in Trotz alledem! (ab Nr. 66)

„Von der Köchin zur ...

Anna Smirnowa lebte bis 1917 in dem großen lärmenden Petersburg als Hausmagd und Köchin. In diesem Jahre begann sie im Betrieb ‚Treugolnik‘ zu arbeiten und in diesem Jahre hörte sie Lenin am Finnländischen Bahnhof. 1918 begann Smirnowa im ‚Putilow-Betrieb‘ zu arbeiten. Es begannen schwere Jahre. Aber Anna Smirnowa verließ nicht einen Tag den Betrieb, sie sammelte die Arbeiter zu Subbotniks und der ganze Betrieb kannte den fesselnden Agitator, den ausgezeichneten Genossen, die Revolverdreherin Smirnowa.
Am 20. August 1935 wurde das ganze Land von dem Rekord Alexej Stachanows erfaßt. Am 14. September 1935 bearbeitete Anna Smirnowa auf ihrer Revolverbank 800 an Stelle der bisherigen 180 Teile in sieben Stunden. ...
Anna Smirnowa nahm gemeinsam mit anderen Delegierten des Volkes als Deputierte des Außerordentlichen VIII. Sowjetkongresses die Stalinsche Verfassung an.
Smirnowa bereitet sich für das Schiffsbauinstitut vor. ‚Im Alter werde ich noch Ingenieur‘, sagte sie, die ehemalige Köchin, die heute vom Sowjetvolk in den Obersten Rat gewählt ist.“
(Rundschau, Nr. 55, 1937, S. 2093)

Schewalewa, Textilarbeiterin:

„Welchen Paragraphen ich auch lesen mag – alles ist genau wie im Leben, als ob die Autoren der Verfassung zu mir ins Haus gekommen wären und mich über mein Leben befragt hätten...“ M. Braun, Die Werktätigen der SU besprechen den Entwurf der neuen Verfassung, KI, Heft 7, Juli 1936, S. 646)

„Unseren Kindern und Enkeln sind zum Glück die Bitternisse und Leiden erspart geblieben, die unser Los waren, das Los derer, die vor der Revolution gearbeitet haben. Erkrankte jemand von uns, so schleppte er sich doch zur Arbeit, auch wenn er sich kaum regen konnte. Was wäre einem sonst übriggeblieben? Krankengeld gab es nicht, und wenn die Krankheit etwas länger dauerte, so warf der Unternehmer einen auf die Straße. Auch das Los der alten Leute war traurig. Konnte ein alter Arbeiter nicht mehr arbeiten, so mußte er buchstäblich betteln gehen, sorgte doch niemand für ihn, weder der Staat noch der Fabrikant, dem er alle seine Kräfte geopfert hatte.“

Anna Maximowna Paweljewa berichtet:

(A. G. Pogotschenkow, Wie Arbeiter in der Sowjetunion gesunden, Inprekorr, Nr. 93, 1925, S. 1270)

„Es ist zwei Monate her, daß ein Arbeiter unserer Zeche, Chlebestkin, seine Füße kaum nach sich schleifte. Nur seine großen, wie zwei Lämpchen aussehenden Augen glänzten in seinem blassen, abgemagerten Gesichte. Ein ruhiger, guter Muschik. Ein Arbeiter, wie man ihn suchen muß.
– Chlebestkin, warum gehst du nicht zum Arzt? Frage ich manchmal, und er:
– Aber laß das! Keine Zeit! Man muß arbeiten.
– Schau, du bist doch ganz krank.
– Nein, mir ist nichts… ich bin gesund…
Und er wäre bestimmt nicht zum Arzt gegangen. Die Arbeiter selbst mußten dies anzeigen, und er wurde telephonisch ins Ambulatorium vorgeladen. Der Arzt untersuchte ihn. Es wurde bei ihm Tuberkulose im Entwicklungsstadium festgestellt. Und ohne ein Wort zu sagen, ist dieser Chlebestkin in ein Sanatorium gebracht worden.
Heute gehe ich vom Fabrikkomitee (Zankow) in die Zeche. Mir entgegen kommt ein Arbeiter. Ich schaue. Dem Gange nach ist es, als ob es Chlebestkin wäre, jedoch es ist nicht möglich, ihn zu erkennen.
– Guten Tag, Aljoscha! Hast du mich nicht erkannt? – fragte er, mir die Hand reichend. Vor mir ist ein volles Gesicht, ganz braun gebrannt von der Frühlingssonne. Auf den Wangen eine gesunde Röte. Augen, zweimal kleiner als die früheren Lämpchen. Mit einem Wort, ein gesunder, kräftiger Mann.
– Bist du es, Chlebestkin? – fragte ich.
– Ich selbst, – ein fröhliches Lächeln umspielte seine rötlichen Lippen.
– Nun erzähle, wo warst du? In einem Kurort?
– Ja, anderthalb Monate hab‘ ich dort verbracht. 30 Pfund habe ich zugenommen. Ich fühle mich wie neugeboren.
– Nun, was ist‘s mit deiner Tuberkulose?
Chlebestkin brach in ein Gelächter aus und sprach:
– Aber! Lange zu leben hat sie mir befohlen. Noch zur rechten Zeit hat man sie erstickt. Jetzt bin ich gesund wie der Fisch im Wasser.
Wir verabschiedeten uns. Lange noch sah ich dem ersichtlich gekräftigten Chlebestkin nach.“

(L. F. Boros, Das Ende des Schuljahres, Rundschau, Nr. 26, 1935, S. 1319)

„ ‚Wer sind wir?‘ – fragt stolz Anna Mlynek. ‚Unter uns gibt es nicht nur künftige Gelehrte, Arbeiter, Ingenieure, Chemiker und Flieger. Unter uns gibt es Künstler, Komponisten, Schriftsteller, Poeten, Bildhauer. Unter uns gibt es Schachspieler, Handballspieler, Meisterschützen. Ja, so müssen wir auch sein, wir erste Generation, die die Revolution geboren hat. Wir, junge Herren unseres Landes, sind berufen, Raum und Zeit zu bändigen, wir führen eine besondere Rechnung ‚über Minuten und Jahre, Sekunden und Jahrhunderte‘. Wir wollen und werden lange leben! Uns, der Jugend hat doch Lenin die Aufgabe gestellt, die kommunistische Gesellschaft aufzubauen.‘“